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-X( Y » · . Y- ),- X X De rSo n n iag 22 « f We sss M DMMWH MEDIUM · Wandervögel Von Frjiz Müller (Park73lkirkb·en) Um Mk Weg kain es herum, über die Termser iiciiertc es, an die Fenster der Villa klirrte es an, das aij Wanderlied: « « Das muß kein rechter Müller sein, Dein niemals fiel das Wandern ein, Das Wa—andern . . . Und ein Extraiuhnschrei kain noch hinterher, zu - huui« Dann noch einerz ein dritter, werter-, fünfter-. Soviel Fenster jene Villa droben an der vorderen Seite hatte, sovielintzl ein Jubuschrei kam herausgeklirtt und wollte Einlav. »Kathi, wer ist’s?« » »Ich weiß nicht, gna Frau, man kann’z noch nicht sehen-« , .. , »Wandervogel, gna Frau - o wei, wenn die nach szeu woll’n, dann iss scho zweit - d’Sonna is scho lang herunten, und der Mond ist gestern dort drüben hinterm Rosengarten ss letztmal auf aangcm gnä Frau -——.i glaub, es war gescheiter für die jungen Lenkt -—« Sie hielt inne. Auch die Wander vögcl da drunten ans »der itaitbigcnStraße hielten pxjjtzlich inne im Marschieren. Man sah, wie sie sieh buntem wie ihre Augen ausivartsaingen zu der Villa, wo die beiden Frauean der Türe standen. »Sie kommen rauf, gna mau, die Wandervögeli loiniiieii.« . - Fünf Paar schwere Stiefel knirschien auf denii new-u stieg des Zickzackiveges, erst schnell nnd fest, dann zisaernden Voll Erwartung stand die Kathi» Ruhia sah die Frau Professor ans. Und noch ein dritter schaute zu. Hinter-i großen Fenster der Veranda ging ein junger Kopf in die Höhe So schnell, wie die aufgestützten Arme sich ge isade strafsen konnten. Dann blieb das Gesicht in dieser Höhe und rührte sich nicht. Jetzt stand der porderste der Wandernögel vor der FrauProsessor Freiniutig zog er seinen Hut. »Gnädige Frau, wir sind» Wandervogei. Wir tonimen aus Deutschland Wir sind in den Ferien und haben alles zu finsi gemacht. Unser Ziel ist der Gardasee. Heute wollten ivir noch naeh Bozen· Aber es geht nicht mehr-. Ditrfeii wir bei-durer wir bei Jhnen überiiachten?« ~Isessee-, glei stinse«, murmelte die Rathi und mischie sich die Hände ander Schürze-. isnsililiiiiia stand dieFrau Professor, und ihre Gedanken gingen znni·»Sohne. Jetzt auch ihre Augen, denn sie hatte sein Geiicht am Fenster erblickt. Dieses Besicht lächelte Dann nickte es. Da nickte auch die .iutter: »Ja-C sagte sie,· »Sie sind willkommen, junge Herr-en. Freilich, mit den Betten —« »Oh, feine Sorge«, rief ein zweiter und schüttelte den hellen Krauskopf, »wir schlafen auf dem Boden a’rad so gut, wenn ein paar Decken da find.-« »O inei’, Decken ham mir gnn«, entsuhr es der Kathi. »Dann danken ivtr halt recht schön«, sagten die Wunden-Bach einer nach dem andern, und nahen der Jst-an Professor die Hand. Der aber mit dem Krauskopf machte einen Extrainhuschrei. ~siui·nt!" Gleich taten alle mit. Lächelnd its-hink die Frau Professor als eine jugendliche Huldigung. Und nun warf gar noch einer seinen grünen Wander bnt in die Höhe. « EI- wnr ein falscher Wurf. Schies flog der Hut; nka große Fenster der Veranda. Dahinter hoben sich plisihiiich zwei junge Hände-, als wenn sie naschen meist-en. Aber· wie vom Blitz getroffen sank ein stiimcngsluser Körper, und ein erschrocken-s Gesicht vers"c:;wkiiid. · - JEANHZ Hans-Z« ries die Frau Professor und lies ins Haue-. Betroffen sahen die Wandervögel auf die Magd. »Na. wissen S’ bscht —, der junge Herr bat halt keine J-üß’ - bscth sp, so, nnd jetzt sühr’ ich Sie hinauf in das große Zimmer unterm Dach und hol’ die Deckt-n - uein, nein, g’schel)eu ist ihm nix, nur nieder skiiFn hat er sich lass’n in sein’ Stadt-- wag iag’n S’? Wie er das-n kommen is? - Ja mei’,abgefahr’n sind’s ihm höiltleiåiznal word’n von ein’m Fuhrwerk, wiss’n S’ -—-i)sct, s) ...« Dann saßen sie alle um den Tisch nach dem Abend brot. Hans-, der Sohn, mitten unter ihnen. Seine schmelcn, weißen Hände fuhren streiche-lud über die Schakaldeckc, die von den Seitenleimen des Stuhle-) nicht-Fromm Und seine Augen leuchteteu nnd baten: Urzutsln erzählt, ich bitte euch, erzählt nur weiter . . . Die Polyhymnia Burleske von Karl Ettlinger (München) Die Polyhhmuia war ein Dilettantenorchesier, in dem»etwa dreiszia Menschen männlichen Geschlechts der Musik frönten. Alle Dienstag abend versammeslten wir uns iu einem Gasthauss vor de: Stadt, das-z infolge dessen nach einem halben Jahre meistbietend verdsteigert wurde, und kratzten, bliesen nnd zupften mit sur tharcr Vegeiiterung unsre Instrumente Ein Bernfömusikct - unser Stolz; er gab zwei Klavierstunden die Woche und hatte einmal gegenüber dem Konservatorinm ge wohnt - dirigierte uns durch dick und dünn. Er be kam dafür monatlikkz zwanzi Mark, die wir aber ins folge eines gerichtlicjeu BeseFls nicht an ihn selbst aus zahlen durften. Denn der Mann hatte ein etwas eigen tüinliches Privatlebetr. « . Mich selbst hatte ein böser Freund in den Verein hineingelobt. Er hatte tnir die Stelle als erster Celliit in Aussicht gestellt, und die erhielt ich auch, obwohl ich damals erst einhalbes Jahr Unterricht gehabt hatte. Ich war namlicn der einiige Celliit in diesem Verein. Dafür hatten wir aber v crzchn erste Geigen. Zweite Geige wollte niemand spielen; es waren aber durch das Los brei Mitglieder dazu vernrieilt worden« die seit dieser seit keinen Vereinsbeitrag mehr bezahlten. Wir hatten erner drei Bratstl)isten, zwei Jsagotts, eine dila rinette, eine Oboe, zwei Pistons it eornet, von denen der eine bei Bedart auch Waldhoru krächztc, und einen Pauker. Der Pauker war drei viertel taub nnd daher unfähig, leiser als Mk zu pauken. Er war aber sonst ein anständiger Mensch und spielte die Pause nur zu seinem Vergnügen. « Als die Finanzen unsres Vereins auf dem Gefrieri onnkt angelangt waren, der Wirt uns das Lokal zu kündigen im Begriff stand, beschlossen wir, ein öffent liches Konzert zu gebeu. Unserm Dirigenten ivar es recht. Jhm war überhaupt alles recht; nur machte er zur Bedingung daß ihm fiir den betreffenden Abend »ein Frack zur Verfügung gestellt würde. Jn dem wollte er sich photographieren lassen. Unser Programm wurde wie folgt festgesetzt: i 1. Teil ! 1. ~Ueber den Wellen«, Walzer melodiosa Rosas I L. Ouvertiire ~Maurer und Schlosser« Aubcr ! s. Violinsolo: Vallettszene Bei-tot ;4. ~Ave Maria« )q» l Schubert ; L. «ei 5. Jupiterfinfonie Mozart Hieraus: Gesellige Unterhaltung Das Violinfolo hatte ein Kollege unsres Dir-i -genien übernommen, der dafür zehn Mark bekam. Wir probten wie die Will-en. Den erften Teil des Pro aramms hatten wir bald intuii, aber mit der Jupiter finfonie haverte es bedenklich. Alle Stimmen wurden einzeln durchgenmnmen, der Dirigeni sancß und pfiff uns die Themen vor, aber es wollte ni t klavven. Von den vierzehn Geigern hatte jeder feine eigene Auf fassung. Nur bei den Läner hatten sie alle dieselbe Auf- »Lieder?« sagte der Sohn und fah bittend seine Mutter an. Die nickte. . »Bittichön, singt uns auch ein Lied«, sagte Haus. Und da hatten sie schon die Gitarre hervorgeholt und noch einen tüchtigen Schluck Tramincr genommen vom gaftxeichcst Tisch. Noch ein wenig acräufpcrt hatten ge cftukh dann yallte es fröhlich ans Getäfel und an die e e fassnng: die ließen sie nämlich alle weg. Unsre Brat schisicn schabten tnit Tode-)verachtung daneben, nnd ich selbst gab mir nicht die geringste Mühc, da ich als einziger Ceilest ja doch nicht zu hören wur. ~Spielen Sie nur immer fest drauflos!« er munterte uns der Diriåenn wenn wir ganz ausein ander geraten waren. » in Schlußtakt finden wir uns schon· wieder. Es gibt ein Wiedersehen!« « Es war acht Tage por dem großen Ereignis. Jedes Mitglied hatte schon fiinf hektographierte Eintritt-Z -larten erhalten« mit denen es feine Eltern und Con finen unglücklich machte· Ueber die Frage, ob die Presse eingeladen werden sollte, enstspann sbichein heftiger Streit. Schließlich entschied man sich aftir mit allen Stimmen gägen die deø Dirigentcm Der Mann hatte also doch no 1 einen Rest von echamgefiihL Wir hatten aerade den ersten Teil zm allgemeinen Selbstzufricden heit »gehauptprobt« und wollten die Sinfonie in »An griff« nehmen, als der Wirt eintrat und einen Brief abgab. Der Dirigent nahm ihn, öffnete ihn, schien ver bliifft und las ihn dann laut vor. Er lautete: « »Ihr gottsiiiminerlichen Pfuscher und Nentönerl »Seit zwei Monaten arimmt sich mein Bauch in nicht jwiederzuaebender Weise. Mein Konstanzen macht mir »tiiglich warme Deckel und litffelt mir den Kamillentee litterweise ein; aber es nützt nichts. Jeden Dienstag abend geht es von neuem los, wenn ich Euer verdaut imensivürdiges Gefiedel, Gekratze nnd Getute höre. Der laanze Olmnp leidet an Migriine, Waaner machte einen Selbftoerlebendianngesoersuch und Offenbach behaup tete, fo glänzend sei meine Sinfonie noch nie parodiert » morden. Ich aber sage Euch: Wenn Ihr Euch noch einmal untersteht, Euch an irgendeinem meiner Werkei zu vergreifen, toinme ich heruntergetrabbelt, nnd dann passiert ein Ilnaliicki Womit ich bin Euer - trotz Eurer Echweinemusik - nnsterblicher Wolfgang Aniadeuö Mozart.« Der Tumult, der sich nach der Verlesnng dieses Briefes erhob, war unbeschreiblich. Sämtlich-: An wesenden erklärten empört ihren Austritt aus dem Bei-ein, wobei jeder behauptete, die andern spielten fo falsch, daß es kein Wunder wäre, wenn nichts Vernunf tigeö zustande käme. Der Dirigent nahm seinen Hut und einen fremden Paletot nnd verschwand anf Nim merwiedersehen. Nur ich bewahrte mein kaltes Blut und fifchte das Original des verhängnisvollen Briefes vom Boden auf. Ich fah mich aber in meiner Er wartung, ein cchtes Siiiozart-Autogranitn errungen zu haben, schmählich getäuscht. Tenn der Brief enthielt überhaupt nur die Worte; »Verdnfte schleuniasii Die Polizei ist Dir anf den Fersen! Dein Freund Haiis.« · Unter diesen Umständen wurde das Konzert ani unbestimmte Zeit verschoben. Die ~P.oluhnmnia« löste iich anf, und kein Mitglied griifzte mehr das andre auf der Straße Nur der taub-: Pauker bemühte sich ver ziehean einen neuen Musikverein zu grün-den« und behauptet ietzt überall. der Jdealisinud sei aus der Welt verschwunden nnd niemand mehr habe Interesse fiir wirklich a—ute Musik. Denn die Wandervögel berichteten von ihrer Jahrt. Vis- nach Müngen hatten sie init der Eisen bahn fahren dürfen. « ann hätten die Beine ans neäeisscm die ivandersrohen. Täglich seien die Alpen naheraekoinmen, täglich höher aufgerichtet hätten slc am Firmanient gestanden Fast drohend. Aber die sitnie hätten sie angepackt nnd wären über ihren ersten Buckel ins Jnntal vorgedrungen. Und in Jnnsbrnck hätten sie verschnaust.s Donnerwetter, da iei es schön gewesen. Vorm Goldenen Dachl seien sie gestanden Um den König Arthnr nnd den Theoderich in der Hofiirche seien sie heriuimegangen. Ans dem ·.i’seli-ergc hätten sie gelagert. wie damals Hoser und die Seinen. » »Mir die Flintcn haben euch gesehlt?« sagte lnchclnd Hans-, der Sohn. »Oh, unsre Stecken tun es anch beim Wandern", hieß es. Und dann fuhr ein andrer sort, zu schildern. Jetztjiabe es geheißen, den Brenner zu bezwingen Die eilt set der Spion gewesen. Die hätte ihnen iinsternd und brausend Tag itir Tag den Weg ge-« ivieseii. Am Sternzing ginan vorbei, am Matrei. Höher stieg der Mut und höher noch die Berge an den kizlankein Bedrohlich hätte manches Horn sich in das Wandertal geneigt: Wartet nur, ich erivisehe euch schon noch. Aber keinen hätten sie erwiseht. Bevor noch die Schreckberge die Falle kätten zumachen können, sei ihnen von einem neuen Sp on, von der Etsch, listig und lustig der Weg hinausgewiesen worden. In dens Süden hinunter, ins Land des blauen Himmels und! der Weingelände. Und dann erzählten sie von Brixen und non Klassen, vom Kloster Süden und vom Schlern im Heidebett, vom Grödnertal, wo man noch eine Sprache ans der UrTeit spreche . . . »Und w e seid ibr mit den« Leuten unterwegs aud aekotnznenW fragte die Mutter. Sehnsüchti-- Hutte sie des »Ohne-s singen heim beschreiben des Wander- Uiknes qlanzen sehen. Darum lenkte sie vom Weg lmmher zu den Leuten. »Oh, sie haben uns alle sehr gern gehabt.« »Und gut ausgenommen.« «Sonst hätten wir’g niM machen können« »Mehr als eine halbe ark im Tag dars nämlich Firlmittikhtiger Wandervpgel nicht verbrauchen, gnädiqe Jm Krug zum grünen Kranze . . . Leise fang die Mutter mit. Und bei der zweiten Strande fiel der Soin ein. Ein wenig zaghaft noch. Aber er fang. Zum erstenmal seit jenem schwarzen Tag fang» er wieder, dachte seine Mutter. lind ed stieg ihr heiß herauf im miitterlichen Herzen. Aus des Sohnes Hände blickte sie, auf die blassein Die fuhren nicht mehr ruhelos übers Schakalfeli. Die lagen still darauf und waren halb gefaliet. Das Lied war abgerollt. Ein neues stieg: So leb’ denn wohl, du kleine Gasse . . . lief-II herum im Zimmer und in den Herzen. Und jetzt gab sich der Krauskopf einen Ruck und setzte nn bekümmert ein: Wem Gott will rechte Gunst erweisen —- ~Bst«, mach die Matten Aber es war zu spät. Dröbncnd und aus vollen Kehlen waren alle ein gefallen Den schjckx cr· in dik- weite Welt, Dem unll cr icinc Wunder weisen Die schmalen Hände ans dem Schakalfell zitte.rien,l trommelten, fuhren ärger hin nnd her als je In Berg und Tal und Wald nnd Feld . . . »O Mutter!« ging ed schluchzend durch das Zimmer, und vom Schakaliell hoben sich die Hände nnd schlugen sich-vor ein weinended junges Gesicht Jahs brach das Lied ab. Ein falscher Ton der isiitarrei schwirrte such eine Weile durch das Zimmer-, ver-i legene Gesichter rings. Eine Mutter, die auf gesprungen ist nnd des Sohnes Kopf ans Herz drückt- Wortlos. Der Sohn hört aus, zu schlukhzeta Schweigen herrscht im Zimmer, Schweigen schaut durch die Fenster-. Schweigen steigt aus dem Zylinder der ambez Schweigen kräuselt sich zur Decke. Schweigen trop herab von droben, in dicken, zähen Tropfen. Still waren die Wandervögel ausgestanden Kein Wort haben sie anogesprochem Einer nach dem andern ist zu der Schakaldecke hinübergegangen. Einer nach dem andern hat leise gute Nacht gesagt, hat, Verzeihung erbittend, zu der Mutter anfgesehaut nnd ist hinausgegangen ins große Zimmer unterm Dach. Und dort droben haben sie, fünf junge Herzen, noch lange aus den Decken wach gelegen nnd haben nicht zu Ende kommen können in dem Denken: Warum hat Gott die Gunst nur uns erwiesen und jenem nicht? ! Nicht so ein Stockwerk tiefer-. s « Dort saß am Bett des Sohnes seine Mutter und Itrostete und tröstete. So wie nur Mütter trösten «können. Nicht niit Worten. Was liegt beim Trost san Worten? Viel mehr liegt in den unsichtbaren siztrahlem die von Herz zu Herz gehen. Bis weit »in Ldie Nacht« saß die Mutter da und streichclte unablässig des Sohnes fand. Der weinte längst nicht mehr. jDer dankte mt den Angen, so er es vermochte. Und dann waren die Augendeckcl leise zugefallen. Schlics er? s Die Mutter machte weiter. Dunkel ruhte des-i Sohnes Schicksal in ihrem Denken. Voraus wollte sie denken und konnte es nicht. Mit der Linken löschte sie die Lampe, mit der Rechten ließ sie den Sohn nicht los. Daø Liilt slackerte nnd erlosch. Aber was war das? Dennoch bell im Zimmer-P Zum Fenster blickte sie. Ab. der Mond. Die Katht hatte nicht recht gehabt er war doch vors einmal ausgegangen Hoch oben Ilberm weissen Ro enqarten hing er über dem Gebirge. Unverwandt sab er durch dte Nacht ins Zimmer-. Aber stehen blieb er nicht. Mit jedem Atemzttge drinnen ging er draußen vor dem Fenster eines Faden-z Breite weiter: »Komm tnlt . . » komm mit . . » komm mit . . .« »Ia«, sagte dte Mutter, »aber woltint-« mit »Komm mit . .« ~ dein Sohn weiß es . . ~ komm 110 e . c. Der Leuchtturmwarter Von Aifkeci Manns (Brcincn) Es war warme, etwas schwiile Lust. Am esnmineh ganz hinten ini Westen, stand ein lleinerk Itsoltschein kaum sichtbar, aber hizarr wie ein Papierictzen unter dem Mikroskop. « « Das Meer laa wie Quectnlber bewegungslos: lässig, gleichsam unwillig kroch die beginnende Flut den Strand hinaus. » Eine Seemeile weit draußen aus derDune steht der Leuchtturm, dessen graue nnfreundliche Manen heute noch melancholischer austahen nie- ionit. » Aus dem Harscshose. gleich hinter dem Zeich, traten zwei junge Leute: die lHans-itochter »Hu-ste- Haries und Meiner-i Howe, der Lenchttnrmwartter. Ante Erster-, eine Verwandte der Bauerin.··der· vie Güte der Harsedleute aestattete, Maaddienste snrsie zu tun, stand init einem Joch und zwei großen Eimeru am Brunnen-. Sultan, die arosie Bastarddogae, laa vordem Hundehause an der Kette und beobachtete mit den Zickischetn dlutunterlansenen Auaeu arawdnnisch das « aar. »Wir passen so aut zusammen, Sieste«, sagte Meinert, »und ich srene mich, dasi du mich nehmen willst, aber geglaubt hab’ ich nicht dran; der Renke Thaden - —« s Siech lachte laut. »Das ist ici Unsinn. Rente nnd ;ich, wir haben zusammen gespielt, Kinder-traun Und idann, was ist er? . . .« »Leuchttnrmwärter. wie ich.« » Sieste biß sich auf die Lippen. »Du biit’s doch nur-, weil du willst.« »Nein, weil ich noch Pflichten habe da oben. Aber, wenn ich nun jetzt das arosze Bauernaut non meinem Onkel nicht aeerbt hätte? . . .« »Ach. das ist sa bei dir aanz was andres, Meinert«· siel sie ihm hastia ins Wort, »ich kann dir’s doch nicht deutlicher saaen.« Fest preszte sie seinen Arm. Meinert, dem Francnziirtlichleit etwas Neues war siihltc, wie das Blut ihm zum Herzen schoß, wild risz er das Mädchen an sich. Beide beaihteten nicht Dlnke Fisker. die mit den acfüllten Eimern an ihnen vorbei ins Hans aehen wollte. Sultan, der alle Beweannaen Meinerts versrlat, iind die Umarmnna falsch aedentet hatte. war wlitend aiifsiespriiiznen Hierbei terrih die Kette nnd in sinn loser Wut stürzte das Tier auf den alninnaelosen iJJJianin Lwajaiisacrichtet schickte es sich an, seine Zahne tin die rechte Halsscite Howes zn schlaaen. als Anke »die mit einein Ruck Joch und Eimer von sich wars ;hinznlurana und dem Tiere die Hand geradegweas in sden Rachen schob und es zittiickrisi. I Der Hund, der sein Ziel netfehlte schnavpte nach der Handz die er seithielt, und so das Mädchen an Boden Irisz. Meinert. der sich nmroendend die Gefahr ivfort erkannte. wars sich iiber das Tier, driickte ihm die Kehle an, so dasz es loslien und betäubtc es dann mit einem acwaltiaen Faustschlag ins Genick. Sieste hatte sich während des Anstrittg nicht gerührt: ietzt trat sie hinzu: »Ist er tot, der arme ! Sultaii?« » ~La»h das Vieh-C erwiderte Meinert barsch und hielt die schrecklich zunerichlete Hand Ankes in der ·teinen. ~Hol lieber Wasser nnd Verbandzenm Sieh her, hier« was der arme Sultan angerichtet hat.« Sieite wandte sich ab. »Wer areist anch einem wütenden Hunde ins Maul«. satte sie etwas ärgerlich, dann aina sie aber doch, das Mitiae zn holen. Meinert blickte ihr staunend nach, als ob er nicht beaiseisen könne, dann sah er Ante an, die furchtbar blafz war und vor rascndeni Schmerz die Zähne ans leinaiiderbis3 und doch lächelte. Ader nicht aiii die Hand sdeo Mädchens sah er, sondern in dessen Anaeiu er lsiihlie nicht-I- mehr von Schreck nichts von Mitleid oder ’Dankbarkeit, er wunderte sich nur, er wußte nicht liooriiber. Noch nie in seinem Leben hatte er sich so toohl laeiiihlt, nnd nun lächelte er ebenfalls. Da kam Siefke wiedzr. ,EZ ist Unsinn, hier zii stehen. Komm ins Haus da ist Beinen nnd Wasser« Ante schien wie ans einein Traume zu erwachen mechanisth wollte sie aehorchein doch plötzlich wankte sie nnd wäre aesallen, wenn Meinert sie nicht ausgesungen hatte. Nun kamen ihm die Gedanken wieder. ,«.Teern, mass hast du aetan siir mich-? . . ·« »Ach, das ist schon ant so . . .«, da verließen sie die Sinne. Meinert trua sie ins Hand nnd leate sie aus das Bett in der Miiadelainnicr, wo sie schlief. Während Zieste sitt-. um die Verletzte bemühte und die Wunden wusch, stand der jnnae Mann daneben nnd blickte An. Es war ihm, als ob cr tritt-ine. Sieske Harses betrachtete ihn araniöhnisch »Willst du noch länaer hier in der Kammer bleiben, Meinen-I Helten kannst du mir nicht«. saate sie. Gehorsam schritt er zur Tür. Ta cinaitiate sich das Mädchen. »Meinert!« Sie schlana die Arme um ihn und bedeckte ihn mit Küssen. Er liest es acschehen nnd hielt sie fest. aber er sah sie nicht an dabei. »So, nnn ach, Meinert, und moraen, wenn dein Dienst zn Ende, kommst du wieder?« Er nickte nnd aiiia. Sieske vollendete den Verband- «thhtest wohl auch Großbiiucisin werden auf Limoenhof?« iliisterte sie »Dir kommst ins Krankenhaus-. Tich soll er hier nicht wiederfinden-« Die kleine Wolle am Himmel war näher ge kommen. Die Schwiile schien förmlich am Gehirn All sauaen. Die Landschwalben und soaar »die Möwen flatterten miide umher und nur der Sturinvoael fühlte sich in seinem Element. Meinert Some schritt die kleine Mole entlana nnd sprang in sein Boot, das ihn zum Lenchttnrm brinaen sollte. Er hatte eine starke Natur. Kälte nnd Hitze taten ihm sonst nicht viel, aber heute litt auch er unter der drückenden Lust: denn was sollte es sonst sein, das ihm die Gedanken so durcheinanderwirbelte? Er dachte an seine Verlobnna, an den wütenden Hund. die zer rissene Hand Slnkeö und an zwei dunkelblaue strahlende Augen, die aber nicht der Sieske Hartes gehörten. Langsam, fast schiversällta, ruderte er dahin, er ließ sich auch in seinem Sinnen nicht stören, als die Sonne sich hinter einem Schleier von aelbem Dunst verkroch. iind als bei der dämmeriaen. sast unheim lichen Beleuchtung die ersten bestiaen Windstöße die eben noch leblose Meeredobersliiche in eine zitternde Beweanna brachten. « Dicke Reaentropsen klatschten ins Boot und durch naszten den Ruder-er bid aus die Haut, aber Metiiert Howe lächelte. Knirschend suhr dad Boot aus den Sand der Leucht turmdiine. Fast hätte ed eine atode Welle der mächtt ängnsaåhsenden Flut dem Ilchtloten ans der bang . ii. Endlich laa das Schisichen am Mauerrina des Turmes verankert. Meinert echt-« die Treppen und betrat den Nation der dein 5...-.cbter zum Taged- Cuchtkkkiagt iåicerntdr. a b J u et ;· .cne ia en an am en er. hatteeiu "biibtched, srisched Gesicht und wenige-, fast weis-s Ta kam die Mutter mit. Aber iehen tat sie nichtH Sie iiihlte nur, dusz sie die Brücke wurde, über welchel die Gedanken aus den mondbeglänzten Bergen zu ihrem Sohne wanderten. Ein ionderbares Knitternl ipiirte sie im Handgelenk. Funken sprangen über-» Funken eines sonderbaren Denkens. llnbeivnfzt glitt dieses Denken durch der Mutter Herz wie schlanke nugeössnete Bliitentelche. Jrn Sohne aber brach das Mühen aus, und ofsene Doldentränme regneten ian Herz. Aus den Dolden aber stieg ein Finstern, stieg ek- rhhthmisch: « ~. . . den schickt er in die weite Welt . . .« Welt? was-«- iii das-, Welt? .. . Sind dass nur Bergesiileyl Flüsse, Felder-? ... Jst das nicht mehr? Wälder» Wolken, Winde? .. . Noch mehr! ·. . Der Menicili darin-? ... Wohl aber was von ihln?... Ich, weiß nicht .. . Nicht seine Arme, Hans, nicht seinel Füße. Kein Fuß, und sei er auch der flinkfte. er wandert sich das Schönste-, was ein Land hat, Hang-. Füße machen Kilometer .. . Aber singen?... Auch Augen lehen weiter nichts als Verge, Täler- Felder-, Wälder-. Taii aber Verge, Täler, see-der, Wälder um die ganze Erde achen, weiht du ohnehin, mein Hans-. Die gibts am Indus nnd am Brahniaputra wie in Tirol, das- dir jeht deine Heimat ist. Um dass zu wissen aber, Hans. verlohnie es sich darnm, einen Ful; zu heb-en, einen Augendeclel aufzuschlagen? Nein -«Iai«-«:·«, das Beste eines Lande-S erwandert sich mit leineni Ange. Vergeblich, daß deines Zuges Eisen ichlange durch das Land braust. vergeblich deines Autori Nasen durch die Täler, vergeblich iurrt am Luft schisi selbst der Propeller, vergeblich klirrt des Verg -schul)-3 Nageieisen auf Geröll, vergeblich trifft des isiletscherpiclels Stahl das blaue Eies - fei still und gib ;dir keine Mühe, durch alle diese Dinge liisit sich ein Wand zum Reden nicht bewegen . . . Wie denn. ihr Stimmen, sagt, wie denn? . . . Nur durch das Herz, Hand .. . Wie soll ich das verstehen? Was kann das Herz tun, wenn das Auge nicht vorher gesehen-? Blätter-e deinen Goethe» nach: Wann tagte der das Herrlichite iiher das Sehn-» nichtsland JtalicnP Jtn Mignonlied, bevor er noch Italien sah .. . Ja, das ist wahr .. . lind wein entstand die Schweiz wie keinem jemals vorher oder nachher? Jm Teil dem Schiller, der in seinem Leben nicht die Schweiz geschaut .. . Ja, auch das iit wahr . » Und willst du jetzt noch jammern, Hans, wo. du doch das Beste hast, ein glühender-s junges Herz, aut Flügeln einer unbegrenzeten Phantasie? . . · Reimich bin’g zufrieden .. . Und wie muß das Lied doch heißen? ~Wem Gott will rechte Gang erweisen-L -fain weiter, Hans, fahr weiter! .. . » em schickt er dass Herz in die weite Welt!" .. . »So ist’s recht, Pan-ti, das war brav, und nun gib acht . . .« Und hier war es, daß die silberztingigen Stimmen Hantenzs Herz erhoben und hocgnin die Berge trugen. Daß sce fmit ihm durch die onbnacht über Tirol fuhren, über-das heilige Land Tirol· Und was da dies Herz erschauen durfte, ist nicht mit Worten zu beschreiben. Wenn dies Herz wie ein gefchwelltes rotes Segel die Etsch hinabeieht und mit der tchivelltcsrotes Segel die Etsch h nabzieht und mit der mondbeglauzten Ferrlichkeit des Gardaiees die Hoch zeit eingeht? Un wenn dies Herz sich duckt und in d e Hütten der Tiroler schlüpft, an ihrer lrbeit teilnimmt, schlag fiir Schlag, und nachts an ihren Träumen-? Und wenn zulegt dies nimmermiide, sehnluchtsvolle Herz sich in die nlunft schwingt und in die Zukunft dieses Landes einen langen, langen Blick tut . . .? Hanz hatte einen langen Schleif in dieser Nacht. Als er erwachte, war es heller Tag. Das Fenster stand ein wenig offen. Er hörte leise Stimmen, dann cin nntcrdrücktcs Knirschen schwerer Wanderstiefel aus dem wesweg. Dann wie eine Gitteriiir ins Schloß fiel. Dann, im Wanderskhriii, gedämpsies Singen: Wenn ich ein Vöglein wär, Wenn ich ein Viåalcin wär, Ein Vöglein wiir . . . Hans lächelte. Er Bitt Fni lächeln War er doch EberlNacht selber ein oge geworden, ein Tiroler » VAc se- ·,,Und dafür haben wir ihnen was vom Deutschen RUch erzählt-« »Ja, und vom Smaan und vom Kaiser - gez Nicht genug haben wir ihnen davon erzählen können. . »Und jeder haben wir ihnen auch gelungen.«