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Soi.nabend den 18. März 1Ü2L Nr. 8k. Seit- - Die Parteien und die gleitende Lohnskala Berlin, 17. März. Im BeamtenanSschiiß dcS Reickstage« gaben gestern die Unabhängige» »nd die Deuticlmationalcn im Br nckp ihre Zustimmung zur Sinstihning der gleitenden Lolmfkala. die Unnbhäng gen unter drn> Vorbehalt, das; sie dann auch bei allen Arbeitern. Angestellten »nd Beamten in öffentliche» undPiivatb-triebe« gleichzeitig eriolgen müsse. tue Teutschuntionalen. das; sie zur Probe zunächst auf die Trnenmgszuschläge beschränkt sei» müsse. Da die Sozialdemokraten »ach ke»ie Stellung zu der Frage genommen halten, konnte eine Abstimmung noch nicht voigenommen werden. Wegen der angeblichen „Weinaffäre" des Reichsministers Dr. Hermes geht uns folgende Erklärung deS WinzerverbandrS für Mosel, Saar und Ruwer und de« Trierischen Winzervcreins AG., beide in Trier, zu: „In der TageSpresse sind in der letzten Zeit Be schuldigungen gegen de» Herrn Reicksnmiisier Dr. Hernies er hoben worden, die uns mitbetreflen und darin gipfeln, das; dem Herrn Reichsminisler Tr. Hermes billige Weine gelic'ert worden seien für Dienste, die er uns erwiesen habe und zvar durch besondere Zuwendung von Zucker. Wir verwahren uns mit aller Entschiedenheit gegen solche An chnldigungen, die auf den Versuch einer Beeinflussung, um nicht das Wort Bestechung zu gebrauchen, hinauslausen würden. Zur Klarstellung der Angelegenheit über geben wir der Oefsentlichkeit folgende objektive und vollständige Darlegungen: Ter Winzeroerband für Mosel. Saar und Ruwer sah sich im Winter 1920 infolge der dringenden Notlage seiner Mitglieder genötigt, Zucker zu beschaffen. Tie Weine, namentlich vieler Nebenlagen, bedurften damals einer besonderen Zuckerung, weil sie, wie in der Erklärung des RcichSministerinnis für Er nährung und Landwirtschaft durchaus zutreffend erklärt worden Ist, besonders alkoholarm »nd säurercich waren. Ter zur Ver fügung stehende Zucker reichte nicht aus und halte z idem noch den schweren Nachteil, das; er zum Teil saecharinhaltig war. Diese Eigenschaft des Zuckers hat dem Weinbau in unserm Bezirk einen Millioncnschaden zugefügt, weil dnrch saccharinhaltigen Zucker der Wein verdirbt und nur »och zu Brennzweckcn zu gebrauchen ist. Mehr als 3000 Fuder sind auf diese Wei e verdorben. Die Winzer befanden sich somit in einer Notlage, die um io dringender war, als das Ende der Zuckerperiode nahe kam. Alle Bemühungen, Zucker ans dem Auslande zu bekommen, also Einsuhrerlaubnis zu erhalten, scheiterten an der ablehnenden Haltung des Ncichs- ministeriums für Ernährung und Landwirlsthast. Die Bemühungen mußten sich deshalb darauf richten, Jnlandszucker von der Ne gierung z» erhalten. Der Winzerverband unlernahm nach dieser Richtung Schritte und dankt es »och heute dem Abg. Nc'.-seS, daß er diese Bemühungen besonders unterstützt hat. Der Winzcr- verband hat in Verfolg dieser Bemühungen vom Reich-snrinisterinm für Ernährung und Landwirtschaft 8000 Zentner Zucker zur Weinverbesseruug zugewiesen erhalten. Diese Zuweisnug stellt keinerlei Begünstigung dar, weil sie durch die Verhältnisse des Weinbaus unbedingt geboten war. Es konnten mit ihr der ganze Bedarf und alle Wünsche bei weitem nicht befriedigt werde». Sie kau» auch darum nicht als eine besondere Vergünstigung bezeichnet werden, weil andere Weinbauvereine verhältnismäßig mehr Zucker erhalten haben, obschon das Bedürfnis an Mosel, Saar und Ruwer viel größer war als anderwärts. Gegeinckor diesen anderen Bezirken ist das Gebiet unseres Verbandes eher benachteiligt. Hierbei ist noch besonders zu berückjichtigcn, daß die 8000 Zentner nicht unserm Verband ausschließlich zugute gekommen sind. ES mußten nämlich durch die mit der Verteilung des Zuckers beauftragte Stelle (.Handelsgesellschaft ländlicher Ge nossenschaften in Eoblenz) die Nichtmitglieder ebenso gut beliefert werden wie die Mitglieder unseres Verbandes. Insbesondere mußten die Mitglieder des Berbandes Rheinvrensiischer Genossen schaften in Bonn und des Raisseijenverbandes in Eoblenz. deren Bezugszentrale ebenfalls der Handelsgesellschaft ländlicher Gc- nosseuschasten tu Eoblenz angchört, ebenso mit Zucker beliefert werden, soweit sie Weinberge in den in Frage kommenden Be zirke» hatten, wie die Mitglieder des Trierischen Winzeroerbandes. Was die Lieferung von Wein an den .Herren Rcichsminister Dr. Hermes angeht, so ist folgendes festzustellen. Ter Winzer verband hat dem Reichsminister Tr. Herines Wein geliefert, ohne daß irgend ein Zusammenhang mit der Zuckerbelicserung oder der sonstigen Haltung des Ministeriums gegenüber dem Verbände bestände. Die für die Weinlieferung in Ansatz gebrachte» Preise iiismm's veescken. V/edergasse 34 tternsplecher 22920 Kskkes ?ss ksks«» Lckokolscfsn 803 Oeosi unck Hteink4ncket stellen die Gestehungskosten dar an« dem Jahre 1915. Der Trie- rische Winzerverein hat noch in der Liste 1917/18 Kreszenzweine bester Lage zu 2.50 und ALO Mark angeboten »»d auf Bestellung geliefert. Die Preisliste darüber liegt «och »or Nach diesem Zeitpunkt kam sehr schnell der Preisaufstieg «nd der Verein konnte, da die Vorräte zur Neige gingen, au» den alten Beständen nur noch gelegentlich an Bekannte abgeben. Der Vorstand des Winzervereins legt aber Wert darauf, aus diesen Restbestände» bei der schuellen Preissteigerung keine Konjunkturgewinne zu ziehen. Dementsprechend sind auch dem Minister Tr.. Herme« die Weine jo berechnet, wie es in viele« anderen Fällen ge schehen ist. Daß die Gestehungrpreise dabei zugrunde gelegt wurden, geht auch daraus hervor, daß dem Minister auch ei» kleiner 1919er Wein gHiesert wurde, der a» Qualität de» andere» Weinen aus de» Restbestände» »eil nach stand, im Preise ober erheblich höher war. Hinsichtlich des Preises ist noch zu bemerken, daß der Bezieher die Fracht za tragen und Kiste» und Flasche» frachtfrei zurückzuliesern hatte. Der Vollständigkeit halber sei hinzngesügt, daß der Winzer- Verband für Mosel, Saar und Ruwer noch eine besondere Zu wendung seitens der Regierung erhalten hat und zwar im Jahre 1919 vom Reichswirtschaftsministerinm. Sie betrug 50 000 Mark und ist wie folgt verwendet: 25 000 Mark zur Errichtung einer Zweigstelle der Biologischen Anstalt in Trier, b) 10 000 Mark zur Errichtung einer Weinschule in Cochem, c) 15000 Mark als Prämien für hervorragende Leistungen in der Drahterziehuug (Spalierbau). Bei Bewilligung dieses Zuschusses hat Herr 'Dr. Hermes mitgewirkt, jedoch ist nach unserer Auffassung die Be willigung in der Hauptsache durch einen anderen Referenten im ReichSwilt'chaftsmiiiisterium gefördert. Diese Auffassung kommt auch zum Ausdruck in einem Dankschreiben, das der Winzerverband am 7. Oktober 1919 nicht etwa an Herrn Dr. Hernies, sonder» an jenen Herrn gerichtet hat, nach dein der Reichswirtschasts» minister dem Verbände die Mitteilung hatte zugchen lassen, daß ihm der genannte Betrag zugewendet sei. Herr Dr. Hermes ist in diesem Schreiben überhaupt nicht erwähnt. Im übrigen haben solche Zuwendungen seitens der gleichen Stelle unseres Wissens auch andere Weinbauverbände bekommen, so daß der Winzrrverband auch hier nicht zugeben kann, daß er eine be sondere Begünstigung erfahren hätte. Zur vollen Klarstellung sei noch der Charakter unserer Gc ellschaften dargelegt. Obschon sie in gewissem Sinne Glieder einer großen Organisation dar- stellen, haben sie weder gemeinsame geschäftliche Beziehungen noch die gleiche juristische Form. Der Trierijche Winzerverein AG. ist die Weinvertriebszentrnle für Winzer und Winzergeuossen- schasteu an Mosel, Saar und Ruwer. Der Winzerverband für Mosel, Saar und Ruwer ist eine freie Standesorganijation von Groß- und Kleinwinzern, die kein ans reinen Erwerb gerichtetes Unternehmen darstellt. Aus all dem geht hervor, daß unsere Beziehungen zu Herrn Reichsminisler Dr. .Hermes völlig einwand frei sind, daß dem Minister Weine in nicht anderer Form und zu nicht anderen Preisen geliefert sind, wie in vielen anderen Fällen, daß in der Zuwendung von Zucker eine Sonderbegün stigung des Verbandes in keiner Weise erblickt werden kann und daß auch eine anderweitige Sonderbcgünstigung nicht vorliegt. Wir überlassen hiernach das Urteil über die ganze Angelegen heit gelrost der Oesfentlichleit. Aus dem sächsischen Landtag Die 100. Sitzung des Landtages wurde am Donnerstag durch Präsident Frätzdorf mir kurzen Geschäftsordnungsuitt- teiluiige» eröffnet. Aba. Schnirch (Soz.) berichtet über die Untersuchung der Zustände in der Landesvlindcnanstalt Chem- nitz-Altendorf. Daraus ergibt sich, daß die Redaktion der «Chem nitzer Volts.zeitnng" das Opfer einer falschen Berichterstattung sei. Der Gesetzentwurf über die Strafbefugnisse der Bürger meister mittlerer und kleinerer Städte wird angenommen. Abg. Dr. Dehne (Dem.j berichtet über den Hausbalisausschutz, und zwar über die Vorlage der Gewährung von Wirtsckaitsbeihilfen für Beamte. Tie Vorlage der Regierung auf Gewährung van Wirtschasi-Sbeihilfen in den wirtschaftlich besonders schwierige Orten für die sächsischen Beamten in Ungleichung an die Neichsbeamlen, nur mit dem Unterschied, daß eine Höchstgrenze von 45 000 M. eingefügt wird, wurde durch eine Znfallsmehrhctt dahin geändert, daß auf bürgerlichen Minderheitsantrag diese Grenze fallen gelassen wurde. Die Vorlage auf Gewährung von Wirtschgstsbcihüfcn wurde mit dieser Abänderung angenommen Die in Frage kommenden Beamten in den wirtschaftlich beson ders schwierigen Orten haben es also nur einem Glücksumstand zu verdanken, datz sie in gleicher Weise wie die Reichsbeautten an der Wirlschaftsbcihilfe trilnehmen. Abg. RammelSberg (Dnat. Vp.) vertritt die Anfrage feiner Fraktion: Was gedenkt die Siaaisregiernng zu tun. um die Klagen der Pensionäre über die Zurückhaltung der ihnen nach dem Gesetz vom 13. Dezember 1921 zustehenden Ruhestandsbezüge zu beseitigen? und führt dabei au§: Die Pensionäre leide» vor allem auch unter der Unreaelmätzigkeit und der Ungleichheit der Zahlungen. Die Regierung mutz es eben ermöglichen, ein außgleichendes Ver fahren zu schaffen. Wir verlangen von der Negierung, datz die Festsetzung der Peiisionsbczüge tunlichst beschleunigt werde, da mit der großen Not der Pensionäre so schnell wie »wglich gr- steuert werden kann . Finanzminister Heldt: Es ist richtig, daß e« an» tech- Nischen Gründen bis jetzt noch nicht möglich gewesen ist, für sämt liche Rnhcpcldempsänger die ihnen zustehcnden Versorgung»«-« bnhrnisse sestzustellcn und in voller Höhe aukzuzahlen. Die Re gierung beklagt diese Tatsache. Aber diese wird verständlich, wen« man bedenkt, datz es sich nicht etwa nur um eine prozentuale Erhöhung handelt, sondern um eine völlige Neufestsetzung der Rubcbezüge. Die Regierung bittet, die autzerordentlichen Schwierigkeiten zu würdigen, mit denen die Regierung und die beteiligten Reichsverwaltunge» zu tciuipfeu haben »nd die sich durch die festgesetzten Abänderungen der Bezüge der Beamten nsw. peradezs ins Maßlose steigern, und versickert sein wallen, datz die Regierung »nd die beteiligte» ReichSvcrwaltungen da« Menschenmögliche getan habe» und noch weiter lun werden, um den durchaus berechtigten L»sprücheu der Ruhegeldempsäng-'r gerecht zu »erden. Abg. Börner (Dnat. Vp.): Die Ruheständler beanstanden, datz sie nicht darüber unterrichtet find, welche Beträge ihnen eigentlich zustehcn. Die Reichsrepiernng hat die Pflicht, so wohl für die Beamten als auch für die Pensionäre zu sorgen. Den an der Berechnung tätigen Beamten gebührt der Dank für die gelvaltige Arbeit. Wir bitten, den Minderhcitsaiitrag anzu» nehmen. Ministerialdirektor Dr. Hcdrich: Von der Ablehnung der WirlichaftSbeibilfen für einen Teil der sächsischen Beamten würde allein das Reich den Vorteil haben, da es dann weniger z» erstatten braucht. Die Berechnung der Nnhcstandsbeziige ist autzerordentlich schwierig. Diese Schwierigkeiten liegen in der Sache begründet. Am guten Wille» der Beamten fehle es nicht. Abg. Dr. Seyfcrt lDem.): Wenn die Vorlage unvollkommen ist. denn mutz die ans sie verwandte Arbeit der Beamten doch anerkannt werden. Bei der Verrechnung der Bezüge kommt zu viel unnötiges Schreibwerk in Anwendung. Redner erläutert dann ein von ihm entworfenes Berecknungsspstem, das lieber» fickt und Berecknung in einem einzige» Konto znsammenfatzt, und das auf dem Tisch des Hauses zur Ansicht niedergeleqt ist. Gegen die Stimmen der gesamten Linken wird der bür gerliche Minderheitsantrag durch eine knappe bürgerliche Mehr heit ans Beseitigung der Grenze von 45 0l>0 M. angenommen und darauf dir Vorlage mit dieser Abänderung angenommen. Aus dem Ausland Neue Strafandrohuuqe« für Deutschland Pari«, 17. März. Der für den heutigen Freitag zu erwar. tendc Beschluß der Reparationskommission wird Deutschland sofort bekannsgea-brn werden, nnd wenn rS diesen nicht durch, führt, so wird fick, die RenorativnSkommistion an die alliierte» Negierungen wende», die dann die zu ergreifende» Strafmaß» nahmen festscticn werveu. ES strbt noch mißt fest, ob Straf» malinahmcn fin-uttelier oder militärisch»! Art vorgenomme» werden sollen. Jedenfalls miille eS sich Deutschland gesagt sek» lassen, daß rS für die Kalten haftbar gemacht werden würde, di« durch die Strafmaßnahmcn entstehen. Amerika drinat nicht auf Bezahlung? London. 17 März. Wie die Rcu1er»'"ge>itiir a»S Walliingto« meldet haben die Bereinigten Stacken in ikner kürzlicken Note an die alliierten Finammini'tee nur verlangt, datz das Reckt Amerikas, a» den Reparckionen mitbeteiligt zu s i». an-rkannl werde. N ch- dem der ameri anischen Negierung dieses Recht znerkannl worden war bat sie keineswegs die Absicht, darauf zu diingca, daß si« bezahlt werde. Dis »eue Sparsamkeitsattio» über die auf Grund der Forderungen der Deutschen Vollspur!« wieder lebhafte Erörterungen im Parlament und Presse geführt werden, wird in den maßgebenden Kreisen doch viel skeptischer beurteilt, als das Anfangs wohl den Anschein hatte. Je mehr man sich mit den Dinge» im einzelnen beschäftigt, »m so mehr Schmierigkeiten und Hemmnisse findet man. Namentlich will cS de» zuständige» lxrrlamentarischen Instanzen gar nicht gefallen, datz diese neue SluirsamkeitSaktion nun damit beginnen soll, daß ein eigenes Ministerium mit einem notwendigen großen Beam- tenstab eingerichtet werden soll, so datz fürs erste statt einer Er sparnis mir cme rockt erhebliche neue Belastung herauSkonnnt. Tie unverbindliche» Vorbesprechungen unter den Parteien haben ergeben, datz wenig Neigung besteht, ein derartiges eigene? Mi nisterium einzurichten, daß man vielmehr eS lieber sehen würde» wenn ein erfahrener höherer Beamter mit dieser Aufgabe be traut würde, wobei es selbstverständlich wäre, datz er mit ganz besonderen Vollmachten ausgerüstet würde. Den erforderlichen Stab der Mitarbeiter will man nicht dnrch Schaffung van neuen Stellen, sondern durch Dciziehung bestimmter Referenten au» den einzelnen Ministerien beschaffen, die über die OraanisationS- froaen ihrer Behörden unterrichtet sind. Man möchte eine der artige Regelung schon aus dem Grunde herbciführen. weil die Skarsamkeiisaktion im wesentlichen aus organisatorischen Maß nahmen bestehen mutz. Aus Aitenhammer Roman einer Elie van Tina Er » stberger <14. Fortsetzung.) WaS best» Kleinbauern in Ebach die Teufels- und Hexcn- geschichten waren, da? waren beim Noscnwirt die Lieder, wenn die schwarze Kathrin und Kail und Annemeig mit ihren Hellen Stimmen den «alten Peter" oder „Wir sitzen so fröhlich be:. sammcn" oder „Still rubt der See" sangen und Hannes wie e'nc Baßgeige die Begleitung mitbrummte. Das hielt die Leute bei der Arbeit beisammen. Zuhörend oder mitsingend pflückten sie alle eifrig weiter. Plötzlich sprang Ka!I auf und lief vor die Haustür. Sie warf in der Eile ihren ganzen Korb Hopfen um, datz die Dolden mitten unter die obgepflückten Neben fielen. Der „alte Petcr" kam darüber ins Wanken, weil alle neu gierig die Hälse nach der Kall streckten. Selbst Hannes unter brach seine Begleitung, obwcchl der „alte Peter" sein Lieblings- sied war. „Kall, Luder, nengierigSl Gleich gehst her und suchst de>n Hopfen zsamm!" schrie er. um dann schnell wieder einzufallen: «So lang die grüne Isar durchs Dfünchener Stadt noch . . ." Da kam die Kall von der Strotze hereingestürzt: «Der Stockt« von Aitenhammer ihr alter Schatz iS vorübergegangen, wenn ihr ihn sehn wollt!" rief sie. Jetzt ivar eS um den „alten Peter" geschehen. Wie die wilde Jaad stürmte alles vor die Haustür; allen voran die schwarze Kathrin. Die Straße hinauf ging ein fremder Mann; eS war der Peter vom Sckmiedbmiernhof in Ebach. Die Katbrin ärgerte sich, datz sie ihn nur vom Rücken sehen konnte; sie hätte zu gern gewußt, wie er auSsqh. „Dumme» Luder, etzt wo er vorbei i«, sogstsl HästS eher gesagt, datz wir ihn van vor» a gesehn hätten," sagte sie ärgerlich. „Wo er ner h'ngeht?" „Selk möchi ick a wissen." antwortete Katl. Schnell band sie ihre schmntziae Schürz« ab und warf sie der Kathrin über den Arm. ..Halt« und such mein Hopfen zsanim; des werd ich schnell wiflenl" sagte sie hastig und ging im Sckmellschriti dem Peter nach. Vor dem Ort zweigt der Weg nach zwei Seiten ab. Recht« führt die Straße weiter in rin Nachbardorf, links geht ein schma ler, ankgesabrener Fuhrweg mitten durch die Felder. Diesen Weg scklng Peter ein und die Kall ging ihm nach. Sie blieb sieben, aber ihre Augen folgten ihm unausgesetzt. Dann lachte sie ans einmal hämisch. Peter war in einen kleinen Wiesenweg eingcbogen. Dort stand ein alter Birnbaum und daran hing eine weiße Holztafel mit der Aufschrift: Nach Aiten hammer! Mil großen Schritten kehrte Katl wieder heim , G Stinc saß auf der Veranda ihres Hauses und schälte Obst zum Einmachen. Die Dienstboten waren alle auf dem Felde; nur die Base und Lenz waren daheim geblieben. Die Base schaffte im HauS nnd Lenz arbeitete in den Ställen. Die Stube tat ihr wohl. Ost ruhten ihre Hände im Schoß. Spätsoiiimcrsäden zogen durch die Lust. Ein Heer von Schwal ben kreiste über ihr. sie sammelten sich bereits zur Reise nach dem Süden. Sie dachte an daß Schwalben»estche« im Vaterhaus, da« über dem Fenster ihres EtübckcnS hing, und daS sie stets wie ein Heiligtum gehütet hatte. Im Frühjahr wartete sie immer auf daS erste Zwitschern über ihrem Fenster, und wenn sie eS vernahm, war es ihr, als wäre das Glück im Hause eingekchrt. Schwalben bringen ja Glück! Hier waren keine Schwalben. Als sie im Frühling da« erste Zwitschern hörte, batte sie sperrangelweit die Fenster aus- gerissen und gehofft und gewartet. Aber es war umsonst ge. wesen. Die Tierchen flogen scheu an den geöffneten Fenster» vcrtci. Es wurde ihr ganz weich umS Herz. Da stresste ibr BOck die Olartentür. die vom Hof in» Freie führte. Sie zuckte zu sammen. Starr blickte ibr Auge auf die Umzänmung. War es möglich? Sie sprang ans. „Peter'" rief sie »nd eilt« dem Juaendfrennd eniaegen. Die Base hatte in der Küche de» Mus gehört. Neugierig drückte sie ibre» Kopf an da» Fenster. Da sah sie, wie Stine ihm beide Hände entgegenstreckte und nun sahen fi« »ebener». ander auf der Bank. Nnd dann kam die Etine mil ihrem Gast in« Haus, und die Bose mutzte Kaffee machen; »om beste», wie er nsr für di« fernsten Gäste auf Altenbommcr gebraut wurde. Lenz kam in di« Küche. «Wer ist den» der?" srng er neu- gierig die Base. Al« ihm die Base erzählte, datz die beide» Nach. barSkinder gewesen warerr. schüttelte er den Kops. «Mutz eht der Deutel den agarad herführen l" brummte er. Dann sah er auf die Uhr, bi« wohl fein Herr heimlomin-n könnt«. Als er wieder im Stall arbeitete, kam die Stine mit ihrem Gast, um ihm das Vieh zu zeige«. ,D« konntest anss F-ld gehen, Lenz, nnd den Herrn holen." sagt« sie zn ihm. „sind sag, lieber Besuch wäre da; er möchte hcimkommen." So war e« am besten. Wer konnte gegen «ine alte Freundschaft etwa» haben, die sich offen den Menschen zeigte? Jeder konnte dann sehen, detz sie ohne Hinterhalt roar. Lenz nickte und schleuderte die schweren Holzpantoffel von den Füßen in eine Ecke, um leichtere Schuhe anzuziehen. For schend streifte sein Blick die beiden. Sonst war die Frau immer so bleich und still und heute glänzten ihre Augen. Znm ersten Male wünschte Lenz, datz sein Herr statt amf dem Felde in ReickinannÄwrf wäre; von dort hätte er ihn nicht heimzuholen brauchen Sein Wurttch gina in Erfüllung. Er iras seinen Herrn nicht auf dem Felde. Ein Fuhrknecht erzählte ihm. er hätte ihn im Rosenwirtkhaus in Neichmannödorf sitzen sehen, als er dort vorbei fuhr. Lenz ging zufrieden wieder heim und meldete, sein H'rr se. auf dem Felde nicht zu finden. Ein Schatten zog über Etineß Züge. Da war er wieder, der stechende Schmerz in der Brust, den sie in »er Aufregung der Wirdersrbensfrrnde nickt mehr gespürt hatte. Groll. Bitter, keit Reue. Heimweh, Sehnsucht — all das flutete wieder zurück in ihre Seele. Peter merkte die Veränderung. Forsche"d rubtc lein Bück auf ihr. Da zwang sie ibre Züge zu einem Lackeln. Sie über stürzte sich plötzlich mit Fragen nach dem Heimatdorf. Aber e« klang alles gezwungen. Das machte auch ttm ernst nnd stiller. Er sah auf die sibr und sprach vom Heüngehen. Sie versucht« ihn noch zu halten, und als ilw dies nicht gelang, warf si - ein Tuch inn die Schustern und begleitete ihn kn? an die Grenze, wo die Felder von Alienkammer mit denen von Reickmanusdorf zu- sammeiistietzen. Hier verabschiedeten sie sich. Bald nachdem Stiue gnrückgckchrt war, kau: auch ihr Gatte beim. E>r saß, in der Wohnstube und blickte in die verlöschende Glut des Soimenmitergangrs. Als sie seinen Tritt im Hans- gang hörte, horchte sie ans. Sic hörte, wie er- den Hnt au den Nagel hina nnd Re Base in der Küche etwas fragte. Gtnch darauf lackte er. Heftig wurde die Tür aufgcrisseu nnd er trat ein. Sei« Gesicht war gerötet und baue Armen stuckerten iirn-.big. Er blickte in der Trübe umher, als suche er etwas. Sie trat zu ihm hin. „Guckst was. Christian?" Ohne ibr eine Antwort zn geben, trat er an den Tisch und hob das- zinnerne Kafferacschirr, da? wieder hell geputzt mis dem Tische stand, in die Höhe. Ein boshafter Zug lag ans seinem Gesicht. ,E« war Besuch da." sagte Stine verwirrt. „Der Lenz sollte dich holen, er fand dick aber nickt auf dem Felde." Er lachte wieder, hämisch und dös. lFottjetzung folgt.