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bl 1 Bildhauer, S Ingen »eure. 10 Maler und Zeichner, darunter 8 geprüft« Zrichentedrer und S Berulsslehrer. die »umeisl das vorbereitend« Zeichnen übernommen baden. Eine große An- zadl Meister der >« Berera vertretenen Innungen stehen de» Leczrern in technischen Froar» tadkräftig zur Seite. Den ae- chaftswirrichotilichen Unterricht eneilen 28 Berur'slehrer >« >Uebeaa«t«. von denen 3 n» »Zten, 1 im orverlen, ü im dritten und 17 i» füwsien bis »vbntea Drenstjabre sieben. Dem auch n diesem Jahre tsühlbar gewordene» Wechisel an Lehrkräften 14 Herren traten auSj wird erst in späteren Jahren wirksam >egkaue» werden können, wenn der Plan durchgelühr' sein wird, 4Ür die städliichen FortbildnngÄchulen technische und Berufs- lebrer a.S Fachlehrer im Hauptamt« auszubildcn und anzu- stellen. Die »Schulen werden zurzeit von 1014 Schülern or- sucht. An 9 Schüler smd Zinftu aus der Gustav Ackermann- Stiftung in der Höhe von je 30 Mark ausgezahlt worden. Diese Stiftung ist nur für fleißige. brave und tüchtige Schüler, Söhne Dresdner Bürger, bestimmt. Mit den Fachschulen ist auch ein Me i ste r k u rs u s verbunden, an dem 8 Meister und 18 Ge- Hilfen teilnabmen. Der erste Kursus umtsaßte 60 Stunden in der »seit vom 17. Oktober 1908 bis 8. Februar 1906. «Unter richt wurde erteilt in Buchführung. Kalkulation. Wcchsellebre. gewerblichem Reckinen und Gnoerbereckst. Unter den den »Schulen «ugewaudlcn Geschenken sind besonders zwei wertvolle Äerbandstkästen von Herrn^ Hoflieferant C. Wendichuch. Bor- sitzenden des Vereins und Schulvorstand, und Maschinenmodelle der Firma Voael n. Schlegel, Dresden-Plauen, zu erwähnen. Am Himmellsahrtstaae unternahm die Focksschule mit 120 Schülern einen Ausslua nach Nosjwein «um Besuche der dortigen »schlosser-Fachschule. In dem aus 34 Herren bestehenden rcrchulanskchusse sind alle dem Vereine zugehörigen Innungen vertreten. Mit ehrerbietigen 'Dankesworten an die könialichen und städtischen Behörden, an die beiden Herren Direktoren, in deren Schulgebäuden die Schulen unteraebracht sind, an die Lehrer und unterstützende Meisterschaft schließt der Bericht. — Die « rst e Ieldvost Im neuen Jabrr gebt von Berlin am 4. Januar ab Eie benutzt den am folgenden Tage vo» Svnthaiupton in See gehenden englische» Dampfer nach Kap stadt Der „Engländer" ist dort am 22. Januar. Gelegenheit zur Weiterbeförderung nach Südweit ist mit Sicherheit erii am 30. Januar zu erwarten. Die Feldpost würde dann am 3. Februar in LLderitzbuclst und am 6. Februar in Swokopmund sriu. Diese Feldpost befördert nur tFlicsseiiburigen. Cie verlassen dasMniine- Postbmeau i» Berlin am 4. Januar vormittags >/«I2 Uhr. Sendungen sür diese Feldpost müsse» in Berlin am 3.. in ent fernteren Orte» am 2. Januar zur Post gegeben werden. — Ei «Dresdner Kaufmann wegen Der- gehensge egen dasWarenzeichenschutzgesetz Bor der 4. Strärkammer in Altona hatten ssi v e v- Fabrikant chemisch^phormazciitischer Waren, sowie ein Kaufmann aus Dresden wegen Vergehens gegen das Warrnzcichenschutz- aeictz zu verontwvrUen. »isie batten .Schwedewillen" aus den Markt gebracht in einer Packung und mit einer Etikette, die sehr an die Ausstattung der sogenannten Brandlsckien Schweizer- Pillen erinnert«: nur lcxrr das Karenz nicht nr rot, sondern in blau gehalten. Hur Klärung der Tatsrage waren vier Sach- verständige, zwei Patentanwalts und zwei Pharmazeuten ge kaderr. Die Gutachten der letzteren gingen dahin, daß an jeder berechtigt ist, Schweizerpillen zu fabrizieren und in deii Handel zu bringen. Hinsichtlich der Packung gaben die Patent anwälte Gutacksten ab, die sich widersprochen. Während der ein« in der bezeichnet«!! Packung die Absicht der Herbei führung einer Täuschung sah. konnte sich der andere einer solchen Ansicht nicht aisschließcn. Das Gericht trat jedoch der Meinung des erstercn Anwaltes bei und verurteilte den Dres dener Kaufmann ivegcn Vernehens gegen das Warenzeichen- schntzgcsck zu 200 Mark Geldstrafe, den Altonaer Fabrikanten zu 300 Mark. Die Buße wurde für beide Angeklagten aus 150 Mark bemessen. — lieber die von ihm errichtete Jungvichwcide schreibt uns Herr Geh- Oekonomierat A n d r ä - Braunsdorf noch: Die Weide war im Sommer 1906 21.5 Acker groß: sie wird aus 50 Acker erweitert. Im August wurden, da die Weide noch nicket brnützungssähiy war, 5 Acker Rotklee. 3. Schnitt, im Oktober wurden autzerdem 4 Acker Stoppeiklee adgeweidet. Aus Ostpreußen stonimlen 40 Weidctierc: selbstgezogene Tiere wurden 15 geweidet. Acht von ihnen nahmen noch besser als die Ostpreußen zu. sieben batten durch die Immunisierung etwas gelitten: nahmen deshalb wenig zu, sind jetzt aber wohlauf. Der Brutto-Ertrag wurde mit 180 Dlk. pro Acker bei voller Iahresweide in Ansatz gestellt s5 Zentner Fleisch L 36 Psg-I- Für künstlichen Dünger berechnen sich 30 Mk., sür den Vieh wärter 10 Mk. sür Verzinsung und Amortisation der Werde- anlaae 15 Mk.: das sind an Ausgaben für den Acker im ganzen 55 Mk. Bon dem Rest. 135 Mk. für den Acker, sind noch zu kürzen: der Bodenzins sPochtgelds, hier 60 Mk.. die Genercrl- unkosten lVeamtes 5 Mk.. zusammen 65 Mk., bleiben 70 Mk. Reinertrag. Zu berücksichtigen ist aber, daß dies nicht ein DiirciMnittsreinertrag ist. sondern der eines futterwüchsigen Jahres, und daß erst weitere Versuche feststellen müssen, wie koch sich im Lause der Jahre der Durchschinttsreincrlraq stellt. Sehr trockene Jahre können tvahrschcinlich sehr störend ein wirken. Uebriaens liegt die Bedeutung der Viehweide nickst »ur auf dem Gebiete der rentablen Verwendung von Ackerland zu Meide, sondern auch in der Möglichkeit der Schaffung ge- sunder, leistungsfähiger Tiere, sodaß, wenn die weiteren Der- -uche gleich günstige Ergebnisse zeitigen und die Landwirte durch sorgfältigen Grenzschutz und gecionete veterinär-polizeiliche Maßregeln vor der Verbreitung von Viehseuchen geschützt wer de», die genügende Versorgung der deutschen Bevölkerung, auch bei ihrem u-eitcren Anwachsen, mit bestem 'Fleisch und gesunden tierischen Produkten sMilch ». a! gesichert erscheint, und die Verminderung der Tuberkulose sbei Tieren und Menschen! außerdem wol>l sicher «intrcten dürste. — Der Oesterreichisch-ungarisch« Hilfsvereia zu Dresden veranstaltete gestern nachmittag im oberen Saale des „Palmen- gartens" für die Kinder bedürstiger Landsleute eine glänzende und reichliche E h r > st b e s ch e r u n g. Ter Festsaal war mit stralstenden Tonnenbäumcn geschmückt. An der LänKieike war inmitten einer Pflanzengruppe die Büste des Kaisers Franz Joseph ausgestellt. An der Ehrentafel Hallen Platz genommen: der Protektor des Hilfsvcreins, der österreichisch-ungarische Gesandte Freiherr v. Braun und tzlcmcchlin. Herr General leutnant v. Niescwand, Herr Generalkomul Klemperer, Frau Kammersängerin Orgeni, der Kaiserliche Rat Schulze und der Gesamtvorstand des Vereins, an der Spitze der Vorsitzende. Herr Ritter v. Schubert-Soldern. Die stimmungsvolle Feier wurde durch einen von den Chorknaben der Katholischen Hof- kirche oorgetragenen Weihnachtsgesang eiiiqcleitet, woraus der Regens der kleinen »Sänger eine Ansprache über die echt christliche Feier des Weihnachtsfestes hielt. Der Herr Ge'andtc brachte sodann ein Hoch auf König Friedrich August aus. Der Vorsitzende. Herr Ritter v. Scknibcrt-Soldcrn. antwortete mit einem Toast aus Kaiser Franz Joseph. Es folgte» einige Chorgesänge der Kopellknaben. und daraus sprach ein Kind im Namen der Besckienkten den edlen Spendern innigen Tank ans. Reiche Mittel standen dem Hilssverein infolge der reichlichen Zuwendungen der Mitglieder wieder zur Vertilgung, sodaß 350 Kinder aus 163 Familien beschenkt werden konnten. Nach einem gemeinsamen Schlußgescinge zogen die beschenkten Kinder hochbeglückt heimwärts, während die Kopellknaben im Neben- saale noch mit Kaffee und Kuchen bewirtet lourdcn. — Di« Weihnachlsseier des Dresdner Vlinden- v e r e i n s .,T r o st rm Leid" fand in würdevoller Weile im Vereinslokal Mmthildeustraße 16 statt. Die Feier wurde durch den Choral: „Dies ist der Tag. den Gott gemacht" eingeleilet, worauf der Vorsitzende Oskar Wolf die Ziele und den Zweck des Vereins klonegte. In warmen Worten dankte er den zahl reich erschienene» unterstützenden Freunden für di« aufopfernde Hingebung zum Wohl« der Blinden, die durch den allgemeinen Irrtum, daß für sie reichlich gesorgt sei, schwer zu leiden hätten. Er bat. -auch rm kommenden Jahre zum Wöhle und für die gedeihliche Weiterentwicklung des Vereins mi-tzuwirken. Daran schlossen sich die Verlestitug des Weihnachts-Evangeliums, sowie Geiänge, die durch di« Mitglieder sB! indes unter der Leitung des blinden Lredennersters und Friedhofsckordiriaeiiten Emil Bastler zum Vorträge gebracht wurden. Die Mitglieder er- breiten Kaffee und Kuchen und allerlei Gaben. Die würdige Feier, welche unterstützende Freunde »urch Gesänge und Vor träge verschönten, fand gegen 10 Uhr ihr Ende. — Der konzessionierte Sächsische Schiffer-Verein hält heute nachmittag 5V-- Uhr in Helbigs Etablissement eine außerordentliche Versammlung ab. Aul der reichhaltigen , Tagesordnung ttehl n. a. eine Resolution au di« sächsische Staats- I regrerung zaveckS Stimmabgabe im Vundesrate gegen Ein-iüh- - rung von Sch issa hrt sa bga be n ans deutschen Ströme». — Denjenigen ständigen Fahrgästen der Linie Schloß- »l« tz — P r l 1 n i tz. die sich an einer Weihnachtsaooe für da» Fabrpersonal beteiligt haben, wird bekannt gegeben, daß die Sammlung das erfreuliche Resultat von 306 Marl er- geben bat. Diejenigen Fahraaste und Abonnenten der Lins« „Waldschlbnche» —WetherHirsch —Bühlau", welche sich au einer NeujaheSgabe für da» Jadrprisvnal diel« Linie beteiligen wollen, sind gebeten, ihre Beiträge in WürsselS Parkhoirl, Weißer Hirsch, blS 7. Januar 1906 »iederzulegen. — Tie Königin-Witwe stattete gestern dem kunslgewrrbltchrn Magazin de» Hoflieferanten Georg Herrmanu. Seeslraße. gegenüber dem ViltoriahauS, einen Besuch ab. — DieEisbahn aus dem Palarsteich im Großen Garten ist von der Königs. Gartenverwaliung Herrn A. Vollender sBssitzer der Konditorei und des Cafe- Pollender! für diese Winteriaison pachtweise übertragen worden. Die Bahn wird nächsten Sonntag, dem 30. Dezember, mit Vor- und Nach- niiltags-Äonscrt eröffnet. Die prächtige Loge des Teiches mit leinem regen Verkehr dürste wie in früheren Jahren die Ent wicklung des Eislousiports auf dieser reizvollen Bahn außer- ordentlich begünstigen und sehr bald das lang entbehrte, leb- Haft bewegte Winterbild vor dem Palais Hervorsaubern. — Central-Theater. Heute Sonnabend, noch- nnttags bh4 Uhr, geht bei ermäßigten Preisen zum 22. Male „Der Stern von Bethlehem" in Szene: abends 6 Uhr findet bei gewöhnlichen Preisen V a r i 6 t«-V o r siel l „ n g statt. In derselben treten Marcell Salzer. Robert Sleidl. Pom- ponette, The Brothers Permanü ustv. zum drittletzten Male auf. — Im „Ka i s e r pa I a st". Marinorfaal 1. Etage, findet heute Elite>-Biepabend mit Konzert der Slendebachschen Künstler- Kapelle statt. — Eine» ösfentlichen Maskenball Veranstaltetom 1,1. Januar das Etablissement Waldschlößchcn-Terrasse in beiden festlich dekorierten Solen. — Der Rnubrnörver Schilling auS Chemnitz, der Ende Oktober in der Sächsischen Schweiz mehrere Bluttaten verübte, ist am 22. Dezember zur Beobachtung seines Geisteszustandes bei der Jrrenabteilniig des Waldkeimer Zuchthauses eingeliesert worden. D» die nächste Schwn'gerichlsperivde bereits am 28. Januar de« gtnnt, erscheint eS zweifelt!»ft, ob die Hauptvechaiidliing gegen Schilling in der ersten Session des Jahres 1907 noch stattsinden wird. Ausgeschlossen ist es zudem nicht, daß das Strafverfahren gegen den Mörder überhauvt nicht eröffnet werden kann. — Eit« Ferngasleitung wird jetzt zwischen dem Ort« Mügeln bei Pirrra und der Stadl Gottleuba einoerictztel. Diese Errichtung erfolgt durch di« Thüringer Gasgcsellschaft in Leipzig. — Iw MittelgasthFe »u Struppen, der Herrn Hof- mann gehör!, wollte der 18 Jahre alte Sohn des Besitzers am ersten Weihnachisjeieriage eine Retorte Carbid in den Acetrsien- gosapparat bringen. Dabei ecksolgte eine Erplosion. Der lunar Mann wurde sofort getötet und etwa 30 Meter son- geschlcudert. Von den Güsten erlitten viele durch Gasplittcr leichtere Verletzungen. »Zum Glück wurde niemand von den umhergcschleudcrten Steinen des Mowrhauscs getroffen. Die Gebäude des Gosthoses wurden durch die Erplosion nicht uner heblich beschädigt, Wände. Dächer und Fenster weisen Spuren der »furchtbaren Geaxilt auf. In der Nachbarschaft sind viele Fenster durch den Luftdruck zertrümmert, gelitten haben außer dem die Schulgebäude, das Pfarrhaus, die gegen 200 Meter enkfernle Kirche und die Turnhalle der König!. Soldatcn-Änaben- crziehungsanstalt zu Klein-Stru'ppen. — LichtenIee. Die Konflrmandensparkasse, welche im Jahre 1902 vom Evangelischen Arbeiterverein gegründet wurde, hat am Ende dieses Jahre» 3860 Mk. Einzahlungen ans- zuweisrn. - Der Liebesroman eine» Grafen hat durch den dieser Tage erfolgter» Tod de- HauvtakleurS ein vorzeitiges Ende gefunden. Wie noch erinnerlich sein dürste, erregte dir Entführung des 78jäbrigrn Grasen Franz Zedtwitz durch seine 30 Jadre alte fiüberr Wirtschafters» Moria Wirgan aus Bad-Elfte» im Juli berechtigtes Aussehen. DoS Paar nahm alsdann in Langen- lois Aufenthalt, wo der Gras seine Wirlichastertn heiraten wollte. Die in Eger in Böhmen ansässige Familie des Grafen stellte jedoch dieser Verbindung Schwierigkeiten in den Weg »nd erreichte auch, daß Gras Franz Zedtwitz vom Landgericht in Plauen ent mündigt wurde. Seme fortgesetzte» briesticben Bitten, die der alte Her» zwecks Einwilligung in die Heirat an seine Familie richtete, blieben erfolglos. Andererseits hatten die ihm von jener Seile gemachten Vorstellungen, von seinem Vorhaben abzulassen, nicht den geringsten Erfolg: er huldigte dem Wahlsprnch: .Treu bis in den Tod!" Vor lurzem, als der alle Gras durch eine schwere Krankheit an da» Belt gefesselt war. richtete er ei» Tele gramm nach Eaer. in dem er als Sterbender bat, die Trauung nunmehr vollziehen zu lassen. Infolge dieser Nachricht eiste der Sohn des Grafen selbst nach LangenlviS. doch traf er de» Vater nur noch als Leiche an. Wahlbtwegung. Durch den Zusammenschluß der „Anirultramontauerr Wahl- Vereinigung" und der ..Anliullramonlanen Vereine Badens" ist ein ^.Antiultramontaner Reich svcrband" mil ücm -Litze in Berlin aebrldct worden. Zweck des „Aiuiultra- inonianen Neichsricrbondes" ist ine Bokäinpsung des Uitramon- tanismus durch Verbreitung von Aufklärung über ihn und durch »Stellungnahme «egen ihn bei politischen und kommunalen Wahlen. Die Zugehörigkeit zum „Antiuliramoinanen ReichL- vcrband" ist unabhängig von politischer od^r reiigiös--konfMo- nellcr Stellung. Parteipolitische und konfessionelle Bestrebungen sind ausgelchiossen. Der „Antiultramonlane Reichsverband" will nicht eine neue Partei sein: wohl aber will er das onti- ullramontane Ferment bilden in allen Parteien und in ollen Konscisionen. T-er „Antiultramonlane Rcichsverband" erblickt im Ultromontanisinus nicht einen religiösen Gegner, sondern ein in Religion sich hüllendes und oie R e - ligion mißbrauchendes well»! ich-politisches Machtfystem. das unsere staatlich-nationale Selbständig keit und Kultur auf das allerschwcrste bedroht: ein System, das, wie kein zweites, religiöse, bürgerliche, politische, wirtschaftliche und wissenschaftliche Freiheit unterbindet und bestrebt ist, unsere staatlichen uns kulturellen Kräfte internationalen Hervichasts- beftrebungen dienstbar zu machen. In der Verurteilung des Ullramontanismus weiß der ,/Antiultramontane RcichSoerband" sich eins mit den größten Männern nicht katholischen Bekennt nisses: Leffing. Goethe, Schiller. Freiherr v. Stein. Ranke. Bismarck. Treilschke, ebenso wie mit hervorragenden Katholiken: Franz Lover Kraus. Neinhold Baumstark. Kardinal Hohenlohe, die trotz unantastbarer Treue gegen ihre Religion die schärfsten Gegner des unreligiösen antrnationalen und antikulturellen Ullramontanismus waren. Der Aufruf schließt mit den Sätzen: „Durch Gcijtessrei'heit ist Deutschland zu politischer und kul tureller Große emporgesticgen, und nur durch Geiitesfreiheit wird Deutschland aus der eingenommenen Höhe sich erhalten. Unsere st a a t l ich e S o u v e rä n i t ä t muß vor jeder fremden Einmischung geschützt sein, und mit oller Energie wenden wir uns deshalb gegen eine auswärtige Macht, die. wie ibr Ab gesandter. der Kardinal Vanutclli. noch jüngst auf dem Essener Katholikentage erklärte, sich daS Rech! anmaßt, in „politische, soziale und bürgerliche Verhältnisse, soweit sie mit Religion zuiammenhängen . autoritativ einzugrcisen. Heute schon haben die»e Bestrebungen, wie jüngst durch die Kolonialdebatte im Reichstag bewiesen ist, zu dem für unser deutsches Volk lief beschämenden Zustande geführt, daß eine ultramontane Ncbcn- regierung besteht, die sogar der Rechtsprechung in den Arm zu lallen »wagt. Gerade die in Essen durch das Papsttum, von neuem verkündete und durch dos Zentrum bestätigte unselige Verquickung von Religion und Politik jene mächtige Handhabe des klitramontanismus. will der „Anti ultramontane Reichsverband" bekä mpfen, in der klaren Erkennt nis, dadurch, wie dem Staate, so auch der Religion, einen Dienst zu erweisen. Die GeburtSslunde des „Antiutlramontanen Neicbspcrbnndcs" fällt in schwere Zeit. Der Reichstag ist auf gelöst. das Volk hat aufL neue für süich Jahre seine Vertreter zu bestimmen, hat di« Männer »n wählen, die entscheidende, Ounitutz ausubcn »vllen a^i «eine innere und äußere Entwicklung. Ist so die Stunde ernst, Io ist sie auch günstig. Die Wähler naben es in der ei<i«neu Hand, an der Wahlurne die Bentrums- herrschaft zu brechen. Wenn je zuvor, daun lautet jetzt die Wahlparole: A u t i u lt ra m on ta rr I" Der nauonalliberale Führer Baiser man» hat nun mehr die Kandidatur für den Wahlkreis Kobur« lbis- her Abg. Patzig, natl.I angenommen. Zum Kapitel 2Bülow und Derubura" ist fokg«nda Aus.aijung rn der „Deutschen LageSolg." beachtenswert: „Iu einigen Btüilern, auch in unterer Wochcnbeilagc: »ZelUirogeii' wurüc die Atiitjassung vertleien, Satz das Vorgehen des Ko- louiatdirekiorS Dern.burg, insbesondere aber die Anenkennuilg. die dieses Vorgehen an allerhöchster Stell« gefunden haben ioll. den mittelbaren Anlaß suir Auilösun« des Reichstags gegeben habe. In diesem Zuwinmeuhange wurd» erzählt, der Kasier habe den Kolonialdlrektor bei einem Esse' beim italieiii.cheu Botschafter Grase, Lan§a umarmt und >p- küßl: desl>a!b sei auch im Kanzler die Scheu vor imreren Kruen überwunden worden und der Entschluß gereist, cs c. Energie dem Herrn Dernburg glcichzulun Die e Lorstcllui.cc entbehrt der Begründung inwfern, als das Essen hei dem Grasen Lonza nicht vor. sondern am Tage nach der Reichstage auftüsung stailfcind. Umarm! und geküßt hat der Kaiser Herr» Dernburg nicht, sondern ihm nur. allerdings sehr kräftig, iss'. Hand gedrückt und gesagt: „Das haben Sie gut gemach!!" Dioe Anerkennung kann also für den Kanzler nicht bei.immrnd ge wesen sein, den Enlichluß der Auslosung des Reichstags j»u lassen. Tie Sache ist vielmehr 'o einfach, io sensalionslos. io verfassungsmäßig wie möglich verlaufen: Als in der Budget-- kommission der Zentrumscintrag cingebrachi wurde, fragia selbstverständlich der Kolonialdireklor an. wie er sich dazu .m stellen habe. Ter Kanzler erklärte sofort.,daß dieser oder ein ähnlicher Antrag schlechthin unannehmbar sei, und ersuchte den Kolonialdirekior, mit aller Klarheit und Entschiedenheit dies zu betonen und aus den Ernst der Lage lsiwzuweisen. Das ist Venu auch geschehen. Eine "Neigung -zur Nachgiebigkeit über dl: Grenze des Antrags der freisinnigen Vol-ksparte-i hinaus si: niemals und an keiner Stelle vorhanden gewesen. Das energische Vorgehen Dernburg» mag hie und da stimulierend gewirkt haben: es hat auch uns, wie wir mehrfach darlegte,!. »ympai-hisch berührt. Wenn aber die Auflösung des Reichstags wirklich ein Verdienst war, so kommt dieses Verdienst doch den verantwortlichen Trogern der Reicht-poti- ilk zu. Das ist der verfassungsmäßige einfache »Sachverhalt, den fesiüustellcn für die Wah!bewe>ouiig vielleicht nicht ohne Nutzen ist." Das Wort des Kar'ers vom „saugsrobei; Kerl" bezeichnet die „Deutsche Tageszt-g." als ein Märchen. Die Sache toll sich vi'clmebr so zugeiragen haben, daß der Kasser Herrn 'Dernburg gefragt bat. ob er unter Umständen auch grob werden könne: diele Frage hat der neue Molouialcirettor in entschiedener Wesse beiabi. Gegen den Mißbrauch konfessioneller Schlag- wort e . wie er von den polnisch-katholischen Agita toren betrieben wird, wendet sich die „Nvidd Allgenr. Ztg." in folgender Anslassnng: „Gegenüber dem Migbranch, der tu den Wahlkreisen des Oltens unter der katholischen Bevölkerlma mit konsesswnellen Schlagworteu getrieben wird, sei an die Worte erinnert, die der ikaiier am 9. August 1905 in Gnesen gesprocheu hat. Der Kaiser verwies aus seine früheren Äenßerungen in Posiu und erklärte seicrlich: „Wie damals, so auch heute möchte ich wiederholen, daß ein jeder katholische Pole wisse, daß seine Reli gion geehrt wild von mir. und daß er bet der Ausübung der selben in keiner W e i i e ge st ö r t werden wird, daß er aber Ehrfurcht und Achtung vor anderen Konfessionen zu bewahren hat. ebenso wie wir vor der isineu." In derietben Rede erwähnte der Kaiser für alle Katholiken, ob pvlnlsch oder deutsch: „AlS bei meinem letzten Besuche iin Vatikan der greise Leo Xi!I. von mir Ab'chied nahm, da faßte er mich mit beiden Händen und -- trotz dem ich Protestant bin — gab er mir seinen Segen mit folgendem Versprechen: Ich gelobe und verspreche Eurer Maiettät im Namen aller Katholiken, die Ihre Unlerlanen sind, sämtlicher Stämme »nd jedes Standes, daß sie stets treue Untertanen deS Deutschen Kassels und Königs von Preußen sein werden." Auch dieses Wort des verstorbenen Papstes darf als Mahnung zur loyalen Führung des Wahlkampfes in die Erinnerung gerufen werden." Die „Nordd. Allgenr. Ztg." schrctbt in ihrem bereits kurz er wähnten „Die deutschen Steuerzahler" betitelten Artikel des näheren: Den wiederholten Versuchen der sorialdemo- kratttchcn Presse, das deutsche Volk alS besonders schwer mit Steuern belastet hinzusrellen und die .nichtbesitzcnde» Klassen" atz die eigentlichen Träger der Steuerlast anszugeben, stellen wir fol gende Tatsachen entgegen: Die gesnnile Steuer- und Abgabentast sur staatliche und kommunale Zwecke war inr Jahre 1902 nach den Berechnungen in dem soeben erschienenen Werke von v. Kaufmann über Kominunalfinanzeu ans de» Kopf der Bevölkerung ln Groß britannien 101.44. Frankreich 79.57 Mk, in Preußen einschließlich des Anteils an den Reichsstenerlasten 42,59 Mk. Die Reichsstcuerlasten betragen nach dem Etatentwürfe für I9o7 rund 1179 Millionen. Davon sollen nach dem „Vorwärts" auf die »lchtbesitzenden Klassen >069 Millionen entfallen. In Wirklichkeit belasten einzelne Stenern, wie die Erbschafls- und Wechseisteuer, die Schaumwein» und Zigarettenstenrr, rm Gesamtbeträge von 190 Millionen fast ausschließlich die besser gestellten Kreise. Von der, verbleibenden 989 Millionen, die von Be sitzenden rrnd Nrchtbesitzcnden gemeinsam zu tragen sind, entfallen, wenn man. von den preußischen Verhältnissen ausgebend. 65 Prozent der Bevölkerung den einkominensteuerpflichtigen Volks- kreii'en zurcchnet. li43 Millionen auf die einkomiiiensteiierfreir Be völkerung ober >6.32 Ml. für den Kopf und 346 Millionen aus die eiiikvinmensienripsltchüge Berwlkernng unter der Hinzurechnung der obigen Svnderlast von ,90 Millionen oder '25,3Mk. tür den Kopf. Tie bssiznkaminrnden Staats,lenem, die in Preußen im Jahre I9C'> aus 282.5 Millionen veranschlagt sind, belasten die einkoinincil- stenerpstichlige Berölkeuing niit weiteren 21.73 Mk. sür de» Kops. Für 1907 ist der Satz sicher nicht geringer. Setzt man den Betrag der weiter dazulrctenden Gemeinde- und Kommunalabgaben mi! dem niedrigen Satze von 500 Millionen ein^ wovon höchstens 15 Millionen ans die gemeinsam z» tragende Steuer für Bier und andere eigentliche VerdrauchSgegensländc entfallen, so ergibt sich durch die übrigen 485 Millionen für die ciiikomiiiensteucrpsiichligc Bevölkerung Preußens eine fernere Betastung von 37.3 Mk. für den Kopf Die rinkvinmenstcuervftichtige Bevölkerung steuert also in Preußen zu den Reichs-, Staats- und Kommima'stencrlasten über UoO Mlll. Mk bei, wovon der größte Teil sich auf ein Siebentel vieler Bevölkerungsklasse zusamincndrängt, die ein komm e n st e u e r f r e ie Bevölkerung dagegen nur rund 400 Mill Mk. Für dc>S Reichsgebiet erreicht die Leistung der einkommeiislenerfreien Bevölkerung an Reichs», Staats- und Kommunalste»«» im ganzen noch nicht 700 Millionen. Die Leistung wird aber überholt durch das. was aus össentlichen Mitteln der cinkominensleuerfreien Bevölkerung zu gute koinnsi. Dahin gehören zunächst 102 Millionen, die im Ncichsetnt für 1907 rin Erleichterung der Durchführung der Witwen- und Waisenv.:: sorgung, zur Wvhnnngsverbesserung und an Rcichsdeitrag zur Jnvalidenveisichcrung vorgesehen sind Dahin gehören weiter die Summen, um die die Entsihüdigungsictstungen der reichsaeietzlichc:- Arbeiterversichcrung über die Beitragsleistungc» der Versicherten hinansaehen: diese Summen waren im Jahre 1901 bereits 2li3 Millionen und sollen sür 1907 mit demstlben Betrage einer stellt werden. Ferner sind hier mindestens 420 Millionen der össcntlichen Aufwendungen für das Vvlksschulwcsen anzuführen, die nur z» einem winzigen Bruchteile durch Schulgelder gedeckt werden. Dazu treten noch mindestens lOO Millionen an kommu »alen Aufwendungen für das Armenwesen Mindestens 885 Millionen kommen also im Reiche den einkominensteuerftkien Volksschichten ans öffentlichen Leistungen unmittelbar zu gute gegenüber einer Steueilcislung von höchstens 700 Millionen für öffentliche Zwecke Dazu kommt »och. daß tn den vom „Vor wärts" io bessia angegossenen Etalanfätzen für militärische Zwecke rund 300 Millionen für Ansgaheposten stecken, die sich znm aller größten Teile in Arbeitslohn nnisctzen müssen »nd so wiederum den breiten Volksschichten mit einem sehr wesentüchen Bruchteile zu gute kommen. Die Ausgaben für Heer und Marine ohne die znm Teil lehr erheblichen eins,rechenden Ansätze tn den Kolonial- dudgets betragen in Frankreich nach dem Budget für 1906 20,2 Mk. und in Großbritannien für 1905 06 27,1 Ml. auf den Kopf der Bevölkerung. Die bemenlivrechcnden Ansätze des Etats kür die Heeres- und die Marineverwaltirng mr Reicdsetat für 1907 betauten sich unter Einrechnung der ciiimaltgen und der außer- ordentlichen Ausgaben auf 1079 Millionen oder 17,8 Mk. auf den Kops der Bevölkerung. Im Vergleich M Bevölkerung VL'ssöirev Nachrichten. Nr. 88b,. Seile.1. »» Sounabrnv, LV. Dezember LVV6