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Diese» Blatt wird den Lesern von Dre»den «nd Umgebung am Lage vorher bereit» al» Abend-Ausgabe zugestellt, während eS die Post-ASonnexker- am Morgen io einer Gesamtausgabe erhalten Zerugzgedlldn yierleljUrü« f»r »re«»en »«> t!l,Nib uoetmaN,« Zutraaun« durch unsere Boten und m»e,n>», an Som>- und Montagen nur einmal» » MI L0 v>. durch autwürttae Lom> mltlionitre S Mtbee» Mt »o LI. Bei «mmaliier Zulielluua durch di« LolinMk. iobneBrsiellaeld). im Aua- land mit entlvrechendem Zuschläge. N achdruit aller Artikel u. Original. Mitteilungen nur mit deutlicher Quellenangabe <„LreSd. Nachr.") ,»lässig. Nachträgliche Lonorar- anivrüche bleiben unberücksichtigt: unverlangte Manulkrivte wnd» nicht ausbetvabrt. relegramm-Adresle: Rachrichten De,»de«. Verlag von Aiepsrft ^ Relchardt. ^nreigen-carlf. Annabm« von Ankündigung«» dis nachmittags 3 Ukr. Sonn- und »feiertags nur Marienstraße ss von N bis '/»lUhr Die livaktigeGrund- «eile tca. s Silben) 20 Bla.. An kündigungen aut der Privatseite Zeile LS Psg : die LivaiiigeZeile als »Ein- aesandi" oder auf Terileiic so Via. In Nummer» nach Sonn- und Leier- tagen 1- de«. Livaiiige Grund,eilen so. « dez. 00 und so Psg. »ach be sonderen! Larii. Auswärtige Am. träge nur gegen Borausbc^rbiung. Beleablätter werden mit ro Psg. berechnet. gernsvrechanschlub: Amt I Ar. U und Ar. r«va. II« ..»mlim »«IRcliliii" In ^ ts e lL lL! älireli »ualllianelliiiit; (Ourt Kiubbe ^ Zlot««««, Llbstrasss klo. 12. Lltttvavl' Der Deutsche Kaiser in Wien. Neueste Drahtberichte. Hofnachrichteu. Atter Nunenfrtedhos. Sozial- t eSW» demokratijcher Parteitag, Buchholzcc Eisenbahnunglück. Chamberlnins Rücktritt. Berliner Leben. ! Sonnabend, 19. September 1903. des Kaisers nach Wien, er Grai Bülow traf hier mit sich sogleich nach dem Südbahnhofe, r Neustadt entgegenzufahrcn. Neueste Drahtmeldmrgen vom 18. Septeniber. Der Deutsche Kaiser in Wien. MohacS. Kaiser Wilhelm begab sich gestern abend zum letzten Male auf die Pürsche. Der Kaiser erlegte einen starken Sechzehnender. Nach der Jagd fuhr der Kaiser un Wagen zum Dampfer „Sophie", wo die erzherzogliche Familie ihn erwartete. ÄbendS fand an Bord des Schiffes cm Abschiedsdiner zu 18 Ge- decken statt. Nachher begaben sich die allerhöchsten Herrschaften in das Bedaer JaMchlotz, vor dem Burschen und Mädchen einen Tanz aufführten. Um 9 Uhr fuhr der Dampfer „Sophie" nach Mohacs, wo die Vertreter der Behörden und eine zahlreiche Menschenmenge den Kaiser erwarteten. Um 10 Uhr erfolgte, wie bereits gemeldet, die Abreise des Kaisers nach Wi Wien. Reichskanzler Gras der Norddahn ein und begab s ^ ' ' ' um dem Kaiser nach Wiener Wiener Neustadt. Kaiser Wilhelm hat auf der Durchreise nach Wien 8 Uhr 30 Min. vormittags Wiener Neu stadt passiert. Nach Entgegennahme der Vorstellung des Ehren dienstes und Begrüßung des Reichskanzlers Grafen Bülow, des Chefs des Zivilrabinctks v. Lucanus und des deutschen Bot schafters Grafen Wedel setzte der Kaiser nach einem Aufenthalt von 10 Minuten die Fahrt nach Wien fort. Wien. Der Deutsche Kaiser ist heute vormittag R/r Uhr auf dem Südbahnhofc hier ciugetroffen und vom Kaiser Franz Joseph, sowie den übrigen Mitgliedern des kaiserlichen Hauses begrüßt worden. Beide Monarchen begrüßten sich außer ordentlich herzlich mit mehrmaligem Händedruck und Umarmung und küßten einander wiederholt. Nach dem Abschreiten der Ehrcn- kompagnie fuhren beide Kaiser unter ocn stürmischen Huldigungen der am Bahnhof versammelten und die Straßen emsäumenden Menschenmassen nach der Hofburg. Bei der Ankunft Kaiser Wilhelms am Bahnhöfe wie auch vor der Hofburg gab Artillerie einen Salut von 24 Schuß ab. Wien. Zum Empfange Kaiser Wilhelms ist die Stadt reich geschmückt, besonders die Plätze vor dem Südbahn hose und der Hofburg. Die ganze Einzugsstraße ist von lorbeer- umwundencn Fahnenmasten eingesäumt. Das Truppenspalier bilden 24 Bataillone, 18 Eskadrons und 10 Batterien unter dem Befchl des Erzherzogs Leopold Salvator, der vor dem Südbahn hofc Aufstellung genommen hatte- Auf dem Bahnhöfe waren u. a. anwesend die hier weilenden Erzherzöge, die Spitzen der Zivil- und Militärbehörden, Mitglieder des oeutschen Konsulats und der deutschen Vereine. Kaiser Wilhelm, in der Uniform eines österreichischen Generals der Kavallerie mit dem Bande des Ztefansordens, verlieb unter den Klängen der Preußenhymne den Zug. Nach Begrüßung durch Kaiser Franz Joseph, der die deutsche Generalfelomarschallsumform mit dem Bande des Schwar zen Adlerordens trug, begrüßte Kaiser Wilhelm die Erzherzoge und die Mitglieder der oeutschen Botschaft, woraus die Vor stellung der Gefolge erfolgte. Hieraus wandte sich Kaiser Wil helm zu dem bayerischen und dem sächsischen Gesandten, mit denen er sich lange unterhielt. Unter stürmischen Hochrufen der die Straßen füllenden Menge fuhren die beiden Kaiser nach der Hofburg, wo bei der Ankunft die Standarten beider Kaiser gehißt wurden. Kaffer Wilhelm dankte auf dem ganzen Wege unausgesetzt für die ihm dargebrachtcn Huldigungen. Um 10 Uhr fuhren die Kaiser in die Hofburg ein. Nach Begrüßung durch den Obersthofmeister Fürsten Liechtenstein und ocn Ovcrzcrc- monienmeister Grafen Chokoiffewsky begab sich Kaiser Wilhelm in seine Appartements, wo die Erzherzoginnen Maria Josephe, Maria Annunziata und Maria Valerie ihn bcwillkommncten. Hierauf nahm der Kaiser die Vorstellung der gemeinsamen und der österreichischen Minister und des - denten Grasen Khuen, des El non Beck, das Marinekomman Chefs der Zentralbehörden und der Gencraltruppeninspektoren entgegen. Kaffer Franz Joseph stellte die Anwesenden vor. Hier auf zog sich Kaiser Wilhelm in seine Gemächer zurück. Wien, den deuts Um 12 /. - . . „ ., er an den Särgen der Kaiserin Elisabeth und des Kronprinzen Rudolph prachtvolle Kränze niederlegte. Sodann gab Kaiser Wil- «oriceuuug oer gemciniame» uno und des ungarischen Ministerpräsi- fbess des Generalstabcs, Frei Herrn ndanten Admirals von Spaun, der Helm bei den Erzherzogen und Erzherzoginnen seine Karte ab. In die Hofburg zurückackehrt, nahm er mit den Herren des Ehren dienstes und des Gefolges das Frühstück ein. Wien. Sämtliche Blätter bringen aus Anlaß der An kunft Kaiser Wilhelms wärmste Begrüßungsartikcl. Das „Fremdenblatt" weist auf das Bündnis hin, das bereits zu einer sichergegründeten volkstümlichen Tradition geworden und einer der festen, unverrückbaren Punkte ist, die Kaiser Wilhelms weltumspannende Politik markieren, eine der dauernden Grund lagen und Voraussetzungen, mit denen der geniale Hohenzollcrn- sürst in seinen gewaltigen Entwürfen rechnet. — Die ./Neue Freie Presse" sagt: Ein Schirmherr des europäischen Friedens kommt als Gast zu dem anderen, mit ihm durch ein 24jähriges, allen Schwankungen entrücktes Bündnis geeint. — Die übrigen Blätter äußern sich in demselben Sinne. Wernigerode. Prinzessin Isenburg gestorben Eleonore Neuß j. L. sgeb. gero 1860>, ist auf Schloß Jl Breslau. Auf das an den Kaffer gerichtete Huldigungs telegramm des in Gleiwitz abgehaltenen schlesischen Gautages des deutschen Ost Markenvereins ging der „Schief. Ztg." zufolge dem Vorsitzenden des Berliner Ha-uptvorslandes Maior von Tiedemann-Seehcim folgendes Telegramm zu: Se. Majestät der Kaiser lassen für den Huldigungsgrub der iu Gleiwitz zum 1. schlesischen Gautage des deutschen Ostmarkenvereins versammelt gewesenen Festteilnehmern vielmals danken. B re inen. Die Rettungsstation Prcrow der deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger telegraphiert: Am 17. September von dem hier gestrandeten Schuner „Embla", Kapitän Person, mit Holz von Abo nach Flensburg bestimmt, 6 Personen durch das Rettungsboot der Station gerettet. Kiel. Das aus der hiesigen Germaniawerft neuerbautc Linienschifs „D" lief heute vormittag 114/2 Uhr glücklich vom Stapel. Den Taufakt vollzog der Grobherzog von Hessen, der dem Schiffe im Austrage des Kaisers den Namen „Hessen" gab. Lemberg. Seit gestern brennen die Ortschaften Zloczow und Monasterzyska. In der ersteren sind 500 Häuser nicdergebrannt. Mehrere Personen sind in den Flammen umgekommen. Budapest. Unter dem Eindrücke des Armeebefehls Kaiser Franz Josephs, der im Lande großes Aussehen erregt hat, beschloß die liberale Partei, zum Zwecke ihrer Stellungnahme die Einberufung einer Parteikonferenz für den 22. d. M. Die Kossuthpartei wird beute die Einberufung des Abgeordnetenhauses zum 23. September fordern. Bern. Die schweizerische Gesandtschaft in Noin hat der italienischen Regierung am 17 d. M. mitgeteilt, daß der Bundcs- rat den schweizerisch-italienischen Handelsvertrag vom 19. April 1892 vom 17. d. M. ab auf ein Jahr kündige und im Prinzip bereit lei. in Unterhandlungen über den Abschluß eines neuen Handelsvertrags einzutrcten. Petersburg. Wie der „Regierungsbote" im nichtamt lichen Teile meldet, setzten bei den Unruhen in Homel be waffnete Juden dem Militär Widerstand entgegen und schossen auch aus die Soldaten aus Häusern und hinter Zäunen. Im ganzen sind während der Unruhen getötet worden: 4 Christen und 4 Juden, verwundet 4 Christen und 8 Juden, wovon einer starb. Bisher sind an HÜuicrn und Buden ungefähr 200 zerstör!. Ver haftet wurden 08 Personen. Militär hält die Ruhe aufrecht. Die Haltung der Polizei war tadellos. Die Ursache der Unruhen ist in der herausfordernden Haltung der Inden gegenüber der christlichen Bevölkerung zu suchen. gegen und hörte die Vorträge der Herren Staatsminister, der De partementschefs der König!. Hofstaaten und des König!. Kabinetts- sckretärs. Hierauf empfing er den Fürsten Otto Victor von chönburg-Waldenburg. Von 12 Uhr mittags ab erteilte der König den nachstehenden Herren vom Zivil behufs Entgegennahme von Meldungen usw. Audienz: Präsident des Oberlandcsgerichts Loßnitzer, Geh. Justizrat Ortmann, Geh. Bvurat Kranz-Dres den, Rektor der König!. Bergakademie Geh. Bergrat Professor Lcdebur-Freiberg, Landaerichtsdirektor Tr. Friedrich, den Obcr- bauräten Pocge und Wichel-Dresden, Overmcdizinalrat Dr Barth, Oberamtsrichter Bellmann-Zwickau, Regierungsral T>. Hoehne, Landgerichtswt Sicbdrat-Dresdcn, den Bezirksschul- inspcttoren Schulräten Bach-Löbau und Tr. Hartmann-Äamcuz, Seminardirektor Schulrat Steuer-Borna, Konrektor Pros. Tr. Giesing, Oberlehrer Prof. Dr. Göpsert, Staatsanwalt Tr. Ger hard-Dresden, Kommerzienrat Grumbt-Loschwitz, Direktor der Elb-Dampffchiffahrts-Gesellschaft „Kette" Kommerzienrat Phi- lffipi-Dresden, den Kommerzienräten Gräbner-Leutzjch und Tchwalbe-Werdau, Kommissionsrät Müller-Frankcnbcrg, den cuütätsrälen Dr. mcd. Thiersch-Leipzig und Tr. mcd. Naumauu- Grünhain, Medizinalrat Dr. med. Becker-Döbeln, Pfarrer Berlcl- Penig, Pfarrer Dr. Külz-Hainichen, Bürgermeister Beckmann, tadtrat Zeiner, Schuldirektor Beier-Crimmitschau, Oberlehrer Händler-Dresden, Schuldirektor Leschner-Schwarzeubcra, Ober- rcvi'or Zollinspektor Uhlig-Chemnitz, Oberpostkasscnouchhalter Dörffcl, Kaufmann Graf-Dresden, Privatus Grobe-Obersrohna, den Eisenbahusekretären Eckhold, Grabner und Leschner, Obevwcrk- meister Freyse-Dresden, Gütcrkaisierer Gäbler-Radebeul, Stadt kämmerer Görner-Zwickau, Oberlehrer Kreisig-Untergöltzsch, Stadthauptkaisicrer Nöbel-Dresdeu, Oberlehrer Schlittgen-Wur- zcn, König!. Förster Balde-EberSbach, Kantor Große-Jahna und Kantor Junge-Burkersdorf. Nach Erledigung der Regierungs geschäfte kehrte der König nach Pillnitz zurück. - * Prinz Fr. von Schönburg-Waldenburg tras hier ein und »ahm >m Hotel du Nord Wohnung. —* Am 16. d M. beging der hier. Rähnitzgaffe 17. wohn hafte Sattlerinnungsmeister und Wagenbauer. Herr Emst Wilhelm Ferdinand Damm, das 50jährige Jubiläum als Bürger der Stadt Dresden. Nus diesem Anlässe fand sich eine Abordnung der städtpchen Kollegien, bestehend aus den Herren Bürgermeister Leupold, Stadträten Schlotter und Kaufmann Heinze, sowie Stadtverordneten Privatmann Angennann, Privatmann Müller und Privatmann Schulze in der Wohnung des Jubilars ein, um ihm die Glückwünsche des Rates und der Stadtverordneten aus- znivrechen. Herr Bürgermeister Leiwold überreichte dabei dem Jubilar mit entsprechender Ansprache einen künstlerisch ausgeführten Jubelbüraerschein. —* Die Betriebseinnahmen der Sächsischen Staats ei s e 11 b a l>» c 11 haben auch im Monat Auaust ihre steigende Richtung beibehaltcn. Nach vorläufiger Feststellung wurden in diesem Monat vereinnahmt: 4 565 890 Mk. im Personenverkehr l-j- 196 500 Mk. gegen den gleichen Monat tm Vorjahre». 6904 WO Mk. im Güterverkehr s-s- 231960 Mk.). l l 469990 Mk. im Ganzen (4- 428 400 Btt.) — 123 Mk. auf 1 Kilometer Bahn- ' e Me lauge. Die Melirciunahme beträgt 4,5 Prozent im Personen- und In Oertlichcs und Lnchsischcs. Dresden. 18. September. —* Nach der gestern aus dem Mitteludoricr Revier abgchalte- »e» Hachwilajagd. a» welcher der Bczirtsoberforstmeistcr. Herr Gerlach. infolge Eikrankung veibindert war teilziiiiehmen, ließ Se. Majestät der K v »ig bei der Rückfahrt den Wagen an der König!. Oberfolstnicisterc! Schandau halte» und begab sich, obgleich von den Strapazen des Tages ermüdet, in das Kranlen- zimnier des Herrn Obeisorstmelsters. uni sich Persönlich nach seinem Befinden zu erkundigen. —* Heute vormittag traf Sc. Majestät der König im Rc- sidenzschloß ein, nahm eine Anzahl militärische Meldungen ent- 3,5 Prozent im Güterverkehr. In der Zeit vom 1. Januar bis 3l. August winde» vereinnahmt: 29393 362 Mk. im Personen verkehr k-l- 1 539 438 Mk. --- 422 Mk. auf 1 Kilometer Bahnlängc gegen de» gleichen Zeitraum im Vorjahre). 51219017 Mk. im Güterverkehr (4- 2591 166 Mk. ---- 629 Mk. aus 1 Kilometer Bahiiläuge). 80 612379 Alk. im Ganzen (-t- 1130 601 Mk. --- 1007M. aus 1 Baliukllouieter.) —* Heute vormittag kurz nach 11 Uhr rückten »un auch die letzten Truppenteile unserer hiesigen Garnison aus dem Manöver hier ein. Es waren dies das Garder eiter-Regiment, die Artillerie-Regimenter Nr. 12 und 48, sowie der Train. Tie Entlassung der Reservisten dieser Truppenteile fin det morgen resp. übermorgen statt. —* Ter Konservative Verein zu Dresden, welcher die wegen Ferienzeit verlegte Feier des Geburtstages König Georgs heute veranstaltet, wird auf seiner Festfahrt Sr. Majestät vor dem König!. Schlosse in Pillnitz eine Huldigung darbringcn, die der König vom Wasser-Palais aus cntgegennehme» wird. — Gegen die Bebauung des alten Annenfried- Hofes richtet sich eine Petition, die dem Stadtverordnetenkolle- gium unterbreitet werde» toll und die nicht nur von Anwohner», londern auch von einer Anzahl anderer namhafter Bürger unter- Mmst und Wissenschaft. Mitteilungen aus dem Bureau der König!. Hof- theater. In der morgen, Sonnabend, den 19. September, statt ffndendcn Aufführung des „Siegfried" wird für Herrn Burrian Herr Ernst Kraus von der König!. Hofoper in Berlin den Siegfried singen. — In der Sonntag, den 20. September, im Opernhaufe zur Aufführung gelangenden vieraktigen Oper „Martha" von Flotow wird Herr Wiirthele zum ersten Male den Lyonel und Herr Kieß zum ersten Male den Tristan singen. Die übrigen Partien der Oper sind besetzt wie folgt: Lady: Frau Abcndroth, Nancy: Fräulein v. Chavanne, Plumkett: Herr Greder, Richter: Herr Gutzschbach. Berliner Leben. L. Berlin, 17. September. Wieder geht man daran, eins der wenigen geschichtlichen Bauwerke Berlins dem Erdboden gleich zu machen. Das im Jahre 1690 von Nehring gebaute, 60 Jahre später von Baumann restaurierte Akademiegebäude Unter den Linden, das den Akademien der Wissenschaft »nd Künste bis vor kurzem zum Sitz diente, ist dem Abbruch verfallen. Es ist ja nicht gerade ein erheblicher künstlerischer Verlust, daß dieser etwas, plumpe Bau verschwindet. Aber es entsteht doch jedesmal die banac Frage Hier Kun. . „ nach Charlottenburg verleg* worden ist. So schreitet die Dezen tralisation auch auf diesen Gebieten immer weiter vor. Die Tech nische Hochschule befindet sich schon längst in Charlottcnbura. Nicht weit von ihr erhebt sich der neue Geoäudekomplex, der die aka demischen Hochschulen für bildende Kunst und für Musik beher- bergt. Der Bau ist etwas nüchtern, aber keineswegs häßlich ausgefallen, trotzdem die Nützlichkeitsrücksichten überall die rein ' " ' ^ Man bat auf und eine , „ . .. kmäßige Atelier. räume mit Nordlicht, gleich geeignet für Lehrende wie für Ler nende, zu schaffen. Diejenige Gruppe, die der Hochschule für Musik dient, umfaßt sogar einen geräumigen Konzertsaal und ein Theater, die beide ebenso für Unterrichtszwccke. wie für Auf führungen bestimmt sind. Sehr geschickt hat man den ausgedehnten Hof ebenfalls dem Unterricht dienstbar zu machen verstanden. Die dort angcpflanzten Bäume und Blumen, sowie die in einer Glashalle gehaltenen verschiedenen Tiere sollen den jungen Bild hauern und Malern die Gelegenheit geben, „im Freien" Studien »ach der Natur zu machen. Natürlich hat die ganze Gegend durch die Verlegung dieser vielbesuchten Anstalten ungemein ge wonnen. Ringsherum haben sich Peiisionate aufgctan, möblierte Zimmer gibt es dort in Masse, und auch an feinen und einfachen Restaurants ist kein Mangel. Im übrigen sind weder die Lehrer, noch die Studierende» an jene Gegend gebunden: denn die nahe Untergrund- und Stadtbahn, sowie verschiedene Straßenbahn linien sorgen hinlänglich für vorzügliche Verbindungen mit Berlin. Es ist bedauerlich, daß über den Bauplatz, auf dem das bis herige Akademiegebäude Unter den Linden steht, bereits anderweit verfügt ist. Hier wäre die vorzüglichste Stelle für das neue Opernhaus gewesen, mit dessen Bau nunmehr Ernst gemacht werden soll. Die Entwürfe liegen bereits vor, alle Einzelheiten sind bereits festgestellt, obwohl es Anstands halber geleugnet wird. Denn da man die beträchtlichen Kosten vom preußischen Land tage fordern wird, will man ihm nicht vorgreisc». Man scheint sim endgültig entschlossen zu haben, das alte Haus niederzureißen und dort das neue zu errichten. Man wird diesen Entschluß nur bedauern können. Das fetzige Opernhaus hat zwar eine etwas ungünstige Akustik. Der innere Raum ist aber von einer entzückenden künstlerischen Gefälligkeit, und es wäre ewig schade, wenn er den, vorzeitigen Untergänge ge weiht sein sollte. Berlin braucht zwei Overichäuser, im neuen sollte man ausschließlich die sogenannte große Oper pflögen. Für sie altern Opern und die Spielopern wurde das bisherige Haus noch auf lange vorzüglich geeignet fein. Auch sollte man doch ein Haus mit dieser geschichtlichen Vergangenheit nicht leichten Herzens der Zerstörung preisgebcn. Ist doch fein Bauherr kein Geringerer gewssen, als Friedrich der Große, dessen genialer Architekt v. Knobelsdorfs hiermit eins seiner Meisterwerke geschaffen hat. Allerdings ist es durch den Brand von 1843 zum Teil vernichtet, aber von Lcingbans ganz im Sinne seines großen Vorgängers wieder hevgestcllt worden. Es sind übrigens gerade 150 Jahre seit dem Tode Knobelsdorffs verflossen, und man er innert sich, daß auch ihm bittere Erfahrungen mit seinem könig lichen Mäcen nicht erspart geblieben sind, zugleich aber auch, wie er selbst einem Friedrich dem Großen gegenüber, der mehr als ein bloßer Kunstdilettant war und der in einer eigenhändigen Skizze oie Grimdzüge zu dem berühmten Potsdamer Schlosse Sanssouci entworfen hatte, seine künstlerische Selbständigkeit und Ueberlegcnheit zu wayrcn verstanden hat. „Märchen aus alten Zeilen!" rufen vielleicht die heutigen Epigonen aus, die gehor sam jeden Wink und jeden Wunsch von oben befolgen, auch wenn sich ihr künstlerisches Gewissen »och so sehr dagegen sträubt. Aber die Sache ist zu gut bezeugt, als daß sie in berechtigte Zweifel gezogen werden könnte. Interessant ist dabei, daß ein ähnlicher G ' ' - - -- zv Au.... — auch das zierliche, pittoreske Rokoko. Kuobelsdorff mußte sich natürlich dieser allgemeinen Geschmacksrichtung seines Bauherrn fügen, verwandte aber in seinem Rokoko häufig realistische Motive, die es kräftiger und wuchtiger erscheinen ließen, als dem an fran zösischen Vorbildern geschulten Geschmack des Königs zusagte. Tic Hauptsache war ober, daß Knobelsdorfs seiner Ueberzeugung treu blick, auch dem Herrscher gegenüber, dem er olles zu ver danken batte, da cr es gewesen war, der dem jungen, talentreichen Offizcr die künstlerische Laufbahn eröffnet hatte. Die Künstler vor 150 Jahren waren eben auch stcifnackigcr und stolzer, als ihre heutigen Epigonen an der Spree. Nur einer, der allerdings kein Epigone, sondern «auch Einer" ist, hat Zeit seines Lebens stolz und unbeirrt seinen Weg verfolgt, der ihn zu den Gipfeln seiner Kunst cmvoryesührt hat: Adolf Menzel! Er scheint neuerdings das Bedürfnis zu empfinden, seine Mappen und Schränke zu öffnen, um der Welt einen Einblick in sein volles, vielseitiges Können zu ermöglichen. Vor Kurzem erst war im hiesigen Künstlcrhausc eine umfangreiche Ausstellung von Aquarellen und Lclbiidcrn seiner Haiio zu sehen, oder viel mehr seiner Hände, da er mit beiden gleich vollendet zu schaffen vermag. Sie ist nach London gesandt worden und bildet dort