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Entwickelung der Dinge in Frankreich zu ziehen, einmal stets einig im politischen Leben auszutreten und sodann den Wert der Konfessionsschule voll zu erfassen. Combes suchte feilten Sieg zu erreichen durch eine religions lose Simultanschule. Merken wir uns dieses für ewige Zeiten in ganz Deutschland. Politische Rundschau. Deutschland Der Reichstag wird am Donnerstag eröffnet werden. Allen, Anscheine nach dürfte es der Negierung in dieser Session gelingen, der siebenjährigen Lbslrukkion Herr zu werden. Vorerst haben sich die Iungtschecheu für ent schlossen erklärt, ihre bisherige Taktik zu ändern. Freilich wird zu Beginn der Session die Verhandlung über die Innsbrucker Vorgänge eine sck-arfe Situation schaffen, allein cs dürfte den, deutschen Vollzugsausschüsse gelingen, die Zusammenstöße zu richten, welche die Radikalen von beiden Seiten herbeizusühren suchen. Tie Iungtschechen werden übrigens ihre Tringlichkeitsanträge zurückziehen: es bleiben noch jene der Radikaltschechen iibrig. Freilich können diese die Verhandlungen bedenklich heniinen, und das wäre sehr zu bedauern. Ter Kolonialctat, der dem Bnndesrat zngegangen ist, schließt in Einnahme und Ausgabe mit 91 Millionen Mark ab. Für 1909 balanzierte der Kolonialetat mit 90 421 000 Mark, in, Jahre 1901 mit 98 489 120 Mark. Tae anßerordentlichen Ausgaben für Südwestasrika sind in dem nenen Etat nicht enthalten. Man zieht es vor, diese bittere Pille den Steuerzahlern separat zu reichen, nin die Liebe zur Kolonialpolitik nicht gänzlich zn zerstören. Kardinal Erzbischof Fischer hielt am Sonntag auf einer Bezirksversammlnng der katholischen Arbeitervereine i» Köln eine Ansprackx über drei wichtige Organisationen: die katholischen Arbeitervereine, die christlickxm Gewerkschas- teu »nd den Volksverein für das katholische Deutschland. Er sagte: „Lassen Sie mich meiner Freude Ausdruck geben, daß hier in der Altstadt und in der Neustadt und in dem ganzen Bezirke, ans dem Vertreter hier erschienen sind, die katholischen Arbeitervereine blühen und gedeihen. Ich will Wenter znfügen, wie es mich freut, daß in der ganzen Erz diözese, die große Städte und Indnstriebezirke mit zahllosen Arbeitern hat. die Arbeitervereine durchgängig recht t'lülx'iid sind. Ich wünsche, daß es auch weiter so sein möge! Ich schließe mich dem Wunsche an, der vorhin hier geäußert worden ist, daß die Vereine immer mehr arbeiten mögen, immer mehr Mitglieder zählen mögen, daß der Vereine immer mehr sich bilden mögen in der Erzdiözese. Es sind ihrer noch nicht genug, und in einzelnen Vereinen sind noch nicht Mitglieder genug. Es müssen noch mehr Vereine ent stehen. Tie bestehende» Vereine müssen znnehmen an Zahl der Mitglieder, die einzelnen Vereine müssen untereinander in Verbindung stehen, daß sie in geschlossener Reihe, ich möchte sagen, Mann an Mann für ihre Interessen eintreten und gegen jene Front machen, die sie anfeinden. Die Ar beitervereine sind nötig, nützlich und segensreich, sie gewäh ren religiöse Belehrung, schühen Sie vor geistigen Gefahren, belehren Sie über Ihre 'Standespflichten und Ihre Rechte, schulen Sie. daß Sie Ihre Ideen auch nach außen vertreten können. Darum nochmal, mein Wunsch ist, die Arbeiterver eine mögen blühe», gedeihen, wachsen! Es sind sodann die ch r i st l i ch e n G e w e r k s chaft e n genannt worden. Ich bennhe gern die Gelegenheit, liier zn erklären, daß der p r e n ß i s ch e E p iskopat d e n ch r i st l i ch e n Ge - w erks ch a f t e n w o h lwollend gege n ü b e r st e h t. «Stürmischer anhaltender Beifall.» Ich darf dieses nament lich mit aller Ent s chied e n heit von mir sagen. Ich freue mich, daß die christlichen Gewerkschaften hier in der Erzdiözese immer mehr sich ansbreiten und gedeihen: viel Ans dem weichsten Lager des besten Stübchens einer ärmlichen Banernhütte ruht ein russischer Krieger mit durchschossener Brust. Tie um des geliebten Vaterlandes verlöschenden Ruhm tief trauernden Bauern ans den Dör fern in der Umgebung des grausigen Schlachtfeldes hatten am Tage nach dem Kampfe die emsige Tätigkeit des „roten Kreuzes" eifrig nnterstüht, die Toten mit begrabe» »nd manchen Verwundeten in ihre Häuser ausgenommen, um ihn durch liebevolle Pflege dem Leben wiederzngeben. lkebiw die Loten wurde den Angehörigen Bericht erstattet, ein Verzeichnis der in Feindeshand geratenen erhielt die russische Behörde und tonnte so den etwaigen Verwandten als „gefangen" sie melden. Dagegen galt natürlich jeder Tote oder der Sprache nicht mehr mächtige Schwerverwnn- dete, bei welchem keinerlei Legitimation zu finden war, in der Heimat als „vermißt". — Zu ihnen gehört auch der mit durchschossener Brust in jener Banernhütte weich Erbettele es ist Orlof, der vielbeweinte Bräutigam Iekatharinas. Sprechen darf und kann er wohl noch nicht, obwohl er meist bei voller Besinnung zn sein scheint, sobald er erwacht. Nie mand kennt seinen Namen, seine Verhältnisse, aber mit einer Liebe und Aufopferung wird er gepflegt, wie man sie solckxm Bauersleuten nie zugetrant hätte. Allen voran tut es Feodora, die älteste Tochter des. Hauses, die sich vom ersten Tage an mit rührender, täglich wachsender Zärtlich keit seiner angenommen hat und nur selten von seinem Lager weicht. O, daß sie ihn gesund pflegen und beten könnte, nin dann für immer an seiner Seite leben zu dür fen »nd in heißer Liebe und Hingebung ihm zu vergelten, was er getan hat - wenn auch — Gott sei's geklagt — ohne Erfolg — fürs liebe große Vaterland. Der Gedanke ist zu süß, und sie bewegt ihn wieder und immer wieder in ihrem Herzen. Wenn aber er, nichts davon almend, eines Tages, völlig genesen, ihr freudig dankend erklären wird: Heut geht es heim, zu den Eltern, zur — Braut, dann wird er. in anderem Sinne freilich als seht, erst recht sein ein Vennißter, für Feodora nämlich. Und endlich in einem ansführlickxm Telegramm unter richtet er seine Eltern über sein Schicksal, von denen es wenige Minuten später Iekatharina erfährt, betrübt zwar über seine schwere Verwundung, dennoch aufjubelnd in der Freude darüber, daß er lebt. Mit innigen Tankcswortcn preist sie laut die Güte Gottes und gelobt hoch und heilig, nie wieder an seinem Erbarmen oder gar an seinem Dasein zweifeln zu wollen. mehr Mitglieder müssen sie zählen, damit sie den großen Aufgaben gewachsen sind. (Lebhafter Beifall.) Ich möchte die Gelegenheit auch benutzen, um meiner Freude Ausdruck zu geben, daß ein Verein, der in Köln entstanden ist, von hier au^in unserer Erzdiözese so weit sich verkettet hat, und nun durch das ganze Deutschland verbreitet ist, ein Verein, der für die Arbeitervereine wie für die christlichen Gewerk- schäften und die Pflege der sozialen Interessen von ent- sckxüdender Bedeutung ist, ich meine den Volksverein für das katholische Deutschland. Es freut mich, dem verehrten, verdienten Präsidenten des Vereins, der gestern sein 70. Lebensjahr vollendet hat. meine innigste Anerke n n u n g dafür zollen zu dürfen, was er für die sen wichtigen Verein gewirkt. Anerkennung gebührt aber auch den tüchtigen Männern, die ihn umgeben, Geistlichen und Laien —wir haben einen von ihnen unter uns —, die in Wort und Schrift tätig sind, die guten Grundsätze zu verbreiten, und noch jüngst — ich habe selbst Gelegenheit gehabt, daran teilzunehmen — einen sozialpolitischen Kur sus in M.-Gladbach abgehalten haben, an dem außer Prie stern auch viele Laien und namentlich mehrere Arbeiter teilgenommen haben. Der Volksverein ist von entscheiden der Wichtigkeit für unsere Interessen im katholischen Deutschland, namentlich ans sozialem Gebiete. Ich wünsche, daß er sich iinnier mehr verbreiten und Segen stiften möge." Hoffentlich werden diese Worte des hochwürdigsten Kardi nals den letzten Zweifel schwinden lassen, der bezüglich des Verhältnisses zwischen Episkopat und christlichen Gewerk schaften mit Absicht wachgerufen wurde. Es handelt sich hier um die prinzipielle Stellungnahme der Bischöfe zn den ge nannten Organisationen: aus den Worten des Kardinals ist ersichtlich, daß diese sich vollkommen mit der Stellung nahme des Zentrums deckt. - In Anwesenheit der Großherzogin fand in Offen- bnrg (Baden) der fünfte Tuberkiilosekongreß statt. Medizi nalrat Battlehner betonte das Entgegenkommen der Re gierung in den Bestrebungen bei der Bekämpfung der Tu berkulose. Oberstabsarzt Riedner-Berlin besprach die Not wendigkeit der Ergänzung der Heilstätten und machte ent sprechende Vorschläge. Oberregiernngsrat Lange wies sta tistisch nach, daß die Sterblichkeit an Tuberkulose in Baden seit 1890 abgenoinmen habe und bemerkte, daß Baden über das Dnrchschnittsmaß von Tuberkulose heinigesucht sei. Nachdem noch einige Fragen der Großherzogin, die sich mit den Erfahrungen der einzelnen Bezirksausschüsse in der Be kämpfung der Tuberkulose beschäftigten, ihre Erledigung gefunden hatten, waren die Verhandlungen beendet. Die Großherzogin kehrte sodann nach Baden zurück. Ter „Mittellandkanal" ist wenigstens in erster Lesung in der Koniinission des Preußischen Abgeordneten Hauses angenommen und zwar mit 19 gegen 10 Stimmen. Es ist allerdings der arg verstümmelte Mittel landkanal. Das Stück Hannover Magdeburg fehlt. Ur sprünglich sollte es ein Rhein-Elbe-Kanal werden und nun wird es nur ein Rhein-Leine-Kanal. Und dieser Wechfcl- balg trägt auch noch das „Brandmal" des staatlichen Schleppmonopols. Wenn man den liberalen Blättern hätte glauben wollen, so hätten die Liberalen wie ein Mann gegen den „öden Landgraben" stimmen müssen, den man znni Hohne der Industrie für einige Hundert Millionen bauen wollte, um ihn dann unbenutzt liegen zn lassen. Aber man erlebte gerade das Gegenteil. Tenn wie ein Mann stimmten Nationalliberale und Freisinnige dafür, woraus mit Sicherheit zn schließen ist, daß der Kanal auch in seiner jetzt beschlossenen Gestalt noch seinen hohen Wert haben muß, eine Ablehnung also dem Interesse der' Industrie und des Handels znwiderlanfe. Die Liberalen haben sich auch wohl gehütet, ans den Rat der kanalfrenndlichen „Magdeb. Zeitg." zn hören, und gegen das „Zugeständnis" des staat lichen Schleppmonopols die Verlängerung des Kanals bis zur Elbe zn fordern. Sie werden sich gesagt haben, daß erstens die Regierung sich, trotz aller heimlichen Liebe für den ganzen Mittellandkanal, scheuen werde, dieses gefähr liche Spiel initziimachen und daß zweitens das Scheitern der ganzen Kanalvorlage die höchstwahrscheinliche Folge sein werde. Sie ziehen den Sperling in der Hand der Taube auf dem Dache vor. denn sie erinnern sich noch mit Schmerz, »nie sie seinerzeit den Dortmund-Nhein-Kanal ver schmäht haben. Ohne Zweifel denken sie jetzt, das Stück Hannover- Magdeburg werde schon noch einmal nachgelie fert werden. Sie wollen es aber nicht wieder darauf an- koinmen lassen: alles oder nichts. Die Konservativen stimm ten geteilt. Die Zentriimsmitglieder haben sämtlich für den Kanal gestimmt, gleich den Nationalliberalen und Frei sinnigen. Ob auch im Plenum das ganze Zentrum dafür stimmen wird, läßt sich noch nicht sagen. Man darf aber wohl nicht mehr zweifeln, daß der „Mittellandkanal" in der nunmehr beschlossenen Gestalt vom Abgeordnetenhause be willigt werden wird. Oefterreieh-Nnaarn. Ungarisches Abgeordnetenhaus. Apponyi inter pelliert den Ministerpräsidenten, welchen Standpunkt die Negierung und der Minister des Aeußeren bezüglich der Initiative des Präsidenten Roosevelt zur Einberufung einer neuen Friedenskonferenz einnehmcn. Graf Tisza er widert, daß die auf Verminderung der Schrecknisse des Krie ges gerichteten Bestrebungen bei allen für die auswärtige Politik Oesterreich-Ungarns kompetenten Faktoren sym pathische Ausnahme und bereitwillige Unterstützung finden werden, und fährt dann fort: Allerdings kann jedoch solche Aktion nur dann von Erfolg begleitet sein, wenn alle Groß mächte sich ihr anschließen. Leider ist der gegenwärtige Mo- ment hierfür nicht eben günstig, doch bedeutet das nicht, daß wir die Idee fallen lassen, sondern soviel, daß wir diese Frage im günstigen Moment lösen und uns bestreben, für diesen günstigen Moment die Stimmung vorzubereiten: und ich glaube, daß die Initiative hierzu auf eine tatkräftige Unterstützung sämtlicher kompetenten Faktoren der öster reichisch-ungarischen Monarchie rechnen kann. Im weiteren Verlaufe der Sitzung erklärt Graf Apponyi, eine die Re- form der Hausordnung bezweckende Vorlage in Form eines einfachen Antrages sei unzulässig. Ministerpräsident Graf Tisza erwidert, Graf Apponyi habe mit dieser Auffassung einen sehr gefährlichen Weg betreten. Ob eine Anordnung Majorität, die den Willen der Nation zum Ausdruck bringe. Wenn es mit der Hausordnung so weit gekommen sei. daß sie die parlamentarische Arbeit unmöglich mache, dan» ge- rate die Hausordnung in Widerspruch mit ihrer wahren Be stimmung und verliere jede moralische Kraft. Ar«»kreich — Die Demission Andres sowie die Ernennung des Deputierten Berteaux zum Kriegsminister wurden amtlich bekannt gegeben. Das Schreiben, in dem Kriegsnriniper Andre dein Präsidenten Loubet seinen Rücktritt mitteilt, lautet: Verehrter Herr Präsident! Die letzten parlamen tarischen Zwischenfälle zeigen, daß die Feinde der Republik mehr als je entschlossen sind, Sturm zu laufen gegen die Regierung, die ihnen mit ebenso viel Energie wie Erfolg die Spitze geboten hat. Es scheint mir, daß der Anteil, den ich bei dieser Aufgabe hatte — der ich mehr als fünf Jahre unablässiger Arbeit gewidmet habe —. mich zu einem ganz besonderen Ziel der Strciä>e dieser Feinde gemacht hat. Man wird mir die Gerechtigkeit enveisen, daß eine solche Aussicht nicht dazu angetan lväre, mich zu entmutigen: in dessen habe ich so viel inneren Stolz und bin zu stolz auf mein Werk und l>abe zu viel Liebe zum Vaterlande uns zur Republik , als daß ich auch nur eine Minute lang die Hypo these annehmen könnte, daß ich eine Ursache zur Uneinigkeit in der republikanischen Mehrheit sein könnte. Andererseits hat die Einigkeit dieser Majorität das Kabinett Walbeck- Rousseau und das Kabinett Combes vor den Gefahren ge rettet, die sie zu bestehen hatten, und dank dieser Einigkeit wird die republikanische Partei die Aufgabe vollenden, der meine Kräfte zn widmen mein Glück gewesen ist. Gestatten Sie mir in dem Augenblicke, wo ich von Ihnen Abschied nehme, an Sie meinen Tank für alle bekannten und unbe kannten Freunde zu richten, die von überall in Frankreich her mir bei den letzten Prüfungen so rührend und »varm ihre Sympathie bekundet haben. Mögen sie wissen, daß ich in den Ruhestand mit hinübernelmie meine unerschütterliche, absolute Hingabe und Treue zu Frankreich, zur Armee nnd zur Republik, und daß ich auf diese drei all mein Sinnen vereinige. — Ueber den Eindruck, den die Demission des Kriegsministers Andre in den Kreisen der Deputierten her vorgerufen hat, wird berichtet: Die Radikalen sind von der Demission Andres befriedigt, da sie annehmen, daß das Ministerium hierdurch eine Stärkung erfahren werde, uni so mehr, als der neue Kriegsminister Berteaur dem Kabi nett vielleicht einige Stimmen der dissentierenden Radikalen zurückgewinn'en werde. Tie Oppositionellen sprechen ihre Genugtuung darüber aus, daß sie durch die letzten Debatten bei den Interpellationen den Rücktritt Andres erzwungen haben. Sic äußern ferner die Ansicht, daß die Stellung des Kabinetts trotz des Rücktritts Andres erschüttert bleibe. — General Andre teilte einem Berichterstatter mit, er habe gestern nach einer Unterredung mit den sozialistischen Depu tierten Gäranlt-Nichard und Thompson den Entschluß ge faßt, zurückzutretcn, weil die republikanische Mehrheit in folge der Treibereien der Opposition offenbar ihre Kalt blütigkeit nnd die notwendige Festigkeit verloren habe. Er freue sich, daß Berteaur zu seinem Nachfolger ernannt wor den sei, denn dieser habe ein Anrecht auf das Vertrauen der Republik nnd der Armee. Sehr bewegt äußerte sich Andre über das Verhalten des Ministerpräsidenten Combes: dieser habe ihm beim Abschied umarmt nnd gefragt, ob er die für die Verleihung des Großoffizierkreuzes der Ehrenlegion nötige Dienstzeit besitze. — Die meisten radikalen Blätter widmen Andre sympathische Abschiedsworte und bezeichnen es als eine große Beruhigung für die Republikaner, daß Berteaur an die Spitze der Armee gestellt worden sei. — Clämenceau in der „Aurore" und der Deputierte Maujan im „Radikal", welch letzterer bereits vor einiger Zeit als möglicher Nachfolger Andres genannt worden war, bezeich nen die „Ausschiffung" Andres als nicht sehr heldenmütige Handlung. Tie regierungsfeindlichen Blätter meinen, das Ausscheiden Andres werde in nicht zu langer Zeit den Ver fall und endgültigen Sturz des Ministeriums Combes her beiführen. Die „Republiqne Francaise" sagt, Pelletan werde die Erörterung des Marinebudgets nicht überleben. Finanzministcr Nonvier werde sich zn Ende dieses Jahres zurückziehen, weil er die Politik des Ministerpräsidenten nicht länger mitmachen wolle. Dessen Rücktritt werde not gedrungen den des Ministers Delcassö und des Unterrichts ministers Chaumie sowie des Ministers der öffentlichen Ar beiten Marucjouls zur Folge haben. Ministerpräsident Combes äußerte einem Berichterstatter gegenüber, Berteaux werde die republikanische Politik des früheren Ministers Andre nicht nur fortsetzen, sondern noch kräftiger durchfüh ren. Der Deputierte Gujot de Villeneuvc hat bereits ver lauten lassen, er wolle den Kriegsminister Berteaux fragen, ob er entschlossen sei, den von der Kammer geäußerten Ge sinnungen Rechnung zu tragen und erklärte, die Flucht Andres bilde keine entsprechende Genugtuung für die mit Rechst empörte öffentliche Meinung. Er werde die Debatte über das Budget des Krieges benutzen, um die Bestrafung aller derjenigen Offiziere zu verlangen, die in die Denun ziationsaffäre erwickelt wären. Gerüchtweise verlautet, daß eine Anzahl Radikaler Andre eine im Seinedepartement zur Zeit erledigte Senatskandidatur anbieten werden. — Der nationale Deputierte Grosjean beabsichtigt den Ministerpräsidenten darüber zu interpellieren, weshalb der der Kammer vorgelegte Gesetzentwurf betreffend die Tren- nung von Staat und Kirche nur die Unterschriften des Prä» sidenten der Republik und des Ministerpräsidenten trage. Ursprünglich hatte verlautet, der Gesetzentwurf sei auch von den übrigen beteiligten Ministern unterzeichnet. — Deputiertenkammer. Bei der Beratung des Unter- richtsetats legt Grosjean (nationalistischer Republikaner) Verwahrung ein gegen die Angebereien, die von einem Pro- fessor über Offiziere gemacht seien. Unterrichtsminlster Chaumie entgegnet, er habe dem schuldigen Professor einen Verweis erteilt und ihn versetzt. Die Angelegenheit ist da- mit erledigt. — Aus Anlaß einer Blättermeldung über den An», tausch von Besuchen zwischen dem päpstlichen Nuntius und dem italenischcn Gesandten in Miirrchen veröffentlicht der „Ofservatore Romano" eine Rare, in welcher erklärt wird. dajj die Oli'.:tern:eidr:::g ungenau isr, und in d.r c? weiree