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^ 205, 5. September 1910. Nichtamtlicher Teil. «»rs-nila« I. d. -»Ich,,. s^chh»^d,l. 10020 merzungen in der ursprllnglich bestimmten Auswahl der Worte vornehmen mußte. Die jetzige, sozusagen end gültige Ausgabe enthält hauptsächlich nur diejenigen Mcrk- worte, die dem Verlag und Buchhandel direkt eigentümlich sind, sowie diejenigen, die auf diesem Gebiete einen beson deren Sinn haben. Den Wörterbüchern in den anderen Sprachen wird diese französische Veröffentlichung zugrunde gelegt werden. Für die enorme hier geleistete Arbeit wurde dem Pariser Oerels äs la librairis; sowie der Wörterbuch kommission und insbesondere den H-rren Hetze! und Delalain der lebhafte Dank der Tagung ausgesprochen. Das internationale Buchhändlerverzeichnis— es wurde hierfür der Tilel »Uöpsrtoirs« (Verzeichnis) statt des ursprünglichen Titels »Jahrbuch» gewählt, weil die Ver öffentlichung doch nur in größeren Zwischenräumen, z. B. alle fünf Jahre, wird erscheinen können — wurde der Ver sammlung vom Spiritus rsotvr des ganzen Unternehmens, Herrn Alfred Voerster(Leipzig), in Form eines Probebandes, der folgende Einteilung zeigte, vorgelegt: Der erste Teil enthält ein alphabetisches Verzeichnis derjenigen Verleger und Buchhändler, die mit dem Auslande ständige Be ziehungen unterhalten; den in das Verzeichnis aufgenom menen Namen sind sehr bemerkenswerte abkürzende Zeichen beigegeben. Im zweiten Teil finden wir das systematische, nach Wissenschaften, Künsten usw. geordnete Verzeichnis oder die Einteilung der Firmen nach ihrem Geschäftskreis und nach den verschiedenen Wissenschaften, die ihre Haupttätigkeit beanspruchen. Im dritten Teil werden die Verleger und Buchhändler nach der geographischen Ausbreitung verzeichnet; hier ist ein Slädteicgiftec beigefügt. In den vierten Teil sollen anhangsweise Anzeigen und Reklamen ausgenommen werden Um den internationalen Charakter des Werkes klar heroorzuheben, wurde in der Abfassung der einzelnen Notizen die deutsche, englische und französische Sprache unterschiedslos verwendet, d. h. die Sprache, in der die jedes Haus be treffenden Angaben abgetaßl sind, ist in der Regel auch die Sprache, in der diese Angaben geschrieben und eingesandt wurden. Die in anderen Sprachen ausgefüllten Fragebogen wurden ins Französische umgeschrieben. Bis jetzt hat das Permanente Bureau ungefähr SOOO Zettel, die in den genannten drei Sprachen nach einem von Herrn Voerster verfaßten Fragebogen redigiert waren, versandt, wovon mehr als ein Drittel wieder einging, und 2000 schon bearbeitet sind. Die Abfassung der einzelnen Notizen, sowie die Überwachung des Satzes und Drucks des Verzeichnisses soll vom Permanenten Bureau unter Aussicht einer besonderen, vom Exekutivkomitee zu ernennenden Kommission besorgt werden. Herr Voerster, der in der Versammlung auch der Mitarbeit des Herrn Albert Brockhaus lobend gedachte, richtete an den Kongreß einen dringenden Appell zu wirk samer Unterstützung dieser internationalen Veröffentlichung durch rasche Einsendung der geforderten Angaben, denn die gesammelten Materialien veralten rasch. So sieht sich das Permanente Bureau vor eine bedeutende Aufgabe gestellt: es wird sich entwickeln müssen. In Hin blick auf diese Ausdehnung wurde der bisherige Sekretär, Herr Melly, einstimmig von der internationalen Kom mission zum Generalsekretär ernannt. Wie bisher wird nach dem Reglement des Kongresses, was in Amsterdam mehr fach betont wurde, das Permanente Bureau das Verwaltungs organ sein, das vom Exekutivkomitee, dem eigentlichen Mittel punkt der internationalen Verlegeroereinigung, geleitet wird. Wird dieses Komitee beschließen, eine Vierleljahrsschrift herauszugeben, die sein Sprachrohr zu bilden und zudem den Verlegern Gelegenheit zu bieten hätte, alle aktuellen Fragen zu erörtern, wie dies ein auf einen Bericht des Herrn I. G. Robbers jr. (Amsterdam) hin angenommener Wunsch dem Komitee nahelegt? Dies wird vom Stande der Finanzen abhängen, die durch die Herausgabe des Buch- händlerverzeichnifses auf eine harte Probe gestellt werden; ferner wird dabei auch die Zahl der neuen Fragen eine Rolle spielen, die bis zur nächsten Tagung auftauchen werden. Diese Tagung soll auf die Einladung des Herrn Viktor Ranschburg, der dazu von seinem Verlegeroerein, dem Nagz-ar Löoxvlrsrssköckvlr, ermächtigt war, in zwei Jahren in Budapest stattstnden. »Holland ist im Laufe der Zeiten ein Staat gewesen, wo Buchdruck und Buchhandel zur hohen Blüte gelangten, und es gab eine Epoche, wo es an der Spitze der Nationen stand, nicht nur was Schnitt und Guß der Lettern, Druck und äußere Ausstattung des Buches anbelangte, sondern auch hinsichtlich der Verbreitung des Buches in allen Ländern der damals bekannten Welt.« Zur Bekräftigung dieser in der Eröffnungsrede gesprochenen Worte*) hatte Herr van Stockum den Kongreßteilnehmern einen sehr schönen Band gestiftet (s. die Bibliographie am Schluß), der die Wiedergabe einer großen Anzahl von gedruckten oder handschriftlichen Dokumente enthielt; sie sollten die vielfachen und ausgedehnten Beziehungen, die der niederländische Buchhandel einst mit dem Auslande unterhalten hat, dartun. Zugleich schilderte er in dieser Eröffnungsrede in großen Zügen die Geschichte dieses Buchhandels, zu der der Band gewissermaßen die Illustration bildete; er zeigte, wie im sechzehnten Jahrhundert Holland, von allen Seilen durch einen mächtigen Gegner um zingelt und, kaum ein Drittel des jetzigen Gebietes ein nehmend, keine andere Zuflucht hatte als das Meer. -Man entwarf daher Seekarten, man machte Atlanten, um den Kapitänen und Lotsen die sicheren Meeresrouten anzugeben; alles mußte neu geschaffen werden, aber die Verleger schreckten vor solchen Schwierigkeiten nicht zurück.» So ent standen jene Bücher, jene holländischen Kartenwerke, deren Anblick eine Augenweide und ein Gegenstand der Be wunderung ist. Im siebzehnten Jahrhundert finden wir als eine der interessantesten Besonderheiten dieses Buchhandels die unbe rechenbare Zahl von Werken, die solche fremden Autoren zu Verfassern hatten, die aus religiösen oder politischen Gründen zum Verlassen ihres Landes genötigt worden waren und nun in Holland eine sichere Zufluchtsstätte, ja eine zweite Heimat gefunden hatten. »H er konnten sie frei arbeiten; hier fanden sie, ohne von der Zensur oder von willkürlicher Reglementiererei belästigt zu werden, Verleger, deren Ge- schäfisgewandtheit den Büchern eine Verbreitung weit über die Grenzen ihres Landes hinaus sicherte.» In dieser Be ziehung hat man gesagt: »Alle verfemten Bücher, alle Schriften, welche Vorboten der großen politischen Umwälzungen waren, wurden in den .Vereinigten Provinzen' gedruckt; hier ist die periodische Presse entstanden; hier wurden die ersten Zeitschriften gegründet.» Die sogenannten Geheimausgaben, die außerordentlich selten geworden sind, sind die merk würdigsten Aktenstücke aus jener Zeit, und angesichts der eigentümlichen Schicksale manches Buches, von dem er Proben in seine Sammlung ausgenommen hat, konnte Herr van Stockum sich wohl an die Teilnehmer des Kongresses mit folgenden Worten wenden: Ist die Entstehung von Werken, die als Verfasser Schriftsteller hatten wie Galilei, Descartes, Pascal, Comenius, Böhme, Hobbes, Locke, Lesage, Montesquieu, Prevost, Voltaire, Rousseau und so viele andere, nicht hochinteressant für die Kenntnis der Epoche, in welcher sic lebten, und für das Eindringen in ihre Persönlichkeit? Ist es nicht ergreifend, die Schwierigkeiten kennen zu lernen, *) Vgl. Nr. 189 des Börsenblattes vom 17. Vlll. 1910.