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starben unter den gröblichsten Schmerzen, das älteste ringt mit dem Tode. v Eine scheußliche Untat. Bar ungefähr acht Tagen brannte es in Windesheim bei Alzey (Rheinland) in der Wohnung des Büchsenmachers Stvssel, wobei sei» 40 Jahre alter, geisteskranker Schwager Johann Steiner ein Luser der Flammen wurde. Ltofsel und sein I t Fahre alter Sohn sind seht verhaftet worden, da die Leichenschau er gab, daß Steiner vor dem Brande getötet worden ist da durch. daß beide Beine abgehackt worden waren; dann ist die Leiche ans Belt gebn den und so verbrannt worden. Stoffel ist 00 Fahre all und hat ein sehr bewegtes Leben hinter sich. Sein Schwager mußte die schrecklichsten Martern durch Stoffel aushalten. So mußte er sich vor Stoffel hiliknie». worauf Stoffel ihm mit einem Gewehr an den Ohren vorbeischoß. Auch seine Kinder und seine beiden verstorbenen Frauen hatten sehr viel unter ihm zu leiden. Als sein Sohn einmal im eigenen Garten Stachel beeren naschte, soll Stoffel dein Kinde die Fingerspitzen abgeschnitten haben, ja einem anderen Sohne soll er sogar in seiner Wut einen ganzen Finger abgehackt haben. Bei der Berhaftnng dieses Ungeheuers in Menschengestalt mußte die Polizei schuhend eingreiten. da der Unmensch sonst ge lyncht worden wäre. Stoffel ist geborener Hesse und hat den Feldzug IK70/7I mitgemmht. Da ec sich damals einem Vorgesetzten wiederschle. wurde er vom Kriegsgericht zum Tode verurteilt, jedoch vom Gros-,Herzog begnadigt. e Eine S p n r v o n A ndrc e ? Ans Ehristiania wird telegraphiert: „Einem Privat Telegramm der Zeitung „Berdensgang znsolge hat ein Kapitän des „Tromsoe" eine Flaschenpost von Andrees Polarerpedition gesunden. Die Flasche, die bei einer kleine» Fusel nördlich von Spitzbergen gesunden wurde, enthielt einen von lk!»k datierten Brief. Näheres über dessen Fnhalt ist erst nach einem Monat zu er warten." So interessant die Kunde ist, so vorsichtig ist sie ansznnehine». Andree stieg am l I. Fnli IK!»7 von der Nord weslecke Spitzbergens zu seiner Erpedition empor. Seit dein Tage der Abreise sind er wie seine beiden Begleiter Fräntel »nd Strindberg so gut wie verschollen. Nur selten brachten gelegentliche Funde völlig belanglose Mitteilungen, und die Annahme gewann immer mehr an Wahrscheinlich teil, daß der Ballon schon in den ersten zehn Tagen nach der Abfahrt gestrandet sei. Nu» soll ans dem Fahre Ik!»k eine Nachricht gefunden sein, also eine Nachricht, die beweisen wurde, daß Andree oder seine Begleiter noch über ein halbes Fahr nach dem Aufstieg in den Eiswnsten des Nordens ge lebt habe»? Es wäre ein Wunder, an das schwer zu glan ben ist, besonders wenn man daran dentt, daß in den letzten Fahren der „Andreefnnd" schon eine der beliebteste» Hunds tagsnachrichten geworden ist. Alljährlich im Fnni oder Fnli wurde etwas von Andree berichtet, ans Winnipeg, von der Nortbbrootiiisel» und von anderen Orten. Fmmer war es eine Enttäuschung. Wird es diesmal etwas anderes sein? v Die eige n e Tvcht e r e r m o rdet hat vor einigen Tage» das Ehepaar Geck in Erlangen, und ei» Brn der hat dabei Hilfe geleistet. Das 1K jährige Mädchen blieb eines Tages verschwunden und der Verdacht der Beiseite schassnng des Mädchens siel ans das Elternpaar. Tie Ber Haftung wurde vorgenommen, doch war die Sache so geschickt eingesädelt, daß wieder Freilassung erfolgte. Nun wurde der Bruder in Nürnberg verhaltet, und dieser gestand ein, die Mordtat gemeinsam mit den Eltern vollführt zu haben. Er gab auch au, daß die Hacke, mit der das Mädchen er schlagen worden war, und ihr blutiges Hemd ans einem Acker bei der Artilleriekaserne vergraben worden seien. Sie wurden auch dort gefunden und daraufhin erfolgte die aber malige Berhaftnng des Elternpaares. v Der M nun, dereineFraui st. AnS London wird der „Boss, Ztg." geschrieben: Das Seltsamste an dem kleinen alten Manne mit dem runzeligen Gesicht und dem runden, schwarzen Hut und der schwarzen Ledertasche, der sich wegen .Nnhestörnng vor dem Polizeirichter in West- minster zu verantworten hatte, war, daß er darauf bestand, eine Frau zu sein, und kein Mann, obscho» er in der Liste der Angeklagten als „Ebarles Wilson" bezeichnet wurde. Trotz des männlichen 'Namens ist Eharlie Wilson tatsächlich eine Fra», steht jetzt im OK. Lebensjahre, hat aber seit dem 20. Fahre als Mann seinen Lebensunterhalt verdient. Obendrein war er oder sie zweimal verheiratet; einmal als junges Mädchen heiratete Katharine Eoome einen Schul meister, der sie schlecht behandelte. Sie ließ den Grobian im Stiche und ging zu ihrem Bruder, der ein Flach und Schildmaler war. Sie erlernte dasselbe Gewerbe; da sie aber als Frau keine Arbeit finden tonnte, zog sie Männer kleider an, nannte sich Eharlie Wilson und nicht mehr Kate rine Eoome, und nahm Dienste ans einem Schisse als A» streicher und Berzierer. Biele Fahre trieb sie sich ans dem Meere herum, kehrte dann nach London zurück und ver heiratete sich, und zwar diesmal als Mann, mit einem Dienstmädchen vor dem FivilstandeSbeamten in Westminster. und die beiden lebte» In Fabre lang zusammen in „glück lieber Ehe", wie in den Nomanen zu lesen ist. Tann starb die Frau, der weibliche Witwer verdingte sich wieder als Anstreicher bei einer der größten Schisssgesellschasten Londons und verdiente in dieser Stellung einen Wochen loh» von 10 Mart. Als die Fahre kamen, von denen man sagt, sie gefallen einem nicht, gab Eharlie Wilson seine Be sckiästignng ans und ergab sich dem Trnnte. „Er" ist wieder holt mit der Schntzmannsckxift in Konslitt geraten und hat mit dein Gesängnis Betanntschast gemacht, wobei auch sein Geschlecht entdeckt wurde. Sobald „sie" wieder die Frei heit erlangte, zog Eharlie Wilson abermals Männertleider an, steckte die Pfeife in den Mund »nd betrank sich. Und in diesem Fnsland der Trnntenheit ist der arme Teufel auch letzthin »nieder von einem Schutzmann in Piceadilly ansge griffe» und ans die Wache geführt worden, wo er den leiten den Beamte» mit der Erklärung überraschte, daß er eine Frau sei. v E i n e n e » e A rt de r N e k l a m e hat der eng lische Fonrnalismns gefunden. Tie Redaktionen gewisser Londoner Blätter lassen zu bestimmten Stunden ans vorher angezeigten Wegen eine Anzahl Radfahrer allsschwärmen, und das Rad gehört dem Leser des Blattes, der den dahin- sansenden Radler anfsängt oder anshält, indem er ihm die neueste Nummer der betreffenden Zeitung entgegenstreckt. Das Resultat dieser merkwürdigen Nadlerhetze ist, daß die Menge gruppenweise ans den angegebenen Wegen steht und sich ans jeden vorüberfahrenden Radfahrer stürzt, in der Hoffnung, auch einmal den richtigen, das heißt den geheim nisvollen Vertreter des findigen Blattes, zu packen. Tie Sache ist ja sehr amüsant, aber nicht für die Radfahrer, denn die könne» dabei Hals und Beine brechen. Produktenbörse. Dresden, 8. Aug. Produklenpreise in Dresden. Wetter: Bewölkt. Stimmung: Fest. Weizen, weißer, alter 182—189 brauner, alter 76—78 lcx- 185—189, braun-r, neuer 76—78 kz; 177—181, russischer, rot 185 bis 192, do. weißer . amerikan. Kansas 192—196, argentin. 187—192. Roggen, sächsischer, alter 74—70 Iczr 188—185, do. neuer 74—76 187—189, do. preußischer, neuer 188—148, do. russischer , (yersw, sächsische , schlesische und Posener 160 bis 175, böhmische und mährische 185—205, Futtergerste 122—140. Hafer, sächsischer, alter . sächsischer 151—154. schlesischer . russischer 188—142. Mais, Cinquantine 148—158. La Plata, gelber 180—134, do. gelber, abfallende Ware , amerikan. miped 185—140, do. abfallende Ware . Erbsen. Saatware , Fullerware . Wicken . Buchweizen, inländischer , do. fremder . Oelsaaten: Winter raps, trocken, prompt , do. trocken, August —, September >90. Leinsaat: feinste, besatzfreie , feine , mittlere , La Plata , Bombay . Rnböl pro 100 Ic^; netto mit Faß, raffiniertes 50,00. Rapskuchen pro 100 Ic^: Dresdner Marlen, lange 11,50 runde 11,-50. Leinkuchen pro 100 Dresdner Marken 1. >5,50, II. 14,50. Malz pro 100 pj- netto ohne Sack . Weizenmehl pro 100 netto ohne Sack lDresdncr Marken»: Kaiseranszng 81,00—81,50, GrieSlerauszug 29,50 bis 80,00, Semmelmehl 28.50—29.00, Bäckermundmehl 27,00 -27,50, Grieslermundmehl 20,00—20,50, Pohlmeht 15,50—16,00. Roggen mehl pro lOO k<5 netto ohne Sack »Dresdner Marlen): Nr. 0 22.00-22.50. Nr. 0 1 21,00- 21,50, Nr. 1 20,00—20,50, Nr. 2 17,00-18.00. Nr. 8 15,00—>6,00 Futtermehl >2.80—18.00. Weizen- kleie grobe 10,60—10,80, feine 10,60—10,80. Roggenkleie 11,80 bis 12,00. Die für Artikel pro 100 notierte» Preise verstehen sich für Geschäfte unter 5000 Ic^. Alle andern Notierungen gelten für Geschäfte von mindestens 10000 kr-. Feinste Ware über Notiz. Mehlpreise verstehen sich erklnsive der städtische» Abgabe. * Dresden, 8 Ang. Schlachtvichpretse ans dem vtetz- hose zu Dresden am 8. August 1904 nacki amtlicher Feststellung. Tier «an»»« c'Nis trieb -,an Bezeichnung Marktpreis für c>» Kg Lebend Schlachl- Äewlcht Mk. i Mk. Ochse» . . . 201 I) »> Bvllsleilchige, nnsgemäslete höchsten 3» EchlachtwerieS bis zu 0 Jahren. . .'!8-40 08-70 1, Leslerreicher desgleichen 00-71 2) Junge fleischige, nicht anSgemiistete. — altere ansgemnslele 3.3 -35, 03 -05. 3) Mäspg geaährie junge, — gut genährte allere 28—30 5,7-5,0 p Hering genährte jede» dlllers .... 2«, -2-! 01-00 »alben »nd >1 VvUfleischige. nilSgemästeteNalbe» höch Nühe . . . 108 jte» SchiachttverieS 02-00 2) Bvllsieischige. anSgemäslele Nähe höch- sie» Schlachiweries bis z» 7 Jahre» . 32-3! 7-7—<-0 3) diellere nnSgemäslele Nähe und wenig gilt entwickelte jüngere »kühe und »alben 20-31 5,2-00 4> Mähig genährte Nähe und »alben . , 2«'»—27 >0-5,2 bj Hering gennhrle Nähe >»id »alben . . — — Bullen. . . . 232 l> BalNleischige hüchslen SchlachlwerleS . 37-30 01-00 2* 2) Mäspg aeiiährte jüngere n»d gilt ge »ahne ältere 32-34 5.8-«>0 :y Gering gennhrle 27—2*.» 01 0.3 Kälber.... 324 I) Feinste Must tBuUmilchmusl) und beste Saugkälber >5, 40 08-70 2> Miniere Mast und gnie Snnglälber . 42-4 i t>5,-«0 3» Geringe Saugkälber 30-41 02 - «>4 4> dieliere gering genährle (Fresser). . . — — Schale ... 0»I I) Masliämmer — 73-74 2N4' 2) Jüngere Maslhanimel — 71-72 3) diettere Maslhnmmel — 07-08 4) Mäi'.ig genährte Hammel »nd Schase (Märzschajet 01-00 Schweine . . >221 I) n. BoUflcischige der seinerett Rasselt und 10' deren Kreuzungen ini dilter bis zu eilnntdenivieriei Jahren 44-45. 07-08 b, Frltichweiiie 43 41 I41-07 2) Fleischige 41 44 00-07 ' Neber- 3) Gering enlwickelle, sc»»ie Sauen . . . 30—40 02-03 sländer. 4> dl,isländische ... - zusammen ^ .1077 Geschäftsgang: Bei Kalben und Kühen gut, bei Kälbern, Schafen und Schweinen langsam. Bon dem Auftrieb sind 150 Kälber österreichisch-ungarischer Herkunft. — 4<i Hirte seine Schafe Vvrübertrieb ober ein .Knecht eine Fuhre Holz ans dem nahen Walde holte. Tann machten sie zuweilen in dem Hänschen Rast, na mentlich, wenn der Tag heiß war, dann benutzten sie den Schlüssel, der stets unter der Tür tag. So mochte der Strolch daS HanS offen gefunden haben und in der Annahme, es sei bewohnt, sein Nachtlager nicht in den untere» Räumen, sondern ans dem Heuboden ansgeschlagen haben. Hier hatte wohl infolge übermäßigen AlkohvlgeniisseS ei» Herzschlag seinem Leben ein Ende gemacht. Lange konnte der Leichnam noch nicht daliegen vielleicht drei, vier Tage aber die Hitze hatte die begonnene Verwesung beschleunigt. Was nun tun? Der erste Gedanke BrünnowS war, den anch vom Ge setze vorgeschriebene» Weg zu beschreiten: Nämlich den Aintsvorsteber, in diesem Falle den Pächter ans dem Vorwerk in Kenntnis zu setzen, damit dieser das Weitere veranlasse. Schon im nächste» Augenblicke verwarf er aber diesen Gedanken. Das würde ja erstens seinen Ansenthalt ans dem Vorwerk verraten, dann mußte er seine Wabrnehiiiiiiigeii zu Protokoll geben und schließlich möglicherweise noch Zeugnis oblegen das lag aber nicht in seinem Plan. Drüben im Süd osten lag Eschentrng da hatte er in der nächsten Zeit besseres zu tun als bier mit toten Landstreichern Plackereien zu erdulden. Diese Annehmlichkeit wollte er seinem „Sommergast" überlassen, damit dieser sich in seiner „Ville- gatnr" nicht gerade z» Tode langweile! Tesbalb suchte er so viel Stroh und Heu zusammen, als ans dem Boden noch zu finden war, bedeckte damit den Körper des Toten notdürftig und, da mit der Wucherer nicht noch während seiner, BrünnowS, Anwesenheit durch den Geruch aufmerksam würde, goß er den gesamten Fnhalt eines Flacons mit starkem Parfüm, das er stets bei sich führte, über den Körper ans. Für einen Augenblick »vor der pestilenzähnliche Gestank verschwunden und ein star kcr, fast betäubender Geruch nach Heliotrop erfüllte sofort den dnmpfe» Raum. Tann stieg er hinab, die Leiter nahm er fort und warf sie in den Ziegenstall. Nn» ging er in den Garten, riß von dessen verwilderten Tannen Hecken einige Zweige und kehrte damit nach dem Flure zurück. Fn das Fenrloch des Herdes legte er die Zweige, zündete ein Streichholz an und ließ sie ein wenig anbrennen. Ein lieblicher Harzdnst entströmte dem weißen Ranch und erfüllte in kurzer Zeit den Flur und als Brünnow die Zimmertür geöffnet hatte, anch die beiden Wohnränme. Das ging also. Brünnow entnahm dem Strohsack noch etwas Stroh, zog eine Zeitung ans der Tasche, die er zu sich gesteckt, um sie auf der Fahrt zu lesen, suchte noch mehr Tannenzweige und anderes Dürrholz und in kurzer Zeit prasselte ein Helles Feuer im Herde auf. Als er dies vollendet hatte, ergriff Brünnow Gewehr und Jagdtasche, setzte seinen Hut auf und ging hinaus, seinem „Gaste" entgegen. Er ging über den Hof, durch den Garten, in dessen Hecke sich eine Lattentür befand, die ebenfalls fast in Trümmern lag. Nachdem er diese Tür passiert hatte, befand sich Brünnow in dem kleinen Kiefernwald, der sich in der Ausdehnung eines Kilometers nach Nordosten ausdchntc. Ein Fußweg führte hindurch, den nun Brünnow gemütlich entlang schleuderte. Diesen Wald, so dachte er. würde er dem Wucherer zeigen — der repräsentierte doch immerhin einen Wert — und denn die großen Ländereien, die er ertragfähig machen würde, sobald er im Besitze der Mitgift Alicen- war. Da» war doch eine solide Unter -17 läge für ein Darlehn, Breitkopf würde es geben -- ohne Zweifel würde er das. Hatte er doch sogar davon gesprochen, er werde noch mehr Geld in das Gut l,ineinstecken — er hatte ja noch einen Wechsel — und den Ehrenschein betreffs des Fräulein Fuliane Breitkopf. -- Brünnow biß die Zähne zusammen. Wenn der Schuft noch weitere Schwierigkeiten machte, so ihm flimmerte eS vor den Augen — denn stand er für nichts — und der Kerl würde sich schon einschüchtern lassen — - - Unter diesen Gedanke» war er inmitten deS Waldes angelangt und bog hier vom Wege ab. Er kam an einem Hügel vorüber, der in der Mitte eine Höhlung hatte — eine alte verlassene Sandgrube. Es waren hier viele Unfälle vorgekommen, ein paar beerensnchende Kinder darin erstickt, ein Ar beiter verschüttet worden und mancher andere nur mit Mühe dem Tode ent gangen. Deshalb hatte man hier keinen Sand mehr geholt, obschon die Grube noch lange nicht ganz anSgebeutet war. Nun - ihm konnte das glcichgiltig sein — an anderen Stellen des Gutes, namentlich in der Richtung des Vorwerkes befanden sich drei weit größere Gruben, deren Sand viel weißer und feiner war. Wenn also im nächsten Fahre die großen Bauten ans dem Gute begonnen wurden, so brauchte man sich um den Sand kein graues Haar wachsen zu lassen. Fetzt hatte Brünnow den Rand des Wäldchens erreicht und sah zunächst einen Hohlweg vor sich. Der Rand des Gehölzes bildete die Grenze Finken- hagens. Brünnow erkletterte die Böschung und sah dort, wo der Hohlweg zu Ende war und der steinige Hügel, den dieser dnrchschnitt, sich herabsenkte, eine weitere grüngrane Ebene ein großes Torfmoor, daS der an Finkenhagcn anstoßenden Feldmark des Dorfes Bötzkow gehörte. Links nach Norden, etwa lll)0 Meter vom Hohlwege entfernt, zog sich Weidengestrüpp. daS Moor von den bebauten Ländereien der Gemarkung Blockrade abschließend. Und mitten durch das Moor führte ein Fußpfad, der mit Tanuen und Faschinen befestigt war. Brünnow strengte seinen Blick an, der scharf war. wie der eines Falken. Denn diesen Pfad mußte der kleine Mann kommen. Er hatte ihm denselben so klar vorgezeichnet, daß er nicht fehlgehen konnte. Endlich, nachdem er noch fünf Minuten gewartet Hatto, bewegte sich etwas ans dem Wege — etwa zwei Kilometer vor ihm — es kam näher — es war ein Mensch — ein Mann — ein kleiner Mann. Sonst war weit und breit kein lebendes Wesen zu sehen. Nach weiteren fünf Minuten gewahrte Brünnow, daß der Mann in der einen Hand einen Regenschirm trug, auf den er sich stützte, in der anderen eine Tasche — er mußte es sein — er war's. „Durch diese hohle Gasse muß er zwar kommen", murmelte Brünuow. in den vor ihm liegenden Hohlweg hineinblickend, aber dann führe ich ihn am Rande des Waldes entlang, auf anderem Wege zu seiner Villa. Nachher zeige ich ihm den Wald — denn wenn er jetzt hindurchschreitet, ist er abgespannt und sieht nickff viel davon." Er wandte sich um und schritt in den Wald zurück. Am Rande desselben setzte er sich auf einen Baumstamm und beobachtete den Ausgang des Hohlweges. Aber noch zwei andere Augen hatten den Weg des Wucherers aufmerk, sam verfolgt, ein paar Augen, in denen eine ganze Welt von Haß und Wut lag. Sie gehörten einem Bauern, der in gebückter Haltung jenes Weiden- gebüsch entlang schlich, da» den Rand de» Moore» bildete. In der Hand hielt er einen länglichen Gegenstand, der in einen Kornsack eingewickelt war. Scharf