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55, 5. März 1924, Redaktioneller Teil, Börsenblatt f. d Dtsch». vnchbandel. 2^ZA Redaktioneller Teil. (Nr. 32.) Einladung zu der am Dienstag, dem 8. April, abends Uhr, in Berlin, im »Grünen Saale«, Köthener Str. 38, stattsindenden Hauptversammlung des Unterstützungs-Vereins Deutscher Buchhändler und Buchhandlungs-Gehülfcn, Tagesordnung: 1. Bericht des Vorstandes über das Jahr 1923. 2. Bericht des Rechnungsausschusses. 3. Antrag, dem Vorstand Entlastung zu erteilen. 4. Wahl eines Vorstandsmitgliedes an Stelle des verstorbenen Herrn Wilhelm Lodeck sür die Amtszeit 1924—1927. Wahl eines Vorstandsmitgliedes an Stelle des satzungsgemätz ausjcheidenden (aber wieder wählbaren) Herrn Max Schotte für die Amtszeit 1924—1929. 5. Wahl eines Mitgliedes des Rechnungsausschusses an Stelle des satzungsgemäg ausscheidenden (aber wieder wählbaren) Herrn Gustav Küstenmacher für die Amiszelt 1924—1927. Etwaige weitere Anträge sind rechtzeitig beim Vorstand an zumelden. Kleiderablage gebührenfrei. Berlin, den 4. März 1924. Der Vorstand des Unterstützungs-Vereins Deutscher Buchhändler und Buchhandlungs-Gehülfen. vr. Georg Paetel. MaxPaschk«. Max Schotte. Rcinhold Borstell. Bekanntmachung. Di« Mitglieder werden hiermit gebeten, den Mitgliedsbeitrag, soweit nicht schon geschehen, für den Monat März 1924 von 1.50 Goldmarl aus unser Postscheckkonto 13 483 oder durch Kommissionär — aus- ländische Mitglieder durch Anweisung auf Währungskonto oder durch Bareinsendung mittels eingeschriebenen Briefes — um- gehend, späte st «ns bis zum 10. März 1924 zu über- weisen. Soweit der Januar- und Februarbeitrag noch nicht abgeführt ist, werden wir nunmehr diesen Betrag zusammen mit dem März- Mitgliedsbeitrag in den nächsten Tagen mittels Barfaktur ein- ziehen. Wir bitten in diesem Falle, entsprechenden Einlösung?' auftrag an di« Kommissionäre zu erteilen. Bei allen Zahlungen bitten wir stets anzugeben: Betr. M.B Monat März. Leipzig, den 1. März 1924. Geschäftsstelle des Börfenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig. vr. Hetz, Syndikus. * Das deutsche Buch in Amerika. Von vr. Hanns Heinz Ewers. Im Bbl. (1923, Nr. 293) fand ich neulich einen lesenswerten Artikel über »Die Lage des deutschen Buchhandels in sranzösischer Be leuchtung-. Die darin erhobene Beschuldigung »der vielfach unkauf- männischen GeschSftsbehandlung« seitens der deutschen Verleger, die Behauptung, datz »die Preise viel zu hoch seien», stimmen ge wiß. Jedoch ist es die im gesamten Aufsatze aufgeworfene Frage: »Sind wir den besonderen Bedürfnissen des Landes, in dem wir uns behaupW oder das wir friedlich gewinnen wollen, wirklich bis ins einzelne entgegengekommcn?-, zu der ich einige Worte sagen möchte. Als der Krieg ausbrach, faß ich in den Vereinigten Staaten — in dem Lande also, dos für den deutschen Auslandbuchhandel das größte und wichtigste Feld darstellt. Erlebte all die Fehler und Dummheiten mit, die von unseren berufenen und unberufenen Ver tretern dort begangen worden sind. Mußte miterleben, wie die grandiose englische und französische Propaganda der so kläglichen deutschen Propaganda auf allen Seiten das Wasser abgrub. Und habe mit tausend Menschen über die Zukunft, über di« kommenden Möglichkeiten debattiert, in vielen hundert Stunden. Datz Fehler begangen worden sind, Fehler über Fehler, war uns allen klar. Wo aber lag der Kern des Übels? War u m hat die deutsche Propaganda im Auslande, und vor allem in den Vereinigten Staaten, so schmählich versagt — ebenso schmählich versagt wie die deutsche Diplomatie? Da sprach man von friedlicher Werbetätig keit, von Zeitungskorrespondenlen, die, da schlecht bezahlt, beiseite stehen müssen gegenüber ihren hochbezahlten Kollegen aus England und Frankreich und die ihre Neuigkeiten und Meldungen über Hintertreppen und aus den täglichen Landeszeitungen zusammen- stehlen müssen. Sprach auch — und hier ist die Brücke zu dem Artikel in Ihrem Blatte— über das deutsch« Buch. Konnte ingrim mig genug, aber viel zu spät, seststellen, datz das deutsche Buch in den Vereinigten Staaten nie den Platz eingenommen hat, den es hätte einnehmen müssen. Wußte zu berichten, daß nie, niemals «ine systematische Propaganda für das deutsche Buch in den Ver einigten Staaten unternommen worden ist, daß nie systematisch dafür gesorgt wurde, di« vom deutschen Standpunkte aus wün schenswerten Bücher in einwandfreien Übersetzungen dem anglo- amerikanischen Leser zugänglich zu machen; datz Übersetzungen nur gelegentliche Zusallsgeschäste waren; datz die amerikanischen Ver leger nicht systematisch auf wichtig« und interessante Neu erscheinungen aufmerksam gemacht wurden; daß die englischen Zei tungen nie planmäßig mit Material und Aussätzen über derartige Bücher versehen worden sind. Das kam uns allen ganz allmählich zur Erkenntnis. Aber es war zu spät. Einig« waren da, wenige, denen es ernst war um künftige Arbeit; die daran dachten, datz späterhin einmal Wohl angefangen werden müßte mit dem, was man versäumt hatte durch so viele Jahre. Wir entwickelten mancherlei Pläne: Durch langsame, systema tische, gründliche Arbeit würde man endlich aus den verschiedensten Wegen dazu gelangen, dem Amerikaner das deutsche Wesen, das deutsche Volk verständlich zu machen, etwas, wozu man nie vorher imstande gewesen ist, weil man nur Professoren hinüberschickte, die vielleicht sehr weise waren, aber schrecklich ungeschickt, oder auch Journalisten, die ihre Zeit am Wirtshaustisch verkarteltcn. Kein deutscher Buchhändler in den Vereinig ten Staaten hat es vor dem Kriege für nötig ge halten, das deutsche Buch zu propagieren, sich Kunden heranzuholen!') Versuche wurden gemacht. Sie mißlangen, und dabei blieb es dann. Wer in den Laden kam, konnte kaufen, was vorrätig war, konnte sich be stellen, was er wünschte. Aber damit war die kultu relle Aufgabe des sogenannten deutschen Sortimenters be endet. Vielleicht schickte man dem Käufer dann und wann noch einmal einen Katalog. Vielleicht auch zweimal gar. Aber damit Schluß. Will er was, dann soll er kommen. Und als schließlich die Vereinigten Staaten in den Krieg eingriffen, da ver krochen sich die deutschen Buchhändler (soweit sie Ihre Bude nicht überhaupt zumachten, bzw. zumachen mußten), wie die deutsch« Abteilung einer vielsprachigen Buchhandlung, die merkwürdiger weise hierzulande als di« große Verlagsbuchhandlung und Ver- triebsstelle sür deutsche Bücher angesehen zu werden scheint, in ein Hinterzimmer der sechsten Etage eines Wolkenkratzers in verschwie gene Ecken — und da steckt sie heute noch. Wer sie finden will, hat Mühe genug. ') In dieser Schärfe behauptet der Satz etwas zu viel. Es sei nur an die Namen Herder, Steiger, Stcchert, Wester mann usw. erinnert, und jeder ältere Buchhändler wird sich der hingebenden und erfolgreichen Tätigkeit dieser Jtrinen für die deutsche Literatur entsinnen. 3KN»