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83, 12. April 1899. Nichtamtlicher Teil. 2723 sich Nonpareille zum Lesen nicht mehr eignet; aber zum Nach schlagen wird es noch als deutlich genug anerkannt. Bei dem (Oktav-)Format, das gewählt ist, gehen auf den Bogen 3360 Zeilen oder 201600 Buchstaben. Ein Bogen der in Rußland erscheinenden sogenannten dicken Monatsjournale (inHeften von durchschnittlich 40 Druckbogen) hat — allerdings bei einem weit kleineren Format — gewöhnlich 33000 Buchstaben. Der Inhalt der 16 Bände der Gesetzsammlung ist auf 183 Bogen gebracht, mit zweispaltigem Satz. Diese Bogen enthalten also 5856 Spalten, 614800 Zeilen oder 36899800 Buchstaben, d. i. gegen 30 Hefte oder fast 3 Jahrgänge eines der genannten Monatsjournale, wie -Europas Bote», »Die russische Idee» u. a. Der Druck wird als scharf, sauber und korrekt gelobt. Das Buch lasse sich bequem in ivei Bände zerlegen und nehme einen sehr bescheidenen Raum auf cm Bücherpulte ein. Was das Buch rostet ist leider nicht ange geben. Liormiüi,» nach dein russischen -Regierungs- Voten») k. Musikalicn in Warenhäusern. — Aus Anlaß eines kürz lich vorgekommenen Falles, in dem ein Verlagsbuchhändler für einen Besteller Musikalien bezogen hat, die dann ohne sein Wissen und Wollen ihren Weg in ein Warenhaus gefunden haben, er mahnt der Vorstand des Vereins der Berliner Musikalienhändler in einem vertraulichen Rundschreiben vom 6. April die Verleger wiederholt zur Vorsicht bei Lieferung von Partieen gangbarer Musikstücke an solche Firmen, die dem Musikalienhändler unbekannt sind. Solche Partieen gingen, so heißt es, fast ausnahmslos an die Bazare. Goethe-Jubiläum. — Die Stadt Fankfurt a,M. wird Goethes 150. Geburtstag festlich begehen. In einer beim Ober- Bürgermeister Adickes stattgehabten Versammlung wurden die Grundzüge für die Gedenkfeier festgesetzt. Wie die Frankfurter Zeitung berichtet, wird Sonntag den 27. August eine Serenade vor dem Goethe-Denkmal stattfinden, für den 28. August sind ein Festzug der Schüler, Festversammlung des Hochstiftes und der Goethe-Gesellschaft und ein Festmahl vorgesehen. In den beiden Theatern wird -Tasso» und -Egmont» gegeben. Von der Ver anstaltung eines allgemeinen Festzugcs wurde aus verschiedenen Gründen abgesehen. Bibliothek-Diebstahl. — Aus der Bibliothek des bischöf lichen Gymnasiums Josephinum zu Hildesheim ist, wie der »Hannoversche Courier» berichtet, eine größere Anzahl wertvoller Handschriften und Bücher, namentlich auch Inkunabeln, durch einen ehemaligen Schüler der Anstalt zu verschiedenen Zeiten mit An wendung von Nachschlüsseln entwendet worden. Eine Reihe von Handschriften und Büchern konnte zurückgcschafst werden, eine nicht unbedeutende Anzahl davon, namentlich die einzig vorhandene Handschrift -Chronik des Johann Oldecop«, fehlt aber noch, und es ist der Verdacht begründet, daß der Dieb diese entweder bei Freunden oder Bekannten verborgen hält oder sie zu seinem Vor teil verwertet hat. Der betreffende Schüler ist ins Untersuchungs gefängnis abgeführt worden. Internationale Ausstellung für neuzeitigc Buch ausstattung in Krefeld. — Am 29. März d. I. wurde unter dem vorstehenden Namen eine interessante Buchausstellung im Kaiser Wilhelm-Museum in Krefeld eröffnet. Eine zahlreiche Versammlung angesehener Bürger hatte sich zu dem Eröffnungsakte cingefunden. Als Vertreter der Stadt begrüßte der Oberbürger meister, Herr Geheimer Rat Küper, die Erschienenen mit folgender Ansprache: -Meine Herren! Wie bekannt, enthält das Statut des Museums die Bestimmung, das künstlerische Leben und das Interesse an der Kunst in Krefeld wachzuhalten und aus die Hebung der Kunst und namentlich des Kunsthandwerks fördernd und be lehrend einzuwirken. Was nach dieser Richtung bereits ge schehen, ist bekannt. Wieviel das ist, und wieviel wir da den zu dem genannten Zwecke ins Leben getretenen Organen zu verdanken haben, davon zeugen die verschiedenen Ausstellungen, unter ihnen insbesondere auch die Ausstellung für neuzeitige Buchausstattung, die wir heute hier eröffnen. Ein Blick auf sie wird uns zeigen, daß sie dank dem Entgegenkommen der Reichs druckerei in Berlin und verschiedener Herren, namentlich aber dank der umsichtigen und thatkräftigen Initiative des Herrn Direktors vr. Deneken nicht lediglich eine Lokalausstellung dar stellt, sondern daß sie weit über die engen lokalen Grenzen hinaus einen internationalen Charakter trägt. Möge diese Ausstellung, mit diesem Wunsche eröffne ich sie, dazu beitragen, die in das Fach einschlagenden Gewerbe zu fördern und kräftig anzuregen, möge sie dann auch besonders für unsere Vaterstadt von Nutzen und Wert sein.» Nach ihm richtete der Leiter des Museums, Herr Direktor vr. Deneken, folgende Worte an die Versammelten: -Neben dem Bild ist wohl das wichtigste Mittel für die Förderung ^unserer geistigen Bildung das Buch. Die guten Bücher in unseren Bibliotheken bilden für uns einen Kreis stiller Freunde, mit denen wir beständig im Verkehr stehen, und die uns Freude, Erholung und Genuß bereiten. Ganz analog wie bei unseren lebenden Freunden, legen wir auch bei ihnen den Hauptwert auf den inneren Gehalt. Wir finden diesen freilich gleichermaßen in einem Reclamschen Buche wie in einer reichen Prachtausgabe. Dennoch aber sollen wir auch der äußeren Erscheinung eines Buches gegenüber nicht gleichgiltig sein. Denn ein angenehmes Aeußere verfehlt nicht den Eindruck auf das Auge und bildet den Geschmack, es läßt daher auch von vornherein mehr Interesse am Inhalt aufkommen. Deshalb ist die Forderung wahlberechtigt, daß wir sogar die größten Ansprüche an die äußere Erscheinung dieser unserer Bildungs mittel stellen. Wir sind es gewohnt, die Feinheit des Geschmacks eines Menschen an seinen Möbeln, Teppichen, kurz an der Ein richtung seiner Häuslichkeit zu messen. In den Bibliotheken läßt sich aber sehr häufig Geschmack und Gediegenheit des Aeußeren vermissen. Die heutige Ausstellung will nun den Versuch machen, in dieser Beziehung die Augen zu schärfen. Sie will uns die mannigfaltigsten Verfahren des Drucks, der Ausstattung, des Einbindens von Büchern in einer Auswahl aus allen Ländern vorführen. Daß diese Auswahl so reichhaltig ist und sich auf so viele Länder erstreckt, verdanken wir der Bereit willigkeit vieler, die dazu mit Freuden beigetragen haben. Ich nenne außer der Reichsdruckerei noch die Herren von Zur Westen-Berlin, Freiherr von Foelkersam - Berlin, Wilhelm Suhr, Besitzer der Commeterschen Kunsthandlung in Hamburg, vr. Kautzsch, Direktor des Buchgewerbemuseums in Leipzig, den wir hier unter uns zu sehen die Ehre haben, Baensch, den Be sitzer der Drugulinschen Buchdruckanstalt in Leipzig, und Mayer- Graefe-Paris. Ich glaube, daß die Anwesenden mir freudig zustimmen, wenn ich allen diesen Herren für ihre Bereitwilligkeit und ihr Entgegenkommen den wärmsten Dank ausspreche. Gilt doch diese Ausstellung der Belebung und der Verfeinerung des Geschmacks unserer Krefelder Kreise, und zwar nicht nur der Besitzer und Liebhaber von Büchern und Werken, sondern auch der Verfertiger. Hoffen wir denn, daß die Ausstellung nach beiden Seiten hin reiche Früchte tragen möge, daß sie die Liebe und Freude am Buch und seiner schönen Erscheinung erhöhen und vor allem, daß sie viele ermuntern möge, unser Krefelder Buchhandwcrk durch geeignete Aufträge leistungsfähig und stark zu machen!» Hierauf begann unter der Führung des Direktors der Rund gang durch die Ausstellung, die aus Deutschland, Oesterreich, England, Amerika, Frankreich, Belgien, Holland, Skandinavien, Italien, Spanien und anderen Ländern zum Teil vorzüglich beschickt war. VI. internationaler Preßkongreß in Rom. — Am zweiten Kongreßtage waren die Teilnehmer bei der römischen Künstler-Genossenschaft zu Gaste geladen. Der Abend verlief in wahrhaft glänzender Werse. Im Konzert wirkte die bekannte Violi nistin Teresina Tua mit. Am Donnerstag fand im Teatro Constanzi eine große Galavorstellung statt, bei der Puccinis -Va vobsras« mit der Bellinzoni zur Aufführung gelangte. In der Sitzung des Kongresses am 7. d. M. ergriff nach Erledigung der Tagesordnung Lepelletier (Paris) das Wort. Er dankte dem Könige und der Königin, allen Autoritäten Italiens, dem italienischen Komitee und endlich in schwungvollen und bewegten Worten dem Präsidenten Herrn Wilhelm Singer für die würdige Repräsentation, sowie für den Takt und die gute Gesinnung in der Frage der Freilassung der gemaßregelten italienischen Jour nalisten. (Lebhafter Beifall.) Redner brachte dann in schwung vollen Worten ein Hoch auf Italien aus. — Als nächster Ver sammlungsort des Kongresses wurde Paris angenommen. Nach dem Kongresse versammelte sich das Komitee, um sich zu konstituieren. Zum Präsidenten des Pariser Kongresses und des Central-Bureaus wurde Wilhelm Singer (Wien) wiedergewählt, zu Vice - Präsidenten wurden Hauptmann Schweitzer (Berlin), Berasa (Madrid), Hebrard (Paris) und Borelli-Viollier (Italien), zum Schriftführer Janzon, zum General-Sekretär Tannay, zum Kassierer Cauler gewählt. Als Versammlungsort des Komitees wurde London bestimmt. Am 8. April besichtigten die Kongreßmitglieder die Ausgra bungen auf dem Forum und fanden sich sodann auf dem Palatin ein, wo in einem Zelte ein Festmahl eingenommen wurde. Der Unterrichtsminister Baccelli hielt hierbei eine lateinische Ansprache, worin er ausführte, daß die Gebildeten aller Nationen eine große Familie zur Erhaltung der Kultur bildeten. Der Bürgermeister 364*