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83Ü8 Vertretung gestellt werden, unbefangen und unabbängig Stellung zu nehmen. Und zwar auf dem Boden der Beschlüsse der nationalliberalen Parteitage, die für die energische Förderung auch der Landwirlhschast eintreten, die extremen Forderungen der Agraragitation aber ein für alle Mal verwerfen. Und dabei wird die nationalliberale Partei auch bleiben, wofür eine besondere Gewähr darin besteht, daß von den 73 bisher gewählten Fractionömitgliedern 20 als angesehene Landwinde noch jetzt tbälig, zwei eS bisher gewesen sind. Wollen die Bundesorgane bei der ibnen zur „Verfügung stehenden" Mehrbeit bleiben, dann müssen sie eben sehen, wo sie die nöthigen Leute dazu bekommen. Die Zukunst gehört der Förderung aller Gewerbskreise, insbesondere der Land- wirthschaft, unter Ausgleich der w ir t b s ch a s tl i ch e n Interessen, einem vermöge gegenseitiger Loyalität frucht baren Zusammenwirken aller nationalgesinnten Kreise, und dafür sind die Bundesleitung, ihre Astermiether und sonstige Störenfriede bis jetzt wenigstens nicht zu gebrauchen. 8 Berlin, 7. November. Der Arbeitsmarkt im Oct ober läßt alljährlich infolge des Zurüclströmens der in der Landwirlhschast überflüssig gewordenen Arbeiisträfte in die Städte ein starkes Ueberangebot von Arbeitern auf dem Arbeits markte entstehen. Diese Zunahme der Arbeitsuchenden zeigt sich auch 'M Monat Ocober, obwohl die geschäftliche Conjunctur noch recht günstig ist. In manchen Produktionszweigen, wie in Eisenindustrie und Kohlenbau, besteht sogar, wie wir der neuesten Nummer der Berliner Monatsschrift „Der Arbeitsmarkt" ent nehmen, eine lebhafte Nachfrage nach Arbeitern. Andererseits ist die Lage in der Textilindustrie noch immer so trübe, daß eher Arbeitskräfte frei werden. Es überwiegt jedenfalls das Angebot von Arbeitskräften, wenn auch statistisch im Vergleich zum nämlichen Monat des Vorjahres die Lage des Arbeitsmarktes im October dieses Jahres um ein Unbedeutendes günstiger er scheint. Nach den Ergebnissen der Arbeitsnachweisverwaltungcn bewarben sich um 100 offene Stellen im October 116,6 gegen 117,1 im October des Vorjahres. Der Andrang hat an 29 (und 2 ausländischen) Orten abgenommen und an 23 (und 2 ausländischen) Orten zugcnommen. Abnahme: Breslau, Frankfurt a. O., Mixdorf, Kiel, Osnabrück, Münster, Dortmund, Elberfeld, Düsseldorf, Aachen, Trier, Wiesbaden, Frankfurt a. M., Mainz, Gießen, Kaiserslautern, Heidelberg, Schopfheim, Mannheim, Konstanz, Pforzheim, Stuttgart, Kannstatt, Lud wigsburg, Reutlingen, Heilbronn, Ulm, Fürth, Augsburg. — (Graz, Bern.) Zunahme: Posen, Berlin, Halle a. S., Quedlinburg, Erfurt, Hannover, Esten, Köln, M.-Gladbach, Kreuznach, Darmstadt, Worms, Straßburg, Lahr, Freiburg, Karlsruhe, Offenburg, Eßlingen, Göppingen, Schw. Hall, Würz burg, Nürnberg, München. — (Brünn, Winterthur.) (D B"'1i», 7. November. (Telegramm.) Die „Märkische Volkszeitung" tbeilt mit: Der Reichstagsabgeordnete Prinz Aren berg erklärte gestern Abend in dem Berliner katholischen Gesellenverein, der Sultan habe das Grundstück „vormltlou cke I» 8nlnte-Vierxe" dem Kaiser nicht geschenkt, der Kaiser habe es für eine hohe Snmme vom Snltan gekanst. — Bezüglich der Aenderung der kaiserlichen Neisedisposit ionen macht die „Magd. Ztg." aus Folgendes aufmerksam: „Die Nachrichten über die Rückreise des Kaiserpaares sind nicht ganz klar. Daß in dieser Jahres zeit die Reise um Spanien herum nach einem der Nordsee häfen angetreten werden sollte, ist wohl nicht anzunehmen; es würde sich alsdann auch die Rückkehr um etwa zehn Tage verzögern. Früher hieß eS, daß daö Kaiserpaar in Genua landen und dann noch einige Tage Aufenthalt in San Nemo nehmen werde." * Ans Sem LandtagSwahlkrcise Könitz, 6. November. Eine mehr als sonderbare Taktik haben die Agrarier bei der Landtagswahl in Konitz-Tuchel-Scblochau in Anwendung gebracht. Dort hatten sich Conservative und Liberale über die Candidaturcn des konservativen Landraths Kersten und des freisinnigen Apothekers Heuback geeinigt. Der Bund der Landwirlhe bestand jedoch auf der Wahl deS bisherigen Abg. Hilgendorff und verbündete sich, um dessen Wal) herbeizuführen, mit dem Centrum und den Polen (!). Ueber den Verlauf der Wahl berichtet der Graudenzer „Gesellige", wie folgt: „Im ersten Wahlgange siegte der Candidat des Bundes der Landwirthe Hilgendorff, für den Polen und Ultramontane stimmten, mit 264 Stimmen über die übrigen Candidaten, worauf der Liberale Heubach zurücktrat, da er sah, daß seine Candidatur aussichtslos geworden war. Bei der Wahl des zweiten Abgeordneten handelte es sich somit nur um den Landrath vr. Kersten und den polnisch katholischen Pfarrer Gerth-Lichnau, für Len nun Polen, Ccntrum und die abtrünnigen Vündler stimmten; jede polenfreund- liehe Abstimmung der Letzteren wurde von den Conservativen mit lauten Pfuirufen begleitet. Bei der Auszählung ergab sich, daß auf jeden der beiden Candidaten 259 Stimmen gefallen waren und es mußte deshalb nochmals gewählt werden. Da inzwischen einige der „abtrünnigen" Mitglieder des Bundes der Landwirthe eS vor- gezogen hatten, sich zu entfernen und sich der nochmaligen Stimmen abgabe zu enthalten, erhielt Landrath vr. Kersten-Schlochau nun 258 und Pfarrer Gerth 254 Stimmen." * Braunschweig, 7. November. Der Regent Prin; Albrecht trifft, der „Mgd. Ztg." zufolge, am 28. d. M von Kamenz zum Winteraufenthalt hier ein. * Baden-Baden, 6. November. Nach der Audienz beim Großherzog von Baden wurde, wie mitgetheilt, der Reichskanzler Fürst Hohenlohe zur Tafel gezogen, die im engeren Kreise statlfand. Nach der „Frkf. Ztg." nahmen nur noch der Großherzog von Sachsen-Weimar, der preußische Gesandte v. Eisendecher und Graf von der Goltz Theil. Nach der von unS gestern wiedergegebenen Meldung sollte auch der Prinz Alexander Hohenlohe zugegen ge wesen sein. * Stuttgart, 6. November. Zum Geschenk des Kaisers an die deutschen Katholiken schreibt das württembergische Hauptorgan der CentrumSpartei in einem längeren Leitartikel: „Die Worte des Kaisers sollten ohne Zweifel auch weiter klingen als bloS bis Deutschland, ja da- ist an erster Stelle ihr Zweck. Sie sind eine politische Kundgebung, die besagt: da- deutsche Reich schützt die deutschen Katholiken im Orient selbst und versteht ihre Interessen mindestens ebensogut wahrzunehmen wie andere Mächte, dir den Schutz über alle Katholiken prätendiren. Ist auch der deutsche Kaiser Protestant, so sagt die Kundgebung weiter, so ist er doch ebenso wohlwollend gegen die deutschen Katholiken gesinnt, wie die Machthaber in „katholischen" Ländern. Mögen die Franzosen eS sich merken. Die deutschen Katholiken werden sich sagen müssen, daß das jetzige Geschenk ihnen von französischen „Protektoren" niemals gemacht worden wäre. Erstens hätten diese eS von dem Sultan schwerlich erwirkt, und wenn sie «S erwirkt hätten, so hätten sie e- gewiß nicht den Deutschen geschenkt. Weiler sollen Geschenk und Kundgebungen wohl auch dem heiligen Stuhle vor Augen führen, daß die deutschen Katholiken unter deutschem Schutze recht gut fahren, besser als unter französischem. Der Beweis war freilich nicht mehr nöthig, denn er war schon in China geliefert worden. Der heilige Stuhl hat auch nie bekundet, daß er dem deutschen Schutze mißtrauisch oder feindselig gegenüber stehe. Im Gegenthril, er Hot stets große« Vertrauen gezeigt und ist deutschen Wünschen weit und bereitwillig rntgegengekommrn." Da die letzten beiden Sätze das GeHentheil der Wahrheit enthalten, so ist auch auf di« anderen nicht allzuviel zu geben. * AnS Bayern, 6. November. Durch einen eigentbüm- lichen Zufall wird in dem jetzigen Augenblick der bischöf lichen Verfolgungen gegen den Würzburger Theologieprosefsor Schell da» Statut der Würzburger philosophischen Facultiit au» dem Begründung-jahr 1582 veröffentlicht. Der Oberbibliothekar vr. Kerker hat sich der Herausgabe > dieses Dokumentes unterzogen, und in den Müncheners „Historisch-politischen Blättern" wird die Schrift mit höchst unzweideutige» Seitenblicken auf die Gegenwart lobend er wähnt. Man hebt auf das Lebhafteste hervor, daß damals der Deca» und fämmtliche Professoren einen Eid aus die Fernhaltung jeder „Häresie" und jeden JrrthumS gegen den römischen Kirchenglauben ablegen mußten und be dauert, daß sich die Verhältnisse der ^lwa ckulirr seit ibrem Stifter, dem „großen" katholischen Restaurativnsbischos Echter von MeSpelbrunn so gründlich geändert haben. * München, 6. November. Von der socialdemo- ratischen Partei Bayerns. Die socialdemokratische Presse veröffentlicht heute die Satzungen der socialdemo kratischen Partei Bayerns, wie sie auf dem kürzlich abgehaltenen Parteitag in Würzburg angenommen wurden. Die „A. Z." knüpft daran folgende Erläuterungen: Die Socialdemokraten ind in gewohnter Rührigleit -die Ersten, welche von der Aen derung des ^bayerischen Vereinsgesetzes, bezw. der Aufhebung des Affiliationsverbotes Nutzen ziehen und eine Vereins organisation schaffen. Freilich nicht ganz in dem Sinne, in welchem sie wohl von vielen „Genossen" erträumt wurde, denn es wurde keine feste Crntralifation beliebt, sondern eine, wie man es beim Parteitag nannte, „Centralisation auf föderativer Grundlage". Ins Deutsche übersetzt, heißt das, es werden drei Gauverbände gebildet, über denen scheinbar ein Landesvorstand teht. Dieser soll aber in der Regel, um mit Herrn v. Voll- mar, der die Centralisation als etwas „Undemokratisches" be zeichnete, zu reden, nur eine Dekoration fein. Wenn man weiß, wie straff die socialdemokratischr Organisation sonst ge handhabt wird, und welch strammes Parteiregiment in den Reihen der Genoffen herrscht, so könnte man füglich über solche stötzliche Entdeckung erstaunt sein. Aber der Grund ist zu offenkundig und zu offcnsichtig. Er liegt in der zwar mit tönen den Worten geleugneten, aber thatsächlich vorhandenen Uneinig keit innerhalb der Partei und ihrer Führer — die drei Sitze der Gauverbände München, Nürnberg und Ludwigshafen verrathen dem Kundigen mehr als spaltenlange Ausführungen. Nicht nur die Berathung der Satzungen, auch sonst machen di« in jeder Hinsicht sehr zahmen Verhandlungen in Würzburg den Eindruck, als ob man da und dort höchst vorsichtig um den heißen Brei herumgegangen wäre, als ob man um jeden Preis den Schein der Einigkeit hätte retten wollen. So erhält das Schlußwort des Referenten: „Es gilt die Disciplin immer mehr zu festigen", einen von ihm nicht beabsichtigten Doppelsinn. Oesterreich-Ungarn. 3um Ausgleich; Deutsche Lbstrnctio». * Wiel«, 7. November. (Telegramm.) Der Minister des Aeußern Graf Golnchowski hat sich gestern Abend nach KeSzthely in Ungarn begeben. * Graz, 7. November. (Telegramm.) Die gestrige Versammlung der steyersLenVertrauensmänner der deu tschen Volkspartei nabm eine Resolution an, die besagt: Die Vertrauensmänner der deutschen Volkspartei erklären, an der feierlich gelobten Gemeinbürgschaft aller deutschen StanimeSgenossen in Oesterreich scstzuhalten, und erblicken in dieser Gemeinbürgschaft, nicht aber in der meist nur äußerlichen Einigkeit der Clubobmänner-Conferenz, die einzige Gewähr einer hinreichenden Vertheidigung der arg bedrohten nationalen Güter. Die Versammlung begrüßt daher den Aus tritt der deutschen Volkspartci aus der Clubobmänner- Conferenz in der bestimmten Erwartung, daß die deutsche Volkspartei, vereint mit allen anderen Abgeordneten, bei jeder Gelegenheit, insbesondere bei der Berathung deS Ausgleiches im Ausschüsse oder im Hause, oder eines allfälligen AuSgleichSprovisoriumS die Obstructiv» wieder aufnehmen, schon jetzt aber dem Ministerium tkrch eine würdige Erklärung jede Möglichkeit benehmen werde, mit einem weiteren Zurückstellen der Befriedigung der Forderungen der Deutschen als einen Factor seiner RegieruiiHskunst zu rechnen. Die Deutschen erklären im Sinne der Wählerschaft von Steyermark, daß sie alle Folgen der Fortsetzung der Obstruktion gern zu ertragen gewillt sind, und sich weder durch Bedrohungen des Ausgleichs aus Grund deS tz 14, noch durch die Drohungen eines VerfassungsbruckeS zurück- sckrecken lassen, sich gegen den fortgesetzten Raub ihres nationalen Besitzstandes und ihrer heiligsten Rechte mit un. beugsamer Entschlossenheit zu wehren. * Prag, 7. November. (Telegramm.) Nach den „Narodni Listi" wird für eine tschechische technische Hochschule in Mähren in dem Budget 1899 eine ent sprechende Rate gefordert werden. Das Heutzi-Deukuial. * Die überraschende Mittheilung des ungarischen Ministerpräsidenten, Baron Banffy in der „LandeS- commission zur Errichtung eines Denkmals für die Kaiserin-Königin Elisabeth", eS sei der Wunsch deS Kaisers, daß daS Elisabeth-Denkmal auf dem St. GeorgS- platz in der Ofener Festung errichtet werde, auf den« Platz, wo jetzt das Hentzi-Monument steht, und dieses letztere Denkmal werde der Kaiser entfernen und in einem militairischen Gebäude aufstellen lassen, wurde von der LandeS- commission mit lebbafter Begeisterung ausgenommen und findet auch in der TageSpresse wie im Publicum freudigste Aufnahme. Man erblickt darin vor Allem einen neuen Beweis deS landesväterlichen Wohlwollens des Königs, der jeden Nest trüber Erinnerung an die Vorgänge der Jahre 1848/49 zu beseitigen wünsche und dessen Zartsinn gegenüber den Empfindungen der ungarischen Nation sich in diesem Falle um so begeisternder geäußert, als er daS vielbefeindete und gehaßte Hentzi-Monument durch daS Denkmal für die allver- ehrte Königin Elisabeth ersetzen wolle. DaS „Hentzi-Monument" ist bekanntlich eine von dem Kaiser selbst errichtete Denk säule zur Erinnerung an die beldenmüthige Vertheidigung der Festung Ofen unter dem Commando deS k. k. General major» Heinrich Hentzi Edlen von Arthnrm, der bei der Er stürmung OfenS durch die ungarische NevolutionSarmee am 21. Mai 1849 gefallen war. Das Denkmal wurde am 11. Juni 1852 in Gegenwart deS Kaisers in feierlichster Weise enthüllt und ist eigentlich eine künstlerisch gelungene Apotbeose des kriegerischen Heldentodes. Die Widmung des EhreudenkmalS lautet: „General Hentzi mit ihm Oberst Alnock nebst 418 Tapferen starben hier den Opfertov für Kaiser und Vaterland 1849." Auf fünf Tafeln sind die Namen aller hier Gefallenen verzeichnet. Außer dem ist noch eine „Hentzi-Medaille" geprägt und am Tage der Denkmal-Enthüllung vertbeilt worden. Seit Wiederherstellung der ungarischen Verfassung war daS „Hentzi- Monument" in Ofen der Gegenstand wiederholter Beschwerden und selbst versuchter Dynamit-Angriffe. Man forderte dessen Beseitigung, erblickte darin eine Beleidigung der nationalen Ehre, eine dauernde Kränkung, eine unerträgliche Schwach und dergl. ES kam ob dieses Monuments zu deftigen Scenen im Parlament wie zu tumultuarischen Straßenaufläufen und Conflicten. Durck die jüngste Entschließung deS Kaisers wird dieser Anlaß von Aeraernissen au» dem Wege geräumt werden. E» ist unstreitig ein Triumph de» nationalen Gedankens, der hier zum Ausdruck gelangt. Es bleibt nur, bemerkt die „Münchner AUg. Ztg.", ernstlich zu wünschen, daß er nicht in anderer Richtung etwa den Frieden störe. Die Armer erblickt in dem „Hentzi-Monument" das öffentlich aufgerichtete Symbol der Verherrlichung deS kriegerischen Heldentodes und ein weithin sichtbare« Zeichen der Anerkennung de» aller höchsten Kriegsherrn für solchen pflichtgetreuen Heldenmuth und Opfertod. Je heftiger da» „Hentzi-Monument" an gegriffen wurde, desto wertbvoller erschien dasselbe den StandeS- gencssen de» gefallenen Helden, mit desto größerer Pietät be trachteten sie diese» Standbild. vanffy. * Pest, 7. November. (Telegramm.) In einer am Mittwoch stattfindende» General-Versammlung der Stadt vertretung wird über den Antrag zahlreicher Mitglieder, den Ministerpräsidenten Baron Banffy zum Ehrenbürger der Haupt- und Residenzstadt in Anerkennung seiner großen Ver dienste um Nation, Thron, Vaterland und Hauptstadt zu er nennen, Beschluß gefaßt werden. Abgeordnetenhaus. * Pest, 7. November. (Telegramm.) Ministerpräsident Baron Banffy erklärt, er sei nicht in der Lage, sich über die Eventualität zu äußern, daß sich die Durchführung de» Aus gleiches im österreichischen Reichsrathr als unmöglich erweisen olltr. Aeußrrungen über derartige in Zukunst möglichen Falls eintrrtende Wendungen seien namentlich mit Bezug auf mit anderen Regierungen abgeschlossene Verträge nicht statthast. Im vorliegenden Falle fei eine Erklärung seinerseits um so weniger angezeigt, als die Vorlagen im Ausschüsse des ReichSrathS beratbeu würden und mit Rücksicht auf den Verlaus der Special- debatte im österreichischen AuSgleichsauSschusse mit dem österreichischen Ministerium vereinbart worden fei, daß etwaige Modifikationen sich auf das Meritum der Vorlagen nicht beziehen würden. Was die Asfaire des Obrrstuhlrichters Defsawfsi betreffe, von dem einige Redner der Opposition behauptet hätten, er sei von ihm, Banffy, zur Zurücknahme feines dem oppositionellen Candidaten gegebenen Wortes anläßlich der Abgeordnetenwahl überredet worden, so erkläre er, der Ministerpräsident, er habe sich über die Chancen der Wahl bei dem Ober- tuhlrichler insormirt, wie dieses seine Pflicht al» Führer der Mehrheit sei. Von einem Ehrenwort oder von der Zurücknahme desselben in einer Unterredung mit jenem Beamten sei nicht die Rebe gewesen. Auch sei jenem Verwaltungsbeamten nicht mit einem Hinweis auf etwaige Consequenzen feiner Stellungnahme zu Gunsten eines oppositionellen Candidaten gedroht worden. Ter Betreffende ei derzeit noch als Stuhlrichter im Amte. (Lebhafter Beifall rechts.) Abgeordneter Julius LnkatS (Unabhängigkeitepartri) ergreift, als jener Abgeordnete, zu dessen Gunsten Oberstuhlrichter Dessawffi »in oppositionelles Votum bei der Wahl abgegeben haben soll, bas Wort, um zu erklären, er müsse zwar die Intervention des Minister präsidenten als eine Verletzung der Wahlfreiheit entschieden miß- billigen, was jedoch die Affaire Dessawffi betreffe, so müsse er der Wahrheit gemäß erklären, cs habe sehr beruhigend gewirkt, daß der Obergespan als Vorgesetzter in dem Wahlbezirke die Worte des Ministerpräsidenten colportirt habe. Die oppositionelle Stellung nahme des Oberstnblrichters bei der Regierung wäre äußerst unange nehm, doch sei ausgeschlossen, daß dieses Verhalten des genannten Ver- waltnilgsbeamten für diesen unangenehme Folgen haben könnte. (Beifall.) — Infolge eines im Verlaufe der Debatte gcsallenen be leidigenden Zwischenrufe wurde der Abgeordnete der Opposition Stefan Fay von dem zur Regierungspartei gehörenden Ab geordneten Alfred Smeter zum Zweikampfe gefordert. Frankreich. Dreyfns - Skandal; Kammer. * Paris, 7. November. (Telegramm der Boss. Ztg.) Der „Jntransigeant" hat beute die Frechheit, die Gräfin Münster, Tochter des Botschafters, in seinen Klatsch zu zerren; er behauptet, die berühmten „geheimen Papiere" enthielte» Lichtbilder von Briefen der Comtesse, aus denen DreyfuS' Schuld hervorgehe. — „DroitS de l'bomme" ver- sicheui, das Geld für den antisemitischen Feld zug, für die Presse dieser Richtung, für die Maueranschläge mit den Bild nissen der fünf letzten Kriegsminister rc. sei von Frau Lebaudy geliefert, der Wittwe deS bekannten Börsen spekulanten, der 127 Millionen hinterließ. (Ihr Sohn war der „berühmte" „xetit. üueiier" Max Lebandy, zu dessen Schmarotzern u. A. der biedere Rosenthal-Saint Core gehörtes * Paris, 7. November, 3>/r Uhr Nachm. (Telegramm.) Die K a m m e r beschäftigt sich mit Wahlprüfungen. Zwischen fälle sind bisher nicht emgetreten. Rußland. Znr OrlrntrHse Kaiser Wilhelm s. * London,7.November. (Telegramm d er „ Ma gdeb. Zeitung") Einem Petersburger Telegramm deS „Daily Telegraph" zufolge sandte die russische Negierung am Sonnabend eine Note an die französische Negierung und den Vatikan, die erklärte, Rußland sei entschlossen, das Protectorat Frankreichs über die Katholiken im Orient fest zu unterstützen. Die Note spreche von der Erwerbung der „Oormitivll cko la Laiut-Viorgo" als einem Usurpationsact Deutschlands zur Vergrößerung seines Einflusses im Orient. (Diese Meldung bedarf natürlich sehr der Bestätigung. Die Red.) Egyptische Frage. * Petersburg, 7. November. (Telegramm.) Bei Be sprechung der Faschoda-Frage und der auf diese Frage bezüglichen Aeußeruug SaliSbury'S hebt die Petersburger Presse einstimmig den internationalen Charakter der ganzen «zyprischen Frage hervor. „PetersburgSkija Wjevomosty" sagt, die Räumung FaschodaS sei eine gute Lektion für die Lösung einer anderen, ungleich wich tigeren Frage, nämlich die Räumung Egyptens. „Nowoje Wremja" erfährt, die kontinentalen Mächte seien verpflichtet, die SvuverainitätSrechte des Sultans zu vertheivigen. „Nowosti" meinen: Da die egyptiscve Frage einen durchaus internationalen Charakter habe, müsse sie durch einen Con- greß der Mächte gelöst werden, der die ewige Neutralität Egyptens unter dem Protektorate aller Mächte erklären könnte. (Wiederholt.) * Livabia, 7. November. (Telegramm.) Der russische Botschafter in Konstantinopel, Sinowjew, ist hier ein getroffen. Orient. Kaiferreise. * Beirut, 6. November. (Telegramm.) Nachdem der Kaiser die Spitzen der Behörden an Bord der „Hohen- zollern" empfangen batte, begaben sich der Kaiser und die Kaiserin, von dem unmittelbaren Dienste und dem StaatSsecretair v. Bülow begleitet, an Land. Der Hafen und die Straßen waren prachtvoll geschmückt und von einer zahllosen Menschenmenge besetzt, die dem Kaiserpaare mit Hochrufen und Händeklatschen einen überaus enthusiastischen Empfang bereitete. Die Majestäten besichtigten zunächst daS HoSpital deS preußischen Johanniterordens. Während dann die Kaiserin das Waisen haus und die Pension des Kaiserswerther Diakonissen hauses mit ihrem Besuche beehrte, begab sich der Kaiser in die Caserne de» Jacosbey - Bataillon». Nachdem ihm hier ein woblgelungener Parademarsch voraefübrt worden war, besichtigte der Kaiser die Funeretier- (?) Caserne, wo namentlich die gut eingerichteten UnterkunftSräume für durch reisende Offeriere die Allerhöchste Anerkennung fanden. Den Tag beschloß eine gemeinsame Spazierfahrt beider Majestäten nach den Pinien, einer beliebten Promenade der Beiruter mit schönem Ausblick auf die Berge uud daS Meer. * Berlin, 7. November. (Telegramm.) Eine Draht nachricht au» Beirut von heute Vormittag meldet: DaS Kaiserpaar trat um 9 Uhr von hier die Reise nach Damaskus an. Die Ankunft erfolgt dort um 5 Uhr. (Wiederholt.) Kreta. * Konstantinopel, 7. November. (Telegramm.) Die vier Mächte sind über die Stellung des Prinzen Georji al» ObercommissarS von Kreta noch nicht vollkommen einig. Deshalb ist noch keinerlei Notifikation an die Pforte erfolgt. Ebenso herrscht unter den Mächten noch keine Neber- einstimmung über die Zurücklassung einer kleinen türkischen Truppenabtheilung al» Fahnenschutz in Kreta. Nach Meldungen au» Kreta ist dieUebergabe der Verwaltung gestern erfolgt und die Zurückziehung der türkischen Truppen bi» auf 200 Mann beendet. In Rrtbymo und Candia machte sich au» diesem Anlasse im letzten Momente eine gewisse Beunruhigung bemerkbar. In Candia wurden einige türkische Soldaten durch die Eng« änder gezwungen, sich einzuschiffen. Kaiser Nikolaus ieß durch Admiral Skrydlow der Bevölkerung von Rethymo einen Dank dafür aussprechen, daß sie am Namenstage des kaiserS mit der Erklärung, sie wolle der AbrüstuiigSidce deS Kaiser- entgegeukomme», freiwillig die Waffen ablieferte. * Konstantinopel, 7. November. (Telegramm.) Der bisherige französische Botschafter Cambon wurde vom Sultan in einstündiger Audienz empfangen, in der er den Geschäftsträger Boppe vorstellte. Ein Nachfolger Cambon's ist noch nicht designirt. Der Posten wird auch vorauSsicht- ich längere Zeit unbesetzt bleiben. Afrika. Ans Erythräa; Deutsche „Absichten". * Rom, 7. November. (Telegramm.) Der „Tribuna" wird von bestunterrichteter Seite auS Massaua gemeldet: Die Nachrichten von Zwistigkeiten unter den Colonial fe Hörden sind durchaus erfunden. In Massaua wie Assab vollzieht sich alles in bester Ordnung. Im Inner» findet die Ernte statt und herrscht völlige Ruhe. Auch an der Grenze ist nichts zu befürchten. Unterhandlungen sind im Gange zwischen Mangascha, der zwar anseinerUnabhängigkeit esthält, aber einen Kampf vermeiden will, und Menelik, der seinerseits in erheblichen Schwierigkeiten steckt. In Tigrv -errscht volle Ruhe. Gevaref ist von Derwischen bis auf einige Wegelagerer gesäubert. — Mehrere Blätter haben die englischen Andeutungen von deutschen Absichten auf Tripolis und Marokko erstaunlicherweise ernst genommen und sind befremdet über die geringe Rücksicht, die Deutsch- and auf die italienischen Interessen nehme. (Voss. Ztg.) * Zella, 7. November. (Telegramm.) Die „Agenzia Stefani" meldet: Nachrichten auS Harrar zufolge verhalte ich RaS M«können ruhig. In Harrar und Schoa herrsche Ruhe. Amerika. Explosion tm Capitol. * Washington, 7. November. (Telegramm.) Das im Capitol infolge einer Explosion entstandene Feuer zerstörte ast den ganzen mittleren und östlichen Theil desselben. Der Inhalt des Acten- und Urkundenzimniers ist fast gänzlich ver nichtet. Der durch die Vernichtung der Urkunden und der Bibliothek angerichtetr Schaden wird auf über I Million Dollar geschätzt. Der Schaden an Gebäuden beträgt 200 000 Dollar. (Mch-Livei«) Falsche Eitelkeit. ES ist eine bedauerliche Thatsache, daß viele Menschen, welche sonst sehr eitel sind, die peinlichste Sorgfalt auf ihre Toilette verwenden, stets nach der neuesten Mode gekleidet sind, auch ihrer Frisur die sorgsamste Beachtung widmen, doch so wenig auf ihre Zähne achten und damit einen Hauptreiz ihrer äußeren Er- scheinung unterschätzen, nämlich tadellos gepflegte Zähne, und ihre Aufmerksamkeit diesen erst dann zuwenden, wenn lästige Zahnschmerzen oder übler Mundgeruch sich einstelleu. Gerade auf die Mundpflege sollte ganz besondere Sorgfalt verwendet werden, weil sonst die zwischen den Zähnen verbleibenden Speisenreste verwesen, einen widerwärtigen Geruch verbreiten und die Zähne angreifen, wodurch dieselben frühzeitig schadhaft werden. Durch tägliche regelmäßige Mundausspülung mit einem wirklich antiseptischen Mundwasser sind alle diese Schäden fernzuhalten. Welches Mund wasser wirkt nun aber thatsächlich antiseptisch? Als unbedingt wirksam bewährt sich Kosmin-Mundwasser. Dasselbe enthält Bestand- theile von höchster antiseptischer und deSinficirender Kraft. Diese deSinficirende Wirkung des KoSmin-Mundwasser verhindert alle Fäulnißprocesse, schützt die Zähne vor Hohlwerden und erhält sie blendend weiß. Kosmin-Mundwasser ist nach jeder Richtung hin erprobt und seine Bestandtheile sind behördlich als völlig un schädlich attestirt, es wirkt außerordentlich erfrischend und hat sympathischen Wohlgeschmack. 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