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SS, s. März 1924. Redaktionell«! Teil. BörlenblLlr f. d. Dtscbn vuchbandel 3b27 scheu deutschen und amerikanischen Buchhändlern und Bibliothekaren stattgefunden, und es Hai sich gezeigt, daß eben doch die Voraus setzungen noch nicht so weit gegeben waren, um große Spezial, akttonen für das deutsche Buch in Amerika zu organisieren. Durch einen überstürzten Versuch hätte man höchstens die bestehenden Absatzverbindungcn beeinträchtigt. Man hat also damals mit dem Verzicht gut getan, nicht nur hinsichtlich des späteren Kriegsfalles, sondern auch weil bei tieferer Einsicht es doch noch sehr an den notwendigen gründlichen Vorbereitungen deutscherseits gefehlt hätte. Ehe aber auch jetzt noch nicht hier und drüben die Vor bereitungen genügend geklärt und gefestigt, ehe nicht hier wie drüben die ersten Pfeiler gesetzt und Brücken mit genügender Trag fähigkeit und Spannweite geschlagen sind, ehe nicht hier wie drüben eine aktionsfähige Gruppierung der Kräfte formiert ist, ist es müßig, auf Teilsragen der notwendigen Aufgaben und Möglich keiten einzugehen. Wie andere weltwirtschaftlich interessierte und damit aber auch abhängig« Wirtschaftszweige, bedarf auch der deutsch« Buch handel einer gewissen Zeit zum Wiederaufbau seines Auslands- enarktes, und er tut besonders gut, wenn er gerade in der jetzigen Zeit, da sich doch noch manches im Fluß befindet, sorgfältig seine Aktionen im Auslände abwägt und mit größtmöglicher Vorsicht einleitet. Daß er dabei auf diel tieferer und breiterer Basis an- fangcn muß, als in den an Vorkriegsverhältnisse anknüpsenden Ausführungen von H. H. Ewers angenommen wird, dies muß ganz besonders betont werden, um ihm zu zeigen, daß man es jetzt Im deutschen Buchhandel mit den Auslandsaufgrben ernster nimmt, als vielleicht je vorher. Er wird als vernünftiger Mann und als wesentlich an der Sache beteiligter Interessent leicht begreifen, daß gerade bei der heutigen Lage der Dinge das Handeln schwerer ist als das Reden, und daß es dem erster«» bekömmlicher ist, wenn man das^ letzter« nun auch inZueser Sache eine Weil« zurückstellt. Auch andere Äußerungen sind uns noch zu den Ausführungen von vr. Ewers zugegangen. So schreibt uns auf eine Anfrage das Haus Herder L Co.: Die Behauptung »Kein deutscher Buchhändler in den Ver einigten Staaten hat es vor dem Krieg für nötig gehalten, das deutsche Buch zu propagieren, sich Kunden heranzuholen», kön nen wir in dieser allgemeinen Fassung nicht für zutreffend halten. Wir dürfen darauf Hinweisen, daß unser feit 1873 in St. Louis, Mo., bestehendes Haus <B. Herder, jetzt B. Herder Book Co.) es sich stets angelegen sein ließ, deutsche Literatur nach bester Möglichkeit bekanntzumachen, und tatsächlich deutsche Bücher in weitestem Umfang in den Vereinigten Staaten verbreitet hat und noch verbreitet. Das Haus B. Herder hat sich nicht auf Entgegen nahme von Bestellungen beschränkt, sondern aus eigenem Antrieb gute Literatur in eifriger Werbetätigkeit sowohl unter die deutsch sprechende Bevölkerung zu bringen gesucht, als auch in den Ver einigten Staaten überhaupt zur Geltung gebracht. Der Richtung unseres Verlags entsprechend, nahm dabei di« katholische Literatur (Theologie, Philosophie, Geschichte, Pädagogik, schöne Literatur) die erst« Stell« «in, jedoch waren Werk« anderer Verleger, nament lich Kunst und Sprachwissenschaft, immer zahlreich vertreten. Das Sortimentslager war stets das bedeutendste im Westen der Ver einigten Staaten. Der Pflege der deutschen Sprache dienten in besonderer Weise die in St. Louis herausgegebencn und verlegten deutsch-amerikani schen Lesebücher und andere Schulbücher für die katholischen Pfarr- schulen, besonders das Pastoralblatt für die deutschen katholischen Geistlichen Nordamerikas, das monatliche Zusammenstellungen über die Neuerscheinungen des deutschen Buchhandels und Bücher- besprechungcu bracht«. Zahlreich sind die in St. Louis erschienenen englischen Übersetzungen deutscher Werke, welche deutsche Geistes arbeit auch dem nicht deutsch lesenden Amerikaner vermitteln. Was wir aus eigener Kenntnis über die Tätigkeit des Herder schen Hauses in Amerika berichten können, darf in gleicher Weise — den örtlichen und zeitlichen Verhältnissen entsprechend -, nach unserer Kenntnis auch von einer Reih« anderer Firmen gesagt werden, um nur Pustet, Benziger, Joseph Schäfer und die inzwi schen erloschene Firma Mühlbauer K Behrle zu nennen. Der vom Verfasser des Aussatzes gedachte Gefamtvertrieb deutscher Literatur aller Art unter dem Sammeltitel -Das deutsche Buch« wird sich nach unserer Kenntnis der Verhältnisse in den Vereinigten Staaten nicht mit Erfolg durchführen lassen. Freiburg i. Br., 20. Februar 1924. Herder K Co., G. m. b. H., Verlagsbuchhandlung. Von der LtlantioLooli sack Lrt Corporation werden wir darauf aufmerksam gemacht, daß die Kreditfrage keine ausschlaggebende Rolle spielt. Sie schreibt: Der Kernpunkt des Ewersschen Artikels ist doch der,, daß die ihrer Einnahmen für Reklame und Werbung für das deutsche Buch aufwendet, vor der Tatsache steht, daß meist andere, infolge der aus dieser Werbetätigkeit entstehenden Nachfrage Geschäfte machen, nur sie nicht, weil es soundsoviel kleinen Händlern möglich ist, direkt vom Verleger zu beziehen, statt von der von ihr unter haltenen Auslieferungs-Zentrale zu bestellen. Es würde daher zu begrüßen sein, wenn die Anregung zu einer Diskussion über die Frage gegeben würde, wie eine wirkliche Werbepropaganda im Auslände in der Art, wie sie die -Abaco« aussllhrt und wie sie im Ewersschen Artikel erwähnt wird, seitens der beteiligten deutschen Verleger gestützt und unterhalten werden kann. Andere Fragen rein kaufmännischer Natur, wie besonders Preisfrage, Rabatt- und Kreditgewährung, sind nach unserem Dafürhalten bei ihrer Be urteilung zu sehr den besonderen Verhältnissen der einzelnen Fir men untergeordnet, ganz abgesehen davon, daß bei ihr auch die jeweilige Wirtschaftslage eine wesentliche Roll« mitspielt. Der ganz« Plan der »Abaco« ist bekanntlich in de» Jahren 1920,21 mit der Deutschen Gesellschaft für Auslandsbuchhandel ver- handelt worden. Diese hat auch in ihrem Jahresbericht Kantate 1920 ausführlich aus den New Uorker Plan hingewiesen, schon damals allerdings hinzugefügt: »Die Erfahrung wird lehren, ob eine derartige Monopolerteilung im Interesse des Verlages liegt«. Hier ist in der Tat die Kernfrage gekennzeichnet. Weiterhin hat dann die Deutsche Gesellschaft für Auslandsbuchhandel in der Mitteilung Nr. 26 ihres vertraulichen Nachrichtendienstes im Januar I92l unter Beifügung einer ausführlichen Denkschrift der »Abaco« dies Unternehmen empfohlen. In dieser Empfehlung handelt es sich auch wieder um di« Auslegung der von der »Abaco« geforderten »Generalvertretung«, und obwohl damals die »Abaco« sagte, sie erstrebe kein unbedingtes Monopol, hat sie doch wohl bei allen mündlichen Verhandlungen mit den Verlegern stets das Monopol, also die Alleinvertretung und Auslieferung für Amerika als erste Bedingung einer großen Werbetätigkeit hingestellt. Darauf haben zahlreich« Verleger nicht cingchen wollen, um die Verbindung mit den bisherigen amerikanischen Sortimentern nicht aufzugeben. Auch hatte immerhin Wohl die Rabatt- und Kreditfrage — die »Abaco« wollte Kommissionslieferungen mit monatlicher und vier teljährlicher Abrechnung - zahlreiche Verleger von einem Eingehen auf di« Wünsche der »Abaco« abgehaltsn. Es muß anerkannt werden, daß in der Tat die »Abaco« eine große Werbetätigkeit, zuerst durch literarische Rundschau-Matern, dann durch Anzeigen, Besprechungen und Kataloge, entfaltet hat, und zwar als einziges deutsches Vertriebshaus. Sie verkehrt nicht mit dem Publikum, sondern lediglich mit den Sortiments-Agenten und anderen Ver triebsstellen und kann natürlich ihre Werbetätigkeit nicht aufrecht erhalten, wenn die von ihr bisher belieferten Firmen anfangen, direkt vom Verleger zu beziehen. Es kommt also darauf an. ob der deutsche Verlag sich künftig einer solchen großzügigen Aus lieferungsstelle für Nordamerika bedienen will; und über dies« Frage sollte in der nächsten Zeit (vielleicht gleichzeitig mit anderen Plänen) noch eingehend gesprochen werden. S«l'