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444 Nichtamtlicher Theil. JZ 29, 5. Februar. wie es leider nur zu oft geschieht, schon nach zwei oder drei Jahr zehenden eine Korrespondenz, ein Circular, ein Vcrlagskatalog und andere an sich unscheinbare, aber für die Geschichte eines Geschäftes wichtige Documente zu den unauffindbaren Dingen gehören. Die Idee, eine mehr oder weniger ausführliche Jahr es-Chronik eines Geschäftes zu führen, die sich von Vater auf Sohn oder vom Vorgänger auf den Nachfolger forterbt, scheint kaum hier und da Anklang gefunden zu haben. Hrn. Büchner aber wünschen wir, daß er zum Reichs-Historiographen des deutschen Buchhandels berufen und mit einem Zauber-Schlüssel ausgestattct werde, der ihm den Zugang zu allen alten Hauptbüchern und Briefpackcten eröffnet! In Betreff der in Nr. 13 d. Bl. abgedruckten Notiz über die Original-Partitur des Don Juan von Mozart, wonach dieselbe aus dem Nachlasse des Ritter von Friedland kürzlich in den Besitz der k. k. Hofbibliothek in Wien übcrgegangen sein soll, geht uns die Nachricht zu, daß diese Mittheilung bereits anderwärts an- gcfochtcn worden ist. Seit Jahren ist die genannte Original-Parti tur im Besitze der Frau Viardot-Garcia in Baden-Baden und es ist bisher nicht bekannt geworden, daß die Inhaberin sich dieses kost baren Besitzthums cntäußert habe. Wäre dies aber nicht der Fall, so könnte in dem Wiener Exemplare nur ein Dnplicat (?) vorliegen, denn an ein Falsificat von so mächtigem Umfange ist nicht zu denken. Aus demselben Grunde ist aber das Vorhandensein eines zweiten Exemplars von Mozart's Hand- ebenso unglaublich. Jedenfalls ist zu wünschen, daß in Bezug auf ein so hochbedentendcs Kunstwerk, welches für alle Zeiten einen unbestrittenen Ehrenplatz unter allen vorhandenen Compositionen cinzinehmen bestimmt ist, der wahre Sachverhalt ermittelt und veröffentlicht werden möchte. Vielleicht bieten auch diese Zeilen Anlaß zu weiterer Nachforschung. 11. Iv. Unter dem literarischen Nachlasse von Grillparzer sollen sich Schätze befinden, welche bestimmt sind, die Well in Er staunen zu setzen. HeinrichLaube ist mit Ordnung und auchHeraus- gabe der ungedruckten Schriften des Verblichenen betraut. Von der Universität Jena. — Neuerdings hat sich die kaiserl. russische Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg, so heißt es in einer Correspondenz aus Jena an die Allgemeine Zei tung, um die hiesige Universität sehr verdient gemacht, indem sie ihre sämmtlichen Publicationen, soweit dieselben sich nicht schon hier ans der Bibliothek befanden und überhaupt noch disponibel waren, als Geschenk übersandt hat; gegen 500 Bände theils periodisch erschei nender, theils selbständig herausgegebener, durchgängig äußerst werthvoller Werke in allen Cultursprachen, während zugleich die Spendung auch der in Zukunft zu erwartenden Veröffentlichungen in sichere Aussicht gestellt ist. Zum Muster könnten sich diesen Act hochherzigster Liberalität die deutschen Akademien nehmen, deren Schriften unsere Bibliothek, falls sie dieselben besitzen will, für- schweres Geld kaufen muß. Aus Marseille erfahren wir von Jemand, der in nahen Be ziehungen zu dem Grafen von Keratrh steht, daß das mit so großer Spannung erwartete Buch: „De äsrnier des Napolüons" nicht, wie man seither meinte, Keratrh zum Verfasser hat. Vielmehr soll dies eine hohe politische Person sein, „az?ant tonn nn Arancl ewpiro elans 8U urain": nämlich, wie nach.einer weiter gemach ten Andeutung zu schließen, niemand anders als von Beust. Im klebrigen wird uns noch mitgetheilt, daß die Schrift gleich zeitig deutsch, englisch, französisch, italienisch und spanisch fer- schcinen werde. Beim Austausche der Ratificationen der Nachtragsconvention mit Frankreich wurde festgcstellt, daß sämmtliche zwischen deutschen Staaten und Frankreich vor dem Kriege bestandene Litcrarco li ve nt io neu wieder in Kraft getreten sind. In Moskau wird in diesem Jahre eine internationale polh technische Ausstellung stattfindeu, für deren literarische und artistische Abtheilung die Hrn. List L Francke hier zu alleini gen Repräsentanten ernannt und als solche beauftragt sind, eine umfassende Sammlung seltener und interessanter, neuerer und größerer Werke über Technik, Technologie, Mechanik, Architektur, Physik, Chemie (Naturwissenschaften überhaupt im weitesten Um fang) und ebenso von allen hierauf Bezug habenden Lehr- und Handbüchern und sonstigen Anschaunngs- und Hilfsmitteln, sowie von Pracht- und Kupferwerken (Ornamentik, Zeichnen), Reisen und Aehnlichcm zur Ausstellung zu bringen. Die Ausstellung wird vor aussichtlich nicht allein von vielen Ausländern und einem großen Theile der gebildeten Russen besucht werden, sondern man erwartet dort noch außerdem besondere Deputationen aus allen Gelehrten- kreisen des russischen Reichs, so daß mit Recht zu hoffen steht, die ausgestellten Werke werden zum größer» Theil Käufer finden wie auch zu manchen späteren Aufträgen Veranlassung geben. Wir halten uns daher für verpflichtet, dieses neueröffnete günstige Absatzfeld allen betheiligten Kreisen zur besondern Beachtung zu empfehlen und erlauben uns wegen aller näheren Verhältnisse auf die Mit theilung der genannten Herren Commissäre in Nr. 23 des Börsen blattes (Se. 363) zu verweisen. Der Schlußtermin für die An nahme von Beiträgen ist schon auf den 15. März festgesetzt. In letzter Zeit mehren sich die unliebsamen Fälle, daß die aus drücklichen Vaar-Ver langzettel bestimmter Firmen von dem Kommissionär nicht honorirt werden; nicht zu sprechen von den noch viel unliebsameren, die fast an Betrug streifen: daß in directer Zusendung baar und mit dem ausdrücklichen Beifügen: „Betrag per Commissionär zu erheben" Verlangtes — trotzdem nicht vom Commissionär gezahlt wird. Es möchte sich empfehlen, ein Verzeichniß solcher Firmen anzulegen und zu veröffentlichen, damit deren Bestellungen nur beachtet werden, wenn ihnen der Betrag des Verlangten baar beiliegt. Im Uebrigen wäre es wünschens- werth, hierin von allen Verlegern ein gleichmäßiges Verfahren be obachtet zu sehen. Zur Verkehrserleichterung und zur Beschleunigung dient es nicht, wenn auf Bestellkarten „eiligst" vom Verlagsorte verlangt wird, was der Besteller „über Leipzig" zu erhalten wünscht, und zwar von einer Verlagshandlung, die seit mehr als 100 Jahre» in Leipzig ausliefern läßt und seit beinahe 70 Jahren denselben Commissionär hat (lt. Buchh.-Verzeichniß). Dixi. Neue?- ^ und Iler- ausASAsbeu von Dr. 4. Dstrllolllt. llaürA. 1872. Ilet't 1. lull alt: 2un> Neuen llallr. — Dis Dantslittsratur vum ll. 1865 an. — Die Inttsratur äss Dsutsoll-Dransösisellen XrisAes 1870—71. (DortustrunA.) — lütteratur undLlis- eslleu. — Dis Lidliotllsle der Deutsollsn DantsAssell- seliatt in Dresden.