Suche löschen...
Sächsische Volkszeitung : 31.08.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-08-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192108317
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19210831
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19210831
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-08
- Tag 1921-08-31
-
Monat
1921-08
-
Jahr
1921
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 31.08.1921
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
«gchstsch« voll«»»«»», Nr. LOV. Seit« 8 «l. »kl «UM AWM!, MW r» Bon nnferem Sonderhrrichlerstatter Den 28. August 1021 Am Sonntag früh fand um 9 Ahr im Do«« das Pouti- ftkalamt statt. Scho« »on stütz«, Stund« an war«n alle Plätze belegt. Di« «ächtig« dröhnende „Gloriosa" rief die Teilnehmer zusammen. Im vordem, Teil de« Schiffes war der historisch« Krönungsaltar aufgebaut, reichgefchnitzt und mit wunderbaren, tchioeren silbernen Leuchtern geschmückt. Die latholischen Stu dentenverbindungen hatten mit ihren Fahnen Aufstellung ge nommen. lim 9 llhr begab lieb die Geistlichkeit zu», Hauptaltar: Se. Exzellenz der apostolische Nuntius Pacelli, die H. H. Bischöfe von Limburg, Fulda und der Weihbischof von Rottenbnrg, der Abt von Maricnstett und der Missionsbischof Heunemanu von Kamerun. Das Pontisikalamt zelebrierte der apostolische Nun- tiuS. Hervorragendes leistete der Kirchenchor. Unter scierlichem Geläute der Glocke» verteilte am Schluß des Amtes der Nun tius den apostolischen Segen. Mit den, ambrosiamschen Lob gesang fand die erhabene Feier ihren Abschluß. Nach dem Hochamte bewegte sich ei» farbenprächtiger Fest zug durch die geschmückte Stadt, an der Spitze die Studenten i» Wichs mit Fahne». Fm Gebäude des Valksbildungsvereines fand um 1t Uhr die erste geschlossene Versammlung patt. Der Vorsitzende des LokalkomiteeL, LandgerichtSrat Tr. Servatius, hielt die Erösfnungsrede, wobei er einen Rück blick ans die letzte Tagung 1913 in Metz warf, wo Fürst Löwen stein rief: „Ans Wiedersehen im nächsten Fahre in Münster." Infolge der Verhältnisse konnten seitdem aber nur kleinere Ver sammlungen abgehalten werden. Daß in diesem Fahre 199 Jahre seit der Errichtung des BiStuinö Limburg verflossen sind, war ausschlaggebend für die Wahl Frankfurt. Wir stehen im Morgengrauen einer neuen Feit. Von der allgemeinen Ver wirrung der Geister in der Feit ist leider auch der katholische Volksgcist nicht unberührt geblieben. Diese Versainmlung soll in all den neuen Fragen, Problemen und Ausgaben, Hort und Führung sein, soll Orientierung. Belehrung und einheitliche Richtung geben. Sie möge aber auch die Begeisterung heben, die wir in dieser schweren Feit so nötig haben. Der Redner sch los-, init den Worten des Kardinals Bertrani: „Das in sechzig Ver sammlungen bereits erprobte Erbgut katholischen Glanbens- inutes, kirchlicher Treue, opferwilliger Liebe zum Volke und Ar- beitsfreudigkeit für die Aufgaben der Feit möge auf dieser Ta gung eine neue Bewährung erfahren. Möge unsere Tagung sein: lichtvoll in ihren Anregungen, zündend in der Freudigkeit - opferwilliger Mitarbeit, bindend zur Einigkeit." hierauf wurde die Antwort des hl. Vaters auf eine au ihn gerichtete Ergebeubeitsdevesche verteleu: „Ter hl. Vater ersteht für die Teilnehmer an der Frank furter Generalversammlung alles Ente und erteilt ihr und ihnen sowie ihre» Vereinen von ganzen, Herzen den erbetenen apo- srolis ch c n Segen. Fm Anstrag Kard. Gasparri." Begeistert stimmte hieraus die Versainmlung in ein hoch auf den hl. Vater ei». Alle Bischöfe halten Glückwunschschreiben gesandt, die der kurzen Feit halber nicht verlesen werden tonnten. Dam, schritt mau zur Wahl des Präsidiums.. Fm» Ehrenprä- liden reu wählte mau Graf Droste Bische ring, der aber wegen seines schlechte» Gesundheitszustandes nicht »ach Frank furt kommrn konnte. Geheimrar Held betonte, das, er die Wahl annehme, denn er sei erstens aus der Diözese Limburg gebürtig, hier habe er den Knltnrtamps erlebt, der sür sein geistiges und religiöses Leben richtunggebend wurde: zweitens sei sür ihn Frank- snrt der Inbegriff alles Guten und Schönen, drittens darf ein katholische r Ai auu , der von oben ge r u sru wird, in heutiger Feit niemals »ei» sagen. Graf henk- kel von D o u » e r s m a r ck sieht in seiner Wahl eine Ehrung seiner oberschlesischen Landsleute. Oberbürgermeister Farwick- Aachen freut sich, in diesen, Kreise frische, freie Lust atmen zu können.. Frl. Hedwig DranSfeld erbliett in der Wahl die will kommene Mitarbeit der Dame». Fürst Löwen stein gab den Bericht des Fentralkountecs. Dieses zählt jetzt 2.7.71 Mitglieder. Er begrüßt die Rückkehr der deutschen Jesuiten. Fn Ehren der große» Toten erhebt sich die Versammlung von ihren Plagen. Tann wurde in die Statutcu- änderuilg eingetreten. Mitglieder tonne» jetzt auch die Frauen werden. Geheimrat Po r sch referierte über „Die Römische Frage". Ter Papst ist oberster Träger de-S christlichen Lehr amtes. Er übt eine g eisti g e R e g i e r u » g s gcwalt a » s über alle Länder und zu alle» Feiten. Taher kann er niemals Untertan einer Staatsgewalt sein, sondern cr must absolut frei und unabhängig sein. Fwar tzabe >87«) der Papst die territoriale Souveräuität verlorrn, aber die oenischen Katholiken haben diese immer und iniiuer wieder gefordert mit gesetzlichen Mitteln, denn er sei der Träger großer Jdec» ohne äustere Machtmittel. Sieger, Besiegte und Neutrale seien heule in trau riger Lage, das Papsttum erstrahlt in neuem Glanze. ES ist die erste Macht der Welt, aber auch die grüßte neutrale. Tarn,» must der Papst aus religiösen und politische» Gründe» absolur frei sein. Vor dem Kriege waren an, Vatikan 1.7 diplomatische Vertre ter, heute sind cs 32, darunter England und Frankreich. Auch in Italien sei heule eine versöhnende Anschauung im Gange. Ge rade Italien steht durch die Vorsehung de,» Hl. Stuhl an, näch sten, als I,eiliges Pfand sei das Papsttum gerade Italien über geben. Die italienische Kammer habe diesen Gebaute» anfge- grisscn. Hoffen wir, aas: cs die Konsegnenz zieht »nd den trau rigen Gegensatz bald beseitigt. Einstimmig wurde die Resolution darüber angenoinme», ebrnsalls die über die Sammlung deS. Peterspfennigs. In dem festtägig geschmückte» Schumaunthcaler am Bahnhof eröffuete der Präsident Held um 3)7 llhr die erste öffentliche Versammlung mit einer einstündigen eindrucksvollen Begrüßungsansprache. In bewegten Worten gedachte er der teuren Toten des Weltkrieges. Diese Versainmlung sei notwendig, um ei» großes Bekenntnis abznlegen sür unseren Glauben und neue Tatkraft zu sammeln zur Erfüllung der Pflichten im öffentlichen Leben. Er brachte ferner die Forderungen zum Ausdruck, dast die Friedrusbcstim- muugen mit de» Forderungen der christlichen Sittengejetze im Einklang stehen müsse, die neu: Feit habe auch unsere Fraren mitten ins öffentliche Leben gestellt als vollberechtigt-' Träger des Staatsbürgerrechtcö. Doch müsse nach wie vor der Schwer punkt der Fraucntätigkeit in der Familie liegen. Nicht die Auß- frau, sondern die Hausfrau müsse iinincr da? ckiarokierist'sche Merkmal der deutsche» und insbesondere der christlichen Haus frau sein. In folgendem bringt er de» Dank der Versammlung den erschienenen Ausländern entgegen und gedenkt besrmders der Liebestätigkeit für uns und unsere Kinder, wäbeead der Feit der schwersten Not. Ferner dankt er dem deutschen Episkopat und allen kirchlichen Obern Deutschlands und erneuert ihnen das Gelöbnis der Treue, der Liebe und des unwandelbaren Gehor sams. Di« Retz« wurde mit stürmischem Beifall ausgenommen. Hierauf beehrte die 'Versammlung mit einer herzlichen Ansprache i» deutscher Sprach« tz«r apostollseb« Runttuo Paeellt. Eingangs seiner Ansprache hob er hervor, daß Papst Bene dikt mit väterlicher Liebe die Arbeiten. Kämpfe und Le>ven der deutschen Katholiken im Auge behalte. Er erkenne an. dast di« deutschen Katholiken durch Arbeit und Treu» in langen Jahrzehnten des Kampfes sich eine Stellung im öffentlichen Leben errungen haben, die Anerkennung auch in anderen Län- der» gefunden habe. Die deutschen Katholiken arbeiteten so er- solgreich, wie cS n> keinen» fremden Lande der Fall sei. lPeisall.) Wenn es gelungen ist. die Gefahren abzuwenden, welche die katholische Kirche bedrohten, so ist das auch eine Folge der Schu- lungsarbcit der deulsche» Katholikentage. Hoffentlich werde es auch gelinge», der Neuordnung der Verhältnisse zwischen Kirche und Staat i» einem Konkordat eine Form zu geben, welche die religiöse Freiheit der deutschen Katholiken sichert und in welcher die katho lische Kirche die Bedürfnisse ihrer heilige» Mission befriedigen kan» in dein Geiste Ehristi, des Friedens und der Liebe. Mögen diese einigenden Motive die Grundlage all Ihrer Beratungen und Einschließungen sein. Niemals hat die Welt den Frie den nötiger gehabt als jetzt. Sie sehnt sich nach den» loz-alen Frieden a» Stelle des Nlassenkampfes. der nur Ruine schaffen, aber uicbt anibane» kann. Ich bitte Sie, nicht auseinander zu gehen, ohne ein Wort der Liebe auch an die christliche Welt ge- rufen zu haben. Schließen Sie Ihre Beratungen nicht „bne de» festen Vorsatz, au dein Wiede rer st ehe n Ihr-S Va terlandes ,u i tz u w i r k e n. Sie wissen sich damit la Nebereinstimmiing mit den» Hl. Vater, der die regierenden Völ ker beschworen hat. an Stelle der Gewalt die Herrschaft d.'S Rechtes und der christlichen Liebe zu sehen. Ich schließe mit dem Wunsche, daß Ihre Versammlung einen neuen Ausstieg de§ katholischen Lebens in Deutschland ci»- leiten werde! Tie Versammlung nahm alsdann kniend den apostotstcheu Seoen entgegen. Bischof Dr. Kilian-Limburg dautte in herz lichen Worten dem Nuntius sür seine anerkennenden und ermuti genden Ausführungen. üdauptredaktcur Dr. Hoeber (Köln) verlas folgendes Auldiaungstelegramm an den Hl. Vater „Die 61. Generalversammlung der Katholiken Deutschlands zu Frankfurt am Main richtet ihre Blicke auf Dich, Heiliger Vater, als den wahren Hort und Schirmherr» des Volkerfriedens» und spricht Dir ticken herzlichen Dank aus sür die zahl reichen und huldvollen Beweise Deiner väterlichen Liebe und Güte, die Du uns in unseren gegenwärtigen Nöten und Leiden gegeben hast. Die Ge»eralversr»nmliing legt Dir als ^:'in Stell vertreter Christi mit iimnerwährendem Danke sür di^ke Wohl tatei» da§ Gelöbnis unverwelklicher Liebe, Treue und Verehrung zu Füßen. Insbesondere dankt die Generalversaminknttg Dir. Heiliger Vater, für die edelmütige», hochjinnigen Worte, die D» durch Deinen Apostolischen Nuntius, Se. Erzellenz Pacelli, so eben an uns gerichtet hast. Wir beten inständig zu Gott dem Allmächtigen, daß cr Dir, Heiliger Vater, Gesundheit und Stärke verleihen möge zu einer langen Regierung, die der Welt den Frieden C h r i st i verbürgt. Geheimrat Held, Erster Präsident der Generalvcrsanin»ln»g." Als erster prograinmäßigec Redner crgriss sodann Ltaatsminister a. D. Exzellenz von Seidleln das Wort zu seinem Thema: „Deutschlands Not und die deutschen Katholiken". Er führte u. a. ans, in welcher Not sich Tausende armer deutscher Kinder befände»», trotz alter ösfentlichen und caritativen Fürsorge bleibe ei» großer Teil unserer Kinder an Wachstum, Lebenskraft und Leistungs fähigkeit zurück. Schon die werdende Mutter habe heute vielfach unter Nahrungsmangel zu leiden, zahlreiche Frauen bringen sür ihre Kinder, die sie nicht hungern sehen können, selbst schwere Hnngerop'er. Unsere caritativen Vereine könnten Bände erzählen von der herzergreifende«» Not verschämter Armer. Dazu die wirt schaftliche Not der geistigen Arbeiter; die in so hohem Grade in ihrer Existenz gefährdet sind. Weit schwerer aber als die Ver armung wäre ein bleibender sittlicher Niedergang unseres Vol kes. Im folgenden geht der Redner auf die zehn Gebote ein und betont, daß es keines dieser Gebote gäbe, gegen das in den »>o- dernen Völkern und Staaten nicht aufs schwerste und nicht erst jetzt, von langer Feit gesündigt »vorbei» wäre. Nicht nur der Zahl nach, sondern nach ihrer ganzen Men talität seien die deutschen Katholiken ein unentbehrlicher Faklor für das Wiedererstehen Deutschlands und in dieser Neberzeugung bitten sie nicht, sonder» fordern sie ihr Recht »nd ihre Pflicht, ihren Anteil an der Rettung ihres Vaterlandes. Dabei betrei ben sie nicht eine konfessionelle Abschließung, sondern alle soller-. Mitarbeiten und in gemeinsamer Not die Hand reichen. Staat und Volt müßten sich auf dein Weg der Gesundung zurücksinden. ES sei dies ein harter Weg, der gegangen werden müßte, aber wie man erwärm, ««»'heilsamer Weg. Entsagung und mühsame Arbeit sei das LoS, das alle erwarte. Alle Katholiken hätten das Vertrauen auf die Verheißung, die im ersten der zehn Gebote geschrieben steht: „Ich bin der Herr dein Gott" . . .. der Barm herzigkeit tut an Tausenden bei jenen, die meine Gebote halten. Nachdem sich der mächtige Beifall gelegt halte, berichtet der Präsident von zahlreichen »vetteren eingelailfenen Be- grüßiingSkiindgebungen. Als zweiter Redner sprach sodann Univcrjitäisproseffor KI u g - Passau über „Der Gemeinschastsgeist. unsere Reitling im inneren Zusammenbruch". Gegen 7 llhr erreichte die Ver sammlung ihr Ende. Eine P a r a ll c lv r r sa m m l >! » g im Hippodrom »nies ebeiifalls überaus starken Besuch ans. Hier sprachen Abg. Obcr- regierungsrat Dr. Heß-Koblenz und Dr. Ludwig Nieder- M.-Gkndbach. Auch hier erschien der päpstliche Nuntius und beehrte die Versammlung ebenfalls mit einer Wirzen Ansprache. Auch der Reichskanzler Dr. Wirth war während der Rede» erschienen. Am Samstagabend feierte der E. V. der katholis ch e n deutschen Studentenverbindungen in den» ge schmückten großen Saal des VolksbildnngSbeimS ihre» Festkoni- mers unter Anwesenheit des apostolischen Nuntius Pacelli, deS Bischofs von Limburg, des StodtpfarrerS Dr. Her», des Gebeii»- rals Dr. Porsch, des Fürste» Alois v. Löwenstein und des Geh. Hofrals Held. Bischof Kilian kprnck» herzliche BegrüßnngSworte. Pater DiontzS Ortsiefer (Eckart Köln) hielt eine mit großem Bei fall aufgenominene Festrede. Mittwoch ten 31. August 1921 ^ Ltlkertznnd «in« Eingabe gerichtel, i» tz» «och einmal tzi« tzom« Lntwieklnig drr ob«schlesischen Angelegenheit dargelegt »l,tz ,«tz oll« »ngrwsten Polen» ««gebrachten Argumente in »tikfomster Mts, widerlegt werbt». I« ogttscher U«isO»« »»«Oll««. Lv. August. Auß dem Bahnhof« wurtz«« h«ut« >W«i Polrn seslgenommen. gegen di« von «»nein Sekretär »er englischen Kommission in Oppeln Anzeige wegen «ine» Uetze»fall«« im Zuge Berlin—Breslau, wobei der Englän der im Gesicht und am Hintertopfe verletzt worden ist, Anzeige erstattet worden war. Der ein« der Polen, der englisch« L sfiz i e r s u n i f or in trug, entpuppte sich als ein Mitglied der potnischen Birhablieserungskommission Namens Alexander Tomasiewicz aus Warschau, der während des polnischen Aufstan des in Hublinih eine Rolle gespielt hatte. Bei der polizeilichen Bernehmung. die in Gegenwart von zwei Mitgliedern der eng lischen Kommission in Breslau vorgenommen wurde, gab der polnische Oberleutnant auf die Frage nach Herkunft der eng lischen Uniform die Antwort, daß er sie aus Paris habe. Wie verlautet, verlangt die polnische ViehablieserungSkommission auf Grund des Vorrechtes der Exterritorialität die Freilassung deS als Engländer vcrlleideten Polen, der den, Untersuchungs richter vorgesührt worden ist. Der Friedensvertrag — eine Herausforderung der Demokratie Paris, LS. August. Reichspräsident Ebert gewährte dein Vertreter der „Chicago Tribüne" eine neue Unterredung, worin er sagte: Nach 'mscrem militärischen Zusammenbruch haben die Deutschen mit wenigen Ausnahmen in einer demokratischen Re gierung die einzige Hoffnung sür einen danerhasten Frieden und für die Rettung Deutschlands erblickt. Das frühere Regierungs- sbstem machte Bankrott. Man hoffte deshalb, daß die Demokra tisierung Deutschlands in Amerika beifällig aufgenominen würde. Der Waffenstillstand war aus Grund der 14 Punkte Wilsons geschlossen worden, aber der Friedensvertrag bedeutete eine große Enttäuschung für alle Klasse» in Deutschland und eine Herausforderung der Demokratie. Die Reak tion, die nicht mehr gehofft hatte, ihr Haupt zu erheben, konnte dies aber tun, nachdem der Friedensvertrag die junge deutsche Republik vor die größten Schwierigkeiten gestellt hatte. Die Reaktion macht nunmehr die demokratische Regierung sür alle diese Schwierigkeiten verantwortlich. Ebert führte ferner a»S, daß die Deniotratisterung Deutschlands vollkommen sei. Das einige deiitsche Volk ist von dem Wunsche geleitet. Deutschland wieder aufzubauen. In Deutschland haben die Frauen die glei chen Rechte wie die Männer, alle Schichte» haben die gleichen Rechte. Ans dem Gebiete der sozialen Gesetzgebung seien grö ßere Fortschritte gemacht worden. Der Achtstundentag sei über all durchgesührt. Die Sorge für die jungen Mütter und Kinder sei der Regierung am Herzen gelegen. Tie Regierung beküm mere sich nainentlich um die Kontrolle der Häuser, in denen die Arbeiter wohnen. Die Arbeiterschaft babe das Reiht zur Oraanisatio». Der größte politische Erfolg aber sei die Anf- rechterhaltnng der Einigkeit Deutschlands. Die Entente halte immer wieder erklärt, daß drr Kampf gegen die Bureaukrati->. »nd für das Recht der Selbstbestimmung gewesen sei. Bis jetzt sei davon nichts zu merke» gewesen, denn Deutschland habe einen Friedensvertrag, der für jedermann eine schwere Bürde se». Ein deutsch-italienisckes Wirtschaftsabkommen Berlin, 29. August. Gestern nachmittag 5 Uhr wurde im Auswärtigen Amte ein Wirtschaftsabkommen mit Italien unter zeichnet. DaS Abkommen wird heute veröffentlicht werden. Oesterreich-ungarische Zusammenstötze Wiciier-Nenstadt, 27. August. Nach Meldung des Wiener Tclege.-Bureans ist cs beim Einmarsch der österreichischen Truppen in das Bnrgenland zu mehrere!» Zusammen stößen gekommen. Die Hauptabteilung wurde zwei Kilometer vor Oedenburg von ungarischen Abteilungen unter Feuer ge nommen, das von österreichischer Seite erwidert werden mnßte. Nach hier eingegangencn privaten Mitteilungen ist die Umge bung von Oedenburg von bewaffnete» ungarischen Abteilungen besetzt. Nach in Graz vorliegenden Meldungen stieß die öster reichische Gendarmerie beim Einmarsch in Westungarn auf be waffnete» Widerstand und trat, entsprechend den Wei sungen der Ententeosfiziere, den Rückmarsch an die LandeS- grenze an. Vor Pinkafeld eröffuete ein 129 Mann starkes un garisches Militürdetachement auf die vorrückende österreichische Gendarmerie Feuer. Der Kommandant der Abteilung wurde dnrch einen Oberschenkelschuh verwundet. Ans ungarischer Seite sollen zwei Mann getötet und vier verwundet sein. Der Aufstand in Indien London, 29. August. Der Staatssekretär für Indien teilt »»st, daß der Aufstand in Madra, an dem sich über 7909 Moham medaner beteiligt haben, durch indische Truppe» unterdrückt ist. Es wurde ei» erheblicher Schade» in den Handelsgebietc» ange- richlet, wo mich Plünderungen stattgefunden habe». Der größte Teil der Aufständischen ist jedoch geflüchtet, und es besteht die Gefahr, daß die Unruhen im Gebiete von Madra sich wieder holen. Wie Reuter ans Kalkutta meldet, ist die Lage im Bezirke Kalikutt ernst. Die aufständischen MoplahS ermordeten die Europäer. Ihr Weg ist dnrck» Vraiidstiftuiigcn und Verwüstungen gekennzeichnet. Sie haben die Homerule im ganze» Anfstgnds- gebiete ausgerufen und die grüne Fahne entfaltet. Zur Nieder werfung deS Aufstandes sind Truppe» entsandt worden. Kommunistische Ausschreitungen Magdeburg, 29 Auoust. AuS Wulserttedt bei A'cherSlebcn Wird gemeldet: Bei einer Fahnenweihe des hiesigen „Stahlhelm", an der sich mehrere andere Vereine beteiligten, wurden die Teilnehmer von einer Anzahl Kommunisten b-MIgt. Aus einem Hause fielen mehrere Schüsse, durch die verschiedene Personen verwundet wurden. Ein Veteran von 1879^71 wurde ebenfalls verwundet. Halberstadt, 29. August. Gelegentlich des RegiiiicnlSlestc« der ehemaligen 7. Kürastiere (v. Seydlitz) kam cs zu schwer«! kom- wuwstiichen Ausschreitungen. Den Anlaß dazu soll eine von einem Obersten gehaltene Rede gegeben haben. Um die Mittagszeit als nur vereinielte Pcr>o»en im Festwale anwesend waren, exschkenen etwa 200 Mann «nd richteten Verwüstungen an. Die Schupo stellte die Ruhe wieder her. Magdeburg, 29. August. Eine vom Verein für da« Deutsch tum Im Auslande in Neuhaldensleben sür Sonntaa abend einberuscne Verlammlung. in der General von Leitow-Vorbeck über den Feldzug in Ostasrika sprichcn sollte, wurde von Anhängern der LinkSparieien verhindert. Diese hatten bereit« längere Zelt vor Beginn der Ver sammlung zu Hunderten den Saal brietst. Da außerdem vor dem Bcrlammlungslokal eine große Menschenmenge eine drohende Haltung einnahm. so daß Zusammenstöße »u befürchten waren, wurde die Versammlung abgesagt. Erst nach länger Zeit trat wleoer Ruhe ein. Um BiSmarcks -ritten Band (Eigener Drahtbericht der »Sachs. BolkSze. tg>") Berlin, >9. Auoust. Kaiser Wilhelm hat unter Verzicht auf den vom Kammergencht anerkannte» rechtlichen Schutz de» Abdrucke» der von ihm «nd Kaiser Friedrich verfaßten Briefe die HeranSoabe -«» im Verlag Colta rrschwnenen dritte» Bande» der BiSmarckschen Bedanken und Erinnerungen gestattet. Er bat fick» bei diesem Be schluß von dem Gedanken leite« lassen, daß Bismarck« nachgelassene» Werk dem deutsche Volke nunmehr nicht länger vorenthalten sein falle Der »«rlaa Cotia hat «ine namhatt« Summe sür va« Kaiser t» bchimmend« WohliätigkritSzwecke zur Verfügung gestellt. Sozialdemosrakischer Protest gegen die ungarischen Katholikentagsredner Frankfurt a. M.» 28 August. Anläßlich der Teilnahme drr ungarischen Vertreter Hnßar, Stefan Haller und Bela Tun am Katholikentage forderten d«e Sozialdemokratische Partei und die Bereinigte Kommunistische Partei Groß-Franksurt« die Franlsurter Arbeiterschaft auf, gegen die Anwesenheit der ungarische» Delegierten, die »IS Proletariermörder bezeichnet werden, heute nachmittag am Bismarckdenkmal zu protestieren. Diese Protestversammlung fand «ährend der heutigen RachmiltagSansammlung de» Katholikentages statt. Drei Redner sprachen vor der vor de« Denkmal erschienenen Menge. Sic wiesen darank hin, daß schon die Bekainitgabc der Protestkundgebung genügt hätte, um die Ungarn zu». Verlassen deS heißen Frankfurter Boden« zu bewegen. Die Protestkund gebung richte sich in keiner Weise gegen den Katholikentag. Aber einig und geschlossen sei da« Proletariat in der Abwehr der reak tionären Machenschaften, die in dem Mord an dem bürg«rlich«n Erzberger erneut znm Ausdruck gekommen seien. Drr Kampf gegen die Reaktion werde nur ausgekochten werden »»üssrn, in dem die geschlossene deutsche Arbeiter chast ihren Mann stellen werde Ax» einem daraus erfolgten Demonstration»-«^ dnrch verschiedene Straßen der Stadt beteiligten sich etwa Ibvvv Personen. Die Demonstratio»« führte zu keinen Ausschreitungen. Die VerfnmiiilungSlokale des Katholikentage« waren dnrch die Sicherheitopolizrt streng bewocht.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)