Volltext Seite (XML)
,,WWß Riesaer O Tageblatt Donnerstag, 16. Juli 1668, abends. 61. Jahrg 16S 4 -! Ls M ;K >> »- t! L i, ^1 p Ä r!! Oertliches und Sächsisches, s Riesa, 16. Juli 1908. » —):( Heule wurde auf dem Truppenübungs platz Zeithain nach beendeter 14tägiger Uebung die Reseroe-Feldarttllerie-Abteilung deS 12. Armeekorps wieder aufgelöst. Die «inzogenen Mannschaften deS Beurlaubten standes wurden in ihre Heimat entlassen. — Am 18. d. M. findet die Brigadebesichtiguug der 32. Kavalleriebrigade, Husaren 18 und 19, statt. Hierbei sind zugegen der kommandierende General deS 12. K. S. Armeekorps, Se. Exzellenz General der Kavallerie von Broizem, sowie der Kommandeur der 3. Division Nr. 32, Se. Exzellenz General leutnant von Schweinitz. —* Bei nicht gerade ausnehmend warmem, aber doch ganz angenehmen Wetter konnte das gestrige Militär konzert im Stadlparke abgehalten werden. Auch diese« Konzert erfreute sich, wie schon die vorangrgangenen, wieder sehr guten Besuch» und zwar war nicht nur der große schöne RestaurationSgarten gut besetzt, sondern auch Inhaber von — ZaunbilletS hatten sich in sehr großer Zahl eingefunden. Sie mochten sogar einer Schätz ung nach fast ebenso zahlreich sein, wie die wirklichen Konzertbesucher. Die mit gewohnter Kunstfertigkeit von der Kapelle des 68. FeldarrillerteregimentS auSgeführten Musikstücke fanden den lebhaftesten Beifall der Zuhörer, ganz besonders aber auch die Darbietungen der jugend lichen Piston - Dirtuostn Erna Finke, die für da» Konzert mit gewonnen worden war. Die Vortrüge der jungen Künstlerin befriedigten allgemein. —* Ein Häuflein der Aktiven vom M.-G.-B. „Am phion" unternahm am DienS'ag nach geselligem Bei sammensein im Nünchritzer Gasthofe zu mitternächtiger Stunde eine Kahnfahrt von der Dampfschiffhaltestelle Nünchritz bi» zur Promnitzer Fähre. Langsam glitt die in dankenswerter Weise zur Verfügung gestellte, bunt be wimpelte Gchluppe zu Tale. Silbern spiegelte der ruhig dahinfließende Strom den Mondschein. Sanft hoben sich die Ufer, düster die Eichen des Stadtparkes vom Nacht himmel ab. Alte liebgewordene Abendlieder, darunter auch die „Loreley in neuer Melodie", klangen über den Wellen. — Bei Annahme des JnterimSgesetzeS über die Besoldung der sächsischen BolkSschul- lehrer ist von der sächsischen Regierung mit den Abge ordneten der Zweiten Kammer vereinbart worden, daß diese Bestimmungen möglichst bald, jedenfalls aber bi» zu den heurigen großen Ferien ausgeführt werden sollten. Jetzt geht dem „Leipz. Tgbl." die Nachricht zu, daß trotz de» klaren Wortlautes dieser Vereinbarungen die Bestim mungen an einer Anzahl von Lr-n bisher nicht in Kraft getreten sind, daß insbesondere auch ein hierauf bezügliche» Gesetz- und Ve o dnungSblatt noch nicht erschienen ist. Die praktischen Folgen dieser Unterlassung sind ohne weiteres klar: Die Schulverwaltungen machen «S der Regierung nach und warten, und die weitere Folge ist natürlich, daß die Lehrer nicht zu den ihnen zustehenden höheren Bezügen gelangen. Wir sind überzeugt, daß e» nur diese» Hin weises bedarf, um di« Angelegenheit in Fluß zu bringen, und daß alles geschehen wird, um die Vereinbarungen nicht al» unverbindliche Plaudereien erscheinen zu lassen. — Nun ziehen wieder Lausende in die Sommerfrischen und Bäder. Wohl findet man jetzt selbst auf dem abge legensten Fleckchen Erde auch überall eine oder auch unzählige Zeitungen vor, aber die seinige, an die man sich wie an das tägliche Brot gewöhnt hat, fehlt. Und dock ists so überaus einfach und auch nicht ksst- spielig, seine Leitung auch nach der Sommer frische zu eHchten. Erhält man seine Zeitung direkt für -a- „Riesaer Tageblatt" erbitten wir uns bis spätesten» vormittag» - Uhr de» jeweiligen Ausgabetages. Die Geschäftsstelle. Da« SNesaer Tageblatt erscheint jeden Tag abend» mit «u»nahme der Sonn- und Festtage. VlerteljShrlicher Bezugspreis bei Abholung in der Expedition in Riesa 1 Mark V0 Psg., durch unser« Träger irrt in» Hau» 1 Mart VS Psg., bei Abholung am Schalter der kaiserl. Postanstalten 1 Mark LS Psg., durch den Briesträger stet in» Hau» 2 Mark 7 Psg. Auch MonatiabonnenientS werden angenommen. Bnzeigen-Annahme sür die Nummer de» Ausgabetage» bi» vormittag v Uhr ohne Gewähr. Rotationsdruck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Goethrstrab« SS. — Für die Redaktion verantwortlich: Edwin PlaSnick in Riesa. lang dahin, welcher Lehrer sucht ihn auf? Und seine Frische vergeht, seine junge Seele wird krank, wer merkt es? Es ist gerade, alS ob die Lehrer selber niemals jung, niemals Schüler gewesen wären. Tie Seele sollen sie kennen, und was kennen sie? Tie Prädikate, dert Bankplatz. Märe es sonst nötig, datz es nach langen neun oder zwölf Jahren einer geisttötenden Büffelei eines Examens bedürfte, durch welches die Schüler dar legen sollen, datz sie nun reif sind. Wofür reif? Fürs Auswendiglernen. Und der Charakter, die ganze Per sönlichkeit, das Können? Zählt nicht mit. Leisten sie Ge niales in der Musik, und sind sie schwach in Mathema tik, dann sind sie unreif denn Mathematik gehört nun einmal zum Pensum. Strehla, 15. Juli. Die Strehlaer Fischer wurden vergangene Nacht von besonderem Glück begünstigt. Gin Stör im ungefähren Gewicht von 2 Zentnern ging ihnen in» Netz und wurde gefangen. -s- Beiersdorf. Bor ungefähr 14 Tagen war hier bei einem Pferdevirkauf unter den Käufern und anderen Personen ein größeres Zechgelage entstanden, in dessen verlaufe einer der Teilnehmer so bezecht wurde, daß er eine» Gedanken» nicht mehr fähig war. Anstatt nun den Mann nach Hause zu schaffen, trieb man allerlei Schaber nack mit ihm, steckte ihm Zigarrenstummel, Papierschnitzel re. in den geöffneten Mund. Von der Zeit an lag der Be tteffende krank darnieder und ist Ende voriger Woche ge storben. Am Montag Nachmittag sollt« die Beerdigung deS Verstorbenen stattfinden. Aber aus erstattete Anzeige hin, nach der die Angehörigen annahmen, daß der Tod auf da» Zechgelage zurückzuführen fei, erfolgte die Beschlag nahme d«S Leichnam» seitens der Staatsanwaltschaft, welche die Untersuchung über diesen Fall eingeleitet hat. * Priestewitz, 16. Juli. Den Ferienstrafsenat de» Dresdner Oberlandesgericht« beschäftigte ein interessanter BeletdigungSprozeß. Im vorigen Jahre fand hier eine vom Geflügelzuchtverein Priestewitz und Umgegend arran gierte GeflügelauSstellung statt, deren Leiter der PrioatuS Kaufmann war. Sohn und Tochter de« BereinSmttgliedeS Trobisch waren für die Dauer der Ausstellung mit ver schiedenen Arbeiten, Fütterung und Reinhaltung der Tiere pp. beauftragt. ES kam zwischen dem AuSstellungSvor- sttzenden und dem Vater der beiden Geschwister Trobisch wegen der Auslohnung zu Streitigkeiten und schließlich vor dem Amtsgericht Großenhain zum Prozeß. Am 4. Januar d. I. sandle Trobisch senior an den Ausstellung»-- oorsitzenden ein Schreiben, in dem sich der erstere über die Art und Weise der Prämiierung beschwerte, der Ausstellungs leitung Betrug und Schwindel vorwarf und bemerkte, daß nicht die Tiere, sondern die Aussteller prämiiert worden seien. Der Ausstellungsleiter erblickte in diesen Vorwürfen eine persönliche Beleidigung und zwar umsomehr, als am Schluffe deS Schreibens die übliche Achtungsformel „Hoch achtungsvoll" oder „Ergebenst" fehlte. Die erste und zweite Instanz erkannten auf Freisprechung und nahmen zugunsten de» Briefschreibers an, daß dieser nur als Der- einSmitglied seine eigenen berechtigten Interessen habe wahrnehmen wollen. Auch da« OberlandeSgericht schloß sich dieser Auffassung an und erkannte auf kostenpflichtige Verwerfung der vom VereinSoorsitzenden Kaufmann gegen da» freisprechenke landgerichtltche Urteil eingelegten Revision. Obermeisa. Einen seltsamen Fund macht« am Dienstag die Milchfrau Wurzel au» Meißen. Als sie in der Mittagsstunde von Obermeisa über den Lehmberg nach dem Roten Gute ging, wurde sie von einem in ihrer Be gleitung befindlichen Schulmädchen auf seltsame Töne auf merksam gemacht, die au» einem großen, unweit vom Wege liegenden Düngerhaufen zu kommen schienen. Da ES ist hier angezeigt worden, daß die Einlagenbücher der Sparkasse zu Riesa No. 47 523 und 48191 auf „Emilie Lorenz in Poppitz" lautend abhanden gekommen sind. Die etwaigen Inhaber der Bücher werden hierdurch aufgefordert, ihre Ansprüche darauf bet deren Verluste binnen 3 Monate« von heute an gerechnet, bei uns anzumelden. Riesa, den 14. Juli 1908. Der Rat der Stadt Riesa. «gm. von der Expedition, st) genügt eine Verständigung der selben und die Expedition wirk selbst den einfachsten und billigsten Nachsendungsweg wählen. Ist die Zeitung Lei der Post abonniert, dann ist bei der Postanstalt mündlich oder schriftlich die Nachsendung zu beantragen. Für die Uebenveisung der Zeitung nach dem neuen Aufenthaltsorte ist Lei der Post eine einmalige Gebühr von 50 Pfg. für jede Zeitung zü entrichten, die Rück überweisung nach dem alten Wohnort erfolgt kosten frei. Zu dem Zwecke ist entweder gleich Leim ersten An trag anzugeben, wie lange die Zeitung nachgesändt wer den soll, oder es ist--vor der Rückreise bei der Post anstalt bezw. dem Briefträger des betreffenden Aufent haltsortes zu melden. Für die Ueberweisung einer Zei tung nach Oesterreich-Ungarn beträgt die Gebühr 1 Mk. Tiefe Art der Nachsendung kann natürlich nur Anwen dung finden, wenn an einem Orte ein längerer Aufent- halt genommen wird. Sollen Zeitungen auf Reisen mit wechselnden Wohnorten nachgesandt werden, dann Lketbt nur übrig, dies mittels Streifbandes als Trucksache zu tun. Tics Verfahren wird indes von den Postanstalten nicht ausgeführt, sondern ist einer Privatperson zu über tragen. — Gegen den Schuldrill wendet sich der Ham burger Pädagoge T-r. Lötpenberg in einer Arbeit über „Mndheitsromane", die er in den „Neuen Bahnen" (Leipzig, Boigtländer) veröffentlicht. Ter bekannte Schul mann schreibt: Unsere Schulen sind zumeist Lern- und Trillanstalten. Wenn das Kind zur Schule kommt, hat es wie ein Künstler die Welt seiner Umgebung mit allen seinen Sinnen erfaßt, hat sich seine Kenntnis von ihr ersehen, erhört, ertastet, erschmeckt, errvchen. Anstatt um daran anzuknüpfen, darauf weiter zu Lauen und zu entwickeln, wird ihm in der Schule neben seiner Welt eine neue errichtet, deren erster Grundstein drei Striche mit einem Punkt darüber ist, eine Wortwelt, eine papicrne Welt. Einen krassern Uebergang, nein, einen wildern Sprung, wie der vom Leben vor der Schule zum Leben in der Schule gibt es nicht zum zweiten Male. Mancher kommt dabei zu Fall, und um seine gesunden geraden Glieder ist es auf immer getan. Tie Phantasie wird getötet, die Kraft gelähmt, die Persönlichkeit erstickt, aber das Gedächtnis triumphiert. Wer nichts hat als Ge dächtnis, keinen Geist und kein Herz, kann kein Muster schüler werden. Tas Pensum muß erreicht werden, das ist der Leitstern, dem jede Klasse zustrebt. Aufgeben, abhören, aufgeben, abhören. Worte! Worte! TaS ist das eine. Und das andere: Es besteht kein persönliches Ver hältnis zwischen Lehrern uno Schülern. Ausnahmen gibt es manche, viele, Gott sei Tank! Aber als Regel stehen sich ooch die beiden wie Gendarm und Räuber gegenüber. „Heute ist ein schrecklicher Tag", hörte ich einmal einen kleinen Quartaner sagen, der in dem Fach des gefürch teten Lehrers besonders Tüchtiges leistete, „ein schreck licher Tag, wir haben bei dem und dem zwei Stunden". Ist das nicht furchtbar? Und sie haben Tage, Wochen und Jahre bei dem und dem Stunden, ist das nicht entsetzlich ? Wer ersetzt ihnen das frohe Lachen, in dem sich die junge Seele so gern badet? „Meine vier Se kunda- und Primajahre", schrieb kürzlich Börries von Münchhausen, „gehören zu den fröhlichsten meines fröh lichen Lebens, aber ist es nicht merkwürdig, daß unsere Lehrer, die. täglich fünf Stunden mit uns in einem Zim mer saßen, keine Ahnung von den größten Lieb habereien, den innigst umklammerten Interessen ihrer Schüler hatten?" Nicht merlwürdig, aber traurig. Aus diesen Merkwürdigkeiten erwachsen die Schülertragödien. Wer kennt seine Jungens außerhalb der Schulbank? Wer stellt einmal die Frage, die außerhalb des Pen-'sich "dieLaute in kurzen'Zwischenräumen wie'derholien, so sums liegt? Ta wird ein Junge krank, siecht monate- vermutete die Frau, daß irgend ein großes Tier fich in Anzeige« aller Art vorteilhafteste beste Lerbmtm ««- Meblatt M AHrigrH. T»»smmm«>reff«r Femsprechstell» ^rag.bla Nr.-». Ar die König!. Amtshauptmannschast Großenhain, das König!. Amtsgericht und -en Rat -er Stadt Riesa, sowie den Gemeinderat Dröba.