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^ 246, 24. Oktober. Nichtamtlicher Theist 4681 mcssungskunde" mögen als besonders margnante Erzeugnisse des intelligenten Verlegers angeführt sein. In der Reihe folgt Adolf Cloß, der als Tylograph eigent lich nicht zu nennen wäre, indessen durch seine Ausstellung der großen Prachtwcrkc von Engelhorn, Gebrüder Kröncr und Spc- mann, deren Illustrationen er sämmtlich schnitt, eine ehrenvolle Erwähnung verdient. Durch ihn werden diese drei großen Firmen, die wir sonst durchaus vermissen wiirden, zu meiner Freude wenigstens in etwas repräsentirt. Die Buchhandlung der Evangelischen Gesellschaft ist durch Erbaunngsschristen, Tractate und biblische Bilder vertreten. Folgt die altehrwürdige Ricger'sche Verlagsbuchhandlung mit den bekannten Autoren Hogarth - Lichtcnberg, W. Haust, (Demokritos-)Wcber, Zimmcrmann, Viardot und Heinrich Heine als Verfasser einer Einleitung zu Cervantes' Don Quixote. Neuer dings hat sich die Firma nicht ohne Glück der Herausgabe von Reichsgesetzen unter bewährter Redaction zugewendet. Als außer ordentlich sorgfältig und übersichtlich ausgesührt mögen noch Henzler's Schulwandkartcn empfohlen sein, die aber so hoch hängen, daß sie schwachen Augen kaum erkennbar sind. Eine der größten und elegantesten Ausstellungen bietet Paul Nest, der in illustrirten und sprachwissenschaftlichen Werken eine der ersten Stellen im württembergischen Verlagsbuchhandel ein nimmt. Der durch die treffliche Ausstattung seiner Artikel rühm- lichst bekannte Verleger hat seinen Geschmack auch diesmal wieder im Arrangement der Ausstellung bewährt, und wenn auch seine Schränke verschlossen sind, so hat er doch — gerade wie I. F. Schreiber in Eßlingen — wenigstens dafür gesorgt, daß sein Verlagskatalog, den der Galcriediener verabfolgt, durch die Fülle des von ihm Ausgestellten einen sichern Führer abgibt. Neff's sprachwissenschaftlicher Verlag: Lexika, Conversationsbüchcr und Chrestomathien, ist allbekannt; von seinen und allen andern Holz- schnittwerken reiche ich der großen, mit herrlichen Landschaften von der Meisterhand des verstorbenen Gustav Cloß geschmückten Anthologie „Natur und Dichtung" die Palme: sie ist ein bis heute unübertroffenes Prachtwerk. Jaennickc's Grundriß der Keramik, ein unentbehrliches Werk für Sammler und Kunstfreunde, das Polychrome Ornament nach dem Französischen des Racinef, diese unerschöpfliche Fundgrube für das Kunstgewerbc, die ver schiedenen Ausgaben von Schwind's beiden herrlichen Cyklen: „Die schöne Melusine" und „Die sieben Raben", und endlich die großartigen Unternehmungen in unveränderlichem Lichtdruck: Die goldene Bibel, die Classiker der Malerei und die Kunst für Alle legen sin beredtes Zeugniß von dem kunstsinnigen Streben und dem Muthe Nest's ab, deren Bedeutung dadurch nicht geschmälert wird, daß ich, um auch nach dieser Seite gerecht zu sein, von verschiedenen Vorlagen für Bilder in den soeben genannten Licht druckwerken sagen muß, daß sic nicht besonders glücklich ge wählt sind. Neben Nest's glänzendem Schrank finde ich die bescheidene, aber immerhin inhaltsschwere Ausstellung der Privilcgirten Württembergischen Bibelanstalt mit Bibeln aller Art, auch der Blindenbibel, welche seit 1863 von den blinden Zöglingen der Nicolauspflege in Stuttgart gedruckt wird. Die Ausstattung dieses Verlags ist eine höchst solide, der Tendenz vollauf entsprechende, die alles Lob verdient. Verwandt mit der Bibclanstalt erscheint die Firma I. F. Steinkopf, welche die protestantische Theologie, die Erbauungs literatur und die Jugendschrift mit bestimmt ausgesprochener Tendenz cultivirt. Jene wird durch Autoren wie Beck, Merz, Oetinger, Hamberger, Palmer, Kübel, Hofacker u. A. würdig vertreten, während der Jugendschristen-Verlag gleichfalls Namen von gutem Klang wie Sewell, Weitbrecht u. A. nennt. Schickhardt L Ebner Pflegen mit Vorliebe das, was ich füg lich Sportverlag nennen darf. Der bekannte Thierzeichncr Specht entfallet hier seine brillante Technik und Volkers hat Pscrde- racen geliefert, die eine Autorität wie der württembergische Hof maler von Bohn in Zeichnung und Schnitt als geradezu unüber trefflich bezeichnet. Die Ausstattung der Werke dieses Verlags ist eine außerordentlich solide, welche ausdrücklich anerkannt werden muß. Ang. Weismann in Eßlingen stellte einige Musikalien und Schulbücher aus, während die in weiteren Kreisen jedenfalls gänzlich unbekannte Firma I. C. Ulrich in Riedlingen Nummern vom Jahr 1720, 1730, 1734 und 1748, sowie die sämmtlichcn Jahrgänge von 1780—1880 der Riedlinger Zeitung bietet. Die Entwicklung der Presse wird man an diesem, wenn auch heute noch kleinen Blatt mit Erfolg studircn können, da in den gegebenen Grenzen der Jahrgang 1880 gegen jene Nummern von 1720 denn doch ganz großartige Fortschritte in Rohmaterial, Satz, Druck und Umfang ausweist. Ein Privileg Kaiser Joses's II. aus dem Jahr 1781 im Original, die fernere Drncksreihcit der Riedlinger Zeitung betreffend, dürste für Manchen von In teresse sein. Der Gabelsberger Stenographen-Verein stellte mannigfache Proben seiner Kunst aus. Karl Grllninger (Hofbuchdruckcrei zu Gnttenberg) excellirt bekanntlich weniger durch eigenen Verlag als durch den Lohn druck, in welchem er besonders in russischen und orientalischen Schriften Bemerkenswertstes bietet. Verschiedene Druckprobcn bie ten ein Bild von der in der Praxis vielfach bewährten Tüchtig keit dieses Hauses. Einen vornehmen und doch freundlichen Eindruck macht die Ausstellung von Gustav Weise, der neben Brehmann's bekannter Bauconstructionslehrc und Neuber's Gartenmagazin in einer statt lichen Reihe von Jahrgängen die populäre Geschichte der Deutschen von Zimmermann, ferner das farbenprächtige, cultnrhistorisch wich tige Trachtenwcrk von Hottenroth, die nicht nach Verdienst ge würdigten deutschen Bilderbogen und eine große Anzahl außer ordentlich sorgfältig ausgesührter Bilderbücher und Jugendschristen bietet. Die Vereinsbuchhandlung in Calw ist durch ihren theolo gischen und Schulbuch-Verlag, aus ihm aber speziell durch die Calwer Biblische Geschichten in 54 Sprachen allgemein bekannt. Dem Interessenten wird eine Anzahl von Proben dieser frem den Ausgaben vorgesührt, von denen ich mir eine malayische, chinesische, canarestsche, Hindi-, amharische, Guzcrathi- ic. notirte. Nun folgen Gebrüder Henninger in Heilbronn mit ihrem bekannten sprachwissenschaftlichen Verlag, der nach Quantität und Qualität, letztere nach dem Ausspruch von Sachkundigen, gleich bedeutend genannt werden muß. Sein Werth wird gewährleistet durch Namen wie Andrescn, Kolbing, Laun, Schröer, Simrock u. A. und ferner dargethan durch die neuen Auslagen, welche verschiedene dieser aus einen engeren Interessentenkreis berechneten Werke erfuhren. Die Ausstattung des gejammtcn Henninger'schen Verlags erfreut durch ihre geschmackvolle Solidität das Auge des Kenners. Die Buchdruckern I. Fink bietet verschiedene Druckprobcn, die Buchhandlung und Buchbinderei Rudolph Roth in Leutkirch Liturgien eigenen und fremden Verlages in reiche» Einbänden mit Orna menten in massivem Silber und Elfenbein, die von der Technik !der Buchbinderei des Hauses ein rühmliches Zeugniß oblegen. ' Die galvanoplastische Anstalt und Kupserdruckerei von August