Volltext Seite (XML)
Folgen sür u»ser gesamter Bolk? Verwüstung der pslitische» Sitte«, Verfall jeder Ordnung ui>d aufreibender Vür-erkrie-. Wir verurteilen jegliche Geivalt im Kamps der pokttychen «vngen, kmnme sie von recht« oder von links. Wir verbmnm«» den politische» Mord. Wir warnen und beschwüren unser gesao», leS Voll: Laßt ab von aller politische» Lcidcuschast. von all« persönliche» Verhetzung, bannt den Geist, der solche Pe-ch>e zeitigt. Wer eS g»t mit »nserm Volke meint, der bewahre eS vor inneren Erschütterungen; der trete ehrlich aus den Boden der Verfassung, die das deutsche Bolk und alle seine Stämme in srrirr Selbstbestimmung sich gegeben, Kür Aersassungstäuipfa ii heute weniger Rau« den» je. AusbEpde Arbeit ^i der Wahl- spruch. Parteifreunde! Das Grad Erzber-er- darf pch nicht schlie ße», ohne das; wir i» «achtvvü« ;ku»d-ün»u-e» diesx» Gedan ken Ausdruck gebe». Tretet zisanime« » alle« deutjchr» Gauen, um laut und feierlich VerwahrÄng eiuLulege» gegen jede» Kamps mit vergiftete» «asse», gegen die ver hält g n i s v o l l e LolkSverhetz««-, gegen jeglich« Gewalttat. Gelobt einhellig, treu z« stehen zu Ordnmig und Verfassung, eiugedcul unsere« «tten Wahlspruches sür Wahrheit, Recht »nd Freiheit. Frankfurt a. M,, de» 28. August 1921. Tic .Vorsitzenden der Teutscheu Zcutruinspartei und der ZentrumSfraktiott des Reichstages. Herold, Ehrenvorsitzender, Tr. Dr. Porsch, Sleger wald, Hedwig Dransfeld, Bcclec -Arnsberg. Zum Tode des Abg. Erzberger UN« ersüllt Abscheu Aber diese ruchlose Tat. die zweifellos eine Krucht ist der »erlogenen nationalistische« Hetze, die zurzeit das öffentliche Lebe« vergiftet. Beau». Bo« der deulsch-demskeettisch«« NeichOta-«- f»«kti»«. «Tief erschüttert -der das f»echtb«e an Ihre«, S»cktio«g»eno>e« Aetchsnnnifter «. D. Erzberger begauae». Ver- d«kch«« Wnceche ich Ahnen im >anien der deutsch de«W-«tischeu Acichstagssraksian meine herzlichste Teilnahme a» dem schweren Verluste aus. den Sic durch das Hinscheiden eines der heNwe- rageudslen RGchslagsmiiglieder erlitten haben. Koch." Hkn der »«abhängige« soztaldemokratlsche» Partei: „Zn dem Berluft des RcichSta-Sadg. Erzberger, der Ihrer Fraktion d«rch einen sngeu MeuchcliuSrder entrisse» wurde, spreche» wir Ihnen u»ser herzlichstes Beileid an«. U»- abhämgige s«zi aldc««kratische P«rt«i, Lcde- bour." Von der Sächsischen ZentrumSpartei: Durch fei gen Meuchelmord wurde unsere Partei eines über«»« tatkräftige« und befähigten Lbgecrdneten beraubt. Grause» und Abscheu er füllt unsere Wählerschaft vor dem Kampfmittel, welches nur Kirchen- und VcrterlandSfeinden zur Verfügung siebe» kann. Wir sprechen der Reichspartei unsere herzlichste Teilnahme aus. Sächsische ZentrumSpartei. Dr. Hille. Außerdem sind noch Beileidstelegramme eiugclaufen von der Christlichen Volkspartei, von der Bayerischen BolkLpartei, von der Christlichen sozial en Ber einigung der österreichischen Bundesversamm lung, vom Republikanische» Reichst» und, vom thüringischen Ministerium des Innern. vom wü r t t e ni b e r gi sch e n S ta a tS m i n i st e r i u in u. a. Tie g e u t r u ms s r a k t i o n des deutschen Reichslogc-Z widmet dem durch jrigc Mörderhand so jäh aus dem Leben ge rissenen Abg. Erzbrrger folgenden Nachruf: Tie Zentrinnssraltion d«S Reichstages steht wiederum schmerzci stillt au der Bahr« eines ihrer hervorragendste» Mit glieder. Ter Reichsliuanzminstcr a. D. Matthias Erzberger, Mit glied des deutschen Reichstages, ist am 26. August in Vad Gries bach einem felge» Meuchelmorde zum Opfer gefallen. Nicht nur in den Kreisen der Zeutrumspartci, sondern in den weiteste» Schichten des deutschen Volkes herrscht Einigkeit i» der Verurtei- luiig der ruchlosen Tat. Ter Verstorbene, der seit 1903 un unterbrochen dem Reichstage angehärte, war einer der kenntnis reichsten und fleißigsten Abgeordneten. Die Fraktion wird ihm et» treues und dankbares «Äedenke» beivahren. Möge Gott ihm die ewige Ruhe geben. Die Z e n t r u m s s r a k ti o n des deutschen Reichs tages: B e ck e r -Arnsberg. Fm Tranerhause sowie bei der Reichsparteileitung sind eine unübersehbare Zahl von Beileidskiindgcbiingen eingelailfen, die »eben dem Beileid den tiefen Abscheu über die entsetzliche Tat zum Ausdruck bringen. Bon seiten der Ze n t r u m s s r a k t i o n des Reichstages ist der Gattin folgendes Beileidstelegramm zu- gegangen: „Namens der Zentrumsjraktion des Reichstages »nd im eigene» Namen spreche ich Ihne» zu dem schweren Verlust mein herzlichstes Beileid aus. Was viele seit längerer Zeit befürchtet habe», ist uuii zur traurigen Wirklichkeit geworden. Die Mörder haben sich gesunden. Alle anständigen Menschen verurteilen die scheußliche Tat, der Ihr Gatte zum Opfer gefallen ist und die Ihne» und Ihren Kindern so viel Leid bereitet hat. Möge der gütige Gott Ihne» beistehcn und dem Verstorbenen den Himincl geben. Becker -Arnsberg." Von der Deutschen Z e n t r n m S p a r t e i: „Im Namen der Deutschen Zeiitrlimspcnlei spreche ich Ihnen zu dem schrecklichen Verluste, der Sie betrossen hat, meine aus- richtigste und innigste Teilnahme aus. Mögen Sic Trost finden in dem Gedanken, daß Gott dem Ihnen so jählings entrissenen Gemahl seine Opfer und Mühen lohnen wird. Dr. Porsch." Vom N e i ch s t a g s p r ä s i d e ii t e n Lübe: „Nun hat ein neuer schwerer Schicksalsschlag Ihre Fraktion betroffen. Tiefer vierte aber ist entsetzlicher als alle vorangc- gaiigcnc». Worte reichen kaum hin, um die Bewegung auszn- sprechen, die der furchtbare Mord in jedem von uns auslost, der Abscheu über die Tat und die Teilnahme für alle die, welche der Verlust am schwersten trifft. Es bedarf kaum der Versicherung, daß wir alle mitlciden unter dem Furchtbare», das Ihre Partei getrosten. Ter ganze Reichstag wird diese Teilnahme lies ri»p- sindc». Lobe, Präsident des Reichstages." Von der sozialdemokratischen Reichstags- iraltion: „In tiesstcr Empörung über das fluchwürdige Atleiiiat, dem der Abg. Erzberger zum Opfer gefallen ist, spre- en der Zenirnmspartei ihre tiefempfundenes Beileid aus der orstand der Sozialdemokr. Parte: Deukschlands. Die sozial demokratische Reichstagsfraktion. Von der preußischen sozialdemokratischen L a n d t a g s f r a k t i o n: „Namens der jozialdemolralische.i Fraktion des preußischen Landtages spreche ich Ihne» zu dem schweren Verlust, den Sie durch die abscheuliche Ermordung des Abg. Erzberger erlitten haben, das herzlichste Beileid aus. Auch Der sächsische Zentrumsabgeordncte Heßlein hat am Sonnabend von Kudowa ans an Frau Paula Erzberger nach Griesbach lBaden) folgendes Beileidstelegramm gerichtet: „In tiefster Erschütterung und Empörung über die ruch lose Tat. die a» Ihrem Gatten verübt wurde, bitte ich Sie. den Ausdruck meiner aufrichtigste» Teilnahme ciitgcgenzunchmen." Die Bei'etzunq (Eigener Drahtbericht der „Sachs. Volkszcitg/') Stuttgart, 39. A»g»st. Die Melttino, daß tue Beisetzung ErzbcracrS wegcn deS KachottkenlaaeS ans Freitag veischob» st', ist nach Erlu> d>ouug an maßecbend-r Stelle »nrichlig. Di« Beisetzung findet am Mittwoch 1 Uhr n Bieberach statt. (krzbergers Nachfolger im Reichstage Berti«, 29. August- Als Nächster in der Kandidaienb'ste deS Znittums iiir die lebten Nichrta« «wählen stand hinter Erzderger der Haiidelskanimerstkretär Joseph Schüler in U m Da dieser ver zichtet hat, kommt als Nachsolaer in de» Reichstag der wüittem- b,ratsche Landtaosa''gcordneie Groß, der Sek r'är deS VerbandeS wüntembergischer Eisenbahn- und DampsschisfahikShandwerkec in Stutteart. Er ist am 22. September 187V in Obeuvoifach bei Offenburg in Baden geboren. Im Verdacht der Tat Berlin, 29. August. Wie das Berliner Polizeiprä sidium mit eil', haben dst Ermittlungen zur Aufdeckung dcS Mordes au Eribclaer sich ». a. auch au» die Person dcS ehemals re» Fähn richs von Hirschselde «streck', der wegen seine« Atlentais auf Eizbcrger eine Geläng-isstrasc von 1'/, Jahren im Teaelcr Gefängnis vermißt. Wegen angeblicher Krankheit war er am 27. April 1921 mit v'er Monate ans dem Gefänniis benr'""bt worden. Als er sich am 27. August noch ifich' znriickgeme'det halte, st llie die Polizei fest, daß er sich mit seinen E'tcrn im Dorfe Almri h bei Nauenburg auGaltk» sollte. Doch befinde» sich in Almcrich nur die Eltern de« Hirsch Ude, die von dem Verbleiocii ihres Sohnes seit dem 9. August nicht« wissen wollten. Ta es der Polizei bekannt war, daß die Mutter des Hirschfetdc in den Plan des früheren Sitten tatS ein» geweiht war, sind pcst'rn Beamte nach Almer ch gciaadt worden, um d>c Eltern des Huschseide dem Berliner Polizeipräsidium zur sofortigen Vernehmung zuzufiihrcn. Das Signalement der Mörder Karlsruhe, 2V. August. Ueber die Untersuchung und über die Verfolgung der Mörder E-zbngrrS wird amtlich miigetei t: Es handelt sich um zwei Personen, die sür die Lälcrschatt >'u Frage kommen. Der ein« ist tin grober Mann un Aller von 25 b's 30 Jahren mit blondem steh-lucn oder ruriickgesir chencn Haar und kl->iic»i Schnurrbart, sowie finsterem ÄesichtSzurdruck. Er irug eine» Spoilanzug, der teils ichwarzgrc.il, teils rehfarben bezeichnet wird, Sportstrümvse. Er geht meist ohne Hut und t,ägl am link.» Ohr oben ein kleines Heftpflaster. Ter zweite Täter wird als kleiner Mann bezeichnet. Auch er soll «inen Svortanzug n»d Sporl- strümpfe tragen »nd geht ebenfalls n»e der Vorgenannte ohne Hut. Einer der beiden soll einen Umhang geiragen haben. Beide wuidcn von vcrschied.uc» Persomu vor der Tat beobachtet, denen eS auificl, daß sie sich öucrS am Kmhause vor dem Ferrster Erzb.rgerS ausge» tasten haben. Die Untersuchung Hot bisher sch«» Anhaltspunkt« er»ben, ,n roelchrr Nicht««« sich beide Täter «ach Vrr-be« der Maroiat sokib gede« haben. Dle Gewerkschaften keim Reichskanzler 'gener Drahtbericht der «Sachs. BalkSzeitg.") Berlin, 39. August. Gestern nachmittag fand im Reichs- kanzlerpalais eine Besprechung von Verirrter» des Allgemeinen, D««1jchen Gewerkschaftsbunbe«, deö GewerkschastSringes deut sch« Arbeiter. Angestellte« a«b tveawtenverbände und dem Asa- Bu«be mit de« Reichskanzler statt. Bon den Vertretern dev Gewerkschaft »«-« mit Bedauern feftaestellt, daß die am 29, März 19Ä» zur Sicherung der Republik getroffenen Bereiuba- runae« bis heute ««erfüllt geblieben feien und daß seitdem die Reaktion immer inehr erstarkt sei. Ausschreitungen schwerster Art gegen «das Aachen der Republik «nd deren Einrichtungen hätte« sich ereignet. Die Kahne der Republik sei mehr „IS ein mal Gegenstand der Verhöhnung «nd Vernichtung gewesen. Veranstaltungen ehemaliger inilitärischer Formationen seien mit Vermigtinipfungcn der Einrichtung der Republik verbunden ge wesen. Gegen derartige Handlungen des Hochverrats, sowett sie von Rechts käme», seien die Organe der Justiz gar nicht oder nur mit außerordentlicher Milde vorgegange». Die Vertreter der Gewerkschaften richteten deshalb an den Reichskanzler die dringende Aufforderung, zur Beseitigung dieser Zustände in ent« schiedenster Weise durchzudrücken, insbesondere forderten sie dis Aushebung des Ausnahmezustandes in Bauern, MitteldeiilschlanS und Ostpreußen, das Verbot für Angehörige der Reichswehr an gntrepublikanisck'e» Kundgebungen teilzunehmen, widrigensalls sofortige Bestrafung und Entfernung auö der Reichswehr er folgen müsse, und unerbittliches Vorgehen gegen die unnmiltel- bare und mittelbare Verherrlichung des politischen Mordes un» der Anreizung dazu in Wort «nd Schrift, schärfstes Zufassen bei der strafrechtlichen Verfolgung politischer Mörder und deren Helfershelfer, wie überhaupt die Ergreifung energischer Maß. nahmen zur Sicherung der republikanischen Verfassung. D e gewerkschaftlichen Vertreter erklärten ausdrücklich, daß tue bn i-c ihnen stehende» 11 Millionen Arbeiter. Angestellten, Bemme willens feie», sich zum Schuhe der demokratischen Republik der Negierung rückhaltlos zur Verfügung zu stellen. Der Reichs, kanzler erklärte in seiner Erwiderung, daß er die von den Ver- tretern der Gewerkschaften vorgebrachte Besorgnis teile. Es sei daher bereits eine Verordnung erlassen, die geeignet sein dürste, den besagten Mißständen nachdrücklickfit zuleibe zu gehen. Er begrüßt« eS, bah die Vertreter der Gewerkschaften sich in so ent- schiedener Weise hinter die Regierung stellen wollten, »m sie bei der Sicherung der Republik riachdrncklichst zu unierttühen. Wegen der Aufhebung des Belagerungszustandes, die auch er für »'iiiiiischeuswert halte, sei mit de» betreffenden Vertretern der Lander in Verbindung zu treten. Die hinsichtlich der NechlS- sprcchnng gegebene Anregung würden Gegenstand einer bevor» siebende» gesetzgeberischen Maßnahme sein. Der Reichskanzler bebielt sich vor. de» Vertretern der Gewerkschaften über die Wirkung der aetrosfenen Maßnahme in den nächsten Tagen eine Mitteilung zukomrnen zu lassen. Der Bölkerbuirdsrat zur Enischeldurrg bereit Pari«, 29. Augu''. Amtlich wttd a»s Genk gemeldet: Der VöKerl'undSrat bat beschlossen, die ihm vom Ob-rsten Rat anveitraute Aufgabe zu übernehmen. Di- Entiche-dung wurde sofort telegraphisch d'in Minlslervräfidentcii Br'a"d a'S dem Präsidenten deS Oberste» Rat-8 mitgeteilt. Die nächste Sitzung de« Volk r- bund^rateS findet Donners'aa. den 1. Sevtember, nachmittags, statt- Ans den Verbandst»!reu wnd bekannt, daß Biiand dem Grafen Isliii i» seiner Note vani 24. Auaust mitgeteilt hat, daß sich in der Sitzung de« Ob-rsten Rates vom 12. August jede der im Obersten Rat vertretenen Reric'unacn im Lause der Beratungen feierlichst verpflichtet bat, die Lösung die durch den Völkerbund empsohlen wird, anrunehmen. Grrf Ishii hat seinen Kollegen voraeschlage», die nächste Sitzung der außerorrentlichen Session des Rates ans Donnerstag, den 1. September, festnlsetzen um jeden seiner Mitglieder Zeit rn lassen, von allen Dokumente» betti stich dcs obccsch'«fischen Probleme, die dem Grasen Ich i vom Obersten Rat übermittelt worden sind, Kenntnis zu nehmen. Die Sitziiiroe» der anß-rordent>'chen Sestion werden weite, hsti unter dem Vorsitz. dcS Grafen Jsdii stattftnden. Außerdem ist der Völkerbundkrat zu seiner aewöhn'iche,, Session zur Prüfung der laufenden Angelegenheiten, die ihm unterbrettet wecben, zusamm-ngetreten. Die erste Sitzung der ordentlichen Session sinket am 39. August, 10.80 Uhr voimittags, statt. Ein Kompromiß des Völkerbunds« ites London, 2». August. Reuter meldet au« Genf über die heule beginnende Tagung des VölkeibundSratrS zur Erörterung der ober- schiesischen Frage, man sei der Ansicht, däß e« schwer sei, ein« Uedereinstimmung zu erzielen- Man weide wahrscheinlich zu einem Kompromiß gelangen. Die oberschtefischen Frauen an den Völkerbund Gleiwitz, 29. August. Die oberschlcsi scheu Frauen sämllichcr deuticher Paitcleu, einschließlich der sozialdeinolratischcn und der unabhäiuigc» sozialdemolraiischen Partei, haben an cc» Sächsische VolkSzeitnng — Nr. 200 — 31. August 1921 Aschenbrödel Originalronian von Erich Ebenstein Copyright 1919 by Grein-r u. Comp., Berlin W. 30. , <30. Fortsetzung.) „Laß Eiert — ich mag nichts inehr von ihm hören," bat sie, „Tn hast ja ganz recht. ES ist albern. . Sic brach ab und wandte sich erstaunt um. Hinter ihnen Halle jemand laut und verächtlich ansgcspuckt. Es war Salbert, der alte Gärtner. Er halte im Palmenhaus gearbeitet und durch die offenstehenden Fenster jedes Wort des Gespräches hören müssen. Nun stand er breitspurig da und maß das junge Paar mir sunkelndem Blick. „Was tun Sie hier, Salbert? Und wie können sie sich er laube», mich st> dreist anzuschen? Wollen Sie etwa^ von mir?" fuhr ihn Isolde unangenehm berührt in hochfahrendem Tone a». „Ja. gnädiges Fräulein, ich will etwas. Um meine Ent lassung will ich bitten. Wenn möglich, noch heute. Ich ha'>c drei Söhne >m Felde stehen und der vierte kommt nächste Woche zur Musterung. Ich bi» stolz darauf, denn . . „Was geht das mich an?" sie sind ave brave Soldaten und dienen dem Vater lands mit Leib und Seele," fuhr der alte Mann unbeirrt fort. „Ich könnte eS nicht länger vor ihnen verantworten, das Bror tn einem Hause zu essen, wo . . . wo man so denk: wie ich eben mit anaehört. Ich würde mich auch vor mir selber schämen . . .l Wenn ich auch keine Uniform am Leibe trage wn andere Leute, d.e gottlob nur Ausnahmen ihres StrndcS sind!" schloß er mit einem verächtlichen Blick auf Heitzmann. Dieser stürzte mit geballter Faust auf ihn loS. .Hund verfluchter . . .", aber Isolde siel ihn rn den Arm. »Laß doch, Krih . . .> Laß ihn dochl" stammelte ste angstvoll. „Wie kann sich dieser Kerl bloß erlauben . . schrie itzmann wutentbrannt, „einen Offizier — anzurempelnk umm schliecn sollte man ihn lassen . . . auf der Stelle «in- jprrrenl" . Salbert stand wie eine Mauer. »Sic können mich ja verklagen, Here tzeitzmann. Ich »erde dann die Gründe anaeben. die mir den Ekel so hoch stec- -en ließen, daß ich . . . mir Lust machen muhte!" , Isolde zog ihren Verlobten gewaltsam forh. „Komm, komm? Der Mensch ist ja von Sinnen!" murmelte sie mit bleichen Lippen. Heihmanii. der gleichfalls sehr blaß geworden war, folgte ihr schweigend. So ginge» sie planlos und st»»»» neben einander h'n, immer tiefer in den Park hinein. In Isolde war nun doch un vermittelt gleich einer Vision etwas ausgetaucht, das schmerzhaft an ihren Nerven zerrte: das Bild eines anderen, der freudig und begeistert sein Leben einsetzte für eine heilige Sache. Den sie betrogen »nd verlassen hatte und der nun irgendwo in einrm Feldspital mit dem Tode ranv . . . Sic liebte ihn nicht mehr. Sie hätte nichts ungeschehen machen wollen. Aber eine bittere Erkenntnis preßte ihr in dieser Stunde das Herz zusammen. Wie rein und groß Eiert war! sind wie erbärmlich Nein dagegen sie selbst und der Mann, den sie liebte! . . . Heitzmann blieb plötzlich stehen und blickte sie unsicher an. „Isolde — wann willst du meine Frau werden?" Sie verstand ganz gut, was ihm gerade jetzt diese Frage auf die Lippen zwang. Die Angst war es. sie könne sich nun auch ihm gegenüber noch einmal besinnen, jetzt, da sie sich seiner hatte schämen müssen . . . Aber sie war ja Holz von seinem Holz — Hein, nüchtern und selbstsüchtig, wie er selber. . . Ein schmerzliches Lächeln zuckte um ihre Lippen, als sie ruhig antwortete: „Wann du willst, Fritz, wenn es sein muß» schon morgenI" Da riß er sie aufalmcnd in stürmischer Leidenschaft an seine Brust. „Ich danke dir, Isolde! Und vergiß den törichten Auftritt. Wir find eben alle, wie wir sein — müssenl Es hätte ja keinen Zweck, sich bester oder größer machen zu wollen." „Nein. Das hätte keinen Zweck." > 17. Kapitel. Brigitte Eckardt lief eilig die Freitreppe zur Veranda empor, beide Arme voll Frühlingsblumen, in den Augen ein glückseliges Leuchten. Wundervoll diese verwilderten Wiesen im Morgentau, wenn die Sonne so aus wolkenlosem Himmel niederftrahlte, alles blühte »nd duftete und drüben zwischen den jungbelaubten Buchen die Vögel dem Mai zu Ehren rin Monstrekonzert veran stalteten! Denn heute war ja erster Mail Fast zwei Monate war Brigitte nun schon auf Osterloh und trotz der Bangigkeit, mit der sie ihre Stellung hier «»getreten hatte, fühlte sie sich glück licher von Tag zu Tag. In einer geschützten Ecke der Veranda stand der Frühstücks tisch für de» Grafen bereits gedeckt «nd Albert schob eben au» dem anstoßenden Eckzimmer den gepolsterten Armstuhl heraus. Tenn es war acht Uhr vorüber und um halb neun Uhe pflegte sein Herr hier nach Tr. AltencderS Anordnung das Frühstück einzunehmen. Brigitte holte zwei Glasvasen und ordnete einen Teil ihrer Blumen mit geschickten Händen zu Sträußen, die sie auf den Tisch setzte. Dan» steckte sie in die steifen, grünen Kübel mit zausigen Blattpflanzen, welche die Ballustrade der Terrasse zier ten, eine Menge junger Buchen- und Fichtenäste, daß der Tisch wie in einer grünen Laube stand. «Hübsch — Albert, was? Wenn der Herr Graf schon sei ner Gichtschmerzen wegen nicht in den Wald gehen kan», soll er wenigstens hier eine Ahnung bekommen, wie herrlich es jetzt dort istl" Alberts griesgrämiges Gesicht verzog sich zu breitem Lächeln. „Freilich ist es hübsch! Aber Fräulein haben sich auch tüchtig abgeschleppt und die Händchen sind auch ganz schmutzig geworden dabei!" „I, das macht doch nichts! Ich wasche sie mir jetzt gleich bei der Baumann — denn die muß doch auch wa» abbekomnreii vom Frühling! Ich habe doch noch Zeit, nicht wahr?" „Sicher. Bor zwanzig Minuten kommt der Herr Graf nicht." Brigitte raffte den Rest der Blumen zusammen und huschte ins Haus, -den Korridor hinab bi» zur Stube der alten Haus hälterin, die immer noch durch ihren Rheumatismus ans Bett gefesselt war, wenn es ihr auch schon viel besser ging. „Darf man, Baumännchcn? Ja?? Gute» Morgen auch! Da haben Sie einen Gruß vom König Mai, der heute draußen seinen Einzug hält mit Pauken und Trompeten! Wundervoll, sage ich Ihnen, Baumännchen I Seit sechs Uhr streife ich schon im Park herum und kann mich nicht satt sehen an all der Herr lichkeit. Ach, so ein Frühling ans dem Lande! Diese Stille, die so voll Leben ist und keine Menschen ringsum . . .! Das ist das Allerschönstel Da fühlt man ordentlich die Sonntagsfeier- lichkeit . . ." „Heute ist doch gar nicht Sonntag, Fräulein Brigitte!" „DaS schadet nichts. Mir ists immer wie Sonntag, seit ich auf Osterloh binl" „Du liebes Göttchen, Sie find komisch! Was haben Sie denn eigentlich hier? Arbeit und Aerger mit den Dienstboten." „Ich ärgere mich sa nie, Baumännchen! Die Leute sind setzt auch ganz brav und tun alle ihre Pficht. Sie werden e< selber sehen, wenn Sie nur erst wieder ganz gesund sind. So gar der Herr Graf gibt das zu »nd ist zufrieden." „So? Das tät mich wundern! Der Herr Graf -- zu frieden?" (Fvttsktzmr, folg».