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11610 Börsenblatt l Dtschn, Buchhonbet Nichtamtlicher Teil. ^ 231. 5 Oktober 1S10. den Handel gebracht. Das sind also 2 625 000X2.50 — k 552 500 zu rechnen. Das ist doch aber nur eine Fabrik. Viel größer ist vielleicht noch der Umsatz jenes Kundenroman-Verlages, der in Heften die Hintertreppenromane vertreibt. Es gibt aber höchstwahrscheinlich noch vieler solcher Unternehmungen, und die bösen Beispiele verderben bekanntlich gute Sitten. Herr Generaldirektor Beck sieht in diesem Buchvertriebe durch den Seifenhandel reinen wirtschaftlichen Faktor von nicht unbedeutendem Wert, dessen Kosten lediglich auf dem Reklame-Konto der Sunlight-Seifenfabrik mit nicht un bedeutenden Ziffern figurieren«. Das ist sehr geschickt aus gedrückt. Obwohl ich ihm zu den Menschenkindern zu ge hören scheine, »die sich berufen fühlen, über Materien, welche ihnen gänzlich fremd sind, selbstgefällige Urteile zu schaffen«, verstehe ich doch so viel von der Sache, um zu wissen, daß kein vernünftiger Fabrikant seine Reklamekosten bei der Kalkulation unberücksichtigt lassen wird. Die Kosten der Reklame machen, wie das ja auch den Verlegern wohlbekannt ist. einen sehr wesentlichen Teil der Selbstkosten aus, und der Produzent muß sich doch vor allen Dingen richtig seine Selbstkosten berechnen, um den Fabrik- und den Detailpreis seststellen zu können. Nehmen wir einmal an, daß die Seifenfabrik an den Romanen selbst nichts verdient, sondern in der Tat nur die Herstellungskosten im Reklamekonto verbucht! Dann haben die Romane schon bis zum Februar dieses Jahres etwa 2 625 000 x 1,50 — 3 937 500 ^ verschlungen. Inzwischen sind aber 7 Monate hingegangen — wir können also mit rund 4 Millionen rechnen. Um diesen Betrag haben sich die Herstellungskosten der Seife vermehrt, und diese Summe hat das Publikum beim Einkauf von Seife äs kaoto für Bücher bezahlt. Es entzieht sich natürlich meiner Beurteilung, in welcher Weise der Betrag zu den Kosten der Ware hinzu geschlagen wird. Es sind sehr verschiedene Möglichkeiten gegeben: es kann die Qualität verringert, oder für den Ein heitspreis ein geringeres Quantum als bisher geliefert werden, oder der Preis kann erhöht sein — es können aber auch verschiedene Methoden kombiniert werden. Ich behaupte weder das eine noch das andere. Nur von Möglichkeiten spreche ich hier — und auch nicht speziell von dieser Fabrik, sondern ganz allgemein von Fabriken, die dem Konsumenten »Geschenke» machen. Aber welche Methode auch immer angewendet sein mag, so viel steht fest für mich, daß die 4 Millionen (oder auch mehr) bei der Kalkulation nicht unberücksichtigt geblieben sind. Und diese 4 Millionen hat das Publikum, das die Romane gratis zu erhalten glaubt, zu viel bezahlt. Man müßte sagen, es habe die Seife zu teuer bezahlt, wenn es nicht richtiger wäre, zu betonen, daß es — in dem Glauben, ein Geschenk zu erhalten — für 4 Millionen Romane gekauft hat. Wer nun aber Romane beim Einkauf von Konsum artikeln »gratis« erhält, der kaust die Bücher nicht mehr beim Buchhändler. Der reguläre Buchhandel wird also ganz offen bar schon allein durch eine Fabrik um Millionen geschädigt. Das ist der »wirtschaftliche Faktor von nicht unbedeutendem Werte«, mit dem auch wir zu rechnen haben. Herr General direktor Beck bezweifelt allerdings, daß dem Verlagsbuch händler und Sortimenter überhaupt ein Schaden entstehe. Er schreibt: -Es darf doch wohl kaum angenommen werden, daß die Bezieher dieser Romane sich, wenn das Unternehmen nicht bestände, als Ersatz Bücher von der Sortimentsbuch handlung gegen Bargeld kaufen würden.« — Darauf möchte ich erwidern, daß man ebensogut auch das Gegenteil an- Ich rechne hier den „buchhändlerischen Wert", wie oben angegeben, mit 2 bis L ./i. d. h. also mit durchschnittlich 2.SV nehmen kann. Der Lesehunger im Volke ist ganz allgemein; soweit aber Gratisromane zur Verfügung stehen, ist es nicht erforderlich. Bücher zu kaufen. Nun kommt es aber auch gar nicht auf diese unmittel bare Wirkung an. Was die Sunlight-Seifenfabrik tut, können ebensogut 50 andere Fabriken durchführen, die wo möglich noch über größere Kapitalien verfügen. Das System kann ebensogut auf Kaffes. Tee, Margarine. Schokolade, Kakao. Konserven usw. angewendet werden. Wenn 50 Fabriken diesem rühmlichen Beispiel folgen, so vermögen sie in wenigen Jahren den ganzen deutschen Buchhandel zu ruinieren. Wer soll bei dieser Überschwemmung mit Gratisromanen, die schließlich auch noch in die Leih bibliotheken übergehen, überhaupt noch Bücher kaufen? Das sollte schließlich auch die Seifenfabrik einsehen. Was würde sie dazu sagen, wenn die großen Verlagshandlungen in Leipzig, Berlin und Stuttgart damit beginnen würden, Seifenfabriken zu errichten, um jedem Buche, das gekauft wird, ein Paket Seife beizulegen? Das ist schließlich die Konsequenz dieses Systems. Einer frißt den andern auf — eine hübsche Kannibalen-Sitte, übertragen in die Formen moderner Kultur. Hoffentlich kommt es nicht so weit. Die Bachumei Handelskammer hat bereits in einer Eingabe an den Handelsminister in sehr energischer Weise gesetzliche Maß nahmen gegen das Zugaben-Unwesen verlangt; die großen kaufmännischen Verbände haben wiederholt zu der Sache Stellung genommen, und überall in der Fachpresse erscheinen dis schärfsten Artikel gegen diese gröblichen Mißbräuche; es will mir scheinen, daß sich schließlich auch der Buch handel dieser Bewegung anschließen wird. Die Situation ist ja auch viel zu ernst, um noch länger gemächlich zu zuschauen. Auslands-Briefpostsendungen zu ermäßigtem Franko und Porto. Von Ober-Postassistent Langer. (Zur Ergänzung der Mitteilungen in Nr. 225 und 228.) Unter den Begriff „Briefpostsendungen" fallen gewöhnliche Briefe, Postkarten, Drucksachen, Warenproben, Geschäftspapiere und zusammengepackte Sendungen; »Einschreiben« (Franko zwang) kostet allgemein 20 H mehr. In der Richtung aus Deutschland gelten für den Verkehr nach folgenden Ländern und Postanstalten ermäßigte Taxen: Nach den deutschen Schutz, gebieten: Deutsch-Neuguinea, Deutsch-Ostafrika, Deutsch Süd westafrika, Kamerun, Karolinen, Marianen- und Palau-Jnseln, Kiautschou, Marshall-Jnseln, Samoa und Togo, sowie nach den deutschen Po st an st alten in China und Marokko kosten an Franko: der Brief bis 20 x 10 H, bis 250 x (Meistgewicht) 20 die Postkarte 6 H, mit Antwort 10 H; die Drucksache bis 50 ^ 3 -8, bis 100 ß 6 H, bis 250 § 10 bis 500 F 20 H, bis 1 kz; 30 bis 2 (Meistgewicht) 60 die Warenprobe bis 250 x 10 H, bis 350 x (Meistgewicht) 20 «5; die Geschäft-Papiere bis 250 § 10 bis 500 § 20 H, bis 1 30 <Z, bis 2 Lx (Meistgewicht) 60 H; zusammengepackte Sendungen von Drucksachen, Geschäfts papieren und Warenproben bis 2 Meistgewicht zur Taxe für Geschäftspapiere. Welche deutsche Postanstalten in diesen Ländern eingerichtet sind, ergibt sich aus Seite 4 der Posttarife beim Offiziellen Adreß buch für den deutschen Buchhandel. Ausdrücklich sei aber betont, daß für die deutschen Post- anstalten in der Türkei diese Vergünstigungen nicht zutreffen; für diese gelten die allgemeinen Weltpostvereinstaxen (Auslands taxen). Für unfrankierte Briese des Verkehrs mit den deutschen Schutzgebieten und den deutschen Postanstalten in Marokko (nicht China) wird ein Portozuschlag von 10 «H oder dem entsprechenden