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Woutag, 24 Dezember 1S17, abends S»8 70. Aahrg die im Die ErSffmmg »er Friede»Sber-a«dl>m»e«. wtb. Brest-Litowsk, 22. Dezbr.' Staatssekretär von Kühlmann ist mit seiner Be- gleitung gestern abend hier eingetroffen: gleichzeitig traf die bulgarische Delegation ein. Der Staatssekretär hatte Gelegenheit, noch am Abend mit den Vertretern des Vier bundes und den russischen Delegierten zusammenzutreffen. Heute um 4 Uhr nachm.rttags sind in Brest- Litowsk die Friedensverhandlungen rn feierlicher Sitzung eröffnet worden. Es hat ten sich hierzu folgende Vertreter eingefunden: Von deutscher Seite Staatssekretär von Kühlmann, Ge sandter von Rosenberg, LegätionSsekretär von Hösch, Ge neral Hoffmann, Major Brinckmann, von österreichisch-ungarischer Seite Minister deS Aeußern Graf Czernin, Botschafter von Merey, Gesandter von Mesner, Legationsrat Graf Colloredo, LegationS- sekretär Graf Csaky, Feldmarschalleutnant von Csicserics, Oberstleutnant Pokorny. Major von Glaise, von bulgarischer Sette Justizminister Popow, Ge sandter Kossew, Gesandter Stoianowitsch, Oberst Gant- schew, LegationSrat Dr. Anastassoff, ' von türkischer Seite Minister des Aeußern Achmed Nessim, Bei, Botschafter Seine Hoheit Ibrahim Hakki Pascha, UnterstaatSsekretär Reschad Hikmed Bei, General der Kavallerie Zeki Pascha, von russischer Seite A. A. Joffe, L. B. Kamenew, Frau M. Ä. Dizcnko, Di. St. Pokrorosky, L. M. Karachan, N. M. LubinSki, M. P. Weltmann Pawlowitsch, Admiral W. M. Altvater, General Samoilo, Oberst Fokke, Oberst Zeplit, Hauptmann LipSky. Sei Königliche Hoheit Prinz Leopold von Bayern begrüßte in seiner Eigenschaft als Oberbefehls haber des Oberkommandos Ost die in seinem Hauptquartier erschienenen Vertreter der Mächte des Vierbundes und Ruß lands mit einer Ansprache, in welcher er unter Hinweis auf de» günstigen und erfolgreichen Verlauf der Waffen- stillstandsverhandlungen der zuversichtlichen Hoffnung Aus druck gab, daß auch die nun begonnenen Verhandlungen möglichst bald zu einem die Völker beglückenden Frieden sichren möchten. Hierauf lud Seine Königliche Hoheit den ersten tür kischen Vertreter. Seine Hoheit Ibrahim Hakki Pascha, ein, als Alterspräsident den Vorsitz zu übernehmen. Hakki Pascha, der sodann den Präsidentenstuhl ein nahm, dankte für die ihm erwiesene Ehre, begrüßte die Delegierten und eröffnete die Verhandlungen mit den besten Wünschen für deren gedeihlichen Verlauf. Er schlug hierauf vor, daß Staatssekretär von Kühlmann als erster den Vorsitz bei den Verhandlungen übernehme, welchem Anträge allseitig zugestimmt wurde. Staatssekretär von Kühlmann übernahm nun den Vorsitz und hielt folgende Ansprache: „Es ist für das Land, das ich zu vertreten habe, und für mich eine große Ehre, gemäß dem Beschluß der Ver sammlung Lei der heutigen ersten Beratung den Vorsitz führen zu dürfen, bei der Vertreter der verbündeten Mächte mit den Delegierten des russischen Volkes Zusammentref fen, um dem Kriege ein Ende zu machen und den Zu stand von Frieden und Freundschaft zwischen Rußland und den hier vertretenen Mächten wieder herzustellen. Nach der Lage der Verhältnisse kann sticht die Rede davon sein, ein bis in die kleinsten Einzelheiten ausgear beitetes Friedensinstrument bei den jetzt begonnenen Be ratungen herzustellen. Was mir vorschwebt, ist die Fest setzung der wichtigsten Grundsätze und Bedingungen, un ter denen ein friedlicher und freundnachbarlicher Verkehr, rnsbesondere auch auf kulturellem und wirtschaftlichem Gebiete, möglichst bald wieder in Gang gebracht Iverden kann, und die Beratung der besten Mittel, durch welche dre durch den Krieg geschlagenen Wunden wieder zu hei len wären. Unsere Verlrandlnngcn werden erfüllt sein von dem Geiste versöhnlicher Menschenfreundlichkeit und gegenseitiger Achtung. Sie müssen Rechnung tragen einer seits dem historisch Gegebenen und Gewordenen, um nicht Len festen Boden der Tatsachen unter den Füßen zu ver lieren, andererseits aber auch getragen sein von jenen neuen und großen Leitgedanken, auf deren Boden die hier Versammelten Zusammentreffen. Ich darf es als glück verheißenden Umstand ansehen, daß unsere Verhandlungen im Zeichen jenes Festes beginnen, welches schon seit langen Jahrhunderten der Menschheit die Verheißung: „Friede auf Erden denen, die guten Willens sind", gegeben hat, und ich darf in die Verhandlungen mit dem aufrichtigen Wunsche eintreten, daß unsere Arbeiter einen raschen und gedeihlichen Fortgang nehmen möchten." Auf Grund von Vorschlägen des Vorsitzenden tvurden hierauf folgende Beschlüsse gefaßt: Rangordnungsfragen werden nach der alphabetischen Liste der vertreteüen Mächte gelöst werden. Im Präsidium Hr Vollversammlung alternieren die Ersten Bevollmächtigten der fünf Mächte. Als Verhandlungssprachen sind zugelassen: die deutsche, die bulgarische, die russische, die türkische und die fran zösische Sprache. Fragen, die nur einzelne der beteiligten Mächte in teressieren, können den Gegenstand von Sonderverhand lungen zwischen diesen bilden. Die offiziellen Sitzungsberichte werden gemeinsam fest gestellt werden. Auf Einladung des Vorsitzenden entwickelte hier auf der Erste russische Vertreter in längerer Rede die Grundlagen deS russischen Friedenspro gramms, die sich im Wesentlichen mit den bekannten Beschlüssen deS Arbeiter- und Soldatenrates und der All russischen Dauernversammlung decken. Die Vertreter der vier verbündeten Mächte erklärten ihre Bereitwilligkeit, in eine Prüfung der russischen Ausführungen einzutreten: das Ergebnis dieser Prüfung wird den Gegenstand der näch sten Srtzung bilden. , Frbr. v. Kühlmann stellte seiner Ansprache den Satz voran, daß nach Lage der Verhältnisse nicht die Red« davon sein könne, ein bis in die kleinsten Einzelheiten aüsge- arbeiteteS Friedensinstrument bei den jetzt begonnenen Be ratungen herzustellen, sondern, daß nur „dre Festsetzung der wichtigsten Grundsätze und Bedingungen" erfolgen solle, unter denen ein fried.icher und freundnachbarlicher Verkehr, insbesondere auch auf kulturellem und wirtschasllichem Ge biete, möglichst bald wieder in Gang geb.acht werden könne. Damit ist angekündigt, das; die Verhandlungen in B.est- LitowSk zunächst nur einen Vorfrieden, einen Präliminar frieden, Herstellen sollen, der in großen Zügen und allge meinen Umrissen die Bedingungen für einen späteren, ins Abfall Rußlands und die italienische Niederlage überwinden könne oder ob sich der Waffenstillstand auch auf ihre Fron ten erstrecken wird. Es bleibe nur noch die Hoffnung auf das Unvorhergesehene. Der türkische Thronfolger an -er Westfront. Auf Einladung Sr. Maj. des Kaisers hat am Freitag der osma nische Thronfolger Se. Kaiser!. Hoheit Prinz Wahid Edi , Esfendi den südlichsten Abschnitt der deutschen Westfront be sucht. Die eugltfche Maunfchaftsvermehrung. Ein Amster damer Blatt berichtet auü London: Nach dem „Evening Standard" beabsichtigt die Regierung, alle jungen Männer von IS bis 24 Jahren, die bis jetzt ans dem einen oder dem anderen Grunde vom Militärdienst befreit waren, in die Armee einzureihen und die Achtzehnjährigen anfzurufen. Die Altersgrenze von 41 Jahren wird bestehen bleiben. In Portn«.-Afrika befindet sich, wie Reuter aus Lon- don meldet, noch eine ziemlich große Trnppcnmacht unter dem Befehl des Generals v. Lettow. Die Deutschen haben einige Munitionslager erbeutet. Die Kolonen, die die Deutschen verfolgen, sitzen ihnen auf den Fersen. Es ist ihnen aber noch nicht gelungen, sie gefangenznnehmen. Englischer Bericht a«S Palästina. General Allenby meldet: Am 20. bis 21. Dezember gegen Mitternacht über schritten unsere Truppen den Nahrelauja auf Flößen und Bootsbrücken und besetzten Khuehethadrah, Sheikhumamnis, Telerrirekeit und später ElmakbraS. Es wurden 305 Ge fangene, darunter 11 Offiziere, und 10 Maschinengewehre eingebracht. Andere Streitkräfte eroberten Nasezzambn. General Allenby gibt an, daß ßrit Beginn der Kämpfe fol gende Beute gemacht wurde: V2 Haubitzen mit Munitions wagen, ungefähr 400 Protzwagen und andere Fahrzeuge, 110 Maschinengewehre, über 7000 Gewehre, 18 500000 Patronen und über 58000 Schuß für Kanonen und Hau bitzen, sowie verschiedene andere Vorräte. Probefahrten mit -em Dampfer Vaterland. Aus Amerika eingetroffene Reisende berichten, daß der Dampfer -Vaterland" der Hamburg-Amerika-Linie in der letzten Zeit mchrfach Probefahrten vor Neuyork ausgesührt habe. Es seien aber immer wieder Maschinenhavarien eingetreten. Die deutschen Maschinisten, die früher zur Besatzung des Dampfers gehörten und sich weigerten, bei der Instand setzung Hilfe zu leisten, wurden mit Gefängnis bestraft. Bom See- rmd Luftkrieg. Eine eiuzutrcffende Behauptung. Der englische Mi- nisterpräsident Lloyd George hat am 19. November im Unterhaus die bestimmte Behauptung ausgestellt, am«17. November seien fünf deutsche U-Boote vernichtet worden. Wenn diese Angabe bisher unwidersprochen blieb, so be deutete dies keineswegs stillschweigende Zustimmung, son dern abwartende Prüfung. Nachdem nunmehr die Rück kehr der zu jener Zeit in See gewesenen Boote die Lage übersehen läßt, ist, wie von amtlicher Stelle erklärt wird, festgestellt, daß die vom englischen Ministerpräsidenten aus gestellte Behauptung unzutreffend ist. Vernichtung einer englischen Ubootfakle? Die eng lische Admiralität teilt mit. Der bewaffnete Wohndampfec „Stephen Farneß" wurde von einem deutschen U-Boot im Irischen Kanal torpediert und versenkt. Sechs Offiziere und 95 Mann kamen um. (Anmerkung: Es scheint eine U-Boot- Falle oder Hilfskreuzer gewesen zu sein.) Die Lage in Rußland. Kaledin dankt ab. Die neueste Phase in den innerpolitischen Kämpfen Rußlands wird durch den Rück tritt Kaledins von ferner militärischen Kommandostellung bezeichnet. Nicht nur aus dem Heere Lenins durch Stim men, die namentlich aus der ersten Armee laut wurden, unterstützt von den Wünschen der ukrainischen Rada, ist ihm dies nahe gelegt worden. Es handelt sich zugleich um einen eigenen Entschluß Kaledins, der für seine kluge Po litik spricht. Er fühlt den wachsenden Widerstand im Heere gegen seine Person und so zieht er 'sich zur rechten Zeit von seinem Posten zurück. Er will damit nichts anderes erreichen, als eine Erstarkung der ukrainischen Volksregie rung. Dieser Erstarkung stand er, wie das Militärregi ment der Kosaken, hindernd im Wege. Damit wird die Bahn frei im Kampf gegen die Maximalisten. Er bedroht deren Macht und das wird weitgehende innenpolitische Fol gen in Rußland haben. Mit der Friedensfrage aber hat dies nichts zu tun. In ihr sind die Maximalisten und die ukrainische Nada im Ziele einig. .So iverden diese innerpolitischen Kämpf» Rußlands in der Sache kaum einen nachteiligen Einfluß auf die Verhandlungen in Brest- LitowLk auszuüben vermögen. Amerikanisch« Verschwörer gegen ?>ie Maximalisten. Die Petersburger Telegraphen-Agen- tur meldet: Zahlreiche Angehörige der Vereinigten Staa ten sind in die Verschwörung Kaledins verwickelt. Der Oberst Kolpachnikow und seine Helfershelfer sind verhaf tet worden. Es wurden Papiere von besonderer Wichtig keit beschlagnahmt. * Die Auslieferung Caillanx* au das Gericht. Die französische Kammer hat den Erörterungen der Caillaux-Äffäre einen vollen Sitzungstag gewidmet. Der Vormittag desselben war mit einer langen Verteidigungs rede Caillaux' ausgefüllt. Er verwahrte sich gegen alle er hobenen Anklagen, die er auf falsche Zeugnisse und Doku- mente zurücksührte. Dringlich verlangte er Aufhebung feiner Unverletzlichkeit als «Abgeordneter, um Gelegenheit zu erhalten, seine Gegner vor den Richter zu bringen. Der NachmittagSsitzung blieb die ganze sozialistische Gruppe fern. Em Bepreis für die Schuld Caillaux' konnte von reiner Seite erbracht werden. Trotzdem stimmte die Kammer schließlich mit 417 gegen.2 Stimmen für die Auf- Hebung der Immunität Caillaux', weil sie dessen Bitte um gerichtliche Klarstellung seiner Angelegenheit nicht ablehnen konnte. Der Kammerbeschluß bedeutet demnach keineswegs eine Verschlechterung der Lage des verleumdeten ehe- maligen Ministers. Noch weniger darf man mit der Ver weisung der Affäre die Angelegenheit für erledigt ansehen. Sie wird vielmehr erst recht viel Staub aufwirbeln, wenn dis Machenschaften ClemenceauS und seines kriegshetzeri schen Anhangs in öffentlicher Gerichtssitzung an das Tages licht gezogen werden. In der Kammerdebatte wurde denn auch bereits der Besorgnis Ausdruck gegeben, daß sich die gerichtliche Klärung der Affäre zu einem Feldzug gegen die Republik auswachsen könnte. Aus den Veröffentlichungen über die Aussagen ClemenceauS in der Voruntersuchung wird das bemerkenswerte Geständnis des Ministerpräsi denten jetzt viel besprochen: „Nicht nur unsere politische und militärische Lage, auch die Bolksftimmung ist gefährlich >" Im Anschluß daran wird fein anderer Aus- 1. Peilage zum „Riesaer Tageblatt". «otatkonsbrnck und Verlag: Langer » «inteett«, Riesa. G«s«äfttlst»r «aettzeßtratze öS- verantwort»« für Redaktion: Arthur Hähne!. Mesa; für Snzeigmtall» vtlhel« »tttrlch, Nstsa. Einzelne gehenden definitiven Friedensschluß enthalten wird. Das bedeutet ein Abweichen von der bisher ge bräuchlichen Regel deS Abschlusses von FriedenSverträgen. Man beabsichtigt offenbar, storchst nur den Grundriß zu vereinbaren, auf dem später der endgültige Frieden aufge baut und ausgebaut werden soll. Der Zweck liegt auf der Hand: eS soll ein möglichst „rascher und gedeihlicher Ver laus" dreser ersten Friedensverhandlungen sichergestellt wer den. Die gegenwärtigen Machthaber in Rußland Haden daran eingestandener Maßen ein besonders große) In teresse. und alle Beteiligten müssen nrit Rücksicht auf die böswilligen Störungsversuche der Entente «in abgekürztes Verfahren wünschen. Hat man einmal den Dorsrieden glücklich zu Stande gebracht, so können die Einzelheiten späteren ergänzenden Verträgen überlassen werden, bei de nen die Zeit weniger drängt. Auch läßt sich nicht ver kennen, daß bei aller Selbständigkeit und Unabhängigkeit der Vertragsschließenden die letzte, endgültige Neuregelung aller Beziehungen noch Rücksicht auf den WeltfriedenSschlnß zu nehmen gezwungen ist, da erst dann ein Gesamtbild der neuen Verhältnisse vorhanden sein kann. Unter dem Druck der Begleitumstände werde» die Be ratungen in Brest-Litowsk voraussichtlich bald zu Ende geführt iverden können, wenn auch diesmal besonders schwie rige Aufgaben, wie die Zukunft der selbständig werdenden östlichen Grenzv'ölker zu lösen sein iverden. Daß darüber schon jetzt beraten werden soll, geht aus den Andeutungen von Kuhlmanns hervor, daß das „historisch Gegebene und Gewordene" aber auch „jene neuen und großen Leitge danken. auf deren Boden die Versammelten Zusammentref fen" Berücksichtigung finden soll. Schon am ersten Berhandlungstage ergab sich, daß der Weihnachtsgeist des Friedens derer, die guten Willens sind, die Anwesenden beherrschte. Man darf daraus die Hoffnung entnehmen, daß die erste Friedenskonferenz in Brest-Litowsk bald zu dem allseitig erwünschten, gedeih lichen Abschluß gelangt. Lansing über ein angebliches deutsches Friedensangebot .Reuter meldet aus Washington: Staatssekretär Lansing nahm zu "den Gerüchten von Knem neuen deutschen Friedensangebot zu Weihnachten.Stellung und erklärte, daß das Staatsdepartement davon keine Kenntnis erhalten habe. Die Haltung der Vereinigten Staaten sei unverändert und bleibe im Einklang mit den Bedingungen der Alliierten, daß Deutschland Wiederher stellung und Schadloshaltung gewähren solle. - ' Kriegsnachrichte«. Der Sailer bei de« VerduskLmtzfer«. Se. Maj. der Kaiser besuchte am 21. Dezember Nordfront von Verdun. Er kam nicht, wie so oft Kriege, um frisch aus der Schlacht kommende Divisionen zu begrüßen, sondern uni der gesamten Verdunarmee den Dank des Vaterlandes für die schweren Kämpfe im Som mer und Herbst zu überbringen. Bon einer allgemeinen Aufstellung war abgesehen worden, um den Truppen die wohlverdiente Ruhezeit nicht durch weiten Anmarsch zu kürzen. Se. Majestät wurde zunächst durch den Kron prinzen auf dem Gebiete der alten Kronprinzenarmee emp fangen. Er heftete dem Oberbefehlshaber General von Gallwitz den Schwarzen Adlerorden an und überreichte dem Cluff des Generalstabes der Armee den Orden Pour le merite. Sodann trat der Kaiser eine dreistündige Rund fahrt östlich der Maas an. Abordnungen der zu 'beiden Seiten der Bahn liegenden Truppenvcrbände waren an verschiedenen Punkten der langen Strecke aufgestellt. Die in Ortsunterkünften liegenden Truppen harrten innerhalb der Quartiere des Kaisers. Sämtliche Waffengattungen, Infanterie, Feld- und Fußartillerie, Flieger und Kaval lerie, Scharfschützen, Minenwerfcrkompagnien, Pioniere, Feldeiseubahüer, Kraftfahrer, Sanitätstrrrppen, Telc- graphentruppen und Kolonnen waren vertreten. Die-Dör fer hatten sich mit Weihnachtsbäumen und Guirlanden festlich geschmückt. Die Kompagnien traten zwangslos vor den Quartieren an. Manchmal dampfte die Feldküche hin ter den salutierenden Kriegen:. Se. Majestät begrüßte die Kommandeure und fuhr jedesmal trotz der grimmigen Kälte im offenen Wagen die Reihen entlang. An zwei Stellen waren geschlossene Verbände zur Besichtigung aufgestellt. Hier beglückwünschte der Kaiser besonders ausgezeichnete Offiziere und Mannschaften und richtete an dis versam melten Offiziere ivarme Worte des Dankes. Ohne die stillen, heldenmütigen Kämpfer der Westfront, führte Se. Majestät aus, wäre niemals die ungeheure Entfal tung der deutschen Streitkräfte im Osten und in Italien möglich geworden. Der Krieger im Westen habe entsa gungsvoll seinen Leib hingehalten, damit die Kampfkrie- acr an der Düna und am Jsonzo von Sieg zu Sieg stürmen konnten. Die furchtbaren Kämpfe auf den blu tigen Höhen 304 und 344 und am Baux-Kceuz sind nicht umsonst gewesen. Eine neue Grundlage für die Kampf führung ist geschaffen. — Se. Majestät frühstückte bei den: Oberbefehlslwber und besuchte anschließend ein Armeelaza rett. Jeder der verwundeten Verdunlämpfer wurde von dem von Bett zu Bett schreitenden Monarchen mit uner müdlicher Güte befragt und mit dem eisernen Kreuz oder einem Erinnernngsblatt bedacht. Der Kaiser, der den an strengenden Tag ohne das geringste Zeichen von Abspan nung dnrchführte, begab sich um 4 Uhr in das Hauptquar tier des Kronprinzen. , Die verschlimmerte Kriegslage der Entente. Das ententefreundliche Westschweizer Blatt „National Suisse" veröffentlicht einen vielbeachteten Artikel über die militä» rische und politische Lage der Entente. Die Zeitung stellt fest, daß die Lag« der Entente nie so gefährdet mar, wie jetzt. Bisher hat sie immer noch mit Zukunftsmöglichkeiten rechnen können, das sei ihr jetzt nicht mehr gestattet. Sie könne weder auf neue Verbündete, noch auf eine Lockerung des VierbundeS zählen. Die Hoffnung auf Rußland, Ru mänien und Sarrail, die solange die Entente ermutigte, sei endgültig erledigt. Die gegenwärtigen Operationen Eng lands gegen die Türkei seien bedeutungslos. Italien kön- ne froh sein, wenn eS die Invasion aushalte und di« Blockade sei «ine Illusion gewesen. Deutschland . halte wirtschaftlich dieses Jahr leichter durch als in den ver gangenen Jahren, während die Entente selbst an Ent behrung«, leide. So bliebe nichts als die Hoffnung auf Amerika. Aber man seh« jetzt ein, daß all di« überschwiing- licken Andeutungen hinfällig seien. Die amerikanische Holz- flotte, die 100000 Flugzeuge, die Millionen amerikanischer Soldaten seien ebensolche Phantasten wie die gepriesenen - ... Kriegserfindungen EdisonS. „National Suisse" fragt -um , und milit, Schluß, ob die Entente wirklich di« inneren Kämpfe, den l geworden/