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Re österreichische Finanzkontrolle beendet. Einstimmige Annahme -es Aushebungsbeschlusses -nrch -en Völkerbvn-srat. Das Skaalssekrelarial für -ie befehle« Gebiete vor dem Lavshallausfchuh. — Französisch-belgisch-italienische Währungsaklion 7 Die Frage -er Truppen im Saargebiel aus September vertagt. Genf, S. Juni. Die »wette öffentliche Sitzung de» Völker- bmr-SratS begann heute vormittag 10,48 Uhr. Sämtliche Ratsmitglieder waren anwesend. Das Ereignis de» Tage» war, daß heute der RatSplatz von Brasilien nicht leer stand. Mell» Franco erschien in Begleit«»« seines ElesandschastSratS. Zu Beginn der Sitzung erklärte der Vorsitzende Guani, Latz man sich in Len gestrigen Verhandlungen der NatSmit- glieder dahin geeinigt habe, Li« Entscheid»»« über die Abberufung der alliierte« , Truppe« ans de« Saargebiet auf die Vollversammlung Le» Völkerbundes im September zu vertagen, «m Dentsch- land Gelegenheit »n geben, bei dieser Frage mitznstimmen, La e» sich hierbei um eine Deutschland direkt interessierende Frage handele. Auf der Tagesordnung der heutigen Sitzung stand als erster Punkt der Bericht über di« Aushebung der österreichischen BölkerbnudSkontrvlle. Die Sitzung gestaltete sich »u einer feierlichen Kundgebung für Oesterreich. M» Berichterstatter ergriff zuerst der englische Außen minister ikhamderlai» das Wort. Er wies darauf hi«, dah di« Lage Oestereichs nach dem Zusammenbruch ein« völlig hoffnungslose gewesen sei. Wenn »ran heute Oesterreich zu der Aufhebung -er Völkerbundskontrolle beglückwünschen »nn«. so sei -ie» in erster Linie der Arbeit des Völker bünde» »u danken. Oesterreich sei jetzt i« der Sage, seine Augelegcnheiteu selbst wieder iu die Hand zu nehmen. Er verlas daraus einc» Antrag, in dem die Funktion deSvölkerbundSkommissarS in Anbetracht der Sta, dilisiernng der österreichische« Finanzen am»». Jnniendet und in dm» de« Völkerbnndskonrmiflar der Dank für seine Keine Schließung der Vernehmung Lessings -urch -en Staats anwalt. Berlin. S. Juni. Der Kultusminister and da» preußische OtaatSmtnistertum haben sich, wie die »Boss. Ztg.* berichtet. Lahiu entschieden, von einer Schließ««- der Technische« Hoch schule in Hannover abznsehe». Professor Lessiug ist gestern von der Staatsanwaltschaft vernommen worden. Er hat dem genannten Blatte zufolge die Mitwirkung tu einem eventu elle« Verfahren abgelehnt. Lessimg» Llvnflikr mir Rektor Oesterleln. Berlin. 9. Juni. Wie da» »B. T* au» Hannover meldet. Ist der Hochschulkonflikt am Dienstagabend in ei» neue» Stadium etngetreten. Der Rektor der Hochschule Professor Oester lein hat Professor Lesfing in Kenntnis gesetzt, batz er eine» Brief mit ..Vorschlägen zur Lösung de» Konflikt»* an ihn abgesandt hat. Lessing hat darauf sofort er widert. datz er diesen Brtes vorläufig nicht öffnen werde. ES »üffe erst eine ander« Seite de» Falle» geklärt werden, die darin bestehe, bah mit Zustimmung de» Rektor» an der Tech- »ischen Hochschule eine Professur für Philosophie «richtet werden soll, durch die der Lehrauftrag von Professor Lessing hinfällig würde. Lesssng er- blickt darin ein »unkollegiales Verhalten* da» weitere Ber- ungen unmöglich mache. S ist offenbar, datz Professor Lefsing immer wieder von Le« »hinter ihm stehenden Kräften* zur Unnachgtebigkeit ans- »«putscht wird. - d BerN», 9. Juni. Di« dcutfchnattonale Studentenschaft sandte folgende» Telegramm an die Studentenschaft der Tech. Nischen Hochschule in Hannover: Die bentschnationale Stu dentenschaft des Reiches bekunbet ihre Sympathie «nb wünscht Erfolg t« Kampfe. , . . > , Ausrechl — durch de« Nebeueiugaug! In Sachen Lefsing findet sich eine demokratische Manz. kistuna an der Spitze de» »Berliner Tageblattes* <Nr. 288). Sie betrifft Lessings Gang zur Technischen Hoch, schul« in Hannover an demselben 7. Juni, an dem deren Stu- Leuten im Sonderzug nach Braunschwetg gefahren waren. Obwohl die Abwesenheit der Studenten von Hannover Lessings Anmarsch »um Katheder sozusagen in einen Spaziergang ge- «öhnlichen Schlages verwandelte, gibt da- .Fierliner Tage» dlatt* folgenden Kriegsbericht aus: »Aufrecht wie immer begibt sich dieser ausgezeichnete Do zent heute nicht durch das Hauptportal, sondern durch einen Seitenflügel nach seine« Hörsaal . .. Für Lesssng gibt eS ln tiefer Stund«, trotz der eigenen Gefahr l>) und trotz der an dauernden Hetze, kein Zurttckwcichen. und er hat auch jeden Schutz abgelehnt ll). Da» kleine Elsentor. da» in den Neben« swgel führt, ivird n»r von einem Beamten der Hochschule be- «acht. Der Vorgang ging ohne jede Störung vor fl».* Mühe «»«gedrückt wird Dies« Eutschlietznng würbe vom Völkerdnndsrat einstimmig angenommen. , , Nach Lhambeolatn -rückte ber Vertreter Italien», Gcialoja, dem österreichische« Bundeskanzler Ramek die Glück wünsche der italienische« Regierung aus. ES sprach ferner der tschechoslowakisch« Außenminister Dr. Benesch, der di« Sym pathie seiner Regierung für das österreichische Nolk «ruSdrücktr und daS enge Zusammenarbeiten zwischen den beiden Völkern betont«, das in den verschiedenen vertraglichen Vereinbar»«, gen der letzten Zeit »um Ausdruck gekommen sei. Bundeskanzler Ramek ergriff darauf selbst das Wort und bankte im Namen Oesterreich» sämtliche« RatSmtt» gliedern für die ihm auSgedrückten Glückwünsche. Der heutige Tag, an dem die VülkerbundSkontrolle endgültig aufgehoben werde, sei für das österreichische Volk von geschichtlicher Bedeutung. Sr habe da» Bedürfnis, dem Völkerbund und insbesondere dem Bölkerbun-Skommissar Ztmmermann den Dank der österreichischen Regierung für die Mithilfe auszudrücken. — Nach ihm verlas der BölkerbundSkommlflar Ztmmermann einen Bericht über die gegenwärtige Finanz lage Oesterreichs und erklärte, -atz er heute znm letzten Male alS BölkerbundSkommissar vor dem Rate erschienen sei. Am Ende der heutigen Bormtttagfltzung beschloß der Völkerbundsrai, heute nachmittag entgegen seiner Tages ordnung zunächst zu einer nichtöffentlichen Sitzung zusammenzutrete«, in -er di« Frage ber RatSreform be- handelt werdcn soll. Jshti, -er diese Anregung gegeben hat. wurde von Chamberlain unterstützt, der jedoch gleichzeitig unter Zustimmung -er NatSmttglieder forderte, datz die Frage zu einem noch zn bestimmenden Zeitpunkt vom Rate in öffentlicher Sitzung behandelt werden soll. lWTB.j Spanien HSll an seinem siSn-igen Balsfitz sei?. Madrid, S. Juni. DaS spanische Kabinett hat beschlossen, an seinen Genfer Forderungen aus einen ftäudigeu Ratssitz für Spanien fest,«halten. <TU.) Hochschule Hannover. Um dir ganze Komik dieser Schilderung eine» »ohne jede Störung vor sich gegangenen Vorganges* voll zn würdigen, seien aus der demokratische» »Voss. Ztg.* lNr. 2K6> nachstehende Angaben über denselben Vorgang hinzugesügt: »Man hatte ihm lLessing) für all« Fäll« da» PrüsungSzimmer der Hoch- schule zugcwiesen, das einen besonderen Eingang von der Straße hat und mit dem Hauptgebäude der Hochschule nur durch einen langen Gang ver- bunde« ist. der jederzeit abgertegelt werden konnte und bei der große» räumliche» Eutferunuug auch gegen Lärm geschützt war* Der arm« Lefstng! Selbst unter solche«, durch die Ab- Wesenheit der Studenten von Hannover förmlich verklärten Umstände» sich »och als aufrechter Held feiern lasse« zu müsse»! Der D. L. D. zum Fall Lessing. Der Vorstand ber Ortsgruppe Hannover de» Deutsch- nationalen Handlungsgehilfe« - Verbandes beschäftigt« stch in seiner am Dienstag, dem 8. Juni, statt, grfnnoenen Sitzung mit den Vorgänge» an -er Technischen Hochschule in Hannover. Nach eingehender Beratung wurde einc Entschließung gefaßt, in der e» heißt: Der Bor- stand erblickt in der Studentenflncht aus Hannover, di« da» Ergebnis ber Entwicklung der Angelegenheit Lesssng sei« mutz, «in« erhebliche Schädig««- de» Wirtschaftsleben» der Stadt, zumal der Einzelhandel, der Buchhandel, da» Handwerk usw. nicht nur »»mittelbar eine erhebliche Ein- bntze erleide» werde«, sonder» auch der erheblich« Krei» der Angehörigen. Freund«, Gesinnungsgenosse« «s«. de, Stu dentenschaft von Hannover abgezoge« wird. Der Vorstand erwartet vom Maaistrat «nd vom Bürgervorstrherkollegium. daß sie alle» tun werde«, um diese im gegenwärtigen Zeit- Punkt unerträgliche Schädigung de» Wirtschaftsleben» unserer Stadt abzuwenden, «m da» grenzenlos« Elend der Erwerbs losen, insbesondere der hannoversche« stellenlose« Sans- mannSgehilfen. nicht «och zu verschlimmern. Der Abzug ber St«b«»t«n Ledeutet weiter «tue Gefährdung de» geistige» ««d kulturellen Leben» unserer Stadt, da» nicht unwesentlich in Wirtschaft- licher und geistiger Hinsicht von der Studentenschaft getragen, gestützt und angeregt wird. In einer Zeit, in der über wich- tig« und schwierige rechtliche Fragen da» Volk in Urabstim- mung zu entscheiden hat, sollten die maßgebenden Instanzen es ber Studentenschaft nicht übelnehmen, wenn sie ihre Met- nuna über einen Dozenten zum Ausdruck bringt, der sich durch sein Verhalten a-nch nach Auffassung de» Vorstandes selbst unmöglich gemacht hat. Da» aeschlossene Eintreten der Studentenschaft für ihre gematzregelten Kommilitonen hat aus die Mitglieder der nationalen BerusSgewerkschaft D. H. v. einen tiefen Ein druck gemacht. Der Vorstand brückt den Studenten seine besten Wünsch« für ihren in kameradschaftlicher Treue und Pflichterfüllung geführten Kampf an». Unerwünschter Besuch. (Bon unserem Wiener Mitarbeiter.) Wien, 8. Juni 1926. In der österreichischen Oeffentlichkett verfolgt man mit größtem Interesse die inneren Entwicklungen im Reichs banner Schwarz. Rot-Gold. Einmal deswegen, weil die führende Majoritätspartet, die Christlichsozialen, in dieser Frage des Zusammenarbeiten» mit der Sozialdemokratie eine dem deutschen Zentrum diametral entgegengesetzte Haf tung einnimmt, sodann auch deshalb, weil die ReichSbanner- leute ln Oesterreich Besuche angekünbigt haben, deren Form hier das größte Befremden hervorruft. Wenn in der jüngste« Zeit Versuche gemacht wurden, »nd zwar vom Zentrum au», gehend, einen überparteilichen Charakter des Reichsbanner», zu dein eS angeblich schon gemäß seinen Satzungen verpflichtet ist, erneut hcranszukehren, und wenn diese Forderung bei der jüngsten Generalversammlung de» Reichsbanners auch angenommen wnrde, so gilt das Reichsbanner in Oesterreich gleichwohl als eine durchaus sozialistische Organisation. Hu man versteht hier absolut nicht, wieso Zentrum und Demo- kraten in dieser Organisation vertreten find. Dt« Wiener »RcichSpvst* schrieb beispielsweise in ihrer Nummer vom 2. Juni d. I.: »Diese seltsame Verbindung zwischen Zentrum und Sozialdemokratie fand in Oesterreich wenig Verständnis, da ja die Berbrüdernnasfefte des Reichsbanners mit «nserer sozialistisch-kommunistischen Miliz immer HLnsiger »erde». Nun scheint man aber im Deutschen Reiche das Spiel beit rotfaschtstlschcn Häuptlinge durchschaut zu haben. Laut Blätter- meldungen haben einige Zentrumsführer an das Reichs banner bestimmte Forderungen gestellt, die den »überpartei lichen* Charakter, zn dem es gemäß seiner Satzungen ver- pflichtet ist. erneut sestgclegt wissen wollen. Die Haupt- fordcrung geht dahin, datz alles vermieden werde, was den Eindruck der Werbung für eine Partei oder eine welt anschauliche Gruppe ähnlich fleht. Diese Forderungen find auf der Generalversammlung de» Reichsbanner» angenommen und In Form von Grundsätzen in der Bundesverfassung noch mals festgelegt worden. In wenigen Wochen wird man merken, ob eS den sozialistischen Reichsbannerlenten mit ihren Versprechungen ernst ist. Nach dem bisherigen Programm soll die deutsche Organisation an dem großen Fest- und ProvokationSzng der österreichischen Marxisten am 11. Juli teilnehmcn. Wenn eS dabei bleibt, bürste «S be» nichtsozialistischen Mitgliedern de» Reichsbanner» einiger- matzen schwer fallen, auch noch weiterhin an den »überpartet- lichen Charakter* dieser Formationen zu glauben.* — Nun zu den Besuche« de» Reichsbanners l« Oesteereich. Ein grotzzüaiger Besuch, verbunden mit Manöverübnngen im Leithagebirge. war bekanntlich für Pfingsten geplant: er wurde abgesagt, da man alsbald de» unerwünschten Echos in Oesterreich inne wurde. Trotzdem stellte schon dies« An kündigung eine schwere Schädigung de» österreichischen, ja all gemeinen deutschen Interesse» dar, da der geplant« Etnfall des Reichsbanners ins Nurgenland dort ein« trredenttsttsche Aktion zugunsten Ungarns entfachte. Nnn ist für den 11. Juli ein Massenaufmarsch deS österreichische» »Republikanischen Schutzbundes* geplant, ber nicht weniger als zehn Kilometer lang sei« soll, «nb an dem stch auch zu vielen Tausend«» Ret^Sbannerleute aus Deutschland beteiligen sollen. I« den Kreisen ber bürgerN^en Parteien Oesterreich» erwartet man von der bents-8en Negierung, datz fle hier etwa« dämpfend einwtrken wird, denn die ganze, für den II. Juki geplant« Demonstration ist nichts al» eine politische Drohung gege» die österreichische Regierung, eine Einmischung wehrhafter Organisationen einer ausländischen politischen Partei in die in»-«politischen Berhältnsse Oesterreichs, welche Voraussicht» lich im Juni eine gewisse Zuspitzung erfahre« werben. Ma« erwartet auch in Oesterreich vom Zentrum, datz e» alle» Einfluß aufbteten wird, ein« Beteiligung ber ReichSbanuer- lcnte an diesem Einsall noch ^-a-^reick »u verhindern. Französisch - belgisch - llalienische WSHnmgs- aklion? Paris, 9. Jmvk. Die die Blätter anS Gens melden, be- gibt stch TheuniS heute nach Pari», um mtt dem Finanz- minister die Besprechungen über eine Zusammenarbeit t« Währungsfragen aufzunchmen. Lauche «r erklärte um Abend, datz er vor einigen Wochen mit Mussolini bi« Frag« besprochen habe, -er dem Gedanken eine- Zusammen arbeiten« mit Frankreich und Belgien in Währung», und Stabtlisterungsfragen zugestimmt habe. Nach dem »Journal* wird der italienische Ftnanzminister Bolvt in den nächste» Tagen in Pari» eintreffen, um stch an den Verhandlungen zu beteiligen. sT.-U.) Belgien -emenlkerl. Brüssel, 9. Juni. Die Zeitungen melden, daß während ctncS Frühstücks in Genf die Minister Frankreichs und Bel- gtenS eine gemeinsame Aktion Frankreichs und Belgien» und eventuell auch Italiens zur Stützung ihrer nationalen Währungen beschlossen hätten. Diese Meldung entbehrt jeder Grundlage, da die belgische Regierung über diese» Gegenstand nicht berate« hat. (WTB.) ....