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A Zs sicher' Sa. Tie Schlappe von ehedem ist ausgeglichen uno seitdem ist Paul vorsichtig geworden. Aber er ar- leitet setzt mit Glück, denn seine Verbindungen sind ge radezu glänzende geworden. Es geht auch rapide a»lf- wäriS. r Natürlich glüht in seiner Brust noch immer die Flamme der Dankbarkeit für den uneigennützigen Freuno, aber davon spricht er zu niemand, und wenn es irgend angeht, meidet er auch die Nähe des Freun des, denn er hat das leise Gefühl, als schäme er sich vor diesem jastichten Menschen. Auch bei Fräulein Frieda Hat er sich herzlichst be dankt. - Er hüt sie einige Mal ins Theater geführt, ist auch einige Male mit iHv spazieren gefahren, als er aber merkte, daß sie den vertraulichen Don von ehedem »vie rer mischtug, hat er sich nach und nach vor» neuem zu rückgezogen, denn sie zu heiraten, daran dachte er auch setzt noch nicht, — — —das hieße doch die Tankbar- keit ein wenig zu weit treiben, zumal jetzt, wo er bald genug eine glänzende Partie machen Sonnte. Einmal indessen kam er allmonatlich mit den bei ten Geschwistern zusammen, das war schon nicht zu um gehen, nur war er stets froh, »venu seine Geschäftsfreunde von diesen Besuchen nichts erfuhren, eine Em ¬ pfehlung für ihn wäre das doch gewiß nicht, meinte er stets mit ironischem Lächeln. * * 7 - -> *. ... Ein Jahr später. Louis Hensen ging mit seiner FE AVer den Opernplatz, war «ine Minute vor Beginn der Oper. „Geht da nicht Dein Freund Sernow mit der Fa milie Mols zusammen in- Opernhaus^ fragte oie Fra«, . Gleichmütig nickte Jensen nur. § '' „Ater er grüßte Dich doch garnicht?"- Z' ' . ,,-pr wiro uns nicht gesehen haben." s - ' Pause. Beide denke,! nach. Dann die Fcaur „Sag' mal, ich dachte, der Sernow würde einmal die Frieda heiraten?" „Ja, das bildete ich mir auch dm, aber »vir scheinen uns geirrt zu haben." „Findest Du nicht, Mann, daß der Servow unS jetzt auffallend vernachlässigt?" „Liekes Kind, er hat so viel« Verbindungen, denk doch nur, wie groß sein Mchiist:geworden ist.» „Ja, ja, das schon, aber er ist Dir doch Tank schuldig, li-rter Louis." Jenstn zuckte die Schultern „EL hat ja vor acht Tagen alles zurückgezahlt" „Aket damals hast Tu ihn doch vom Ruin ge rettet!" Jensen nickte mit wehmütigem Lächeln. „So etwas vergißt man §ar bald." „Aber er ist doch Tein Freund!" „Jcy sürchte, er ist es nicht mehr", sagt« er und machte sich stärk, denn die Tränen wollten hochkommen. Zwei Jahre später. Ein glänzender Hochzeitszug schreitet durch die re i rüg-? schmückte Arche. Tie Tomen in prächtigen Seiden- und Brokatroben, funkelnd von Diamanten und anderen echten Steinen, die Herren in Frack und Uniform, geschmückt in: Glanz all ihrer Ordenssterne. Paul Sernow führt die einzige Tochter des stein reichen Wolf an den Altar. Im Mittelschiff der Kirche sitzen die Zuschauer, eng gedrängt, Kopf an Kopf, und halblaut wird die Unterhaltung geführt. SS — „Jä > der ist jetzt schöne 'raus", sagte eine dick« Dame, „der hat nn genug für dies Leben, zwei Ml- lionen kriegt sie ja mit." Allgemeines Erstaunen und KVpfschütteln der Be wunderung: I „Aber der hat's auch verstanden. Tsr ist en ganz Schlauer! Früher, ach du meine Jüte, da hätten Sie mal sehen sollen, — — das reine Elend, sage ich Ihnen! Ich kannte ja seine ganze Familie, — kaum satt zu essen hatten sie!' . Tann meinte eine andere: „EL stand doch mal sehr an der Kippe, nicht wahr Tie dicko Dame nickte, als wisse sie alles: -,Sos was rergißt man schnell", lächelte sie boshaft. In diesem Augenblick kam das Brautpaar vorüber. Alles schwieg und staunte das Paar an. Und ganz drüben in der Ecke, ungesehen Von allen anderen, saß ein alterndes, Mädchen und drückte das Tuch ans Gesicht. „Aber Frieda- nimm Tich doch zusammen", sagt» ihr Bruder, der hinter ihr stand. „Ach, LouiS," flüsterte sie, „ich HM ihn ja so gr- liebt." 7 : Del ertönte laut des Predigers Stimm« und' ebenso laut sprach der junge Bräutigam sein ,Ha". Ganz hinten aber saßen sie Geschwister und blickten durch tränsnumfbsrte Augen auf all den Pomp und' Glanz, der sie mm auf immer von dem Freunde trennte« , Was auf einmal nicht gelinM * Zeit und Fleiß zuwege bringt. Wo man arbeitet, da ist genug; Wb man aber mit Worten umgeht, da ist Mangel. Ein schönes, herrliches Weib, -ÄS unvttmählt bleibt- ist eine stille und doch kaut« Anklage« gegen alle Männer. . " - »sg. Goltz« : * Je meyr Kummer das Hertz gekostet hat, je tkefier empfindet es jedes kleinste GlAL * Dio wcchre Beredsamkeit besteht darin, hast man alles nnv nur sagt, was »Stig ist. « ES gibt keine« größeren BbrschSendtt als Len Geiz hals. Er rergeudet sein Leben auf die Erwerbung dessen- was er weder genießen kann noch will. EStvös. , rZAWAWWl »Lir-lvFv RmseleAe. SorUette. Zwölf zweisilbig« Wörter bilden eine Wortkett«, d. h. bi« Endsilbe jede« Worte« ist gleich der Anfangssilbe de« nächsten und die Endsilbe de» letzten gleich der Anfangssilbe de« ersten. Die zwölf Wörter bezeichnen: 1. Sine Blume. 2. ein in den Psalmen öfter« vorkommende« Schlußwort (ungefähr gleich Amen), 3. «inen alttestamentlichen männlichen Namen, 4. eine Fahne, 5. eine italienische Stadt am Meerbusen von Genua, S. eine spanische Hasenstadt, 7. eine Stadt in Thüringen, S. eine Münze, S. einen Singvogel, lö. ein« Wissenschaft, ll. ein Wort für GesichtLauSdruck, 12. einen römischen Kaiser. Auflösung au« Nr. 5. „DaS ganze Deutschland soll e» sein." (Au« dem Lied« „Was »st des Deutschen Vaterland?") Druck und Berlaa von Lanqer L Winterlich, Riesa. — Mr die Redaktion verantwortlich: Edwin MaSnick, Riesa. ein grr Tauer. der Land^ tung des «es«, tz« U. Ketznmr ISS» ErMler an drr Elbe «ellrtr. Gratisveilage ;«» „Riesaer TegeBlett". Am Scheideweg. Von Eberhard Forst. Nachdruck verboten. " ", Gottfried Metterow, der vielgenannte Besitzer einer der vornehmsten Bitten des Berliner DiergartenviertelS, ging in der Nacht des 31. Januar 1889 ruhebos in seinem schönen, Hohen, mit weichen Teppichen belegten Zimmer Mn und her. Wer den immer noch auffallend stattlichen Fünfziger am Tage zuvor die Börse verlassen gesehen. Mite ihn in dieser gebrochenen Gestalt, diesen bleiche«!, verzerrten Zügen, diese« unstät flackernden Augen gewiß nicht wieoererkannt. Gr war jetzt ein verzweifelter Mann, denn er stand vor dem Nichts. Mairs gehörte ihm mehr. Ter KcösuK wär xnm Bettler geworden und zog die Seinen uncmfhattsam mit sich herab. Immer wieder suchten die Blicke des Unglück lichen das Bild seiner Frau, die aus breitem, goldenem Rahmen ruhig, kühl und selbstbewußt zu ihm herniedersah. So hatte Therese Sartorius stet- geblickt. Als er ihr damals, von ihrem Later dazu ermutigt, seine Liebe ge stand, und auch später, als er jeden ihrer Wünsche erriet, sie mit allen! Glanz des Reichtums umgab, ihr Millionen zu Füßen legte. Tenn sie Halde es nie vergesst« können, daß er der unbemittelt« Buchhalter ihres BaterS gewesen und nur durch die Punst desEchicksalS die kaufmännische Größe geworden war, die man in allen zivilisierte» Ländern mit Achtung !u«d Bewunderung ncmnte. Und die,« Erinnerung, die sie meisterhaft in ihre« Gatte» wachxühalten verstand, hatte bis in die Gegenwart hinein das Gefühl einer Abhängigkeit in ihm genährt, die in dem ehelichen Leben sowohl als in der EHiehung der Kinder beständig zum Ausdruck kam. Wie ihn» der erste bedeutende Orden nur um seines schönen, ehrgeizigen Weibes »Villen eine? besondere Genugtuung war, und er der bevorstehenden Erheburtz in den Adelsstand mit Freuden cntgegensah, so hatte er auch, seiner Ueberzesch- üug entgegen, keinen Einspruch zu «Heben gewagt, al bte sonst jp kluge um» tvittenSstarkd Frau ihre begah- ten, liebenswürdigen Kinder auf unverantwortliche Weist verzog Er war immer nur die Quelle gewesen, au- der ma« lohne Unterlaß schöpfte. Und nun sollte diese Quelle versiegen, sollten die » er wähnten, verweichlichten Kinder des Glückes in das wirk liche Leben, in die Armut, Entbehrung und Demütigung, den Harren Kampf umS Dasein hinaus. Gottfried Metterow ging immer noch wie ein ge hetztes Wils auf den weichen Teppichen auf und ab. Tie Qual der Verzweiflung im Herzen, schwere, bange, wider streitende Gedanken hinter der schmerzenden Stirn. Denn noch war ja der Würfel nicht gefallen, der über sei« Schicksal entscheiden mußte, noch stand er am Scheideweg, ungewiß uno zagend, wohin er sich wenden sollte. Solange man in der Provinzialstadt L. auf das Bantgei chäft A. W. Sartorius zurückblicken konnte, und das war »eit vielen Generationen der Fall, hatte es der schcidenen Nachbarhause ein prächtiger Junge auf, solch einer, dem Sesundheft und Frohsinn au» den strahlende« Augen locht«, während die strammen Beinchen nie längs«« gehen, sondern sich immer nur in beschleunigter Gangart bewegen konnten. ES war keine Kleinigkeit für «. W. Sartorius, di« Gitwickelung de» Knaben nicht nur neidtoS mitanzusehe«, sondern ihn auch derart in- Herz zu schließen. Laß er sich förmlich um dje Liebe des munteren Buben bewarb. Wie er aber de» echten Kaufmann nie zu verleugn«! pflegt«, hatte er auch bei djestch Evldbsreit- an das habe»» gedacht. Wen» der ZNnge das nmrde, waK er z» wecken versprach — ei« intelligenter, fleißiger Mensch- durfte, nein, sollte er nach vollendetem Schulbesuch dem Bankgeschäft eingefügt werden und ihm später zur Seit« stehen, wie ihm der eigene Sohn zur Stütze gedient habe« würde. Richt einen Augenblick hatte er dabei für möglich ge halten, daß die- Phantastegebild« durch den Wille« eine» andern ins Wanken geraten und sich nicht verwirkliche« könne. Und doch »Var der Vater de- Kleinen auch seinerseits füv die Zukunft desselben bedacht und hatte bereit» et« stattlicher Lüstschboß für, seinen einigen Junge» gebaut. Bor allem sollte eod a - erhalt«!, nm« ihm selbst ver sagt worden war, eine gute wissenschaftliche Vilvung, wts sie ihm das dortige, ganz vorzügliche Gymnasium bad Und auf oat Abiturium sollte dann ein Studium folge« und cs Gottfried Lberlafssen bleiben, welche» Beruf er bevorzugen wollte. So hatte es sich Herr Wetter»» sen. an der Lieg« seiner Suröes gekbt, und dies Gelübde war .von seiner treue« Lebensgefährtin mit gefalteten Händen und eine« leisen: „Go Gott Mill!" beglaubigt worden. Es war eine bittere Stünde für L. W. Sartorius, vl- Hm diese anundfü, jrch ganz lö^iche Absicht ge legentlich und in aller Harmlosigkeit nsttgeteitt wurde. Und es spricht tvicker für seine« Charakter, dich er sich durch dieftm drohenden Perlllst cUs-Mchisch nichv erbittern und als Kaufmau« «ich: entmutigen ließ, foüder» üue günstigere Konjunktur in Ruhe abMvartor beschloß, ahnungslos, daß sich eine solche frühe genug und auf f» betrübende Weise einstellen würde, wie er fie am wenig sten gewünscht und erwartet hatte. Kämmerer Wettervw, ei« gesunder, kräftiger Rann, wurde so plötzlich von seinem Amt Und seiner Familie himveg in- Jenseits gerufen, daß er nur noch die zum Osterquartal besonders dringenden Geschäfte erledigen, sein Hau- bestellen und dem geliebten Sohn die Hand auf» Haupt legen konnte, bevor ec die Angen für immer schließe,! und sich zu seinem letzte« Rechenschaftsbericht anschicken mußte. So hatte nun das, was den armen Hinterbliebenen zum bittersten Schinerz gereichte, für A. W. Sartorius die Erfüllung seines LieblingÄvunsches zur Folge, und Gottfried Metterow trat nach glänzend bestandenem Lb turimn mit 17 Jahren in das Bankgeschäft ein. * e-i» N L--S! § A' s 3 » » ? Firma nie an einem männlichen Erben gefehlt. Nur dem derzeitigen Inhaber war statt eines solchen eine Tdchter geboren worden. Ein kluges, bildhübsches Mädchen, — -aber kein Sohu. Uno während nun der reiche Mann je länger je mehr unter sie,em einzigen Manko litt, das er in seinem Lcbensbuchc zu verzeichnen Hütte, blühte in dem be- Statt jetzt aber mit der endlichen Errungenschaft zu frieden zu. sein und sich an der Gegenwart genügen zu lassen, eilte die geflügelte Phantasie des sonst so gediegenen Mannes, angesichts des blühende«, reichbegabten Jüng lings an seiner Seite, schon wieder in tüe Zukunft vor- aus und malte ihm diesmal eiu Lustgebilde so eigener Art, daß er sich Ku Anfang durchaus nicht mit diesem