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AsLdzrsr> A aeh e L eh L o h's. 9tr. 27V. Leite 2. Mittwoch. Kl. Oktober Iva« B r a u n sch w e i g. lPriv-Te!) Dcr Braunschweigcr Landtag ist nunmehr aus den 18. Oktober einberufen worden. Homburg o. b. Höhe. iPriv.-Tel.s Die zurzeit aus Urlaub i» ^>euls«ijiauü »veilenden Gesandten in Athen vH» ll>teziko. «Viru Areo Valley und Freiherr v Waugenheim, sowie acr Miuiilerresideitt in Havana, Dr. v. Hutnbrachi, sind zur Meldung beim Reichskanzler hier eliigelrpffej,. Kteich- ->!lv hier eingelroffen ist her preußische Kriegsiuuiister von hinein. München. iPrio.'Tel.s Di« Prinzen Georg und o n r a d non Bayern, die Löhne des Prinzen Leopold und ,: nke! des Regenten, sowie de» KafferS Franz Joseph, habe» «me ui sechs Monate berechnete Reise nach Fnoieil an ietreten »nd 'erden sich morgen auf dem neuen Dampfer „Büloiv" des Norddeutschen Lloyds i» Genua einschisse». Mitte November werden die Prinzen am Hose von Ziain zu den groben Natio- . uliefle» einlreffen. Stuttgart. «Priv.-Tel 1 Ein junger PersicheriingSbeamler r' choß in seiner Wohnung seine Braut, dann sich selbst. Da» Paar war erst seit 14 Tage» verlobt. Die Ursache zur Tat durfte ans den plötzlichen SlcllungSverlnst des Bersicheinnosbeaiiiten zu» iuckznsübren sein. F r i ed r i ch L ha f e n. iPriv.-Tel.s Heule mittag 1 Uhr >eg bei Manzell am See Graf .'Zeppelin bei giin- gner Witlerung mit seinem neuen Alu g schiff empor. Er nachte zunächst eine volle Drehung und fuhr in ruhiger Fahrt n der Richtung nach der Gchweizergrenze davon. Eine ganze .iuzahl deutscher Lustschiffer-Offizicre war anwesend. Der Ver web ist bis setzt «nt verlausen. Um sch2 Uhr verschwand der Ballon im Nebel. Bon Meteorologen waren die Professoren Dr. Maurer-Zürich und Hergcsell-straßdurg anwesend. F r i e d r r ch s k af c n. Gras Zeppelin, der am nach- mittag mit seinem Ballon bei schönstem Wetter eine Aufsatz« iUeri'.ommen halte, kehrte nach gut verlaufene»! Flug glücklich ' eine Halle zuruck. Dcr Ausstieg ift als gelungen zu betrachten. Das Köingspaar war bei der Landung anwesend. .'t cc u zb u rg. Heule mittag bald nach 12 Uhr brach au Silo der hiesigen Geiiossenschattsiiinlsie Grob teuer auö, nch schnell über das ganze Etablissement ausdehnte. Auch Le katholische Kirche ist bei dem herrschenden Osttvind: in Gefahr. Wien. sPriv.-Tel.s Im dem Besinden des Erz herzogs Otto ist eine Besserung eingetreteg, doch ist die aößie Vorsicht und Sorgfalt in der Behandlung des Erz- l er'.ogs geboten, da die Gefahr des Eintritts einer Lungen entzündung noch nicht vollständig behoben ist. Rom. Die Tragödin Adelaide R i st o r i ist ge- i orbe n. Rom. sPriv.-Tel.s Wie verlautet, beabsichtigt der Papst, Lea Präsidenten der Republik von Ecuador zu erkommuni - i ee u. weil er die Absicht liegt, die katholischen Kirchen zu 'ch. iegen. Palermo. In Termini und Trabia wurden drei ziem- l'ch vedeuteudc Erdstöße verspürt. P aris. sPriv.-Tcl.s In einem heute vormittag abgehaltenen .-t a b i n e t tü ra t« einigte mau sich über die Maß- naynien betreffend die strikte Anweudung des Trennuugs- geicyes. Der Kabinettsrat wird am Freitag die Regelung einiger Deiallirageii ooruclimeu. Paris. (Priv.-Tel.j „Echo de Paris" bezeichnet den :n öiolomaliicheu Kreisen beliebteu, wiederholt vom Minister des A.isil'ärllaen mit feiner Stellvertretung nn Amlsverkehr be- irauren Dircitor des HandelsressortS im Aiiswärligen Amt, George Louis als küniligeu Bvlichasler in Berlin. Bor ewigen Kochen hietz es, er sei für Wien designiert. La RocheIle. sPrio.-Tel.s Die hiesigen Hafen arbeiter sind heute vormittag in den A u s si and getreten. L v u d o li. «Prio Tel.i Die „Daily Tribüne", daS Organ !d'r iogenanuteu radikalen „silem-Englander". billigt Enlhülliingeii über die Art und Werfe, wie die a rr f ftä nd r j che n Ein geborenen in 'Natal behandelt worden sind. Nachdem dcr Aiisstaud unterdrückt morden wur. hcrrsibte in viele» Provinzen eine wahre Hungersnot, und es wäre Pflicht der Behörden ge wesen, dafür Sorge zu tragen, daß den Zulus Hilfe geleistet werde. Rach den Angaben dcr „Tribüne" aber unterließen rs die Behörden, ihre Pflicht zu erfüllen, so daß viele Eingeborene buchstäblich verhungerten. Die Leiche» verhungerter Znlns aber blieben angeblich auf den Straße» »nd aus den Felder» liegen und winden photographiert. Tie Bilder zeigen entsetzliche Ver stümmlungen. die von Hyänen und Raubvögeln den Leichen bei- gcbracht wurden. London. IPriv.-Tel.s Die Kohlenbergwerke von Whit- wony sind, der „Daily Mail" zufolge, nun endgültig in den Besitz des vielgenannten deutschen Synditats über- gcgang^n. Tanger .iPriv.-Tel.s Der deuriche Gesandte Rosen ' r am Donnerstag vom Sultan in feierlicher Audienz einpfan- wu worden. Die Zeremonie, die von kurzer Tauer war, fand a Gegenwart beiderseitiger offizieller Per>önlichieiten der Ge- mndttcha-t uuo des Hsres statt. Tie Mission hat beim Finanz, wniister Wohnung genommen. lRarlitö rinaelieuoe Tevcschc» befinden sich Seite Hra»rr,.'7t a. M. lLchUtf:.) «rred.t 2'? so LtZkonto 153.20. Dre-bner Llank s 7 iZ.r. Lraat-da'ijn ^omdarden J7.tt). LauralMre —UuzLr. ÄslL —. ^öru'g:<le»i —. ructeu!oze — . ,7ei: VariS. 3 Uhr nachm.^ kttcnte L'LF '.D. sctaltencr 107.5N. Loanier 96.—. Hc-lruatc'en 7') 32 Türken Lunizic. L»»Ie:tze^ 93 3.). -ff'rkenlole 115.L5. Otto. -. a.lda»-.: 666.— . Lroarsdelni - . Lomdarv>n —. Truge. P2r«S. 2rodukl-"""'rtt. Netzen per Lttolwr 23,22. »er rtl -3 55. i: t. L-i lriku- rer Oktober 43 75 rer MaiLllgnst 42,75, ruhlg. 9Utüöt per 75.75, per ^auuüiLjkprll 75.75, fest. Amftervam. Prodiltten -'^cr,ch:. AZei.en per Oktober , per März n per Otttber —. per Marz —. <2/Ichatr«lo4. Lertliches und Liichsischcs. — Für die heute statinndenor. mehrfach erwähnte Reise Te Mafesiä« des KSnigs durch Teile der Amtsiiailptmanii- t r'l ui Dippoldiswalde und Pirna ist folgendes Programm aDacsteltk worden.: Der Monarch begib« »ich von Pillnitz über R .dci cdiitz, ttreiicha, Lungkwitz. sUeinhardtSgriunna, Schlott- u'tz ohne Aufenthalt uaä' Glashütte und >o:ro dort 9 Uhr u^'M'n. vormittags eintreffen. Fu «^loshnlte Empfang durch e Genreiiie-eoertretUllg. Schulen und Vereine aus dem Markt- olatz,'. Besuch der ritte», vom Herzog Georg dem Bärtigen be- grünoeren. jetzt erneuerten Stadtkirche uns Begrüßung durch den ttirchenvorstand: Besichtigung der Uhrmachersciiule uns einer da'eibft veranstalteten Aiisitellung von Glasyüttcr Industrie. Erzeugnissen: ferner Bestich der Fabrik des Kolumerzienrats Lange. Hierauf Aufbruch nach Mühlbach, Burkhardswalde, stöee'rnstc.u, Ivo Begrüßungen durch Pie Gemeindevertretungen > altstiiden. In Wce'enstein Besuch des Schlosies und dci'elbst «rmpsang durch den Prinzen Johann tstcvrg. Von Weesenstein stahrt nach Tohna, dort Empiaiig am' dem Marktplatze, Be- "ckitigiing der viten Kirche und Begrünung durch den Kirchen- i orstaud Keiiersa at nach Heidenau, dort Begrüßung durch die Gemeindevertretung, Besuch des- Iohauniterkrantenhauies und E»it»a»g durch den Konvent des Iohanniierordens und den Zstoritand. des ,>ohai!Nilerkraukenhausoerei»s. Bon Heidenau 'vca'bt isty der König nach Pirna, nimmt beim Aiittshauptinann v 'A'ostitz-Drzcwiecki das Frühstück ein und besichtigt dann die Landesanital' Sun neusten'. — Dem Hütteiireiidaiiteii Brause ans Muldner Hütte ist bei seinem Uebertrstt in de» Riibesland das Ritterkreuz 2. Klasse des Beidieustoideus. dem Spa>kasieuku!sierer Wagner in Oschatz dv.S Albrechtskreuz. den Geiichlsdieneni Ritter i» Ehcmiiitz nud Schenk in Kilchberg bei ihrem llehertriit in den Ruhestand und > em Eichmeister Pohle in Döbeln das Allgemeine Ehreuzciche» verliehen wenden. — Dem ersten Kontrabassisten beim Leipziger Stadtorchester Schwabe ist das Ritterkreuz 2. Klasse vom Albrechtsorden nerttcyen worden. — In ' c- Gene alversammlung deS Konseroatiocn Landes- vsreinä im Königreich 'Sachsen, die am Sonnabend aus dem Belvedere abgehalteu wurde, hielt, wie berichtet, der Vizcorä- scuk der Zweiten Siändckammcr Herr Geh. Hosrat Lp>tz ein eingehendes Referat über das Thema: «Die konservative Partei aus de« letzte» L«udt«ie „ad d«, i,,er»»l,t,sche Lage ,u Sae«,fr«.* 2n dies» Vt«de fuhr»« Redner über den Zweiten Teil f«in,tz Themas, die «nn«rpoliti<chc Lage in Sachsen, im einzelnen u. a aus: Urbrrblickt man die gegenwärtige inner, volu,fche Lage. w>« >«e sich unter der Geltung des allgemein«,, Wahlrecht» >m R«>che gestaltet tzal. so kansf« man sicherlich alles andere bel-aupte», alt daß si« «>n< erquickliche war«. Au müssen, di« reich»- und ordnungslreueu Parteien. ,i,c^t »e htibe» das Feld behauptet, sonder» das Zentrum und die Sozial demokratie. ä» der Tat teilen sich diese beiden gegenwärtig >n die Herrschaft des Reiches, indem die «i»e im ffieichstage den Ausschlag gibt, die andere aus soziale», Gebiete eine» so starken Druck ans die Reims- und Eiuzelregicrunaen auSüdt, da» die Herr«» von der Sozialdeipokratie in vlvie» Bezietzunaerl bereits als Herren der Laa« angefehen werden köniien. Zwischen diesen beiden überall gefchtojsen ausir««enden Parteien gehe» die reiche- und ordiiungstreue» Mitteltvirtrien, und darunter leider auch die konservativ«, numerisch und in ihren» Einflüsse ständig und sichtlich zurück. Dab die Zentrumspariei mit dieser Entwicklung der Dinge zufrieden ist. kann unter solchen Um ständen nicht wundern«h!men. Darin allein liegt auch der Schlüssel zur Erklärung seiner Stellung zum allgemeinen gleichen Wahlrecht. ES würde ivahrUch «inen bedauetltchen Mangel an Verständnis de» Wesen» des Nltramontanismus und Klerikalitzinu» bekunden, wenn man annäbme. dah der Ultramonlanimus daS allgemeine gleiche Wahlrecht «u» purem ideellen Interesse am Volrswohl und an der Volksherrschast in lein Herz geschlossen hätte. Die dürften hierbei so ziemlich das Letzte sein, woran der Ultramontanis- »ins bei seiner gegenwärtige» lebhaften Förderung dieses Wahl rechts denkt. 'Dein UltramonkaniSmus ivar c» vielmehr nir gends und zu keiner Zeit iu der Geschichte um etwas anderes zu tun, als um die Herrichait de- K'ierikallsmiis über die Masse». Kann er diese Herr>chast fördern. st> ist es chm stets sehr gleich- aüttia gewest'», ob er es nur Hille der Monarchie oder der Republik, ob er cS mit Hilfe der Aristokralie oder der Demokratie tun konnte. Gegenwärtig ist es das Mittel der Demokratie, die ihm durch das allgemeine gleiche Wahlrecht die Macht in die Hände spielt, und das genügt ihm, um dieses Wahlrecht aus Leu Schild zu heben, ja als das für das Reich wie die Einzelstaaten einzig angemessene und berechtigte hinzustellen. Und man braucht nur einen Mick auf die wahre Lage der Verhältnisse zu werfen, um dies auch sofort als das Erklärlichste von der Welt auzuieheu. Ast es dem Zentrum mit Hilfe dieses Wahlrechts in verhältnismäßig kurzer Zeit gelungen, der aus schlaggebende Faktor im Reiche zu werden, desselben Reiches, das nach seiner ganzen Entstehungsgeschichte Len Sieg des evan gelischen Gedankens in der Entwicklung des deutschen Volkes bedeutete und dieies Reich zur Vormacht der evangelische» Staaten der Welt bestimmte, so würde die Durchführung Le» allgemeinen gleichen Wahlrechts in den Einzelstaaten in mehr oder minder kurzer Zeit die Errichtung der Herrschaft des Zcntt'ums auch in diesen Staaten zur Folge haben müssen. Be sonders würde es in Preußen das geeignete Mittel seP. die Herrschaft der Regierung und des Konservatismus dort eben falls in kürzester Frist zu brechen und jene unter ihr Joch zu zwingen. Ten allergrößten Triumph würde sich aber Las Zentrum mit dem allgemeinen gleichen Wahlrecht in dem Lande bereiten, Las chm infolge seiner erdrückenden evangelischen Mehr- heit und seiner straffen evangelischen Gesinnung das verhaßteste ist, ui unserem Sachsen. Dieses Land würde, wie die letzten Reichstagswahlen mehr als zur Genüge erwiesen, durch Eln- sührung des allgemeinen gleichen Wahlrechts mit einem Echlage eine erdrückende sozialdemokratische Mehrheit in seiner Volks kammer erhallen. Es würde infolgedessen sofort in die schlimm sten Verfassungswirren gestürzt und in diesen Wirren allein Hilfe beim Reich juchen müssen. Damit aber wäre nun der sür das Zentrum so heiß cr ehnte Moment gekommen, wo cs dem so verhaßten Sachsen an den Leib könnte, wo es als der ausschlaggebende Faktor im Reiche Sachsen die schmäh lichsten Demütigungen hohnlächcind Zuchttieren könnte, und wo uiycr Sachsen nur froh sein müßte, mit Hilfe des Zentrums, wenn auch unter den erniedernstcn Bedingungen sich die.Herr schaft im eigenen Hause wieder zu sichern. Uno da gibt cS noch Politiker, auch sächsische Politiker, die kurzsichtig genug sind, zu beweisen, dem Zemrum sei es bei seinem gegenwärtigen nmrmen Eintreten für die Einführung des allgemeinen, gleichen Wahlrechts um die Wahrung rind Förderung der Volksrechte und des Volkswohls zu tun. gibt eS Politiker, die. unbekümmert »in die Lehren, die ihnen die unbedingt notwendig gewordene Ein schränkung des Wahlrechts in Hamburg und Bremen und nicht zutetzi auch in unserem Sachsen erteilt, aus dem Eintreten des Zentrums für das allgemeine gleiche Wahlrecht und aus io völlig ungeklärten Bestrebungen, wie sie in Oesterreich und in Ungarn in bezug auf das allge meine Wahlrecht ausgetreten sind, den Schluß ziehen zu müssen glauben. daß dieses Wahlrecht die Eigenschaft eines unbedingten Verminftgebokes besitze und mit innerer Rottvendigkei! seinen Siegeszug um die Welt machen müsse. Laß der erste Jndustrieilaai der Wett England auch aegeir- wärtig noch ein sehr eingeschränktes Wahlrecht Hat. uns daß das allgemeine Wahlrecht in den Vereinigten Staaten seine Probe gegenüber der.Sozialdemokratie noch nicht bestanden hat. ja dieser Probe bei dem Fehlen der Sozialdemokratie in diesem Lande noch gar nicht einmal ausgesetzt gewesen ist, an diesen mehr als vernehmlich sprechenden Tatsachen gehen die wunder lichen Verkünder solch politischer Weisheit achtlos vorüber, und sind dann höchlich erstaunt, wenn die durch derartige Ansichten gezüchteten Ereignisse ihnen einmal mit blutiger Sprache ihre ganze Verbohrtheit vor Augen führen. Unser sächsisches Volk, gewarnt, wie es durch die rapide Entwicklung der Sozial demokratie in unserem Lande war, hat in leinen bürgerlichen Elementen hierin eine bessere Einsicht bekundet und diese Ansicht auch praktisch dadurch betätigt, einmal, daß sie sich zum Kampfe gegen die Sozialdemokratie zummmencieichlossen. und zum, anderen dadurch, daß sie die geiährlrchen Äelleitäten und Spielereien mit dem Feuer, die nch dcr Deulschfreisinn leistet, in Sachsen naöezii aue-gcmerzt hatten. Anstatt daß indessen, wie man angesichts der immer bedrohlicher austreienden Sozial demokratie anncymcn müßte, dic>e Haltung in den letzten Fahren sich nun um so mehr geschlossen hätte, ist hierin leider lest einiger Feit ein Umschunina eingctreten, der sich schon ziemlich denll'ch fühlbar mackst und die Verhältnisse in Sachsen der soziPdcmokrcststche» Katastrophe in sichtlicher Weile e»t- gegciilrcibt. Dieser Umschwung besteht in dem Auftreten des LinkslibcraliSmuS in Sachsen. Noch selten ist eine neue Partci- richtung ausactreten, die so bar jedes weiteren BlickeS und nur den nackten Jnleresscnstandpunkt im Auge hat, noch selten eine Partei ausgetreten, die ,aus einer vornehm denkenden Partei hervorgcgangen, sich doch jeder Vornehmheit dcr Ge sinnung entsäsiggen hat »sie der LinkSüberglismus. Wenn zu einer Parlei Zukunft, Programm und Anhang gehört, so hat dcr LinksliberaliSiiius kein? von alledem. Er ha! weder Zu kunft, noch Programm, noch Anhang. Ten Fernerslehendc» dürfte es unter solchen Uinständcn wundcrnchmen. daß nach alledem der Linksliberäliknius überhaupt anftreten konnte. Ter Eingcweihtere aber kennt nur zu wvül die Gründe, die dieses Auitreteii dennoch möglich gemacht haben. Sie liegen in demselben LandlagLwahIrecht. daS der LinkSlibcralisinus in den letzten Jahren so beflissen gewesen ist, dem Volke zu verekeln. Dieses Wahlrecht hat zur Fo'ac gehabt: einmal, daß durch de» ihm z» «runde gelegte» Eeiisus dem Kapital dcr ausschlaggebende Einfluß bei den Wahlen eiiigcränmt und sodann, daß mit Hilfe dieses Wahlrechts die Sozialdemokraten ui dcr Zweiten Kammer reduziert worden. Beide Erscheinungen sah man beim Erlaß des Wahlgesetzes sehr wohl voraus. Was man aber nicht vorausgeschcii Kat. daS war. daß sich der Kapitalismus mit de» bedeutenden Machtmittel», die ihm durch das Wablgeietz in die Hände gegeben worden, nicht begnügen, sondern sie dazu benützen würde, nm gerade diejenigen aus dcr Kammer Z» beseitigen, die ihm diese Walle in die Hand gegeben haben. Man glaubte damals, von einem solchen Vorgehen werde den Kapitalismus, wenn sich,,» nicht die Vllichst dcr Dank barkeit. so doch die landläufigste polibllchc Klugheit ab halten. Darin freilich haben sich die Sclstiprer jenes Gesetzes gründlich gctäillcht Denn kaum, daß er pon den Sozialdemokraten »be freit war. dielt der LinkSlibcralismus auch den Moment für gekommen, wo er in dcr Kammer den Einfluß deS Kon- köimt«. irre iervatismus brechen und die Macht an sich reißen Und hierin ließ er sich auch durch die Warnungen nicht i machen, die die Berständigeren m«d Weiterblickenden u»ier ! Großindustriellen gegen dieses ^ ' linkslidrrale Spuk wird mit dem .. w«r die eickorderlichü ttznzcchl Svz Kammer ist, zun den Herr«» vom tchnkslibevaltsmus übir da« Unsäglich« ihrer politischen Kstrzsiclstigfeit gründlich die Äugen zu offnen, und drtzhalb wäre ich - hierin vertrete ich also ganz nusickließlich meine Ansickt — gar nicht dagegen gewesen, wenn „van schon jetzt durch ein- Gesetz auf einem zu diesem Zwecke «n. zuberuscnde» außerordentlichen Landtage den größeren Städte,« de» Lande« di« Entsendnna einer Anzalü von Verir«tern aus Grund des «rweiterkn Wahlrecht« «rmöickichl hätte. Mag nun dieser Fall eintrejen, vder mögen die Verhäliniss« sich aitder« entwickeln, so ist mir ziemlich unzweifelhaft, daß der Liicks- liberalismuS über kur» oder tan« hon der Bildsläch« der» schwind«» wird. -- Der um Sachsens MililärveretnSbund verdiente Postseki«» tär a. D. Blum, der bis vor lvenige» Tage» da« Amt d«ö erste» BnndesschrlftfübrerS bekleidete, hat als letzte Arbeit seiner rhren- gttitltchen Tätigkeit den Jahresbericht dev »önialick Sächsischen Mtlitjirve»ktn»b»«nde0 ank da« Jahr IttM n« nn» eine statistische Urdeisicht de« «öilialik^Sächsillhen Militä>vrrtin«. blindes nach dem Stande vom t. Januar IS06 veröffentlicht. Nach dieser Zujamntenslelluiia Zählt der Bund l«i«)2 Vereine mit bstiv Ehrenmitgliedern und 187 vll außerordrnNlche» und ordent lichen Mitgliedern. Da» bedeutet gegen das Vorjahr «inen Zu- wach» von I I Vereine», 1t6 Ehren- und AB7 anderen Mit gliedern. Dieser Zuwachs ist um so erfreulicher, ai« der Bund in«- prfamt rinn» Mitglirderverlust von 887S Kameraden zu verzeichnen hatte, so daß der Zuwachs einen Neueintrltt von 10731 Mit gliedern zur Vorauöirtzung batte. Die »ach Zahl der Vereine stärlstc» Bezirke sind Ehewnitz mit 13b. Zwickau mit 123. Leipzig mit I«i8. Dresden mit 107 »nd Plaue» mit 8l Vereine», von denen 25 leit dem I. Oktober 1906 den neuen Bezirk Neichenbach bilden Der kleinste Bezirk ist Olchatz mit 21 Vereinen und 2688 Mitgliedern. Hinsichtlich der Mitgliederzahl steht der Vezlrl Dresden mit I8 08I Kameraden an der Spitze: ihn, folgen die Bezirke Chemnitz mit t l!>5l. Leipzig mit 13 MS. Zwickau mit 12233 und Planen mit 11 671 Mitgliedern. Bon den Verein«. Mitglieder» sind 8128 Offizier« oder im OisizlerSrang stehend« Perwnen, so daß im Durchschnitt auf jeden Verein zwtl Offiziere kommen. Tatsächlich verteilen sich die Offiziere auf 565 Vereine. 1037 Vereine haben keine Offiziere nt« Mitgltrder. Unter den Bezirke» steht Dresden mit 1183 Offiziere» voran. eS folgen Lrirstlg mit s«>5. Cheinnitz mit 2lo. Planen mit 184. Freiderg und Zwickau mit je 103. Unter den Veieinen zählt die ineisten Offi ziere der Königlich Sächsische Milttärveirin I Dresden, nämlich 387. das ist bet einer Milaliederzaht von 1290 ungefähr ei» Drittel des GesainidestnndeS. Die 1602 Vereine deS Bundes habe» 5469 Ehrenmitglieder. Der älteste Verein ist der 1826 gegründete Kriegervercin zu Nrng«rsvvrf (Bezirk Löbau). Welche groß« Be deutung dein Königlich Sächsischen Militärvereinsdund im wirt schaftliche» Leven unseres Volkes zukoiuml, acht aus den Zahlen über das Vermöacn de? Bundes und seiner Vereine hervor. Das Vermöge» an Kapitalien und an Grundbesitz repräsentiert die Snnniie von 842l 245 Mk 2t Psg., dazu kommt der Wert des Inventars mit 1893 335 Mk. 21 Pfg.. fodaß sich daS Gefamtver- mögen auf 4 8l4k>80 Mk. 42 Pfg. beziffert. ES ergibt das im Durchschnitt für jeden Verein M)5 Mk. 35 Pfg.. für jedes Mit glied 25 Mk. Als Erster tritt unter den Bezirken Dresden mit 543 974 Mk. 94 Pfg. ans: ihm schließen sich an: Leipzig mit 498436 Mk. 74 Pfg.. Chemnitz mit 374 980 Mk. 16 Pfg., Zwickau mit 3«>0 266 Mk. 90 Pfg.. Planen mit 327 500 Mk. 5 Psg.. den Schluß der Abstufung bildet Kamen) mit 73993 Mk. 65 Psg. Ein ehrendes Zeugnis legt die Statistik über dir Pflege werktätiger Kameradschaft innerdalb der Vereine ab. Dir feit Bestehen des Bundes bczw. der Vereine gezahlten Unterstützungen haben die Höhe von 8 518982 Mk. 84 Psg erreicht, wovon auf daS letzte Jahr 397 927 Mk M Psg. entfallen. In diesen Zahlen sind selbstredend die Leistungen der kameradschaftttchrn Bersicherungs- institute nicht mit inbegriffen Für Krankenbeihilsen wendeten die Vereine im letzten Jahre 187 976 Mk. 65 Big. aus; sür Unter stützungen in Sterbesäüen 156874 Mk. 56 Psg. — Die nächsten Feldposten nach Afrik» gehen von Europa wieder am 13. und 15. Oktober ab. Am 13. verläßt ein Dampfer der Union Castle Mail Steamship Company Southampton mit der Bestimmung nach Kapstadt. Der Dampfer trifft dort plan mäßig am 30. Oktober ein. Gelegenheit zur Weiterbeförderung nach iLwakopmund findet sich voransnchllich erst am 7. November, an welchem Tage der Kststcndampser der Woermaiin-Linie von Kapstadt nach Lüderitzbucht und Swakopmnnd geht. Dieser trifft am II. November in Lüderitzbuchc und am 14. in Swakopmnnd ein. Dieser Küstendampjrr wird auch nocy den acht Tage später, am 20. Oktober, von Soukhampton abgchende» englischen Dampfer erreichen, der am 6. November in Kapstadt cintnfft. Die Feld- bricfpost, die bis zum 17,. Oktober in Hamburg vorliegt, wirk deshalb mit den, an diesem Tage abgedenve» Dampfer „Gertrud Woermann' befördert. Die „Gerlrud Woermann" trifft voraussicht lich am 7. November, also acht Tage früher als der nächste Küsteiidampfer, aus Kapstadt i» Swakopmnnd ein. Die Schluß zeilen für diele Befördeniugsgelegeiihciten sind folgende: Für den ersten der beiden englischen Damvser ist in Berlin Schluß,eit am 13. Oktober, vormittags >^I2 Uhr, da die Post mit dem Blissin- aer Schnellzuge nach England befördert wird. Für den Woecmann- Dampfer, ab Hamdnrg, den 15. Oktober, tritt in Berlin die Schlußzelt für Briese an demselben Tage vormittags 9 Uhr 20 Minute» ein. in Hamburg 5 Ubr nachmittags. Die „Gertrud Woemiann" «st auch die einzige vorliegende Gelegenheit zur Beför derung von Feldpostpaketen. Die Schlußzeit für diese ist in Berlin am 14. Oktober, abends 11 Uhr 58 Dclnuten. in Homburg am 15. Oktober, nachmittags 3 Uhr. In Feldpostpaketen dürfen jetzt auch Flüssigkeiten verschickt werden, wenn sie in gut verlöteten Blechbchältcrn oder Blechbüchse» verpackt sind. Der Raum zwüchen dielen und dem äußeren Behültnisie ist mit Sägespänen. Kleie oder einem anderen aussaugeiiden Stoffe auszufüllen. — Tie Königs. Landes-Brandversicherungs-Anstalt für daS KömgrcichDachsen hat oomLansesausschuß deSLandesvcrbanbeS iächsilcher Feuerwehren sürzttch ein fachmännisches Gutachten über die Frage cingesordert. ob cs für die freiwilligen Feuer wehren Sachsens zweckmäßig sein würde, Dampffpntzeu zu de- ichusien. Tie Veranlass»»« hierzu bot eine Eingave der Feuer- spritzensabrik von Flader in Iohsiadt an die Behörde, worin tür eine kleine Dainsiiwritze „Rusticana" Propaganda gemacht und zu deren Beschaffung sür freiwillige Feuerwehren Beihilfen aus dem Laiidcsfcuerwehrsonds erbeten wurden. In dem von dem genannten LandeSaus-schriß erstatteten Gutachten ist zunächst der Wert der Dampfsprihen bei der Bekämpfung besonders großer Brände bezw. in Fällen, wo cs an zahlreichen F-eucrwchrleulen mangelt, vollauf gewürdigt worden, und eS baden auch dis Voraussetzungen Erwähnung gesunde», welch« sür ein nubdringcndcs Eiligreise» der Dampswritzc» erfüllt sein müsse». Dabei heißt cS u. a.. daß die Tampfspritzen eine sach gemäße Ucbcrwachung und ein geschultes Bcdicnrnigspersonerk erfordern, waS bei srciwilliaen Feuerwehren nicht ganz leicht zu finden sein würde. Die Wünsche der sächsisclien Feuerwehren gingen mehr nach leistungsfähigen Hochoruckivasserleitunacn mit einer eittiprechctzden Anzahl von Hydranten als nach der Be- stha'iiiiig voizj Dgmpsspritzcn. Tie zur Beschaffung von D-ampf- svritzen ans,dem Feuerwehrfonds zu bewilligenden Beihilfen könnten übrigens nur niedrig anssallen. Rach alledem ist die Eiiiiührung von Tamvsspritzen bei den frei willigest' Wehren Sachsens kaum zu erwarlc». Tie freiwilligen Feuerwehren in Freibcrg und Willau haben zwar Dampsspritzen, halben hierfür aber besondere Leute. — Ans der 7. Gcneralvcrsammsting des Bundes dcntscher Frniienvrrcine in Nürnberg tagte aw 5. Oktober die Kom- iniisioil zur Bekämviuna des Alkohol Ismus unter Leitung von Frau Wendt-Hamburg in Vertretung von Fräulein Ottilie Hnssmcinn. Tic Sitzung der Sittlichkeit»- kommission wurde durch die Vorsitzende der .Kommission, Frau Scheven-Dresden, eröffnet, die mit besonderem Nachdruck daraus binwies. wie notwendig es sei, daß die Verein« sich mit dcr Dittlicükeiissrogo beschäftigen. Es >»i besonders wüiiscbciiSwcrl, in einzelnen Städten um Anstellung einer Polizciassistcntin zu petitionieren. Im gleichen Sinne äußert? sich Frl. Pappritz. die weiter einige Mittel und Wege zeiate, den polizeilich inhaftierten Mädcissn Hilfe zu bieten. U«v«r die Arbeit der Polizei-Assistentin in Hannover berichtat« Graiin Groben. Die zwrite öffentlich» Äbcndvcrjayiuilnria am gleichen Tage wurde durch Frl. Pochlmaun-Tilsit eröffnet.