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nahm auch Trtberzoa «Übel« The«... Nach h« gab sich Erzherzog Blbrechtm't Krieg-mtMertmn. . iirn wurde ein internationaler Veldaaent Namen-Manu- kor verhaktet, weil er von dem Geldgeber Alexander Recht der llntertchlaguna von 1b,000 fl. beschuldigt wird. Sckor vermittelte im Sommer einem Gesandtschaft-- Attache« im Haag, dem Soli» «Ines in Sport-kreisen bekannten ung arische« Eavalier-, bei Recht ein Darlehen von 170,000 Mk.< wosur der Attachee ihn« Wechsel von rweiselbastem Werth gab. Vor kurzer Zeit reiste Schor »n Aufträge Recht- nach Budapest, um mit der Familie d«S Attachees einen Ausgleich zu treffen. Diese letztere tauscht« die wrrthloien Wechsel um gegen gute über 40,000 fl. und gab außerdem noch 15,000 ft. baar. Schor hat nun diese 15,000 fl. an seinen Auftrag geber Recht nicht adgeliesert. indem er die Behauptung ausstrllte. dies« Summe als Gratifikation für den durchgesührten Ausgleich erhalten zu haben. Der Wasserzulauf in den ersoffene» Dürer Schächten ist niit Rücksicht daraus, daß der auf der Einbruchslellc ruhende hydrosta tisch« Druck kaum V» Atmosphäre betrügt, »och ziemlich glerch- blewend, desgleichen auch da- Fallen de-) Wasserspiegels der Tep- litzer Quellen. Die Stadtbadauelle ist bis zum 13. Dezember im Ganzen um 760 Centuneter gesunken. -rankreteh. Die Niederschlagung des Prozesse- gegen Wil son : daS ist das Ende des großen Pariser Skandals, der ein arbeits- rüchtigeS Ministerium gestürzt und Herrn Grcvn der Präsidentschaft beraubt hat. Auch der abgesetzte Pariser Pviireipräfekt Gragnvn ist außer Verfolgung gesetzt. Wie cS vo» Anfang an aus vielen Seiten hieß, so nt es gefommcn: Wilson hat sich großer Unregel mäßigkeiten schuldig gemacht, aber das Gesetz bietet keine Handhabe, ihn dafür zu bestrafen. Moralisch sowohl in er freilich ivie Grag- non abgethan. Der Beschluß der Auklagckaininer, Wilson u»o Gragnvn nicht zu verfolge», wurde mit vernichtender Bcgriiudung gefaßt. DaS Unheil nimmt an, die Briefe a» die Lmivusin seien ihatsächlich ansgetanscht, doch sei, IvaS Wilson betreffe, nicht erwie se», daß die Wegschassung der ursprüngliche» Briese sei» Werk sei; vieluichr lärme er die neuen geschrieben habe», nachdem die alte» ohne sein Dazuthun beseitigt worden seien. Was Gragnon betreffe, so bestrafe das Gesetz blvS die Unterschlagung von Akten und Rechtstiteln: die Briefe, die er ihatsächlich bei Seite geschafft, seien aber weder Akten noch Rechtötitcl gewesen. Die Limousin, die als Civilklägcrin unsgetrctc» war, wmdc zur Tragung der Kosten ver- urtheilt. Der Deputirtc Lamarzelle, von der Rechten, will in der Kammer wegen der Umtriebe des Pariser GcmeinderathS während der Präsidentschasts'rilc interpellüeii. — Eine Versammlung der radicalen Linke» und der äußersten Linken beschloß die provisorische» Budgetzwvlftel zu bewilligen, vorausgesetzt, daß die Regierung nicht die Vertrnucnssrage stelle. Aus dein Testamente der Madame Boucicuult sind noch fol gende Details bekannt. Das Eigeiithum des Palais und des Wnarenhauscs „au von mureliü", welches aus 60 Millionen ge schützt wird, übergeht auf 300 Personen, welche unter der Leitung der ersten Beamten des Etablissements eine Participations-Gesell- schakt bilden. Zehn Millionen erbt die „tlsümtanc« publique" zur Gründung eines Spiials. Der Attentäter Aubertin, welcher die Nacht aus dem Ccntral- wachtvosten des 7. Arrondissements zugebracht halte, wurde von dem Pvlizcikonunissar Sanlucci nach den« Palais Bourbon geführt, wo der Staatsanwalt Bcruard, der Untersuchungsrichter Athalin mit seinem Schreiber schon seiner harrten. Auch die meisten Per sonen, die bei dem Uebersall zugegen waren, Abgeordnete, Jour nalisten, Thürstchcr und Diener des Abgeordnetenhauses .raren vor- geladcn worden, um bei der Wiederholung des Austritts mit ihrem Gedächtnis, iinchzuhclscn. Dessen bednrlle cs aber kaum, denn Aubertin lührte bereitwilligst die ganze Scene auf, erkundigte sich auch nach dem Befinden seines Opfers und bedauerte, daß ihm der Streich nicht gelungen war. Wie man hört, ist er ganz vergnügt, ißt und trinkt und schläft vortrefflich, und wird er nur bitter und leiden schaftlich, wen» er seinen Wächtern erzählt, was er schon Alles zu leiden hatte, und wie die ganze Welt ihn verfolgt. Paris. General Lvgcrot ist am Dienstag von Bourgcs in Paris eingctrosscn und hat sich unverzüglich im Kriegsministerium eingerichtet. — Gencral Saussier hat sämmtliche Truppen, welche zur Sicherheit während der präsideiitiellcn Krisis nach Paris ver legt wurde», mit Ausnahme eines Jagerbataillons, in ihre Garni sonen znrückgescbickt. - Mme. Boucicanlt, Besitzerin des Waarcn- hauses ,,^n von Lliueliü", hat im Ganzen 65 Millionen Francs hinterlassen. Außer den bereits gemeldeten Legaten hat die Ver storbene der Stadl Paris 10 Millionen Francs zur Gründung eines Armcnspitals testamentarisch vermacht. — Mehrere Zeitungen von Bedculung greisen Mr. Carnot und das neue Ministerium hart an. Der „Temps" sagt: „Das neue Cabinct bedeutet den Untergang der ehrlichen Republik. Ter „Mot d'Ordre" schreibt: „Mit der Berufung dieses Eabinets hat Mi. Carnot den ersten zweifelhaften Schritt gekhaii." Da« „XIX. Swele": „Mr. Tirard war schon als Finaiizministcr undenkbar und unmöglich — als Conseil-Präsident muß er aber geradezu lächerlich erscheinen". „L'Jntransigeant": „Das neue Cabinct ist vo» gleich provisorischer Natur, wie die neue Piäsidcntschaft selbst." In diesem Tone geht cs durch sämmtliche Pariser Zeitungen. — Mr. Grevy kommt noch »inner nicht zur Ruhe. Neuerdings veriheilt man ans de» Boule vards Todesanzeige» in der gewöhnlichen typographischen Aus stattung mit folgendem Inhalt: „Sie sind gebeten, den Leichen- und Bcerdigniigsfeierlichkeitcn Mr. JulcS GrevyS, Expräsidculen der Republik, beizuwohnen, welcher politisch und moralisch twie nian es nehmen will) rn seinem beinahe vollendeten 84. Lebens jahre. in Folge einer heftigen „Gendrvmaiiie", einer unheilbaren Krankhert, verschieden ist. Do Piolurnlia! Im Raine» von Daniel Wil...son, Schwiegersohn, Jules Ferry, genannt der letzte der Harlekins, der kleinen „weißen Katze", seinem Liebling, von Mme. Limousin und ihres getreuen Lvrcntz, Tircctor der Brauerei zur Ehrenlegion, von General d'Andlnu, Mme. Rattazi n. Co. und allen G' izhälicn und Schwindlern von Frankreich und Navarra. Die Todtenmcsscu wird Mr. .Henri Rocbesort auf die Melodie: „Welch' Unglück, einen Schwiegersohn zu haben" leien. Uoguiskerrt in pi>cv". — Ter Gerichtshof von Versailles hat am Montag eine Frau verhaften lassen, welche von ihrem eigenen Manne angeklagt war, ihr VjährigeS Kind zu Tode gequält zu haben. Die gericht liche Untersuchung des kleinen Leichnams ergab denn auch, daß dem Kurde der rechte Arm vollständig zerbrochen und der Körper über und über mit Brandwunden bedeckt war. Die entinenichte Mutter batte, um das Kind z» züchtigen, wiederholt einen Rügel- stahl glühend gemacht und diesen minutenlang auf den Leib des Kindes gehalten. Als ma» die menschliche Bestie am Montag in ihrer Wohnung, Boulevard St. Antoine, verhaftete, umstanden die Nachbarn in drohender Haltung das Haus, um das Weib zu lynchen. Dank polizeilicher Vorsicht wurde die Absicht des mit Recht empörten Hausens vereitelt. — Vier alte wohlhabende Herren, welche am gleichen Tage geboren waren, pflegten seit Jahre» ihren Geburtstag gerneinschaitlich zu verleben. Am Montag — ihrem 75. Geburtstag — hatten sic sich wiederum im Park der Bultes- Chaumont eiugesunden, um bei einem von Mr. Bouquet scrvirten seinen Tiner ihr Gcburtssest zu begehen. Der Jovialste der Alte» erhob das erste Glas, um den ersten Toast auszubringeu: „Gebe Gott", sagte er, „daß Eurer nach dem Anderen von unS in io trauter, fröhlicher Mitte von der Erde scheiden möge..." Hier ließ er das Glas sinken, ohne es an die Lippen geführt zu haben und — brach lodt auf seinem Stuhle zusammen. Der Gott der Alten hatte seinen Wunsch ersüllt. Spanien. TaS angekündigte Anssteige» des Königreichs Spanien in die Reihe der Großmächte wird namentlich vom Standpunkt des mitteleuropäischen FricdeiiSlniiides überall mit Gc- nugthuuiig begrüßt. Wie lickannt, vollzieht sich dieser Wechsel äußerlich durch die Erhrbuug der diplomatüchcir Vertretungen zum Botschasterrang. Bis jetzt besaß Spanien einen Botschafter nur »> Paris. Jetzt sind die Geiandlichasten in Berlin. Wien. London und Rom zum Range von Botschaftern erhoben worden; der Posten in Petersburg wird vermnthlich bald folgen. „Ter Botschafter ist", so bemerkt das Wiener „Frdbl.", „der Repräsentant der Person des Staatsoberhauptes, das ihn entsendet, und cS drückt sich darin die Bedeutung auS, die man den Beziehungen der durch ihn m Ver bindung gesetzte» Staaten beilegen will. Indem Spanien seine Beziehungen kiinftig in dieser bedeutungsvolleren Form erfolgen lassen will, welche im Allgemeinen nur unter Großmächten üblich ist, bezweckt es gewiß nicht eine bloße Aendernng deö Ccremomels, sondem unzweifelhaft eine thalsächliche Aendernng feiner politischen Gepflogenheiten". Daß man als äußeres Zeichen dieser politischen Veränderung zunächst den Anschluß Spaniens an die Bestrebungen des mitteleuropäischen Fricdciisbundes erwarten darf, ist durch wiederholte Andeutungen in dieser Richtung sicher gestellt. Spa nien selbst wird, wein, einst die marokkanische Frage praktische Ge stalt gewinnt, die Vvrtheile seiner neuen, aktiven Grvßmachtstclluiig ohne Zweifel cmpstndcn. Wenn cS jetzt nach Befestigung seiner Dynastie und bei dem Aufschwünge seiner inneren Verhältnisse, aus der bXderlaen Theilnabmkosigkeit an den europäischen Interessen berauStritt. so kann kein Platz m der großen Völkerfainille nur dort sein, wo e- dermaleinst aus die erfolgreichste Unterstützung sein« eigenen Interessen rechnen darf. Schwei». Dre gegen de» l avrüchen Hauptmann a. D. v. Ehrenbrrg einaeleitete Strafuntersuchung wegen politischen Um triebe rc. war verertS vom Polizcihauptmann Fischer in Zürich zum Abschluß gebracht worden. DaS Ergebnis war der Art. daß eine Ueberweuung Ehreirberg'- Vor die eidgenössischen Geschworenen von der Unlersuchungobehöroe beantragt werden mußte und sich nicht mit der einfache» Ausweisung begnügen konnte. Der Angeklagte hat aber seinen Richtern vorgearisse», indem er, wie bereits geinel det, die Flucht ergriffe» hat. Ehreirberg hatte die Erlaulmiß erhob ten, in seiner Wohnung (in der Vorstadt Enge) eine» Besuch zu mache». Selbstverständlich begleitete Ihn dabei er» Detektiv. Diesem nun gab Ehrenbcrg vor, er Hube auS den, Sekretär im Nebenzimmer »och einige Papiere zu nehme». Der Detektiv gestaltete die- und verlor dabei aus einige Momente seinen Mann aus den Augen. Dieser nützte die Zeit aus und flüchtete durch'- Fenster (er wohnte Parterre) in's Frele. Es war bereits Nacht und das stürmische Wetter begünstigte die Flucht. Ehreirberg begab sich zuerst zu einem Barbier, um sich dort seines Vollbartes zu entledige»: nachher eilte er zum Bahnhof Enge, wo er ein Bittet nach Sargans löste. Ob er de» betreffenden Zug wirklich benutzr. oder in anderer Rich tung lerne Flucht bewerkstelligt hat, ist ungewiß. Die sofort von der Polizei in umfassender Weife begonnene Fahndung blieb bis her erfolglos. Im Kanlo» Uri stürzten in de» letzten Tagen vom 8. ds. M. an zahlreiche Lawinen von den mit Schnee bedeckte» Bergen, ein großartiges, seltenes Schauspiel, gleichzeitig aber ei» bedenkliches Zeichen dafür, daß die warmen Winde in de» höheren Regionen sich gellend machen. Seit dem 8. ds. strömt der Regen warm und in allzu großer Menge nieder. Neuß und Schächeu sind in be- sorguißerrcgcnder Weise angewachseu und auch im Brunwaldc ob Alldorf tobt das Wasser in einer Art und Weite, daß mau Golt danken würde, wollte er solch' unheilbringendem Regcnwcttcr Halt gebiete». Auch aus dem Karilvu Glarus werden Ueberschwcm- »rungeii gemeldet. Am Sonntag Vormittag mußte in Niederririicu und Bitte» wegen des Ausbruche- der dortigen Wildbäche Sturm geläutet weiden: Niedernrnen erbat sich tctegraphüch Hilfe vo» Oberinnen, Miels und Mvllis. I» Linltial Hut die Geißruns be deutende Verwüstungen an Liegenschniten angerichtet. Tie Folge dieser Ereignisse ist das bedeutende Anichwellen des Rheins. England. Die Znckcrkoinercnz hat ungeachtet der Opposition der französischen Dclcgirteir, duich Annahme des Berichtes des Snbcvmitces beschlossen, den Negierungen die Einführung eines Systems zu empfehle», wonach der Zucker unter Kontrole von Stcireibeamlcn hcrgestellt und rasfinirt wird, und zwar in alle» Ländern, in welchen eine Steuer vom Zucker erhoben wird. Diese Steirer soll in dem Augenblick erhoben werden, in welchem der Zucker zum Verbrauch gelangt. Das System der Prämien aui rohen und raisinirreii Zucker ist somit auigegeben. Die Konferenz beschloß ferner, Maßregeln gegenüber denjenigen Staaten z» em pfehle», welche dieses System nicht annchmen. Die englische Re gierung soll indes; entschlossen sein, keine Veigcltuugsabgaben vom Zucker zu erheben. Die Konferenz wird zunächst noch am Freilag und Montag tagen und sich dann wahrscheinlich bis Ende März vertage», um den Negierungen Zeit zu lassen, die Beschlüsse der Konferenz in Erwägung zu ziehen. London. In den nordwestlichen Provinzen Indiens kamen ini September 17,741 Clwlera-Todessällc vor gegen 80,700 u» Vor monat. — Tie Menge des von China und Japan seit Begum der Saison (25. Oktober) nach England eingesührten Thee's beträgt 90,607,630 Pid. In der entsprechenden Periode des Voriahres wurden 119,779,474 Psd. unporlirt. — Der Herzog vo» Abcrcorn hat in Irland Ländereien im Betrage vo» 6 Millionen Mark ver laust. Dadurch werden 300 Farmer Grundbesitzer. Der Verkauf reducirt das Besitzkhnm deS Herzogs auf ein Drittel. — Am Mon tag Morgen wurden in Duisield die Gebäude der Cakessaürrk durch Feuer zerstört, wodurch ein Schaden von 80,000 Pid. St. verursacht ward. Rußland. I» Moskau haben in der letzten Zeit mehrfach Studenteii-Tumullk stattgesunden. Auch angebliche» Verschwörun gen ist ma» unter den Moskauer Studcntcn wieder a»> die Spur gekommen. Zwei Studenten Namens Charkow und Mertens käme» längst in Moskau an und organisirten geheime Zusammenkünfte der jugendlichen Studenten. Als die Polizei Andrang und sie über raschte, leisteten sie energischen Widerstand und wurde» mrk großer Schwierigkeit perhaitet. Während des Verhörs vor dem Inspektor der Prostarier Universität kamen cmigc wichtige Umstände an's Tageslicht. Mertens wurde unverzüglich als Soldat m cm Straß bataillorr eingestellt. Neunzehn junge Studenten wurden relegirt Die Universität wurde bis ans Weiteres geschlossen. Auch untec den Zöglingen der Petrowsli'schen landwirkhichastlichen Alndemie in Moskau hat sich Unzufriedenheit knndgcgehen. Diese Aiistalt sowie die Universität sind von Truppen bewacht. Das in Kritisch (an der preußischen Grenze) erscheinende Blatt „Kalischairiii" meldet, baß vor einigen Tilgen eine auS vreußrscheir GeneralslabS-OffiZicren bestehende Commtssion die Festigkeit der Brücken aus dem Grenzflüsse Prosna untersucht hat. Die Com mission bereiste dann die ganze Grenze des Gouvernements Kalisch und visitirte die Brücken auch an der Grenze des Gouvernements Suwalki. — Polnische nrrd russische Blätter fordern die strengste Verfolgung der „preußischen Spione", welche sich angeblich seit einiger Zeit in den russischen Grenzgebieten von Polen als Handels leute u. dcrgl. hcrumtreiben. Der „Invalide" gicbt eine eingehende Darlegung der Vermeh rung des Tnippeiibestrindes in den letzten Jahren in Deutschland und Oesterreich-Ungarn, im allgemeinen sowohl wie insbesondere in den Grenzgebieten, der Eisenbahnlinien zur Heranführung von Truppen cm die Grenze, der Knote,islationen zur Auswaggonirung, der Kcnizentrirring an der Grenze, sowie der Lagcifestttiigcn ersten Ranges, rm Grenzgebiet und behauptet, alles dies seien Vorberei tungen, welche über die Defensive hinaiiSgingen. Trotzdem Hube Rußland seine Wehrkräfte nicht vermehrt, dieselben sogar 1881 und 1882 »in lOO.'lOO Man» rcduzirt. Freilich seien dieselben in den folgenden Jahren wegen der aighaimcheii Frage sowie wegen der Nolhwendigkcit, die Mobilisatioiisbcrcitschaft zu heben, wieder etwas veiniehrt, zählen jedoch immer noch 75,000 Mann weniger als 188l; während die Nachbarn in derselben Periode den Friedensstaiid ui» 75,000 erhöht hätten. Unzweifelhaft werde in einem Kriegsfälle Rußland eine mächtige Armee arnflelle», jedoch sei deren Grenzaus- stellung uiivkigletchlich schwieriger, als die bei den Nachbarn. Gegenüber den in den letzten 10 Jahren in den russischen Westmarken gebauten 2828 Km. Eifenbabnen feien in Deutschland und Oester reich m gleicher Periode aus einer halb so großen Flüche 9300 Km. gebaut worden. Die rrissüchen Eisenbahnen überschritten nirgends die von dem Dreieck Warichau-St. Petersburg-Odessa begrenzte Vertheidigungsliiuc. Dte Bahnen der Nachbar» hingegen tiefe» direkt zur russischen Grenze. Seitens Deutschlands und Oesterreichs drohe für die russischen Gebiete ein schnelles Eindringen. Zn der hiergegen erforderlichen Vergrößerung des Bahniictzcs leie» kolossale Geldmittel und großer Zeitaufwand nölhig. Es erübrige daher Rußland nur die Wehrbereitschast seiner Festungen, sowie die Tnivveiistärke i» den Grenrbezirken zu erhöhen, um nicht »benascht zu werde». Die im Vorjahre getroffene» verstärkten militärischen Vorbereitungen der Nachbarn zwangen Rußland, Geyenmaßregel» zu entwerten, welche alljährlich ausgc«ührt werden. Tic Militär- würde» in der Ucbcrftthurng etlicher Kavalcricregiinelilcr m's Weichsctgebicl Nichts weiter als eine Maßregel zu defensiver Be deutung sehen. Rußland müßte sonst, um das Gleichgewicht her- znstcllen. ganz andere Truvpenmasien an die Grenze führen. Rus sische Militärs hätte» offen bekannt, daß dicVertlieldigrmn des-rus sischen Gebietes noch nicht gesichert sei, und daß, wenn die Friedens- liga sich berechtigt erachte, ihre Vertlieidignnasniaßiialmien ent wickelnd, sogar einige russische LandcStbeile unter die Schnßwcitc ihrer äußersten Forts zu bringen, Rußland auch ebenso zweifellos das Recht habe, für seine Vertheidigung zu 'orgcn und mit allen Maßnahmen die Uiiantnstbarkeil seiner Lande und seiner Ehre zu wahre». Serbien. Ans der Ansprache, die König Milan an eine De putation der Skripschtina gerichtet, ist noch folgende Stelle mit- theilenswcrkh: „Sic wünschen Preßfreiheit; sagen Sic mir aber, wo crislirt eine größere Preßfreiheit, als eben m Serbien k Ich lese täglich die serbischen Blätter und bin zu der Ncberzeiigung ge kommen, daß die Preßfreiheit Serbiens eine vollkommene ist. lind jetzt noch Ems: Ich stehe auf dem Boden der Verfassung, vo» welcher ich lernen Zoll breit abwciche, trotzdem ich eingcstehe, daß tue Rechte, welche laut der gegenwärtige» Verfassung der Krone zu- slehcn, zu große sind, denn dieselben verhallen sich zu denen der gesetzgebenden Körperschaft wie Drei zu Eins. Die Rechte des Staates müsse» zwischen Krone und Parlament gclbcil! sein, aber insvlange dies nicht in gesetzlicher Form geschehen ist, imolangc macke ick von den mir zusichenden Rechten Gebrauch und lasse von denselben nichts nach. Die- zu Ihrer Richtschnur, sowie auch str Warnung, daß Sir, wenn ich über so Manche-, waS Sie verübt hatten, den Schleier der Vergessenheit zog, doch nicht zu viel an demselben rütteln sollen. Arbeite» Sie zum Wohlc des Throiie- und unsere- geliebten Vaterlandes Serbien. Die- wünsche ich Ihnen von Herzen!" Eine in der Skupschtina Angebrachte Interpellation forderte die Untersuchung über die Liefern,igsgeschä'tc der Familie Petcovic, Brüder deö gewesenen FiiiaiizminislerS Vnkoschin Pctravic und deren rasche Vcrmögensjiinahme während des bulgarisch-serbisch,'» Krieges. Auch wurde Austläcuiiß über gemeldete Irilterschlcifc im Kriegsdepot Nrsch verlangt. Amerika. Dem Kongresse der Bereinigten Staaten liegen bereits mehrere Gesetzentwürfe vor, die dnrar» nbzielen, die Ein wanderung zu beschränken. Völlig inittcllasen Personen (Paupers), entlassene» Sträflingen. Geisteskranken, Gcbcechiiche» und derglei chen Leuten wild das Lande» nns amerikanische»! Boden ickron seit geraumer Zeit nicht mehr gestattet; jetzr richtet man das Augen merk darauf, sich überhaupt ..anstößige" oder „wenig wünjchcns- werthc" Einwanderer vom Leibe zu halten. Man erkennt leicht, daß alle diese neueren Beschräirlimgeir in erster Linie gegen die Anarchisten und die Bekenner ähnlicher politischer Gesinnungen ge richtet sind. Demselben Beweggrrmde entspringt ossenbar ei» fernerer Entwurf, der die Erlangung des amenkanifchen Bürgerrechts bedeu tend erschweren will. Dieser Entwurf macht, einer Kabcldepcsche der „Voss. Zgt." zufolge, die Verleihung des Bürgerrechtes von ciircnr nicht weniger nls zehnjährigen Aufenthalte (bisher genügten fünf Jahre) in den Univnsstaaten abhängig, ausgenommen bei Ein wanderer», die ankommeii, ehe sie 21 Jahre ult waren; aber auch hier soll ein sechsjähriger Ameirlhalt erforderlich sein. Die soge nannte amerikanische Dhuainitpartei leitet noch immer von Ncwyorl aus ihre Men Großvritmmicn grrichtetc vewrccherifche Tliätigkcit. Jetzt ist ein gewisser Dr. Hamilton Williams»» an Stelle O'Dono- van Nossa's Hnupt der Partei, deren Sitz sich in Chainherssticct in Ncwyork befindet. Von dort leitet Williainsoii mit einem Per sonal von Schreibern und mit Geldfonds von über 200,000 Lstr den Krieg gegen England. Methoden der Kriegführung sind Meuchelmord, Dhnaniil, Explosionen: Meuchclnwrd gegen mißlicbijz Individuen, die beiden anderen Methoden gegen Staats- nn' Privateigenthiim. Der jctziac ArbcitSvlan ist. Agnitcn nach Eng land zu cntiende», welche mcht diiell hnndcln, sondern in London und den »beigen großen Städten Werkzeuge zur Ausführung der qcplanten Mordversuche und Explosionen dingen. Der „Ncwyork Herald" erzählt über die Pribatverhältnisse Most's: „Most erhält als Redakteur der „Freiheit" IO Doll, wöchentlich. Dabon kann er natürlich kein lehr luxuriöses Leben sichren. Seine Abende verbringt er gewöhnlich in den KnAv-n vcr Ostseite im Gespräche mit leinen Anhängern. Er wohnt in einem Hanse an der Ecke der 26. Straße und l. Avenue, wo eine Deutsche, Namens Lena Fischer, ihm die Wirth'che.ft führt. Sein Mobiliar ist sehr einfach und er zahlt nir Miethc kaanr mehr als 8—10 Doll, monatlich. Er liebt sie Fischer, die Schwester eines seiner Anhänger, aufrichtig, und daS Mädchen ihrciscr's hall Most für den größrcn Mann der Welt. Wird er ve,hastet, so erhalt sie d,e erste Nachricht. Am Tage ist Most fast stets im o! -nsten Stock werk von Nr. 167 William Street zu treffe». Tori redr.ffrt er seine „Freiheit", kormpondirt für mehrere europäische Zeitungen und empfängt Besucher. In Montreal wurden am 12. ds. zwei der bewährteste» Geheimpolizisten verhaftet, welche mehrere Jahre hindurch bcderi- lcnde Diebstähle verübt haben sollen. Die Aufregung in der Stadt ist grnß. Tic Beiden, weiche großes Vertrauen im ganzen Lande genösse», werden auch beschuldigt, weitere Diebstähle und Einbrüche von enormem lluiscuig geplant zu haben. In der Nacht zum Freitag plünderten drei Männer den Expreß- Waggon eines nach Norden gehenden Zuges auf der St. Louis-, Arkansas- und Texas-Eisenbahn uriweil Texarkana. Wertbgegcn- släiidc im Betrage von 10,000 Pw. Sterling wurden gestohlen, die Postbcutel wurden jedoch nicht angerührt und auch die Passagiere nicht behelligt. Mexiko. In der Stadt Ahuacuatilan sind drei Evangelffche, nämlich der Prediger Abraham Gomcz. ein geborener Indianer, drückt, ermordet worden Zaragoza selbst wurde durch eine Kugel verwundet. Es sei bei dem Präsrdcirtcir Tiaz, der ein Freund der religiösen Freiheit ist, Klnge wegen dieser Mordthaten gerührt worden. Feuilleton. f Im Residcnztheater sind Direktor, Regisseur, Kapellmeister, Orchester, Sänger, Srhanipieler, Maler und Costümiciö gegenwär tig von früh bis Abends beschäftigt, nin Oskar Köhler s neues WAbiiachtömärcheir „Der Z a u b cr s ch l e t cr und der goldene Ball" vder„Froscbkönia und Kvnigskind" zu vrobiren, arrangiren und ausznstatten. Namentlich mach! eines der Bilder der Komödie, das mitten im Wasser spielt, den Betreffenden ziemliches Kopfzer brechen. Nach de» Eindrücken z„ urlhAlen, die man »ach den ersten Proben empfängt, hat Oskar Köhler mit seinem neuesten Weih nachtsmärchen wiederum etwas Fesselndes und Reizvolles geschaffen, das nicht nur unterhaltend und spannend, sondern auch überaus be lehrend und erziehend wirken dürfte. — Unmittelbar nach dem Gast spiel der Meininger, also schon nächsten Dienstag, findet das mehr fach erwähnte Benefiz sür Karl Mit teil statt. Der bedauerns wcrthe Künstler wird hier, nachdem er noch einmal in Leipzig und Hamburg ausgetreten ist. überhaupt zum letzten Male den Fuß ans die Bretter, welche die Welt bedeuten, seven. Karl Mirtcll wird in drei Einaktern: „Ein delikater Auftrag", „Ein moderner Bar bar" und „Ter Zigeuner" von der Kunst, die bis zum Moment, wo das Schicksal Halt gebot, iein Leben beherrschte, Abschied nehmen sür immer! Es ist wohl mit Gewißheit vorauszi-letzen, daß das Publikum, das Karl Mittell so oft durch sein seltenes Tn lenk entzückte, dem vom Schicksal so schwer hcimqcsuchten Künstler hei seinem Scheiden sviiipathische und zahlreiche Beweise seiner An crkcnnring und seines Mitleides nicht versagen wird. f Die kür morgen »n Königs. Hofthcater (Altstadt) airgcsehte Aufführung von „Fidclio" mußte plötzlich ciiigetrctencr Hindernisse wegen verschoben werden. Morgen gelangt „M igno n" (Anfang V»7 Uhr) und Soiiiitaq „Don Juan" zur Aufführung. Im Leipziger Neuen Theater ginq vorgestern die nach Louis Nötel's gleichnamigem Schauspiel bearbeitete Oper „Der deutsche Michel" zum einen Riale in Scene, und zwar mit durchschlagen dem, von Akt zu Alt steigendem Erfolg. Am Schluffe wollte des Beifalls kein Ende nehmen, und auch der Komponist Karl Mohr mußte zuletzt, dem Drängen des Publikums folgend, ans der Bühne erscheinen. Die Handiirng selbst erscheint zwar stellenweise nicht durchsichtig genug, ist aber trvtzocm recht unterhaltend und ammant. Tie Musik ist durchweg vvlksthümlich und echt deutsch gehalten und heimelt den Zuhörer ganz merkwürdig an. Sic ist cmichme chclird und mctodieillAch wie wenige der »eueren Over» und vcr räth von Anfang bis zu Ende die Hund deS kunstgeübten und reichbegabte» Meisters, der oft niit den allecciinachslen Mitteln dir »achhnltinstc Wirkung erzielt. Tie Anssührniig war sehr lobens werth. Kapellmeister Nikisch dirigirtc mit sicherer Hand das Ganze und Herr Scbclpcr als Michel, sowie Frau Moran-Olden als Frau Margarethe rangen erfolgreich unv mit gleich hoher Küirstlcrschaft um den ersten Preis oieics Abends. Reben Viesen verdienen in erster Linie Frl. v. Artirer als Gleiche», Herr Hedmondt als Kon rad und Herr Grengg als Basel hccvorgehobcn zu werden. Aber auch alle übrigen Darsteller, chcuso der Chor uns vor Allem daS Stadlorchcsler hatten ihren redlichen Antheil an dem so schönen Er folg dieses Abends. 's Robert Planauette, der Eomponist der „Glocken von Eornevillc", hat eine neue komische Oper, betitelt „Ncctarin e". vollendet. Die Handlung des neuen Werkes spielt in Paris im dritten Jahrzehnt dieies Jahrhunderts. -f- Die erste Ausführung von Verdis „Othello" in deutscher Sprache wird am Ho»tliealcr zu München anr 22. Januar nächsten Jahres statlsiiiden. f- Das lgl. Konservatorium in Leipzig geht heute mit einem Concert zu Gunsten des Fonds zur Errichtung eines Denkma l e S sür M c» drlssohn allen anderen Instituten voran. Hans v. Bülow ist in Bremen schwer erkrankt. .Hinter dein Berge wohne» auch noch Leute! Jn Patricrost Manchester) wurde ei» Organist sür die Chrrstuskirche geiricht; ein dreizehnjähriger Knabe, Sharples aus Worsley, trug de» Sieg über alle Bewerber davon. - Der einst getcieue ungarische Geiger Misla Hauser ist in Wie», 65 Jahre alt, gestorvcn. * Herr Acrgcr -- .^crr Berger. „In Venedig war a Erd beben". — „Hvrn'S am. in Venedig >s ja gar ka Erden". — „Na. io war'S halt a Wasfeibeben". Nr. »so. Seite 2. »» Sreitag, r». Dee. 1887