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Mittwoch den 15. Oktober 1913 die Staffage für die Feier bilden, von der daS eigentliche Volk ausgeschlossen sein soll. Wie bezeichnend! Man türmt ein Riesendenkmal, kolossal wie die Cheops-Pyramide, zum Gedenken der „Völkerschlacht", man lädt zur Monsterfeier alles zu Gast, was Rang und Titel hat in unserem borusti- fizierten Reiche und schlägt dem Volk die Tür vor der Nase zu. Welch wundervolles Symbol dieser pompösesten der Jahrhundertfeiern! Was soll auch das Volk bei diesen Feiern! Sollte es etwa seinen Sieg, seine Befreiung feiern? Ach nein, danach ist ihm in Preußen-Deutschland nicht zu Mute. Nicht in Sachsen, wo die reaktionäre Volksentrech tung mit an der Spitze marschiert, und erst recht nicht in Preußen, wo sich auf Befehl der Junker und die Industrie- Herren Minister ihr armes Hirn zermartern, um eine nicht allzu sonderbare Ausrede für die Nichteinlösung des letzten königlichen Versprechens auf Schaffring wirklicher Volks- rechtc zu finden! Der heute, 100 Jahre nach der Leipziger Freiheitsschlacht, herrschende Zustand ist ja die blutigste Verhöhnung all der schönen Festtiraden, die man in Leipzig verzapfen wird." Da hört doch alles auf, wenn irgend einmal das Volk mitfeiert, so ist es bei der Erinnerung an die Völkerschlacht. Aber die Sozialdemokra- tie darf keinen nationalen Gedanken aufkommen lassen, son dern es muß alles, gar alles verschiinpfiert werden. Was sagt man in den „nationalen" Kreisen von Baden hierzu? — „Raufende Prälaten in der Petcrskirche zu Rom." Wie schrecklich man sich blamieren kann, wenn man kritik- los dem „Berliner Tageblatt" nachplappert, zeigt fol- gendes Geschichtchen, das dieser Tage in der roten und frei sinnigen Presse zu lesen war: „In der Peterskirche zu Nom kam es dem „Messaggero" zufolge zwischen zwei Prälaten zu einer unerhörten Szene. Der Verweser der Chor kapelle Don Scalpellini hatte im Aufträge seiner Vorge setzten eine Anzahl Pilger, die es sich auf den Chorstühlen bequem gemacht hatten, aus dem Chor entfernt. Der Zu fall wollte nun, daß der heißblütige Vizepfarrer der Peters kirche, Don Viola, dazukam und seinen Amtsbruder wegen der Maßregelung der Pilger zur Rede stellte. Als Don Scalpellini sich die Einmischung in seine Amtspflichten ver bat, versetzte ihm der Vizepfarrer eine derbe Maulschelle und warf ihn obendrein mit solcher Gewalt zu Boden, daß das ganze Gesicht mit Blut bedeckt war. Mit großer Mühe gelang cs den herbeieilenden Priestern und Kirchendienern, den rasenden Prälaten von seinem Opfer zu trennen. Ob gleich Kardinal Nampolla als Erzpriester von Sankt Peter eine Untersuchung eingeleitet hat, will, wie es heißt, der mißhandelte Don Scalpellini sich mit der päpstlichen Justiz nicht begnügen, sondern sich an die italienischen Gerichte wenden." — An diesem Geschichtchen ist natürlich kein wahres Wort. Denn einen Prälaten Scalpellini, Verweser der Chorkapelle, und einen Prälaten Viola, Vizepfarrer der Peterskirche in Nom, gibt es nicht. Einen Prälaten namens Scalpellini gibt es überhaupt nicht in der ganzen römisch-katholischen Kirche und namens Viola bloß einen einzigen, aber nicht in Nom, sondern in Mailand. Das mußte auch der römische Korrespondent des „Berliner Tageblattes" wissen, konnte es jedenfalls leicht erfahren. Aber — dann hätte er die vom „Messaggero" erfundene Szene nicht weitergeben können. Und das wäre zu schade gewesen! Man bedenke doch: „Raufende Prälaten in der Peterskirche zu Rom!" So etwas hat man nicht alle Tage. — Ob nun die sächsischen Blätter, die die Raufgeschichte brachten, auch diese Mitteilung bringen werden? — „Schreiberseelen." In dem ersten Krupp-Prozeß hatte der Kriegsgerichtsrat Dr. Welt, der die Anklage ver trat, den angeklagten Zeugoffizieren gegenüber das Wort „Schreiberseelen" gebraucht. Infolge von Beschwerden aus den Kreisen der Militärbeamten hat das Kriegsministerium den Beteiligten die Eröffnung zugehen lassen, daß „der Kriegsgerichtsrat Dr. Welt nach seiner Angabe mit dem Ausdrucke „Schreiberseelen" nicht den ganzen Stand, dem die von dem gemeinten Angeklagten angehörten, sondern allein diese unter Anklage stehenden Personen habe treffen wollen. Das Kriegsministerium habe hierüber von An fang an keinen Zweifel gehegt: es sei aber dem Genannten bedeutet worden, daß der von ihm gebrauchte Ausdruck — auf dem äußersten anzukommen, aus dem Munde des Ver treters der Staatsgewalt nicht kommen dürfen. Ebenso wenig angebracht war übrigens auch, daß die Gerichtsbehörde in schöner Uebereinstimmung mit einem großen Teil der Presse Berlins von dem Nebenbuhler des Ermordeten stets nur als von „Herrn Dr. St." sprach. Warum es der Oeffent- lichkeit vorenthalten, daß es sich um den Dr. jur. Leo Stern berg handelt? — Etwa mit Rücksicht auf das Geschlecht der Sternbergs, von denen bekanntlich vor einigen Jahren be- reits einer seine unbezähmbare Vorliebe für „Berliner Kinder" (damals im wahrsten Sinne des Wortes!) mit einem häßlichen Skandalprozesse büßen mußte? Aber noch auf etwas anderes sei hier hingcwiesen: auf den schneidenden Gegensatz zwischen dem Tone des Anklagevertreters in diesem Mordprozeß und dem seines Kollegen in Gleiwih in dem Prozesse gegen den Amtsrichter Knittel, einem Falle, dem übrigens doch schließlich ungleich höhere Bedeutung beizumcssen ist, als der Sensationsaffäre aus dem Tier garten. Dort in Gleiwitz fielen aus dem Munde des Staats anwaltes (das erscheint beinahe noch bemerkenswerter und bedenklicher) des Vorsitzenden Worte gegen den Angeklagten, gegen einen bis dahin hochangesehenen Ehrenmann, den die Vorinstanz glatt freigesprochen hatte, die uns nicht mehr den Nahmen der Objektivität einzuhalten schienen. Jeden falls nötigen Verlauf und Ausgang dieser beiden Prozesse gerade dem, der aus innerster Neberzeugung für die Unan tastbarkeit des Rufes preußischer Rechtspflege eintritt, ernste Beachtung ab." So ein konservatives Blatt, dem man hier zustimmen kann. Wir könnten ja die Parallele noch viel weiter führen: aber dies genügt. Zeichen der Fäulnis sind vorhanden, betrübende Zeichen, und sie nehmen nicht ab, sondern zu. Unsere Kultur kann sich nur halten, soweit sie vom christlichen Geiste getragen wird: Abkehr vom Christen tum zeitigt solche häßliche Erscheinungen, die von den Mo dernen in einen Goldrahmen gesteckt werden. Aber das Bild bleibt trotzdem häßlich! Sächsische Volkszeitung I zumal bei der Gegenüberstellung der höheren Offiziere und Beamten — zu vermeiden gewesen wäre. In dem ihm nach den übereinstimmenden Berichten der Presse gegebenen Zu- sammenhang konnte der Ausdruck, wie eS auch eingetreten ist, nur zu leicht dazu führen, ein abfälliges Urteil über die dienstliche Tätigkeit und Auffassung der Angehörigen des ganzen Standes hervorzurufen." Aus dem Auslande — Bei der ReichSratSftichwahl im 2. Wiener Bezirk wurde der Christlichsoziale Mataja mit 9016 Stimmen ge- wählt. Der Sozialdemokrat Eldenach erhielt 8465 Stim men. Im Laufe des Tages ereigneten sich wiederholt heftige Zusammenstöße zwischen den Agitatoren Leider Parteien. Dies hatte ein Einschreiten der Polizei und mehrere Ver haftungen zur Folge. — Eine große politische Skandalaffäre beschäftigt gegenwärtig das öffentliche Leben. Die Allgemeine Ver- kehrs-Aktiengesellschaft fordert von der Negierung 1^ Mil lionen Kronen nebst gewaltigen Spesen. Die Bank zahlte dem früheren Ministerpräsidenten Lukacs den obigen Be trag für Wahlzwecke unter der Bedingung der Erteilung einer Konzession auf die Spielbank auf der Margareten insel in Budapest. Lukacs genehmigte die Statuten, er verzögerte jedoch die Herausgabe mit Rücksicht auf die Lu- kacs-Desy-Affäre. Auch versicherte er der Bank, die Kon zession werde auckjtbdurch jeden eventuellen Kabinettsnach folger respektiert werden. Als Graf Tisza Kabinettschef wurde, erklärte der Staatssekreteär Jeszenszky, die neue Regierung halte die Abmachung von Lukacs für sich bindend. Trotzdem zog Graf Tisza die Konzession zurück, da er er fuhr, daß die Opposition über dis Machinationen Kenntnis habe. Er offerierte der Verkehrsbank die Rückgabe der I^H Millionen. Die Bank fordert jedoch auch Ersatz für Unkosten an Bauten und Erdarbeiten auf der Margareteninsel. Die Oppositionspresse nützt diesen Skandal energisch gegen die Regierungspartei aus, der die Existenzberechtigung auf sol- cher Basis abgesprochen wird. Staatssekretär Jeszenszky muß bereits sein Amt verlassen. Holland — Drohender Fischeraulstand. Au« Amuiden wird gemeldet: Da die Forderung der Besatzungen der Fischer- fahrzeuge auf freien Unterhalt von den Schiffseignern ab- gelehnt worden ist, haben die Mannschaften in einer Ver- sammlung mit 106 gegen 11 Stimmen beschlossen, die Forde- rung aufrechtzuerhalten und, wenn die Schiffseigner sie b>s zum Montag nicht zugestanden haben, in den AuSstand zu treten, ^ra-kretch — Delcnste» Rückkehr noch Petersburg. Der französische Botschafter in Petersburg, D-lcaffä, der ursprünglich erst Anfang November auf seinen Posten zurückkehren sollte, wird sich bereit« am 22 O'tnber nach Petersburg begeben. — Die Grenzverwoltuuq ist dahintergekommen, daß bereit» ein regelrechter Lustschmuggeldienst an der belgisch- französischen Grenze eingerichtet ist. Unweit der Grenze steigen von einem Privalfluaplatze Flugzeuge mit Zigarren und Spitzen auf, flieaen über die Grenze, landen nicht etwa, sondern werfen Pakete an genau verabredeten Stellen heraus und fliegen wied-r nach Belgien zurück. Bulgarien — Die bulgarische Regierung will, wie der Finanz- minister einem Interviewer milteilt, mit Frankreich wegen einer Anleihe verhandeln und versuchen, im Laufe des Ok tober vorläufig ungefähr 200 Millionen Franken zu erhalten, die vorwiegend für die Zahlung von Requisitionen ver wandt werden sollen. Vorläufig brauche Bulgarien nichts mehr. Ueker weitere Teilanleihen werde e» verhandeln, wenn die Lage deS Geldmärkte« sich gebessert habe. Amerika — Der amerikauische Geschäftsträger iu Mexiko ist angewiesen worden, die mexikanischen Behörden in aller Form zu benachrichtigen, die Vereinigten Staaten könnten die für den 26. Oktober angesetzten Wahlen nicht als ver fassungsmäßig anerkennen. Aus Stadt und Land Dresden, den 15 Oktober I9M —* Großfürst Kyrill von Rußland traf gestern nachmittag 6 Uhr 17 Min. mit zahlreichem Gefolge in Dresden zum Besuche des Königlich sächsischen Hofes ein. Der Kaiserlich russische Gesandte Baron v. Wolfs und der Präsident der Generaldirektion Professor Dr. ing. Ulbricht waren dem hohen Gaste bis nach Leipzig entgegengefahren. Auf dem Vorplatze des Hauptbahnhofes hatte sich schon kurz nach» 4 Uhr eine zahlreiche Menschenmenge eingefunden. Die »inliegenden Hotels hatten Fahnenschmuck angelegt und vor dem Kaiser-Wilhelm-Hotel war eine Ehrenkompanie des 177. Infanterieregiments mit Fahne und Regimentsmusik aufmarschiert. Im Hintergründe des BahnhofsplatzeS hielt eine Eskadron des Garderciterregiments, um den vier spännigen Galawagen, in dem der hohe Gast an der Seite des Königs Friedrich August seinen Einzug hielt, zu beglei ten. Auf dem Perron des Hauptbahnhofes hatten sich zum Empfange die Staatsminister Generaloberst Freiherr von Hausen und Graf Vitzthum von Eckstädt, der Kaiserlich rus sische Oberstallmeister Baron v. Knorring, ferner Krcis- hauptmann Dr. jur. Krug von Nidda, Oberbürgermeister Geheimer Rat Dr. ing. Dr. Beutler, sowie zahlreiche Gene rale und dienstfreie Offiziere versammelt. Kurz nach 5 Uhr erschien Se. Königliche Hoheit der Prinz Johann Georg und gleich darauf Se. Majestät der König. Ersterer trug die Uniform des SchützenregimentS Nr. 108, während der König die Uniform seines russischen Regiments angelegt hatte. Pünktlich 6 Uhr 17 Min. fuhr der Sonderzug in die Bahnhofshalle ein, worauf der hohe Gast an der Spitze eines zahlreichen Gefolges dem Salonwagen entstieg und vom König Friedrich August auf das Herzlichste begrüßt wurde. Nach der Vorstellung des gegenseitigen Gefolges betraten die Fürstlichkeiten den Vorplatz des Bahnhofes, wo ihnen vom Publikum herzliche Ovationen dargebracht wurden. Gleichzeitig präsentierten die Truppen und die Kapelle Nr, 239 — Seite 2 . I spielte die russische Nationalhymne. Großfürst Kyrill schritt an der Seite des Königs die Front der Ehrenkompanie, so wie der Generale und Offiziere ab, worauf der Empfang mit einem schneidigen Parademarsch der 177er abgeschlossen wurde. Unter den.Hochrufen der versammelten Volksmenge setzten sich die Hofwagen in Bewegung und fuhren durch die Prager, See- und Schloßstraße nach dem Residenzschlosse, wo eine Königliche Galatafel zu 66 Gedecken stattfand. An der Tafel nahmen Se. Majestät der König, Ihre König lichen Hoheiten Prinz und Prinzessin Johann Georg und Prinzessin Mathilde teil, ferner u. a. sämtliche Staatsmini ster, der russische Gesandte, Oberbürgermeister Dr. ing. Dr. Beutler, das königliche, prinzliche und großfürstliche Ge folge. Bei Tisch saß der König, zwischen dem Großfürsten Kyrill und der Prinzessin Johann Georg. Während der Tafel trank Se. Majestät auf daS Wohl des Kaisers von Rußland und der kaiserlichen Familie und brachte nochmals seinen Dank zum Ausdrück für die Verleihung des 4. Kopor- schen Infanterieregiments. Der Großfürst erwiderte und trank auf daS Wohl des Königs und des Königlichen Hauses. Die Trinksprüche wurden in französischer Sprache gehalten. Nach der Tafel hielten die Fürstlichkeiten Cercle. Vor der Tafel überreichte der König dem Großfürsten Kyrill den Hausorden der Rautenkrone. Nach der Tafel begaben sich die fürstlichen Herrschaften nach dem Opernhause, in dem auf Befehl des Königs die neueinstudierte Oper Falstaff von Verdi gegeben wurde. —* Se. Königliche Hoheit der Prinz Ern st Heinrich wohnte gestern nachmittag der Beerdigung des Studiendirektors Hofrat Professor Dr. Thiergen von der Königlichen Kadettenanstalt auf dem inneren Neustädter Friedhofe bei. Im Aufträge Sr. Majestät war dessen Gene raladjutant Generalmajor v. Tettenborn, im Aufträge Ihrer Königlichen Hoheiten des Kronprinzen und der Prinzen Friedrich Christian Se. Exzellenz der Herr Generalleutnant v. Carlowitz anwesend. Außerdem bemerkte man in der Trauerversammlung noch Se. Exzellenz den Kriegsminister Herrn Generaloberst Freiherrn v. Hausen, den Königlichen Flügeladjutanten Militärgouverneur Oberstleutnant Baron 6 Byrn, den Präsidenten des Landeskonsistoriums Geheimen Rat Dr. Böhme usw. —* Nach dem amtlichen Ergebnis der ReichS- tagSersatzwabl im 4. Wahlkreise (Dresden recht» der Elbe) waren 68 203 Wahlberechtigte vorhanden. Die Zahl der abgegebenen Stimmen beträgt 66683, davon waren 66441 gültig und 242 ungültig. Auf Dr. Hartmann (Kandidat der rechtsstehenden Wähler) entfielen 14 240, auf Rechtsanwalt Klövvel (Fr. Vp.) 10 979 und auf Arbeiter- sekretär Bock (Soz.) 31202 Stimmen. Demnach ist Buck gewählt. 20 Stimmen waren zersplittert. Es haben also 11520 Wähler von ihrem Wahlrecht keinen Gebrauch gemacht. —* Der LandtagSbibllothekar Dr. Armin Tille in Dresden wurde zum Direktor de» Großherzoglichen Säch sischen Haupt- und Staatsarchivs und Sächsischen Ernestini- schen Gesamtarchivs in Weimar ernannt. —* Der König!. Bayerische Gesandte Graf v. Montgela» ist vom Urlaub zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen. —* DasStadtverordnetenkollegium wird sich in seiner morgigen Sitzung hauptsächlich mit den einzel- nen Positionen des städtischen Hanshaltplanes, sowie mit dem Rechenschaftsberichte beschäftigen. U. a. gelangen zur Beratung die Berichte über die städtischen Markthallen, über die Gartenanlagen und die Baumschulen, sowie über den städtischen Vieh- und Schlachthof. Außerdem stehen noch auf der Tagesordnung die Positionen der Baupolizei, der Wohlfahrtspolizei, der Feuerlöschanstalt und der Feuerpoli zei, der Beitrag an die Königliche Polizeidirektion, die Stif tungen, die städtischen Krankenanstalten, das Körner- und das Schillerdenkmal usw. —* Der Dresdner Kunstschriftsteller Otto F. W. Sebaldt fühlt da» Bedürfnis ein Organ zu gründ-r, daS er .Da» freie Sachsen" nennen will. Er versendet dazu ein gedrucktes Zirkular .Mein Programm", in dem un» folgender Satz interessiert: .Alle ehrlichen Wahrheit sucher, sofern sie nur dem starren Dogmatismus, dem Bürokratenwasen, dem antisozialen Geiste, dem Streber- und Lakeientum, "dem Hurrapatrottsmu« und jesuitischer Ueberhebung den offenen Krieg erklären, sie alle sind mir als Freunde und Kampfgenossen willkommen." .. . Von „jesuitischer Ueberhebung" haben wir — eS möchte denn der eitle Graf HoenSbroich, Jesuit a. D., gemeint sein — noch nichts gehört. Die klugen und gelehrten Jesuiten sind im Gegenteil sehr bescheiden. Herr Sebaldt täte bester daran, seine .Programme" sorgfältiger zu re digieren .... okr. —' Die Dresdner Gesellschaft zur Förderung der Amateur.Photographie, e. V., (Vorsitzender Direk tor Elsner) eröffnete mit ihrer 293. Mitgliederversammlung am 29. September die dieSwinterlichen Veranstaltungen. Nach einem Rückblick auf die Vereinstätigkett dieses Som mers, die teils in zwanglosen Zusammenkünften, teils in UebungSausflügen bestanden, wurde Herrrn Robert Renger- Patzsch (korr. Mitglied der Gesellschaft), das Wort erteilt. Er sprach über neue Farbenplatten der Paget Prize Plate Co. Ltd. und zeigte an der Hand einer Sammlung über raschend farbenrichtiger und in der Projektion klar und leb haft sich darbietender Bilder, welche hervorragenden Fort- schritte da» neue Verfahren in der Naturfarbenphotographie darstellt. Reicher Beifall wurde dem Redner für seinen interessanten Vortrag gespendet. Den zweiten Teil deS Abends füllte ein Borttag au», den dev technische Leiter de» Atelier» „Nicola Perscheid, Berlin", über den Brom- Oeldruck hielt. An diesen, seiner Anschaulichkeit wegen, ebenfalls mit regem Interests verfolgten Vortrag schlossen sich geschäftliche Mitteilungen an, ebenso wie die Bekannt machung de» Reiseplane» für die im nächsten Sommer statt- findende Nordlandfahrt des Vereins. —* Die AuSfischung de» CarolaseeS findet am 16., 17. und 18. d. M. statt. Kapfenverkaus am Teiche. —* Für die Passagiers! ii ge mit dem Flie- ger P6goud find bis jetzt 40 Anmeldungen, unter denen sich auch 11 Damen befinden, angenommen worden.