Volltext Seite (XML)
IRS-Junius Don-Uns f Das verlorene Paradies " Von Kolotnau Mike-sitt « s Taan kam mein Berer zu mir und itsllte texts Aniwa,- eine neue Ausfer meiner Werke , w Wehe-. - ~Wenu Sie meinen«, antwortete ich ugssek pxineno anhrickend, no er sich im Voabesire W- Vekstandescriiifte befinde. « »Ja-g sagte er. »wir müssen aber auch das Honorar WI- Honotar - was kann man denn siir folihe Halse- zachlew die jeder schon geWsm hat, der sich über .»»t für mich interessiert?« f Ich möchte Ihnen fünftansend Gulden zahlen « mit Sie damit einverstanden nnd-« i« Fünftausend Gulden! Mir huck- oie unton in Ha gshle stecken, und stumm vor Ueberraschung schlug Ejch w feine Retdtc ein. Meine Frau und Kinder waren LZMM dieser Unterredunannd eine so feierlich ge kMenk Stimmung herrschte im Familien-treue, daß alle kaum zu atmen waatcu Die Katze- mit der die Kinder Hinten hatten, beiteite sich von ihren Peinigern und» swqu dem Verleaer auf den Schoß. l « »Wir find allo. einia«, saate dieser mit kauf knännifcher Küm, laate die Mc von teinen Knien M ging-, Wir war-en allein. »Ach Gott-C rief meine Frau, noch aanz rot vor Mkdtgem Schrecken, »»tvas wirft du denn mit dem Heidenaeld anfanan? »Hm-C jagte ich und fteckte meine Hände in die Hosentaschem »ich werde meinen Solm zum Landtags ««hgkptdneten wühlen lassen-« . ; Dieses sit-ndt Hast du denn wirklich den Verstand H oren«.«« . RAE-) au- du mir einen Rat, wenn du gar fo di«st.« i M»Hich möcht-e mir ein Landgut ka-ufen.« »Das ließe sich boten-aber welches Gut kann man für fiinstausend Gulden kaufen?« »Für achttaufend Gulden kann man schon fünfzig Hgskchzja Joch Feld mit einem kleinen Häuschen MU, Euchsv taun»man auch fchnldia bleiben nnd» Mch der ersten unten Ernte all-zahlen » . ~Puizi»nenveaen; bleiben wir denn also bei dem -· E Meine Frau aber faate zu den Kindern: »Gebt nnd küsset euer-m Vater die Hand, denn er wird euch ein quxdgut kaufen »Auf dem Gute ask-et werden Kühe »san« die euch Milch neben, und« Esel-dem die ihr ein annnen konnt. und im Garten werden Obftbiiume sein« und ihr werdet die Zweisase schütteln nnd die reifen Aickichen und Pflaumen werden euch in den Mund a en.« f Während sie so sprach und die Kinder jubelten, kam Besuch Es war Tanne Glise, die vom Lande in die Stadt kam, um einige Ginckättfe zu machen. Ehe sie noch hat nnd Mantel abgelehnt hatte, traute meine Fran, ob nicht in ihrer Nähe ein kleines aut zu halben wäre,» denn wir möchten»aern eins -kawfen.s ’ »Ach. das spare ia prächtig, Kinder, wenn ihr unsre Gutsnachbarn würdeti« rief Elite. »Die Witwe Naiathu hat ein kleines Gut, aana innnsrer Nähe dreiundsiinssnin Juch- dabei ein schönes M mit fünf Zimmern - und danm der Garten-- -ei.n herrlicher Pakt mit alten schnittan Bäumen, wie- für euch geildaffeni" .· · f « »Ist es denn aber lau-flich?« fraate ich. ~Jn längstens ednem Jahre wird es im haben fein; die Frau weit- nikht zu wirtschaften und steckt bis an den Hals in Schulden Das Gut Birimle wird in der lützeften Zeit unter den Hammer komme-n und dann « werde ich euch verständ-irren« « · .Das Landgut ward nun wnser unerschöpfliche-B Thema. Noch abends. vor dem Eimschlasfew baten die Kinder: »Mamsa erzähle ums von unserm Landautl« Meine Frau aber ftattetcsdag Gut mit so vielen - Tieren und Oibsftthaumen aus« daß ed zu einer wahren Musterwirtschaft wurde. selbst der Harfe-blind trua eine silberne Kette nntd schlief awf Fedevliffen Die Kinder tränmtcn Taa nnd Nacht von ihrem Gute. Wenn sie " Obst afiem legten sie die Kern-e beiseite. »Die werd-en wir in unserm Garten anbtiuen.« Wenn sie ein schönes. Werd oder ein Eielchen sahen, bestürmt-en sie mich mit Bitten, es fiir unsre Wirtschaft zu laufen. « So standen die Time als ich mit meinem Ver leger in einen Konflikt aeciet Ein andrer Verleaer machte nämlich auf eines meiner Werke, das in unserm Vertraac enthalten war, ältere Rechte aeltend und , aus- dicscm Grunde verlor der aarcze Vertrag seine - Rechtsaültiaskcit Ich war verzweifelt Wie sollte ich meiner Frau den Verlust des Luntdmutes beibringen? »Mein liebes Kind-C benann ich stockend, »unsrc Aussichten sind nicht die rosigsten -—« " « »Wind dienn?« frantc sie asann ruhig. »Weil mein Vertrag mit dem Verleaer rückaänaiu gemacht wird-« · · »Schade«, erwiderte fie leicht-hin und fuhr rushda m» . ihrer Arbeit fort. Obgleich irh mich eigentlich er leichten fühlte, daß es so aliuwflicht ach-negatian war, fand ich das Betragen meiner Frau doch seht befrem - den.d, doch die Frauen find ja wirklich unbexekhcnsbar. Wie aber erstaunte ich erst, als ich am nächsten Tage heimkommen-d meine Frau verwein und in der til-el sten Laune antraf. »Was fehlt dir denn, mein liebes v ti«ind?«« nagte ich. - « «· «Denle dir nur«-, rief fie, »dieer abscheulich-c - Frauenzimmer-, die Mal-Ethik richtet alle unsre schonen Baume zuarunde.« - »Welche Bitan meinst diu den-Mk . . «(s·ben erhielt ich einen Brief non Tante Glise. lnt dttzx sie mir«ithreibt, daf; diese Malnthn eine unerhörte Zinswirtschaft treibt nnd iede Woche einen der herr « ltchen alten Bäume umhauen läßt, um Vreninholn zsu haben. Kann man so ein-en Bandalissmns dulden? Was faaft du dazu?« »Du die Bäume derzeit ishr Eigentum sind-. kann niemand Einst-rathe erheben-« · ’ »Ja du, du nimmst alles so ruhsiu trink du warst , immer Nichtstun-fu« · « · " - »Was-nickt ich tin es, der die Sache leicht ver-l ·- schmerzt hat; ich bin es, der über den Verlust des Landauteg sofort zur Taaeoownuna überwunm iitH . nun aber verbitte ich mir ein ftir allemal, « ß vondem ; Landgut auch m» ein Wort mehr aeredet wird: ich will nichtg.meiir davon bis-cul« » « Ich hdrte auch nichts mehr davon. wohl aber las nd eines Taeaee nn Kasteehaug in einer Zeitum. daß in Vitinte n mses Feuer aewütet habe und das Mbl . das Mal-and wie auch alle thschaitsaebttafdeder SW- Vtal oerfwannten - Mii einem Bedauern -ZU M M auch ein-tue Schadenfteude minim- eilte kch H e. tun meiner Frau die Neun-seit an M . »Weißt du. was aestbehen litt-« rief iih schon M ät- Sthwelle Oestern nacht ist das Wohnbaus am arm-nie Hinwe- nevas allen Schein-anni- Wirtstdaftsaelntnden verbrannti« . Munde-ils ». . .«, Mel-te meine W erbleicht-ad sank auf einen Stuhl. Dann fest-Mc lvleansttiiäsåktetßruttnnd umweht-M von Tränen «9 F ausskwekkmkwåi and von-unten Ia r en e « Musik »Was tft denn geschehen, Mandat-. »Eure schönes Landgut ist ve unt« idr armen —- Beiiage zu den Dresdner Reuesten Nachrichten Vo x pop u l I Von Keus- Potihok Ich habe keinen besseren Freund gehabt als Hand Dutdtsm der ietzt tot ist. Und ich babe keine klügere, keine liebere Frau gekannt als Hans Hardingg Mutter. Und stir sie gab es nichts Höhereä als Hang, ihren Einzågew us der Schule war es, daß wir uns fanden; int reisercn Knabeniabrem daß ich dte Mutter lieben lernte und sie mit dem traulichen »Du« mich nannte. Kurz nor der Fahrt aus die Hochschule war es, daß wir du«dritt durch die Straßen wanderten und Zukunfts pldne schmiedetem daß wir beide Schlösser bauten und Schwüre taten, was alles werden sollte. »Geh nnd frage die Leute nach uns«, sagte plötzlich Hansens Mutter und wies mich fort. Ich verstand sie nicht, aber ich trenute mich, und als ich einen schlichten Mann traf, fragte ich ihn, wer die zwei sein möchten, die vor uns gingen. »Das ist dem Medizinalrat Darding seine Frau mit ihrem Buben. Wissen S’, dem Doktor in der Martingaa « Ich bra e die Antwort zurück; da drückte Frau Hardiwg ums fest die Hand, wie ein auter Kamerad: »So gebt hin und werdet etwas Tüchtigesl« st- « se Nach langen Jahren war es, daß wir drei uns wieder trasen. Der Medizinalrat war gestorben. Seine Witwe hatte eine rege Tätigkeit im Dienste der Nächstenliebe entfaltet. Armenpflege, Waisensiirsorae, Krankendienst . . . Wo es zu helfen, zu raten und zu arbeiten galt, da war sie die erste. Plaudernd wanderten wir durch die St:dt, Erinne rungen weckend aus alter Zeit »Willst du nicht noch einmal die Leute nach uns fragen?« meinte Frau Harding plötzlich wieder. I Ich tat, wie geheißen, und fragte ein altes Frau chen, das mit einein Korb daberwackelte. - «lesses, die kennen S’ nicht? Das ist die Frau darding mit ihrem Sohne . . .« Ich wartete nicht ab, was mir die Frau noch alles erzählen wollte, sondern gings Als ich die Antwort über-brachte und die Mutter mit ernsten Singen ihren Sahn prüste, da til-erflog es sein Gesicht wie ein Er ra en. M Ktmderx nun habt ihr keine Zwiluchtstätte mehr auf dieser Welt!« · » Da begannen auch dtc ster zu weinen und mit buntem Jammern und Schluck-ten beklwqteu sie ier verlorenes Landgut .. . . lltebersetzt von thma Vorver- Das vierte Gebot - · Erzahlung von Anna Gaae Es war innz die Zeit, da der Taa«zn scheiden be gann. Jm Gärtchen hinter dem Hause webten schon ie weichen Schatten der Vorfrtihlingddammernna. Tie Büsche nnd Sträucher verschwammen. Nur das Weiß des Schneeglöckchenkraiized, der daö kahle Rosen beet umrandete, und der aelbe Grand der Wege, die Lich um den Rasenplatz schlängelten, leuchteten noch aus em Dunkel. In den Korbsesselin die sich auf dem Fenstertbron des kleinen Junggesellenstübchens gegenüberstanden, saszen die beiden Alten, der weißhaarige Rektor a. D. nnd der verwitwete Rechnungsrat, die das Wohnenx im selben Hause mit den Jahren zu Freunden gemacht, Ihwei Vereinfamte, die vor den Fremdheiten einer Zeit, in der sie sich nur noch mühsam zurechtfanden, nach Sirt des Alters gern auf ein Stündchen gemeinsam in die ferne Jugendzeit flüchieien. Wenn in dem beime ligen Zwielicht der Dämmerstunde die harten Tag-es konturen verschwammen, dann kamen auf leisen Sohlen Erinnerungen zu den beiden Alten, freudige und leidvolle. Dann öffneten sich die Lippen, die schweigfam gewordenen; der Seele Tiefen taten sich anf. »Ja, es ist merkwürdig, was die Vergangenheit betrifft, so ist mein Gedächtnis noch vorzüglich«, fo nahm nach einem Schweigen der Rechnungsrat die Unterhaltung wieder auf, »sonst aber ist es beschämend. Wenn ich noch zur Schule ginge, müfzte ich sicher jeden Tag zur Strafe für meine Vergeßlichkeit hundertmal etwas auffchreiben. Der Rektor lächelte. gemugtW .- ~ a, z. B. wann Otto der Große regierte, eine Wissenschaft. die ich als Tertianer damals nicht für so wichtig hielt, um mein ohnehin überlastet-es Gedächtnis unnötig damit zu beschweren, von der der Lehrer aber überzeugt war, daß sie flir meine Zukunft und über haupt den Wissensschatz eines gebildeten Europäers von unbedingter Notwendigkeit sei.«» , « »Dann wissen Sieg am Ende noch heute?« »Und ob! Es war eine muemotechnische Radikal kur, die beinahe zu einer chronischen Zwanaksidee wurde. Jch weiss es noch genan, als wir nach Ostern unsern neuen Stundenplan in unsre siladde eintragen mnszten, schrieb ich: Von s bis i) Religion, von 936 bis 978 Mathematik, und sals meine Mutter mich eines Morgens weckte: ~Karl, aufstehen, es ist sieben!«, ant wortete ich aus tiefstem Schlaf heraus-: »Nein, neun hundertsechsunddreißigl« - Der alte Lehrer lächelte. Ein ernste-ZU weltfernes Lächeln war’s, das wie ans weiten Fernen kam. ·,,Ja, wenn solche Methoden immer fo gründlich hülfent Ich wenigstens«, setzte er nach einem Schweinen leise hinzu, fast wie zu sich selbst gesprochen, ~habe mal einen Fall erlebt, in dem die Wirkung versagte .. .« « ·,,Auch in der Schule?« « « «« s « »Ja, auch in der Schnlc.« Dann schwieg er wieder und fann vor sich hin. Es war fcgt dunkel im Zimmer geworden. Kein Laut unterbra die tiefe Stille als nur das leise Ticken der Ulabasteroendülr. . ån der Religionsstunde war’s . . .« Ganz unver mitt nahm der Alte nach einem minntenlangcn Sehn-eisan das Unterbrochene wieder anf. Lanafam und s aernd kam die matte.Greisenstimme aus dem Dunkel. »Die sehn Gebote wurden durchaenommen. c aing der eibenfolge nach, vom Klassenersten an, ein jeder mußte eins aufsaaen. Und ed ging wie am schnürchen Nur mit einem haperte ed, Rösing hieß 1-» Dermkfnnte sonst gut lernen in allen Fächern.. Aber« er itaiu er nicht zurecht. Ich weiß ed noch tzenaw ed war-beim vierten. »Du sollst - dn sollst - , weiter tun er nicht. Da war feine WiVnschaft zu Ende. lieslich verlor der Leger die ebnle Glitt-Ja Bd sie fich nichtp« sn er ibn an. »Sie. der le e - stern konsiäniert wurde nnd sonst so be abt sind? Ei ist ic. eine »Meine für die Kleid-l Zeni- mitten ,So, haben Sie das mal »Warte ab, Muttchen!« lachte er und Lüste ihr die Hand. si- , si « und wieder nach langen Jahren war es, daß ich’ die Leute zum dritten Male fragte. Noth wirkte Frau Hardiug in alter Weise;«nur ier Wirkungskreis hatte sich vergrößert Aber in ihrem Hause wohnte ihr Sohn, det fest Jahren als Gelehrter, als Arzt, als Menschen ;sreund, als Gehilse seiner Mutter in der Stadt tätig war . . . Wieder fragte ich eine Frau nach deu zwei Vorübergehenden Da hieß es: »Das ist der Doktor Harding mit seiner Mutterl« Als ich die Antwort meldete, flammte es rot aus beider Wangen. und die Mutter orthe trampfhufi den Arm ihcm Einzigen. QAber Leyin Wort darüber-! If Und noch einmal, zum letzten Male. Das war v-Ir’ wenigen Wochen. Mitten in der Kraft der Jahre, znitten in der Fülle der Arbeit hatte ein lächerlicher Zufall ihn hingerafft. Warum mußte er gerade unter dem Neubau durchgehen- während doch links davon die Straße so breit war, wo die andern gingen? Warum Mußte gerade in diesem Augenblick der Steintrager stolpern hoch auf dem Gerüst? Warum mußte gerade aus sein Haupt der Ziegel niedersansen? . . . Als ich die Mutter sah, laa ein Jahr zwischen dem Heute und diesem Gestern. Sie war ernst, ruhig; die Arbeit an den Armen, den Kranken und Berlassenen, »die sie mit doppeltem Eifer aufaenoinmen, hatte ihr stockt-geholfen über diesen schlimmsten Tag. Und auch, als wir im Abenddämmer eine Rose pflückte-n von seinem Grab, blieb sie gefaßt . . . Als wir beitnkehrten und aus den Fabriten und Werkstätten uns Männer und Frauen cntgeaenkamen, ehrfurchtsvoll grüßend vor der schwarzgelleideten Dame init den traurigen, lieben Angen, da trafen sich unsre Blicke wie in einem Erkennen, tote in einer Er innerung. Ungemahntverließ ich die Mutter, und in der nächsten Straße tat ich an einen Arbeiter die Frage: »Wer ist jene Dame in Schwarz?« Da lüsiete der Arbeiter den Hut und schaute ihr lange respektvoll nach: s »Das ist Hans Hardingg Muttert« ! Das war die Antwort, die ihr wohltat. Ueber ihr Rlntlitz gan ein Leuchten, wie vorhin die Abendsonne über fJLas Grab, und in den schönen tiefen Augen sglänz es feucht: . »Glaubst du, daß er umsonst gelebt hat?« - , bleiben Sie hier und schreiben zur Stärkung ihres Ge dächtnisses das vierte Gebot sauber und hübsch in Jhre Kladde, - süuszigmali« - —- Der alte Lehrer machte eine Pause, dann fuhr er nach einer Weile fort: »Es war schon eine gute Stunde über Mittag, als Rösing nach Hause ging. Langsam, gesenkten Kopfes. »Er wohnte draußen vor dem Burgtor und hatte den» Weg durch die Schloßberaanlagen genommen, in denen des Nachmittags die Bürger und Mütter mit ihren Kindern spazieren gingen Um diese Mittagsstunde aber- war es dort still und einsam, kein Mensch ou hören und zu sehen. . Vor einer Bank am Wege blieb der Knabe plötz lich stehen. Ruckartig und wie gebannt. Eine jähe Röte schoß ihm ins Gesicht. Aus der Bank in dem Syringengebüsch saß oder lag vielmehr zusammen gesunten ein betrunkener Mann. Es war sein Vater . . . Scham und Entsetzen packte den Knaben. Ein Zit tern überfiel ihn. Grauenhafte Bilder tauchten in der Erinnerung vor ihm aus. Zwar war sein Vater kein notorischer Gewohn heitstrinker, er war als Nervenbankrotteur nur ein periodischer oder sogenannter Quartalstrinter. Dann aber um so schrecklicher. Jähzornig, entmenscht in der Betrunkenheit, dass Frau und Kinder vor ihm zitterten. »Na, du Rnnitreiber, du? Wo kommst du denn jetzt noch her?« redete der Betrunkene ihn mit lahiner Zunge an, indem er sich schwerfällig ausrichtete. Der Knabe schwieg nnd starrte nur entsetzt in die glasigen, blutunterlaufenen Augen des Mannes. Dann trat er auf ihn zu und streckte die Hand nach ihm ans. »Vater, komm - komm mit nach Haust« xghte er beschwörend. »Die Mutter ängstigt sich sicher on . . .« ~Erst sag’, wo du herkommst!« lallte der Betrau kene, von dem ein entsetzlicher Alkoholdunst ausging. »Na, - wird’s bald?« Er torkelte auf ihn zu und hob den Stock: ~Maul auf, du Lümmel, oder ich schlage dir die Knochen eint« »Ich habe nachgesesfen . . .« »Nachgesessen. du Fauljack!« knirschte der Betruns kene zwischen den Zähnen, und die Schläfenadern schmollen ihm zn dicken Strängen an. »Und stir so’n Bengel gibt man das schwere Geld aust Nachgefessen, weshalb denn?« Der Junge schwiea und starrte vor sich hin. »Antwort, du Hund, du oder s—« . Da richtete der Junge sich auf aus seiner Zer brochenheii und aus der wuchtenden Scham, die ihn er drticken wollte. Es trat etwas in seine Augen, blitz ähnlirl), etwas Kaltes, Vernichtench Das war nicht mehr der Blick eines Knaben, das war der Blick eines Richters. Er öffnete die Lippen, und es klang wie eine Drohung, das: »Vater, srag7 mich nicht! . . .« Da fuhr die Faust des Vetrnnkcnen dem Knaben ins Gesicht, daß ihm das Blut ans der Nase«itiirzte: ~Hund, willst du antnsorten!« »Ich konnte etwas nicht aussaaen .« Der Knabe gib ihn an, nnd es klang wie ein qual voller Schrei: ~ el) konnte es nicht, weil . . ." In diesem Augenblick knirschten Schritte ans dein Kiesdes Weges, und eine sonore Männerftiinme tönte dazwischen: " »Da Sie es zu wissen wünschen: ich bestrafte heute morgen Ihren Sohn mit Nachsitzem weil er das vierte site-bei nith anfingen konnte, - nnd das begreiie ich e. . . »Das das vierte Gebot?« lallte der Betruntene verständniölos und stierte, blöde grinsend, dem Lehrer seines Jungen ins Gesicht, der ans dem Rückwege von seiner Wohnung zur Stadt begriffen war. »Ja, das vierte Gebot! Wenn es Jhnen in Ihrer augenblicklichen Verfassung nicht Cgegenwärtig sein sollte, will ich es Ihnen ins Gedii tnis rnsent Das vierte Gebot. das Ihr Sohn heute zur Strafe stinszigs mal in seine Kladde schreiben mußte, es lautet: »Du sollst deinen Vater und deine Mutter eh r en , auf daß dir’s wohl Hebe, und du lanae lebesi aus Erden. Ehrent erstehen Sie? Aber dieses Ehren muß verdient sein« sonst kann es von einem Kinde nicht ver langt werden! Sonst .wird das Kind zum Richter seines Erzeugerg. Sonst hat das Kind ein Recht, den Vater zu verachtenF ,-· —- Die matte Greisenittiame hatte sich erbeben. denn schwieg der alte Lehrer. Minntenlana. Kein Isort kam mehr itder keine Lippen. Wie etwas astendes umgab die beide-n Fugen pi tieie Stille und- Yunkelbexts « - 11. Mci 1924 Regloö ver-harrte der Freund und suchte mit den Augen die schmale Gestalt des vor ihm Sitzenden zu ersasseu. Aber die Umrisse des Erzählenden waren nicht mehr zu erkennen, nur sein schneeweißee Haar schimmerte hell aus der Dunkelheit «Armer Junge! . . . Was mag aus ihm geworden sein? Oder haben Sie ihn aus den Augen verloren P« Leise, voll tiesen Mitleids fragte es die Stimme des Freundes-. »Kein Kind«, setzte er hinzu, »tat mir von jeher so leid wie das eines TrunksüchtigenZ" Was aus dem Knaben geworden ist?« Zlus weiten Fernen kam die Greisensiimme zurück. Ein einsamer Sonderling, in alten Tagen wenigstens-. Tut übrigen ein strenger Übstinenzler und warmer . reund der Jugend, der es im besonderen sili zur Lebenöaufgabe machte, ein Freund und Tröster ce qualter Kinderseelen zu werden. Denn dieser stunde, von dem ich Jhnen erzählte«, so setzte der alte Lehrer nach einer Weile leise hinzu, »er hieß nicht Rösinm wie ich ihn benannte, denn dieser Knabe war ich selber . . .« Die Schauspielerin Von Arie-ais Awektsoiwuko Ich saß in der Gardersobe der Schauspielerin Ria sanizoiwa und beobachtete sie aufmerksam, während sie sich schminskte. Ihre weichen, gelenskigien Hände erfaßten lbald mir völlig unbekannte Bitrstchem bald Quasten und Stistchen; sie sushr sich damit til-ers Gesicht und über die schwarzen, ballt-geschlossenen Augen, nestelte dann an ihrer Frisur, richtete sich irgendeine Schleife, um zu letzt an den Obrgehängen herumzugreisem und ich ge wann den Eindruck-, als würde aus ihren Händen ein soindcrtbaver Fluch ruhen: beständig in Bewegung zu se n. ~Welch berzige Häwdcheni« dachte ich siiir mich ge rührt »Welch herrliche Augenl« Und unverhofft sagte ich laut: »er Sjergijewna, ich liesbe Sie ja!« Sie FEtzieß einen kaum böobaren Schrei aus, klatschte in ihre atschbändchen, drebte sich zu mir um, und im MA« ten Augenblick hielt ich sie schon fest in meinen russen. »Endlich!« sagte sie, kaum merkbar lächelnd. »Ich bin vor lauter Warten aus diese Worte fast schon ganz erschöpft Warum hast du mich so geawält?« ~Snrich nichtl« entgegnete ch. » Jch seFte sie aus meine Knie und sliisterte ihr zart lich ins O r: »Du erinnerst mich. Liebchen, an das zarte, gebrcchliche Mädchen aus Govdanxows »Chrnsantl)emcu«- das sich - erinnerst du dich? mit demselben kaum hörbarcn Ausschrei ~Endlichi« dem Gutsbesitzer Laertosf in die Arme wirst. Du bist ebenso zart, sein und ge brechlich und ebenso lieblich« auch du hast kaum ver klxezzxszk ausgeschrien .. . sh, wie sehr hanc ich dich ! .« . . . Am nächsten Tage iiibersiedelte Jrene zu mir, Präg- wir begannen, einen gemeinsamen Haushalt zu ' ren. Unser Zussammenleben war schön und ungetrübt. Es gab wohl dann und wann einen kleinen Streit, Ida dieser aber stets aus nichtigen Ursachen cntsprana. erlosch er auch bald in Ermangelung eines brenndarcn Materials. Der erste Streit rührte daher. daß Jrcne einmal, mächter ich sie küßte, in den Spiegel blickte-. Ich schreib sie ein wenig von mir und fragte in be leidigtem Tone: »Weöchallb hast du in den Spiegel ne schant? Wie kann man in einem solch erhabenen Moment an sso etwas den-ken!« »Sielyst du«, entschuldigte sie sich ein wenig ver-legen, »du hast mich ungeschickt umarmt. Du hast anstatt die Taille meinen Hals umschlungen Und der Mann soll die Frau immer nsuk bei der Taille nehmen« »Was beißt: er soll?« fragte ich ganz erstaunt. ~Gibt es denn eine gesetzlich bestimmte Regel, dasz man die Frauen nur bei der Taille umfassen soll? Unglaublich! Wäre mir die Taiille unter die Hand gekommen. hätte ich die Taille umschlungen; da ich nun aber deinen Nacken erwischte . . . Du mußt doch selbst zugeben...« »Nun ja, eine Regel gibt ed selbstverständlich nicht dafür; aber es ist sonderbar, wenn ein Mann den Hals einer Frau umarmt.« szwar beleidigt und sprach voll-e zwei Stunden kein rt zu Jrene. Sie leitete als erste wieder die Versöhnung ein. Sie kam aus mich zu. umschlang mit ihren wunder schönen Händen meinen Nacken iden Nacken eine-z Man nes - einie gest-Mich genehmigte Regelli, kiiszte mich aus den Schnnrrsbart und sagte: »Schnwlle nicht, Närr chen-i Ich will aus dir einen klugen und interessanten Menschen machen. Und ich will isie schmiegte sich dabei schüchtern an mich), Idasz du unter meinem wohltätig-en Einfluß die erreichbar höchste Stelle erlangst. Jsch wollte, ich könnte deine Soussleuse sein, noch mehre ich wollte, ich könnte selbst den Richm siir dich ernberni« Sie ging bald darauf ins Theater-, währen-d ich in Gedanken versank: auf welche Art will sie für mich den Ruchim erobern? Sollte sie vielleicht die Absicht halten« an·meiner Statt Novellen zu schreiben? Oder: was meinte sie mit der ~Svufsleuse«? Will sie, daß alle Heldenmeines dichterischen Schaffens- iljr ähnlich sehen Fldeewrll sie mich gar bin und wieder bitten: ~Wladimir, schreibe eine Erzählung von dem Hund, der unsre Köchin in die Wabe gebissen hast- Wladimirchen, willst du nicht als Thema zu einem Feuilleton unsern Komiker neh men, der sich kürzlich derart betrunken hat, daß ibn der Direktor davoniagen will?« Da kam mir plötzlich etwas in- den Sinn. Ich bade vor kurzem ein Theaterstiirk gesehen-, das den Titel »Ohne Licht« süibrte In diesem Stück küßt die Held-m den Helden auf den Schnnrrbart und spricht voll Ve geisternng2 »Ich will, daß du unter meinem Einfluß die erreichbar Höchste Stelle crlangst· Ich will deine Sons sleuse seini« - ~Sonderbari« sagte ich zu mir selbst. Und ich liatte iin Munde einen Geschmack, als hätte ich in eine bittere Mandel gebissen. a « «- Jch begann, Jrene genauer zu betrachten. Und je mehr ich sie beobachtete, ein desto größerer Schrecken üsbersiel mich. Jrene selsdst bei-am ich nie zu Gesicht. Bald sab ich die leisdewde Viera and Limanowö Stück »Neblige Wei ten-C bald jauchnte und suec-lockte der Typus eine M sane aus dem Drama »Bessek später, alt nie« um mich herum. Nur Jrene sand und fühlte ich nicht. Ich schenkte ihr ein Armtband7 dafür schmeichelte mir eine vornchme Mite, die meinen Nacken nach der ce ehlich legten Art der vorm-bitten W m schlau- Wsoåthachdausenndwllmue wegen der Kuma- glatchte ich eine deletdigte in Tränen ansgel Irene norznsinden, jedoch tin Wirte-net da wendet M Jst-I ...-. - Ist I« w Ost imusik IMW Die-OR ROTHE-Es Weil Itnlsieszu U. ! bekannter Idsd sag I I Essitsasssss - mirs-tm Dresden. Bis-THAT «k" VII-M 57 estklsktcäs Pssskgsusss . 1-. m s hzs en Entstam- .übe Alt-nun fis-non Zehe Rqu lOQ C W hin sNzERf virus Im I- Istmsxot Musik suchst-, Ists-Eiter Its-lI HEFT-P 111-