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ptichtamtlicher Teil. ^ 91, 20. April 1912. von andern Exemplaren desselben Buchs, bei der man die Differenz am herabgesetzten Preise abzöge, auf Verlangen der-! gütete. Der Katalog sollte wissenschaftlich geordnet werden. ^ Bei einer Auflage von 4000 Exemplaren sollte die Bourgeois zeile 1'/, ggr., für jedes 1000 mehr ^ ggr. mehr kosten. — Der Katalog hatte sich freundlicher Aufnahme zu erfreuen, ries aber auch eine unbeabsichtigte Wirkung hervor. In Nr. 65 des Allgemeinen Anzeigers und Nationalzeitung der Deutschen (vom 6. März 1840) teilt ein Bücherkäuser mit, man müsse dem Herausgeber sehr dankbar sein! das Verzeichnis habe ihn auf den Gedanken gebracht, borderhand allem Ankauf neuer Bücher zu entsagen. Was könne man Besseres tun, als war ten, wenn man nach l^, höchstens 2 Jahren ursprünglich teure Sachen für ein Lumpcngeld kaufe? Wäre es nicht am besten, die Verleger setzten gleich herabgesetzte Preise beim Erscheinen an? Das Publikum sähe sich dann doch nicht ums Geld ge bracht. Wie heute, sogab es auch damals einzelne Verleger, die der »Göttin Kloakine« nicht nur hier und da, sondern gewerbs mäßig dienten, und auch Sortimenter fanden sich, die mit den unsittlichen Büchern einen schändlichen Wucher trie ben. Genau wie es das Börsenblatt kürzlich (Nr. 27) aus Berlin berichtet hat, versteckten sie diese obszöne Literatur in den äußersten Winkeln ihrer Magazine und gewannen damit einige hundert Prozente. Der im Jahre 1787 erschienene »Aufruf an Deutschlands Biedermänner«, alle sittenlosen Schriften zusammenzukaufen und zu verbrennen, Campes Vor schlag (1704) der Errichtung eines Buchhändler-Tribunals, ein Aufruf vom Jahre 1803 »zu einer gesellschaftlichen Ver bindung, der Fabrikation und dem Debit schlüpfriger Bücher zu steuern«, alle diese Bestrebungen ähneln in vollkommenster Weise der mächtigen Bewegung der letzten Jahre gegen die Schundliteratur. Zu dem in letzter Zeit im Börsenblatt öfters behandelten Kapitel: »Buchhandel und Volksbildung« macht Friedrich Perthes im Jahre 1834 in dem schon oben ange führten Geleitwort folgende, auch heute beherzigenswerte Ausführungen, die diese Erinnerungen beschließen sollen: »Eine Vermittelung zwischen der deutschen Wissenschaft und dem Volle, in welchem ein verbesserter und allgemeiner gewordener Schulunterricht Fähigkeit und Verlangen nach Fortbildung in eben dem Maße erweckt hatte, als die rasch fortschreitende Zeit und das leuchtende Beispiel der Nachbar völker sie nöthig machten, war schon längst dringendes Be- dürfniß. Ehre daher dem deutschen Buchhändler, der zur Be friedigung desselben inredlicherAbsicht, aus sicherem und klar erkanntem Wege und mit den rechten Mitteln wirken will und kann! Ein hohes, würdiges Ziel giebt seinen Bestrebungen Werth und sichert ihm die theil- nehmende Mitwirkung und Unterstützung seiner Collegcnl Allein eine Klippe droht, die zu bezeichnen die Pflicht gebietet: es ist das Versinken in denDienst der Seich tigkeit, der Oberflächlichkeit, der Vielwisse rei. des Bilderkrames unter der täuschenden FirmaderVolksbildungnurumdesGewinnes willen! Und wehe unserem Volke und seiner Cultur, wenn der deutsche Buchhandel diese Klippe zu vermeiden nicht im Stande sein sollte; wenn die Mehrzahl seiner Genossen die Wurzel des Baumes, gründliche Gelehrsamkeit und Wissen schaftlichkeit, zu pflegen vergessen könnte, um in übereiliger Hast die bunten Früchte und mit ihnen zugleich vielleicht die Knospen der kommenden Ernten zu brechen. Thun wir viel mehr das Eine, ohne das Andere zu unterlassen!« Den unaufhörlichen Klagen, denen man in den Doku menten des deutschen Buchhandels begegnet und von denen man getrost ein gut Teil abziehen kann, denn geklagt wurde nach echter, rechter Kaufmannsart auch in den besten Jahren, steht eine ebenfalls nicht geringe Zahl von Heilmittel- Vorschlägen gegen wirkliche und vermeintliche übelstände gegenüber. Wie viele Verbesserungsvorschläge sind bereits zum Wohle des Buchhandels gemacht, und wie wenige konnten beachtet werden und wurden beachtet! Etwas Gemeinsames haben alle diese Klagen und Vorschläge: daß sie in gewissen Zwischenräumen, den Zeitläuften entsprechend vielleicht etwas geändert, immer wiederkehren und daß sie sich gern stets als etwas ganz Neues barstellen möchten. Ein Rückblick in die Ge schichte unseres Standes zeigt aber meist, daß Ben Akiba auch hier recht hat, und daß ein Schluß von den häufig übertriebenen Klagen aus den allgemeinen Zustand des deutschen Buch handels nicht ohne weiteres das Richtige trifft. Germanenstolz. Ein Buch für reine Sitt' und Art der Väter wider Schund und Schmutz. Von Franz Weigl. 19l2. Würzburg, Wilh. Ott (vorm. Elt- linger'scher Verlag) 98 S. 8°, broschiert 1 in Leinen gebunden 1 50 ^ ord. Diese Schrift soll uns an dieser Stelle nur insoweit inter essieren, als sie Dinge behandelt, die den Buchhandel betreffen und in buchhändlerischen Kreisen auf Interesse rechnen können. Der Verfasser erblickt in den durch mancherlei Umstände ge lockerten Banden der Zucht und Sitte den zunehmenden Verfall unserer Volkskrast und prophezeit ein neues Jena, wenn nicht die Besinnung und der ernstliche Wille zur sittlichen Reinheit unserer germanischen Vorfahren wieder Einkehr halten. Es ist nicht unsere Sache, festzustellen, inwieweit die Schund- und Schmutzliteratur Schuld an diesen Verhältnissen mitträgt, und ob das Bild ein anderes wäre, wenn sie nicht existierte. Der überwiegende, anständige Teil des Buchhandels steht den Be strebungen zu ihrer Beseitigung ja durchaus sympathisch gegen über. Die vom Börsenverein in dieser Beziehung entfaltete Tätigkeit wird vom Verfasser an mehreren Stellen anerkannt. Das hindert ihn aber nicht, sich einige weitverbreitete Jrrtümer zu eigen zu machen. Nur die Unkenntnis der deutschen Ver legerproduktion in ihrem ganzen Umfange konnte ihn verleiten, von einer Entartung dieser Produktion zu reden. Schlechte Bücher hat es jederzeit gegeben, und wenn eine bestimmte Lite raturgattung einmal in einer besonderen Weise überhand nimmt, so ist es eigentlich eine Beleidigung, durch eine Ver allgemeinerung diese Erscheinung als Entartung der Verleger produktion überhaupt zu bezeichnen. Zu diesen handgreiflichen Jrrtümern gehört auch die sattsam bekannte Statistik des Sechzigmillionenumsatzes der Schundliteratur und der vielen Tausende von Händlern, die davon leben. Die Unterlagen zu dieser Statistik möchte man kennen lernen. Auch teilt der Ver fasser den Standpunkt vieler in der Antischundbewegung stehenden Leute, daß die Produktion des regulären Buch handels an billigen und guten volkstümlichen Schriften nicht ausreichte und es darum nötig sei, mit Hilfe aus Privathand ge spendeter Mittel neue Bücherkollektionen zu schassen. Seine An gaben geeigneter Ersatzliteratur sind dementsprechend dürftig genug ausgefallen. Wir empfehlen ihm, sich hier einmal erst genau zu informieren, damit er zu der Erkenntnis kommt, daß neue Kollektionen und Kollektiönchen vollständig überflüssig und nur geeignet sind, den Überblick über das reichlich vorhandene Gute zu erschweren. Abgesehen von diesen Mängeln hauptsächlich informato rischer Natur und einem spezifisch katholischen Anstrich des Ganzen verdient die nicht ohne innere Begeisterung geschriebene Schrift in ethischer Beziehung die Beachtung aller Gebildeten, denen an der sittlichen Gesundung unseres Volkes ge legen ist. i?. Verbote und Verbotsaufhebungen deutscher Bücher in Rustland. <Vgl. Nr. 23 u 7« d. Bl.) Dezember 1911. 4. Ganz verbotene Bücher. Figner, Wera: Russische Gesängnisse. 38 S. 8°. Berlin ISN, Buchhandlung Vorwärts. 78 <Z.