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468Ü Nichtamtlicher Theil. Nit 246, 24. Öctober. Schüler genießt in Stuttgarter Verlegerkreisen eines guten Rufes, den sie durch die ausgestellten Galvanos und von ihnen gedruck ten Bilder aufs neue bewährt. Ihr schließt sich als gleich em- psehlenswerth die Druckerei von Hugo Schmidt an, die in einem großen Katalog eine überwältigende Auswahl von Untergrund karten, Etiquetten rc. dem Auge vorführt: Alles in geschmackvollen Mustern und anerkennenswerth sauberer Ausführung. Es folgt die Firma Eger L Distler mit den Bilderbüchern ihres Verlags, die bei mäßigen Preisen gleichen Ansprüchen genügen werden, und ferner die Stuttgarter Abtheilung der allbekannten Düsseldorfer xylographischcn Anstalt von R. Brend'amour L Co., welche durch bedeutsame Proben aus Holzschnittwerken vertreten ist. Die Ausstellung von I. F. Schreiber in Eßlingen ist der Größe und Bedeutung dieses Hauses entsprechend reichhaltig und imposant: ein illustrirter Katalog, der speziell für sie gedruckt zu sein scheint, erleichtert die Sichtung der vor mir aufgehäuften Schätze. Der auf dem Gebiete des Farbendrucks ungemein viel seitige Verlag umfaßt Bilderbücher, Jugendschriften, Modellir- cartons, Laubsägevorlagen und vor allem die vielfach amtlich empfohlenen und in fast allen Schulen eingeführten Wandtafeln für den Anschauungsunterricht. Anerkannte Autoren, wie Bier- natzki, Jsabclla Braun, Kath. Diez, Grube, Naveau, Nieritz, Ohly, H. Pichler, Schott, G. H. von Schubert u. A., gewährleisten treff liche Texte, während eine Reihe guter Zeichner für entsprechende Illustrationen besorgt ist. Als letzte Verlagsfirma (last not least) habe ich die alte ehrenwerthe I. B. Metzler'sche Verlagsbuchhandlung zu nennen, welche zugleich die Druckerei des Hauses mit einbegreift. Neben Matrizen, Galvanos und Druckproben als Producten der Druckerei- thätigkeit mögen als ältere bekannte Werke Pauly's Real- encyklopädic und der große, speziell württembergische Schulbücher verlag und aus neuerer Zeit verschiedene anerkannt sorgfältig bearbeitete Gesetz-Ausgaben und endlich der osficielle Katalog der in Rede stehenden württembergischen Landes-Gewerbeansstellung genannt sein. Ungern vermißte ich aber ein vollständiges Exem plar der von Schwab mit Osiander und Tafel besorgte» Ucber- setzungen griechischer und römischer Prosaiker und Dichter, welches Sammelwerk trotz mancher Nachahmungen noch immer unerreicht dasteht und von deutschem Fleiß, Gelehrsamkeit und Ausdauer ein ruhmvolles Zeugniß ablegt. Es folgen noch die Stuttgarter Bereinsdrnckerci und Adolf Bonz Erben, beide mit Accidenzdruckproben, die darthnn, aus welcher erfreulichen Höhe zur Zeit der Buchdruck i» Stuttgart steht. Beiden Firmen das Zeugniß auszustellen, wirklich Aus gezeichnetes zu leisten, darf ich mir um so weniger versagen, als sie sich neben der überwältigenden Concurrenz des Platzes mit besonder» Ehren behaupten. In weitere Details vermag ich nicht einzngehen, da hier mit die bnchhändlerischc Abthcilung als solche auch räumlich ab geschlossen ist, und fernere Aussteller, die ich überdies an andern Stellen suchen müßte, nicht so eigentlich oder auch keineswegs als Buchhändler, sondern vielmehr als Papiersabrikanten, Buchdrucker, Xylo-, Litho-, Photographen rc. ausstellten: Angehörige der poly graphischen Gewerbe, welche in den Kreis meiner Betrachtung zu ziehen ich mir von vornherein versagt habe. Es wäre von ihnen noch manches Rühmliche zu bekennen, da Viele wirklich Vortreff liches leisten — sie müssen aber für diesmal in nanientlicher Auszählung und Würdigung übergangen werden, zumal sie ja ohnehin zu größerem Theile mit ihren Leistungen in der buch händlerischen Abtheilung vertreten sind. (Schluß folgt.) Miscellcn. Zur Beachtung! — Die M. Lengfeld'sche Buchhandlung (A. Ganz) in Cöln hat an Private (Gerichtsvollzieher) ein Rund schreiben gesandt, in welchem sie das in ihrem Verlage erschienene „Alphabetische Ortschafts-Verzeichniß der Rheinprovinz und West- phalens" von I. C. Axer wie folgt anbietet: „Der Preis ist für broschirte Exemplare 6 Mark, für gebundene Exemplare 7 Mark SO Pf." Auf einer beigefügten Post-Bestellkarte wird noch bemerkt, daß die Ausführung eines etwaigen Auftrages franco gegen Nach nahme erfolge. Diesem Anerbieten gegenüber bemerkeich, daß die letzte in meine Hände gelangte Factur der Lengfeld'sche» Buchhand lung vom 9. September a. o. lautet: 3 Axer, Ortschafts-Verzeichniß. ä „/ki 8. „L 18. — §>. Porto. . . „ —.25 „ I8.H) Also 8 Mark ord., 6 Mark netto! Da nun die Lengfeld'sche Buch handlung dem Publicum franco liefert, so hat dasselbe also noch einen Vortheil vor dem Sortimentsbuchhändler! Sollte die Lengfeld'sche Buchhandlung sich hinter die übliche Ausrede ver schanzen, daß der Sortimentsbuchhandel sich nicht genug für das Buch interessirt habe und sie daher direct manipuliren müsse, so kann ihr das als Sortimentsbuchhandlung Niemand verwehren; daß sie aber auch mit dem von ihr selbst festgesetzten Ladenpreise in schleuderhafter Weise manipulirt, ist ein großes Unrecht. 51. ck. Die Reichslandc und die neue Orthographie. — Unter den Miscellen in Nr. 23K d. Bl. ist mitgetheilt, Professor Michaelis in Berlin habe ausgesprochen, die neue Rechtschreibung sei nunmehr in „allen deutschen Staaten" eingesührt. Wenn Pros. Michaelis dies wirklich gesagt hat, dann würde dies beweisen, daß derselbe entweder sehr schlecht orientirt ist, oder er müßte der elsäßischen Protestpartei angehören, die Elsaß-Lothringen immer noch nicht als zu Deutschland gehörig anerkennen will; denn in den Reichslanden ist von Einführung der neuen Orthographie vorläufig noch gar keine Rede. Für die reichsländischen Schulbücher-Ver- leger ist dies sehr mißlich; denn damit, daß sie darauf hingewiescn sind, ihre Schulbücher in alter Orthographie zu drucken, schneiden sie sich den Absatz nach Altdentschland ab. Dauernd wird diese Weigerung gegen Einführung der neuen Orthographie doch nicht ausrccht zu erhalten sein, sodaß die Verleger nur ganz behutsam an neue Auslagen herantretcn müssen; denn für manche Lesebücher ist der Bedarf in den Reichslandc» allein nicht ausreichend genug, um ganze Auslagen selbst bei Gewährung einer Präclusivfrist zu ver brauche». Haben die reichsländischen Verleger nun bereits dadurch zum Theil wesentlichen Schaden erlitten, daß sie vom Schulbllcher- markt Altdcutschlands verdrängt wurden, weil sie nicht in der Lage waren, den Anforderungen der neuen Orthographie gerecht zu wer den, so steht ihnen aus dem heimathlichen Absatzgebiet neuer Verlust bevor, der vermieden worden wäre, hätte man sich gleich dem nord deutschen Vorgehen angeschlossen. Die Nat.-Ztg. schreibt: „Bernhard Tauchnitz hat das dritte Tausend seiner berühmten „ll'uuebnitL Lckition" begonnen. Das Erscheinen des 2000. Bandes selbst steht noch aus, da unvorher gesehene lknstände dasselbe verzögern. Wahrscheinlich handelt es sich um eine Ueberraschung. Dem fleißigen und um die Kunde englischer Literatur in Deutschland hochverdienten Leipziger Ver leger gebührt die größte Anerkennung für sein erfolgreiches Wirken. Daß Baron Tauchnitz weit über seine streng juristische Verpflichtung hinaus den fremden Autoren, namentlich den Amerikanern, gerecht wird, ist bekannt, verdient aber auch bei dieser Gelegenheit rühmend hervorgehoben zu werden.