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Gustav Landauer, zur Zett in Bregenz, und al« verantwort licher Redakteur der Eigarrenmacher ÖScar Witzle in Berlin. Die Expedition ist dem Mechaniker Wilhelm Spohr über tragen. In dem von Landauer verfaßten Leitartikel „Die Wiedergeburt des „Sociairst" wird der Tag des Erscheinens als ein denkwürdiger bezeichnet und das Blatt mit Jesus, dem Schcintodten, unter Anführung des Evang. Luca« 24, 1—5, verglichen. Der „Socialist", heißt e« dann, soll fein eine Zuflucht der Enterbten, ein Vorposten im Kampf um Freiheit und Recht. Er werde allen Mitarbeitern volle Freiheit der Meinung gestatten und dafür eintreleu, dem Voile Licht, Lust und Brod zu schaffen. Die Enthüllung des Kaiserin Augusta-Denkmals auf dem Platze zwischen dem Opernhause und der König!. Biblio thek ist bis gegen Ende Oktober hinausgeschoben worden, da der für die Enthüllung in Aussicht genommene Geburtstag der verstorbenen Kaiserin (der 30. September) nicht sestge- halten werden kann, weil der Kaiser, der der Feier beizu wohnen beabsichtigt, an diesem Tage nicht in Berlin anwesend sein wird. Die AnsiedlungS' Commission in Posen hat das 1600 Morgen große Rittergut Biclawy im Kreise Znin einem Vilen abgekaust. In den Wintermonaten soll der Tarif für die Benutzung des Kaiser Wilhelm-Kanals um 25 v. H. erhöht werken. Die Handelskammer in Kiel will nun gegen die Anordnung vorstellig werden. — Die glückliche Vollendung des 'Nord- Ostsee-kanalS hat bei unseren Rachbarn, den Franzosen und Russen, Ideen zu ähnlichen Bauten erweckt. Die Franzosen erörtern den allen Plan des „Canal des deux Mers" jetzt ganz ernstlich, und Rußland plant nunmehr nichts Geringeres als eine große Kanalverbindung zwischen der Ostsee und dem Schwarzen Meer. Der Kanal soll 1600 Kilometer lang werden. Die Querschnitte nähern sich denen Les Nord-Ost- see-KanalS mit 8,22 Meter Tiefe gegen 9 Meter, 64,90 Meter Wasserspiegel. Breite gegen 65 Meter und 34,73 Mtr. Sohlbreite gegen 22 Mtr. Sohlbrcite des Nord-Ostjee- Kanals. Der Kanal soll von Riga dem Lause der Düna, der Beresina und des Dniepr folgen und am Ausfluß des Dniepr ins Schwarze Meer bei Cherson münden. Dem Wasserbauer bieten sich keine ernstlichen Schwierigkeiten auf diesem Wege. Wie der Rord-Ostsee-Kanal, soll auch dieser in der ganzen Länge elektrisch beleuchtet werden, so daß man Tag und Nacht fahren und bei 11 Kilometer stündlicher Ge schwindigkeit in sechs Tagen den Kanal durchfahren kann. Die Bauzeit ist aus fünf Jahre veranschlagt, der Kostenüber- schlag nimmt 430 Millionen Mark sür den Kanal, das sind 270000 Mark für den Kilometer, an. Bauzeit und Kosten lassen erkennen, wie gering die zu überwindenden Schwierig keiten im Vergleich zum Rord-Ostsee-Kanal sind; denn dieser hat bei 98,65 Kilometer Länge acht Jahre Bauzeit bean sprucht und sür jeden Kilometer mehr als 1»/, Millionen Mark gekostet, was angesichts der großen Schwierigkeiten, die in den Mooren zu bewältigen waren, in um jo günstige rem Lichte erscheint, als die Kosten sür den Kilometer bei dem 25 Kilometer langen Nordkanal von Amsterdam nach Umuiden, bei dem 160 Kilometer langen Suezkanal und bei dem 6,34 Kilometer langen Kanal von Korinth vielfach größer waren. Zur Bekämpfung „etwaiger Stegmüllereien" bei den bevorstehenden Kriegserinnerungsfeiern wurde in letzter Zeit von den sozialdemokratischen Organen melsach Ausschluß aus der Partei empfohlen. Bielen wird diese Empfehlung und Bedeutung des Wortes: „Stegmüllerei" nicht bekannt sein. Stegmüller ist der Name eines Mannes aus Baden, der sich auf dem letzten Parteitag freventlich gerühmt, ec sei durch Sparsamkeit und Fleiß vorwärts gekommen, und die „Genossen" auf denselben Weg verwiesen hatte. Die ent rüsteten Führer sorgten dafür, daß er schleunigst aus der Partei „flog" und zur Warnung sür die kommenden Geschlechter nannte man nach ihm alles das „Stegmüllerei", was einem Menichen wohl ansteht, aber für die sozialdemokratische Agitation unzuträglich ist. Aus Anlaß des Geburtstages des Kaisers Franz Josef fand gestern in der JaSpis-Gallerre des Neuen Palais eine Mittagstafel von 90 Gedecken statt. Zur Rcchceu «r. Majestät des Kaisers saß der öslerreichisch-unganM Bot- schafter von Szögyeny, zur Linken der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe, Sr. Majestät gegenüber hatte der Großherzog von Baden Platz genommen. Während der Tafel brachte Sc. Majestät der Kaiser einen Trinkspruch auf das Wohl des Kaisers Franz Josef aus. Oesterreich. Gestern feierte Kaiser Franz Joseph sein 65 jähriges GeburtSfest. In allen Städten berder Reichs- Hälften wurde der Geburtstag des Kaisers durch Parade der Truppen, Gottesdienste und Volksfeste feierlich begangen. Krankreich. Dem Vernehmen nach dürste Frankreich außer dem italienischen auch die Meislbegünftigungsverli äge Oesterreich-Ungarns und Englands mit Tunis kündigen. — Der russische Ftnanzminister Witte, der für den eigentlichen Leiter der russischen auswärtigen Politik gilt, hat verschiedene Consercnzen mit dem Minister des Aeußern Hanmaur ge habt. — Sämmtliche Blätter bringen die Reife des Königs der Belgier nach Paris mit dem Vordringen d-r Congo- truppen rm Nlllandc in Verbindung. Der Verein der Combattanten von Gravelotte vcran- stattete am Sonntag in der Notre Dame-Kirche ein Requiem für die Gefallenen, bei welchem sich Präsident Faurc durch den Major Leautier vertreten ließ. Aus dem Artillerieschießplätze in Bourges haben in Gegenwart sämmtlicher Offiziere der dortigen Garnison Schießverjuche mit Melinit statigesunden. Die Resultate waren ebenso günstige wie furchtbare. Zwei klein Forts, die zu diesem Zwecke aufgesührt worden waren, nurden dierch wenige Schüsse zusammcngeschossen. Italien. Der Anarchismus regt sich wieder. In Ancona wurde Freitag Vormittag rin gewisser Umberto Bernardelli verhaftet, als er anarchistische Manifeste, in denen Caserio verherrlicht wird, an die Häuser klebte. Ungefähr 100 Exemplare der Manifeste wurden beschlagnahmt. Zur gleichen Zeit rxplodtrte auf der Treppe des Hauses, in welchem der französische Consul wohnt, eine Bombe, die wahrscheinlich rin Protest gegen die Hinrichtung Caserio'S sein sollte. Der Consul war mit seiner Familie abwesend. Zwei Personen wurden verhastct, die man sür die Anstifter der Explosion hält. Euglaud. Lord Salisbury hat in der ersten Sitzung der Oberhauses am Freitag Gelegenheit genommen, sich über diejenigen beiden Fragen der auswärtigen Politik, die chinesische und die armenische, auszulassen, die gegenwärtig in England im Vordergründe des politischen Interesses stehen. Ueber die jüngsten Greuelthaten in Kutsche ng vermochte Lord Salis bury nur zu bestätigen, was vorhin schon bekannt geworden war, daß die chinesische Regierung die Bestrafung der Schuldigen zugesichert habe. Ausführlicher verbreitete sich der englische Premierminister über Armenien. Belgien. Das Schulgesetz wurde am Freitag in der Depulirtenkammer mit 81 gegen 52 Stimmen angenommen. Serbien. Kurz vor der Abfahrt des Königs wurde noch eine Aenderung seines Neiseplanes getroffen, derzusolge sich der König von München aus zum Besuche feines Vaters nach Luzern begeben wird, während seine Mutter direct nach Biarritz weiter reist. König Alexander wird nach mehr tägigem Ausenhalte ,n Ludern über Lyon nach Biarritz fahren. Marokko. Das spanische Geschwader ist wieder in See gegangen. vernicht« mW Sächsisches. Riesa, 19. August 1895. — Tagesordnung für die öffentliche Stadtverord- neten-Sitzung Dienstag, den 20. August 1895, nachmittags 6 Uhr. RathSbeschluß, die Festsetzung der wegen Einführung des Schlachthofzwanges an Besitzer Riesaer Privatschlacht stätten zu gewährende Entschädigungssumme. Vortrag der Anlagenkassenrechnung pro 1893. Vortrag der Armenkassen rechnung pro 1893. Restantenregulativ. Geschäftliches. — Ein Kunstwerk, entstammend der Werkstätte des H-rrn Paul Rühle, Kastanienstraße, kam im Laufe des heurigen Tages zur Versendung. Ein aus sächsischem Sand stein gearbeitetes, schmuckes Kriegerdenkmal war es, bestimmt für den Kgl. Sächs. Militärverein zu Reichenbrand b. Sieg mar, das am 1. September eingeweiht und bis dahin dort ausgestellt werden soll. Das Kunstwerk, das bis auf seine klein sten Theile aufs Sauberste gearbeitet ist, giebt ein gutes Zeug- niß von der Leistungsfähigkeit der Firma. Es hat die an sehnliche Höhe von ca. 5 Metern und ein Gewicht von beinahe 200 Centnern. Allein der granitene Grundsockel, dessen vier Seiten je 1 Meter 30 vuq messen, besitzt ein Gewicht von 25 Ctr. DaS Denkmal trägt geschmackvolle Verzierungen. Die Spitze desselben zeigt 5 gethürmte vergoldete Kugeln. Seine Inschrift lautet: „Den Gefallenen zum Gedächtniß, den Lebenden zur Anerkennung, den künftigen Geschlechtern zur Nacheiferung!" Das gesammte Kunstwerk, zu dem noch eine 4 Meter breite, geschmackvolle Umfassung gehört, repräsentirt einen Werth von 1800 Mark. — Für die heutige Nacht sind in unserer Stadt 11 Offiziere, 175 Unteroffiziere und Mannschaften und 188 Pferde vom 2. Husaren-Regiment No. 19 aus Grimma ein quartiert worven. Der Abmarsch erfotgt bereits morgen wieder nach Großenhain zu, wo das Regiment sich voraus sichtlich längere Zeit übungshalber aufhallen wird. — Mrt dem 1. September l. I. eröffnet Frl. Martha Schwartz in unserer Stadt ein Handarbeüs-Lehr-Jnstttut für junge Mädchen. Wir verweisen Interessenten diesbezüglich aus die betreffende Anzeige im heurigen Jnseratentheite. — Die Opfer an Menschenleben, ore der 18. August forderte, sind enorme gewesen. Die Franzosen geben rhre Verluste auf 13000 Mann an; sie hauen erwiesenermaßen über 180000 Mann im Feuer. Die genaue Stärke der 7 deutschen Corps, die ihnen gegenüber standen, betrug 178 818 Mann. Mit annähernd gleichen Kräften war Mach der Feind aus einer Stellung vertrieben worden, wie sie kaum günstiger gedacht werden konnte. Natürlich mußte dabei der Verlust des Angreifers sehr viel größer sein als der des Vertheidigers. Er bezifferte sich für das deutsche Heer auf 20159 Mann, darunter 899 Offiziere! Der Verlust des sächsischen Corps betrug 89 Offiziere .nd 2098 Mann. Darin sind die bald nach der Schlacht an ihren Wunden Erlegenen und die Vermißten mit einbegriffen. Bei weitem am meisten hatten gelitten: das 1. Bataillon des 107. Regts., welches nur 2 Offiziere übrig vehie.l ; die 4. Kompagnie oes Leib-Grenadier-Regimenls Nr. 100, welche zwei Drittel der Offiziere und ein Drittel der Maniychast verlor. Beträchtlich waren die Verluste noch beim 2. Bataillon des 107. Regts., dem 2. und 3. Bataillon des 104. und 105. RegtS., bei den beiden Grenadier-Regimentern Str. 100 und 101, dem 3. Bataillon 108. Regiments und dem 12 Jäger-Bataillon zu nennen. Der Verbrauch an Artillerie-Munition bezifferte sich auf 2235 Schuß. Mit der Fahne, des 1. Bataillons 107. Regiments in der Hand fielen 3 Offiziere und 3 Unteroffiziere und Soldaten; die Fahne des 2. Bataillons desselben Re giments ging in ähnlicher Weise durch die Hände von vier Militärs. — Die Festlichkeiten des 25. Jahrestages der Schlacht von St. Privat haben, begünstigt vom herrlichsten Wetter, einen glänzenden Verlauf gehabt. Am Morgen des gestrigen Tages sand eine Reveille des hiesigen Regimentsmusikcorps staci; am Vormittage hielt dar hiesige Regiment einen Feld gottesdienst ab. Schon gegen 10 Uhr herrschte auf dem Excrcierplatze hinter der Weidaer Kaserne, der für diese Feier bestimmt war, ein reges Leben. Hunderte von Personen allein hatten sich dort als Zuschauer eingestellt. Ein fein ausgestattcter, prächtig geschmückter Feldaltar, zu dessen beiden Seilen Geschütze Ausstellung gefunden hatten, war ungefähr i»! der Mitte des Platzes mit der Stirnseite nach den Kasernen gebäuden zu errichtet worden. Recht« davon hatte da« Trow- petercorps, sowie die Ehrenbattrrie, deren Geschütze mit Eichenlaub bekränzt waren, Stellung genommen, an die sich dann weiter im Halbkreis ein Tbcil der zu der Frier ge ladenen Militärvereine anschloß. Zur Linken des Altars, in der Nähe de« Munitionsmagazins, war eine Tribüne sür die Offiziersdamen und die Behörden errichtet, und weiter nach Unks, den Halbkreis abschließend, folgten gleichfalls mehrere hiesige Vereine. Gegenüber dem Altäre hatte das Regiment, an seiner Spitze die Herren Offiziere, die Herren Sanitäts offiziere und die oberen Militärbkamten Ausstellung genommen. Von den hiesigen Vereinen nahmen theil: die Kampfgenossen von 1870/71, der Militärverein von Riesa und Umgegend, der Kriegelvsrein „König Albert", der Militärverein „Jäger und Schützen" und die Vereinigung „Artillerie, Pioniere und Train", »/,11 Uhr begann der Gottesdienst mit dem Gesänge des Chorals: „Eine feste Burg ist unser Gott", der von der Mtlitärmusik intonirt und begleitet wurde. Die Fcstpredigt hielt Herr DiakonuS Burkhardt. Er betonte eingangs seiner gehaltreichen Worre: Obwohl das deutsche Volk schon beinahe 25 Jahre tiefen Frieden habe, habe und könne es Loch nie mals den wahren Frieden besitzen, sobald cs seinen Gott vergesse, und, indem er dem deutschen Volke ein „Wache auf!" zurres, legte er seinen weiteren Worten den Bibeltexc MoseS 5,4 Vers 9 ff. zu Grunde mit dem Thema: „Herr, erhalte unserm Volke das Gedächtniß frisch für Deine Großthaten an ihm!" Ueber diesem Gebete wird uns geschenkt werden: 1) die rechte Demuth und Dankbarkeit, so daß wir Gott allein die Ehre geben; 2) das rechte Gottvertrauen und die brennende Liebe zum Vaterlande, so daß wir würdig und fähig werden, unser vaterländisch' Glück zu besitzen und zu bewahren." Nach dem Gesänge des Chorals: „Wer nur den lieben Gott läßt walten" und nach einem oon Herrn Diakonus Burlhardt gesprochenen Gebete folgte ein Präsentirmarsch, gespielt vom berittenen Trompetercorps, währenddem von 4 Geschützen mehrere Salutschüsse abgeseuert wurden. Nach Beendigung des Gottesdienstes defiline die Ehrenbatterie vor der Front des Regimentes, wo auch dre Fahnendeputationen dcr Militär- ve.eine mit den Fahnen Stellung genommen halten. Die Militärvereine marschirtcn nach Schluß der Feier sofort zur Schmückung des bescheidenen Kriegerdenkmals nach dem Friedhöfe, wo die Militärkapelle beim Eintritt derselben einen Choral intonirte. Hierauf wurden unter schlichten Worten von nachstehenden Vereinen Lorbcerkränze am dortigen Denkmal niedergelegt: 1) von den Kampfgenossen durch Herrn Vorstand Krackau, 2) vom Kricgervcrein „König Albert" durch Herrn Kaufmann Seidel, 3) vom Wiiliiär- verein sür Rie;a und Umgegend durch Herrn Pensionär Franz, 4) vom Militärverein „Jäger und Schützen" durch Herrn Gärtner Keßler, 5) von der Vereinigung Artillerie, Pioniere und Train durch Herrn Schneidermeister Otto, 6) vom Militärverein zu Poppitz, Mergendorf und Um- gegcnd durch Herrn Vorstand Hennig. Außerdem ehrte Herr GaSanstaltsinipektor Storl seinen am 2. Dez. 1870 in der Schlacht bei Villiers gefallenen Bruder mit einer Kranz spende. Daraus wurden von der bewaffneten Abthcilung des Militärvereins zu Riesa und Umgegend 3 Ehrensalven abgegeben. Mit dem Abspielen des Chorals: „Wie sie so sanft ruhn", erreichte die erhebende Feier ihren Schluß. Die Vereine marschirten sodann unter Vorantritt der Musikkapelle nach dem Hotel Kronprinz, wo sich die Theilnehmer zu einem ungezwungenen Beisammensein vereinigten. Nachmittags 3 Uhr sammelten sich eine Anzahl hiesiger Vereine im Kaiserhof, um von da aus durch die Wettiner-, Haupt, urd Parkstraße nach dem Stadlparke zu marsckiren. An diesem Festzuge beiheil,gten sich: die hiesige Scbützenge- seüschaft mit Fahne, der K. S. Kriegerverein „König Albeit" mit Fahne, die bewaffnete Abthcilung des Miliiärvereins I., die städtischen Collegien, die Lehrerschaft und der Gesang- verein Amphion, 42 Festjungfrauen, die Kampfgenossen von 1870/71 mit Standarte, der K. S. Militärverein für Riesa und Umgegend, der Verein „Jäger und Schützen", die V r- einigung „Artillerie, Pioniere und Train" und eine Abthcilung Feuerwehr. Der Festplatz im Stadtparke trug ein der Feier des Tages entsprechendes, würdiges Gewand. Vor der Con- certballe standen, von Laubwerk umrahmt, die Büsten unseres verehrten Kaisers und Königs, die Fahnen dcr Vereine hatten dort ebenfalls Platz erhalten und im weiten Umkreise des Platzes hatte man Vorrichtungen zu einer Illumination am Abende getroffen. So wurde der Besucher schon beim Betreten des Platzes in gehob ne Stimmung versetzt. Das dortige Concert spielte die Stadtcapelle, die Festrede hielt Herr Assistent Hofmann. Seine von glühendem Patriotis- mus durchwehte Rede, die mit einem dreifachen Hurrah auf Se. Majestät den König Albert schloß, und der der Herr Fest redner ein weiteres dreifaches Hoch auf Se. Majestät den deutschen Kaiser folgen ließ, hatte etwa folgenden Wortlaut: Vor 25 Jahren! Wer hätte sie nicht gelesen, und immer wieder gelesen, die Wiederholung der kurzen Schlachtenberichte welche unsre Zeitungen in demselben, Wortlaut wie vor 25 Jahren veröffentlichen? Weißenburg, Wörth, Spichein, Mars La Tour, Giavelotte oder St. Pri vat, eine Reihe von Schlachten und Siegen ohne Gleichen, aber die Berichte darüber, kurz, ohne Prunk, gleich einer Meldung über ge- thane Pflicht. Lange Beschleibungen, ganze Bücher sind von berufenen Federn geschrieben worden, sie sind inhallearm gegen die wenigen Worte, mit welchen unsre Schlachtcnlcnier dem deutschen Volke die Siege verkündeten, welche seine Armee erfochten. We'che Begeisterung durchbrauste damals die deutschen Lande, eM ungekannter Hochgefühl durchzittertc die Brust eines jeden Deutschen! Man ahnte, daß daö kcuimen mußte, was wir so lange ersehnt. Welche Erinnerungen aber leben in uns, die wir die Ehre hatten, ntttslre tcn zu dürfen, wieder aus! Ernst waren die Tage, schwer die Pflicht. Den Stra- papcn des Marsches folgte der Bivuae mit seinen Entbehrungen. Patrouillen und Wachen vermehrten die Ansüengungen. Und nahten die Stunden deS Kampfes und dcr Schlacht, und ein leises Beben durchzitterte unser Inneres, dann wendeten sich die Blicke nach denen, deren Führung wir anvertraut waren. Der strenge und ernste Bltck dcö Obersten duldete kein Zagen. Eng schlossen wir uns an unsere Offiziere, welche mit unS in gleichem Schritt und Tritt den Kamps und Tod entgegen gingen im festen Vertrauen aus die Umsicht Der jenigen, denen wir Alle anvcrtraut waren Ader nahte die Ent scheidung, da gab cs kein Zagen, lein Rückwärts, weder der fallende