Volltext Seite (XML)
Nr. SW. — 1898. — Diese verbreitetste »»parteiische Leitung erscheint Wochentags Abends (mit Datum der nächsten TagcS) nnd tostet mit den sltns wöchentlichen Beiblättern: Kleine Botschaft, Sächsischer Erzähler, Gerichts-Zeitung, Sächsisches Allerlei, Jllustrirtes Unter- haltuugsvlatt, Hei de» Pvstanstalten und bei de» Ausgabestelle» > vionatlich 40 Pfennige. 18SS- Postliste: Sir. 2877. Telegramm - Adnsjk: Generalau-eig». geruspl^chstelle Nr. IS0. General- Mittwoch, den 28. Dezember. Anzeiger für Chemnitz und Umgegend. (Sächsischer Landes-N,«zeige»). - Gegründtt 1SVS als „Anzeiger" re. Verlag «uv Notation-,,«aschi«»c»i-Druck von Alexander Wiede in Chemnitz, Theaterstraß« Nr. 8. Anzeigenpreis: «gespaltene Corpnsjeilc (ca.O Silben fassend) oder deren Raum lbPfg. (Preis verzeichnisse a Zeile 30 Pfg.) —. Bevorzugte Stelle («gespaltene Petit-Zeile circa ll. Silben fassend) «0 Pfg. — Anzeigen lvnncn »nr bis Bormittag >o Uhr , . angenommen werden, da Druck und Verbreitung der großen Auflage längere Zeit erfordert«. Geschäftliche Anzeiger- Inserate finden für billigsten Preis zugleich Verbreitung durch die täglich erscheinende Chemnitzer E Eiseillmhlt-Zeitlmg. — . - -W Da sich bei den Postaustalte,« zum Quartalslvechsel die Avott„e,«etttsbestell«ngett häufe« ,mv da«»« leicht i,» de«, laufende« Bezug UttregelmSsrtgkeite« eintrete« könne«, so empfiehlt es sich, -atz tt«ftr« geehrte« Postadottuettte« giitigst recht vald die Beftellttttge« bei ihre» Postaustalte« veranlasse«. Anzeilier-VerlagS-Anstalt Chemnitz. Politische Rundschau. Chemnitz, 37. Dezember 1898. Deutsches Reich. — Die diesjährige Weihnachtsfeier am kaiserlichen Hose fand am Sonnabend Nachmiltag im Siadtschlosse zu Potsdam statt. Um 3 Uhr war die Dienerschaft in den oberen Gemächern in Gegenwart der Kaiserin und der kaiserlichen Kinder beschenkt Word.-,,. Um 4 Uhr folgte im Bronccsaale bei dem Kaiserpaare das Weihnachlsdincr, an dem die Umgebung derselben, darunter die Kabiiielschcfs, ihciluahinen. Uumütelbar daran schloss sich die Aeschccrung im Marmorsaale, wo wieder ans zwei wcißgedeckte» Tafeln die Gaben für den Kaiser, die Kaiserin, die kaiserliche Familie und die geladenen Damen und Herren anfgebaul waren. Wie in frühere» Jahren schmiickleii auch diesmal wieder neun Taunenbäumc, mit zahlreichen Wachskerzen besteckt, den festlichen Raum, zwei gewaltig große sür das Kaiserpaar und für das Gefolge, sieben kleinere in absteigenden Größenverhältnissen sür die Prinzen und die Prinzessinnen. Um 6 Uhr Halle die Festlichkeit ihr Ende erreicht. — Die Kommission, welcher die Ausgabe obliegen wird, die Prüfungsordnung für die deutschen Aerzte, entsprechend den Fortschritte» der »lediziiiischen Wissenschaft auf den verschiedene» Gebieten, insbesondere auch hinsichtlich der Gesnndheitslehre, neu zu regeln, wird am 5. Januar in Berlin znsainmentretcn. Sie soll bccmsiragt werden, Gulachten über die Zulassung vo» Personen weiblichen Geschlechts zum Studium der Medizin ans den denlschen Universitäten abzngebcn. — Der im Reichsamt des Innern fcrtiggestellte Gesetzentwurf, betreffend de» Schutz der Handlungsgehilfen, wird im neue» Jahre dem Bniitesrath und Reichstag zur Beschluß fassung zligehcn. — Die Nachricht, daß der Jesnitengeiieral in Rom ans Münster die Nachricht empfange» habe, die Rückkehr der Jesuiten »ach Deutschland stehe bevor, wird von der „Post" dementirt. — Die „Post" schreibt zu der Biätlermeldiing, nach welcher die Anti-Aiiarchistcnkviiferenz Mitte Januar wieder zur Berathung znsainmenireten soll, daß nach ihren Jnformaiiviie» die Negierungen zunächst auf Grund der vorliegenden Konscrenz- bcschlnssc ihre Stellungnahme sixircn werde». Ob dann ei» aber maliger Zusammentritt der Konferenz zur Anssprache über die Negierniigsbeschlüssc »vthig sei» werde, lasse sich zur Zeit noch nicht bestimmen. — Der „Schlesischen Zeitung" wird anscheinend offiziös geschrieben: Die Erklärung des Grafen Thun ist in Berlin zweifellos sehr ernst anfgcfaßt und als »»freundlicher Akt empfunden worden, und zwar mit gutem Grunde, wie die Schadenfreude der Gegner Deutschlands nnv des Dreibundes bewiesen hat. Angesichts dieser Wirkung nun, mag dieselbe noch so wenig beabsichtigt gewesen sei», glaubt »>a» in politischen-Kreisen, namentlich auch unter de» Deutschen Oesterreichs, annehme» z» dürfen, daß, wie die nach Behauptung der Wiener Offiziösen falsch aufgefaßte Erklärung des Grafen Thu» in voller Oeffcntlichleit gethan worden ist, sie in eben solcher Oeffcntlichkeit ihre Richtigstellung erfahren müsse. Leider sind die parlamentarische» Körperschaften Oester reichs zur Zeit vertagt, so daß die zunächst liegende Gelegenheit dazu vorläufig ausgeschlossen ist. Braucht man sich auch angesichts des festen Grundes unseres Bundesverhällniffcs zu Oesterreich-Ungarn nach der „Leistung" des Grase» Thun keiner pessimistische» Auf fassung über den Bestand dieses Verhältnisses hinzugebcn, so wird von einer völlig befriedigenden Beseitigung des Mißverständnisses erst nach einer solchen, jeden Zweifel auch für die Oeffenllichkeit aus- schli'eßenden Richtigstellung die Rede sein können. — Von der Nordgrenze wird dem „Hamb. Corr.* geschrieben: In Kopenhagen ist soeben von dem Agilationskorps der Nechten- partei eine Flugschrift mit dem Titel: „Til Kamp sor Netten" (Zum Kampfe für's Recht) herausgegeben worden, die in diesen Tagen in etwa 10,000 Exemplaren in der Hauptstadt und ihrer Umgebung vertheilt werden soll. Näheres über den Inhalt ist zwar noch nicht bekannt, da aber hinziigefügt wird, der Verfasser sei ein „Südjttte", so läßt sich aus diesem Umstande i» Verbindung mit de» übrigen »nd namentlich mit dem gewählten Zeitpunkte unschwer erreichen, daß die Schrift dazu bestimmt ist, Oel in das Feuer des Deutschenhasses zu gießen. — Die nicht weit von der deutschen Grenze belegene Stadt Fridericia gedenkt im nächsten Jahre zum Gedächtnißtage der für die Deutschen unglücklich verlaufenen dortigen Schlacht de» dabei betheiligt gewesenen dänischeil Veteranen ein Fest zu,,, geben und rechnet dabei auch auf Theilnehmcr südlich der deutschen Grenze. Das HaderSlebeuer Blatt „Dannevirke" hat sich bereit erklärt, Anmeldungen zu übermitteln. Ausland. Oesterreich-Ungar»». Von oppositioneller Seite wird ge meldet, daß der frühere Präsident des nngc>rischm Abgeordneten Hauses Sziläghk sofort nach den Feiertagen eiiiL energische Aktion einteitc» werde, um Banffy zu stürze». Man glaubt, daß sich auch eine weitere Anzahl liberaler Abgeordneter dieser Aktion aiischlicßcn wird. Als künftiger Ministerpräsident sei der Honvcd- »liiiistcr Fcjervary oder der derzeitige Ackerbauminister Darany cius- erscheii, während ei» Mitglied der Nationalpartei das Portefeuille des Innern übernehme» solle. Nachdem dieses Kabinet z» Stande ge kommen sei» iverde, würde cs die dringendsten Vorlagen zur Erledigung bringen, sodann das Abgeordnetenhaus anflösen und die Neuwahlen ansschreibeii, Trattkreich. Ans Paris wird vom 24. Dezember gemeldet: Der Nnsstand. der Kaufmannsgehilfen, der gestern beschlossen wurde, verursacht eine außergewöhnliche Störung im Verkehr, da die Butter-, Grünkram» und Eßwaarenläde» »>» Weihnachten eine» Ungeheuern Andrang haben und das Pariser Publikum gewohnt ist, seine Einkäuse sür die Feiertage in der allerletzten Stunde zu machen. Voraussichtlich werden die Geschäftsinhaber zunächst nach- gcben müssen. Die Polizei trifft große Vorkehrungen gegen Ruhe störungen. Grotzbritatttt««. In einer Johannesburg« Depesche der „Daily News" heißt es: „Die Tyrannei der Bnrenpolizei in Johannesburg ist unerträglich geworden. Ein Engländer wurde von einem Polizisten erschossen. Da der Versuch gemacht wurde, da» Vergehen zu verschleiern, schritt der britische Agent ein und erwirkte» daß dem Polizisten der Prozeß wegen Mordes gemacht werde. Der englische Vertreter lenkte gleichzeitig die Aufmerksamkeit der Behörden - auf andere Ausschreitungen gegen britische Unterthanen. Am Sonn» ^ . abend wurde eine Versammlung abgehalten und eine Resolution ge» faßt, die druch den britischen Konsul an die Königin von England gerichtet ist, um dem Burentrotz ei» Ende zu machen.* Umschau im Lattde. Bei den Tiappiften. Der römische Korrespondent des „Berl. Lvk.-A»z." schildert in dem genannten Blatte seinen Besuch der alte» Abtei ,,'1rs b'viibane" hinter St. Paul bei Nom in folgender anziehender Weise: Von der Porta San Paolo in Rom führt eine mit »nächtigen Bäumen be standene Allee in den Thril der Campagne», der wegen der Malaria am meisten gefürchtet wird. Sie führt vorbei an den» herrlichen deutschen Friedhof mit seinem hochragenden, feierlichen Cypressenwald, an der Pyramide des Cestius, dem ernsten prunkvollen Grabmal, das sich einst einer der reichsten Man:cr der Kaiscrzeit setzte, »nd das so »cu und gewaltig ausschaut, als ob es ein modernes Werk wäre, sie führt vorbei an der gewaltigen Basilika San Paolo Fuori le Mura, deren verschwenderische Mcirmvrpracht St. Peter in den Schatten stellt, denn sic enthält alle kostbaren Marmorarten vom gelben afrikanischen Marmor bis zu dem seltsam gezeichnete» Zwiebelmarmor, vom blau- leachtcnde» Lapislazuli bis zum niattc» Serpentin und den» grünen Malachit, — cin Meer von Marmor lat einmal Jemand die Kirche genannt. Hier enden die Baumreihc» und der Weg führt schatten los vorbei an »lalerijch gelegene» Osterien hinauf zur Montagnola, von wo ans man einen der herrlichsten Ausblicke nach Osten aus die ewige Stadt, nach Westen auf die Campagna hat. Die Gegend gehörte dereinst zu den fruchtbarsten der Welt, aber Iah»Hunderte nnd wieder Jahrhunderte sind vergangen, seit man der Sense Klingen zum letzten Male vernahm. Grausam wüthete die Malaria unter den Bewohner», die das Land vernachlässigt halten. Die Gebäude verfielen, und auch das Kloster der Trappisten, das vor »,»; in der Campagna liegt, mußte einst von den fromme» Brüder» aufgcgcben werden, die der Würgengel Malaria vertrieb. Zweihundert Jahre lang lag die Cainpagn» vollständig verödet, baumlos und brach da, bis Trappisten in Australien die günstige Wirkung von Eukalyplnscmpflaiizniigen i», Malaricigcbict kennen lernten, junge Bäumchen und Samen »ach Europa brachten und den verlorenen Besitz auch in der römischen Campagna wieder antralcn. Wie eine grüne, hochragende Insel hebt sich der Enkalyptnswald hcwe aus der Ebene hervor — die grünen Wipfel geben ciii seltenes Bild in dieser öden Einsamkeit. Links ragt das Kloster mit seine» drei Kirchen hervor, eingezäunt von einer »nächtigen steinernen Mauer. Das hohe eiserne Thor ist verschlossen, und in de», herrlich gepflegten Karte», wandeln einige Mönche, die gerade den Frcmdendicnst habe». --H Malerisch ist ihre Tracht, lieber weiß?r Kutte trage» sie einen braunen Ueberwmf init langer Kapuze. Ein Mönch öffnet die Thür, er ist gern bereit, uns hcrunizufnhrc», der xwärs Ltet'ano mit den» runden, wohligen Bäuchlein und den lustigen Augen. Selten ver irren sich Fremde in diese gefürchtete Gegend, und noch nicht lange hat der gute Pater dcn Freindcndicnst. Als er merkt, daß »vir ihm gern zuhören, wird er gesprächig und vergißt das Wort seines Schutz patrons: „Hut taes aut clio msliora, nisiitio" („Schweige oder sprich Besseres, als Schweigen"). Er führt uns in die erste Kirche hinein, in deren Katakomben sich die Gräber der 6000 christlichen Soldaten befinden, welche Diokletian an einem Tage hinschlachten ließ. Die zweite Kapelle ist die des Apostels Paulus, mit pracht vollen» Marmor ansgestattet. In der Ecke befindet sich der Sänlen- stunipf, über welchen» er enthauptet wurde. Das Haupt des Märtyrers rollte nach der Sage >»< drei Sätzen den nur weiiig schrägen Boden herab, u»d »vo er anssticß, da sprudelten Quellen hervor. Danach hat das Kloster seinen Namen „Irs 1'ontanv", d. h. die drei Quellen. Hinter der Kirche licgt ihr Friedhof. Für jeden ist sein Grab bezeichnet. Jeder macht an jedem Tage eine» Spatenstich. Manche Gräber sind schon sehr tief, manche erst begönne»,, eins aber ist bereits fertig, doch harrt es noch Dessen, der cs gegraben hat, eines uralten Mannes. Alle ihre Arbeit gehört den» Kloster, sie haben keinen Besitz, nnd doch gehört Alles ihnen. Das Individuelle ist uiiter- getancht in ein großes, festgefügtes Ganze, festgefügt durch eine seit Jahrhunderten erprobte Disziplin. Die Ereignisse der großen Welt rauschen an diesem Kloster vorüber und in scine Abgeschiedenheit dringt lei» Ton. Nicht Haß und Liebe, nicht Schlechtigkeit, nicht Lebensfreude wohnt in diesen Mauern, sondern allein der Friede, der Friede des Schweigens, der Friede der Arbeit, der Friede des Todes. Als ich das Kloster verließ, ging die Sonne unter, und als ich von der Montagnola zurückblickte, glich der Hinimel i»> Westen eine», Feucrmeer, der Enkalyptuswald schien in Flammen z» stehen, und die letzten Gluthstrahlen der Sonne woben zitternde Gloriolen um das Kloster. Welche Kämpfe gegen das «rotzige Ich spielen sich wohl in diesem Friede» »nd dieser Einsamkeit ab. Niemand ist vor seinem Tode glücklich zu Preise», auch nicht die stumme» und arbeitsamen Txappiste». Tie dritte Kirche ist eine prächtige Basilika. Feierliches Schweige» herrscht hier. Jedes Wort ist verboten, der Führer gicbt seine Er — Leipzig. Am Sonnabend Vormittag ist cS unserer Polizä gelungen, die »inthmaßlichen Urheber der seit der zweiten Hälfte de- Monats Oklober hier verübten Einbruchsdiebstähle zu ermitteln und fcstzunehmen. ES fallen den Einbrechern in hiesiger Stadt etwa 20 Einbruchsdiebstähle znr Last, bei denen ihnen Gold- und Silber sachen, Kleider, Wäsche nnd Geld in die Hände gefallen sind. Aber nicht nur hier haben sie ihr Unwesen getrieben, sondern auch iw Halle, Dessau und andern benachbarten Städten. Die Festgenommcne» sind zunächst ei» init langen Zuchthausstrafen bereits vmbefträfte« früherer Kellner Gustav Göschel aus Hoyersiverda, der am Tage seiner Festnahme gerade seinen 45. Geburtstag feierte. Göschel ist Mitte Oktober d. I. aus dem Genesungsheim Roda entsprungen, wohin er zur Beobachtung seines Geisteszustandes übergeführt worden war, nachdem ihn kurz zuvor da- Landgericht Gera wegen schwer«» Einbruchsdiebstähle zn 10 Jahren Zuchthaus verurtheilt hatte, worauf er im Gesäugniß de» wilden Manu zu durch seine Einlieserung in das genannte Genesungsheim zur Be obachtung seines Geisteszustandes, bewirkt hafte. Wie eS ihm ß" früher wiederhol gelungen' war, auszubrechen und" zu entstkehrch gelang ihn» dies auch in Roda, worauf er sich zur Fortsetzung sei»«- Einbrechcrgewerbcs nach Leipzig waiidte. Göschel's Komplizen sind ein Ehepaar Beilig, in deren Wohnung er sich heimlich anfhielt. > Die sofort vorgcnommcne Diirchsnchnng der Beilig'schen Wohnung 7 förderte eine Masse DiebstahlSob.ekte und Diebeswerkzeuge zn Tag«. Einzelne der gestohlenen Gegenstände sind bereits von ihren Eigen- thümern als von ihnen herrührcnd rekognoszirt worden. Auch dl« in der Gabc'sbcrger Straße in Reudnitz wohnhafte Frau F., bei der bekanntlich vor einigen Wochen, während sie krank im Bett lag, ei>» Einbruchsdicbstcchl ausgeführt wurde, wobei sie von einem de« Einbrecher mit einem spitzen Instrumente bedroht und an Hände» und Füßen gefesselt wurde, glaubt in dein eine» der Verhafteten mit Bestimmtheit den Thäter zu erkennen. Der Einwohnerschaft unserer Stadt ist mit der Festnahine der gemeingefährlichen Gesellschaft gewiß ei» schönes Weihnachtsgeschenk bereitet worden, den» die zahl reichen, raffinirt ausgeführt Einbrüche halten eine begreifliche Auf regung hervvrgerufeii. Die Festnahme ist der unermüdlichen, mit großein Scharfsinne geführten Nachforschung unserer Kriminalpolizei .-A klärungen nur durch Zeichen. Die mächtige Kirche ist ohne jeden Schmuck. Bor dem Altar kniet ein stiller Mönch. Als er die Fremden nahen hört, entfernt er sich. Er schaut sich nicht um, die Hände über der Brust gefaltet, mit gesenkten Augen schreitet er schnell an uns vorüber. Links führt die Treppe in den Schlafsaal der Mönche, einen große» Raum mit vielen Kämmerchen, welch« nur durch eine Wolldecke verschlossen sind. In jedem steht eia hartes Bett. A» der Wand hängt ein einfaches Crncifix, — der einzige, mit dem die Mönche Zwiesprache halten, ist der Gott, den sie im Herzen tragen, sonst schweigen sie und arbeiten, und gehen dort hin, wo die Arbeit am schwersten ist. I» der Campagna be pflanzten sie 84 Hektar mit 120,000 Eiikalyptusbäiimen, deren älteste 25—30 Jahre alt sind. Die aus Australien eingesührten Bäumchen gingen ein; dagegen wnchs der Samen schnell empor. In den erste» Jahre» forderte die Malaria wieder schreckliche» Tribut; vo» den 30 Brüdern starben einmal nicht weniger als acht. Mit den» Auswachsen der Bäume, die fast so schnell wie Gras in die Höhe schießen n»d dem Boden große Mengen von Feuchtigkeit entziehen, minderte sich die Malariagefahr; aber jetzt, »vo die Bäume erwachsen sind, ist der unheimliche Gast wieder cingekehrt. In den unteren Räumen des Klosters befindet sich auch ein« kleine Bibliothek. Ans den» Klosterhvs, den ein prächtiger Säulen- gang einrahmt, gelangt man in das Refektorium. Die Wände kahl, an der linken Wandseile eine Kanzel, über dieser ein Crncifix. Di« Tafel in Hufeisenform. Kein blinkendes Tuch, welches die Bräune der Tische freundlich verdeckt. Stumpfes Zinngeschirr vor Jedem, vor Jedem eine Flasche mit Essig und ein einfaches Tabarct für Wein und Wasser. Prächtiges schwarzes Brot. Fleisch kommt nie auf den Tisch der Trappistcu, es sei denn in Krankheitsfällen auf besondere Anordnung des Klosterarztes. An dem Quertisch sitzt der Prior. Schweigend begeben sich die Patres an ihre Plätze, schweigend verzehren sie ih»e Mahlzeit. Ein stummer Gruß an die Brüder, eine Verneigung vor dem Prior, und der Ausdruck tiefer Frömmig keit, der aus ihrem Antlitz liegt während ihres stuninien Gebete-, sind die einzigen Zeichen, daß man cs nicht mit wandclnde» Statuen zu thu» hat. Während der Mahlzeit liest ein Bruder aus der heilige» Geschichte vor, und dann gehen die Mönche stumm, wie fl« gekommen sind, wieder an ihre Arbeit.