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beobachtet worden war. Grenier und Pascher waren Feinde in und außer Dienst, die gesummte Bevölkerung «rgrisf Partei. In Sachsen für, m Böhmen gegen die Beamten. Dort gina keine Tanzmusik zu Ende, ohne daß «s nicht zu Demonstrationen gekommen wäre «gegen die Grenzer. Man merkte deutlich, daß ein „Organisator" thätig war, der die Pascher mit Instruktionen versah, die gemeinsamen Beutezüge leitete, die Bevölkerung beeinflußte zu Gunsten der Pascher. Unblutig liefen die Zusammen- stütze nie mehr ab, die Pascher setzten sich zpr Wehr, sie schossen nieder, was sich ihnen in den Weg stellte. Drei Beamte waren schon schwer verletzt worden. Die Pascher stellten sich jetzt nicht mehr ausschließlich Samstag» in der Stadt ein, sie kamen alle Tage.. Darüber machten 1>ie Tabakhändler zwar sehr vergnügte Gesichter, aber die Behörde entschloß sich nunmehr doch zu entschiedenem Eingreifen. Die Grenzwachen wurden verstärkt und es wurde der Oberkommissar Weinert mit der Leitung der Sl'rion gegen die Schmuggler betraut. Weinert war ab- ikommandirt gewesen nach einem Distrikt des sächsischen Vogtlandes, wo namentlich der Biehschmuggel geblicht chatte. Hier hatte er bald durch eiserne Strenge „reinen Tisch- gemacht. Jetzt nahm die Regierung seine Dienste >in ganz ähnlicher Weise in Anspruch. Kurze Zeit darauf traf ich Wenzel wieder, er hatte sich mir wohl absichtlich in den Weg gestellt. „Er" ist da," — lachte er — „jetzt geht's los. Dem Burschen tränke ich's ordentlich ein . . . Lieber Doktor," — er näherte sich mir vertraulich — „'n schlechter Kerl bin ich Nicht, das wissen Sie. Aber was Recht ist, — na, der Mann soll doch nicht zum zweiten Male .... Wagt er sich jetzt wieder in unser Haus, — ich habe noch eine jüngere Schwester, — dann ...Seine Augen glühten, er griff mit plötzlicher Bewegung nach der Rocktasche, zerrte mit kurzem Ruck einen kleinen braunen Schaft in die Höhe, — ein Blick genügte mir, um zu sehen, daß Wenzel einen Revolver mit sich führte. Ein Pascher mit einein Revolver, das war ja geradezu, — ehe ich aber noch ein Wort sagen konnte, war Wenzel »m die Ecke geeilt. Die Plänkeleien zwischen Schmugglern und Grenzern dauerten fort. Oberrommissar Weinert entwickelte eine fieberhafte Thätigkeit, doch blieb jeder Erfolg aus. Er knüpfte jenseits der Grenze Verbindungen an, er erschien sehr ost in Wenzels Heimathsdorf, er gab den Leuten zu verstehen, daß sie viel Geld verdienen könnten, wenn sie nur reden wollten. Er war freigebig, „spendirte" da und dort eine Fünfguldennote; man nahm sein Geld, aber über die Schwärzer und ihre Helfershelfer war kein Sterbenswörtlein zu erfahren. Weinert war hin und wieder auch mit Kathinka Wenzel zusammengekommen: einer drallen Jungfrau voll kindlicher Unschuld. Die schmucke Uniform des Beamten gefiel ihr, dazu hatte er rin ganz anderes Benehmen wie die Burschen des Dorfes, rr konnte von Manchem erzählen, von dem sie noch nichts wußte. Deshalb plauderte sie gern mit ihm, sie suchte sie Gelegenheit auf, mit ih-- zusammen zu treffen, sie ,eichnete ihn vor den Dörr rn in augenfälliger Weise ins. Weinert ließ sich von dem Mädchen anschwärmen, )hne auch nur daran zu b nen, daß sein passives Ber- jalten diesem wie eine Er..unteruvg erschien, den Dorf bewohnern aber einem Aergerrnß gleichkam. »Als den Paschern eines Samstags von Neuem nn großer Beutezug geglückt war, erschien der Beamte wieder im Dorfe, mißmuthig, daß e schon wieder den kürzeren gezogen* hatte. Er durchiirich die Umgegend, er kehrte in jedem Ausspann ein, er horchte da und dort. Dampfbad ltlssn. Daderoit kör ir!üob-römik>olio und Dampfbäder: kür llvrron: 8oimta-r 8—1 IO, Vonn.. Llootss 8—12 Vorm., I)is»-Urv 8 12 Vonn. u»cl 3—7 dlaokm., Llittvooa 3—7 Harbin., Donner-dax 8—12 Von», und 3—7 I4aobm., kroitag 3—7 Naebm., 8o»nabond 8—12 Vonn. nn<1 3—7 dlavnm.; kür Damen: dlontog 3—7 Vaokm., Uittu-oub 8—11'/, Vonn.. krsitag 8—11'/, Vorm.; — kur >Vnnnon>oidor 1. uo<1 2. Dlasos, toblonsauis Lader und geu'öbniiolio Donobsbädor: kür Damen und Dorren: XVoobontag^ von 8 Dbr Aorgons bis '/,8 Dbr Abends, Lonnings von 8—II'/, Dbr Vonn. — überall begegnet» er spöttischen Mienen, lachenden Ge sichtern. Als er dann gegen Abend in dem Kretscham saß, näherte sich ibn» Kathinka, lustig, fröhlich, sorglos wie immer. Da durchzuckte plötzlich ein Gedanke fein Gehirn: sollte die nicht wissen, wo ihr Bruder seine Beute verbarg, wenn er Nacht» nach Hause kam und mit wem er hauptsächlich verkehrte? Er sprach eifrig auf da» Mädchen ein, er erzählte von seinem strammen Dienst, von seinen Erfolgen im Erzgebirge, gerade hie» aber werde er stet» gefoppt. Im WirthShause brauche sie ihm ja nicht» zu erzählen, aber er werde morgen Abend mal kommen, sie zu Hau« zu besuchen, da seien sie vor jedem Lauscher sicher .... Kathinka hatte halb belustigt, halb erstaunt zugehört, sie wußte noch immer nicht, wa» Weinert eigentlich von ihr wissen wollte. Vertraulich legte sie ihre Hand auf den Arm ihres Nachbars. In diesem Augenblick tauchte die Gestalt ihres Bruders im Rahmen der Thüre auf. Mit einem Blick streifte er die Beiden, trat auf Kathinka zu und sagte ihr, mit dem Damen auf Weinert deutend: „Jst's mit der einen Schwester noch nicht genug, willst auch Du . . . .?" Er brauchte den Satz nicht zu vollenden, mit Purpurröthe übergoß sich das zarte Gesicht Kathinka'», sie stand auf und verließ ohne ein Wort der Erwiederung die Stube. Wenzel folgte ihr aus dem Fuße. « * * Der nächste Vormittag sah Wenzel bei einer sonder baren Beschäftigung. Er hatte vom Boden einen dicken Spazierstock herunter geholt, an welchem er herumschraubte, den er auseinandernahm, wieder zusammensetzte, dessen Griff er einölte. Dann hatte er gesucht nach den dicken Bleistücken, die schon lange in einer Ecke gelegen hatten, und nach dem Hom mit dem grobkörnigen Pulver. Das waren alles noch Erbstücke von seinem Vater. Wenzel schüttete etwas von dem Pulver auf den Estrich der Küche, nahm eins der gelben Zündhütchen und schlug mit einem Hammer darauf: ein klatschender Schlag ertönte, ein Zischen und eine Pulverwolke wirbelte zum Fenster. Jetzt lächelte Wenzel vergnügt, es war noch alles in Ordnung wie zu Vaters Zeiten, der mit dieser Stockflinte den Haushalt während des ganzen Jahres mit frischem Wild versorgt hatte. Nachmittags saß Wenzel mit seinem neuen Spazier stock im Kretscham am Fenster. Da sah er denn, als die Sonne eben unterging, den Oberkoinmissar die Straße heraufsteigen, rechts abbiegen und den Feldweg nach dem Hause Wenzels einschlagen. Also so war es doch wahr .... Wenzel stierte blöden Auges dem Dahinschreitenden nach, schwarze und weiße Punkte tanzten vor ihm auf und nieder, seine Hand zitierte so heftig, daß er seinen Stock kaum zu halten vermochte. Als die Dämmerung hereingebrochcn war, verließ Wenzel mit kurzem Gruß das Wirthshans, er ging den selben Weg wie Weinert. Als er die Höhe der Straße erreicht hatte, bemerkte er die erhellten beiden Fenster der Stube Kathinka's. Er schritt bis an die Straßenböschung, dort, wo der Feldweg steil abfällt in dichtes Strauch werk, das den Mühlbach umsäumt. Hier machte er Halt, drehte dem Hause den Rücken und ging Schritt für Schritt, leise vor sich hinzählend, vorwärts ... zehn ... zwanzig.... er überschritt den Chausseegraben .... vierzig .... den Damm hinan .... fünfzig! Hier machte er kehrt und duckte sich nieder. Er konnte bei dem vollen Mondschein den ganzen Feldweg übersehen, auf der Straße erkannte er die Farbe jedes Steines. Sv lag er regungs los zwei, drei Stunden, er hörte die Thurmuhr deut- Eingesandt. Sehr bequem gemacht wird er den Fabrikanten, welche die Leipziger Messe besuchen. Falls diese irgend welchen Bedars an Maschinen oder technisch-gewerblichen Erzeugnissen haben, so ist ihnen das Auifinden und vor Allem auch praktisches Prüfen von solchen Gegenständen außerordentlich er eichtert durch die seit mehreren Wochen im neuen Prachtgebäude wiedereröffnete dauernde Grworbeaus- stellung welche in drei übereinander liegenden Geschrssen nach Haüpt- gruvpen geo>dnet, die Erzeugnisse v-n mehr als 3t. 0 Ausstellern aus allen Gewerbszweigen birgt. Diele außergewöhnliche Reichhaltig keit macht die dauernde Gewerbeausstellung zu einer hervorragenden und gern besuchte» Sehenswürdigkeit Leipzigs. I Ilch schlugen. Da tönte ei» knirschende» Geräusch durch i die Nutze der Rächt, in dem Hause vor ihm wurde die I Thür «öffnet, ein Lichtstrahl fluchete auf de» Feldweg I Wenzel zog den Stock hoch, einige geräufchlofe Windungen, I ein Knacken der Feder, welche dm Griff in einen Kolbe« verwandelte und da» Gewehr war fertig. Da» Zünd- Hütchen wurde aufgesetzt, au» dem Papier noch einige Körner Pulver aufgeschüttet, dann Todtenstille. Den Feldweg mtlang schritt eilfertig eine Gestalt, das Blitzen de» Säbel» und der Knöpfe verrieth, daß e» ein Mann in Uniform war. Noch ehe er an die Weg kreuzung herangekommen war, blieb er stehen, zog fem Taschentuch und winkte zurück nach den beiden Fenstern, hinter welchen eben da» Licht gelöscht wurde. Wenzel hob den Flintenlauf von unten nach oben; er zielte, die Pupille seine» Auge» weitete sich, nicht ein' Muskel, kein Nerv zuckte. Der Mann that noch einige Schritte, er war dicht bei der Böschung an da» volle Mondlicht ge treten da, kurz vor ihm eine aufzuckende Pnlver- wolke, ein Blitz, ein scharfer, beinahe knatternder Schlag! Wenzel beobachtet Alle» ganz genau: der Getroffene wirbelt den rechten Arm zweimal durch die Luft, dann knickt er in die Knie, der Kopf sinkt vornüber, man hört eine» dumpfen, von dem Graswuchs der Böschung gemilderten Fall, ein Rutschen, Brechen und Knistern von Aesten nnd Zweigen, ein gurgelnde» Geräusch im Wasser. Ei» paar Steine rollen uno poltern noch hintendrein, dann ist alles ruhig. Wenzel steht auf, verwandelt die Flinte wieder in einen Spazierstock und schlägt die Richtung nach der Stadt ein. * * Die Leiche de» erschossenen Oberkommissar Weinert wurde erst am anderen Nachmittag aufgefunden, nachdem der Müller seine Knechte ausgeschickt hatte, uin nacbzu- forschen, weshalb das Wasser sich so staue. Die Arrzte stellten fest, daß eine Kugel von außergewöhnlicher Größe aus etwa 50 Schritt Entfernung auf de» Ermordeten abgefeuert worden sein mußte, die von unten nach oben den Kehlkopf und den Hinterkopf zerschmettert hatte. Das Kaliber passe in keine der jetzt im Gc brauch befind lichen Gewehre. Joseph Wenzel war und blieb verschollen, die Einen erzählen, er habe sich ebenfalls mit seinem Spazierstock erschossen, die Anderen, er verrichte in der Fremdenlegion wahre Heldentaten. Mit Sicherheit war nur festzustellen, daß nach dem -Verschwinden Wenzels die Pascherei sofort wieder in ihr« frühere Bedeutungslosigkeit herabsank. Lange Zeit aber dauerte es noch, ehe die Behörden sich darüber-einige« konnten, ob Weinert in Verrichtung einer Dienstpflicht oder außer Dienst feinen Tod gefunden habe. Marktberichte. Großenhain, 24. August. 85 Kilo Wetzen M. 11,— btS 12,75. 80 Kilo Roggen M. 9,20 bis 9,40. 70 Kilo Gerste M. 8,— biS 9,—. 50 Kilo Hafer, hiesiger, M. 5,50 biS 8,80. 50 Kilo Hafer, fremder, M. 7,— bis —. 75 Kilo Heidekorn M. 11,50 biS 12,-. 1 Kilogramm Butter M. 2,52 bis 2,80. Meteorologisches. vrit«a«üt von «. NnHan, Ovtller Barometerstand Mittag« 12 Uhr. R Sehr Nocken 770 Beständig schön Schön Wetter Veränderlich 750 Regen (Wind) Biel Regen 740 Sturm 730 Di». Jan. 102,90 G 162,50 G April Jan. u. l03 G Jul« 7 169 buG G G G G Jan. Mat 10 6 8 8 10 11 7 10 4 4 Z--T. Juli Tour« 132,75bu« 204 bu« I88,5<buG 2)9,50 bG 201 G TourS 100 G 7 12 9 213,90 bz 158,50buG 213 G 191.50 G 119.50 G 149.50 B Gold 4 Dl». 5 5 Dresdner Bank SSchs. Bank „ Diskontbank 4 4 5 4'/. 4 4 4 4 Spesenfreie Coupon-Einlösung. Wechseldiskont. Unbedingte Geheimhaltung aller Geschäfte. 111 G 103.75 101,50 102.75 i04,7o 104 G Jnduftrie-Aetten. Fehenkeller-Braueret Consol. Feldschlößchen Meißner Felsrnteller Stadt-Anleihe». Dresdner do. Lheinniper Leipziger do. ltteiaer Rumän. amort. Serb. 1884 er Rte. Türkenloose m. CP. '/« 1876 An- und Berkaus von Werthpapieren. BnSfnhrvng aller in das Vanksach einschl. Geschäfte. Berügu,.., mit »V,"/». monatlicher Kündigung 3»/..*/., dreimonatlicher Kündigung 4°/,. D. Straßenhahn-G. Sächf.-B. Dampfsch. „Kette" D.SLleppsch. Verein. Bautzner Papierfabriken Chemnitzer Pap. Peniger Pat.-Pap. Sebnitzer Pap. Chemnitzer Werkz. u. M. (Zimmermann) Germania (Schwalbe) Webstubl, Bereinigte Gr-Hain u. Lhem. Banknoten. Franz. Bkn. 101 Fc. Oest. „ 100 Rufs. „ 100 R. sächs.-Schles. Äb.-Zttl. 100 Thl. do. 25 „ ddw.Crdk. u.Pfdbrse. do. daus. Psdbrfe. Sächs. Erbl.-Psdbrfe. Prioritäten. Auß.-Tepl. Gold B. Nordb. „ Buichth. l-III Balhorn-Brauerei Felsenkeller-Br. Lauchhammer Deutsche Straßenb. Friedrich Augusth Göttitzer Maswb. Eiseng. Bankaktien. Allg. D. Cred.-Anst. Chemnitzer Bankv. Dresd. Credit LiSconto-Lomm. Lauchhammer conv SSchs. Gußstahl „ Masch.(Hartm. S. Webstubl (Schönh) Channitz. Act -Spinn Elektrizitätswerk vorm O.L.Kümmert Co Friedr.-Aug -Hütte Görlttzer Maschb. u. Eiseng. GlaS-Jndust. Siemen» Aet.-Ges. f. GlaSsabr (vorm. Hoffmann) Dynam.-Trust-Tomp. Sächs. Holzindustrie- Ges. Rabenau Frrmve FonoS. ZiaUener OeUcn. do. Ungar. Deutsche Fonds. ReichSan'eihe do. do. Preuß. C nsols do. do. Sächs. Anleihe 55 er do. 52/5» do. §7 u. 69 Sächs. Rente 5, 3, 1-LO, 500 do. 300 SSchs. Landrcme 3, 1500 do. 300 Sächs. Laudescult. 6, 1500 3,0 1500 300 do. do. 1 d). Leisz.-Dresd.-E. A. Messe, Bankgeschäft, Riesa, Hauptstraße Börse«-Bericht dcS Riesaer Tageblattes Dresden, 24. August. Dtv. Z.-T. CourS 8 Jan. 169 G 4'/« ,, 124 bz 6'/, -- 120 G 28 Oct. 58 ) G 3'/, 124 bz 8 Sept. 175 G 5 Jan. 153 bG 8'/, April 291 G 3'/. Jan. — 7 13 t bz 8 Juli IMG 6 117 e buG 0 April 62,7o buG S Juli 118,25 G S Im. 154,50 bG Juli I32,2öbuA */a Cour» 4 —» 3 1«l,50 G 4 105 G 3'/, 102,70 G 4 lO3,75buG 3'/, 104 buG 0'/, !03 G 104,50 G 3'/, 104 G 104 G 3'1, — 4 3'/. — 4 . 4'/» 100,70 G 10«,7> Br 4 103,60 bz /a Cour» 1 4 105,80 Br? -.'/. 104,60 Br 3 0 5du>» 4 105,.ibuG >04,50 3 100,' 5buT 3 — 3'/, 103,20 G 3'/. 103,20 G 3 99,50 buG 3 100,60 G 3'/» 01,10 G 3'/. 101,10 G 3'/, 3'/. 101,10 G >01,25 Br 4 105 G 4 M 4 04,50 G