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Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. 14k, 27. Juni I91S. 9. Für das zur Zeit der Preiserhöhung im Besitz des Sortimenters befindliche Kommisstonsgut tritt der neue Laden preis gemäß Bekanntmachung des Verlegers in Kraft; der alte Nettopreis dasür bleibt aber bis zur nächsten Osler messe bestehen, soweit nicht ein anderer Abrechnungstermin vereinbart ist. 19. Der Sortimenter wird im eigenen Interesse auch die zu den alten Preisen bar oder fest bezogenen Werke (Lager- exemplare) nur zu den inzwischen erhöhten Ladenpreisen an das Publikum verkaufen. 11. Bei Preiserhöhungen ist daraus Bedacht zu nehmen, daß der anerkannten Notlage des Sortiments Rechnung ge tragen und der ihm gewährte Rabatt tunlichst verbessert wird. Das Sortiment bezeichnet gegenwärtig einen Mindestrabatt von 39^ als erwünscht oder angemessen.*) Eine Verschlechterung der Bezugsbedingungen sollte keinesfalls vorgenommen werden. 12. Ter Mehrjahrskatalog 1911—14 (Band II I.—2) wird die Preisänderungen der Werke in einem Anhang alphabetisch verzeichnen. Zur Meldung von Preisänderungen hat die Bibliographische Abteilung des Börsenvereins besondere Formulare hergestellt, die von der Geschäftsstelle kostenlos geliefert werden. *1 Die Vertretung des Sortiments legt Wert daraus, baß das Wort »angemessen« in den Leitsatz Ausnahme finde«, während die Vertreter des Verlags glaubten, baß der Ausdruck »erwünscht« genüge. Von der Organisation des Kunstsortiments. Von Jakob Ludwig Schwalbach, Stuttgart-Degerloch. (Schluß zu Nr. ttä.j Eine sehr wichtige Angelegenheit ist die Verwaltung des Knnstblätterlagers. Hier kann man nicht sorgfältig genug sein, sowohl was Aufbewahrung als auch Kontrolle der Lagerbestände betrifft. Aber in sehr vielen Fällen ist das gerade Gegenteil der Fall: künstlerische Unordnung, wohin der kundige Blick dringt. Diese Unordnung ist ein Quelle der mannigfachsten Schäden: Be schädigung der Blätter, Unauffindbarkeit im Augenblick, wo sie verkauft werden könnten, Diebstahl u. a. m. sind die Folgen. Hier heißt es umlernen, organisieren, sich der Forderung der Zeit, die Klarheit, Ordnung und Zweckmäßigkeit verlangt, anbequemen. Wir haben im Kunstblättergeschäft 5 Formate, die mit Abwei chungen immer wiederkehren: Kabinett, Folio, Royal, Imperial und größere Formate. Die 3 ersten Formate Kabinett, Folio, Royal werden am zweckmäßigsten in starken mit schwarzer Lein wand überzogenen Pappkästen anfbcwahrt, und zwar nicht zu viel Blätter in einem Kasten. Deshalb ist eine ausgedehntere Teilung sehr am Platze, etwa so: Landschaften, Genre, Religiöses, Köpfe, Bildnisse, Böcklin u. ähnl., alte Meister; diese Kästen werden in Regalen, wo sic leicht greifbar sind, aufbewahrt. Die Kästen haben vor den Mappen viele Vorteile; rill Hauptvorteil ist, daß die Blätter in Kästen weit nicht geschont werden als in Mappen, die auch beim Bedienen meist eine recht unangenehme Zugabe dar- stcllen. Die größeren Formate gehören in Bilderschränke, und zwar Imperial, um ein wenig größere Formate und große Royal formate zusammen, und ebenso ganz große Formate wieder für sich. Des ferneren ist die Teilung wieder wie bei den kleinen Formaten: Landschaften, Genrebilder, Religiöses, Köpfe, Bildnisse und Geschichtsbilder, Böcklin, Thoma und Verwandtes und alte Meister. Nun ist aber eine Frage von außerordentlicher Bedeu tung: Wie über dies Lager die Übersicht behalten, wie Kontrolle darüber üben? Auch hier leistet uns das Kartensystem wieder gute Dienste. Wir legen allen Lieferern eine Karte an, viel leicht ebenfalls im Format 12:16 em, und geben jedem Lieferer eine Nummer, z. B.: 1 Braun L Cie., Dörnach. 2 Ebner L Reicheneder, München. 3 Gurlitt, Berlin. 4 Hanfstaengl, München. 21 Stiefbold, Berlin usw. usw. Bei Reuanlage einer derartigen benummerten Kartei mag es etwas schwer sein, dem betreffenden Lieferer die richtige Nummer zu geben. Da kann man sich aber leicht helfen, indem man seine Lieserfakturen herbeiholt, mit A anfangend jedem Lieferer eine Nummer gibt, nachdenkt, ob einer, der noch in Betracht kommen könnte, etwa fehlt, und diesen in die Reihe einschicßt. Auf diesen Karten werden nun alle Kunstblätter ausgezeichnet, die über 839 ,/k 19.— Verkaufswcrt haben, und zwar erhält jedes Blatt auf der Karte ebenfalls eine Nummer, z. B.: 1. imp. grav. Böcklin, Vita Lomnium 15.— 9.— 14./3. 14. 2. imp. grav. Thoma, Schwarzwaldtal 15.— 9.— 14./3. 14. Auf der Rückseite erscheinen die Verkäufe. Verkaufen wir also beispielsweise das Blatt: Thoma, Schwarzwaldtal, so er scheint auf der Rückseite der Eintrag: 2. Imp. Thoma, Schwarzwaldtal 15.— 9.— 16. 7. 14 Konsul Ebner. Das Blatt selbst trägt an der linken oberen Ecke die Nummer des Lieferers und die Nummer, die das Blatt auf der Karte des Lieferers hat, und zwar in Bruchform. Hat beispielsweise der Lieferer Bruckmann die Nr. 6 und das Blatt Thoma, Schwarz waldtal auf der Karte 2, so wäre links oben anszuzeichnen 6/2. Auf diese Weise haben wir eine stete Kontrolle über unser Lager an wertvolleren Blättern und können an Hand der Karten Lager« ergänzungen leicht vornehmen. Diese Benummerung macht we niger Arbeit, als es im ersten Augenblick scheinen möchte. Jeden falls macht sich diese Arbeit reichlich bezahlt. Wir haben stets schwarz auf weiß vor Augen, welche Blätter noch auf Lager sein müssen, und bei den fehlenden muß die Notiz da sein, wohin sie gekommen sind. Eine solche Lagerkarte sieht nach obigen An gaben etwa so aus: 6. F. Bruckmann, A.-G., München. Bezugsbedingungen 40 Zß, 3 Monate Ziel. 1. imp. grav. Böcklin, Vita 8ownium IS.— 9.— 14. 3. 14 2. „ „ Thoma, Schwarzwaldtal IS.— 9.— 14. 3. 14 Es ist zweckmäßig und erleichtert beim Nachbestellen die Arbeit, wenn wir auf der Karte noch Bemerkungen hinsichtlich der Be zugsbedingungen u. a. anbringen. Run wirft sich aber zunächst die Frage auf, wie dieses System in der Praxis folgerichtig durchgeführt werden kann. Ich per sönlich habe mir gewöhnlich, wenn die Blätter auf Bestellung oder fürs Lager gerahmt wurden, jene Ecke mit der Nummer ab geschnitten und gegebenenfalls mit dem Namen des Käufers ver sehen in einen Kasten geworfen und am nächsten Morgen notiert. Am besten eignet sich hierzu ein gewöhnlicher Briefkasten, an leicht erreichbarer, nicht zu ausfallender Stelle des Lokals aufge hängt. Wurde das Kunstblatt gleich mitgenommen, was ja be kanntermaßen selten vorlommt, so notierte ich mir die Nummer auf einem bereithängenden Notizblock. Auch tut diese Kartei bei der Inventur wertvolle Dienste. Wenn sie genau geführt wird, kann man die Inventur nach ihr machen, wenn ich auch aus persönlicher Erfahrung davon ab raten möchte. Die Benummerung der Blätter geschieht bei ihrem Eingang. Man nimmt sich die Karteikarte vor und beginnt mit der Nummer, die auf der betreffenden Karte der zuletzt mit einem Titcleintrag versehenen Nummer folgt.