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Größere Schriften laut unserem Preis» ve-^eichniß. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. brtra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Poslbesördrrung 60.—, mit Postbeförderung 70.—. Iinnahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittag- 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag- 4UHL Lei den Filialen und Annahmestellen je ein« halbe Stunde früher. Anzeigen sind stet- an Expeditia- zu richte». Druck und Verlag von E. Pol» k» Leipzig 591 Dienstag den 22. November 1898. 92. Jahrgang. Die Gewalt der päpstlichen Nuntien. /S. Der Ge-schäftskreis der auswärtigen Diplomatie der Curie ist, grundsätzlich betrachtet, größer als der Geschäftskreis der auswärtigen Diplomatie weltlicher Mächte. Während die Bot schafter, Gesandten rc. nur bei dem Staatsoberhaupte, für das sie Beglaubigungsbricfe erhalten haben, ihr eigenes Staatsober haupt, resp. ihren eigenen Staat, vertreten, haben die apostolischen Nuntien den Papst nicht nur bei den Staatsoberhäuptern, für die sieBeglaubigungsbrirfe erhalten, sondern auchgegenüber den „Gläubigen" der einzelnen Länder zu vertreten. Di« Gewalt, welche die apostolischen Nuntien auf diese Weise erhalten, wird ebenso anschaulich wie einwands frei in dem im Erscheinen begriffenen Werke „Die katho lische Kirche unserer Zeit und ihre Diener in Wort und Bild" (Berlin, Allgemeine Verlagsgesellschaft), geschildert, in einem Werke, das Cardinal Fürstbischof Kopp approbirt hat. Wir lesen hier u. A. Folgendes: „Der Papst als Oberhaupt der Kirche ist nicht mit irgend einem anderen Souderain auf eine Stufe zu stellen. Wenn dieser sich nicht in die Angelegenheiten fremder Staaten milchen darf, so hat der Papst das Recht und dir Pflicht, seine unmitrelbare und ordentliche Jurisdiction über alle ihm als geistlichem Oberhaupt der Katholiken unterworfenen fremden Unterthanen auszuüben und für deren ewiges Wohl zu sorgen. Zu diesem Zwecke hat er alle geeigneten Maßnahmen, die ihm von einer mit Vorsicht gepaarten Klugheit eingegeben werden, zu ergreifen. Wenn dec Papst einen Nuntius abordnet, so schickt er keinen einfachen Botschafter, wir es ein Staatsoberhaupt thut; der Nuntius ist zweifellos Botschafter, aber er ist mehr wie das. Er vertritt zunächst den Papst, der die oberste, ordent liche und unmittelbare Gewalt über die ganze Kirche hat, und in Kraft dieser Vertretung beziehen sich die Gewalten der Nuntien nicht nur auf zeitliche, sondern auch auf geistliche Ge schäfte und Interessen. . . . Wegen des doppelten Charakters mit dem der Nuntius bekleidet ist, hat er ein Recht auf be sondere Ehrungen, die im Ceremoniell der Bischöfe vorgesehen sind; daraus kann man entnehmen, daß er eine wirkliche Juris diction über die Gläubigen des ganzen Nuntiaturgebietes ausübt. Er darf die Mozzetta offen über dem Rochette tragen (!), gerade wie ein Bischof in seinem Sprengel oder ein Metropolit in seiner Provinz. Vor dem Concil von Trient konnten die Nuntien in erster Instanz alle vor ihr Tribunal gebrachten Sachen entscheiden; seit jener Zeit jedoch ist ihnen diese Vollmacht genommen und sie können nur noch in der Berufungsinstanz urtheilen. Sie dürfen bei bestimmtem Gelegenheiten 100 Tage Ablaß ertheilen, die Erlaubniß zum Lesen verbotener Bücher geben u. s. w. Endlich aber, und das ist das Wichtigste, haben sie die Pflicht, den Gläubigen 'in gewissen rein kirchlichen und kirchlich-politischen Verhältnissen und Be ziehungen den Weg anzugeben, den sie nach dem W unschund Willen des Papstes unter den gegebenen Umständen «inschlagen sollen!" Ist es ein Wunder, wenn gegenüber solchen mittelalterlichen Herrschaftsansprüchen der Curie selbst in erzkatholischen Ländern der Widerstand sich regt«? So hat in neuerer Zeit Pius IX. dem Erzbischof von Paris, Mgr. Darboy, in einem aposto lischen Schreiben diese Lehre der Kirche einschärfen müssen. Und nachdem auf dem Vatikanischen Concil die oberste, ordentliche und unmittelbare Jurisdiction des Papstes eben definirt war, hat man gar inSPanien Widerspruch erhoben. Man erklärte, die Nuntien seien einzig und allein zur Vertretung des Papstes bei der Regierung abgeordnet; demgemäß habe der Bischof keinerlei Beziehung zum Nuntius und sei ihm keinerlei Unter ordnung schuldig, er könne daher auch gegen die Anweisung des Nuntius thun, was ihm beliebe. Der Staatssecretair Cardinal Jacobini hat diesen Standpunct am 15. April 1885 in einem an den Nuntius Rampolla gerichteten Schreiben bekämpft, in dem er ausführte: Der Papst hat das Recht, mit allen Gläubigen in der ihm geeignet erscheinenden Weise zu ver kehren; wenn der Papst zu diesem Zweck sich der Nuntien bedienen will, so müssen den letzteren alle Gläubigen, die Bischöfe ringeschlossen, ebenso gehorchen wie dem Papste selbst, da die Nuntien nur im Auftrage des Papstes handeln und seine Instructionen befolgen; ernennt der Papst Jemand zum Nuntius, so überträgt er ihm eine doppelte Ausgabe; die eine liegt in den Beziehungen zur beschickten Regierung, die andere in den Beziehungen zu Bischöfen, Klerus und Volk; sollten die Bischöfe nicht gutheißen können, was der Nuntius that, so würde daraus nur folgern, daß, wenn der Papst die Handlungen seines Nuntius gegenüber dem begründeten Mißtrauensvotum der Bischöfe gut heißen würde, der Papst Maßnahmen approbirte, die gegen das Wohl der Kirche gerichtet seien. Die vorstehenden allgemeinen Angaben über die Gewalt der päpstlichen Nuntien wollen wir durch die Anführung zweier bezeichnender Einzelheiten ergänzen. Der Wiener Nuntius gilt als der Pfarrer des österreichischen Kaiser hauses. Von ihm hängt darum die Hofburgcapelle ab, über die der Erzbischof von Wien keinerlei Jurisdiction hat. Der Nuntius von Lissabon wird bei seiner Ankunft mit feier lichem militairischen Empfange geehrt; bei Hose räumt er nur dem Cardinalpatriarchen den Platz, er hat den Vortritt selbst vor dem Ministerpräsidenten. Wenn bei öffentlichen Festlichkeiten die königliche Familie niedersitzt, darf außer dem Cardinalpatriarchen nur der Nuntius ein Gleiches thun. Seine Jurisdiction erstreckt sich über Portugal und dessen gesammte Colonien. Auf die „Wohlthat«n", welche die Nuntien den Nationen gebracht haben, geht unsere Quelle nicht näher ein, doch wird bemerkt: „Diese Gesandten haben, wenn rs nothwendig war, machtvoll den Gewalthabern widerstanden .... um die Rechte der Kirche aufrecht zu erhalten, das Heil der Seelen zu fördern, Jrrthllmer zu bekämpfen, das bedrängte Recht zu schützen, die Völker und ihre Hirten eng an den heiligen Stuhl zu ketten ... Für viele von ihnen ist die Nuntiatur die hohe Schule gewesen, auf der sic sich jene Umsicht und Welterfahrung erworben, die sie später als Cardinäle und nicht wenige von ihnen als Päpste zum Segen der Christenheit verwendet haben." — Sehr viele moderne Staaten haben sich, diesen „Wohlthaten" zum Trotz, von dem profanen Bestreben leiten lassen, durch besondere Abmachungen mit'dem heiligen Stuhle die allgemeinen Befugnisse der Nuntien ein für alle Male einzuschränken. Die französischen Nuntien z. B. können auch in der Appellinstanz nicht urtheilen, sich in die Regierung der Diöcesen nicht so viel einmischen rc. Gleich wohl wird der Nuntius immer Mittel und Wege finden, seine „wichtigste" Pflicht zu erfüllen. Als solche gilt, wie wir oben gesehen haben, die Pflicht, „den Gläubigen in gewissen rein kirchlichen und kirchlich-politischen Verhältnissen und Beziehungen den Weg anzugeben, 'den sie nach dem Wunsch und Willen des Papstes . . . einschlagen sollen". Der apostolische Nuntius ist demnach der geborene Führer der u l t r a m o n t a n e n Partei eines jeden Landes. Hieraus erhellt, was ein Berliner Nuntius für Preußen und das Reich bedeutete: ausgestattet mit der Jurisdiction über die deutschen Katholiken, Stellvertreter des Papstes und General stabschef der Armee des Centrums, wäre er ein Parteiführer, dessen Uebermacht inmitten der gegenwärtigen Zersplitterung der übrigen Parteien doppelt ins Gewicht fiele, - - Deutsches Reich. L Berit», 2l. November. (Bund der Landwirthe und (Zentrum.) Nachdem der Bund der Landwirthe bei der preußischen Landtagswahl im Wahlreise Könitz daß Bündniß mit dem Centrum erreicht, in den Wahlkreisen Goslar und Hildesheim es erstrebt hat, verkündet die „Deutsche TageSztg." jetzt die Lehre, das Bündniß mit dem Centrum bei jeder Gelegenheit zu suchen, indem sie schreibt: „DaS Centrum an sich ist als politische Partei ebenso berechtigt, wie jede andere, und unseres Er achtens, wenn die Verhältnisse eS fordern und gestatten, ebenso bündnißfähig wie jede andere." — Nachdem daS Centrum, um von allem Anderen zu schweigen, bei der letzten Reichstagswahl die Wahlkreise Karlsruhe, Mannheim und Pforzheim der Socialdemokratie in die Hände gespielt hat, ist da» Bekenntniß der „D. TgSztg." zum Centrum geradezu ungeheuerlich: noch ungeheuerlicher aber erscheint es, wenn man im Leitartikel derselben Nummer „Unsere Todten" über den Fürsten BiSmarck Folgendes liest: „O, wie oft sind wir schon in den letzten Tagen, ihn mit dem Herzen suchend, an seine letzte Stätte getreten! . . . Sein Sarg ist geschlossen; aber im Geiste bleibt er uns nahe, vorbildlich nabe als mahnendes Beispiel. . . Geloben wir heute an seinem Sarge, ihm nachzufolgen unermüdlich und treu, bis die Glieder versagen!" — WaS die „Deutsche TageSztg." unter der Nachfolge BiSmarck'S versiebt, zeigt sie aus's Deutlichste, indem sie das Centrum für ebenso bündniß fähig erklärt, wie jede andere Partei. Offenkundiger kann man, allen schönen Worten zum Trotz, daS Andenken BiS- inarck'S nicht mit Füßen treten. Berlin, 2l. November. (Ultramon taniSmuS und Socialdemokratie in Baden.) Die freund schaftlichen Beziehungen, welche in Baden zwischen der klerikalen Führung und der Socialdemokratie bestehen, sind durch den Privatbeleidigungeproceß des badischen Militairvereinö-VerbandeS gegen den CentrumSfübrer Wacker gründlich beleuchtet worden. Während bei den letzten Reichs- tagswablen sonst überall in Deutschland Centrum und Nationalliberale in den Stichwahlen die Parole „Gegen die Socialdeniokraten" befolgten, batte man in Baden das inter essante Schauspiel, die wildesten Gottesleugner Arm in Arm mit den „frömmsten" Leuten zur Wahlurne ziehen zuseken. In Unter- und Mittelbaden gaben zahlreiche CentrumSleute socialdemo kratische Stimmzettel ab, während sich die Socialdemokratie damit dankbar bezeigte, daß ihre Agitatoren den katholischen Pfarrern des Oberlandes das Wablgeschäft erleichterten. Bindende Abmachungen zwischen den Führern des CentrumS und der Socialdemokratie sind allerdings nicht nackgewiesen worden; so klug sind beide Theile, derartige Sachen sich nicht schwarz auf weiß zu geben oder an die große Glocke zu hängen. IlebrigenS sind solche formelle Abmachungen in Baden auch nicht nötbig, denn beide Theile verstehen sich ohne viele Worte; die Parole „unter allen Umständen gegen die Nationalliberalen" bat bisher auszereicbt. DaS Bezeich nende ist nur, unter welchen Umständen diese Tactik, die schon vor dem Stichwahltage seststand, in die Praxis umgesetzt wurde. Von dem Abg. vr. Lieber war ein Telegramm dem Vor sitzenden der badischen CcntrumSfraction, Herrn Fisch er in Frei burg, zugegangen; darin wurde daS badische Centrum auf gefordert, für die Nationalliberalen und gegen die Social demokratie zu stimmen. Sofort trat, wie die Gerichts verhandlung feststellte, das Centralwahlcomits zusammen und faßte den Beschluß, öffentlich die Erklärung abzugeben, daß daS badische Centrum für die Rettung nationalliberaler Mandate nichts thun könne. Zweifellos wollte man mit dieser Erklärung der Gefahr vorbeugen, daß der Inhalt deS Lieber'schen Telegramms bekannt und von den CentrumS- anbängern beherzigt werde. Interessant ist nun die in der Schöffengerichts-Verhandlung durch die eidlichen Zeugen aussagen des Herrn Fischer festgestellte Tbatsache, daß in der in Rede stehenden Sitzung des Centralwablcomitss des Centrums von zwei Herren ein Antrag eingebracht wurde auf Erlassung der Parole: „Wahl ent Haltung". Dieser Antrag wurde aber abgelehnt, da bei dem Fern bleiben der CentrumSwähler von der Wahlurne der Sieg der Nationalliberalen in den Wahlkreisen Karlsruhe und Pforz heim sicher gewesen wäre. Diesen Siez wollte man unter allen Umständen verhindern und deshalb erließ man jene Erklärung, die also, wie nun feststeht, zum Ausdruck bringen sollte, daß dem Central-Wahlcomit« die Abgabe socialdemo- kratischer Stimmzettel erwünscht war. Hiermit ist die nackte Unterstützung der Socialvemokratie durch die badische Centrumsfübrung sestgestellt. Wie sie in Karlsruhe ge wirkt hat, bekunden die Zahlen; von 33 447 eingeschriebenen Wählern fielen im ersten Wahlgange nur 903l Stimmen auf die Socialdemokratie; trotzdem erhielten sie in der Stich wahl diesen Wahlkreis und damit die badische Hauptstadt auSgeliefert. * Berlin, 20. November. (DaS steuerbare Ver mögen der in Preußen zur Ergänzungssteuer herangezogenen Censiten) hat im Veranlagungsjabre 1895/96 63 918 Millionen, im Veranlagungsjabre 1896/97 64 024 Millionen und in den VeranlagunzSjahren 1897/99 65 677 Millionen Mark betragen, wovon auf die Städte im Jabre 1895/96 38 350 Millionen, im Jahre 1896/97 38 350 Millionen und in den Jahren 1897/99 39 790 Millionen Mark, auf daS platte Laub im Jahre 1895/96 25 568 Millionen, im Jahre 1896/97 25 674 Millionen und in den Jahren 1897/99 25 887 Millionen Mark entfallen sind. Dieses Vermögen ist mithin von der ersten zur zweiten Ver anlagung überhaupt nm 0,17 v. H., in den Städten um nichts, auf dem platten Lande um 0,41 v. H. und von der zweiten zur dritten Veranlagung überhaupt um 2,58 v. H., in den Städten um 3,75 v. H. und auf dem Lande um 0,83 v. H. gestiegen. Die Vergleichung der Provinzen mit einander führt zu einem ähnlichen Ergebnisse wie bei der Einkommensteuer. Die höchsten Antheilzisfern an der StaatSsumme ergaben in den Städten die Provinz Rheinland, der Stadtkreis Berlin, die Provinzen Hessen- Nassau und Sachsen, auf dem Lande die Provinzen Rheinland, Sachsen, Schlesien und Hannover, überhaupt die Provinz Rhein land, der Stadtkreis Berlin, die Provinzen Sachsen und Schlesien, die niedrigsten Antheilzisfern dagegen in den Städten die Provinzen Weslpreußen, Posen und Ostpreußen, auf dem Lande Westpreußen, Posen und Ostpreußen, überhaupt Westpreußen, Posen und Ost preußen. Die Antheilziffer an der Staatssumme ist von der 1. bis zur 3. Veranlagung gestiegen in den Provinzen Brandenburg, Westfalen, Hessen-Naflau, sowie im Rheinlande, und zwar am stärksten in Hessen-Nassau (um 0,62 v. H.), weniger stark in Branden burg (um 0,15 v. H.) und dem Rheinland« (um 0,14 v. H.), am wenigsten erheblich in Westfalen (um 0,06 v. H). In allen übrigen Provinzen ist diese Ziffer von der 1. zur 3. Veranlagung gesunken, und zwar am erheblichsten in Sachsen (um 0,27 v. H.), weniger stark in Ostpreußen (um 0,19 v. H.), Schlesien (um 0,15 v. H.), Westpreußen, Berlin und Pommern (um je 0,09 v. H.), Schleswig- Holstein (um 0,05 v. H.) und Posen (um 0,08 v. H ), am wenigsten schließlich in Hannover (um 0,01 v. H.). (-) Berlin, 21. November. (Telegramm.) Die „Nordd. Allgem. Ztg." meldet: Nach einem Telegramm aus Messina erhielt der Kaiser eine Depesche König Hnmbert'S, in der dieser seiner Freude über die glückliche Rückkehr des Kaisers von der Orientreise und seiner innigen Freundschaft für den Kaiser den wärmsten Ausdruck gab und hinzufügte, das ganze Volk theile diese Gefühle. Der Kaiser erwiderte mit den herzlichsten Worten. T Berlin, 21. November. (Telegramm.) DaS Staat- Ministerium trat heute Nachmittag 3 Uhr unter Vorsitz des Fürsten Hohenlohe wieder zu einer Sitzung zusammen. (-) Berlin, 21. November. Die „Nordd. Allgem. Ztg." schreibt: Ein schwedisches Blatt brachte am 14. November eine Zuschrift aus Wien über die angeblich bevorstehende Thronbesteigung des Herzog» von tkumbcrland und über ein im Jahre 1891 angeblich hierüber erzieltes Einver- ständn iß. Diese Mittheüung entbehrt, wie wir versichern können, jeder Begründung. (Wahrscheinlich ist es nur der Telegraph, dem die Schuld an einem so komischen Dementi zufällt. Die „Nordd. Allgem. Ztg." selbst weiß daß kein Mensch an die angeblich bevorstehende Thron besteigung des Herzogs von Cumberland denkt, Wohl aber wissen möchte, wie eS mit dem angeblichen Abkommen über den Eintritt de- am 28. October volljährig werdenden Erbprinzen von Cumberland in die preußische Armee als Vorbereitung zur späteren Besteigung des braunschweigischen Thrones bestellt sei. D. Red.) T Berlin, 21. November. (Telegramm.) Wie der „Reichsanzeiger" meldet, ist die Uebereinkuuft zwischen dem Feuilleton. Der Sternschnuppenfall am 23. November. Nachdruck verboten. Unker der zahllosen Menge leuchtender Körper, mit welchen der nächtliche Himmel übersäet ist, sieht man nicht selten stern ähnliche Lichtpunkte plötzlich auftauchen, gleich brennenden Raketen eine Strecke weit zwischen den Sternen fortschießen und wieder verlöschen — Sternschnuppen nennt sie der Volksmund, weil man einstmals meinte, daß die Sterne sich schnuppten und putzten, wie eine Lichtkerze, während die Wissenschaft sie zu den feurigen Meteoren zählt, zu den letzten Lebensfunken zerstreuter Kometenstofftheilchen, welche, sobald sie in die Atmosphäre des Erdballes gelangen, durch Reibung glühend und sichtbar werden. Wir wissen, daß sie bald vereinzelt, bald in großen Schaaren, bald kleiner, bald größer gleich Feuerkugeln auftreten und hier blitzartig schnell, dort in majestätischer Langsamkeit durch die Atmosphäre sich bewegen. Wir sehen, Wie sie urplötzlich auf tauchend, die Nacht bald in weißem, bald in gefärbtem blendenden Licht« erhellen, wir sie entweder plötzlich und voll ständig spurlos verschwinden oder einen secunden- und selbst minutenlangen sichtbaren Schweif hinterlassen oder gar unter Donnergrkrach zerplatzen und einen Steinhagel zu uns l^rniederschicken. SS sind diese Meteorsteine für uns ein Verbindungsglied Mischen Himmel und Erde geworden. Glaubten wir mit allem Außerirdischen nur in Verbindung zu stehen durch den wärme erzeugenden Lichtstrahl und dir geheimnißvolle Kraft drr An ziehung, hier kommen Boten des Himmels herab auf unsere Erde, uns Kund« zu bringen von dem, was jenseits unserer trllurischen Heimath den Weltenraum erfüllt. Wir sind überrascht, in diesen kosmischen Splittrrn keinen Stoff zu finden, d«r auf drr Erd« unbekannt wäre, und im Bruch der gewichtigen metallischen Steine die verschiedensten Figuren zn entdecken, die von eigen- thümlichen Verbindungen der Elemente Zeugniß geben. Wie lange aber hat es nicht gedauert, bevor die Wissenschaft sich zu dieser Erkenntniß erhob. Der Volksglaube freilich hatte von jeher keine Bedenken, Steine vom Himmel fallen zu lassen. Schon uralte Sagen knüpfen an diese Erscheinungen an. Es hieß, Bätylus der Stein, den nach «der Mythe Saturn auf Kreta statt seine» SohneS Jupiter verschlang. Die „steinernen Sterne , die Bätyle, wurden als heilige Sinnbilder in Tempeln verehrt, wie z. B. der den Muhamedanern heilige Stein in der Kaaba zu Mekka, den der Erzengel Gabriel durchsichtig vom Himmel brachte, der aber durch die Küsse bußfertiger Sünder schwarz wurde, und ferner der schwarze kegelförmige Stein, den der schändliche Heliogabalus nach Rom führte und in einem prachtvollen Tempel auf dem Palatin als „Gott von Emesa" anbeten ließ. Durch alle Jahrhunderte hindurch ziehen sich die Berichte über gewaltige Feurrmetrore mit explosiven Licht- und Donnererscheinungen mit Umherstreuung ihrer Trümmer über der Erdoberfläche, und in der größten und vollständigsten Meteorensammlung, die sich in dem naturhistorischen Hofmuseum zu Wien befindet, erhalten wir hierüber deutlichste Belege und gleichzeitig einen Begriff von der außerordentlichen Mannig faltigkeit in dem mineralogischen Aufbau der dort in nicht weniger denn 61 Gruppen eingeordneten Meieormassen. In neuerer Zeit hat die planmäßige Beobachtung des Siernschnuppen-Phänomens die Herrschaft erlangt. Besonders sind über die kosmische Stellung der Meteoritenschwärme ein gehend« Studien angestellt und werthvolle Ergebnisse gezeitigt worden. Man hat erkannt, daß Sternschnuppen und Meteore zu verschiedenen Zeiten durchaus nicht in gleicher Anzahl er scheinen, sondern ganz abgesehen von der zeitlichen Zusammen- dränguntz zusammengehöriger Körper, sogenannter Schwärme, ein regelmäßiges An- und Abschwellen der Häufigkeit erkennen lassen. E» wurd« zunächst ein« auffallend« täglich« Prriod« fest gestellt, welche die größte Zahl von Meteoren in den frühen Morgenstun'ven erscheinen läßt, und die Erklärung für diese Pericioe ward in 'der Thatsache gefunden, 'daß die Erd« bei ihrem Lauf um die Sonne Vie Sternschnuppen vorwiegend auf der vorangehenden Seite auffangen muß, auf der wir uns gegen Morgen befinden. Ein gemeinsamer Ausgangspunkt, sogenannter Radiationspunct, dieser fallenden Funken blieb nicht un bemerkt; nach jahrlangen Beobachtungen wußte man gewisse Ströme, als Prrseiden, Leoniden, Andromeden, Geminioen, Orioniden, Lyriden, Quadrantiden u. s. w., zu unterscheiden, je nachdem der Ausgangspunkt im Sternbild des Perseus, oder Löwen, der Andromeda oder Zwilling« u. s. f. zu liegen scheint. So zeigt sich der reiche Schauer «der Quadrantiden alljährlich im Januar, die Lyriden, die 1803 besonders lebhaft erschienen, zeigen sich regelmäßig im April, die Perseiden im August, die Orioniden im October, die Leoniden und Andromeden im November und die Geminiden im Decembrr. Sie gelten als Vie periodischen Ströme zum Unterschiede von den sporadischen Objecten, die an eine bestimmte Epoche nicht gebunden sind. Man verband zunächst die Pekiodicität «der Meteore mit der Annahme, daß sich unendlich viele kleine Weltkörperchrn mit Durchmessern von wenigen Centimetern bis zu mehreren Metern gleich den Planeten vdrr Kometen um die Sonne bewegen. Durchschneidet nämlich die Bahn eines solchen Schwarmes dir Erdbahn, so kann derselbe zu gleicher Zeit mit der Erde in der Kreuzungs stelle, dem „Knoten" in der Sprache des Astronomen, anlangen, wo dann auf eine mehr oder weniger weite Strecke hin Schaaren dieser Meteoriten der Erde begegnen und Mcteo^regen sich er eignen. Nimmt man weiter an, daß die in derselben Bahn wandelnden kleinen Körper nicht eine einzige große Meteorwolke bilden, sondern, daß viele von ihnen längs der ganzen Bahn vrrthrilt sind, so muß die Erde bei ihrem Eintreffen im Knoten immer noch eine Anzahl der Wanderer begegnen, wenn sie auch die eigentliche Kerntruppr nicht trifft. Da sich nun die Zahl der Sternschnuppen nach aufmerksamer Betrachtung zu verschiedenen Zeit«n und periodisch bedeutend steigert, schloß man, daß eb«nso viele mit Meteormasien besetzte Ring« die Erdbahn durchkreuzen, in denen die kleinen Körper theils zu dichten Wolken geballt, theils zu losen Gruppen vereinigt sind. Bis zur Gegenwart sind nicht weniger als S18 solcher Strahlungs- oder Radiationspuncte ausgefunden. Mehrere dieser weisen eine eigenthümliche Eigenschaft auf, während ihre Thiitigkeit sich auf emigr Tage beschränken müßte, halten sie sich jedoch einen Monat und noch länger, sie scheinen Vie Erde zu begleiten und ihre Stellung in demselben Maße wie diese in ihrer Bewegung der Erde um die Sonne zu verändern. Dir Ursache dieser Merkwürdigkeit ist noch unerforscht. Dagegen ist zur Evidenz heute erwiesen, daß die Sternschnuppenschwärme, dir nach bestimmten Perioden sich rinstellen, einen innigen Zusammenhang mit den Bahnen gewisser Kometen besitzen, und es liegt ferner die Vermuthung außerordentlich ncche, daß jede Bahn, in der überhaupt ein Komet wandelt, auch ihre Stern schnuppen aufzuweisen haben wird. Der physisch« Zusammenhang zwischen Kometen und Stern schnuppen ward unzweifelhaft, als sich herausstellte, daß der Komet III des Jahres 1862 in einer Bahn wandelte, welche drr Bahn des Perseidenschwarmes entsprach, und dann weiter, daß auch für den Novembersternschnuppenschwarm der Leoniden der von Tempel entdeckte und von Oppolzen berechnete Komet I des Jahres 1866 in seinen Bahnvcrhältnissen eine hohe Ueber- einstimmung zeige. ES hatten die Meister der astronomischen Rechner Leverrier in Paris und Schiaparelli in Mailand für die in den Novembernächten von 1832 und 1833 und in der Nacht vom 13. zum 14. November 1866 aus dem Sternbilde des Löwen ausstrahlenden reichen und außerordentliches Aufsehen erweckenden Strrnregen Bahnrlemente gerechnet und den wunder baren Zusammenhang mit Kometen außer Zweifel gestellt. Nach- träglich ist es gelungen, die Wiederkehr dieser Erscheinung unter Mitbenutzung der chinesischen Annalen bis zum Jahre 902 n. Chr. zurtickzuverfolgen. Die Wiederkehr dieses die Gemüther erregenden und wahrhaft ergreifend wirkenden Novemberphänomrn» von 1866 wird in