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Beilage zu Nr. l8l der „Micistüstüen Nolkszeitung // Ans Ttadt und Lanv. —* Oie such um N o t st a n d s f r a ch t e n. Ter ! Voritaiiö der Dresdner Kaufmannschaft ist ebenfalls um Bewilligung van Notstandsfraclsten von den Seehäfen in- , folge der geschloffenen Elbschissahrt an die Generaldirektion der Königlich sächsischen Staatseifenbahnen zu dringlichster , Erledigung vorstellig geworden. — ^ Zur Verhütung von Funkenflug. Mit Rücksicht airf die außergewöhnlich trockene und warme Witte rung bat die Staatsbahnverwaltung das Lokomotivpersonal erneui streng angewiesen, aus die tadellose Beschaffenheit der Einrichtungen zur Verhütung von Innkenslng zu achten und nicht nur an den durch besondere Zeichen kenntlich ge machten Gesabrstellen, sondern auch an allen übrigen der Gefahr von Zündungen leicht ausgesehten Stellen, beson ders bei Vorübersahrt an Getreidefeldern, den Answurs voil funken ans das sorgfältigste zu verhüteil. Eiil Sonderzug nach Wien wird am 11. August nachmittags 5 Uhr ßlj Minuten vom hiesigen Hanpt- balmhof'abgelassen. . —' Te jetzige abnorm niedrige Was erstand der Elbe aas nasser fließt gegenwärtig nur noch durch eilten einzigen Pfeiler der Augnstnshrücke lind links tlild rechts voll dieser schmalen Iahrnnne sind große öde Steinfelder entstanden — bat auch die Z-rage nach dem > alten Wahrzeichen dieser Brücke, dem großen metallenen Kruzifix wieder angeregt, das eilten Pfeiler bis zum i Ul. März Ü<t7 schmückte, all welchem Tage es bei eitler ' großen Elbhochslnt mit samt dem Pfeiler zusammenstürzte. ^ Seitdem ist das Kreuz verschwanden und konnte trotz maniiichfachen Durchforschungen des Elbbettes nicht wieder > aufgehlnden werden. Vielleicht hätte man das Kreuz jetzt , gefunden, wenn man das trocken liegende Strombett noch einmal genau durchsucht Härte. Die Brücke erhielt diesen > Schmuck illl Jahre l«'»70. Das Kreuz wurde voll dem ! Dresdner Stück- und Glockengießer Herold gegossen lind am ! Iß. September obengenannten Jahres aus dem drittelt und größten Pfeiler ausgestellt. Die erste in Messing gegossene Inschrift besagte, „damit die, so auf diesem Wasser führen. > des sichersten Ortes zur Durchfahrt gewiß sein möchten." sowie „allein zu gottseligen Andenken des Leidens lind Sterbens Jesu Ehriiti ohne alle abergläubige Verehrung". Es war UU Zentner schwer und dl Ellen hoch und kostete die für damalige Verhältnisse nicht unbedeutende Summe von 70t) Thalern. Aus der Rückseite des Postaments las man den Namen des Oberlandbanmeisters Woks Kaspar v. Klengel. Seinen spätereil Platz auf dem fünften Pfeiler erhielt das Kreuz mit der Vorderseite nach Osten gewendet, am 2.7. August 17U2. Im Jahre l70ö mußte es einer Reparatur unterzogen werden und wurde daun aus einem 12 Ellen hohen künstlichen Ielsen errichtet. Der Ielsen kostete damals 2000 Thaler. Das Kreuz, das auch bei dieser Gelegenheit neu vergoldet worden war. wurde von dieser Zeit an von 2 Soldaten ständig bewacht. Bei der Sprengung der Brücke durch den Marschall Davon': hatte mau das Kreuz vorher abgenommen lind in -Sicherheit gebracht. Später wurde es wieder ausgerichtet. bis es am Ul. März IKst.7 für immer in den Ilnten der Elbe reriauk. Pirna. Trotz des gegenwärtigen außerordentlich niest rigeu Elbwasserstandes ertrank Donnerstag in Operposla beim Badeil der 2«! Iabre alte verheiratete Steinbrnclis- arbeiter Prasser. Er war in ein sogenanntes Drehloch ge rateil, dessen Gewalt alles in die Tiefe zieht. Derartige Drehen befinden sich in Oberposta und Zeichen au versciüe deneil Stellen und sollen einige davon jetzt noch Tiet'en bis zu vier Meter ausweisen. Pirna. Von dem Vorbau de deutscher Arbeitsnachweise war jetzt der hiesige Rat ersucht worden, in Pirna einen kommunalen Arbeitsnachweis zu errichten. Ter Rat be schloß an: die ablehnenden Aeußernugeu der liier bestehen den Innungen hin, ans die Angelegenheit vorläufig nicht weiter znzntommeii. Köiiigstcill. Ter Betrieb der von hier nach Bad Königs hrnnil führenden gleislosen Probehalni soll wieder einge stellt werden und zwar ans finanziellen Gründen. Königsbrück. In dem zur Standeslierrschast Königs- brück gehörigen Walde am Zeißbolzer Ilnr brach geller» i nactlinitlag ein Waldbrand ans. der einen derartigen Um ! lang annaliin. daß ans Königsbrück militärische Hilst' er beten wurde. Roch vor Antnnst des Militärs war es jedoch dem Einschreiten der Bewohner und Ienerivelnen der uni liegenden Ortichgiten gelungen, das Jener zu bewältigen. Leipzig. Tie .Königliche Amtsbanvtmanmckiast erläßt folgende Bestimmung: „Wer in Zntnni't es unternimmt, den Gewerbebetrieb eines andereil zu stören oder zu beein ^ trächtigen, daß er öffentlich vor einer Menschenmenge oder ! durch Verbreitung von Säumten oder durch öffentliche» An , schlag dazu anisordert, in einem bestimmten Gewerbebetrieb leine Waren anzntanie» oder zu bestellen, bezielmngswene > in einem bestimmten Geichäitslotale nicht zu verkehren, wird oder Hast bis zu lagen mit Geldstrafe bis zu 170 Mart bestraft." Tie im „Interesse der Aiiirechterballnng der öffentlichen Ordnung" erlassene Bestimmung betrisst in erster Mine den von der sozialdemokratischen Parteileitung über einen großen Teil von Gastmirtschaiten in Leipzig und Umgebung verbängten Bontott. Es sind das diejenigen Lotcile, welche ibre Säle nicht zu sozialdemokratischen Ver anstaltnngen bergeben. Leipzig. Tie Trechslergelnlse» und die in Drechsle reien beschäftigten Tischler und Maichinenaibeiter haben, weit ans ihre Vorschläge leine oder ablehnende Antworten eingegailgen sind, in einer slart besuchte'' Versammlung beschlossen, die 'Arbeit niederznlege». Oschatz. Im hiesigen StadtwalM war Ireiteig nach mitlag gegen 2 Ulm vermutlich dmch Selbstentzündung ein .Henbanieii in Ilammen ansgrgange», lvorans sich der Brand ans die benachbarte Waldtnltnr allsdehnte. Rascher Hilfe gelang es, das Jener alsbald ahznlöschcn, so daß nur zwei Acker Iichtenaiipslcmzilngeii vernichtet wnrden. Gkrsdvrs bei Ehcinnitz. Die Baute» für die hiesige elektri'che Meist und Kraftanlage und soweit gefördert, daß die gesamte Anlage im Oktober wird dem Betriebe über geben werden können. Rossen. Das .Königsschießen findet dieses Iabr in der Zeit vom 21. bis 2.1. Anglist statt. Stvltbrrg. Bon einem heftigen Wirbelwinde erlaßt wurde von dem an der Zwickaner Straße gelegenen Ielste der mit zirka 2M Schock Korn beladene Erntewagen des Ileisctiermeisters Allst» Bach. Pferd und Wagen wnrden ein Stück in die Höbe gehoben nnd vollständig bernmge- drelst. Herr Bach, der das Pferd halten wollte, einige Meter io> tgestchlenderl. wahrend seine ilm in der Erntearbeit unter stützende Mutier unter den Wageil zu liegen tam. Planen. In Lebensgefahr schwebte am vergangenen Tienstag eine Tame ans Planen, die mit ihre» Iainilien- angebörigeii ans Zinnowitz an der Ostsee mit dem Schnell zuge znrücktelirte. .Kurz vor der Ankunft in Berlin traf eine .Kugel das Eonvee. zertrümmerte die Fensterscheibe und bohrte sich lies in das Wandvolster ein. Tie Tarne blieb unverletzt. Schöna» a. d. Eigen. Eine anscheinend ermordete weib liche Person wurde am Tonnerstag nachmittag in einem last vertrockneten Snmviloche in de» ans der Berzdorfer Ilnr gelegenen Stränchern aiisgesnnde». Tie Tote batte den Kops seil mit einem Tnckie verbunden lind war mit einer schwarzen Triiottaille und einen geflickten Rocke bekleidet. Tie Mückie tonnte höchstens 1! Tage gelegeil haben: der Korst war schon stark in Igninis stbergegaiigen. Jedenfalls lasten die Lage der Reiche und einige andere Umstände daraus schließen, daß ein Mord vorliegt. In der Leiche wurde eine gewisse Hedwig Peßold ans Görlitz erkannt, die ! bis mm >7. Juli bei dem hiesigen Gutsbesitzer Bilder in > Tienilei! geiianden batte, sich aber an diesem Tage entfernte ! und nickst mebr in den Tienil znrückkebrte. Am Abend des- ! selben träges wurde sie noch aus dein Tanzboden in der ! „Sonne" zilsamiiien mit einem unbekannte» Manne gesehen. Tclüisch. Ans dem Iriedbos der jüdischen Gemeinde ' sind ieckis Grabsteine imigestürzt morden und znin Teil de moliert. Ter 'Vorstand der jüdischen Gemeinde setzt eine Belohnung von 70 Mart iür Ermiltelniig des Täters ans. Warnsdorf. Tie Vorbereitungen zu der am nächsten ' Sonntag, den 1 l. und Ieiertag, den 17. Anglist hier stcitt- siiideiiden .Katboliteiweriaiiiiiilniig sind soweit gediehen, daß das üchere Gelinge» der Veranstaliimg varanszusehen ist. Es haben sich IVO«) Teilnehmer fest angemeldet und werden ^ gewiß melir als öoppelt so viel »och eintrefsen. Ans der sächsischen Oberlaufs» sind ebenfalls zahlreiche Anineldniigen eriolgl. Es ioird also gewiß eine schölle Zusammenkunft ancli sächsischer Katboliten dabei zu verzeichnen sei». Herr Iabrikanl Anton Richter in Warnsdorf war so freundlich, auch innere Vereine einznladeii und gibt gern jede Auskiinst. Vermischtes. V In Kerpen vergütete sich die Iran eines dortigen Einwohners inststae eines Imnilienzwistes, sowie ibre beiden Kinder durch Lhsol. Das jüngste Kind und die Iran ver- — -lK 10 bebielt er den Wucherer iw Auge — und als dieser im Holstweg verschwand, da lies er ans dem Gebüsch bervor nnd befand sich nun am nördlichen Abba»ae ienes Hügels. Da ertönte von ferne ein lautes beulendes Irendengebell ein zotliger brauner Hund kam über die Ielder gelaufen nnd brach an derselben Stelle durch das Gebüsch, an der der Bauer hindurch geschritten war. Dann eilte er ani deil Mann zu und sprang heulend nnd Nässend an ihm empor. „Nero dl, alter Köter" — brummte er „bast doch wieder aeseben. wie ich die alte Karline", dabei bielt er den Gegenstand in die Höhe, den er in der Sand trug ..initaenoimneil habe? U»d losgerissen baste dich'auch nnd weine Spur haste auch gesunden gewiß, du Aas, du losch und Schnauze gebatten losch — oder ich steche dich tot", rief er dann in höchster Wut nnd bolte einen kleinen Knicksänger ans der Tasche. Nun duckte sich der Hund mit Gewinset ilnn zu Iiißen. Der Bauer bolte ans der anderen Solen wiche ein Ende Bindfaden nnd knüpfte es an das Salsband des Sundes. „Und daß du rnlstg bist keine Muts tust", sagte er leise, aber drobend. Nnil lies der Sund rnlstg neben ilnn ber, wäbrend der Bauer den Hügei lnnantlonmi. Vom Scststweae ertönten Schritte. Ter kleine Mann, den sein zornaliihendes 'Auge suchte, schritt also da unten hindurch. Er wart sich, am Rande der Böschnng cmgelangk, Platt aas die Erde nnd schaute hinunter, der Sund stieß einen leise tnnrrenden Laut aus, aber sein Besitzer packte ilm und hielt ibnl mit eisernem Griffe die Schilanze zu. Als das Tier sich beruhigt batte, öffnete er den Sack er zog einen Gewebrlanf hervor nnd demnächst einen Kolben. Mit einem rascheil Griffe setzte er das Gewehr zusammen, dann faßte er in seine Hosentaschen, der Habil knackte nnd im nächsten Annen blick befand sich die Patrone im Laufe. Ter Mann blickte in den Holstweg hinab, ein Schlehenbnsch verbarg ihn. Richtig, da nuten tam der kleine Mann her, über sein Pergamentgesicht rann der Schweiß in großen Tropseil und es erschien vor Anstrengung und Sonnenglnt fast orangefarbig. In der rechten Hand trug er einen Regenschirm, in der linken eine schwarze Tasche, eine lederne Tasche an grünem Bande bing ibm über die Schulter - ein alter ickläbigcr Hut bedeckte den Kops. Sein Atem ging laut vor Anstrengung, sei» Schritt war müde nnd stolpernd, denn der Weg war schlecht und große Steine stellten sich dem Wanderer in den Weg. Im Nn hatte der Mann oben an der Böschung sein Gelvehr an der Backe, schoil krümmte sich der Zeigefinger Da ertönte vom Walde ber eine herrische Stimme: „Na, kommen Sie denn endlich? Ich habe lange genug ans Sie warte» müssen!" Obgleich er diese Stimme nicht kannte, streckte sich doch der Zeige siilger des Bauern bei ihrem Klang sofort wieder, sein Kops wandte sich der Richtung zu, woher sie kam lind er sah die hohe schlanke Gestalt eines Irem den, den er nicht kannte, im Iagdanzuge ans dem Walde treten nnd am Ei» gang des Waldes Anfstellung nehmen. „Erbarmen Sie sich", keuchte der Wucherer, „die Sonnenhitze nnd der schlechte Weg." „So kommen Sie", rief der Ireinde ungeduldig, und als der Wucherer hcrangckommen war, wandte er sich um und schritt ihm voran, den Rand des Waldes entlang nach Süden. Unter solchen Gedanke» verließ er das Zimmer wieder, durchschritt den Ilnr, ging an einer kleinen Leiter mit defekten Sprossen vorbei sie sübrte »ach dem Boden, zu dem man durch ein viereckiges Lvch in der Ilnidecke hstieiusab und oNiiete die Hintertür. Er befand sich imn ans einem kleinen, wenige O.nadraliiieter iimsassendeii Hase, der rechts vvn einem kleinen Schilp ven, links von einem balbzersalleiieii Slallgebände begrenzt wurde. Die Strobdeckimg des Daches war alleiitbalben zermürbk, zerfallen nnd durch löchert. Tem stiegen und samtigen Unbilden des Himmels war ungehinderter Eintritt gemährt, so daß die Balkenlage gugesgiilt und die Lelmitvände teil weise durchlöchert wnren. Ten Trümmern konnte man es glich ungefähr an üben, dgß ihre eine Hälfte als Ziegenslall. die andere als Schiveinekober ge dient hgben mochte. Ein fast gänzlich zertrümmerter Lgtteu.zcinn trennte diesen Hoi, dessen größten Rgiim eine Düngergrube eiimahm, von einem klei nen. gänzlich verwilderten Gemüseggrten. Es ivcir kailm nach eine Spur von den Beelen zu leben, ani denen Steinbrnch, Bilseiikrgnt, Wolfsmilch,, Glocken blumen, Scinerampser nnd allerhand Gräser in üppiger Iülle emporgeschossen waren. Ans den bunten Blättern all dieses Unkrauts gaukelte» kleine braune »iid blaue Schmetterlinge, Biene» hingen müde an den Kelchen und große Iliegen dnrchsiimmte» die Lust. Wo sie sich ans den Heils oder auf die Hg»d niedersetzten und bissen, gab es eine» durchdringenden, siechende» Schmerz. „Tas gibl heute noch Regen oder gar ein anständiges Gelvitter", imir inelte Brünnom. „Wenn der Kunde nicht bald kommt, so kriege ich aus dem Wege zur 'Valin noch was ans dem Pelz. Ich werde ilm entgegengehe». Aul den herrliche» Morgen wgr ein drmlend heißer Tag gefolgt, weiß glühend brannte die Sonne vom weißblanen Himmel nnd am Horizonte zeig ten sich verdächtige weiße Wolken. Brünnoiv wandte sich in das Haus zurück, denn er batte Hut, Ilinte und Jagdtasche drinnen ans den Tisch geworfen. Als er sich wieder im Ilnr bc stind, drong ihm ei» pestilenzialischer Geruch, den er vorher schon bemerkt, aber ans irgend welchen in dem Hciiise verwesenden Unrat ziirückgefübrt batte, er flickend in die Nase. „Vielleicht der .Kadaver eines Hundes oder einer Katze, die sich hierher verirrt hat Mollen mal Nachsehen der Gestank scheint vom Boden zu kommen." Er stieg nicht ohne Gefahr die defekten Sprossen der Erster hinan nnd steckte den Kops durch die viereckige Oessniing. Er schreckte zusammen. Ein dnnUer Gegenstand lag in einer Ecke des kleinen Bodens, dicht unter dem Sache. Brünnoiv stieg vollends emvor und hetrackstete das unheimliche Etwas. Es war ein menschlicher Leichnam, der Kleidung nach zu urteilen, der eines sehr heruntergekommenen Handinerksbui scheu oder alten Landstreichers. Neden dem Leichnam, der aus einem in der Ecke inivrovinerten Strohlager lag, fand Brünnoiv eine geleerte Branntweiiislasche. Mit gewaltsamer Ueberivindiing anssleigende» Ekels begann er den Leichnam oberflächlich zu untersuchen. Nirgends eine Spur irgend welcher Gewalttat der Mann war also eines natürlichen Todes gestorben. Die natürliche Erklärung des Vorganges, z» der Brünnoiv noch kurzer lieber legnng gelangte, war folgende: Der Strolch, der olme Obdach war, batte wobl das Häuschen gesunden und zwar, als zufällig wieder jemand vom Bor werk dort gewesen war. Das geschah znweilen, aber mir selten, wenn ein 12