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2. Beilage znm „Riesaer Tageblatt." Dnut unb v«laa von Lavaer t Wlnterltck la Nies» — Für bir Redactto» vevaEvartttch: Her« Schmidt in »tesa. Fj 117 Saaaadead, 24. Mai 1902, Ave»»«-. SS Aatzrg. veftell«lr-e« «is da» mV Ausnahme der Emm» und Festtag« täglich AtendS erscheinende „Riesaer Tageblatt u. Anzeiger" für den Monat werden von den BriestrSgrrn, de« Kaiserlichen Postanstalten, unserer Expedition und unseren Austrägern angenommen; in Strehla von Herrn Eigarrensabrilant W. Feind. Bezugspreis: SS Pf. pro Monat. — ämalran — fiiden durch da- .Riesaer Tageblatt", die im Bezirk Rir'o d rdreitetste Zeitung, weite und vortheilhafte Verbreitung. Ries«. Die Geschäftsstelle. saut Eleetrie'tät an Bord eines SeedampferS. )t( In einem Artikel über die Entwickelung der Elektri zität an Bord der Schiffe schreibt das Journal of Com- merce in Liverpool u. A. tvie folgt: .... Tie neueste und vollkommenste Antvendung der Elektricität an Bord eines Schiffes zeigt sich in der An lage auf dem modernsten Dampfer im transatlantischen Dienst, dem „Kronprinz Wilhelm" des Norddeutschen Lloyd. Aus diesem Schiffe sind ca. 14 000 Meter eisenbandarmirte Kabel in Querschnitten von 800 bis herunter zu 1,5 Quad- ratmillimeter für Haupt- und Nebenleitungen in der Ma schine und an Deck angebracht, während für die Zweig leitungen 45 000 Meter gummiumpreßter Kupferdraht mit einem Querschnitt von 1,5, 2,5 und 4 Quadratmillimeter Verwendung gefunden haben. Tiefe ganze Anlage wurde von der Union Elektricitäts-Gesellschaft, Berlin, im Zeit raum von etwa 0 Mouaten, »nährend dessen durchschnitt lich 40—70 Mann (Schlosser, Schmiede, Elektriker, Tisch ler) beschäftigt waren, montirt. Die elektrische Anlage ist in jeder Weise großartig, und wird viel zur Sicherheit und zur Bequemlichkeit der an Bord befindlichen, manchmal über 2000 Personen zäh lenden Menschenmenge beitragen. Die Elektricität ist in weitestem Maahe an Bord in, Anwendung gebracht, um eine sichere Navigirung des Schiffes zu gewährleisten. So be findet sich auf der Brücke ein Apparat, welcher genau an- >giebt, ob alle wasserdichten Thürcn an Bord geschlossen sind oder nicht. Gn Plan auf diesem Apparat zeigt die Lage jeder einzelnen Thür und ist mit jeder derselben .durch einen Contact verbunden. Es befinden sich an Bord 40 dieser Thüren, von denen 21 Fallthüren in den Ma schinen- und Kesselräumen, unter der Wasserlinie und 19 Klappthüren im Unter- und tzauptdeck liegen. An jeder dieser Thüren befindet sich ein wasserdicht umschlossener Eontact, wodurch, sobald die Thür schließt, eine Lampe aus dem auf der Brücke angebrachten Tableau entzündet wird, so daß man sofort sehen kann, ob alle Thüren ordnungsmäßig geschlossen sind. Für diesen Apparat waren allein ca. 3200 Meter isolirtes Kabel und ca. 1200 Meter isolirter Draht nöthig. Um die Mannschaft im Nothsall sofort an Teck zu rufen, oder um dieselbe auf ihre Posten bei Schotten manöver rc. zu beordern, ist ein Alarmsystem von 36 Weckern angebracht, welche in allen von der Mannschaft bewohnten Räumlichkeiten angeordnet sind. Tiefe Alarm glocken sind in zwei Stromkreise eingeschlossen. In dem einen Stromkreis liegen 12 Mecker, die in den Kessel- und Maschinenräumen, sowie in dem Dynamo- und dem Steucrraum, also überall da verthcilt sind, wo sich wasser dichte Fallthüren befinden. Im zweiten Stromkreis liegen 24 Wecker, die über das ganze Schiff vertheilt sind und für die Alarmirung der ganzen Besatzung dienen. I« der Reichsdruckerei zu Berlin. Vm Amt von Malfeld. Nachdruck verboten. II. Wie die Freimarke ««tfteht. Der erste Saal, den ich betrat, war der große Oberlicht saal der ReichSdruckerei. Hier stehen die besten und feinste» Maschinen der Druckerei, die selbst die mehrfarbigen Drucksachen, auch mit glr'chzritigem Nummerdruck, genau uud sicher selbst, ständig vollziehen. Es spricht sür die gute Ventilation, daß in diesem Raum, wo beinahe hundert große und kleine Maschinen unausgesetzt arbeiten, wo huaderte von Menschen athmen, die Luft ein« vorzügliche war. ES ist ein gutes Zrugniß für die Maschine», daß sie durchaus keinen auffallenden Lärm mochten. Gute Lust, vorzüglich arbeilevde Maschinen, zusriedrne Menschen- gesichter, das ist dte Signatur diese» RiesensaaleS. DaS Bild ändeite sich, al» wir den Saal verließen und nach einer kleinen Wanderung den Guwmirsaal betraten. „Hier ist ist unser Gummirrouw," sagte mein Führer, in dem er dir Thür öffnete, „er ist für uuS «in« zirmlich nrur Einrichtung." Ich tiat ein, nm entsetzt aukzurufeu: „Um GottrS willen, wie viel Grad haben wir denn hier?" Ein jurg'r, liebenswürdiger Beamter trat sofort auf un» zu und sagte: „SechSurdzwanzig Grad CelsiuS. Wir brauchen diese Temperatur, um die gumwirten Papierrollen in der vor« geschriebenen Stund« zu trocknen. Ma» g'wöhvt sich an die Wärme. Sie sehe», wir find in leichtester Sowmrrtoilette, Tinsache dünne Lelnenanzüge." Und ich befand mich im dicken Uebrrzirher. Aber ich litt, ohne zu klagen. DaS Papier, welche- hier guwmirt wird, dient nur zu Freimarken. ES wird in Rolle» von SO Kilo Gewicht und 900 M trr Länge gekauft. Bon diese» Rollen werde» täglich 12 Stück gummtit. Ich trat an die Gummir.Maschine, die auS einem gefüllten eiserne» Behälter den Gammirschleim auf da- Papier goß. Zwei breite, schmal« Bürsten striche» daS Lberflü size Gummi wieder ab. Diese 900 gumwirten Meter Papier laufen von selbst durch de» langen Saal und hängen sich von selbst in vier lan gen Reiben an dünnen Stangen kunstgerecht aus. Die Arbeiter stehen ruhig da und sehen zu wie die wirklich tadellos sunktio- nirende Maschine für sie aibritet, exakter und sicherer als sie eS mit ihren Hürden thun könnten. Der Guwmischlelm wird täglich frisch au» gutem Roh material in einem Rrbenrau» hergrstrllt. Der Zusatz von beste« Glyzerin dient dazu, um di« Sprödigkeit d«S Guwmi zu lindern und seine Haltbarkeit zu vergrößern. Man braucht wirklich keine Angst zu haben, wie es doch oft vorkommt, rin« Freimarke selbst mit der Zunge anzuseuchtev, di« Gummirmasse ist tadellos rein uud enthält keine Spur von schädlichen Stoffen. E» herrschte di« höchste Sauberkeit in dem Gummir-Raum, aber diese Hitze — ich war froh, ihr zu entrinnen. Alle diese gumwirten und getrockneten Papierrollen werde» in der Buchbinderei von sauberen Mädchen in paffend« vognr, zerschnitten. Dann kann die Maschine ihre Arbeit beginne». Jede Platt« enthält, von Künstlerhand gearbeitet, 100 Frei, marken. Bier Kupsrrplatten gehören zu einem Bogen, der also 400 Freimarken enthält. E» lagen ganz« Stöße von Marken aus dem Tische der Buchbinderei. Der täglich« Verbrauch ist z» groß. Die Kupsrrplatten mit den eingravirtrn verkehrten Bilder« der je 100 Freimarken hat der betreffende Obersaktor in sichere« Verwahrsam, daS ist ein eiserner, eingrmouerttr Tresor, welcher in seinem Arbeitszimmer steht. Dieser ArbrltSraum ist in einer Ecke drS großen Saale» angebracht, von wo er den ganzen Raum durch rin Fenster übersehen kann. Nicht nur di« rinsarbigen, auch die zweifarbigen Marke« können durch einmaligen Druck hrrgestrllt werden. Natürlich werden alle Werthpapiere von der Zweipsennigmarkr an bis zum Tausendmarkschrin der strengsten Kontrolle bei der Her stellung unterworfen. ES muß genau soviel Papier abgegeben werden, als dir Arbeiter empfangen haben. Da darf auch nicht da» geringste fehlen. Natürlich geht eS auch hier nicht ohne Fehldruck oder Makulatur ab. Diese unbrauchbaren Stücke werde» später sorgsam vernichtet. Im Jahre werden durchschnittlich zwanzig Millionen Bogra zu je 400 Freimarken gedruckt, also die schöne Summe von 8 Milliarden Stück Freimarken. Perforirt werden dir Freimarken erst nach vollständiger Fertigstellung. Diese Durchlöcherung geschieht aus besonderen, den sogenannten PerforirungSmaschiurn. Biel schneller und etnsacher ist der Druck der Postkarte« und Postanweisungen. Letztere werden mit und ohne Frrimukr hrrgestrllt. Alle diese Karten werden nur aus der Schurlldruck- oder RototionS-Maschine hergrstrllt. Eine solche Maschine repräsrnttrt allein «in Kapital. Bedient muß sie «erden von drei Männern, dem Maschinenmeister, dem Ausleger und Abnrhmrr. So eine Schnell druckmaschine arbeitet ganz ander- al» dl« einfache Druckerplkfse. sie kann in einer Stund« bi» zu zweitausend Bogen, mit je 2S Postkarten oder je 20 Postanweisungen liefern. An Postkarten werdrn im Jahre gedruckt rund 300 Millionen Stück; Postkarten mit Rückanwort etwa der zehnte Thell. In dem Saal, wo diese Arbeiten vollzogen werdrn, fällt: dem Besucher rin umgitterter Raum, eine Art Zimmer mitten im Saal, auf. DaS ist der Raum, wo rin Beamter weiter nichts thut, als täglich die geheimen Drucksachen de» Staat,» z« verpacke» und zu versenden. Alle Beamten und Arbeiter, welch« mit der Herstellung von geheimen Drucksachen beschäftigt find, werdrn durch Hand schlag verpflichtet. Bei den geheimen Drucksachen wird ebenso gewissenhaft und sorgsam verfahre», wie bei der Herstellung von Wertpapieren. Kein Stück Papier, kein« Makulatur darf sortgeworsen, olle- muß prompt abgelirsert werden. Die Goldene Hoffnung. Roman von Clark Russell. Mit Genehmigung deS Verfassers frei tearbeiiN von A. E. Miez. 17) Fortsetzung. „Ihr Diener, meine Herren. Glaubte schon gar nicht mehr, daß Sie kommen würden. Dies hier ist der Schooner und ein besserer ist nirgend zu haben." „Nun, dann wollen wir ihn einmal gründlich be sehen," sagte Herr Salz, und Forsberg folgte ihm, sich i« seiner Sachunkenntniß beinahe wie ein Kind vorkom mend. Die mannigfaltigen in der jetzt folgenden Unter- HMung gebrauchten Ausdrücke waren ihm ebenso un verständlich, als ob man chinesisch gesprochen hätte. Ka pitän Wintler und Herr Quilitz erklärten die Einrich tung des Schiffes, während Herr Salz seine Zufriedenheit «ehr durch wohlgefälliges Nicken als durch Worte zu «Bennen gab, und der alte Stein meist nur wie in teilnahmsvoller Erwartung auf Forsberg blickte, als ob «». , in dem Gedanken, wie sehr jenem das von ihm «jpfohlene Schiff gefallen müsse, ganz glücklich sei. Fors- bEg selber würde auf die Einzelheiten des Aussehens und der Ausrüstung des Schiffes gar nicht geachtet haben, selbst wenn er etwas davon verstanden hätte; denn als er jetzt die Planken des Verdecks unter seinen Füßen fühlte Md die Masten mit ihren Raaen über sich emporragen sah, überkam ihn das Gefühl, als befände er sich bereits «rf der Fahrt nasch dem Indischen Ozean, und mit einem qualvollen Sehnen gedachte er dabei des leidenschaft lichen Flehens, mit dem seine Verlobte in jenem Traume ihn um seine Hülfe angerufen hatte; er dachte an die entsetzlichen langen Monate, dte sie einsam dort auf jener langen Insel verbringen mußte, und an dte Qual und Verzweiflung, die ihn selber erfüllen würde, snlls er bei seiner Ankunft auf jener Insel keine Spur von Agathe fände. Für andere Gedanken hatte seine Seele keinen Raum, während er den klebrigen auf ihrem Rundgange dkrch das Schiff folgte; nur dann und tüann brachte ihn ein Ausruf von Herrn Salz oder ein kurzes Wort des alten Stein dazu, vorübergehend seinen Blick auf irgend einem Theil des Schiffes ruhen zu lassen. Herr Salz beschloß seine gründliche Untersuchung Alles' dessen, was oben auf Deck zu sehen war, mit der Frage: „Wie alt ist der Schooner?" „Fünf Fahre," lautete die Antwort. „Biel Messing hier oben. Sieht hübsch aus," fuhr er fort, noch einmal seinen Blick über das Verdeck schwei fen lassend; „ich glaube beinahe, Herr Quilitz, das Schiff war ursprünglich für irgend einen reichen Herrn be stimmt, aber ich hoffe, daß Sie diese Verzierungen beim Preise nicht in Anrechnung bringen. Ich bin im mer für solide Einfachheit — aus dem Meere geht nichts über die Einfachheit, wenn das Schiff sonst nur gut ge baut und seetüchtig ist. Tie Schönheit, nach der ich aus schaue, ist tüchtige und solide Arbeit, da» wo man sie nicht sehen kann — ich meine, unter Wasser." „4kun, Herr Salz," entgegnete Quilitz, „Sie verstehen sich ja so gründlich auf Schiffe, daß man Ihnen nicht erst die Vorzüge dieses Schooners auseinanderzusetzen braucht." „Schon gut," meinte der alte Herr, den diese Schmei chelei offenbar nicht unangenehm berührte. „Wie groß ist die Kajüte?" „Fünfzehn Fuß lang," sagte Kapitän Winkler, «in Priemchen Tabak verstohlen in den Mund schiebend. „Wollen sie uns ansehen," antwortete Salz und be gab sich, von den klebrigen gefolgt, ruKH Unten. Es war eine behagliche kleine Kajüte und hoch ge nug, daß man aufrecht darin stehen konnte. In der Mitte befand sich ein fester Tisch und rings herum Kästen, welche zugleich als Sitze dienten. Zum Schlafen waren vier Kojen, zwei auf jeder Seite, vorhanden, tatsächlich nichts weiter als Löcher in der Wand, tn die man sich von den SitzkLsten aus hineinschwingen mußte. An dem einen Ende befand sich ein Oft» und am anderen Ende die StaMbajüte, eine kleine ab« setze gemächliche Kammer, Eine schmale Wendeltreppe führte nach oben, und neben derselben befand sich eine zweite Kajüte, aber viel kleiner, als die gegenüberliegende Staatskajüte. Alles war so- klein und einfach, sah aber so solide und behaglich aus, daß man unwillkürlich das Gefühl hatte, in diesem Raum« müsse man sich selbst auf einer längeren Reise wohl fühlen. „Hier finde ich nichts auszusetzen," meinte Herr Saltz, „höchstens könnte i,ch sagen, daß die Tielen nicht ge rade nett aussehen." „Tem ließe sich leicht durch einen Teppich abhelfen," meinte Herr Quilitz. „Wie ist das Volkslogis beschaffen?" fragte Salz. „Es wird zu dunkel, um dort auch noch herumzukriechen." „Rein, trocken und behaglich," antwortete Kapitän- Winkler, „vier Kojen, und Platz für drei oder nöthigeu- falls auch vier Hängematten." Sie gingen wieder auf Teck, und Herr Salz zag Forsberg mit nach dem Steuerruder, von wo aus sie mnh einmal den Schooner lange betrachteten, während die Uebrigen in,einiger Entfernung von ihnen stehen bliebe». „Es ist ohne Frage ein schönes kleines Schiff," sagte der alte Herr, „entschieden eines der besten dieser Art, solide gebaut und seetüchtig, das steht außer Frage. Solltest Du bei Deinem Entschluß beharren —" „Entschuldige," unterbrach Forsberg ihn sanft, „aber mein Entschluß ist endgiltig und unabänderlich go- faßt." „Wohl, ich wollte nur sagen," fuhr Herr SRltz fort, etwas überrascht durch die seltsame Entschiedenheit, welche bei aller Sanftheit aus der Stimme seines junge« Vetters herauSklang, „daß, wenn Du nach dem Indische» Ozean segeln willst, dieser Schooner für den Zweck «r geeignetsten sein würde, und am besten thätest Du dar«, ihn einfach zu kaufen. Selbst wenn Du hin und zurLck! schnellste Fahrt hast, würde die Miethe doch beinahe eb«s» viel ausmochen, wie der geforderte Kaufpreis. „Da hast Du recht. Hättest Du vielleicht die Säte, den Kruf für mich -Dpischließen?"