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irr. 214 Seite 3 Sonntag. IS. Zuni 1S24 -- Dresdner ilachrichten Herriols Habinetlspläne. General Rollet Kriegsminisler? Pari«, 14. Juni. »Echo de Pari»" oer^ichnrt folgende «tntfterltfte: Präsidinm und «eußeres: Herriot; Justiz: Senat,» Zentral; Inneres: Abgeordneter ChantempS: Finanzen: Senator Elemente!; Krieg: Generol -tollet oder Renö Rcnoult: Handel: Abgeordneter oon Le Havre Leo« Mcner; Oessentlich« Arbeiten: Senator Lcon Perrier oder Abgeordneter Justin <8 odard: Marine: Senator de Kerguszrc oder Abgeordneter Albert Mtlha « d ; Kolonien: Senator Schram eck; Landwirtschaft: Abgeordneter Onenlle: ttnterftaatssckrctär siir Post: Abg. Pierre Robert; Minister siir die besreitcn l^ebiete soll ein ebenfalls noch nicht bekannter Deputierter werden tW. T. B.) Kerriols tSallung gegenüber Deutschland. seigner Drablbcrlchl der „Dresdner Nachricht e Köln, 14. Juni. Der Amsterdamer „Telcgraaf" meldet auö Parts: Herriot bat »»mittelbar vor der Abstimmung in Versailles in der Sitzung der Radikalen Partei eine Er klärung abgegeben, wonach er sich auf den Boden des Ver sailler Vertrags so lange stellen müßte, bis er die Grundlage einer engeren Zusammenarbeit mit den Alli ierte» gesunden habe. DaS schließe nicht aus, daß er Deutschlands Verpflichtungen auf ein erhebliches Maß zurück» führe, wobei er an die Zustimmung der übrigen Alliierten gebunden bleibe. Zusammentritt -er Kammer am Monlag. (Signer Drahtberich« der »Dresdner Nachrichtens Rotterdam, l4. Juni. Der „Courant" meldet auS Paris: Die Kammer tritt Montag mittag 8 Mir znsammen, um dem neuen Kabinett das Vertraue» zu votieren. Die Er- Wartungen auf wichtige außenpolitische Entscheidungen sind vorläufig verfrüht. Die PräsiüentschastSwahl hat sich ohne wesentliche Anteilnahme der Bevölkerung vollzogen, die von neuem durch den Rückgang des Frankenkursrs beunruhigt ist. Die Parteien des bis- hcrigen nationalen Blocks haben eine» allgemeinen Kongreß flir Sonnabend nach Paris einberufen, »m gegen die von der Presse der Linken allgekündigten durchgrctsenden Personal. Veränderungen in den Präfekturen und den militärischen Kommandostellen. die die LinkSherrschast auch in Verwaltung und Heer durchsetzen sollen, Stellung zu nehmen. Die sranzbstschen Kommunisten svr Befreiung der «uhr. llkigner Drahtbericht der »Dresdner Nachrichie n".t Genf. 14. Juni. DaS „Journal" meldet and PartS: Außer einige» Kundgebungen aus dem Wege von Versailles »ach PartS, den der neue Präsident traditionell zu nehmen hatte, ist alles ruhig geblieben. Die Syndikaltsten und die Kommn- ntstcn haben dagegen für kommende» Sonntag Vcrsamm- lungcn in Paris und im Seine-Departement einberufen, in denen von der neue» Negierung die Aufhebung der Rnhr- besctzung, die Frage der politischen Gefangenen und der Ab schluß eines Bündnisses mit Sowjet-Rußland gefordert werben soll. Die Antrittsbesuche Doumergue». Paris, !4. Juni. Doumergue fuhr gestern abend gegen 8 Nhr zum Palais Bourbon um dem Kammerpräsiden ten seinen Besuch abznstatten. Painlcvö begab sich seiner seits, kurz nach 8 Uhr, in Erwiderung dieses Besuches in dnS Elyst'-e. Doumergue verließ »in Vs» Nhr den Elnsöcpalast. um in die Dienstwohnung deö Senatsprästdenten zurück- zukchren, wo er bis z» seiner endgültigen Uebersiedlnng ins Elnste wohnen bleiben wird. Die französische Presse zur Wahl Doumergues. Zus rie-enheil -er Provinz. (St an«, Drahtbericht der »Dresdner Nach richte n^.t Paris, 14. Juni. Die französischen Blätter laßen bei ihrer Besprechung der Wahl Donmeignes zum Präsiden ten der Republik deutlich erkennen, daß diese Wahl weder reine Freude bet der Rechten noch eine Enttäuschung bei der Linken erwecke. Wenn man non einer Revanche des nationalen Blockes für den Sturz Mtlleranbs gesprochen hat, die sich durch eine Wahl Doumergues gegen de» ossiziellen Kan didaten des Linksblocks Painlcvö vollziehen sollte, so hat man zweifellos übertrieben. Was der nationale Block und die französische Rechte nach der Wahl Doumergues empfinden, ist weniger ein Gefühl deS Sieges, als vielmehr der S ch a d e» f r e » d c über die Spaltung, die sic im Innern der neuen Mehrheit erreichte und über die Ereignisse die sie in folgedessen Voraussicht. »Die, die sich heute zanken, werden sich morgen schlagen und wir werden die Schläge zählen," schreibt der „Eclair". Bezeichnend für die Stimmung in den Nechtskreisc» ist auch die Aeußernng eines Abgeordneten der Rechten, die die „Ere Nvuvellc" wiedcrgibt. „Wir hatten zwischen der Pest und der Elwlcra zu wählen. Wir haben uns für die Cholera entschieden." Man darf nicht vergessen, daß besonders in der Zeit des Kampfes gegen die Kirche in Frankreich Doumergue einer der angcfcindctstcn Männer der Linken war und von zahlreichen Politikern, die heute ihre Stimmen für Ihn abgegeben haben, ans das heftigste be kämpft worden ist. In den großen Linien seiner K i r ch c n p o I i t i k, die bei ollen inneren französischen Fragen eine außerordentlich wich tige Rolle spielt, dürfte sich Douinerguc kaum von Painlevä unterscheiden. Er ist auch stellte ein entschsedcncr Anhänger der Laienbcwegung. Er ist außerdem der erste pro testantische Präsident, den die französische Republik je gehabt hat. Es dürfte in der Anschauung der rein sozialen Probleme ein nicht wesentlicher Unterschied zwischen ihm und Painlcvö bestehen. Der „Quoditicn" sieht wohl nicht falsch, wenn er den Mißerfolg P a i n l c v e ö zum größten Teil darauf zurückführt, daß zwar weite Kreise des Parlaments Patnlevc gestern alü Republikaner Beifall gezollt hätten, nicht aber als Sozialisten. Dast diese Auffassung etwas Richtiges nn sich hat, zeigt sich deutlich bei der Lektüre der französischen Provinz, blättcr zur PrasidentschaftSwabl, jener Prvvtnzblättcr, deren Bedeutung für dir ganze französische innere Politik der letzten Jahre teilweise zur Ueberraschnng der politischen Kreise aufs neue klar geworden ist. Diese Presse spiegelt ihre Befriedigung über die Wahl Doumergues in nicht zu verkennender Weise ans. Es darf auch nicht über sehen werden daß, wie der »Oeuvre" richtig bemerkt, Pläne -er Dres-ner Oper. Halbamtlich wird nns geschrieben: Die Leitung der Dresdner Staatsoper, deren Pläne während der Inflationszeit und durch die damit verbundenen Begleiterscheinungen oft gehemmt waren, hat nach Eintritt gesicherterer Verhältnisse eine durchgreifende Reorgani sation ihres künstlerischen Betriebs vorgenommen, deren Auswirkungen sich in der nächsten Spielzeit bereits zeigen dürsten. Ein Vergleich mit den Leistungen der Staatsopern in Berlin, München und Wien lehrt, daß die Dresdner Oper trotz der angedeutcten Schwierigkeiten in bezug auf die An zahl der Neueinstudierungen mit an der Spitze steht. So kamen in der vergangenen und tu der jetzt ablausendcn Spielzeit folgende Werke in völliger Neuinszenierung und -einstudierung heraus: „Othello", „Palestrina" lzum ersten Males, drei Einakter: „Mörder", „Hoffnung der Frauen", „Arlecchino", „Petruschka" lzum ersten Males, »Borts Godunom" lzum ersten Males, „Die Gärtnerin aus Liebe" lzum ersten Males, »HanS Hciling", „Die drei Pintos", „Aida", „Euryantlie", zwei Einakter: »Die Höhle von Sala- manca" Illranssührnngs, „SnsonncS Geheimnis", »Falstaff", »Eugen Onegtn", „Ton Giovanni. Für die nächsten Tage steht, wie betannt, die llraufsührung der „Abenteuer des Casanova" von Volkmar Andreac bevor; für Anfang Juli ferner eine musikalische Neueinstudierung des »Zigeuner- baron"; zu diesen 14 Erstaufführungen und Neuinszenierun gen kommen ferner noch einige musikalische Neneinstudtcrun- gcn, wie „Rlenzi", »Fra Dtavolo" u. a. — Um AushilfSgast- spiele zukünftig aus ein Mindestmaß lrcschränken zn können, wurde das Solistenenscmble durch eine Anzahl neuengagier, ter Mitglieder erheblich verstärkt. ES treten zu Beginn der neuen Spielzeit in den Verband der StaatSoper folgende neue Kräfte ein: Margarethe Heyne-Franke lbtSher Landes» thcatcr Stuttgart, Kokoraturfachs, Sngenie Burkhardt sbtS- her Stadtthcatcr Chemnitz, dramatisches Fachs, die Herren Theo Strack (bisher Deutsches Landesthcatcr Prag, Helden- tenorfachs, Karl Jank-Hoffmänn (bisher Stadtthcatcr Nürn- bcrg, Heldcntenorfach), Heinrich Kuppinger (bisher Stadt, theater Kreseld, jugendlichen und lyrischen Tenors, Josef Corrcck lbiSher Stadtthcatcr Esten, Baritonfachs, Adolf Schvpflin sbtSher Deutsches Opernhaus Eharlvttenburg, Batzfachs. Zur Ergänzung des jugcndlich.dramatischen Fache» schweben noch Verhandlungen über wastspielverträge mit nam. hasten Kräften. Neben den durch feste Verträge nur dem hiesigen Institut verpflichteten Mitgliedern werden wie bis her die Herren Pattiera, Plaschke, Bogelstrom und Taucher, wwie Frau Plaschke-v. d. Osten durch Gastspielverträge de» Doumergue aus dem französischen Süden stammt, wo be kanntlich die Wahlerfolge des linken Blocks am stärksten waren, was zweifellos für die Führer des Linkskartclls ein gewisser Fingerzeig gewesen sein dürfte. Der Gesichtspunkt der äußeren Politik dürfte bet der Wahl keine Rolle gespielt haben, aber es ist voransziisehen, daß die sozialistischen Kreise unverzüglich daran gehen werden, die Haltung des neuen Präsidenten und des neuen Kabinetts gegenüber Deutschland einer Prüfung zu unterziehen. Beweis dafür sind die ans sozialistischen Kreisen in Umlauf gesetzten Gerüchte über alarmierende Berichte des Generals Nollet bezüglich der dcntschrn Rüstungen. Die Meinung Lon-ons. London, 14. Juni. Die Blätter heben in ihren Besprechun gen der Wahl Doumergues hc^Lvr, daß der neue französische Präsident sich stets als Freund Englands und der Entente gezeigt habe. Die „Times" betonen, baß Doumergue offen die Politik Poincaros in den deutschen Fragen einschließlich der Rnhcbesctzung unterstützte. „Datlu Herald" bezeichnet die Wahl Doumergues als einen Schlag für das Ansehen der kommenden Negierung -Herriots, erwartet jedoch, dost Tou- mcrgue sein Amt von der Parteipotitik, mit der Millcrnnd es durchsetzte, reinigen werde. „Dailn Ehroniclc" schreibt: Bezüglich der auswärti gen Politik werbe der Wechsel von Poincar» zu Herrsch wahrscheinlich weit größer sein, als in ihren Programmen zum Ausdruck komme. Zivctfcllos würde eS ein großer Fehler sein, eine sensationelle Froiitveränderung unter Herriots Regierung z» erwarten. Anderseits aber habe Herriot große Gelegenheit, vor Frankreich und der Welt einen Erfolg da- vvnzutragen. Der DaiveS-Bericht müsse einen Ausweg in Ehren aus der Sackgasse bringen, in die Pvincarö die fran zösische Politik geführt habe. Es könne erwartet werden, daß Herriot in wenigen Tagen über den Kanal kommen werde, um Macdonald zu besuchen. Auf diese Zusammen kunft müsse eine Konferenz aller Alliierten folgen. Nie- mals seit dem Waffenstillstände sei der Augenblick für eine vernünftige Regelung, die eine neue Periode in Europa cin- leiten würde, so günstig gewesen. Bei einer einigermaßen klugen Politik der Alliierten und ein wenig Vernunft ans Deutschlands Seite müßte eine derartige Regelung gesichert sein. ,W. T. B.i Vertagung der Kammer. Rom, 14. Juni. Die Kammer nahm mit 278 gegen sieben Stimmen die provisorischen Vudgctzwölftcl bis zum 81. De zember an und vertagte sich dann aus unbestimmte Zeit. Hause wiederum für eine größere Zahl von Abenden zur Verfügung stehen. Dazu treten neu die -Herren Björn Talen und Jarv Dworskn von der Staatsvper Berlin für eine Reihe von Gastspielen im Laufe der Spielzeit. — Aus dem Ver bände der StaatSoper scheiden aus: Frau Edith Sajitz und Herr Kammersänger Zottmayr, mit dem ein neuer Vertrags abschluß aus Gründen prinzipieller Natur nicht zu erzielen mar. Frau Helena Fortt-Jltz verläßt Dresden Mitte Oktober, nm ihrem Gatten nach Gera zu folgen. Der Spiclplan wirb gründlich aufgefrischt werden, in dem nach und nach eine Reihe oft gespielter Opern hcrans- genvmmen werden, um später teilweise in Ncucinstndterun- gen wieder eingestellt zu werden. Dem Schaffen von Richard Strauß zur Nachfeier von besten 6ü. Geburts tage wird tm Herbst, wie bereits bekanntgcgebcn, eine Strauß-Festwoche gewidmet sein. Es werden ferner nach dem „Intermezzo" von Strauß zur Uraufführung kommen: »Doktor Faust" von Fcrruccio Busoni, sowie „Hand und Herz", Oper in zwei Akten (nach Anzengruber) non Kurt St riegler. Schließlich hat Ermannv Wolf. Ferrari, der dem Dresdner Publikum seit Jahren ver traute Opernkompvnist, dem Generalmusikdirektor Busch ge legentlich dessen Gastspiels in Mailand die deutsche Urauf führung seiner neuesten Oper zuyesagt. Zur Erstausführung wird kommen: „Andre Chcnicr" von Umberto Giordano. An Neueinstudierungen sind vorgesehen: .AdcmeneuS" und „Die Entführung aus dem Serail" von Mozart, »Ter Maskenball" von Verdi, musikalisch werden zum Teil in neuer Besetzung der Hauptrollen neu studiert: »Der Freischütz" und »Abu Hassan" von Weber, „Der Barbier von Bagdad" von Peter Cornelius (mit Friedrich Plaschke in der Titelrolle), „Der Wildschütz" von Lortzing. Die laufende SpieLcit schließt am 20. Juli, die neue Spielzeit beginnt am SH August ir>24 mit einer Aufführung der „Meistersinger von Nürnberg". * Diese Aeußcrungcn sind wohl als Antwort aus die An griffe zu vcrstel-cn, die gegen die Leitung der StaatSoper im sächsischen Landtag — und nicht nur tn diesem - erhoben wor den sind. Daß die künstlerische Arbeit der Dresdner Staats oper nach dem ersten Aufschwung unter Busch zeitiveise sehr abgeslaut ist, läßt sich nicht leugnen, ebensowenig freilich, daß da» mit den allgemeinen schlimmen Zeitläuften wesentlich zu- sannnenhängt. Das ist mit Hinweis auf den Spiclplan und die AuSHUfogastsptele an dieser Stell« so oft erörtert worden, daß darüber jetzt nicht nochmal gesprochen iverdcn braucht. Was nun gegeben wird, sind neue Versprechungen: an stolchv» hat «» nt« gefehlt «rd e» kommt e inzig und allein Malkeotti ermor-et aus-efua-en. Rom, 14. Jiiiit. Die Leiche deS sozialistischen Abgeordneten Matteott« ist auf einer Straße bet Basiano di Sntrt am gesunde» worden. Der Befund der Leiche läßi daran schließen, daß der Abgeordnete durch Stock sch läge am den Kopf und durch Dolchstöße seinen Tod gesunden I,.,: In der gestrigen Kammersivung. in der die Linke fast no- ständig fehlte, brandmarkten der Kammerpräsident und Ve> treter der Rechtsparteien das schändliche Verbrechen. Mit de Ausdruck größter Entrüstung schloß sich ihnen M n s s o I, - an und gab bekannt, daß sämtliche Attentäter bereits - mittest und zum Teil verhaftet seien. Was die lknlu! getan hätten, sei nicht nur ein Verbrechen nm Sozialis» sondern an der Nation und dem Faschismus. Falls ihm Kammei ermächtige, werde er über die Täter die Todc strafe verhängen. Als Haupturheber der Entfüh Matteottis ist der toskanische Faschist,,D n m i n i vertu:!: worden, der sich in politischen Kreisen der Hauptstadt ,c> betätigte, aber unlängst ausgesvrdcrt worden war, t Ministerium des Innern nicht mehr zu betreten. Als U:w der Entführung betrachten die Sozialisten, wie dir „Tribnna" berichtet, den Umstand, daß der getötete Abgemd ncte im Besitze von Dokumenten über schwere tinanzir'lc Untcrschlcife einer politischen Persönlichkeit war. Diese Dokumente wollte er während der Budgetdebatte vor dir Kammer bringen. Zürich, 14. Juni. Die „Neue Züricher Zeitung" meldri aus Rom: Als Mörder des sozialistischen Abgeordnete Mnttcotti sind fünf Personen in Haft, von denen zw>, der „Tribnna" zufolge der faschisttscheu Partei, dir drei anderen aber den Gewerkschaften nngchörr» Dadurch wird der Fall noch verwickelter und die Ursache» liegen möglicherweise gar nicht ans politischem Gebiet, so,, dcrn können persönlicher Art sein. Der Ermordete wo, in zahlreiche LiebeShändel und P r i v a t p r o z r s s r verwickelt. Rom, 14. Juni. Die ZcitungSmeldungcn über die Am sindung der Leiche Matteottis sind bisher unbestätigt. Derlagungsbeschlutz der italienischen Kammer. Rom, 14. Juni. Angesichts des Fernbleibens der Opposi tion beschloß die Kammer, sich vorläufig zu vertagen und das Buögetprovisorium statt auf ein ganzes, nur ans ein halbes Jahr zu genehmigen Gegen dir Vertagung stimmten nur sieben Giolitttancr. Daher stellt die neue Kammer ihre Arbeit ein, bis der Fall Matteotti aufgeklärt und die Bestrafung der Schuldigen gesictiert ist. Tumulte in -er italienische« Kammer. Nom. 18. Juni. In der Kammer erklärte nach der Rede des Präsidenten der Abgeordnete Gonzales im Namen aller Oppositionsparteien, auch der gemäßigten Sozialisten, die Ncgicriingserktürnng sei allzu schablonenmäßig. Als daraus ein Republikaner zu den Regicrungsbäntcn „Mit schuldig" hinübcrricf, entstand ein großer Tumult, so daß die Sitzung aufgehoben werden mußte. (W. T. V > Die Königsberger 200-Iahrfeier. Einweihung des ncnen Hafens. Königsberg, l:I. Juni. Die Stadt Königsberg begeht hcnte die 2tx>jährige Gedenkfeier der durch Friedrich Wil Helm t. vollzogenen Vereinigung der drei Städte Altstadt. Locbenicht und Unciphos zu einem (Äcmemwescn Königsberg. Aus diesem Anlaß erfolgte heute vormittag di,- feierliche Einweihung des neuen Industrie-. Handels- und Frei Hafens. An der Feier nahmen als Vertreter der Reichs rcgienina tlieichsinncnminister Jarreö, für die preußische» Staatsbehörden HandclSminister Sic ring teil, ferner zahl reiche Vertreter der provinzialen und kommunaten Behörde» und Körperschaften, viele ostpreußische parlamentarische Ab geordnete, Delegierte von deutschen, preußischen und oft preußischen Stä'ötctagcn und andere Ehrengäste aus Kreise» von Handel, Industrie und Gewerbe. Die Gäste begaben sic» ans Dampscrn in das neuangclegtc Hascngcbict. Im Frei Hase,, ivnrdc gelandet, und tn der großen wimvcl- nn» slaggengcschmiicktcn Halle hielt Stadtbaurat Kutsch kc. „a>., dessen Plänen innerhalb 10 Jahren die neuen Hasenanlage» vollendet worden waren, einen eingehenden Vortrag über d>» geschichtlichen Werdegang und die wirtschastsvolitischc Be deutung des neugcschafsene» Werkes für die Stadt Königs bcrg und die ganze Ostmark. Er übergab alsdann das We.-i an den ersten Bürgermeister der Stadt Königsberg Tr. Loh mcncr. Dieser dankte angesichts des nun vollendeten ge waltigen Werkes allen aufs herzlichste, die an dessen Z» staiidckommen mitgcarbcitct und die großen Schivierigteite.l siegreich zu überwinden geholfen haben, und sprach den Wunsch ans, daß aus diesem Werk reicher Segen sin- König'- bcrg, für die Prrwinz Ostpreußen und das qanze Reich er blühe,, möge. Gegen 2 Uhr nacinnittagö kehrten die Dcrmvser nach de>- Stadt zurück, die Gäste begaben sich kurz daraus zur Ein weihnng des neuen FlnghascnS „ach Dcvan. daraus an, nnc nun die Erfüllung anssällt. Immerhin ist anznerkcnnen, daß doch schon mancher tatsächliche Schrill zur Erfüllung geschehen ist. Die Bedeutung der Erwerbung der neuesten Strauß-Oper, die übrigens, wie wir ncbenlxv erfahren, als intimes Werk mit vielen Verwandlungen waln schcinlich im Schauspielhaus gegeben werden soll, ist nicht z» unterschätzen, auch ein neuer Wolf-Ferrari hätte seine Be deutung. „Andre Ehenier" ist wohl als Glanzstück für Patticra-Abcnde gedacht. Was die neuen Verpflichtungen vv» Mitgliedern anlangt, sv erwecken sic teils .Hoffnung, teils Skepsis: Mit ist cs aber, wenn überhaupt das Ensemble wieder durch eigene ständige Kräfte gestützt wird- Daß mit Patticro, Taucher, Vogelstrom und den beiden Plaschkes neu ab geschlossen wurde, ist am lebhaftesten zn begrüßen; hoffentlich ist die Zahl der Abend« nicht zu gering. Björn Talon ist als tkast auch stets willkommen und Jaro Dworskn bat sich als sympathische Anshilsekraft stets bewährt. Es hängt nun altcs davon ab, wie tatsächlich in der ncnen Spielzeit gearbeitet wird. L. 8. Kunst und Wissenschaft. Dom Frankfurter Tonkünslterfest. Der zweite Tag brachte, wie schon kurz gemeldet, eine zweite Uraufführung aus der Bühne. Die Tanzpantomiinc „Der Dämon" von Max Krell (Regie-Buch) und Paul Hindcmith tMusik). Der Vorgang: Zwei unschuldige Mädchen werden von einer tierischen sinnlichen Macht un gezogen (siehe Bertold Brachts »Vaal"I> und überwunden: aus Freundinnen werden feindselige Nebenbuhlerinnen. Der Dämon aber, ihrer mit seinem Siege satt, stößt sic zurück ins Verderben. Krell hat den Gedanken, in krasse, stark sinnliche und mitunter etwas zcrdchnte pantomimische Form gebracht. Am wesentlichsten am ganzen Werke erscheint die Musik, die, rein technisch betrachtet, in Hindemithö Schaffen zweifellos eine Verfeinerung bedeutet. Die musikalische Wiedergabe unter Leitung Dr. RvttenbcrgS war ausgezeichnet, die szenische Richard WeichcrtS hätte noch einiger Proben bedurft. Die schon von andcrwärtigen Vorführungen her bekannte „Geschichte vom Soldaten" von Ramuz (Dichtung, deutsch von H. Reinhart) und Stravinsky (Musik), eine Art tragischen Ulkes, der in neurussischcm Kabarcttstile mannigfache Gattungen von Bühnenwerken burcheinanber- würfclt, blieb dem längeren zweiten Teile des Abends Vor behalten. Vermag man die »Hemmungen", die ein immer noch tonal eingestelltes Ohr bet solchen LlLnAe» empfindet, ab-