Volltext Seite (XML)
Mittwoch den 88. Januar 1622 Sächsisch» Bolkäzettung Nr. 20. Leite S standen st» da, während dir Angst vor dem liebreichen Emu ang, der sie r» w ütete, dcuckich an« den kleinen Gollchtern zu lest» w>k- Kst dieser Vorgang der Reiterung bekannt? Ha» sie soiort die dilngeno no wendige U»te>i»ch»ng eingeiei'k,? Wa« dar sie z»r Bcstiasting der an diesen, Verdi echen schuldigen getan? Welche Masmadnie» lmt die Negierung g »rossen, ui» in Zukunst derart Uaudalöse Bargänge zu verhindern? Ausdehnung deS SIrastcnbahnerstreiks in Sachsen — Leipzig, 21 Januar. Angeblich, an» Solidarität mit den seit Donner-tag vergangener Woche gleitende» Leipz ger Straffend >ff»ern baberr am Montag «»her <n Znnckan auch die Slrasienbabnangettellie» I» P ane» im Vogtland dl« Aibett nledergelegt. VetonderS enivfindüch war die A'belt-niederlegmig des Personal« der N berlandbahn Holienbel»- Srntzlffat, Liiga»«OeI-»ttz, die ohne Ankllndignng am Montag i'Itff er- fo gt Ist. Dadnr.tr wa,en zahlrelckie Bergal belier verblndeit, Ihre Arb.11-- stililen >» erietchen, io datz ein Teil nicht in die Kruden ei. geiahrel, ist. In Leipzig drodt der Streik der El'affenbabiier auch ani die iibrigen städlilchen Werte ffberziigi eiten. Die A, beiter der Elädlllchen Ga--, Wasser- rnid SiettilzllätSweike hoben In einer Nrobstimmnng mit liber- Ivtilligender Mehrheit bechloffen, gicichtalt- In de» Ci'eik zu treten, soli der am Die..-tag erwartete Schied-lpruch sür die Etraffenbahner kein befriedigende» Ergebnis zeitigt. Aus Dresden —* Das Skrqntem sür den verstorbene- H-ilsgen Baker Papst Benedikt XV findet eicht M tlwoch ten 25., sondcl» Dun?» tag den 31 Jai nar 1623 stalt. —* Sine A«»ste"una siir rettgiö e Konst der Gegenwart findet Vom 5 Fetnnar bi« 5. März >m Kn siv rein, Brühffche T riaffc, statt. S e soll z,tgen, kaff schöperiiibc K ä'te >a der rst oiöi n Kunst auch in der Geremva t lebe, d g lind. Bilder »lld fi liiri'che Dar» st lliinoen, Kn'ig-^räte und Paramente, Schrine und Birch r, b id- geichinUchte F<nsler. a»b eine cröffeie Zabl von OUockcn werd n gc- zeifk. Die S»-stcllii»g dient keuier best mniten N'chtung wedir tu künsileri'.ker noch in kirchlicher Beck, hm,--- tonn ssion.lle Schialike» sind nichl gezoren. ES ioll zur An'ch »nng konrir n, kaff N l g!o„ »nd Kunst anst'nandec an ewüscn find, sich gracn'eilia be'rnchic» n»d io Leben schaffen. Hohe »nd handweril cl e K rrst cn Plagen beide starke A„re »in nnb iriiarer neue Aickgab » von der N l gion. —* Drei Personen von einem Auto überfahren Am Conraberid, den 21. Iaimir a,gen ^/,5 lliir nachmitiogs hat sich ouk der Bantzmr Stiaffe ceqn'iibkr dem Alb > ilbealcr e » icknv r r Autouvsall eieign t Nach d n Angaben ron Auc>enz>uicn ist der lirastwagmiishler Leipicher mit ieinenr Kiastwaoe» nm dicke Zeit die Baupner Straffe llatiwärt« in übkiniäffierr Gcichwii'diakcit oe-ahren In der Hole des G.midllück- Bontzner Straffe 1 sind das Hons- »lädchcn F>i,da O bm». die Arbeiterin v.rw. Zuber und dar Schul mädchen Johanna Ockiliie beim Ue erichieltcn der Erraffe von d m Ll»'0 eriafft »nd Iiwgifahien worb n. Das Haiismä^ck eil Olbnie bat auffer e.ner ick w r>n Kop^verl tznng noch Arm» »nd Bciiivliiche davon getraglN. Ans die ander«» b- den Pciw'«-» Hab n schwere Veriltznrraen cr>> t«n, sie mufft,« samt ich m Iiels KronienarrtoS den, Iohannffädter Krairle,, aus zrig.srihlt werde». Lcipschcr ist vo.» ltirrg scs1gl»oinmen worstren. Zur Streikbewegung der Eisenbahner Am Sonnabend mittag 12 U'r haben vorwiegend tm Dres dener Bezirke die Eiienbahnarbeiter troff der entgezenstehenden An» vrdNllNg des deutschen Eisenbahner - Berbandes die Ar «eil nieder gelegt. Der Güierzugoerkebr ist nach altlg in- Stocken geraten, wüiirend der Personenzug - Vorortsverkebr am Sonnabend znnächst planmüfflg weiter sich auvickelte. Vorn Sonntage an sollte auch dieser ruhen. Es handelt sich „m einen sogenannten wilden Streik, der über die Köpfe der Füvrer der Grafforoanilaiionen hinweg von koniinirnistischen Fanatikern entfacht worden ist und dem die urteiks- unreise Masse besonder« der jüngeren Arbeiter »ngea^btet der War nungen ibrer Gewerk chast«iiibrer plan'o« folgt. Der Stlkikherd liegt,, soweit eS sich bis jefft übe'sebe» lägt, in den Eisen« abnrveik- stälten DreSden-Friedrichstadt, woselbst am Li. mittag« 12 »!,r alle Arbeiter die Arbeit nieberleg'en. Da o ne Mitwirkung des Be trieb-personal« ei» Streik wiik,rng-lo« geblieben wäre, wurde» einige kommunistische Heiffiparne unter dem Betrieb-persongle gesunde,,, die das die Volkswirt ckrask schwer sch idigende Nnternei yren unter stützten und in öffentlichen Beisamriilungen znrn Streik a»iriesen. Es wurde möglich sein, mit Hilfe d » dienstwilligen Personals einen Notdetrieb au reibt zu erholten, wenn nickst ein »nerbörter Terror der Streikenden die arbeitswilligen Leute vom Betrete» der Bahn höfe abt,allen wurde. Der gesamten Bolksw rtichaft werden durch diestn voreiligen Streik erneirte Wnnben geschla'en, und die Strei kenden bedenken nicht, daß sie mst ihren Angehörigen letzten Endes dt» Zeche mit zu bezahlen haben. Bon der Relchsreglening muß natürlich erwartet werben, baff ske berechtigte Forderungen der Eisenbahn-Beamten und -Arbeiter erfülle,' andererseits verlangt e« a^er die Gesamtheit de« BosteS, daß wieder ordnunaSmäsige Zustände im Eisenbahnwesen erntreten, daß geaen die jeden Berantwortlichkeitsgesübl« baren Anstiiter mit rücksickstslo'er Schäle eingeschritlen „nd nngecigncle Elemente an der» Eisenbahndrenste sofort entsernt werden. Ter Streik ist kurz vor dem Zusammenbruch. Arbeiter »nd Angestellte, die wegen der Streikposten nicht direkt z» ihren Arbeitsstätten gelangen können, überklettern die Zäune, um so tn den Betrieb zur Wiederaufnahme der Arbeit zu kommen. In einer heute Vormittag im Kristall-Palast staltgehabten Versamms»»g wurde wiederum mit der nnwabren Behauptung operiert, daß auch ln Chemnih der Streik ansgebrochen sei. Dem gegenüber ist festziistellen, daß die Betriebsversammlung tn Ehem- nih mit 3000 gegen 190 Stimmen sich gegen den Streik erklärte. In der Versammlung wurde gcbrandmarkt, daß der Dresdner Kommunist Lauschte erklärt hatte, daß a»S Gründen der koiiiniu- nistischen Parteipolitik der Streik unbedingt weiter zu führen sei. In Zwickau veranstakteten die Werkstätiennrbeiter einen Demonstrationszug zum Bahnhof. Ter Betriebsrat des Bahn hofes wurde hcranSgeholt »nd anfgefordert, seine Stellungnahme zum Streik bekannt zu geben. Dieser lehnte in seiner Erklärung den Streik ab und stellte sich uneingeschränkt ans den Boden der Verbandölcitnng. Daraufhin zogen die Demonstranten wieder ab und die Arbeit wurde wieder ausgenommen. Auf dem Bahnhof DreSden-Ncnstadt ist der Betrieb wieder im vollen Umfange ausgenommen und auch ans de», Hauptbahn- Hofe konnten bereits wieder einzelne Züge, wenn auch mit Ber spätungen, zur Abfertigung gelangen. Der Eisenbahnerstrrik und die Technische Nothilf,. Zn dem Eisenbahiierstrelk teilt das Presseamt des Pollzel- i Präsidiums folgende« mit: Es wird behauptet, die Technische Rothilfe habe eingegrtsse», sei aber ans höhere Anordnung wieder zurückgezogen worben. DaS entspricht nicht der Wahrheit. Die Anordnung von einem Eingreifen der Technischen Nothilfe war zwar ergangen, wurde aber mit Rücksicht auf die Erklärung des Teiitsche» EisenbahnerverbandeS Im Benehmen mit dem Wirt- schastsniintsterlum wieder zurückgezogen und zwar noch ehe die Technische Nothilfe in Aktion trat. — Die Gerüchte Über angeb liche Verhaftung der Streikleitung sind völlig aus der Lust ge griffen. Gemeinde- und VereinsnachrMerr 8 We»do«. Die lailiofschen Vereine? Kasino und Cäcilla begehen am 26. Januar, nachm 5 Ubr tm -roßen Saale beS Lenb» nitzer Äaftbo^e» ihr Stiftungsfest. Die Festrede hält Herr Pfarrer Kirschenbauer. Aiißerdem wird den Mit'lieber» und sthnn boistnilich zahlreickien Güsten Gesang. Theaier und Tan, ge» boien. Die G.aubrnrgrrwlst» werde» »ur auf dtrscm Wege ,um Feste «eladew Der Anachronismus der gepanzerten Faust — Der Gedanke beS Eiaatsbankrot.S — rin gefährliches Spiel AlS BoikSaufklärnng im wahrsten Sinne des Wories konnie der Vortrag des Reichstagsabg. NniversitätSpros. Dr. Schrei ber o»geseben werden, der aus Anregung der Zentrumsgrnppe Heidenau am 18. Januar im „Deutschen Hans" hier staitsand. In Anbetracht des Nrifes, der Herrn Tr. Schreiber vorarseilte, batte sich der Saal gefüllt mit Parteiangehörigen vo» Dresden, Pirna, Heidenau und Nmgebnng und auch Angehörige anderer Parteien batten sich eingefnnden. waS nicht unerwähnt bleiben kann. Bor allen Dinge» ist eS den selbstlosen Bemühungen von Frl. Barbara Burtscher zu danke», das; wir diesen bekannte,, Zentrrrinssirhrer »nd rerchbegabien Ncdncr sür die Sache gewin nen konnten. Wer die schwierigen Verhältnisse der Zentrumspartei in Sachsen kennt, wird dieses Entgegenkommen auch zu würdigen wissen. Der Grundien des Vortrages klang in echter Vaterlands liebe. die nicht getrübt ist von kleinlicher Parteirücksicht »nd EaoiSmuS. Die objektiven Darlegungen des Herrn Prof. Schreiber wurden auch von Angehörigen der gegnerischen Seite alS restlos sachlich anerkannt. Wir lassen deshalb zur Orientie rung für die, die der Versammlung nicht anwobnen konnten, einen Auszug ans der Rede Dr. Schreibers folgen: Die politische Lage ist ernst, llberrrast Das haben mich die Nichipolitikcr erkannt. Es ist »achge- wiesen, daß die überwiegende Mehrzahl der Käufer aus der Leipziger Messe InlandSkänser waren. Ein weiterer Punkt, der den Ernst der Lage kennzeichnet, ist die ungeheuer rasch fortschrei tende Teuerungswelle. Wohl wird alles versucht, um durch TeriernngSznlagen, Besoldiingsrcformeii, Orisklassenciiiieiliiiiac» den Festbesoldeten die Teuerung erträglich zu machen. Da aber mit sausender Geschwindigkeit die Tenerungsziffer in die Höhe eilt, kommen, trotz schncllskcr parlamcniarrsckier »nd legislativer Tätigkeit oft die TenernngsmastnahMen sür die Beamten zu spät. Nicht mit solchen Maßnahmen kann aber geholfen werden, eS kommt daran? an. die Kaufkraft der Mark wieder zu heben. Ein schwerwiegender Faktor sür die ernste Lage des Meiches war dann der Verirrst dcS grössten Teiles dcS obersihlesischen Indu strielle,zirkes, der die innerpolitische Lage nicht erleichterte, im Gegenteil sie noch ernster gestaltete. Trotz alledem dürfen wir aber nie die Hoffnung verliere», sondern müssen immer an der sichere» Tatsache festhalien, daß wir nicht dem Ehaos entgegensteriern. Eine Stimmung, die so pessimistisch ist, daß sie für Dentschiand die Warsclpinrr und Wiener Zustände herbeikominen sieht, darf unter keinen N in st ä n d e n bei uns anfkommen. Wir dürfen uns heute keiner» Pessimismus bingebe», der lähmend auf unser Wirtschaftleben, ans unser Volk wirkt und uns gerade durch seine Tendenz dem gefürchteten Zustande enlgegcntreibt. Das Volk, das den Glauben an sich, an sein Wiederer star ken verloren hat, verdient an «gelöscht zrr wer- d e n. Heute kommt es vor allem daraus an, ein klares, wahres Bild über die iatiächliche Lage zu gewinnen, zn erkennen, weiche Grenzen und Möglichkeiten zu unteren: Wieder aufstieg uns gegeben sind. Redner loinint dann auf die Außenpolitik zri sprechen und erwähnt eingangs dieser Anssübrungen, daß die Zeilen eigenllich vorüber sein sollten, in denen man über der Partei die Rot des ganzen Vaterlandes vergaß. Hcnte ist es Pflicht »nd Ausgabe e ncr jeden Partei, sich in den Dienst der Allgemeinheit zn stellen »nd mit den anderen Parteien znm Wöhle des Ganzen zirtanrnren zn arbeiten. Die Zentrums- partei bat das immer getan, es ist immer für die Politik der Mitte eingetretcn, wenn e« auch wohl die Grenzen nach Links und Rechts nie aus de», Auge verlaren batte. Für die Zentrnms- partei galt und gilt immer der Leitaedanke, der beute besonders notwendig geworden ist: Die politische Arbeitsgemeinschaft. Wen» wir den Gang unserer Außenpolitik verfolgen, so erken nen wir, daß sie durch vier große Einschnitte in der Geschichte der letzten zwei Jahre bedingt war. 1. Durch den Abschluß deS Waffenstillstands, 2. durch die Unterzeichnung deS Fricdensver- trageS, 8. durch die Annahme des Londoner NitiinatninS, 1. durch das Genfer D:ktat mit dein daran erfolgenden Verlust OberschsesienS. Es war und ist noch heute die Politik des Erfüllen«, die die NeichSregiernng betrieben hat. Bei den vielen Angriffen, die deswegen gegen sie erhoben wurde», ist eS am Platze, zu untersuchen, ob diese Ersnllungspolitik eine vernünftige war oder nicht. So müssen wir uns fragen, war die Unterzeich nung des- Friedensvertrages richtig oder falsch? Die Antwort darauf lautete: ja, sic war richtig! Verschiedene Gründe beweise» die?: Durch die Nnterzeich- nnng dev Frii denSvertrngrS ist eS tatsächlich gelungen, die da mals schwcrgcfährdrtr politische Einheit deS Deutschen Reiche« zn retten und so die Hanptabficht der französischen Politik, wie sie Brianb In seiner Kammerredc vom 26. Oktober krnnzcichnete, z» hlntcr- trriben. Dazu kommt noch die Stärkung der inner politischen Lage, die durch die slnterzeichnnng des Frie» denSvcrtraaes immerhin eine gewisse Beruhigung und Stetigkeit erfuhr. Dadurch gelang eS auch den Kommunismus, soweit er durch inicrnationale Tendenzen beeinflußt ist. bis zu einem ge wissen Grade zn überwinde». DaS große politische Nktivmn. das »nS aber die Unterzeichnung des Versailler Vertrages brachte, war die Bcrfassiiuq vo» Weimar, eine große Tat, das neue Hgiis, errichtet trotz dcS großen Zn- sammenbrncheS im Jobre Ill>8. Und noch ein Fortschritt ist zu verzeichnen, den wir sicher bei Nichtiinterzeichnnng des Vertra ges nicht erlebt hätten: wir haben mit dem Jahre 1016, trotz deS großen Finanzelends, einen ordentlichen Etat aufstellen können. Alle diese Folgeerscheinungen beweisen also, daß die Unterzeichnung des FriedcnSvertrageö richtig war. Im Mai 1620 erfolgte dann die Annahme de« Ultimatum», bester gesagt, Diktates von London. Gerade dieser Schri t der NeichSregiernng wurde in einer Weise von den NechtSiwrleien bekämpft, wie eS noch nicht der Fall war. Was sür Punkte behandelte das Ultimatum: 1. Die EntwaffniingSfrage, 2. die Frage der Reparationen. In der ersten Angelegenheit mußte das Reich mit besonderen Schwierigkeiten in Ba"ern kämpfen, die es aber überwand. Ueber die ungeheure Größe der gefor derten Reparationen ist min leider im Volke keine deutliche Vor stellung vorhanden, ja fast eine gewisse Gleichgültigkeit gegen über dieser Frage ist zu verspüren. Durch das Londoner Ulti matum sind wir verpflichtet, bis zum Ende de? Jahre 1060 eine KrlegScntschädlqung in Höhe von 132 Milliarden Goldmark zu zahlen. Wir haben eben ein bobeS Spiel gespielt — den Krieg — und verloren. Diese 132 Milliarden sind min in drei Serien zu zahlen. Serie A in Höhe von 12, Serie B von 38, Serie C vo» 60 Goldmilliarden, während der Rest durch Werssiesernnacn gedeckt ist und noch gedeckt wird. Redner erläutert näher den Beariff der Goldmark und führt dabei ans. daß man wohl zwi schen inländischer und ausländischer .Kaufkraft de» deutschen Geldes unterscheiden müsse. Während im Ausland die Mark — Papiermark — heute ungefähr 1'zi—2 Pfennig wert sei. ver hält sich die jetzige Kaufkraft im Inneren zn der von 1011 wie 1 .? 10, 1 : IS, I ? 20. Vor allem tritt der größer« Kaufwert de» Geldes bei denjenigen Waren ein, die noch ganz oder zum Teil unter Zwangsbewirisckwslung stehen tWohmingsmieie). Tie Waren dagegen, die dem freien Handel wieder zugängig sind und deren Rohstoffe ans dem Auslande bezogen werden, z. B. Leder, Gummi, Baumwolle, nähern sich aUmählich dem Weltmarktpreise. Die ZahlmigSart der 132 Goldmilliarden ist in der Art ge regelt, daß erstens jährlich scste Zahlungen von zivci Milliarden Goldmark in ausländischen Devisen — ansangs nur Dollar, spä ter auch Franken und Pfund Sterling — zu leisten lind, zwei tens sogezonnle Besserungssck>eine auSgcgebcn werden, daS heißt, daß Dentschlaiiv eine 20prozentige Abgabe auf seine ge- saimc Ausfuhr zu leisten bat Die jährlich zu zahlende Summe beträgt demnach »ngejähr bis 3>j Milliarden Goldmark. In dwscr Höhe ist sie aus die Tauer unmöglich zu leisten. Die Frage der Annahme dieser Bedingungen mußte notwendi gerweise r.ne starke Erschüncru, g der w'rt'cl^suichcn und auch politische» Lage Deutschlands bringen. Tie Zentrumspartei erlannie aber einheitlich und geschlossen aus Annahme des Uln- matuins. War dieses Vorgehen richtig oder nicht? Allgcmein. politisch war eS unbedingt richtig, ja gcradezn notwendig, wenn e« auch sinanz. und writschaflßpolltische Cck,wirriglki:rn be« reitcn muffte. Wenn wir da« Ultimatum nickst angenommen hätten, dann wäre d>r ganze össemOche Meinung der Wrlt gegen »ns gewesen. Damals und zum Teil auch beute war und ist die Welt noch voll Vorurteilen gegen uns. ES war die größte außenpolitische Ausgabe der NeichSregiernng. dieses Weltmißtraiien gcaen »ns aus der Welt zn schaffen. Nur so kann es dem deutschen Kaufmann gelingen, seine Waren i» den feindlichen und neutralen Ländern wieder abziisetzen. nur so wird cr wieder draußen Kredit bekommen, lind in solchen Zeiten spricht die Teutschnalionale Volkspartei von unbeding- icm Ablehnen ans einer reinen GcsühlspoUUk heraus. Heute und damals ist aber nur rlne Politik der Nralltät des küßten Verstandes möglich, die nüchtern olles erwägt und danach bandelt und sich nicht von den meist fatschen Ge'ühlen treiben läßt. Die Nnnabme des llitimatiiins war aber auch nötig, nm die öffentliche Meinung der Vereinigten Staaten nicht gegen Deutschland z» lenken. Wir sind auf Amerika angewiesen, da es unser Nohstosslieserant ist. So be liefern doch vor allem die Vereinigten Staaten unser? gesamte Textilindustrie mit Banmwolle. Das Land des Sternenbanners ist aber auch als N a h r » n g s in i t t e l I i e f e r a n t für uns »»entbehrlich. Ta wir einen großen Teck unserer benötigten Weizenmengen nicht selbst erzeugen können, müssen irnr daS kehlende' jOiiaiikiim, lieben Mais, von Amerika beziehen. Durch Ablehnung de? Ultimatums hätten wir aber bestimmt die öffentliche M'cknung Amerikas verscherzt und damit die Brot» oetreideversorgnna wie auch die Textilrohstosfversorgung Deutschlands gefährdet. Wohl der wichtigste Grund zur Annahme des Ultimatum- war aber die dadurch verhinderte Beschnng des NnhrgebletcS und damit der dadurch entstehenden Folgen. Gerade in Hin blick ans dieses Moment gab es ja genügend Leute in Deutsch land. die mit dem Gedanke» einer Kciiastrcwlwnnolit'k lv'cckten und sich nur von Gefühlen leiten ließen. Was wären aber die Folgen vo» einer Besetzung des Nnhrgebieies gewesen! Ans wirtschaftlichem Gebiete wären die Folaen nuakckebbar gewesen. Die Franzosen hätte» die gesamten Kohlen Den sch- landS in ihren Besitz «cnvmmcn, hätte» aber Ihre Mnchtaeliiste bi« an die Elbe ansardchnt, nm auch die dentichen Kalischäffc in ihren Best» zn bringen, nachdem bereit? die elsäsßschcn K,ck!» schäffe in Frankreichs Hände gelangt sind. Deutschlands In dustrie im Norden, im Süden und i» Mitteldeutschland hätte die Koble dann geaen G o l d in a r k beziehen müsien und wäre so »»reitbar vernichtet worden. Die innervolitckchen Folgen wären dann KomniunISinus. russische Zicktände, bervorgernfen durch die Arbeitslosigkeit, gewesen und »ic politische Einheit Deutschlands wäre anch zrrriilen worden, denn BavernS Ju- dnstrie wäre dann auf 'ranzösische Kohlen angewiesen gewesen. Dies alles ist also durch die Annahme des Ultimatums ver, mieden worden. Sollen wir nun die Politik der Erfüllung wcitcrfiihrcn? Ja, denn sie ist mit Rücksicht ans das Ausland notwendig. AIS Erfolg dieser Erfitlluiigsvotitik können wir den deutsch-ame rikanischen Frirden buchen, der für Kredithilfe »nv für unseren Handel von größter Bcdrutnng Ist. Ferner ist durch diese Po litik dir Brsrtinng des RnhrgcliicteS mst ihren schwerwiegenden Folge» vermieden worden, wenn anch noch nicht die militäri schen Sanktionen und auch noch nicht alle wirtschaftlichen Sanktionen am Rhein ansoehobc» 'ind. Der tiefere Siust der ErjülluiigspoUtik läßt sich mst einem Satze »inschreibe»: „Zeit gewonnen, Ist alles gewonnen." Unsere Schwäche ist die zurzeit noch bestellende Isolierung. Aber unsere Stärke ist dafür die Weltwirtschaft, der wir als ei» nicht mibcdcutenber Faktor aiigehörcn. lind diese Weltwirt schaft. dieses große, unzerreißbare Ganze, steht heute unter der Zwangswirtschaft des FriedenSvertraaeS von Versailles. Und nicht nur wir, noch viel mehr leiden die Siegcrtänder, die Länder mit starker Valuta, darunter. Wie bei uns der freie Handel sich troff Kriegs- und Zwangswirtschaft durchsetzt, so wird sich auch die Wcltwirtschast vo» den Fesseln dcS Versailler Vertrages einmal befreien. Wie sehr die Siegerläudcr unter diesem Drucke oder besser noch unter der deutschen Konkurrenz leiden, illustriert der Ausspruch eines Führers der Londoner Eitv: Wir Engländer haben geglaubt, euch durch den Krieg nie» derwercken zn können »»d heute stchcn wir durch euer Dumving noch schlechter als »ie zuvor. Redner weist auf die große Zahl der Arbeitslosen in Enaland und Aineicka bin: England zwei Millionen, Amerika zwölf Millionen. An dieser großen Ar» beilSsosigkeit ist nun die deutsche Konkurrenz allein nicht schuld. Vor allein spricht hier der Umstand mit. dass vom Käu fermärkte fast 366 Millionen Menschen in Europa und Allen nnsegschnllet sind. So ist znm Beispiel die Kaufkraft der Schweiz so gering, daß sic genötigt war, ,,nr Deckung laufender Verbiiidlichkestcn eine Anleihe mit nennpcozeistigcr Verzinsung anfziinchinen. Um »un unsere Lage innerhalb der W.-Itwirt. schaff nicht zn verschlechtern, dürfen wir keine Politik der Ziel losigkeit treiben, sondern nur reine realistische Politik. Die Stimmen, die sich immer gegen die P-ckilik der Erfüllung als eine Politik des Sicb-alleS-gefallen-lassens wenden, sollen doch bedenken, daß eine Politik der gepanzerten Fanst unmög lich, ja gcradezn unverantworckich ist. haben wir doch ein Drit tel unsere? ganzen WeltvcrniögcnS verloren. Wobl spricht gegen die ErsüllnngSpolitik der RezchSreniernng daS Schicksal OberschllsienS. t.Redner führt nun des näheren aus. welche un geheuren Verluste wir in Oberschlesien erlitten haben.) Aber troffdem dürfen wir auch hier keine GefühlSpolitik treiben. W'r müssen in Obrrschlrsien zn retten suchen, was zu retten ist und deswegen mit Polen verhandeln. Wir haben im Osten schon genug Verkehr!? Politik getrieben, wir dürte» diese nicht fartsetzen. Redner wendet sich dann gegen die Auswanderungen ans Obceschlcsien. Denn diese Leute muffen versuchen, im b«, drohten Lande die deutsche Kultur zn erhalten. Wie wird nun diese Linie der Außenpolitik enden? In einem große» Fiasko? Die Rechtsparteien schwören daraus und bekämpfen sie mit allen Mitteln, sind aber nicht tn der Lage, einen airderen praktischen Weg anzngeben. Lurch diel»