Volltext Seite (XML)
^ 131, 10. Juni 1910. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 6895 weiteres nicht annehmen, sonst müßte ja schon die photographische Aufnahme einer nackten weiblichen Statue ein unzüchtiges Bild darstellen. Hier kommt hinzu, daß der größte Teil der weib- lichen Personen mit Trikot bekleidet ist Dem Urteile kann zugegeben werden, daß ein Kunstwert den Karten nicht inne wohnt, allein darauf kommt es garnicht an. Die Frage ist lediglich die, ob durch die hier fraglichen Karten ein geschlecht licher Reiz ausgeübt werden sollte. Das ist aber zu verneinen. Wie das Reichsgericht in einem früheren Urteile ausgeführt hat, entscheidet nur der objektive Inhalt einer Abbildung über deren unzüchtigen Charakter. Welche von den Karten nun diesen objek tiven Inhalt haben sollen, sagt das Urteil nicht. Mindestens hätte geprüft werden müssen, ob, selbst wenn man diese oder jene von den Postkarten als unzüchtig ansprechen möchte, sie es alle waren. — Der Reichsanwalt bezeichnet die Revision als nicht begründet. Der Begriff der unzüchtigen Abbildungen sei nicht verkannt. Das Urteil lasse auch deutlich erkennen, daß sämtliche Karten den geschilderten unzüchtigen Charakter tragen. Diese Feststellung werde auch dadurch nicht in Frage gestellt, daß einzelne Karten mit dem Zusatz »insbesondere« vor den andern hervorgehoben werden. — Das Reichsgericht verwarf die Revision, da das Urteil einen Rechtsirrtum nicht erkennen lasse. Zur beschichte der ersten deutschen Bibeln in Amerika. — Die erste Bibel, die in Amerika gedruckt wurde, war be kanntlich eine deutsche und wurde von Christoph Sauer, einem aus Westfalen nach Germantown eingewanderten Drucker, im Jahre 1743 hergestellt. Bis dahin waren die dortigen Deutschen für ihre Versorgung mit Bibeln teils auf die von zuhause mit- gebrachteü Exemplare, teils auch auf Unterstützung von Deutsch land undHolland aus angewiesen; beispielsweise schickte die holländische reformierte Kirche von 1746 bis 1793 ihren deutschen Glaubens genossen in Amerika etwa 1000 Bibeln. Mit Sauers Bibeldruck war den pennsylvanischen Deutschen eine außerordentlich ge diegene und zugleich höchst preiswerte Gabe geboten worden. Die Bibel enthält, wie wir einer soeben erschienenen Abhandlung Daniel Millers im »kenn 8^1 vanian 6srma>n« entnehmen, I und 300 Seiten, eine in Anbetracht der kleinen Verhältnisse des Druckers höchst achtenswerte Leistung, und wurde in 1200 Stück hergestellt. Der Preis für das ungebundene Stück war ur sprünglich auf 14 Shilling festgesetzt, doch konnte Sauer bald mitteilen, daß es ihm mit Hilfe einiger wohlgeneigten Freunde möglich sei, den Preis auf 12 Shilling (— 1,60 Dollar) herabzusetzen, was auch geschah. Für das gebundene Stück war der Preis auf 18 Shilling (— 2,40 Dollars) fest gesetzt. Natürlich war damals der Wert des Geldes ein weit höherer als jetzt, aber auch in Anbetracht des gesunkenen Geldwerts muß dieser Preis als außerordentlich billig bezeichnet werden. Der Absatz des gebundenen wie des ungebundenen Buches war recht gut. Sauer hatte die Typen zu diesem Werke von Heinrich E. Luther in Frankfurt a. M. bezogen und schickte diesem zum Dank zwölf Stück seiner Bibel, die zum Teil an hervorragende Persönlichkeiten in Deutschland zur Verteilung gelangten. Sauer starb am 15. September 1758 im Alter von vierundsechzig Jahren. Ihm folgte als Geschäftsnachfolger sein Sohn Christoph Sauer d. I., der im Jahre 1763 eine zweite und im Jahre 1776 eine dritte Auflage dieser Bibel her stellte. Die erste Auflage ist heute selten und wird hoch bezahlt, ebenso die zweite, während die dritte noch heute verhältnis mäßig häufig ist. Leider war Christoph Sauer dem Jüngeren kein glückliches Ende beschieden. Er war ein Anhänger des Fort bestands der englischen Herrschaft in Amerika, da er von der Auf lehnung gegen diese mit Recht den Ausbruch eines Bürgerkriegs befürchtete, und richtete deshalb im Jahre 1765 in diesem Sinne einen Mahnruf an die Deutschen Pennsylvaniens. Die Folge davon war, daß er im Jahre 1784 von amerikanischen Soldaten verhaftet und sein ganzes Eigentum eingezogen wurde und daß er im Jahre 1784 in völliger Armut starb. Der nächste Drucker einer deutschen Bibel in Amerika war Gottlieb Jungmann von Reading, der 1806 eine solche im Umfang von 1316 Seiten her ausgab. Er begründete sein Unternehmen damit, daß seit 1776 das unentbehrliche Buch nicht mehr in Amerika hergestellt worden sei, sprach aber zugleich die Befürchtung aus, Paß diese Ausgabe »wegen des außerordentlich raschen Rückgangs der deutschen Sprache« wohl die letzte ihrer Art sein werde. Diese Befürchtung traf nun freilich nicht zu; auch nach Jungmann sind noch viele deutsche Bibeln in Amerika gedruckt worden, und auch heute ist ihr Absatz wahrscheinlich noch ebenso groß wie zu irgend einer anderen Zeit. Auf Jungmann folgte im Jahre 1813 Friedrich Goeb von Somerset in Pennsylvanien, dessen Ausgabe 762 Seiten zählte. Seine Bibel war die erste, die westlich vom Allegheny-Gebirge gedruckt wurde, und ihre Herstellung kann insofern verwunderlich erscheinen, als dadurch das Vorhandensein einer zahlreichen deutschen Bevölkerung für jene Zeit im west lichen Pennsylvanien erwiesen wird. Als nächster gab dann Joh. Baer in Lancaster, der von 1817 bis zu seinem Tode im Jahre 1858 dort als Verleger tätig war, eine deutsche Bibel heraus. SeineAusgabe war eine Folioband von 1183 Seiten und bei weitem das größte und schönste deutsche Buch, das bis dahin in Amerika gedruckt worden war. Es enthält außer dem eigentlichen Text eine Geschichte der Hl. Schrift, eine Lebensbeschreibung vr. Martin Luthers und ein Wort-Register, sowie eine Liste der Abnehmer, da das Buch, wie vielfach üblich, auf Vorausbestellung gedruckt war. Es waren im ganzen 1420 Besteller davon 971 in Pennsylvanien, 310 in Ohio, 105 in Maryland, 24 in Virginien, 6 in New Pork, 6 in New Jersey, 2 in Carolina. In Philadelphia selbst wurde erst einige Jahre später, nämlich im Jahre 1828, die Bibel in deutscher Sprache gedruckt, dafür aber gleich zwei Ausgaben auf einmal — die eine bei Kimber L Sharplaß, die andere bei Georg W. Mentz. In englischer Sprache wurde die Bibel in Amerika zum ersten Male um 1752 in Boston von Kneeland L Green ge druckt; dies mußte aber in größter Heimlichkeit geschehen, da England einen Druck der Bibel ohne königliche Erlaubnis weder in England selbst, noch in den Siedelungen gestattete. (Nach: »lüs konn^Ivaninn 6srma.n«.) »Jungbrunnen , Verein jüngerer Buchhändler, Karls ruhe. — Dieser Verein feiert am Sonntag den 12. Juni sein drittes Stiftungsfest, wie wir bereits in Nr. 120 mitteilten. Hier sei noch das genaue Programm für den geplanten Herren - ausflug nach Langenalb, Holzbachtal-Bergschmiede (mit gemein schaftlichem Mittagessen bei der Engel-Wirtin; Preis des trockenen Gedecks 2 20 H) mitgeteilt: Abfahrt von Karlsruhe Festplatz (Albtalbahnh. 639) — Ankunft in Ettlingen Holzhof ?v9 — Fuß wanderung nach Marxzell — Frühstück in der Marxzeller Mühle (event. Nachzügler können ab Karlsruhe 844, 1014, an 953, iii? fahren) — Halb 11 Uhr Weitermarsch nach Langenalb. Mittag essen um 1 Uhr im »Engel« — Am Nachmittag Spaziergang nach dem herrlichen Holzbachtal, Restaurant »Zur Bergschmiede« — Rückfahrt von Marxzell 93i direkt nach Karlsruhe, an Karlsruhe 10^ — Abschiedstrunk im Vereins-Lokal »Palmen-Garten«, Herren straße 34s.. Wir bitten um zahlreiche Beteiligung. Vorherige Anmeldung erwünscht. Br. Lange. * Neue Bücher, Kataloge usw. für Buchhändler. ^ntiiua-riad in öerlin. 8". 78 8. 1221 Nrn. 8eiwi1)6, Ir. u. Ir. Nok-Luolidincksr. 8". 240 8. rn. 138 ^.d1)i1ck§n. ^Vien unck I-sipLix, Kai-Iloben'8 Verlag. 6 ^ orck. ^1lng.n3.oÜ6, Xalencler, l'a.gobenpüeüer. ^.Ipini8tilr. Oeutsebs dsZeliiclile. Dsutsobe Interat-ur. k'oUrloristilr. Lunst, iUu8triert6 küoüer. Lortraits. I'üürivxen unä 8aoÜ8en in >Vort unä Lilck sie. — ^ntügu.-Xa.tr»>IoA No. 1 von 3 an 8 4-ommor in Ootba. 8°. 33 8. 595 Nrn. Ln^lisli anä I'oroißn autoArapb8. — OataloAue (1910) No. 7 ok Obarlss Glenns! L 6o. in Uonäon, >V6.. 147, 8baktosbur/ Avenue. 8°. 12 8. 400 Nrn. Lleäioinae novitats8. XXIV. äabrx. Nr. 6. äuni 1910. Lleäi- oini8eti6r ^n-rsixer (Katalog Nr. 422). Norau^sxobon von k'ra.nL UiotLv^or in ^übin^sn. 8". 8. 163—184. 866 Nrn. LiblioZraxliio äor IIanä6l8vn836N8obakt6n. 3orau8^6§6l)on vom VorlnA cksr Loiteodrikt t'ür 3anäsl8vvi886N8o1iakt unä llanäslb- praxis. 2. äabrALNA 1909/10. 80. 48 8. IwipmA 1910, Verlag 893*