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Mittwoch. 5 September 1917 früher Klempnergeselle. Wegen hervorragender Tapferkeit vor dem Feinde wurde er vom König von Bayern zum akti ven Offizier im Fliegerbataillon befördert. — Die Fortschrittliche Volkspnrtci und die Staats- üiilter. Ter „Beobachter", das fortschrittliche Hauptorgan in Württemberg, schreibt: „In der bereits gemeldeten Be sprechung der Abgeordneten der Fortschrittlichen Volkspar tei in Berlin ergab sich ein Einverständnis darüber, daß kein Mitglied der Fraktion ohne vorherige Rückspracl)e init der Fraktion ein Staatsamt übernehmen wird." — Der Thüringische Stiidtctag beschloß, dem General» feldniarschall von Hindenbnrg anläßlich seines 70. Gebnrts- tages das Ehrenbürgerrecht sämtlicher thüringischen Städte zu verleihen. Aus dem Ausland Rußland — Prozeß Suchviulinow. Zeuge General Menikowsky, ehemaliger Unterstaatssekretär des Krieges, erklärte, daß er bei Kriegsausbruch Kommandant von Kronstadt war. Der Mangel an Schießbedarf, so führte Zeuge aus, war so groß, daß man auf Befehl des Generalissimus an fing, aus den Vorräten der Festung sehr bedeutende Men gen an Geschossen zu entnehmen und so die Kampfkraft der Festung schwächte. Mehrere andere Zeugen schilderten dann Einzelheiten ans dem Privatleben des Ehepaares Suchom- linow. Tie meisten Zeugen bestätigten, daß Fra» Suchom- linow außerordentlich große Summen ausgab. — Ter ehemalige russische Ministerpräsident Stürmer ist im Alter von 77 Jahren an Urämie (Harnvergiftung- gestorben. Stürmer hatte die Ministerpräsidentschast nur ein knappes Jahr lang, 1910, inne. Unter ihm begann ein scharf englandfeindlicher Kurs einznseben, der von seiten des englischen Botschafters Bnchanan alle Kräfte der In trige entfesselte, mit dem Erfolge, daß Stürmer bald wieder den Platz räumen mußte. Seitdem ist er nicht wieder in der Oefefntlichkeit hervorgetreten. — Kerenskij befahl die Beschlagnahme der Ernten der kaiserlichen Schlösser und der Privatgnthaben der Zaren- familie bei russischen Provinzbanken. — A» der Front von Riga ist es zu einem blutigen Zusammenstoß zwischen einem russischen Bataillon und einem lettischen Sclxirfschützenbataillon gekommen. Viele Soldaten wurden getötet und verwundet. — Zwei Tage vor der Eröffnung der Moskauer Kon ferenz plünderte der Pöbel einen Laden mit Methyl alkohol und betrank sich furchtbar. In Moskau sind in folge davon über 100 Personen an Alkoholvergiftung ge storben. Auch in der Umgebung der Stadt sollen Menschen an Methylalkoholvergiftung zugrunde gegangen sein. — Tie große Westinghonse-Fabrik im Alcrandrcwski- Stadtteile in Petersburg brannte vollommen nieder. Tie Entstehung dieses Brandes ist ebenso rätselhaft wie der Brand der Ochtafabrik. Vor kurzem erklärte der Leiter der Feuerwehr in Petrsbnrg, daß im Verlaufe des Monats in Petersburg zehn bedeutende Fabriken auf rätselhafte Welle niedergebrannt seien. Alle jene Fabriken arbeiteten für die Kriegsindustrie. — Die kampflose Zurückziehung der russische» Armee er- regte in Petersburg neue Besorgnis über die Haltung der Frontsoldaten. Es liege» bisher nur unklare Meldungen über die Vorgänge bei Riga vor, die noch kein Urteil zu lassen über das Ereignis und seine mutmaßlichen Folgen. Frankreich — Um den dringenden Bedarf an Grubenholz und Bauholz für Schützengräben, Unterstände und Baracken in Frankreich abzuhelfen. läßt Frankreich seine Wälder in einigen Departements durch kanadische Arbeitsbataillone und deutsche Kriegsgefangene abholzen. Italien — Der Deputierte Maechesnno richtete an die Minister des Äußeren und der Marine die Anfrage, von «eichen Grundsätzen sie sich leiten ließen, als sie die Ablieferung von drei U-Booten an Spanien erlaubten. England — General Haigh ist in wichtiger Mission nach London berufen worden, um an den Beratungen des englischen Kronrates teilzunehmen. Griechenland — Tic Kammer erörterte die Vorlage, die Mitglieder der früheren Ministerien vor den Obergerichtshof zu stel len. Venirelos verlangte, daß der Kreter Michclkadis, ehe mals UntMsichtsminister unter Skuludis, nicht vor den Obersten (Wrichtshof gestellt werden soll. Einige Redner spracl-en siaf zugunsten der Stellung unter Anklage aus. Die Kammer beschloß mit 133 gegen 10 Stimmen, das Ka- binett Skuludis vor den Obersten Gerichtshof zu stellen. Mit 130 gegen 3 Stimmen wurde beschlossen, das Kabinett Lembros-Zographos nicht zu verfolgen. Tie Kammer wählte zwei Unteifuchiingsansschüsse und vertagte sich für 20 Tage. Rumänien — Ter Sonderberichterstatter der „Neuen Züricher Zeitung" in Jassy drahtet: Tie Lage in dem vom Kriege noch nicht betroffenen Landesteile fei entsetzlich. Die wie derholt vorgekommcnen Fälle von Meutereien und Fahnen flucht russischer Soldaten wirkten äußerst beunruhigend und denurralisierend. Die Bevölkerung hungere und habe jedes Interesse an dem Gange der Kriegsereignisse ver loren, da sie sich von den russischen Soldaten immer mehr verlassen und durch Not bedrückt fühle. Die rumänischen Parlamentarier seien gezwungen, das russische Volk und die breite Oeffentlichkeit über die Lage in der Moldau rück sichtslos aufzuklären, damit die russische Regierung mehr Aufmerksamkeit der rumänischen Sache zuwende. Amerika — Der amerikanische Seuat ha: beschlossen, die Steuer auf Kriegsgewinne von 20 aus 3:'ll ^ Prozent z» crböbeu. Hierdurch wird die Slaatscinnahme um eine halbe MOIiarte Dollar vergrößert. Aus Stadt und Land Dresden, den September 1917 —* Se. Majestät der König traf am 4. Sept. in Lemberg ein. Nach kurzem Besuch des deutschen Offiziers- und Soldateuheimes. dem die Gattin eines sächsischen Offiziers vorsteht, wurde das Stütlhalterei- lazarett von Sr. Majestät eingehend besichtigt. Hierbei wurden besonders verwundere und kranke sächsische Mannschaften von Sr. Majestät ms Gespräch gezogen. Am Nachmittag begab sich der König mittels Eisenbahn in das Hauptquartier einer k. u. l. Heeresgruppe, woselbst ein Vortrag üher die Lage durch einen Obersten des Generalstabskorps gehalten wurde. —" Ausfallende Schnellzüge. Vom 3. Septem ber an fallen die Schnellzüge II 22: Leipzig.Hbf. vorm. 10,24, in München abends 0,30, und 1-1 29: München mittags 12,00, in Leipzig»Hbf. abends 8.38 bis aus weite res auf der Strecke Plauen — Hof —München aus. Infolgedessen haben auch die Schnellzüge: vorm. 7,20 Dresden-Hbf. nach Hof und von Hof abends 11,Ol in Tresden-Hbf. keine Verbindung mehr mit Regeusburg- Müucheil. —' Ter Dresdner SchriflsteUer Willy von Wegern ist hier im Alter-von 45 Jahren an den Folgen eines Ruhransalles verstorben. Willy von Wegern war seit längerer Zeit leidend und hatte in den letzten Jahren das Gehör verloren. Trotzdem versuchte er sich »nrer den erschwerendsten Umständen sein Brot durch die Schrift stetterei zu verdienen. Zahlreiche volkstümliche und humor volle Dichtungen entstammen seiner Feder. Auch hat er ein kleines Werk, enthaltend Gedichte m sächsischer Mund art, herausgegeben. —* Eine Reise an die Westfront imteruehmen auf Grund einer Einladung die Dresdner Künstler Pianist Franz Wagner, Schauspieler Bernhard Springer vom Alberttheater, Asta Berger vom Zentraltheater, Konzeri- meister Fritz Schneider und Frau Hauptmann Dieme. —* Ein Achtel Hartkäse gibt es auf Sperrkarte 4. Anmeldung bis 7. September, Verkauf am 14. September. —* Ein Ei gibt es vom Donnerstag ab aus jede Lebensmittelkarte. —' Bis zu 20 Pfund Kartoffeln gibt es aus Ausweis 77. Anmeldung heute. Das ist eine Sonder lieferung. Ein Pfund kostet 13 Pfg. —* Beim Verkaufe durch den Kartoffelcrzeu- ger wird der Höchstpreis für den Zentner Frühkartoffeln im Königreich Sachsen ab 5. September 1917 aus 7 Mk. herabgesetzt. —* Petroleum soll an die Heimarbeiter abgegeben werden. Schriftliche Anmeldung durch die Arbeitgeber bis zum 10. September beim Rat zu Dresden Gewerbe- amt B. Leipzig — Ter Rat hat eine Bekanntmachung erlassen, nach der die Inhaber von Kleinwohnungen im Mietpreis bis 500 M. beim Bezüge von Hausbrand von der Kohleu- steuer befreit werden. Der Steuererlaß gilt für 40 Zentner und beschränkt sich auf Braunkohlenbriketts. — Ein lajühriger ArbeitSbursche aus Leipzig Gohlis, der wegen Verbüßung einer längeren Freiheits strafe verhaftet werde» sollte, sprang aus einem Fenster seiner im zweiten Stockwerk gelegenen Wohnung in den Hof. Er erlitt dabei so erhebliche Verletzungen, daß er nach dem Krankenhause gebracht werden mußte. Auerbach, 4. September. Das Kgl. Ministerium des Innern hat genehmigt, daß im Herbst 1917 an der Landwirtschaftlichen Lehranstalt zu Auerbach eine besondere Mädchenabteilung eingerichtet wird. Der Unterricht ist auf zwei Winterhalbjahre berechnet. Bischofswerda, 4. September. Bürgermei st er Ha ge- mann tritt von seinem Posten zurück, um die Leitung des Giroverbandes und der Kreditbriefanstalt Sächsischer Ge meinden zu übernehmen. Borna, 4. September. Viel Verderben angerichtet hat auf einem Rübenfelde des Rittergutes Breitingcn die graue Made. Ein elf Acker großes Rübenfeld ist derart heimgesucht worden, daß zwei Drittel umgepflügt werden mußten. Brand-ErbiSdorf, 4. September. Nach Eindrücken einer Fensterscheibe und Einsteigen in eine Fleischer- Wohnung wurden in der Sonnabendnacht Bargelder und anderes mehr gestohlen. Nach vorhandenen Blutspuren hat sich der Täter erheblich verletzt. Crimmitschau, 4. September. An Pilzvergiftung erkrankten hier die Eheleute Berger so schwer, daß beide an den Folgen der Erkrankung starben. Berger hatte die Pilze selbst gesammelt. Crimmitschau, 8. September. Ehrensold. Am Sonnabend ist 94 Teilnehmern an früheren Feldzügen der ihnen von den hiesigen städtischen Körperschaften bewilligte Ehrensold von je 30 Mk. ausgezahlt worden. Außerdem erhielten noch diejenigen Veteranen, die Veteranenbeihilfe erhalten, eine einmalige ReichSunterstützung von je 25 Mk. EberSbach, 4. September. Eine gehörige Portion Frechheit besaß hier ein Kartoffeldieb, der am hellichten Tage am JeremiaSberge Kanoffeln stahl. Er ließ sich da bei von zahlreichen vorübergehenden Personen durchaus nicht stören. Friedersdorf, 4. September. Ertrunken. Ein drei Jahre altes Mädchen fiel ini elterlichen Grundstück in eine mit Wasser gefüllte Senktonne und ertrank. F.'ledrichsgrüli. -1 Leptc-üi'-.r. Weg . n i > v> 1a ll r T öiiina wuroe der lOjälulye Bäck-'ArMIing ;rojes Salinr. nach Frii-bus i. B. zuständig, zu einem Monat Gesang i S verurtcüt. Er Halle durch leichtsinniges Umgehen mit einem Jagdgewehr, das er für ungeladen hielt. d>m Bäckerleyr- ling Jakob getötet. Lrisnig, 3. September. Tödlich verunglück». Sonnabend kam in Wendishain der »'«jährige Paul Anlmr Küsten bei Fcldarbeitrn umS Lebe». Es wirb vermalet, daß der Knabe, der Las Gespann allein führte, ans Lee Walze gestanden ha!, hermitergestürzl und von der schweren eisernen Walze überfahren wurde. Lolin», 4. September. Unter großer Beteiligung der Gemeinde, der Garnison, des Lazaretts, der Vereine und Körperschaften usm. erfolgte am Sonnabend die Weihe des Ehrenfriedhofes für die aus dem Felde der Ehre Gefallenen. Mylau, 3. September. Schadenfeuer. Auf noch unaufgeklärte Weise brach in der Pasoldschcu Schneidemühle Feuer aus, dem diese nebst den meisten vorhandene» Holz vorräten zum Opfer siel. Der Schaden ist sehr bedeutend. Penig. 3. September. Eine nachahmenswerte Einrichtung hat die hiesige Ortskraukeukasse geschallen. Sie gewährt jetzt solchen Kranken, die von, Arzte dafür vorgeschlagen sind, unentgeltlich Krankenkost. Das Esten liefert die hiesige Kochschule. Plaue« i. B., 4. September. Guter Fang. Der von der Staatsanwaltschaft in Chemnitz wegen Mord- Versuchs und Raubes steckbrieflich gesuchte Arno Paul Bertram, wurde hier festgenommeu. Der Bursche Hai ein- gestaiideu. am 13. August ein in Glauchau wohnendes löjähnges Arbeilsmädchen Sch., in der Nähe des Dorfes Göcitzheim im Walde mit einem Knüppel zu Boden ge schlagen und dann i» einen Teich geworfen zu haben. Plauen i. V-, 4. September. Die Wurstmacher- geiiossenschaft. G. m. b. H., hat im städtischen Schlacht viehhof ihren Betrieb eröffnet. Ter Wurftpieis wirb all wöchentlich vom Stadtrat festgesetzt. Riesa, 4. September. Der Vorstand des hiesigen Güterbahnhoss, Obergülervorsteher Lippold ist ab 1. Septeinber d. I. in den Ruhestand getreten. Sin seine Stelle wurde der Gütervorsteher Stephan aus Werdau be rufen. Weiler wurde der Bahnho'svorsteher Walther aus Pirna nach Riesa versetzt. Tchönheide, 4. September. Der hiesige Ratskeller wird aufgehoben, weil seine Räume zu Geschäslszwecken des Gemeindeamtes verwendet werden müssen. Zittau, 4. September, lieber das Auftreten von Darmkrailkheiteu in Zittau gab Bürgermeister Mietz'ch eine Erklärung dahiu ab. daß es sich nicht um Ruhr handelt. Vielmehr sei es ein desinfektiöse Darmkrankheit, die von einem sonst ungefährlichen Bazillus herrühre. Leider seien von 30 festgestellten Fällen 13 tödlich verlaufen. Zittau, 3. September. Für die Errichtung eins» Kinderkrippe haben die Inhaber der Wcllfirma Hermann Schubert den Betrag von 100 000 Mark zur Venü.gnng gestellt. Zwickau. 1. September. Einsam gestorben ist ein liier in der Gewandhausstraße wohnhafter 70jäbnger Topfc-instricker. Bei Leffnung seiner Wohnung fand man ihn tot vor. Ein Herzschlag hatte sein Leben geendet. Wettervoraussage für den 0. September 1917 König!. Sachs. Landcswelterwaite. Keine wesentliche Teniperaturänderuug, meist heiler und trocken. Kunst, Wissenschaft und Vorträge — Ein Forschungsinstitut für Pordcrasien i» Leipzig. Die deutsche VorderasiengeseUschast in Leipzig ist jetzt durch verschiedene ihr kürzlich zugeflosscne größere Zuwendungen im Betrage von 10 000 Mk. in die Lage versetzt worden, das von ihr eingerichtete B»rderasieni>istit»t zu einem Forschungsinstitut weiter auszubauen. Die Ziele dieses neuen Instituts sind einerseits wirtschaftsgeograpbiicher Natur. An Büchern. Zeitschriften. Zeitungen und Karte», stehen schon 3000 Nummern und an Photographien und Lichtbildern nahezu 3000 Stück zur Verfügung. Ein Wirt- schastsarchiv gestaltet die Abgabe weitgehender Auskünfte über die Betätigung deutschen Unternehmertums in der Türkei und den angrenzenden Jilaingebieten und über die Entwicklung des türkischen Wirtschaftslebens. Die Samm lungen sollen im Romannshaus am Brühl in Leivzig untergebracht werden und vcm Herbst ab zugänglich sein. Als Veröffentlichungen erscheinen unter der Schristleilung von Privatdozent Dr. Hugo Grothe: „Länder und Völker der Türkei," „Das Wirtschaftsleben der Türkei" und die Zeitschrift „Vorderasien- und Balkanarchiv." Gerichtssaal A Dreden, 4. September. Das Landgericht verurteilte die Krankenpflegerin Elisabeth Gottmald aus Buuzlau. die am 2. August 1910 in Schloß AlbrechtSberg Sckmuck- sachen im Werte von 13 000 M. gestohlen har. zu l'/r Jahren Gefängnis. Gemeinde- und Vereinsnachrichten * Dresden. Sonntag, den 9. September, vormittag 10 Uhr wird in der Katholischen Hofkirche für unseren am 5. August 1914 zu SchirgiSwalde im Herrn verschiedenen hochwürdigsten Bischof Dr. A lo isius Schäfer zum Jahres- gedächtnisse der Bestattung das heilige Meßopfer dargebracht werden. Brrantwonlich kür den redaktionellen keil: Hauptredaktcur Nick. Lay: :. für Reklame und Anzeige»: I. I. Keller. — Druck und Ler» las dr', „Laxonia-Buchdruckerei <L. m. b. H.", sämtlich in Dresden