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Msitwoch den 21. Dezeinber 1»2r btchstsche VolkSzettüng Nr. 2V4. Seite S Sozialdemokratie und Sozialismus Seit drei Jahren besitzt das deutsche Volk die politische Celbjtregierniig. Mil dem (Eintritt dieser glaubte der sozialistische Teil der Vevöiterung auch die Zeit sür eine völlige wirt schaftliche Selbst regier ung getommen. Die Erfahrung Hut aber gezeigt, das; mit einer Besitzergreifung der Produktions mittel eine Sozialisierung im Sinne einer Bedarfödeckungswirt- schast mit hohen Erträge», reichlichen Arbeitslöhnen und kurze Arbeitszeit bei weitem nicht gegeben ist. Eine solche Sozialisie rung trägt heute den Keim des Zusammenbruches in sich. Line Bcdarfsdeckungswirtschaft. wie sic die Sozialdemokratie verlangt, kan» nur vor sich gehen, wenn die Menschen als die Träger der Wirtschaft die Tugenden sich opfernde» Gemcinsinnes und selbst loser Hingabe au die Arbeit zur höchsten Entwicklung bringen. lieber die zu einem solchen Sozialismus als Selbst verwaltung und rentable Bedarfsdeckungöwirtschaft notwendigen Borbedingungen bemerkt Hans Müller in der neuesten Nummer <1921, 24/25) der »Sozialistischen Monatshefte": »Erziehung zum Sozialismus heisit nicht bloß Aufklärung über den Sozialismus, Einführung in die Lehre von der Verfassung einer neu zu schas senden, auf Kollcktiveigentum beruhenden gemcinwirtschaftlichen Gesellschaft, theoretische Bewältigung der hier liegenden unge zählten Orgauisationöaufgaben. Erziehung zum Sozialismus heisit Entwicklung der geistigen Kräfte und sitt lichen Eigenschaften und Fähigkeiten in Millionen von Menschen, ohne die die Schaffung einer sozialistischen Gesellschaft sich nickt bewerkstelligen lässt, heisit Erziehung zur vollendeten Humanität. Erhebung zu de» Höhen selbständigen Denkens, rei sen llrtcilens, gerechten Woliens und sittlichen Handelns. Er ziehung zum Sozialismus heisit in jedem Volksgenossen eine wertvolle Persönlichkeit heranbilden, die imstande ist, mehr und höhere Pflichten gegen sich selbst, ihren Nächsten und die Ge meinschaft zu übernehmen und zu erfüllen. Erziehung zum So zialismus heisit die Fesseln der Selbstsucht, der Gedanken- und Lieblosigkeit sprengen, die auch unsere Seele zum Knecht un serer Interessen werden liesie». Erziehung zum Sozialismus heisit die Pflicht zum Schaffe» anerkennen, von dem Willen ge leitet sein, das Reich Gottes auf dieser Erde zu errichten; heisit also das Gröhte und Höchste zu gewinnen, was der Mensch über haupt erlangen kann: Religion, Erleben des Göttlichen." „Wenn das alles," so schlicht Müller, »die Erziehung zum Sozialismus in sich schliefst, so muh jede Partei, die diesen vorbereite» und verwirklichen will, viel mehr tun und leisten, als sie bisher getan und geleistet hat. muh in viel grösiercu Brei ten, und namentlich in viel grösiere Tiefe» wirken. Wie klein und nichtig nimmt sich aller bisherige Partcibetrieb gegenüber solcher Ausgabe aus! Wie sehr hafteten doch alle unsere Erörte rungen über den Sozialismus an der Oberfläche! Erst der Welt- trieg öffnete uns die Augen darüber, dasi wir. um zu einer so zialistischen Gesellschaftsordnung und Kultur zu gelangen, noch etwas anderes tun. müssen, als in Zeitungen und Broschüren die Parlcisorderiingen zu wiederholen, Wahl- und Lohnkämpfe zu führen und das Ktassenbewusitsein des Proletariats zu wecken. Gewiß, das alles musste geschehen, cS war sogar unbedingt nötig. Jedoch ausierdem noch viel mehr, dessen Notwendigkeit uns aber erst nach der Kriegskatastrophe allmählich aufzudämmern be ginnt." ES ist sehr bezeichnend, dasi diese ohne Zweifel im höchsten Masie zutreffenden Ausführungen wörtlich auch von der »Frei heit" wiedergegebcn werden, dem Organ der Unabhängigen So zialdemokratische» Partei Deutschlands. Von keiner Seite aber ist die Erziehung zu eiuem ethischen Sozialismus im Sinne obiger Darlegungen mehr vernachlässigt, durch den Appell an die rohen Instinkte der Massen dem mechanischen Sozialismus, der in der Revolution elend Bankerott machte, entschiedener vor gearbeitet worden, als von den Leuten, die i» der Unabhängigen Sozialdemokratie das Wort führen. Ein hervorragendes Mittel zur Heranziehung und Heran bildung geeigneter Persönlichkeiten sür die wirtschaftliche Selbst verwaltung ist nach dem Urteil erfahrener Sozialisten zum Bei spiel die Mitarbeit in den industriellen Arbeitsgemein schaften. Wer hat aber diesen Einrichtungen schärfer eni- gegengcarbeitet als die Partei der »Freiheit", weil eben dieir Arbeitsgemeinschaften den »Klasseukamps gefährdeten". Will die „Freiheit" wahren Sozialismus, dann inus; sie Mahnungen wie den oben stehenden auch in der Praxis die Konsequenzen folgen lassen. Der hl. Franz von Borja Zur Biographie eines JcsiiitengencralS Von Leo Ueding Ohne Zweifel gehört es zum Anregendsten, sich mit Hilfe gut geschriebener Biographien in das Innenleben heiliger Men schen cinzulebcn. Aber „gut geschriebene" Biographien müssen es sein — das heisit vor allen: mit Wahrhaftigkeit, die Menschliches und Göttl>cl)es. Persönliches und Allgemeiugüitiges zu scheiden wcisi und nicht aus salscher Pietät gegen den ..Heil'- gen" alles, was mit ihn: zusammenhäng!, in Hiulmelbmu und Rosarot malt. Vor uns liegt das neue Buch »Der hl. Franz von Borja. General der Gesellschaft Jesu, 151» bis 1572, von Otto Karrer S. I, lFreiburg, Herder 1521). Ei» angesehener Schweizer .Kri tiker. Professor Dr. von Chastonah-Zürich, nennt es in feiner Studie »ein erstklassiges Buch, eine Biographie, ein Heiligen leben, wie man es nur wünschen kann, eine ausierordentliche Be reicherung unserer religiösen und geschichtlichen Literatur" (N. Z. N. 10. Dezember >»21, Lit. Warte), und selbst ein schlich tes Mädchen aus dem Volke schrieb nach der Lektüre dieses Buches: „Das ist nun einmal das Leben eines Menschen, der zum „Heiligen" w u r d e, nicht wie man so oft ans Heiligenleben meinen könnte, eines „geborenen" Heiligen — so dasi ma» ob seiner vielen Menschlichkeiten auch selbst hossen kann, vorwärts zu kommen." Allerdings ist auch die Persönlichkeit eines heiligen Franz Borja l-Borgia) ein reizvoller Gegenstand sür eine ge schichtlich-psychologische Darstellung. Handelt eS sich doch um den Urenkel des unglücklichen Alexander VI., den Jugendfreund und Vertrauten Kaiser Karls V.. Herzog von Gaiidia. der znm weltvcrachtenden Ordensmann und drillen Jesuitengeneri' wurde. All da« Widerstreitende dieser Stellungen, der stille Kampf zwischen dem beschaulichen Zug und ignatianische» Taten drang, der Verwicklungen mit Inquisition und Königsniacht, die Missionskrenzzüge ins Heidentum neu entdeckter Länder »nd gegen den Glaubcnsabfall alter — vor alle», aver das groß artige Ringen zweier starker Charaktere, zweier Heiligen wie Ignatius von Lohola und Franz von Borja. um die Behauptung ihres persönlichen religiösen Ideals —: das alles sehen wir i» dramatischer Anschaulichkeit vor unsere» Auge» sich entwickeln, und das Ergebnis ist ein Bild von überirdischer und doch mensck- licher Heiligkeit —. ein Heiligenbild, das zwar „vielleicht nicht mehr in de» grellen Farben der alten Biographen leuchtet, aber in sich selbst Kraft und Schönheit genug besitzt, um erbaulich zu wirken für den, der in der Wahrheit die Erbauung zu finden vermag." Natürlich konnte eine solche Persönlichkeit nur mit Her anziehung eines reichen geschichtlichen Ouellenmaterials aus ihrem zeitgeschichtlichen Hintergrund gezeichnet werden: «Rs'or- mation" und „Gegenreformation" mit ihren wirren Käuipfen. mit ihren Päpsten, Königen. Fürsten, Kardinalen, Inanisitoren, Ketzern. Heiligen ziehen in fesselnden Bildern von Licht »nd Schatten vor »iiserem Auge vorüber. Besonders interessant sür uns Deutsche ist das Verhältnis des dritten IesuitengeneralS zur „katholischen Wiederherstellung" in deutsche,i Landen. Hier wie in andere» Kapiteln bietet uns der Verfasser überraschende Ein blicke. Nicht nur, dasi man im allgemeine» schon vor der Gene- ralwahl sagte, dasi „die Wiedervereinigung Deutschlands mit der Kirche diesem Manne sehr am Herzen liege"— wir sehen ihn ani päpstlichen Hof eine möglichst weitherzige Behandlung der „nördlichen Länder" empfehlen, weil „bei der Schwäche des kirchlichen Bewusstseins jede gegenteilige Mas-,nähme dock) nur sckmdcn müsse", sehen ihn (iin Sinne Earisins übrigens) nur mü dere Bedingungen sür rückfällige Häretiker, um Erleichterung der Jnderbestiininiiiigen, um Erlaubnis deutsche» Kirchengesanges und Bibellcsens in der Landessprache bitte» »sw., kurz „der Pavst »!> "r Ist SIMS! in WgiluiaeiilZ-kiMkin LsunHkeksny in «isK.tt, ponasn«, ^ Svkvkois«!«! U8«,. u»«e. IllöSlIllöl mill MMW lMiielm kiuckou 8io boi kerling § koeksttob ^lieijei'Iaoen in allen Ztarltleilen 8502 . » ! ««> Sächsische VolkSzeilung — Nr. 204 — 21, Tezembe- 192l Das Rosenhaus Originalroman von Felix Na vor «2. Fortsetzung.) Währenddem so der Direktor ei» dichtes N:tz um seinen ahnungslose» Chef spann, trat Imma in das kleine Vorgemach, in dem Ottcn seine Geige stimmte, schwang triumphierend ecu weisies Blatt »ud rief: „Nun Hab ich den Wisch doch noch gesun den. Ich will ihn ailfbewcrhrc», um zu sehen, ob sich Ihre Pro phezeiung erfüllt. Aber jetzt wird es Zeit werde», dasi Sie vor Papa spiele», wie David vor .König Saul, »in seine Schwermut zu bau neu I . . . Leider nützt es nichts. Denn S'e können d'c Krankheit auch nicht wegzaubern . . . Hallen Sie sich ober im merhin bereit. Ich will mal Nachsehen, wie es- drinnen steht. ES ist da nämlich er» sonderbarer Brief gekommen —" Sic begab sich in das Speisezimmer, wo die bcidüi Herren zcchcnd bcisaiiimensasien — ein grosies Glas Würzwein, dem mit d,m wirbelnden Dampf «in feiner aromatischer Dust enisiteg. „Hallo." rief Iiiima bei ihren, Eintritt übermütig, „da wird ja lustig pokuliert. Iusseph, mir auch ein Glas." „Mädel." schalt ihr Vater mürrisch," mach nicht solchen Lärm. Dein lantcs Wesen geht mir auf die Nerven." Imma zog die Brauen hoch »nd warf dem Direktor einen i'orwurf-'vollen Blick zu. „Armer Pa," sagte sie, „oat dir Büch- tuig wieder mal den Kopf vollgeschwatzt? Dan» wollen wir also ichwcigcn und einen stillen Trunk tim. Evoe — es lebe das Nosenhaus!" Sie schwang den Römer mit der Schneidigkeit eines Korps studenten und stieß mit beiden an. Büchting neigte sich zu ihr und flüsterte ihr zu: „Es lebe die Rose vom RosenhauS!" Imma lachte ihn spöttisch an und erwiderte: „Nachtigall, ich hör dir trapsen! . . . Wen» Sic nichts Besseres w'ssen —" «Ich weisi Besseres, Rose!" „So? . . . Tan» schießen Sie mal los, altes Haus-I Aber »rst muß Pa seine Räucherkerze haben." Sic entnahm einer goldenen Zigorcttendose zwei dünne Papyroö, steckte die eine chrem Vater, die andere sich selbst zwischen die Lippen und setzte sie ,n Brand. Ein feiner, süsier, an die Düfte des Orients er innernder Wohlgcruch zog mit dem blauen Rauchuckräusel durch das Zimmer. Thicbolt vergaß über seiner Zigarette und seinem Schlaftrunk alles um sich her und döste vor sich hin. Imma blies lem Direktor den Rauch ihrer Zigarette ins Gesicht, klopfte Ihm kordial ans die Achsel und sagte: „Dann man los, altes HauSl" Büchting lachte leise und flüsterte: „Wie wäre es, wenn wir wieder mal eine Spritztour »ach Bonn machten? Zu einem fidele» Kneipabend mit einem flotten Tänzchen mit Le» Bo russen?" Imma fuhr wie elektrisiert empor. „Famos!" ries sie. „Das machen wir. Wann — wann?" „Sonnabend. Da legt sich der alte Herr schon nachmittags zn Bett und kommt erst andere» Tags wieder znm Porsche!». Wir haben dann Zeit genug. Halten Sie sich also bereit." „Schön." nickte Iinma. „Ach, die Borussen! . . . Himm lisch! . . . Aber jetzt müssen Sie gehen, Papas Glas ist leer und wir müssen ihn zu Bette bringe». Gute Nacht!" Der Direktor erhob sich, grüsile stumm »nd ging mit laut lose» Schritten hinaus. - Imma warf die verkohlte Zigarette i» die kupferne Aschen- schale und betrachtete ihren Vater. Er glich einer Ruine, die der Sturm zerschmettert hatte. Sollte Olten mit seiner Prophezeiung recht haben? W,e hatte er geschrieben? . . . Sie holte das- Blatt cn s der Tasche und las: „Rosen sind das Sviubol der Freude, aber Freude blüht nur, wo Liebe wohnt . . . Ilnd das ist das Geheimnis des Rosen- lauscs: Haß und Schuld! . . . Freude und Glück Halen dar'» keine» Rani», und die Liebe ist tot — darum sterben die Rosen." Wie ihr Vater so dalag, glich er eincni To'rn. Collie er 'hr über kurz oder lang entrisse» werden? Die grasil'che Kopf wunde wollte nicht veile» und vielleicht war er ,etzt 'chou ein Totgeweihter, ans alle Fälle aber ein Mensch o''nc Glück und Freude. Eine entsetzliche Angst packte sie. Sie sprang auf uno tchlang in wilde», Schmerz die Arme um ihn. „Nicht sterben!" riqf sie zitternd vor Angst. Thiebolt öffnete erstaunt die müden Augen. „Wer spricht Vom Sterben?" fragte er erschauernd. „Ich — ich meinte nur," erwiderte Imma, „weil d» da liegst wie tot. Schau mich a». damit ich sehe, dasi du lcbst . . Thiebolt suchte sich anfznrichtcn, aber sein Haupt s ei schwer zurück; er schloß die Augen undstöhnte vor Schmerz. Da glitt Imma ans die Knie, umfaßte ihn n»d flehte unter Tränen: .Sage mir, was dich quält, Vater! . . . Drückt dich eine Schuld? . . . Dann rede, enthülle mir die Vergangenheit »nd ich will an deiner Seite kämpfen." Thiebolt schaute sic mit zornige» Augen an. „Schweig." rief er heftig „wecke die Vergangenheit »licht und asi d'« Toten schlafen! . . ." Imma erhob sich und sagte mit finsterem G'sicht: „Wenn du kein Vertrauen zu mir hast, so kau» ich dir nicht helfe,'. Dann, will ich gehe» . . . Daß ich es nicht vergesse da ist ein Brief, der eben ankam." möge auf jede Weise de» Eindruck zu verwischen trachten, als ob man tu Rom die Deutschen liegen lasse oder ihnen mißtraue"; denn wen» schon jede Nation hierin empfindlich sei, so besonders die deutsche: „wegen ihres hochstrebende» Geistes". Kurz, es ist ei» äußerst sympathisches Bild, das man von dem Wirken des dritte» IesuitengeneralS erhält. Aber auch das Uuaugenehme ist mit der gleichen Offenheit behandelt. Das Bild seines Ordens, das »ns Verfasser aus gedruckten und un- gedruckten Ouelle» zeigt, ist ebenso verschieden von den ungeichick- ten Lobeserhebungen naiver Panegyriker wie von den stupiden Anfeindungen kritikloser Dilettanten. Mit der Borja-Biographie O. Karrers ist uns nicht nui eine der nniiahbarsten Hciligengestalten menschlich nahe gerückt, sondern sür das viclumstrittene Problem der Jesuiten einer der wertvollsten Beiträge geliescrt. Gemeinde- und Vereinsnachrichle« 8 Leipzig-GolstiS. Volksverein für das katholi sche Deutschland. Am Freitag sprach in unserer Ortsgruppe P. Erasmus Vom» ei st er O. F. M. von Halle über: Christ liche Ehe oder freie Liebe. Aus Wunsch des Elternrates der katho lischen Schule Gohlis »ahm er besonders Rücksicht aus die Folgen für die Kindererziehung. Die ernsten und doch leider jo not wendige» Aiisslihruiigeii des ersahrcncn Ordcnsmaiines begeg neten vollem Verständnisse. — Einen schönen musikalischen Rat)- men boten die Lieder Frl. Werners. Ihr und dem hochw. Redner sei auch hier herzlich gedankt. * Ehemniy St. Josef. Am Mittwoch den 4. Dezember hielt Herr Benedlktinerpater Dr. Nauen aus Wechselburg m unserer Pfarrkirche einen weiteren religiösen Vortrag. Den zohlreicheu Zuhörern wurde diesmal ein lebenswahres Bild von Pciruö und IudaS vor die Seele geführt. In Form und Jnhart m-islerlwster Red sahen wir diese Apostel in ihrem Beruf, in ihrer Sünde und ihrem Ende vor »nS stehen, ui» daraus zu lernen, wie wir die Gimde zu schätzen und zu unserem Heile gebrauchen sollen. — Montag den 12. Dezember hatten wir die große Freude. Herrn Pater in unserer Elisabethen-Konserenz vegrüsien zu dürken, in we'cher er den fast vollzählig erschienenen Damen einen Vortrag über die hi. Elisabeth hielt und die große Gottes- und Nächsten liebe als Vorbild hinstellte. Einen herrlichen Ersolg hatte dieser Vortrag, indem die Gebefreudigkeit uirü das Milleid mit den Armen und Kranken gesteigert wurde, mehrere neue Auwahmen erfolgten und die meisten Anwesenden sich erbötig machten, nach dem Vorvildc der hl. Elisabeth in stiller Weise den Ärmsten der Armen in dieser Weihnachtszeit eine Freude zu bereiten — An demselben Abend traten die Mitglieder des neugegründeten Iung- innnuervcreins zum ersten Male zu einer Versammlung zusam« iw".l. Herr Schuldirektor Richter hielt einen äußerst inter essanten Vortrag über die Entslehung der Stadt Chemnitz »nd die Gründling und den Verfall des ehemaligen Bencdiktincr- krosters auf dem Schlosiberg. Mit gespannter Aufmerksamkeit lauschten die jungen Leute diesen lehrreichen Worlen, die die Liebe »no das Interesse an der Heimat mächtig förderten. Ge sang »nd frohes Spiel unter der Leitung des Herrn Lehrer Wer. ze-, ihres VizepräseS, hielt die Jugend noch large bei sammen. Am !9. Januar nächsten Jahres- will der Jung- inäiiiiervcrcin in die Oesseiitlichieit treten, um durch einen Wertzeabend seine Schar zu vergrößern. ß Seitcndorf. Am 14. Dezember trafen hier, begleitet von der ehrwürdigen Frau Generalassistentin zwei barmherzige Schwestern, Mägde Mariens, ans dein Mvtterhanse von Poremba ui Oberschlssien, ein, um in unserem Orte die Hattskraukenpflege zu übernehmen. Tamir ist ein lange gebegter Wunsch der Be völkerung erfüllt und eine,» dringende» Bedürfnisse abacholfen. Im Pfarrhause. wo sich Herr Gemeindevorsiaud K üh » « l, zwei Herren vom Gemeinderaie und die Vorstände der Vereine sich eingcfunden hatten, fand eine kurze Begrüßung der Schwestern sta't. Mii ihrem Willkomiue»ar»sie überreichten die Verein-s- bvrstönde Geldgeschenke, damit sich die Schwestern bald häuslich iiir'ck'leii können. Die Geiueiude wcisi es Herrn G. m-i »bevor - stnnd Kulme »nd dem ganzen Gemeinderaie sekr zu danken, dasi die WohuiingSmiete und die Kosten der Hcizinn aus der Ge- meindckasie bestritten wird. Möge die neue Eiurichn iig viel Segen stiften. A. Literatur Vier-O-nellen-Verlag Augustin Wibbelt, Sein Leben und sein 'Werk. Von Alexan der Baldus >lart. 12 M.>. Das Werk ist in erster Linie sür d'; View,, arme', trostbedürstigen Seelen bestimmt, die Wibbeis Jrciidcnbotschast noch nicht gehört. Es soll ihnen ein Wegweiser, ein Fübrer sein, zu de», Manne, der gerade in der heutige:, trüben Zeit so »nc-idlich viel Freud- und Friedvolles zu geben vermag. Möge es dazu beitragen, dgsi Wibbels- Wort »niu:r mehr gehört wird »nd immer größeren Aiiklang findet. — D -r „Familienbuch" sgebunden 2» M.) des gemülsllcscn und Cie gab ihm das weiße Kuvert; er riß es auf und sagte nninutig: „Wahrscheinlich wieder ein Bettelbrief . . ." Daun 'as er mit halblauter Stimme: „Lieber Bruder! Wenn diese Zeile» in Deine Hände kommen, bin ich nich-mchr unter den Lebenden. T< nn bit.e ich Dich, nimm Dich meines Kindes an, das allein in der Welt steht . . . Menre Frau ist im vorige» Jahre gestorben, meine Tochter Hella ist hcimattoS. Bei dein Andenken unseres Vaters veschwörc ich Dich: mini» Dich der Waise an! Lei gut zu ibr. gib ihr eine Heimat und mache das llni rckt gut. daß Du mir augcla» hast. Dein Bruder Hellmers." Nachschrift: „Mein teurer Vater ist seiner schwe>«ii Krankheit erlegen. Seinem Wunsche folgend, w-rde ich mich in den nächsten Tagen bei Dir eliifinden, lieber Onkel. In zwischen grüßt Dich Deine Nichte Hella Hellmers.' Thicbolt zerknitterte den Brief und rief erregt: „Ich Hab« — keinen Bruder! und das Mädel geht mich nichls au. Ich will sic nicht sehen." Er schlug mil den Fäusten wild »m sich und wchte sich z» erheben, fiel aber trasllos zurück. Imina suchte ihn zu beruhi gen. „Was ist denn?" fragte sie erschrocken. „Die Vergangenheit — wird lebendig!" schrie er. „Die Tölen — stehe» auf! . . . Iiisieph, schütze mich!" Der Diener eilte bestürzt herbei, nahm seinen Herrn in di« Arme und sagte: „Bin schon da, Här! . . . Ich laste keinen ranl' Dan» gab er Imma ei» Zeichen: „Olten soll kommen, r« ist die höchste Zeit! . . . Imma eilte hinaus und gleich daraus trat Olten ein. Er K'tzte die Geige an und spielte ... Es war ein traurig Lied — so wie es Thiekiold liebte . . . Dre Geige schluchzte und weinte, sang von verflossenen Stunden de"- Glücks, von Leid »nd Schmerz, von butercr Nor und tausend Sorgen . . . Weich und innig entquollen die Töne dem alten Instrument, die Seele des Künstlers klang mit. weint« und schluchzte. Weich und zärtlich wie liebe M'»'tcrhä»dc stre>- chelten die Töne den Kranken und es klang fromm und andächtig wie ein Gebet , . . Der kranke Mann wurde über de» milden Zaulwrklängea ruhig und schlief ei». Da schwieg die Geige und ihr M» stcr ging still nach Hanse . . . Die Lichter erloschen. Ein Traum ging durch las still« Hank. . . . Die Sterne zogen auf »nd schauten ernst und serer- 'ich herab auf die Erde und aus das einsame Haus wie mild«, gütige Engelsaugen .. , (Fortsrduna solgt s