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11788 Börsenblatt v. Lpchn. Buchhandel Nichtamtlicher Teil. 235, 10. Oktober 1S10. Silberne Medaille. Max Kellerers Herzog!. Bayr. Hof-Buch- und Kunsthandlung, München. Pharus-Verlag, G. m. b. H., Berlin. Schoubye. Professor, Groß-Lichterfelde. B. G. Teubner, Verlagsbuchhandlung, Leipzig. Bronzene Medaille. Ludwig Julius Heymann, Geographischer Verlag, Leipzig. Alexander Köhler, Verlagsbuchhandlung, Dresden. Kleine Mitteilungen. Ausstellung im Deutschen Buchgewerbehause zu Leipzig: Bom Holzschnitt zur Autotypie. II. (Fortsetzung zu Börsen blatt Nr. 232, S. 11 686.) — Nachdem Dürer und Holbein den Holzschnitt auf eine hohe künstlerische Stufe gehoben hatten, gelang es ihren Nachfolgern nicht mehr, Gleichwertiges hervor zubringen, und erst mit Ludwig Richter, Alfred Nethel und Adolph Menzel beginnt eine neue Blütezeit dieser ältesten und echtdeutschen Form des Bilderdruckes. In dem zweiten Aus stellungsraum finden wir von diesen dreien eine größere Anzahl von Proben in wohlgelungenen Nachbildungen. Be sonders Ludwig Richter ist es zu danken, daß der Holzschnitt als volkstümliche Vervielfältigungsweise wieder zu Ehren gebracht wurde. Dieses geschah in erster Linie durch seine reizenden Illustrationen zu deutschen Volksliedern und Märchen (Musäus), die von jeher besonders gesucht und geschätzt wurden. Die aus- gelegten Arbeiten entstammen dem Richterschen Familienalbum: »Beschauliches und Erbauliches« (Leipzig, Georg Wigand), Schillers Lied von der Glocke (Leipzig, Alphons Dürr) und dem »Sonntag in Bildern« ebenda. Durch Wigands Anregung ist Richter zumeist veranlaßt worden, sich dem Holzschnitt und der Illustration zuzu wenden, dies hat seinem Namen einen Klang gegeben, den heute jeder kennt. Otto Jahn sagt in seinen Mitteilungen über Ludwig Richter: »Der unbefangenen Naivität, die Richters Darstellungen auszeichnet, entspricht es, daß er mit besonderer Vorliebe und besonderem Glück die Gestalten bildet, die jeden Eindruck am unbefangensten und an mutigsten wiedergeben — jugendliche und Frauengestalten. Für die Kinderwelt hat Richter eine Empfänglichkeit, wie man sie fast nur von einer Mutter erwarten sollte — er wird es nicht müde, sie in ihrem harmlosen Spiel, in all ihrem Tun und Treiben darzu stellen, in ihrer wahrhaft rührenden Innigkeit, die noch erst ahnen läßt, was in dem kleinen Herzchen alles schlummert und knospet.« — Unter denen, die mit feinem Verständnis für des Künstlers Eigenart Nichtersche Zeichnungen nachgeschnitten haben, ragt A. Gaber besonders hervor. Dieser hat mit K Oertel zusammen eine Folge von >6 Zeichnungen des Joseph Ritter von Führich zu dem Werke: »Er ist auferstanden« in Holz geschnitten. Auch hiervon befindet sich ein Exemplar in unserer Ausstellung. — Es folgen nun einige Arbeiten des Berliner F. W. Gubitz, unter diesen interessiert ein Holzschnitt in farbigem Druck ganz be sonders, betitelt: Der Heiratsantrag; er wird der Aufmerksam keit der Besucher empfohlen. Von Gustave Dorö liegt je eine illustrierte Ausgabe der Abenteuer und Reisen des Freiherrn von Münchhausen und der Märchen nach Perrault vor; auch Adolph Menzels illustrierte Ausgabe der Geschichte Friedrichs des Großen von Kugler bleibe nicht unerwähnt. — Der Tonschnitt des 19. Jahrhunderts ist an einer größeren Anzahl von Proben vor geführt. Bei dem einfachen Holzschnitt wird die Zeichnung bekanntlich verkehrt auf die Platte ausgezeichnet, nachdem ein Holzstock sauber poliert, geebnet und mit einer Schicht Zinkweiß, mit Kreide, oder Eiweißlösung eingerieben wurde. Nun läßt sich die Zeichnung auch photographisch auf die Platte übertragen, die naturgemäß vorher lichtempfindlich gemacht wurde. Hierdurch hat sich der sogenannte Tonschnitt herausgebildet, da man in der Photo graphie Licht und Schatten (die Tonwerte) besser unterscheiden kann und somit in der Lage ist, ein abwechslungsreicheres Bild zu erhalten. — Von dem Wiener Künstler Heinrich Knöfler wurde besonders der Farbenholzschnitt gepflegt; wir sehen Proben von Illustrationen zu mancherlei Literatur ausgelegt, besonders fein geraten erscheint ein Blatt, auf dem die Heiligen Fabian, Sebastian und Antonius dargestellt sind, sowie ein Blatt vom Guten Hirten. Diese Arbeiten entstanden in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Erwähnung verdient auch ein Farbenholzschnitt von F. W. Bader aus Wien (1871) eine Dürersche Frauengestalt darstellend. An den Wänden dieses Aus stellungsraumes hängen Blätter der Rubensschule, des Künstlers Alfred Rethel (Barrikadenkampf u. d. Tod als Würger), sowie zwei Proben aus dem Menzelschen Werk: Aus König Friedrichs Zeit, letztere geschnitten von Ed. Kretzschmar. In den freistehenden Schaukästen werden die Abdrücke der einzelnen Farbplatten gezeigt, wie sie beim Zusammendrucken der farbigen Holzschnitte Verwendung finden. Mestern. Aachener Buchhändler-Berein. — Gestern, am 9. Oktober 1910, feierte der Aachener Buchhändler-Verein sein fünfund zwanzigjähriges Bestehen. Dieser Zeitraum hat sich eigentlich schon vor einem halben Jahre erfüllt, denn der Verein hat im März 1886 das Licht der Welt erblickt. Den ersten Vorstand bildeten die Herren Carl Mayer (I. A. Mayer'sche Buchhandlung), Mathias Jacobi und Rudolf Barth (Barth'sche Buchhandlung). Herr M. Jacobi, der auch dem Vorstand des Kreisvereins der Rheinisch.Westfälischen Buchhändler angehörte und sich ganz be sonders eifrig in dem Kampfe gegen die Rabattschleuderei be tätigt hat, starb schon im Jahre 1888 und an seiner Stelle wurde Herr Albert Jacobi (Albert Jacobi L Cie.) in den Vorstand gewählt, der beim Tode des Herrn Carl Mayer im Jahre 1902 den Vorsitz übernahm und bis zu seinem Tode im Oktober 1905 behielt. Herr Barth, der im Vorstand das Amt eines Schriftführers be kleidete, starb im Jahre 1896 und an seine Stelle trat Herr Nodrigo Weyers i Fa. Weyers - Kaatzer in den Vorstand, dessen Vorsitz ihm nach Albert Jacobis Tode übertragen wurde. Heute be steht der Vorstand aus Herrn Rodrigo Weyers als Vorsitzendem, Herren Albert Jacobi jr. (Albert Jacobi L Cie.) als Schrift führer und Gustav Schwiening (I. A. Mayer'sche Buchhand- lung) als Kassierer. Dem Verein gehören alle Aachener Firmen an, soweit sie den Buchhandel ordnungsmäßig betreiben und Mit glieder des Börsenvereins sind. Im Verein herrscht Friede und Eintracht, streitige Sachen werden in freundschaftlicher Weise be glichen und die Kollegialität hochgehalten. Daß dieses gutes Ein vernehmen weiter bestehen und das getreue Festhalten an dieser nun schon fünfundzwanzigjährigen guten Tradition dem Verein und seinen Mitgliedern noch rechten Nutzen stiften möge, ist unser Glückwunsch zu dem jetzt gefeierten Jubiläum. Zwei beachtenswerte Druckwerke: »Stimmungsbilder aus der Heide« und »Luhns Bilderbücher« Band I. — Das erste Buch, das noch den Untertitel trägt: »Heide, Marsch und Moor in Bild und Wort«, und das 60 Illustrationen mit Text und 8 Kunstblätter nebst literarischen Beiträgen enthält, ist herausgegeben von dem Nordwestdeutschen Kunstverlag, Gesell schaft m. b. H. zu Hamburg und Goslar am Harz und gedruckt zu Goslar bei F. A. Lattmann, — das zweite hat den rühmlichst bekannten Kunstdrucker Peter Luhn in Barmen zum Urheber und Drucker und soll namentlich zur Pflege künstlerischen Sehens für jung und alt beitragen. Was nun die »Stimmungsbilder« in drucktechnischer Be- ziehung besonders beachtenswert erscheinen läßt, ist ihre graphische Herstellung. Die in Hellem Photographiebraun ge druckten feinen Autotypien erscheinen beim ersten Blick auf lichten Chamoiskarton, bzw. -Papier gedruckt, besitzen aber weißen Fond und überraschen zunächst hierdurch, sowie durch die damit erzielte Wirkung; bei aufmerksamer Betrachtung erkennt man indes sehr bald das bei ihrer Herstellung angewandte Verfahren: die Bilder wurden auf den ursprünglich weißen Karton, bzw. das weiße Papier gedruckt, den ganzen übrigen bildfreien Teil aber über druckte man in Chamoiston und gab hierdurch den sich klar abhebenden Bildern selbst ein ausgezeichnetes Relief, damit geradezu überraschende malerische Wirkungen erzielend, die den oft so einfachen und dabei doch so poesievollcn Heidelandschaften den Charakter von zu Herz und Gemüt sprechenden Stimmungs bildern verleihen. Und diesem Charakter entsprechend ist der sie begleitende, feinsinnig gewählte Text, den Gedichte von Theodor Storm, Otto Ernst, Klaus Groth, Annette von Droste- Hülshoff, Aug. Freudenthal, Detlev v. Liliencron, Wilhelm Schaer u. a, sowie Beiträge in Prosa bilden.