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Ställe in der Mehrzahl »durchgeseucht- ist. Di« sächsischen Lierärzt« stnd «egen die bisherige Form der Bekämpfung der Seuche vorstellig geworden und beklagen sich im be« sonderen über Zurücksetzung gegenüber den beztrkstterär-tlichen Assistenten. —83 Ein Aussehen erregender Nahrungsmttteloerfäl- schungsprozetz sand setzt vor dem Strafsenat de« Kgl. Sächs. Oberlandesgericht« seinen Abschluß. Die Sebrüder Hermann und Lrnst Louis Oppelt in Chemnitz betreiben dort di« Herstellung von »feinstem Erdbeermost-, der »a- mentlich im Bogtlande, in der Chemnitzer und Leipziger Gegend ^n Wirte und Händler verkauft wird. Auf den Flaschen befinden sich Etiketten mit der Aufschrift »Feinster Ärdbeermost-r-Hine chemische Untersuchung hat nun er« geben, daß dieser Erdbeermost in der Hauptsache aus — Wasser besteht, dem noch ein Farbstoff sowie künstliche Zitronensäure hinzugesetzt wird. Der Nahrungsmittel« Sachverständige Dr. Bähr in Chemnitz hat ermittelt, daß HO kx »Feinster Trdbeermost- aus 12 kg Eidbeersaft, 12 kg Zucker, 8 Gramm künstlicher Zitronensäure und 65 kg Wasser bestehen, während nach den Flaschenaufschrif ten da« Publikum annebmen mußte, daß der Grundstoff Erdbeersaft sei. In diesem Falle hatte also eine Streckung um das Fünffache stattgefunden. Die Fabrikanten diese« Srdbeermoste» erhielten »ine Ttrasoersügung wegen Nah- rung«mitteloerfälschung nach Z 10 le« Nahrunq«mtttelver. sälschung«gesetze«, di« sowohl vom Schöffen« al« auch vom Landgericht bestätigt wurde. Die hiergegen beim Ober- landesgericht eingelegte Neniston rügte unrichtige Anwen dung de« Gesetze« und machte insbesondere geltend, daß mit dem Zusatz von Wasser, Farbstoffen und künstlicher Zitronen« säure ein« NahrungSmitteloersälschung nicht beabsichtigt und eine Täuschung de« Publikum« nicht herbeigesührt worden sei, weil doch der Grundstoff der Erdbeere entstamme. Da« vberlande-gericht erkannte indessen auf kostenpflichtige Ber« werfung der Revision und führte au«, daß nach Treu und Glauben, nach den Angaben auf den Etiketten und nach dm allgemeinen Anschauungen dr« Publikum« Erdbeermost auch aus Erdbeeren hergestellt werden müsse. In über mäßiger Weise sei aber bei der Herstellung des »Feinsten Srdbeermoste«- der Firma Oppelt Wasser und künstliche Zitronensäure zur Anwendung gekommen. Etne.Berkennung des Begriff» der Fälschung und Täuschung im Sinn« de» Nahrungsmittelgesetz«« liege in keiner Weis« vor. — Gestern ist in Dresden unter dem Vorsitz de« Oberbürgermeister« Dr. Dtttrtch, Leipzig, eine Sitzung de« Vorstande« de« sächsischen Gemeindetages abge« halten worden. E» wurde in >u«ficht genommen, zur Be sprechung der Entwürfe des Gemeindesteuergesetzes und de» BolkSschulgesetzes einen sächsischen Gemeindetag einzuberufen, sobald über beide Entwürfe die Borberatungen in der Zweiten Kammer stattgefunden haben. Ferner wurde be schlossen, auf die Tagesordnung dieses Gemeindetages dir Frage der Begründung einer Geldoermittlungstelle unter der Verwaltung des Rates zu Dresden für die Mitglieder de« sächsischen Gemeindetages, sowie die Errichtung einer ständigen Geschäftsstelle sür den sächsischen Gemeindetag zu setzen. Im übrigen ist in der Dorstandssitzung noch Be- richt über die Verhandlungen wegen Begründung «in,» Haftpflichtverbandes der sächsischen Gemeinden erstattet worden. Der nächste Gemetndetag soll in Leipzig statt finden. Die Festsetzung de« Zeitpunkte« hierfür wird Vor behalten, bi« di« oben angegebenen Voraussetzungen sür seine Einberufung erfüllt sein werden. E« wurde noch be schlossen, mit der König!. Hosbuchdruckerei Meinhold und Söhne «inen Vertrag darüber zu schließen, daß diese für die Mitglieder de« sächsischen Gemeindetages die erforder lich« Anzahl von Exemplaren zunächst de« Gemeindesteuer- entwürfe» mit den Motiven und später de« BolkSschul- gesetzes herstellt. Diese Gesetzentwürfe sollen den einzelnen Mitgliedern in entsprechender Zahl zugesandt werden. 88 Dresden. Die Stadt Dresden hat hinsichtlich der Bestimmungen betreffend di« Vergebung von Arbeiten und Lieferungen «in bemerkenswerte« und nachahmrn«. wertes Beispiel gegeben, indem da« Berfaflung«amt der Stadt Dresden «ine neue Ordnung Uber di« Vergebung von Arbeiten und Lieferungen sür die Stadt- und Schul gemeinde Dresden und die der Verwaltungen de« Rat« unterstehenden Stiftungen aufgestellt hat. Di« städtischen Kollegien haben einen besonderen gemischten Ausschuß zur Vorberatung der abzuändernden Bestimmungen eingesetzt, der die vom Verfassungsamt ausgestellte Ordnung durch« beraten hat, nachdem zu dieser Ordnung die beteiligten Kreise, in»besondere die Handelskammer, die Gewerbekammrr, da« SubmisstonSamt, der deutsche Werkbund, der Innung«. au«schuß und sonstige Interessenvertretungen gehört worden waren. Der Rat hat sich mit dem Grundsatz der neuen Ordnung einverstanden erklärt, daß die niedrigste Prei«- sorderung al« solche für die Vergebung nicht maßgebend sein soll, daß die Vergebung vielmehr nur auf ein in jeder Beziehung annehmbares, die gute und rechtzeitige Aus« sührung gewährleistendes Gebot erfolgen darf, da« unter Berücksichtigung aller Verhältnisse des einzelnen Falle« al« da« angemessenste erscheint. — Von einer Gruppe von Interessenten ist in Dresden die Gründung einer allge meinen FleischoerwertungSanstalt beschlossen worden. Aus der Besprechung ging hervor, wie mit Hilfe der in Dresden täglich weggeworsenen Klichenreste eine genossöirschastliche Mastanstalt errichtet werden könnte, die imstande wäre, eine jährliche Fleischproduktion von 10000 bi« 12000 Zentnern zu erzielen, was für etwa 3000 Familien den gesamten Fleischbedarf decken würde. Königstein. Die hier erbaute katholische Kirche, zu welcher man am 27. November v. I. den Grundstein legt», ist nunmehr ihrem Zwecke übergeben worden; ihr» eigentliche Weihe soll aber erst im Frühjahr durch Bischot Schäfer erfolgen. Der Kuchbau ist hauprsächlich dem tm Jahre 1905 in« Leben gerufenen »Katholischen Verein- zu danken. Früher sand der katholische Gottesdienst auf der Festung Königstein statt. Außerordentlich groß ist die Zahl der sür den inneren Kirchenschmuck eingegangenen Gescheute. Dresdou. Da« Landgericht verurteilte den 28 Jahr« ölten erheblich vorbestraften Lagrristeu Anton Alot« Klaf« c»yck au» Eleiwitz, ber seit vorige« Jahr« in hiesiger Stadt i7 Einbruchsbiebstähl« verübt«, zu 8 Jahrrn Zuchthaus, 10 Jahr«n Ehrenrrcht«oerluft und Stellung unter Polizei« aufstcht. — Auf ber Annenstraß« in Dresden wurde in der vorvergangen«« Nacht «in drilfter Di«bftahl v«rüb». Während dir Kutscher einer Droschke 2. Klaff« auf kurze Zeit den Bock verlassen hatte, bestieg ein unbekannter Mann denselben und fuhr in scharfem Trabe davon. Trotzdem man sofort die Verfolgung mit Hilfe eine« anderen Fuhrwerk« aufnahm, gelang e« nicht den Dieb zu »rwischen. Dl« Droschke trägt die Nummer 28, da» Pferd ist von schwarzbrauner Farbe mit weißen Fesseln an den Füßen, vor dem Ankauf de« Pferdes wird gewarnt Bautzen. Hier ist dl« ledig« Schneiderin Martha Stübner, Inhaberin einer Damenschneiderei, verhastet worden. Sie steht im Verdacht, zugunsten de« früher hier ang,stellten Schutzmanns Simon «inen Gib wissentlich falsch geleistet zu haben. Rupp«rsbors bei Hernhut. Durch herabrollende« Gestein verschüttet und gelötet wurde im Stetnbruch bet der Jägerschen Fabrik der Stetnarbeiter Setbt au» Ratschrndorf. Klotzsche. Einen zweiten Polizeihund beschloß der Gemetnderat anzuschaffen. Den betreffenden Schutzleuten sollen vierteljährlich 25 M. für di« Wartung «ine» Hunde» gezahlt werden. Stein bei Burgstädt. In der Pappensabril von Richard Lorenz ist vorgestern abend der Arbeiter Richard Mende von der Dampfmaschine löblich verletzt worden. Der Verunglückt« ist verheiratet und starb nach 2 Stunden. Eppendorf i. E. Borgestern abend wurde der Fabrikarbeiter Beier während einer Feuerwehrübung von der Deichsel der Spritze an die Wand gedrückt und erlitt so schwere innere Verletzungen, daß er bald darauf starb. Kleinschirma b. Freiberg. Am Montag war der Wirtschastsbesttzer Böhme damit beschäftigt, «ine an der Straße stehende große Birke zu sällen. Als man den Baum mit Seilen ntederziehen wollte, kam dieser vorzeitig zum Sturz und traf eine in diesem Augenblick die Straße passierende Frau so unglücklich, daß sie mit zerschmettertem Schädel tot liegen blieb. Stollberg. Vorgestern nachmittag wurde der mit Au«schachtung«arbei1en im Floegelschen Wasserbau hier beschäftigt« 24 Jahre alt« Arbeiter Ernst Max Reuther von plötzlich hereinbrechenden Erd- und Steinmassen ver schüttet. Der Unglückliche konnte nur al» Leiche geborgen werden. Werdau. Auf dem Bahnhofe wurde dem Weichen wärter Forkmann, der beim Rangieren vom Trittbrett eines Wagens «»«gerutscht war, der rechte Fuß überfahren. HerzogSwalde. Im Wohnhause de» Gutsbesitzer» Oswin Zieger hier wurden in einem neben der Küche liegenden Futterraume 60 Pfund Taler, geprägt in den Jahren 1775 bis 1813, gefunden. Die Münzen waren in Rollen gepackt und lagerten hinter einem in die Mauer eingesetzten Steine. Dem Pferdejungen war der Stein schon immer aufgefallen. Sr hatte ihn in Abwesenheit seiner Dienstherrschaft «behoben, wodurch der verborgene Schatz an den Tag kam. Vermutlich ist er im KriegSjahre 1818 au» Furcht vor Plünderung durch die Franzosen eingemauert worden. Die Tragödie »es Humpelrocks. CK. Von den tragischen Folgen einer Laune der Mode, von dem namenlosen Unglück, das die modernen engen Tmnenkleider, die mannigfachen Abarten des HumpelrockeS, über Tausende von armen Arbeiterfami lien gebracht hat, entwirft der Pariser Korrespondent eines großen Londoner Blattes eine eindringliche Schil derung, indem er eine Szene aus dem Lichthof eines fashionablen Pariser Hotels wiedergibt. „Wir saßen in der großen Halle beim Tee» bei dem sich das elegante Paris am Nachmittage versammelt, um unter dem Vor wand musikalischer Genüsse mit scharfem Blick die neue sten Erzeugnisse der Mode zu beobachten. Tie Pariser Schneider haben schnell entdeckt, daß diese Teenachmittage in den berühmten Hotels schöne geschäftliche Möglich keiten bieten. Seitdem delegieren sie ihre schönen Mannequins -um Nachmittagstee; die schönen Probier damen erscheinen in den neuesten Kreationen ihrer Brot herren. Man erkennt die Mannequin ohne weiteres. Sie sieht viel aristokratischer aus als die wirklichen Aristo kraten und ist meistens auch hübscher. Sie kommt stets zu spät und braucht zwanzig Mimtten, ehe sie einen Platz findet, mögen auch ein Dutzend Tische leer stehen. Sie wandelt in der Halle aus und ab und wenn sie end lich einen Tisch gewählt hat, steht sie bald auf, um weiter uncherzuschlendern und sich „umzusehcn". Selbst die wenigst scharfsinnigen Ehemänner ahnen, daß diese hübsche Dame „eine von den bewußten Schneider mamsells" ist, imd alle Frauen sind nach dem Anblick dieser reizenden wandelnden Reklame auf einen 'neuen Angriff aus das Bankkonto ihres Gatten gestimmt. Eben hatte eine große schlanke ungewöhnlich hübsche Person unter allgemeiner Bewunderung die Runde durch den Saal gemacht und nach den üblichen Schwierigkeiten einen Tisch gewählt. Aller Augen waren auf sie gerichtet, das Kleid hatte einen bezaubernden Schnitt und die Trägerin eine wundervolle Figur. Es war ein Wunder, daß sie in ihrem entzückenden engen Rocke gehen konnte, es war ein noch größeres Wunder, daß sie sich sogar zu setzen vermochte. Mer plötzlich, inmitten der wort losen Bewunderung aller Anwesenden, erhob sich ein Mann, der bisher an einem kleinen Tischchen in einem Winkel gesessen hatte, und begann zu der ganzen cle- ganten Versammlung zu sprechen. „Meine Tomons so begann der Fremde, „ich bitte zunächst für mein un gewöhnliches Benehmen um gütige Verzeihung. Aber ich möchte Ihnen etwas mitteilen und die Direktion de» HotÄs hat mir in liebenswürdiger Weise erlaubt, ein paar Worte an Vie zu richten. Mein Vortrag wird mir keiner Geldsammlung enden, ich bin kein Bettler. Ich bin nur ein Reisender, der aus einer Stadt zurückkehrt, in der bitterster Hunger wütet und ich möchte Ahnen nur eine kleine Geschichte erzählen, nicht um Geld zu erbitten, sondern nur «in wenig Mitleid." Der fremde Herr hatte sich dabei wieder gesetzt, blickte umher und lächelte. Jedes Gespräch war verstummt. Niemand pro- testierte, denn der Mann war wohlgekleidet und hübsch Er war sicher kein „Outsider", er sprach ruhig, gelassen, aber mit einer stillen Bestimmtheit, die jeden zum Zu- hören zwang. -.Meine Damen", sagte der fremde Herr, „Tausende von Frauen und Kindern hungern und jammern nach Brot wegen dieser engen Röcke, die Sie tragen." Durch die wette Hall« ging ein Rauschen der Neugier. „Hunger?" fragte irgend eine Stimme. Und der Herr erwiderte: ,Sowohl, gnädige Frau, dem Hungertode nahe. Ich bin gestern von einer Reise nach Roubaix zurückgekehrt, wo ein großer Teil der Stoffe gewebt wird, aus denen Ihre Kleider hergestellt sind. Tie Nahrungsmittel sind teuer und man hat kein Geld. Männer, Frauen und Kinder schreien und betteln um Arbeit, aber eS ist keine Arbeit da. Und ich berichte Ihnen dies, meine Tomen, weil diese Not keineswegs nur in Roubaix herrscht. Sie herrscht in vielen Städten Frankreichs und auch in vielen Städten Englands, in allen jenen Gemeinden, wo Stoffe für die Tamenkleidung gewebt werden. Ich spreche nur von Roubaix, weil ich gerade dort gewesen bin. Ter Bürger meister ging mit mir znm Bahnhof und als wir uns verabschiedeten, gestand er mir trostlos: ,L'n den letzten 12 Monaten hat Roubaix nicht iveniger als 16 Millionen Mark an baren Einnahmen verloren und dies alles nut durch die Mode der engen Röcke." Und Roubaix, meine Damen, ist nur eine kleine Stadt in Nordfrankreich und eine von vielen." Jede Tome in der Halle hatte ihren Tee vergessen. Sogar die Männer lauschten voll Spannung. Dieser wun derliche Fremde hatte eine seltsame Macht, Gehör zu er zwingen. „Sie wissen," fuhr er fort, „daß in prähisto rischen Zeiten — ein Jähr ist seitdem verflossen — weite Röcke Mode waren und daß zu einem solchen Rocke 7 bis 8 Meter Stoff nötig waren. Seitdem die Mode sich ge wandelt hat, und die Frauen sich bemühen, nach Kräften einem saubergewiSelten Regenschirm ähnlich zu sehen," — einige der Zuhörer lachten, und die schöne Mannequin von der Maison X. zahlte ihren Tee und glitt majestätisch aus dem Raume, — „wird zu einem Rocke nur noch die Hälfte des Stoffes gebraucht, SV?—4 Meter, ja manch mal sogar weniger. Man braucht nicht Finanzministcr oder Mathematikprofcssor zu sein, um sich auszurcchncn, daß heute nur halb so viel Stofs verbraucht wird wie vor einem Jähre: daß also nur halb soviel Menschen Arbeit finden können, wie damals. Mlein in Rmibaix sind durch diese Mode 20000 Männer und Frauen arbeitslos und sie hungern, sie hungern für Ihre engen Röcke, meine Tomen. Und dazu kommen die Folgen der neuen Blusen mode, die Kimonobluse, die ebenfalls viel-weniger Stoff erfordert wie die früher üblichen. Tie engen Röcke aber, die Sie, meine Damen, nur tragen, weil das Mode ist, verursachen noch mehr Not, Hunger und Unglück. Tic engen Röcke haben — verzeihen Sie das harte Wort — den Gebrauch des Unterrocks beseitigt. Ich gebe Ihnen nur die nackten Tatsachen: 00 Prozent aller Unterrock arbeiter und Arbeiterinnen sind arbeitslos." Ter Fremde bezahlte seinen Tee und ging. Tie Ka pelle spielte den Walzer aus der Tollarprinzessin. Aber die große Hatte des Hotels leerte sich früher als sonst, und ich möchte wissen, ob eine der eleganten Damen zu ihrem Schneider eilte, ehe sie zum Tiner nach Hause fuhr. ... Vermischtes. Eine furchtbare Szene bei einer Hin richtung. In Le Mans hat jetzt die Bluttat des Vater mörders Hamet ihre Sühne gefunden, aber bei der Hin richtung, die nach dem französischen Gesetz bekanntlich tn breitester Oesfentlichkeit stattfindet, kam es zu einer furchtbaren Szene, die um so unheimlicher wirkte, als noch das Gesetz für die Hinrichtung eines Vatermörders einen besonderen, mittelalterlich anmutenden Ritus vor- schreibt. Hamet hatte seinem Vater telegraphiert, er läge in einem Nachibardorse im Sterben und wünsche den Vater noch einmal zu sehen. Ter Greis eilte sofort an das Bett seines Sohnes, der beim Eintreten des Vaters emporsprang und den Mten wortlos niederschoß. Tas französische Gesetz bestimmt, daß ein Vatermörder bar fuß hingerichtet tverdcn muß. Tie Hände des Delin quenten sind auf den Rücken gebunden, um die Fuß gelenke wird ein Seil geschnürt und der Kopf muß unter einem schwarzen Schleier verdeckt werden. In diesem schauerlichen Aufzuge stellte man Hamet vor die Guillo tine und verlas das Todesurteil. Ter Mörder hörte die Verlesung ruhig an und rief dann mit lauter Stimme: „Ich bitte Gott und die Menschen um Verzeihung für mein Verbrechen." In diesem Augenblicke packten die Henkersknechte den Todeskandidaten, Hamet, der bisher ruhig und gefaßt erschienen war, setzte sich mit der Kraft der Todesangst zur Wehr, und es kam zu einem gräß lichen Ringkampf, der länger als , eine Minute dauerte. Ter Unglückliche krümmte sich trotz aller Bemühungen und erst nach einem verzweifelten Kampfe wurden die Henkersknechte Herr über ihr Opfer. Als das Beil siel, verlor einer der Henker beinahe die Hand. Man kann nur wünschen, daß diese gräßliche Szene die französische Regierung veranlassen möge, die HinrichtungSbcstim- mungen zu reformieren und die Oesfentlichkeit solcher Exekutionen zu beseitigen. Abnorme Witterungsverhältniss«. Seit acht Tagen ist die Witterung in der Provinz Sachsen und