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— er givr mchr nach — Franr Hat sich elngcriegeir. — Sie wird ganz blaß. I > Ah, das ist nicht hübsch! Und nun rollen ein paar große Tränen über ihre Wangen — t »Hettachen, ist das möglich? Sind es wirklich Tränen?* l Hanni Brandt ist leise eingetreteu und sieht erschrocken j auf die weinende junge Frau. Sie umfaßt sie herzlich« »Kindchen, was soll das bedeuten? Kaum wage ich ein zutreten, um das Turteltaubenpaar nicht zu stören, und muß jetzt sehen * Hetta hat sich aus der Umarmung befreit und trocknet hastig die verräterischen Tränen. »Ich — ich — ach Nanni, — ich bin ja nur, — ich weine, weil ich so glücklich bin.* Nanni schaut ihr mit ernster Frage in das gerötete Gesicht. »So, so, meine kleine Frau! Nun, ich will's glauben. Muttchen aber, die mich am liebsten begleitet hätte, würde diese »Glückstränen* vielleicht anders deuten. Schade, daß ich es so eilig habe, die Pflicht ruft, ich plauderte sonst noch gern ein Weilchen. Doch zu einem guten Rat langt die Zeit noch, wenn's auch ein undank bares Geschäft ist, sich zwischen Eheleute zu stecken. Also, Hettachen, schreib's hinter deine kleinen Ohren: Eine Frau müßte niemals an sich denken, nicht in erster Linie glücklich sein wollen, sondern nur glücklich machen! Dies sollte das vornehmste Gebot jeder Frau, und ganz besonders das der Frau Frank Wood sein." Hetta nickt eifrig. »Ja, ja, Nanni, du triffst immer das Richtige l" Seit dem Hochzeitstage haben sie das schwester liche Du zwischen sich vereinbart. „Ja, Nanni, aber augen blicklich liegt die Sache doch anders." Und nun zieht sie die Freundin in die Fensternische und erzählt den Bor gang. - Nanni sieht nachdenklich vor sich nieder. Da ist eS schon, was sie für Hetta, die sie so warm liebt, gefürchtet hat l Trotz aller ernstgemeinten, guten Borsätze werden sich die Geister der Bergangenheit nicht völlig bannen lassen, sie werden mit ihrem gespenstischen Schatten das junge Liebesglück verdunkeln. „Es ist traurig und niederdrückend für mich, daß ich nicht sein ganzes Vertrauen besitze. O, ich würde ihm ja alles verzeihen," flüstert Hetta erregt. Nanni erfaßt ihre Hände. „Hettachen," sagt sie eindring lich, „Kind, sei nicht ungestüm! Du wirst nicht vergessen haben, daß ich nach Möglichkeit von einer Verbindung ab mahnte, dann aber hoffte ich, Hetta Rackow könne wirk lich eine Ausnahme machen und wahrhaft groß liebem Jawohl," bekräftigt sie nachdrücklich, — „wahrhaft groß, so nenne ich eine Liebe, die sich nicht in kleinlicher Eifer sucht quält. — Eifersucht auf die Vergangenheit ist nurt gar unklug. Sicherlich hat sich eine alte Flamme durch den Brief in unliebsame Erinnerung gebracht. Mit dem An vertrauen derartig heikler Sachen ist das manchmal so — so; es kommt dabei ganz gewaltig auf die Auffassung am Etwas wirklich Schlechtes traue ich sogar deinem Manne nicht zu. — Wenn wir es nun recht überlegen, so spricht es einigermaßen für ihn, wenn er bestrebt ist, dir Unan genehmes fern zu halten. , Also, kleine Frau, nur keine Empfindlichkeit! Schenkt er dir sein Vertrauen, nimm es dankbar an; schweigt et jedoch über Vergangenes, so denke, er meint es erst recht gut, wenn er fatale Rückblicke allein bekämpft; immer abeü suche ihn nach Möglichkeit zu entschuldigen; dann, nut dann wirst du ein rechtes Glück an seiner Seite finden.* ' Hetta umarmt die Freundin stürmisch. „Nanni, du, ach, jetzt sehe ich erst ein, wie gut du es mit mir meinst- Du weißt für alles das rechte Wort!" >> < „Nu ja l" lacht Nanni trocken. „Schau, mit dem Alter kommt halt Erfahrung, wenn man versteht, mit offenent Äug' ins Leben zu schau'n. Nun ist es allerdings leichter» andern schöne Ratschlag' zu geben, als selbst darnach tum Gut gemeint war er auf alle Fälle. — Daß meine Erfahrung heute und hier zur Geltung kommen könnt', das hält' i aber nit gedacht. Oha, liebster Himmel, das ist ja schon halb neun Uhrl O weh, Nanni Brandt kommt auf die Zuspätliste. Adieu- Kind l Grüß' deinen Tyrannen l" Und sie auf die Stint küssend, flüsterte sie noch bedeutsam: „Aber kein Schmoll gesichte! machen!" Sie ist fort, und Hetta steht einigS Minuten mit oorgeneigtem Kopf und lauscht nach deut Nebenzimmer; es regt sich dort nichts. Sie seufzt. Ja, aber Nanni hat recht. Sie darf nicht empfindlich sein. Hat sie sich denn nicht ost genug vor gehalten, daß die Vergangenheit für sie nicht existieret dürke? Und wenn sie ihm auch alles verzeihen würde- mgrn, oug lyn eine, zwar rym lewst ronckst erstycinenvr, aber trotzdem bestehende Furcht vor irgend etwas Unan genehmem von des Onkels oder Iesstes Seite veranlaßt hat, die ersten Tage ihrer Ehe an einem anderen Ort zu verleben. Ls sollte kein Rißton das reine Glück dieser Tage stören! Und ob er sich stets aufs neue vorgehalten, daß seine Unruhe lächerlich sei, denn sowohl der Oheim, wie Iesfie würden mit der Summe, die er ihnen gesandt, sehr zufrieden sein, und wenn nicht, so hatte er schon angedeutet, «aß er auch noch mehr zu geben bereit sei, das unruhige, beklemmende Gefühl war nun einmal dagewesen. Er er sehnte eine Antwort und bangte doch davor. In dem Treiben der Großstadt waren diese Gedanken in den Hintergrund getreten. Wie im Rausch flogen die Lage dahin. Und auch jetzt hier hatte dieses Slücksgefühl di« Oberhand behalten. Hetta sollte von dieser unan genehmen Sache gar nichts erfahren. Ihre bedingungslose blindgläubige Liebe, mit der sie zu ihm aufsah und die ihn so sehr entzückte, durste durch nichts erschüttert werden. i Ein leises Klopfen an der Tür keß sie aufschrecken. Hetta rückt das Häubchen, das , sich unter seinen allzu stürmischen Liebkosungen verschoben hat, zurecht. Es ist das kleine Dienstmädchen, das ein Päckchen Briese überreicht. i »Einen schönen Gruß von Frau Rackow und Fräulein Brandt," bestellt sie verlegen knicksend, „diese Postsachen wären inzwischen eingegangen. Und Fräulein Brandt äommt, wenn sie noch die Zett erübrigt, heran, eh' sie ins Gefihäst geht." Frank und Hetta greifen beide gleichzeitig nach dem Paket, doch die junge Frau ist flinker, wie ihr Gatte. > »O, ich bitte! Korrespondenz muß immer zuerst der Hausherr sehen," sagt er etwas erregt. > „Ach, aber heute nicht," ruft sie, übermütig das Päckchen hinter ihrem Rücken versteckend. „Diese Briefe gelten doch alle dem Ehepaar. Schau — alles Glückwünsche den Neu vermählten. Wie hübsch das klingt! Dies ein Brief von Gretchen Allen. — Ah und hier ein Brief aus Schottland, v, den lesen wir Zuerst. Ich bin so neugierig darauf, was deine Verwandten schreiben." - Frank nimmt mtt auffallender Hast das Schreiben au» ihrer Hand. Einen Blick nur wirst er aus die Adresse, — es find Iesfie» große, steife Buchstaben — und uner» öffnet gleitet es in die Tasche seiner Joppe. Die junge Frau sieht ihn erstaunt an. „Warum öffnest du den Brief nicht?" fragt sie, setzt dann aber doch ein wenig pikiert hinzu: „Sollte sein Inhalt Nur für dich bestimmt sein, so lies ihn nur allein; ich werde nicht stören.* Dabei stellt sie mechanisch die ge brauchten Frühstückstaffen zusammen. > Frank ist in peinlichster Verwirrung. Er fühlt das Auffallende seines Benehmens: Seiner Gattin einen Brief der Verwandten vorzuenthalten. s „Sei nicht böse, Darling," stammelt er und sucht dem fragenden Blick ihrer Augen auszuweichen. „Ich glaube, — ich fürchte ein schlechter Scherz, — soll Ueber- taschung fein, später wirst du erfahren * Er windet sich förmlich unter dem Bewuß.,ein vor ihr in einem häß lichen Licht dazustehen. » Ob er ihr lieber alles gesteht? — Aber wenn Iessie mtt der Lösung zufrieden ist, wozu dann ihr ahnungsloses Gemüt mtt abgetanen Dingen beschweren? Vielleicht doch einen leisen Skrupel in ihr wachrufen? Er muß den Brief zuerst allein lesen l ' „O, wenn du neugierig bist, nun zeige ich das Schreiben gar nicht!" sagt er lachend, mit dem etwas kläglichen Versuch, die Sache in einen Scherz zu kleiden. - „Frankl" Mehr als hundert Worte es vermocht hätten, liegt in dem Ton dieses Ausrufes. Ein ganz leiser Bor wurf, rührestde Bitte. Nun macht er eine Bewegung, als wolle er ihr zu Füßen stürzen, dann aber fährt er — wie sich besinnend — mit der Hand über Stirn und Augen. „No — uo,* murmelt er, und in fast flucht ähnlicher Hast eilt er aus dem Zimmer. — Er geht wirklich, ohne ihr den Brief zu zeigen.'^» ' Hetta fühlt «inen stechenden Schmerz in der Brust. Er verbirgt etwas vor ihr. — >. Hätte Hilde Dallwitz doch recht gehabt mit ihrer Be hauptung ? i >, In allen diesen Wochen, so reich an Liebs und Zärt lichkeit, ist ihr der Gedanke an jene Verdächtigung völlig geschwunden. Sollte er sich jetzt störend zwischen sie und ihr Glück drängen? Nein, das darf nicht sein. Sie wird Frank bitten, ihr sein Vertrauen zu schenken, — gleich — »och in Lieser Stunde. ! > »Frank l — Lieber l — Geliebter!" Sie ruft in ge dämpftem Ton und drückt leise aus den Drück-»- der ^ür. bliebe es für ihn doch semarMnv, Verirrungen emzü- gestehen. Die Unruhe in ihrem Innern schwindet. Nach einem Weilchen bleibt nur noch der Gedanke eines schmerz lichen Bedauerns, ihm etwaige Unannehmlichkeiten nicht fortschmeicheln zu können. — Unterdessen sitzt Frank in seinem Zimmer vor dem Schreibtisch. Die Ellbogen auf die Platte gelegt, starrt er unverwandt in das Briefblatt, das er vor sich aus gebreitet hat. „Der Fluch der Verlassenen treffe den Wortbrüchigen! » Er soll kein Glück, keinen Frieden finden in einem Bünd» l ins, das auf Verrat gegründet ist." - Wie von dämonischer Macht angezogen, hat er die Worte wieder und immer wieder gelesen. Fluch l — Ihm, wie einst seiner armen Mutter, die, — ach l die wahrlich kein Glück gefunden. Ein Beben schüttelt seinen Körper. — Hat er jenen Fluch nicht mitgetragen alle die Jahre der öden, traurigen Kindheit hindurch ? Und soll er, nach dem er das Joch abgeschüttelt und sich ihm ein reines Herz in Liebe zuneigt, wieder unter den finsteren Bann eines Fluches gezwungen werden? Nein — nein — nein! Er wird sich nicht so leicht beugen und niederdrücken lasten, wie seine schwache Mutter. Sind alle jene düsteren Erzählungen von Schuld und Strafe, die sich in den niederen Schichten der Bevölkerung eines an melancholischer Poesie so reichen Landes fort gepflanzt, auch nicht ohne Eindruck auf seine Anschauung geblieben, so hat Frank Wood doch wohl zu viel von dem leichten Sinn seines Vaters geerbt, um nicht allmählich das Grauen abzuschütteln, das die böse Verwünschung hervorgerufen. Der kraftvolle Mann bäumt sich auf gegen ein unsichtbar drohendes Verhängnis. Er streckt die Arme aus, als weise er etwas von sich. Ein Wortbrüchiger! Ein häßliches Wort! — Er wollte es nicht werden, troH seiner Leidenschaft für Hetta Rackow. Er hat sein heißes Begehren standhaft bezwungen, bis zu jenem Abend, wo sie ihn in hinreißender Schönheit so ver lockend angeschaut. Und mit einer solchen Liebe im Herzen sich an ein ungeliebtes Weib binden, wäre das nicht ein ebenso großes Unrecht gewesen? « Er wird noch einmal an Iessie schreiben, ruhig und ausführlich; er wird sie auch bitten, seiner nicht in Haß und Groll zu gedenken und das böse Wort zurückzu nehmen. Mit diesem Vorsatz kehrt seine Ruhe zurück. Nun aber muß er erst sein Frauchen versöhnen. Sie hat wohl Ursache empfindlich zu sein. Wenn er nur eine recht glaubhafte Ausrede fände! Denn jetzt kann er über diesen Bries nicht mit ihr sprechen. Ein verwandtschaftlicher Konflikt — ja, so ist es am besten, — und es ist ja auch einer. — Es gewährt ihm aber doch eine große Erleichterung, daß Hetta gar nicht auf den Brief zurückkommt, ihn nur noch zärtlicher und aufmerksamer behandelt, wie zuvor.— O, sie ist ein Engel, an dessen Seite sich jeder Fluch in Segen wandeln muß! Er kniet vor ihr nieder und küßt inbrünstig ihre Hände. Hetta erkennt die stumme Abbitte, die darin liegt, und sie fühlt zuversichtlich, daß sie, was auch hinter ihm liegen wag, jetzt sein ungeteiltes Herz besitzt. He In Altenfelde hatte man allgemein erwartet, Frank Wood werde nach dem ersten Flitterwochenrausch sein früheres lockeres Leben wieder beginnen, doch diese An nahme erwies sich als irrig. Nur wo es absolut nicht zu umgehen war, nahm er an den Bersammlungen der jungen Leute teil, die dem Namen nach Vereinsinteressen dienten, sehr bald aber in ein flottes Kneipgelage hinübergeleitet wurden. Daran hatte Wood nun niemals Gefallen gefunden, sondern stets eine anerkennenswerte Mäßigung gezeigt. Er wußte sich jedesmal unter irgend einem Vorwande zu entfernen, sobald die Stimmung — nach der Meinung der andern — gerade erst gemütlich wurde. Natürlich spottete man weidlich über ihn. Wie war v» nur möglich, daß so ein forscher Kerl sich derart unter den Pantoffel bringen ließ! Oder wollte er sich bei Herrn Alten noch mehr in Gunst setzen? Beinah sah es so aus, denn auch im Ge schäft war er der Erste, der kam, und der Letzte, der fort ging. Mochten nun, durch die Abwesenheit des Chefs bedingt, seine Obliegenheiten auch eine Erweiterung erfahren haben, so fand man es doch „einfach lächerlich", die Gewissenhaftigkeit derart zu übertreiben. Da wagte »nan ja auch nicht, wie iorrlt wohl, wenn die Auaen .des Tyess nicyr zu furchten waren, ein ycnves Stündchen stak» im Kontor, in der Kantine zu sitzen. Mochte man Wood auch nicht eine gemeine Angeberei zutrauen, so ging es bei solchem Beispiel schon nicht anders, als ebenso exakt seine Pflicht zu tun. Wer konnte wissen, ob sich nicht doch zu geeigneter Zeit irgend jemand fand, der dem Chef von allem Mitteilung machte. So ging der Geschäftsbetrieb wie am Schnürchen, und Herr Alten, der die pünktlich einlaufenden Bericht« mit großer Befriedigung las, konnte nicht umhin, sein« Gattin triumphierend mitzuteilen, welchen günstigen Eine fluß die Ehe auf Wood ausübe, denn nur dadurch laste sich die vorteilhafte Aenderung erklären. Aber auch diese Annahme war nur teilweise richtig. Wohl war es die Liebe zu Hetta, an der ermöglich neue Eigenschaften entdeckte, die ihn entzückten, die ihn un empfänglich gegen die Reize anderer Frauen machten, trotz seiner nicht allzustrengen Grundsätze in diesem Punkt; auch das stolze Behagen, das er im Besitz der eigenen hübschen Häuslichkeit empfunden, erneute sich bei jeder Heimkehr und ließ ihn andere Geselligkeiten meiden; doch tief im Herzen ruhte noch ein Etwas, — kaum bewußt und noch weniger klar eingestanden, — was ihn antrieb, das Leben ernster und gewissenhafter zu nehmen, wie er es bislang getan: Lr hatte das Gefühl, als müsse dadurch der Fluch entkräftet werden! Jenes Wort: „Du sollst kein Glück und keinen Frieden finden," mußte hinfällig werden, wenn er sich die Anerkennung seines Chefs, wie sein« Mitarbeiter erwarb und erhielt; wenn er sich der hin gebenden Liede seines Weibes wert zeigte. Hetta dankte ihm dies Bestreben durch ein zartes Verständnis jeder seiner Stimmungen. Mit den feinen Fühlfäden eines liebenden Frauen herzens hatte sie lange erkannt, daß ihn etwas bedrücke; etwas, was ihm, mitten in einem Zärtlichkeitsrausch, die Stirn umwölkte. Sie forschte und fragte nicht in solchen Momenten: sie verstand es, sich zu bescheiden, sich genügen zu lasten an dem, was er ihr freiwillig gab. Nur zarter noch suchte sie seine Wünsche zu erraten, sich den Regungen seines Innern anzupassen. — In ihrem Herzen hoffte sie zuversichtlich auf die Stunde, die kommen werde, in der er ihr das seine ganz erschloß. Ja, sie waren ein sehr glückliches Paar. — Auch Nanni, die immer noch ein wenig skeptisch darüber dachte, besonders seit jenem Morgen, an dem sie Hetta in Tränen gesehen, kam jetzt zu der Ueberzeugung, daß sie sich in Wood ge täuscht habe. Und ehrlich, wie immer, sprach sie dies auch offen aus. „Wie mich das beglückt!" rief Hetta mit strahlenden Augen. »Du, seine erklärte Gegnerin " „Na — na — na! Nur nit zu viel Ueberschwang l" unterbrach Nanni. „Die Zeit ist immerhin noch ein Listet kurz." »Ach geh doch! Mußt du immer gleich einen Dämpfer in Bereitschaft haben? Doch das Hilst dir alles nichts. Ich laste ihn mir nicht rauben, den Glauben an die Dauer meines Glückes! — O, weißt du noch, wie ich einmal ein ver messenes Wort aussprach: Wenn ich auch nur ein Jahr lang glücklich wäre? Jetzt aber bete ich jeden Tag zu Gott, er möge mir mein Glück erhallen. Und wenn ich dann Amen s^e, dann zieht eine feste Zuversicht in mein Herz, so als spräche jemand zu mir: Ja, ja, es soll also geschehen l" Es lag etwas so kindlich Rührendes in diesem Bekennt- nis, daß Nanni mit einer seltsamen Bewegung kämpft» Ihr war es auf einmal, als könne ein so überschwengliche» Empfinden keine Dauer haben. Der Winter ist vorüber. Mit dem Eintritt der besseren Jahreszeit wurde in Altenfelde die Ruderei wieder fleißig ausgenommen. Auch Wood beteiligte sich rege daran. Sofern das Wetter es erlaubte, begleitete ihn häufig seine Frau, die sich als eine äußerst eifrige und gelehrige Schülerin zeigte. Das waren dann schöne, selige Stunden. Frank ganz der alte, sprühend vor Lebensfreude und Tatenlust; dabei doch ängstlich besorgt, die Kraft seines Frauchens nicht über Gebühr anzustrengen. ... Sie lachte ihn wohl lustig aus, zog jedoch sofort,ge- horsam die Ruder ein und saß ihm dann gegenüber mit gefalteten Händen und selig verklärtem Aufblick. Sie er innerte ihn an jene erste Bootsfahrt und gestand ihm, wa» sie damals gedacht: Mit ihm hineingleiten zu mögen in die Unendlichkeit! — Dann kam eine Zeit, wo Hetta ibn nicht begleite»