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73. 7- ISS8: — Diese verbreitetste unparteiische Zeitimg erscheint Wochentags Abends (mitDatnm des nächsten Lage«) »md lostet mit den sechs Wöchentlichen Beiblättern: 1. Siichstfcher Erzähler, L. Kleine Botschaft, v. Gerichts-Zeitung, 4. Sächsisches Allerlei, r Jllttstrirtes Unter haltungsblatt, «. Lnstiges Bilderbuch Monatlich bv Pfennige. 1898. Postliste; Nr. 2808, Heleoramm -Adresse: Gcneralunzelger. L-rnsprechg-ll- Sir. ISS. General Mittwoch, den 30.Mürz. (Sächsischer LandeS-Anzeiger). für Chemnitz DW und Umgegend. Gegründet 1S7S als „Anzeiger" ir. Verlag «nd NotationOmaschinen-Dr«« von Alexander Wiede in Chemnitz, Theaterstratze Nr. 8. ?l»z eigen preis: «gespalten« CorpnSzeile (ca.S Silben fassend) oder deren Raum ISPfg. (Preis verzeichnisse k Zeile 20 Pfg.) —- Bevorzugte Stelle (^gespaltene Pctit-Zeile circa 11 Silben fassend) SO 'Pfg. — Anzeige» könne» nur bis Vormittag 10 Uhr angenommen werden, da Druck und Verbreitung der großen Auslage längere Zeit erfordern. Geschäftliche Anzeiger-Inserate finden für billigsten Preis zugleich Verbreitung durch die täglich erscheinende Chemnitzer Eiieiibaljll-Zeituitg. Wz str Wckiiiikiitkii Da sich bei den Postanstalte» znm Qnartalsivechsel die Avonneittentsbestellnngttt hänfen «nd dann leicht in den» lanfenden Bezug Unregelmässigkeiten eintreten können, so empfiehlt eS sich, dah unsere geehrten Postabonnenten giitigst recht bald die BesteNnngen bei ihren Postanstalte» veranlassen. Anzeiger-VerlagS-Anstalt Chemnitz. Deutscher Reichstag. 71. Sitzung vvm 28. März, 12 Uhr. Das Haus ist schwach besetzt. Es folgt die dritte Berathnng des Gesetzes über die Entschädigung der im Wiederaufnahme-Verfahren freigesprochenen Personen. In der Generaldebatte tritt Abg. Stadthage»» (Soz.) noch mals für die Entschädigung für nnschnldig erlittene Untersuchungs- Hast ein unter Anführung spezieller Fälle. Das Gesetz dürfe nicht so mangelhast bleiben, wie es in zweiter Lesung angenommen sei. Abg. V. Bnchka (kons.) erklärt, er habe sich in der zweiten Lesung für Entschädigung für unschuldig erlittene Untersuchungshaft ausgesprochen und der Reichstag habe auch eine dahingehende Reso lution angenommen. Aus praktischen Gründen könne diese Erweiterung der Entschädigung nicht in dem vorliegenden Gesetze Aufnahme finden. Abg. Berkh (freis. Volksp.): Auch seine Freunde begrüßen dieses Gesetz als den Anfang zu einer Besserung. Die Frage der Ent schädigung unschuldig Berurtheilter sei von den Juristen schon lange erörtert worden, ehe es eine Sozialdemokratie gab. Wenn dieses Gesetz in Kraft sei, werde seine Ergänzung, betr. die Untersuchungs- Hast, bald Nachfolgen. Nach einigen weiteren Bemerkungen des Abg. Stavthagen Wird die Generaldiskussion geschlossen. I» der Spezialdiskussion findet keine Debatte statt. Das Gesetz wird hierauf in dritter Lesung cndgiltig angenommen. Die ein- gcgangenen Petitionen werden für erledigt erklärt. Es folgt die dritte Lesung des Gefetzes, betr. anderweitx Fest setzung des Gefa«»n»tko»»lingettts der Brennerei«»». Das Gesetz wird ohne Debatte angenommen. Nächster Gegenstand ist die dritte Lesung des Flottengesetzes. > In der Generaldiskussion lenkt Abg. Ennceeerno (nat.-lib.) die Aufmerksamkeit des HanseS auf die Bedeutung der Flottcnvermehruug für die Wissenschaft. Schon jetzt sei seitens unserer Flotte viel geschehen für die Erforschung der Gewässer, Tristen, Meeresströmungen rc. Wegen ihrer Stetigkeit und Zuverlässigkeit sei die Thätigkeit der Marine ans diesem Gebiete von besonderem Werthe. Staatssekretär v. Tirpitz: Ich bin mit dem Vorredner einver standen, daß es eine besondere Aufgabe der Marine noch ist, die mit ihr zusammenhängenden wissenschaftlichcn Zweige zu fördern. Bis jetzt hat England in dieser Beziehung ein Monopol gewisser' Maßen gehabt. Wir werden alle wissenschaftlichen Zwecke, soweit die Mittel reichen, nach Kräften fördern. Abg. Lieber»»»»»«» von Sonnenberg (Antis.) beklagt sich Nochmals, daß seiner Partei durch einen Gcwaltstreich cs unmöglich gemacht sei, in zweiter Lesung zum Worte zu komme». Innerhalb seiner Partei bestehe nicht volle Einmüthigkeit in der Flvttensrage, die große Mehrheit werde aber für dieselbe eintreten. Herrn Schönlank's Rede gegen die Vorlage sei nur schwach gcwescn. Herr Bebel habe ihn dann mit einer 22spaltigcn Rede hcrausgehauen. (Heiterkeit.) Zn de» Gegnern der Vorlage hätten sich auch Leute gesellt, die ohne Zweifel national gesinnt seien. Die von ihnen eni- wiclelten Bedenken seien wesentlich theoretischer Natur. Die Mehrheit der Wähler stehe nicht hinter der Flotlcnvorlage, aber darauf komme es auch gar nicht an. Die Abgeordneten müßten eben eine bessere Einsicht haben. Er sei zufrieden, daß es wegen der Flottenvorlage zu keiner Auflösung des Reichstags gekommen sei, auf diese Art könnten in der Wahlbewegung lediglich ivirthschaftliche Gesichtspunkte maßgebend sei». Der Redner polemisirt dann gegen die Abgeordneten Gatter und Schädler und meint, daß die schlechte Lage der Land- wirthschaft wohl für-das süddeutsche Zentrum ausschlaggebend für die Ablehnung gewesen sei. Die Rede des Abg. Richter sei wem'gcr interessant gewesen als sonst »nd gab den wesentlichen Leitartikel der „Freisinnigen Zeitung" wieder. Seine Schüsse trafen meist daneben. Herr Richter sei zu einer Personifikation des Ncinsagens geworden, er würde es für besser halten, wenn über die Sleinthür des Saales anstatt des bekannte» Architck;e»scherzes (Rübezahl Rüben zählend) das Haupt des Abg. Stichler prangte. (Heiterkeit.) Auch Herr Bebel habe wciiig Neues gcbiacht. I» unseren Gewässern müsse es unsere Flotte mit jeder Seemacht, auch mit England, aufnehmen können. Herr Bebel sollte lieber sagen, er und seine Partei bewilligen gar nichts für die Flotte, die vorhandenen Schisse verkaufe» wir. Die Mehrheit des Zentrums habe sich ein großes Verdienst m» das Vaterland erworben, daß cs in der Floltcnvorlage mit den nationalen Parteien stimmte. Ohne die Beseitigung der Nieste des Kulturkampfes werde eine Einigung der beiden christlichen Konfessionen und eine gemeinsame Bekämpfung des Umsturzes nicht möglich sein. Die Dccknngssrage sei in. glücklicher Weise gelöst worden. Die indirekten Steucrn seien nicht vermehrt worden und werden es auch in Zukunft »licht werden. Schutzzoll und Weltwirthschcift müssen schließlich mit einander in Einklang gebracht werde». Die Schraube der Börsen- stcncr könne wohl noch etwas angczogcn werden. Die Produktion nnserer Landwilthschast sei noch sehr steigerungssähig, müsse aber gegen de» Import aus anderen Ländern geschützt werden. Hoffentlich werde bald mit der Handelsvertragspolitik gebrochen. Abg. Fürst Nadziwill (Pole) wendet sich gegen die Ausführ ungen d-s Staatssekretärs Grafen Posadowsky in zweiter Lesung und wiederholt, daß die Haltung der preußischen Regierung gegen die Polen für die Ablehnung dieser Vorlage durch seine Freunde maß gebend sei. Er bedauere diese Konsequenz, aber die Thalsache der Bedrückung der Polen und der Germanisirnng spreche zu beredt. Pen Leistungen der Marine bringe er große Sympathie entgegen, um so größer sei die Bitterkeit über das frivole Vorgehen der preußischen Regierung gegen die Polen. (Oho! rechts.) Präsident v. Bnol rügt den Ausdruck „frivol". Staatssekretär Graf Posadowsky: Er weise nochmals diese scharfen Angriffe gegen die preußische Regierung und vor Allem .de» Ausdruck „frivol", den der Vorredner von dem Verhalten der preußischen Regierung gebranchthabe, mit aller Entschiedenheit zurück. Das Verhalten mindestens eines Theilcs der polnische» Bevölkerung hat Anlaß zu den Maßnahmen der Preußischen Regierung gegeben. Sobald die Negierung die Ucberzeugung gewinnt, daß die Polen ihre Zukunft allein in der Entwickelung und Zukunft Preußens sehen, wird auch die Politik der preußischen Negierung gegenüber den Polen eine andere werden. v. Hodcnberg (Welse) erklärt, seine Freunde könnten der Bindung in dem Flottengesetz keinesfalls zustimmen, sic würden allen Versuchen, die verfassungsmäßigen Rechte zu schmälern, un beugsam entgegentrelen. Abg. Nickert (freis. Ver.): Von chauvinistischen Gedanken des Zentrums habe wohl Niemand etwas gemerkt, es handle sich hier nur um die Vcrthcidignng des Vaterlandes und den Schutz unseres Handels. Gegenüber dem Abg. Richter leugne er, daß er ihn provozirt habe, er habe nur dem Abg. Galler geantwortet. In Bezug auf Frage» der Landesvertheidignng kenne er keine Parteischablone, möge ihm Herr Richter bas Parlament nennen, wo man Fragen der Landes- verlheidigung so wie er behandle. Gegenüber veränderten Verhält nissen dürfe man auch seine Ansicht ändern, obwohl er es in diesem Falle nicht einmal getha». Nicht eine Landung feindlicher Truppen sei zu fürchten, sondern ein Bombardement von Küstenorten infolge der heutigen weittragenden Geschütze. Das habe Admiral Tirpitz in der Kommission bestätigt, während die Abgg. Richter und Bebel schwiege». Auch anläßlich der letzten Militärvorlage hatte Herr Mchtcr neue Steuern a» die Wand gemalt, „wo, sind denn dieselben nun, Herr Richter?" (Beifall und Heiterkeit rechts.) Er gehöre eben nicht zu Denen, die immer auf demselben Standpunkt stehen bleiben, wenn auch Alles um sie herum sich ändert. (Sehr richtig! rechts.) Der Redner polemisirt gegen Aeußerungen des Abg. Bebel hinsichtlich des Milizsystems der Schweiz, das jetzt reformirt werde. Was der Schweiz recht sei, muffe de», großen deutschen Reich billig sei». (Abg. Singer: Das nennen Sie billig? Große Heiterkeit.) Er und seine Freunde werden für die Vorlage stimme». Abg. Bittdewald (Antis.) spricht Namens der Minorität der Antisemiten gegen die Vorlage. Deren Annahme würde uns noch mehr als bisher de» Industriestaaten näher führe» und das würde den Untergang des deutschen Volkes bedeuten. Abg.Richter (sreis.Vp.): Ich will vvm Kleineren zum Größeren anfstcigcu und daher mit Herrn von Liebermann anfangc» (Heiter keit). Seine emphatisch angekündigte Rede hat denn doch wohl Alle im Hanse sehr enttäuscht. Was hat er denn überhaupt für eine Partei hinter sich? Von l2 Mann hat am Donnerstag einer ge fehlt, 8 mit ja und 3 mit nein gestimmt. Und wie hat denn Herr Förster-Neustettin Herrn v. Liebermanns Partei geschildert? Ober flächlichkcit und Radau! Herr Nicker! hat mir vorgcworfe», daß ich auf seine Rede von 1669 zurnckgekomme» sei, aber er selbst hat »ns gegenüber von Parteischablone gesprochen, und da habe ich ihm ge antwortet, wie er selbst damals es als richtig bezeichnet hat und als Vortheil, daß wir alljährlich im Etat über neue Schiffsbauten zu bestimme» haben. Herr Nickert sagte 1889 ausdrücklich, er werde viel leichter zn bewilligen geneigt sein, wenn wir eine wirkliA.ver- antwortliche Regierung vor uns hätten. Ja, Herr Nickert, 'Wben wir denn etwa jetzt eine verantwvruiche Negierung vor uns? (Heiterkeit). Und »nn die Stenern! Herr Nickert frägt nicht, ob wir dann die vielen von mir damals befürchteten Steucrn haben. Ja, sind denn nicht Weinsteucr-, Bierstenererhöhnng, Umsatzsteuer, Vöksenstener uns abgesordcrt worden? Wir haben jetzt freilich nur die Börsenstciier, aber wieviel Mühe hat cs uns gemacht, die anderen Steuern znrückznschlage». (Ruse: Sehr richtig!) Zwischen uns, Herr Nickert, desteht eben der Hanptunterschicd, Sie sind Militär- »nd marincfrv»»» geworden cRuse: Sehr wahr!), und wen» Sie in allen Militär- und Marinefragen nachgeben, so Knüffen Sie auch in Sleuer- sragen nachgeben. Glaube» Sie doch auch nicht, daß Sie Ihre Handelspolitik mit Erfolg vertheidigen können, denn überall, wo Sie Hinblicken, haben Fiiianzleute die Schutzzollpolitik fördern geholfen. — Der Redner wendet sich dann noch gegen die Vorlage, wieder holend, in keinem Lande der Welt werde dem Parlamente eine solche Bindung und Lchmcilcrnng des Etatsrcchts angcsvnne». Herr v. Bennigsen habe niemals dergleichen verhindern geholfen. Schon 1867 habe derselbe initgewirkt, daß dem Parlamente nicht größere Konzessionen gemacht wurden, Konzessionen, von denen Fürst Bismarck selber hinterher sagte, er hätte sie bewilligen müssen, wenn der Reichstag fest darauf bestanden hätte. Abg. v. Bennigsen (»at.-lib.) weist darauf hin, daß in England die Führer der Opposition niemals solche nationale Frage» zum Gegenstand der Opposition gemacht und zur Begründung von Angriffen gegen das Ministerium benutzt haben. 1867 durste man es angesichts der Neugestaltung der Dinge am allerwenigsten auf Kraftproben gegenüber der Regierung ankommen lassen. Auch später sei er sich niemals eines Verschuldens bewußt geworden, die Rechte des Volkes vergeben zu haben, aber er wolle darauf nicht weiter eingche». Eine in diesem Falle so imposante Majorität könne gegenüber der Minorität das Koblesss obiigo gellen lassen; er wolle daher gern Herrn Richter das letzte Wort lassen. (Heiterkeit »nd Beifall.) Abg. Bebel (Soz.) polemisirt gegen das Zentrum, welches das Budgetrecht preisgebe. Abg. Graf Mirbach (kons.) betont die Bedenken seiner Freunde gegen die Regelung' der Deckungsfrage, die sie i», Interesse des Zustandekoiilmen» des Gesetzes aber unterdrückten. Abg. Graf Arnim: Es vollzieht sich hier eine große nationale That, deren Ursprung schon i» das Frankfurter Parlament zu ver legen sei. Die Deutschen im AuSlande blicken hierher und warten, aber nicht auf die uferlosen Negationen des Herrn Richter und seiner Freunde. Herr Bebel sei in seiner Vaterlandsliebe konsequenter, sie stehe »nter dem Gefrierpunkt. Abg. Lieber«»«»»» v. Sonnenberg polemisirt nochmals gegen Bebel und Richter. Er schließt unter Heiterkeit des Hauses mit den Worten: Es ist richtig, daß die antisemitische Partei gegen wärtig eine Gährung durchwacht, es könne aber doch noch einen guten Most geben. Das ist aber bei der freisinnigen Partei unmöglich, da sie sich schon in der sauren Währung befindet. (Heiterkeit, Händeklatschen des Abg. Ahlwardt.) Wenn der Abg. Richter einmal dahingehen sollte, könnte ihm seine Partei auf den Grabstein setzen: „Die freisinnige Partei ihrem „Zugrunde- Richter"". Nach einigen Bemerkungen der Abg. Richter und Nickert erhält um 5 Uhr der Abg. Ahlmardt das Wort. Derselbe verbittet sich solche Seitenhiebe, wie sie ihm der Abg. Richter in seiner Rede gegeben. Hierauf wird die Generaldiskussion geschlossen. Es folgen persönliche Bemerkungen der Abgg. Liebcrmann, Ahlwardt und Richter. In der Spezialdiökussion werden di« ZZ 1 bis 8 ohne Debatte und i» der Gesammtabstimmnng die Vorlage mit großer Mehrheit angenommen. Das Resultat wird mit Beifall-» rufen begrüßt. Admiral Tirpitz empfängt die Glückwünsche des Neichskanzler- und der Staatssekretäre. Es svkgt der Antrag des Abg. v. Levetzow auf Errichtung eine- Denkmals für Kaiser Friedrich auf Koste» des Reiches. Abg. v. Levetzow (kons.) begründet de» Antrag, erinnert an die Heldengestalt Kaiser Friedrich's, der im Herzen des Volkes als „Unser Fritz" fortlebe. Er hoffe, daß der Antrag einstimmig angenommen werde. ^ Abg. Singer (Soz.): Er könne diesem Wunsche nicht ent sprechen. Infolge der Ansicht seiner Partei über das herrschende System könnten sie keine Mittel für monarchische Ovationen bewilligen. Im klebrigen erscheine es als ein Hohn, daß die Konservativen ein Denkmal für Kaiser Friedrich beantragen, den die Linke gegen die konservativen Rüpeleien wiederholt in Schutz nehmen mußte. (Unruhe rechts.) Präsident v. B»«ol ruft den Redner wegen dieser Aeußerungen zur Ordnung. Abg. Bcckh spricht Namens der Süddeutschen seine Zustimmung zu dem Denkmal aus und betont, Kaiser Friedrich lebe im Herzen des ganzen deutschen Volkes fort. Hierauf wird der Antrag gegen die Stimmen der Sozial demokraten angenommen. Einige Petitionen werden noch erledigt. Nächste Sitzung Dienstag 12 Uhr. Dritte Lesung des Etats. Schluß ^6 Uhr. Politische Nimdscha,,. Chemnitz, den 29. März 1898. ' ^ D-ulsches Reich. Berlin^ 28^-März. TcrKaiser fuhr heule Morgen 8*/, Uhr bei dem russischen Botschafter Grafe» von der Osten-Sacken unan gemeldet und ohne Begleitung vor und verweilte bei dem Botschafter eine volle Stunde. — Wie den „Münch. N. N." von angeblich gut unterrichteter Seite aus Berlin berichtet wird, soll der 10jährige Jahrestag der Thronbesteigung des Kaisers Wilhelm 1i. im Juni mit großen Festlichkeiten gefeiert werden. — Das preußische Herrenhaus beschloß heute, dcm Fürste» Bismarck zu seinem bevorstehenden Geburtslage den Glückwunsch des Hauses darzubringe». — Der Senivren-Konvcnt des Reichstags beschloß, vor den Osterferien nur noch die 3. Berathnng des Etats zu erledigen. Darnach sollen die Osterferien cintretc» und bis zum 26. April dauern. Die dritte Lesung der Mililärstrafprozeßordnung beginnt erst nach den Osterferien. — Inder hcntigc» Sitzung desBiindes- rathcs wurde dcm Ausschnßberichte über die Vorlage, betr. die Erhöhung des Gehaltes der Postnnlcrbcamtcn, die Zustimmung crtheilt. Köln, 28. März. Trotz des erneuten Dementis der „Nordd. Allg. Ztq." hält die „Köln. Volksztg." ihre Meldung von einer ge heimen Verfügung, die Katholiken von höheren Aemtcrn sernzuhalten, aufrecht. Das Blatt sagt, sein Gewährsmann bestätige in bestimmtester Weise, daß eine geheime Verfügung vorhanden sei und in den be theiligten Kreisen für sehr ernst genommen werde. Metz, 28. März. Der Spivnageprozeh in Metz gegen Bild hauer Steilsten und Dussard wird sehr geheim gejührt, doch verlautet, daß es sich hauptsächlich nn» Einzeichnung der Festungswerke in eine» größeren Plan von Wetz gehandelt haben soll. Die zahlreichen von Metz und Umgebung im Buchhandel erschienene» Pläne und Karten dürfen keinerlei Angaben über Befestigungen, militärische Gebäude u. s. w. enhalten. Steinten, ein tüchtiger Zeichner, machte nun täglich längere Spaziergänge in den Wallanlagen und dea Umgegend 4 NS»