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>». ». 7t»»«»ber 1SS0 Re. «k »e«- S itsgrwmiedmmio -rütt im Lelhrtftrrtt Weimnr, SS. Nov. «m Frettagnachmtttag erfolgte tn hve-t- «ar dt« mehrfach aus Antra« de« Reiches verschobene Zeugenvernehmung de» StaatSmintster» Dr. Frtck Lurch den Berichterstatter de» EtaatsaertchtshofeS. Der Mnlsier sagte «. a. au», er habe irach seinem Amtsantritt angeovdnet, daß ihm die wichtigsten Personalangelegenhetten »ur persönlichen Entscheidung vorbelmlten bleiben sollten. Er steh« auf dem Standpunkt, das, bet den Polizctbeamten zwecks «ufrechterhaltung der Zuverlässigkeit der Truppe auch auf ihre deutsche Gesinnung Wert zu legen sei uird bah daher die sozialdemokratische Parteizugehörigkeit «in Bode« lei, aus de« sich vielleicht persöuliche Eiaen- schaste» eutmickelte«, die mit den Ausgaben eine» Polizetbeamte» kaum vereinbar seteu. kr denke dabei an extrem pazifistische und klafsenkämpferische Bestrebungen. Deshalb und weil er die thüringischen Ver hältnisse nicht genug gekannt habe, habe er sich an VertrauenS- leut« gewandt, besonders an den Abgeordneten Sauckel, dem er die Listen der Bewerber zur Einholung vertraulicher näherer Auskünfte auSgehändigt habe. Das Wichtigste aber sei ihm stet» der Mann, seine Tüchtigkeit und seine fachliche Eignung gewesen. Auf die Parteizugehörigkeit habe er kein entscheidendes Gewicht gelegt. Er müsse die Unterstellung ablehnen, dast er die thüringische Landes- polizet in eine nationalsozialistische Parteitruppe habe um- bilden wollen. Welcher Partei der Anwärter angehörte, sei in den meisten Fällen nicht genau sestzustellen gewesen. Meistens gehörten sie wohl gar keiner Partei an. Ihm seien zahlreiche Einstelliingsgesiiche non Parteigenossen zugcgangc», von denen nur ein verschwindend kleiner Teil angenommen worden sei. Siigenbrra gegen falsche Behauchungen Braun- Berlin, 28. Non. Auf persönliche Angriffe, die der preu. bische Ministerpräsident Otto Braun in einer össentltchen Versammlung in Bielefeld gegen den deutschnationalen Partei- stibrer Geheimrat H u g e n b e r g gerichtet hat, antwortet Ge heimrat Hilgenberg mit folgendem Telegramm an Braun: „Rach mir vorliegenden Berichten haben Sie in einer Rede in Bielefeld gesagt: „Wenn Hilgenberg, der iiinszigsachc Millionär, in seiner Rede in Bielefeld die heutige Wirtichasts- miscre auf den Marxismus zurückgesührt hat. daun must ich ichon saacn, das, ich Hilgenberg für nicht gerade intelligent, aber -och nicht für so dumm halte, a» seine eigenen Worte zu glauben." Ich kann es angesichts der gesamten politischen Lage verstehen, wenn Sie sich bemühen, zu agitatorischen Zwecken einen Gegensatz zwischen dem angeblichen fünszig- 'acken Millionär und den« Arbeiter herznstellen, der letzt Tank dem herrschenden Lnstem des Marxismus in Arbeitslosigkeit und in wirtschaftliche und seelische Not geraten ist. Beim Vor handensein auch nur eines geringen Mastes von politischer Lovalität würden Sie sich aber doch wohl gescheut haben, da bei Unwahrheiten zu wiederholen, die längst richtiggestellt sind. Ich habe u. a. im Mat 1928 in einer weitverbreiteten Aus lassung erklärt, ähnliches aber auch bei verschiedenen anderen Gelegenheiten dergleichen Unwahrheiten gegenüber gesagt: Tie Linksparteien willen ganz genau, -ast ich ein freier Mann, non niemand abhängig und an niemand gebiinden bin, weder an einen Arbeitgeber noch an eine Gewerkschaft, weder an eine Wirtschaftsgruppc noch an einen Bcrband, daß ich nicht zu den Millionären, geschweige zu den Milliardären gehöre und weder die Interessen der Plotokratie noch irgendwelche andere Interessen ver trete außer denen des gesamten deutschen Volkes. Ich habe weiter volles Verständnis dafür, dast es Ihnen als einem Kämpfer für den Marxismus nicht angenehm sein kann, dellen wirtschastszerstörcnde Wirkungen einzugestehc». Aber ich glaube doch, dast Ihnen Ihre amtliche Tätigkeit genugsam Gelegenheit zu der Erkenntnis gegeben haben sollte, i» welchen Zuständen die sich überall geltend machende marxistische Mistwirtschast geführt hat und dast »eben anderen Schattenseiten das non Ihnen vertretene System des Marxis mus nicht nur A a p 1 t a l n c u b t l d » n g verhindert, wildern auch in anderen Zeilen gebildetes .Kapital zerstört, und dadurch zu dem Zustand der Kapttalnbersrcmdnng, des Erliegens wichtigster Produktionsstüttcn und zu der unge heuren Arbeitslosigkeit führt." Der preußische Ostfon-s auch für 1S3> gefordert Berlin. 28. Non. Im Prenstischcn Landtag ist ein deutsch- »atioiialcr Urantrag cingcgangen, in dem daraus hingewicsen wird. Last im preustischen Haushalt für 1939 zur Linderung der grasten Notlage in den östlichen Grenzgebieten ein Betrag von 1-, Millionen Mark eingesetzt gewesen sei, dast jedoch im neuen Haushalt ein solcher Betrag fehle. Die Regierung bc- cirlinde den Fortfall des Betrages mit allgemeinen Sparmast- nahine». Es wird ein Beschlich des Landtags gefordert, wonach das Staotsministcriiim Ei»sparnngs»orschlägc im neuen Haushalt in Höhe non I.'> Millionen Mark machen solle, damit der Ostsonds im Haushalt für Illül erhalten bleibe. ,S». X" sM «» Siidumkrtka Liss« h, », »8. November. Et» Vertreter öer Dvruter» merk« erklärte Jeuruelifte«. »De. «er»« u« Geuuubeub nach Lebt» fterteu, »m »,rt genu» Uherprtift »u «erde«. Die bisherig« Fahrt habe bi« Mauuschaft t« be« «utschkuh beftSrkt. ben Transozeanslug «ach Südamerika zu »ageu. Der Fl«, soll i« Fa « « ar stattfiube«. Bor be« Start «ach Amerika mürbe» über Liffabo» Schauflüg« durchgesührt «»erben. Nachdem die Dispositionen für sie weit««» Flüg« be» „Do. X" im Hinblick aus den Südamcrikaflug endgültig ge ändert sind, wird sofort mit der Anlegung von Bre» u- stosslagern an verschiedenen Stützpunkten her Süsatlantikrout« begonnen werden, und zwar auf den Kanarische» und Kapverdischen Inseln, aus Fernando Noronha und der südamerikanischen Hafenstadt Natal, wo da» Flug- schtsf den sudamertkanischcn Kontinent erreichen will. Man hofft, dast diese Vorbereitungen bis Anfang Januar getrossen sein werden, so dast dann -er Weiterflug von Cadiz aus erfolgen kann. Die gründliche Ueberholong des FlugschifseS i« Cadi, dürste vorgenommen werden, ohne dast die Riesenmaschtne ans dem Wasser genommen wird, da hierfür die notwendigen Einrichtungen in der spanischen Hafenstadt schien. Die Tat sache, da» in Eadiz der amerikanische Pilot Schildhauer den „Do. X" verlästt, ist lediglich darauf zurückzuführen, dast der Urlaub Schildhaucrs, der sich seit Juli bereits tn Friod- richshasen aushielt, innimehr abgclanscn ist und dast der Ame rikaner zu seiner Firnia, der American - Dornier - Comp., ziirückkehrc» mnst. Ob an seine Stelle der Chefpilot Wagner von den Torntcr-Wcrkcn treten wird, steht »och nicht fest. Major Araneo in Lissabon Madrid, 28. Nov. Ter nor einigen Tagen unter aufsehen erregenden Umständen ans dem Madrider Elesängnis ent- wichcnc Fliegcrmajor Franco hat am Freitag von Por» t uga l aus in Madrid angerusen «nd mttg«t«M, buh Kraftwagen ihn bis an dt« portugiesisch« Grenze gebracht habe. Dort sei er von einem portugiesischen Prtvatflugzeng avgeholt worden, -a» ihn nach Lissabon gebracht habe, wo ihn die portn- gtesischen Militärflieger aus dem Flugplätze Alberca kamerad- schaftlich ausgenommen hätten. Die spanische Regierung habe Portugal gebeten, ihn auSzuwetien. Der Versuch set jedoch an dem Widerstande der portugiesischen Militärflieger ge scheitert, die ihn nicht hätten Herausgaben wollen. Bassamsl und «emslm iw- »er Schwel- ao-gewU» Basel, 28. Nov. Der Schweizerische VundeSrat hat am rettag beschlossen, die Antifaschisten Bassanest, Tarchiani und osselli aus der Schweiz auszuweisen. Die beiden letzteren haben sich nach Beendigung des Prozesses in Lugano sofort wieder nach Paris zurttckbegeben. Bassanest hat noch bi» Anfang Dezember seine Gefängntsstrase abzubützen. Der Kuriftpavtllon tn Sevtüa etnyestüert Madrid, 2ll. Nov. (Tekunions. Der Kunstpavtllo« der Ausstellung tn Sevilla ist am Freitag völlig zusammen gestürzt. Es ist gelungen, vorher noch rechtzeitig Knust- gegenstände im Werte von über 30 Millionen zu bergen. Re-everbot für Goebbels tn Kopenhagen Kopenhagen, 28. Nov. Das Seniorat des Stndenten- vereins teilt mit: Nach einer sehr bestimmten Aufforderung -es Poktzcidtrektors von Kopenhagen sieht sich das Seniorat genötigt, den Vortrag des deutschen ReichStagsabgeorbnete» Dr. Goebbels, der für Sonnabend, Leu 29. November, an gesagt war, abzusagen. Botschafter n Schubert bei Mussolini. Ministerpräsident Mussolini hat heute den deutschen Botschafter v. Schubert empfangen. Gm neues Sttefemannbuch Man liest es wie einen Roman, mit lebhaftem Inter- esse, manchmal mit klopscndem Herzen, und weist am Schluh doch nicht recht, was man mit diesem Buch anfangen soll, in dem Antontna Vallenti n, Strescmanns „treue Sek»»- danttu" — wie er selbst sie nennt —, sein Lebe», vor allein aber das Werden und die Verwirklichung seiner Staatsidee, schildert*). Es klingt wie ei» Heldenepos, denn die Ver- sasscrin schwärmt für den Gegenstand ihrer Betrachtung. Sic verehrt den Menschen, sic verherrlicht den Staatsmann. Sie entschleiert scde Regung seines Herzens und führt in die tiefste» Geheimnisse seiner Politik. Vollständig kritiklos: sic will sa keinen kritische» Maststab anlcgcn, sie will nur Ver ständnis, Achtung, Liebe werbe» für ihn. Und sie vermag jedenfalls der Menschlichkeit des verstorbenen Austenmintstcrs Seiten abzugeiviuiien, die auch den politischen Gegner ent waffnen. Aber man verbleibt trotz aller suggestiven Dar- stellungskrast des Werkes in kühler Reserve gegenüber der Staatsidce der Verständigungspolitik mit Frankreich, von deren Notwendigkeit die neue Slrcscmannbioqraphie Zeug nis ablegcn will. Nicht nur wegen des Misteriolges, den diese Politik gleich »ach dem Weggang ihres Meisters er litten hat, so -ast heute nicht viel mehr als der Name davon übrig ist. Man kann sich auch ohne das eines gewissen Mist- trauens nicht erwehren. Gcwist ist eS interessant, in eine Fülle unbekannter Einzelheiten der Geschichte der letzten sechs Jahre eingewciht zu werden und sogar sensationelle Ent hüllungen vorgesetzt zu bekommen, ohne die heutzutage nicht leicht ein politischer Vuchersolg zu erzielen ist. Aber man ist doch erstaunt, solche Geheimnisse deutscher Staatspolitik tm Besitz einer der breiteren Oeffentlichlcit bisher unbekannten Schriftstellerin zu finden, deren sournalistischc Beziehungen »ach Frankreich Strescmann für seine politischen Zwecke a»s- gcnützt haben soll. Keine Andeutung der 'Verfasserin verrät, ans welchen Quelle» sic schöpft. Schreibt sic Geschichte, poli tisches Feuilleton oder persönliche Impressionen? Wenn sic das Gespräch von Thoirn, das nur die zwei Beteiligten, Ltrejemann »nd Briand, kennen, mit allen Einzelheiten in Rede und Gegenrede widcrgibt, oder die Unterhaltung des Reichsaustcilintnistcrs mit Poincars, ist das nun Wahrheit *> Nntonina Vallentin: „Strescmann." Paul List Verlag, Leipzig. oder Dichtung, oder Wahrheit und Dichtung? Wahrscheinlich das letztere: denn man kann nicht annehmen, dast sie auch als politische Vertraute von Stresemanu ein Protokoll bekommen hat. Was sie aber von ihm gehört haben mag, das ist offen bar mit so dichterischer Freiheit umkleidet und so zweckver klärt, dast der Politiker und der Historiker trotz des Glanzes der Schilderung und der plötzlichen Lichtfülle, die ihn manch mal blendet, hilflos im Dunkeln tappt. So viel ist jeden falls sicher, dast die Urteilskraft der Verfasserin an solchen Stelle» als mangelhaft empfunden wird, wo man aus eigener Erkenntnis den Maststab -er Kritik anlegen kanir. So bei der Behandlung des Kelloggpaktes, der in seiner endgültigen Form als allgemeiner Kriegsächtungspakt auf des Friedens- aposiels Briand Aktivkonto gebucht wird, obwohl doch alle Welt weih, dast der Vertrag von ihm ursprünglich als ein seitige französische Rückversicherung in Amerika geplant war und erst dort, sehr gegen den Willen der Franzosen, zu einem alle Grostmächte umfassenden moralischen Friedcnsinstru- ment umgcbogen wurde. Was soll man also im ganzen von Antonina Vaventin» „Strcfemaiin" halten? Es ist eine glänzend geschriebene, von Anfang bis znm Ende fcsielnde Biographie, die insofern sicher ihren Zweck erfüllt, als sie jedem, auch dem Widerstrebenden, den Menschen Strescmann näherbringt. Und das ist allein schon ein Verdienst angesichts der Kluft, die sich zwischen seinem hohen vaterländischen Wollen und dem Mißerfolg der von ihm verfochtenen Staatsidee aufgetan hat. Darüber hinaus hat das Buch auch für die jüngste deutsche Geschichte etwas zu bedeuten: man wird nicht an ihm vorbeigeben können, wenn man die Vorgänge vom Dawes- bis zum Noungplaii. vom Ruhrkamps bis zur Rhctnlandbefreiung er fassen will. Aber man must immer auf der Hut sein und mit politisch geschürftem Untoschcidiingsvermögen sich dagegen wehren, dast man von dieser, als Schriftstellerin sicher ver führerische» Frau, nicht in den Irrgarten demokratisch-pazi fistischer Phantastereien, statt in die Gefilde der reinen Wahr heit verlockt wird. o. 8. -kmol 1 »Alm».». Lüv«nü.-O«1, »«.14 Menthol, 40oWaff., «00 Hptrtt. Lciimerrllnilerinl und belebend bet Rheuma.I«chiag. Kopf-, Nerven- und Erkältungg- fchmerzen.Trmllbunau. Strapazen gn Ap»«b«l«n uni vr»,«rt«» 8um i ;o Todestag »er Kaiserin Maria Theresia SS. November Von den drei Weibern — die Iunggesellengrobheit Fried richs des Groste» gebrauchte ein noch schärferes Wort —. die im achtzehnten Jahrhundert drei Viertel des damaligen Europas regierten, der P o m p a d o u r, der russischen Zarin Katharina und Maria Theresia, verdient diese als einzige auch unsere menschliche Achtung, ist sie die einzige Frau in des Wortes edler Bedeiiinng. Ihr Privatleben ist rein — die vielen Volkswitzc über ihre angebliche Unmoral gehören ins Reich der Legende —, ihr Verhalten als Herrscherin so frei von der Intrige, als dies überhaupt damals möglich mar, ein Hauch non Gesundheit strömt von ihr aus. fast wie von einer Bäuerin. Wenn wir ihre Bilder betrachten und den verwirrenden Prunk des Kröiiiingsmantcls und Diadems da von obziehcn, so leuchtet uns wahrhaftig d„s Bauern- kioste sehr stark entgegen. Die Gestalt mar klein und ge drungen, die Naie knollig, die Lippen dick und derb geschürzt. Rur die Augen, diese grosten, herrlichen Augen, die ihr geistig ciröstcrer Lohn Joseph von ihr erbte! Es hat etwas Ver lockendes, sich vorzustellen, dast dieses Augenpoar und das be rühmte ihres grosten G>-s„ors einander angehsitzt hätten tm seltsamen Wettkampf. Hätte der groste, klare Znniker den klaren gläubigen Blick der Feindin ansgehalten, ohne die Stirne zu senken und sich seiner rohen Witze zu schämen? In den Augen dieser Frau steckt das Groste, Absonderliche ihres Lebens. In dem vor ein paar Jahren Qcsterreich znrück- gewonncnen Burgcnland, im Schlosse Halbtlmrn, wird heute noch ein Raum gezeigt, der die Keimzelle eines neuen Europas war. Hier wurde die pragmatische Sanktion entworfen, jener — nennen wir s beim Namen — Staatsstreich verübt, der den weiblichen Habsburger» die Möglichkeit zu herrschen eröffnet«. Keiner der Schöpfer dieses Gesetzes war sich wohl ganz der prinzipiellen Bedeutung bcwiistt. »nd tatsächlich kam cs ja auch nie mehr tn Anwendung. Maria Theresia war und blieb die einzige Kaiserin des habsburgischen Stammes. Dabei war sie eigentlich Kaiserin nur etwa tn dem Sinne, wie die Frau eines Arztes Frau Doktor genannt wird. Ihr Gatte, Franz von Lothringen, war deutscher Kaiser. Was warsic? Alles mögliche: Königin von Ungarn, non Böhmen, Herzogin non Nieder, und Oberöstrrreich, Markgräsin von Tirol nsm., kurz die Lenkerin oll jener Gebiete, die später in der kon stitutionellen Zeit unter dem Vcrlegenheitstitel .Die im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder" zusammen- gcsastt wurden. Trotz allem, trotzdem mir misten, dast erst siebzig Jahre später ihr Enkel, Franz I., die österreichische Kaiscrwürde annahm. für uns ist sie Kaiserin, die Kaiserin, der Tnpus dieser Gattung. Ein romantischer Glorienschein verklärt die junge Maria Theresia, die non allen Leiten Angegriffene, in ihrer letzten Existenz bedrohte, die den begeisterten ungarischen Adeligen ihren Sohn zeigt und sic zu dem Ruf entflammt: „dkariamur Pia rags no-gra!" (Wir wollen sterben für unseren König!) So wenig war eigentlich der Sinn der pragmatischen Sank tion in diesen Köpfen heimisch geworden, dast sie da, wo sie weibliche Anmut begeisterte, doch sich scheuten, den weiblichen Titel zu gebrauchen. Mario Theresia war eine vorzügliche Gattin und Hausfrau. Sic hat sechzehn Kinder geboren, nm deren Erziehung sic sich mit rührender Sorgfalt kümmert. Aber trotzdem hat sie ihre Herrscherpslichlen nicht versäumt. Im Gegenteil, ihr Verdienst ist es hauptsächlich, ans den ver schiedenen Ländern daS neue Qcsterreich geschaffen zu haben. Ja, erst seit Maria Theresia können wir von einem Staate „Oesterreich" in dem heute und gestern üblichen Sinne sprechen. Unter ihren Vorgängern treten noch immer die einzelnen Kronländcr — Böhmen, Steiermark. Tirol — so scharf prosiliert hervor, dast darüber die äustcren Konturen des Ganzen verblassen. Friedrich der Groste — und die anderen Gegner — griffen den Komplex dieser Länder an, die Folge war, dast er sich seiner Ganzheit bemüht wurde und, gegen außen sich scharf abgrenzend, sich Innerlich zusammcnichlost Was er an Umfang durch den Verlust des schlesischen Flach landeS verlor, gewann er an innerer Festigkeit. Vielfach lästt die Geschichtsschreibung den Eindruck ent stehen, die Gegnerschaft Friedrich-Maria Theresia set fast als ei» Gegensatz zwischen deutsch und antideutsch zu betrachten. So einfach ist das nun natürlich nicht. Ziimlndest, was die äustcrc Form anlangt, war die Habsburger!» deutschbcwustter als der Hohenzollcr. Indes er, nach seinem eigenen Bekennt nis, deutsch sprach wie ein Kutscher, hat sie sich oft stolz zu jhrer Muttersprache bekannt, wenn auch ihre Korrespondenz, der Sitte der Zeit entsprechend, znin Teil französisch geführt wurde. Ja, sie hat mit einem Weitblick ohnegleichen, non ihrem sichere» weiblichen Instinkt und gesundem Mutterwitz geleitet, erkannt, was diesem Völkergemcnge, das ihr als Erb teil zugesallen war, not tue: Gcrmanisicrung «nd Zentrali sierung, eine Aufgabe, dir ihr gröstcrer Sohn noch folgerichtiger zu Ende führen wollte. Dast die Nachfolger die beiden Klar- jehenden im Stiche kiesten, während die Enkel Friedrichs weiter an seinem Werke bautem kann man jenen nicht zum Vvrwursc machen. So steht diese Frau am Anfänge des wahren Oesterreich, wie ihr Urenkel Franz Josef, dessen Illll. Geburtstag wir vor kurzem begingen, am Ende des Reiches. Nm wieviel frischer, lebendiger, erfreulicher lebt uns heute noch das Bild dieser scrncn Frau — die, beilänsig gesagt, eine seltsame Aehn- lickkeit mit Goethes Mutter zeigt — als die Gestalt des letzten Kaisers, den wir alle noch als Lebenden gesehen haben, wie modern berühren nns ihre Ideen und Taten im Vergleich mit Franz Josef. Ist sic doch eigentlich der Vorfahre eine» Typus Frau, der heute unsere schwankende Welt erfüllt: jenes Tnpus, der den Begriff Haiissrau mit dem der Frau im Beruic vereint. Maria Theresia hat gar oft ihr private» Glück diesem Berufe zum Opfer gebracht und ist so zur tragt» scheu Figur geworden. Sie hat den Triumph Kants nicht er- lebt und ihr kräftiger Hausverstand hätte sich wohl auch kaum mit seinem Genie befreundet. Trotzdem ist sie eine lebendige Verkörperung des kategorischen Imperativs geworden. So wollen wir heute, da der Begriff Pflichterfüllung rin wenig im Kurse gesunken ist, eine Frau grühen, die pflichttreu war bis zum letzten Atemzuac. Dr. Robert Hohlbanm, Wien. Kunst un- Mistenfchaft s Dresdner Tßeaterspielplan für heute. Opern hau«: „Martha" <8), Schauspielhaus: „Penthesilea" (8). Albcrtthcater: „Das dumme Engletn" s8). Resi- denztheater: „Aschenbrödel" 14). „Der Vogelhcindler" <8>. Die Komödie: „Das Konto i^»). Central- tl, cater: „Sonnenstrahls Erdcnsahrt" 14). „Ter Zare witsch" (8). s Beranftaltnugea. Heute 8 Ulir: Lopüicnlirchc, Heinrich-Schatz- Abend: Francnkliib i.linzcndorsstrnßei Liederabend Wollen. 4* Dresdner Kiiusiler avowLrt«. Der Dresdner Horst L t n d- ncr wurde für «in mehrmonaiigcs Gastspiel als tugcndlicstcr Tanz- konilter an das Opcrciicnilicaicr in Elberfeld verpflichtet. f* Festoefper io der Mariin-Loiher-KIrch« zur Feier de» fünfzig» jaliriaen Bestehe«» der Gemeinde, Sonntag, den Sil. November, n Mir abends: f. Händel: Tnvertiirc zu „Estkier" für Orchester irrste Ausiithriina in Dresden»: 2. HomilfnS: Festgesana für Sbor und Orchester iEinrichiiina von Rich. Frlcke): ,8. Händel: Arioso „Dank sei dir, Herr", für Altlolo und Orchester: < F. Mendelssohn: Motette „Denn er bat seinen Engeln befohlen über dir" Mrsorm vo» >84t, später im Elias verwenden: 5. I. S. Vach: Toccata in F D»r für Orgel: N HoinIIiuS: Kantate ans das ReformationSscst für Solostimmen. Ebnr, Orchester »nd Orgel lEtnrfchtnng von Rich. Fricke). A„«sührende: Anna-Elisabeth Flade. Leop. SSschcke, Ioh. Schmale (Gesang), Otto Hürnig lOrgcllolv). Hein, Schubert (Orgel-