Volltext Seite (XML)
Viertes Blatt Sächsische Bolkszeittmg vom 24. September 4811 Nr. 218 Aus der Frauenwelt. k Frauentand. Die Frau liebt viele kleine Nichtig keiten, über die der Herr der Schöpfung spöttisch lächelt. Was trägt eine Frau allein an Schmuckgcgenständen an sich! Das ist oft ein gar lustiges Gebimmel. An den Hand gelenken blitzen silberne und goldene Armbänder, an den Fingern silberne und goldene Ringe: Broschen und Ohr ringe, Uhr und Ketten aber baumelt noch ein ganzer Reich tum von kleinen Andenken. Da ist ein kleines Büchlein, in das nie geschrieben wird, ein silberner Bleistift, der nie ge spitzt wird, da hängt ein Bildchen von der letzten Sommer frische, ein Medaillon mit einer kleinen Photographie. An einer bunten Glaskette ist eine Lorgnette befestigt. Und im Haar erst: da gibt's zahlreiche Kämme und Nadeln, mit Steinen besetzt, farbige Schleifchen usw. Der Hut wird von schönen Nadeln mit modernen Köpfen festgehalten. Schleier und Pompadour. Muff und Handschuhe, was gehört nicht alles noch zur alltäglichen Ausstattung einer Dame. Aller dings sind es nur die Damen der „Welt", die so zahlreiche Kleinigkeiten, ein solches Warenlager von Schmuckgegen ständen mit sich herumführen. Die Mehrzahl unserer deutschen Frauen denkt vernünftiger. Freilich auch sie lieben die Schmuckgcgenstände. Und warum sollen sie das nicht? Im Menschen liegt nun einmal der Trieb, sich schön zu machen, und unsere Herrenwelt macht es ja auch nicht besser. Auch sie sucht sich möglichst vorteilhaft heraus- zustaffieren. Auch sie tragen Ringe und Nadeln, ja sogar schon Armbänder. Ein Kitzchen Tand, denn das bleiben solche Schmuckgegenstände immerhin schon, wird niemand der Frau verargen. Der Trieb, sich „scl-ön" zu machen, liegt tief in« weiblichen Gemüt. Keinesfalls aber soll eine Dame derart zahlreiche Kleinigkeiten mit sich führen, datz sic einem kleinen Kramladen gleicht. k Die Erschaffung des Weibes. Wie die Indier sich die Schöpfung des WeibsS und das Verhältnis des Mannes zu ihm vorstellen, sagt folgende Ueber- setznng aus dem Indischen. Im Anfang der Zeiten schuf Twashtri die Welt. Aber als er das Weib schaffen wollte, sah er, datz er bei der Erschaffung des Mannes alle verfügbaren Stoffe erschöpft hatte. Es war kein festes und dauerhaftes Element übrig geblieben. Bestürzt und ver- wirrt verfiel Twashtri in tiefes Sinnen. Als er genug nachgedacht hatte, tat er folgendermatzen: Er nahm die Rundung des Mondes und die Wellenlinien der Schlange, die Verschlingung der Kletterpflanzen und das Zittern des Grases, die Schlankheit des Rohrs und das Samtartige der Blume und die Zartheit der Blätter und den Blick des Rehs und die ausgelassene Heiterkeit des Sonnenstrahls und die Tränen der Wolken und die Unbeständigkeit des Windes und die Furchtsamkeit des Hasen und die Eitelkeit des Pfau vogels und die Weichheit des Flaums, der den Hals des Sperlings deckt, und die Härte der Diamanten und die Sütze des Honigs und die Grausamkeit des Tigers und die Wärme des Feuers und die Kälte des Schnees und das Ge schwätz des Hähers und das Girren der Turteltaube. Er mischte alle diese Dinge und schuf das Weib. Dann schenkte er es dem Manne. — Acht Tage später kam der Mann zu Twashtri und sprach: „.Herr, das Geschöpf, das du mir ge schenkt hast, vergiftet mein Leben. Es schwätzt unaufhör lich: es raubt mir meine Zeit: es jammert um ein Nichts: cs ist immer krank. Ich bin zu dir gekommen, damit du es zurllcknehmen mögest, denn ich kann mit ihm nicht leben." Und Twashtri nahm das Weib zurück. Aber acht Tage später kam der Mann wieder zu dem Gotte und sprach: „Herr, mein Leben ist einsam, seitdem ich dir dieses Ge schöpf zurückgegeben habe. Ich mutz immer daran denken, datz es vor mir tanzte und sang. Ich erinnere mich auch, datz es mich sc eigentümlich ansah, datz es mich streichelte und datz es sich auschmicgte." Und Twashtri gab dem Manne das Weib zurück. — Drei Tage waren nur ver flossen. als Twashtri den Mann wiedcrkommen sah. „Herr," sprach er, „ich weitz nicht, wie das kommt, aber ich bin jetzt überzeugt davon, datz das Weib mir mehr Verdruss bereitet, als Vergnügen. Herr, ich bitte dich, nimm es wieder!" Aber Twashtri schrie: „Hinweg, Mann, und richte dich ein, wie du kannst'" Und der Mann sprach: „Ich kann mit dem Weibe nicht leben!" Twashtri erwiderte: „Du wirst auch ohne das Weib nicht leben können!" Und der Mann ent fernte sich und seufzte: „O, ich Unglücklicher! Ich kann mit dem Weibe nicht leben, und ich kann ohne das Weib nicht leben!" — So die Uebersetzung aus dem Indischen! Vermischtes. V Die Bevölkerung Rotterdams betrug am 81. Dez. 1910: 426 888 Seelen, wovon 207 716 Männer und 219 172 Frauen. v Eine interessante Entscheidung hat der unga- rische Minister für Kultus und Unterricht, Graf Zichy. ge- troffen. Er hat nämlich gestattet, datz an der Pester Oper wieder in deutscher Sprache gesungen werden darf. Seit ungefähr zwanzig Jahren war das verboten! v Ein amtlicher englischer Bericht zeigt, datz die Fische, die die britischen Fischer letztes Jahr landeten, einen Wert von nicht weniger als 232^ Millionen Mark dar- stellten. Ihr Gewicht betrug 1156 Millionen Kilogramm. v Ein grauenhafter Fall von Lynchjustiz in den Vereinigten Staaten gibt amerikanischen Blättern Gelegenheit, daraus htnzuweisen, datz innerhalb der letzten 25 Jahre allein etwa 6000 öffentliche Exekutionen durch „Richter Lynch" in Amerika zu verzeichnen waren, und datz in 40 Fälle» die Missetäter auf dem Scheiterhausen verbrannt wurden. v Tod durch wilde Tiere. Nach einem Bericht der indischen Negierung sind letztes Jahr 21 878 Menschen iir Indien durch wilde Tiere getötet worden, gegenüber 23 860 und 21904 in den zwei Vorjahren. Bei weitem der gefährlichste Feind der Menschen sind die Schlangen. Sie sind an mehr als 90 Prozent der Todesfälle schuld. Au Vieh haben die wilden Tiere 93 074 Stück umgebracht. Tie Menschen ihrerseits haben sich revanchiert durch Erlegen von 91 104 Schlangen, 1421 Tigern, 5029 Leoparden, 3111 Wölfen, 2292 Bären, 23 Elefanten und 7403 anderen ge fährlichen Tieren. v Der beerdigte Schimpanse. Eine seltsame Verwechslung hat sich in Solingen zugctragen: Am 1. Sep tember wurde in einem Acker bei Schaberg von Feld- arbeiteru ein Paket gefunden, in dem sich anscheinend der Rumpf eines Kindes befand, dem Kopf. Hände und Fütze fehlten. Die Arme und Beine waren abgetrennt und lagen besonders eingewickelt ebenfalls in dem Paket. Tie benach richtigte Polizei unterbreitete die Angelegenheit dem Ge richte. Von zwei Aerzteu wurde festgestellt, datz die Körper teile von einem Kinde weiblichen Geschlechts, das nach der Geburt gelebt und Nahrung zu sich genommen hatte, her- rührten. Ferner wurde ermittelr, datz der Körper keine Haut mehr trug, sondern abgezogen war. Temnach schien es sich um einen rätselhaften Mord zu handeln, für den alle Anhaltspunkte vorläufig fehlten. Nachdem das vermeint liche Kind beerdigt worden war, ergaben aber die weiteren Nachforschungen, datz es sich nicht um ein Kind, sondern »in den Runrpf eines jungen Schimpansen handelte, der in: Zoologischen Garten zu Solingen eingcgangen war und den der Besitzer dieses (Härtens einem Herrn zum Aus stopfen geschenkt hatte. Ter Betreffende hatte das Tier- abgezogen und den Kadaver, zu einem Paket verschnürt, ins Feld geworfen. Die Geschichte zeitigt nun noch einige Weiterungen, die für die beteiligten Nerzte nicht gerade angenehm sein werden. Der „Leichenfund" wurde nämlich standesamtlich gebucht und diese „intellektuelle Urkunden fälschung" mutz nun aber beseitigt werden, da doch unmög lich ein wirklicher Affe im Sterberegister des Standesamtes verzeichnet bleiben darf. Auch die Kirchengeineinde Krahcn- höhe und ihr Pfarrer erhoben Einspruch dagegen, datz der Affenkadaver auf dem Friedhofe bleibst wo er mit alle» Feierlichkeiten tcerdigt wurde. Man wird den Sarg mit dem Affen also wohl wieder nusgraben nnd dann im Felde verscharren müssen. Nun aber entsteht die Frage, wer die Kosten der Beerdigung des Affenkadavers. der Wieder- ausgrabung und auch der voraufgegangenen Leichenöffnung zu tragen hat. Die Armenvcrivclltnnq hat für die Geschichte schon 26 Mark gezahlt. Grötzer sind die Kosten, die der Staat für die Leichenöffnung aufzuwenden hat. Man will den Mann dafür verantwortlich machen, der den Kadaver auf das Ackerstück geworfen hat, was noch dem Feld- und Forstpolizeigesetz verboten ist. Ter Mann meint aber, datz man ihn höchstens wegen der Uebertretung bestrafen könne, im übrigen ist er mit seinem Laienverstand der Ansicht, datz die Acrzte es hätten sehen müssen, datz eS sich nicht niu eine Kindesleiche handeln konnte. Für den Irrtum der Aerzte könne man ihn aber unmöglich haftbar machen. Literatur. Das Herbst-Wcrbehcft der „Allgemeinen Rundschau" (Wochenschrift für Politik und Kultur, Herausgeber und Verleger Dr. Armin Kausen in München, vierteljährlich 2,40 Mark) darf Wohl mit Recht als ein Gradmesser für den unaufhaltsamen Aufschwung der so beliebten Kausensclxm Wochenschrift bezeichnet werden. Wer sich darüber infor mieren will, wie die „Allgemeine Rundschau" in der katho lischen Presse und in ihrem internationalen Leserkreise ge würdigt wird, braucht nur die auf drei Seiten mitgeteilten Stimmen aus dem Jahre 1911 zu überblicken. Es gibt wohl nicht leicht ein katholisches Organ, das Aehnliches aufzuweisen hat. Sehr bemerkenswert ist ein Bischofswort vom 26. August 1911: „Ich habe mit eigenen Augen und eigenen Ohren den gewaltigen Missionseffekt der „Allge meinen Rundschau" schon oft beobachtet." Aus dem überaus reichen Inhalt dieses Werbeheftes (Nr. 38) möchte ich einige besondere Schlager eigens hervorheben: Der Hausgeber richtet unter dem Titel „Moderner Dirnengeist verseucht das deutsche Volk" an deutsches Ehr- und Nationnlgefühl einen Appell, der eine Reihe neuer, bisher kaum ausge sprochener Gedanken enthält. Von geradezu program matischer Bedeutung ist Ellen Ammanns Weckruf „Forde rungen der Zeit an die katholischen Frauen". Von hohem programmatischen Wert ist auch Franz Weigls zeitgemätzer Artikel: „Der katholische Lehrer und das christliche Schul ideal." Bedeutungsvolle Richtlinien werden ferner von Dr. Joseph Eberle („Student und soziales Erlebnis") und von Tr. Hans Rost („Ein paar notwendige Anregungen zur Hebung unserer Presse") aufgestellt. Aber auch der übrige Inhalt einschlietzlich der die ernsten Erörterungen angenehm unterbrechenden Gedichte steht aut dem erhöhten Niveau, das der „Allgemeinen Rundschau" eigen ist. — Ta das Werbeheft in der Riescnauslage von 100 000 Exem plaren erschienen ist, und die Geschäftsstelle (München. Galeriestratze 35a), Gratishefte an jede mitgeteilte Adresse versendet, ist gerade in diesem Augenblicke jedermann die beste Gelegenheit gegeben, die „Allgemeine Rundschau" auf bequeme Weise kennen zu lernen. Aus der Geschäftswelt. -Dorn BlieSnitzer Mineralbrunnen. Der Versand von PZstoniyer Ziaklgueile Mineralwasser nimmt täglichgrötzeren Umfang an. s >?aß die vorhandenen Betriebseinrichtungen beständig erweitert weiten müssen, zu welchem Zwecke auch große Terrain-Ankäufe Vaugeiunden haben. Diese außerordentlich rasche Entwickelung hat ^a« G-schüft wohl in erster Linie der vorzüglichen Qualität seine- 'llrodtisics, das allgemein sehr gelabt wird, zu verdanken. Vor "Nen Dingen wird es als vorzüglich anerkannt, datz die Kohlen« iäne, nachdem das Wasser nur mit seiner eigenen Kohlensäure - nqes vlt wird, nicht wie bei künstlichen Mineralwässern stark h rooe vritzt. sondern nur in kleinen Perlen zutage tritt und so ri bt s >ort verloren geht sonde a stundenlang selbst auch im offenen - Mie sib häli; dadurch macht sich auch der Geschmack der Kohlen« <ä-i e erst auf der Zunge beim -rinken richtig bemerkbar, während d. vrudeln für das Auge nicht so stark wie bei künstlichen Wän m zutage tritt. Der stark kohleniäurehaltige und radioaktive Smutcl hat sich bei der großen Entnahme glänzend bewährt; es rö,. ' n täglich mehrere hunderttausend Floscken, ohne Beein- r üct , ung des Sprudels, m t der eigenen Kohlensäure gefüllt we b-.- -. da es sich um eine aus großer Tiefe kommende unter« ird icke Quelle handelt, die vom Oberwasser völlig abgeschlossen ist. ii d daher die Trockenheit keinen Einfluß batte. Marktpreise zu Kamenz am 21. September 1911. Höchster I niedrigster Preis Pre-t» bO Kilo 4 4 4 Korn . . . Weizen . . tiierve . . . 8 g 80 8 9 80 bü b 25 10 — 0 60 S"oh PfOhOp Maschinen- 82 — Hafer, a tcr . — — — — 30 — d-. ne er. Hirse . » 17 30 9 16 BE-lKll-stUL. tzeidckorn. . 50 Kilo 3 3 80 linrtosseln . . 4 20 — 1t 25 do. nnsort. — - — — /, Pfennige. ILstkolliokvM V. Voi'nolimv» mockvrnst eingmieillvtks L'Lmilivll - llolvl bin mal evsivokl. immer xelobl. Llr1»kra»x «»«kt Hock««, cklv« «Lt »»««««» vvltkvriikmtvn »'»kr»k»tvn «inen Vvrsiaerk «a«kt. Lsstzo Hurüitätzori Noclornutzg I'orinon broi^o. Lonraü Tack öc LiL bei HlaScleburx Vorlraukkaus Dr« , ILönix ^Io1»alNtiL-8ttrnLv KI, 5113. 18V0 6. s. LieSIL«, VKLSVM-l'OIiLLzVI'rL I'srosprvokvr 10267 »» EsoASnüsisr cksw stosiannäskriockliok. kür in allsn 8toii uirton. ^usttikrunß »llsr io 6as I'Lvli sinsokIkt.Asnävi' ^rdoitsn. üliWkIlllisfkfskiiöstVmililimligsMIM Zum Abschluß von Feuer-, EinbrnchS-Diebstahl- und Wasser« Icit»na°schäden-Bersichcrungei, zu knlanlcn Bedingungen u. billigen Prämien in Sachse» empfiehlt sich isi« ILnufinnm», General Agent. (Mitglied des Vereins kath. Kausieute Leipzig.) 1,vll»nl/«tr. K. 1'vriwprvoltvr 18 48V. Vvrtrvlvr und «INI« Vvrniittlvr werden bet koken l?«ovt,lo»en gern noch angestellt.