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nationale und internationale. Durch ein radikales Vor« gehen sucht eine der anderen den Boden abzugraben. In dem diese Parteien auch sonst mit inneren Zwistigkeiten zu tun haben, bot die russische Revolution einen willkommenen Anlaß, durch einen „Aufruhr" die Aufmerksamkeit von die« sen mißlichen Verhältnissen abzulenken. Der in dasselbe Programm aufgenonnnene Generalstreik, zu dem der „Prawu lidu" heute aufruft, soll am 28. d. M., am Tage des Zusammentritts des Reichsrates, in ganz Oesterreich durchgeführt werden. Für Prag hat er wieder einen oder mehrere Schreckenstage zu bedeuten. Denn es ist zu beden ken', daß seit den jüngsten Ereignissen die tschechische Be- vöDkerung mit den Sozialdemokraten sympathisiert: Der tschechische Volksrat, in dem alle Parteien vertreten sind, beschloß, in Sachen des allgenieinen Wahlrechtes mit beiden sozialistischen Parteien gemeinsam vorzugehen; der Verein tschechischer Staatsbeamter erklärt in seinem Organ, sich dem Generalstreik der Sozialdemokraten anschließen zu wollen usw. Welch ungesunden Auswüchse die ganze Bewegung gezeitigt hat, zeigen die Tatsachen, daß die Prager Polizisten und ihre Familien von der ganzen Bevölkerung boykottiert werden, daß auch die Franca in Versammlungen und auf der Straße eifrig für das allgemeine Wahlrecht eintreten, daß das neue Organ der tschechischen Gymnasiasten „Voluost' (Freiheit) auch diese zum Kampfe für das allgemeine Wahl recht auf der Straße aufrnfen darf; die Organisationen der tschechischen Universitätsstudenten haben schon bei den letzten Unruhen ihren Uebergang zur Sozialdemokratie erklärt. Dar „Kriegsberichterstatter", ein Nevolverblättchen, das dem russisch-japanischen Kriege sein Entstehen verdankt, hat sich speziell der ganzen Bewegung zur Verfügung gestellt. Die Regierung kann mit ziemlicher Ruhe die Ereignisse an sich herankommen lassen. 40(1 der ärgsten Krawallmacher sind eingesperrt, und der Prager Bürger hat immer noch zu wenig Erfahrung im Revolutionieren, um gegen die Waffen der Polizisten und Soldaten aufkomnien zu können. — Die böhmischen Postbrdienstcten beabsichtigen, in die passive Nennen; einzutreten. Eins ähnliche Stimmung soll auch unter den Angehörigen der Finanzmache herrschen. Niederlande. — Die niederländischen Truppen nahmen in Soppeng (Insel Celebes) zwei Stellungen. Hierbei verloren sie einen Mann. Sechs Mann wurden verwundet. Der Feind hattc 41 Tote lind 4 Verwundete. In Wotoe versuchte der Feind ebenfalls Widerstand zu leisten. Hierbei fielen der Anführer und 85 seiner Leute. Der Verlust der Truppen betrug zwei Verwundete. O?nstland. — Tie Bürger von Bulawayo beschlossen, gegen den mangelhaften Polizeischutz in der Stadt und dem Bezirk sowie dagegen zu protestieren, daß die Behörden die Ein geborenen von Süd-Nhodesia im Gebrauch von Feuerwaffen eiiulben, weil dies eine sehr ernste Gefahr für das Leben und den Besitz nicht nur der weißen Einwohner des Landes, wie sich im Aufstande von 1806 gezeigt habe, sondern auch für ganz Südafrika bilde. Es wurde weiter beschlossen, den Vorsitzenden der britischen Südafrikanischen Gesellschaft von vorstehenden Beschlüssen in Kenntnis zu setzen und den Ad ministrator von Süd-Nhodesia um Mitteilung derselben an den Kolonialminister Lyttleton und den Oberkommissar für Südafrika Eearl of Selborne zu ersuchen. Dänemark. — Kopenhagen war festlich geschmückt, als die norwe gische Deputation zum Empfang durch König Christian nach dein Schlosse Amalienborg fuhr. Im Nittersaale hielt Storthingsprnsident Berner eine Ansprache an den König und bat ihn uni seine Einwilligung dazu, daß Prinz Karl die Wahl als König von Norwegen annehme. König Christian gab diese und erwiderte in bewegten Worten. Nach dem feierlichen Akte begab sich die Deputation nach dem Palais König Haakons und überbrachte Gruß und Glückwunsch des norwegischen Volkes. König Haakon ist vom König von Dänemark zum Admiral in der dänischen Flotte ernannt worden. Norwegen. — Der neue König hat folgendes Tclcgramm an den Storthing gerichtet: „Mit Erlaubnis Sr. Majestät des Königs, meines erlauchten Großvaters, akzeptiere ich die Wahl zum König von Norwegen, indem ich den Namen Haakon VII. anüehme und meinem Sohne den Namen Olaf beilege. Meine Gemahlin und ich flehen Gottes reichsten Segen über Norwegens Volk herab. Wir wollen unser künftiges Leben seiner Ehre und seiner Größe weihen." — König Haakon VII. wird als äußeres Zeichen da für, daß die einstimmige Wahl des Storthing auch die volle Zustimmung des amtlichen Deutschlands gefunden, auf seiner Fahrt nach Christiania von dem deutschen Kriegs schiffe Braunschweig begleitet sein. — Die Eidesleistung des Königs Haakon im Stort hing wird am nächsten Montag 12 Uhr erfolgen. Rußland. — Geueraladjutant General Dubassow stellte fest, daß in Tschernigow alle Maßregeln gegen Unruhen getroffen sind. Die Provinz ist beruhigt. In Moskau kehrten die Arbeiter einiger Fabriken, die gefeiert hotten, an die Arbeit zurück. In Tiflis erklärte sich die Mehrheit der Vertreter der äußersten Linken gegen den Ansstand. Die Professoren und Schüler erklärten sich für Aufnahme des Unterrichts. Georgien ist ruhig. Mitglieder des Kiemer Stadlrates verlangten die Einberufung einer außerordentlichen Sitzung, um die Regierung zu bitten. Maßregeln gegen neue GtsenbahnerauSstände und ihre Verbreiter durm die Presse zu treffen. In sämtlichen Warschauer Fabriken ist die Arbeit wieder ausgenommen. — In Moskau setzte der Semstivokonkreß seine Be ratung über die Beziehungen zur Regierung und Graf Witte fort. Die meisten Redner beantragen, der Regierung das Vertrauensvotum, aber nur unter gewissen Bedingungen zu erteilen. Türkei. — Die angekündigte Aktion der Mächte erzeugt tyelo grundlose abenteuerliche Gerüchte. Der Gedanke an eine Erhebung der Muhammedaner gegen die Christen im allge meinen oder gegen die Europäer im besonderen ist nur ein Schreckgespenst. Solche erregte Stimmungen müßten künst lich erzeugt oder von oben anbefohlen werden. Unbegründet ist das Gerücht, daß die Pforte für die Inseln Mytilene, Lemnos und Tenedos, sowie für die kleinasiatischen Häfen Verteidigungsmaßregeln ergriffen oder vorbereitet hätte. Dagegen soll im letzten Mnisterrat eine Kommission mit der Abfassung von Instruktionen für den Kommandanten der Dardanellen für den Fall des Ersä-einens und einer Lan dung der Demonstrationsflotte beauftragt worden sein. In intelligenten und informierten türkischen Kreisen herrscht die Meinung vor, daß die Pforte unbedingt nachgeben muß. — Schemsi-Pascha ist am Sonntag mit 4 Bataillonen und 3 Eskadrons und 4 Geschützen von Prizren zur Straf expedition nach dem albanesischen Gebiete Ljuma abge- gangen. An der Brücke des Trinaflusses hatte er uner warteter Weise ein mehrstündiges Gefecht zu bestehen, und ein kleines Gefecht beim Einmarsch in den Hauptort des Ljuinesischen Gebietes Parmdsi, 37 Kilonieter von Prizren. Die Truppen l)atten 3 Lote und 6 Verwundete. Die Alba nesen verloren 27 Tote und 60 Verwundete. Es wurden Schemsi-Pasclxr 2 Bataillone nachgesandt. Slus den deutschen Zroloriien. — Der Tod Hendrik Witbois wird durch eine noch malige Meldung des Kapitäns Goliath bestätigt. Der Ueber- fall, bei dein er durch einen Schuß in den Oberschenkel schiver verwundet worden ist, hat sieben Kilometer westlich von Fahlgras ans einen Proviantwagen der dritten Batterie stattgefnnden. In der Meldung des Generalleutnants von Trotha heißt es weiter: Die Bande Witbois soll in den letz ten Wollen durch Durst und Entbehrungen viele Menschen und angeblich alle Pferde verloren haben. Sie beginnt sich scheinbar im Lande zu zerstreuen, doch ist nicht ausgeschlossen, daß sie sich mit Eintritt der Regenzeit wieder um den Ka pitän sammelt. Gegen die Bande Simon Goppers hatte am 2. November die erste Ersatzkompagnie unter Oberleutnant Pabst einen Erfolg zu verzeichnen. Nach Meldung des Majors von Estorff zieht Simon Copper jetzt der englischen Grenze zu. Seine Spuren haben sich im Dünensand des Nossob verloren und eine weitere Verfolgung ist bei der jetzigen Trockenheit unmöglich. Cornelius wird verfolgt. Etwa 400 Hottentotten, Weiber und Kinder, sind von den deutschen Patrouillen znsammengetrieben worden und sollen ans der Haifisch-Insel bei Lüderitzbucht interniert werden. — Telegramm aus Windhuk: Am 0. November d. I. bei Alurisfontein gefallen: Reiter Taraba (Feidart.-Neg. 74). Verwundet: Reiter Rennwantz (Feldart.-Reg. 71), Reiter Krebs (Feldart.-Reg. 71), Reiter Kotecki (Feldart.-Neg. 56). Sächsischer Landtag. Dresden, 21. November 1905. Zweite Kammer. In der heute vormittag 10 Uhr abgehaltenen 14. öffentlichen Sitzung bildeten den Gegen stand der allgemeinen Vorberatung mehrerer Anträge der Finanzdeputation und II. Sämtliche von den Deputa tionen beantragten Positionen wurdcu angenommen. — Nächste Sitzung Donnerstag den 23. November. Tages- ordnung: Petitionen. AuS Stadt und Land. Dresden, den 21. November 1905. Tageskalender für den 22 November. 1903. ) Dr. Th. Gaedertz in Lübeck. — 1903. j- Graf Franz von Waldersce zu Meesendorf. — l992. Gehcimrat Friedrich Alfred Krupp. — 1900. I Arthur Sulivan zu London, hervorragender englischer Komponist. — 1780. * Konradin Kreutzer zu Meßkirch, Opern- und Liedeekomponist (Nachtlager von Granada, Kapelle, Schäfers SonnragSlicd, Der weihe Hirsch u. a.). --- l7l0. * Friedenmii» Bach zu Weimar (gen. der Hallesche Bach), Bruder des berühmten Johann Sebastian Bach, Kantor und Komponist. 23. November. 1904. Angriff der WilboiS aus Kub. — 1902. Beginn der Räumung Shanghais von fremden Truppen. — 1890. -f Wilhelm UI., König der Niederlande. — 1870. Bayerns Beitritt zum Deutschen Reiche. — !845. * Karl Begas zu Berlin, hervorragender Bildhauer der Gegenwart. — 1719. Gründung der Fauna Bceitkops <L Hävtel zu Leipzig, ältester und bedeutendster Mnsikalien-Verlag Deutschlands. —* Wetterprognose des König!. Sachs, meteoro logischen Instituts zu Dresden für den 22. November. Witterung: heiter Und trocken. Temperatur: rnsternormal. Wind- urwrung: Ostwind. Luftdruck: hoch. —* Ihre Majestät die Königin - Witwe hat sich gestern abend 7 Uhr 7 Minuten ab Hauptbahnhof nach Brüssel zu den Betsetznngsfeierlichkeiten Sr. König!. Hoheit des Grafen von Flandern begeben. — * Die feierliche Konsekration des katholi schen Teiles der Garnisonkirche fand am verflossenen Sonntag statt. Sie war von dem verstorbenen Herrn Prälaten Maaz bereits am 28. Oktober 1000 benediziert worden. Die Feier nahm der hochwürdigste Bischof unter Assistenz der yochwncdigen Herren Kanonikus Superior Fischer, Militärpfarrer Rentsch, Konsistorialrat Hartinann, Pfarrer Rudolph, Kaplan Ghezzi und Seminaroberlchrcr Klaus aus Bautzen vor. Hierauf folgte ein vom hochwürdigsten Bischof zelebriertes Pontifikalamt, »voran sich das Tedenm nnd der sakramentale Segen schloß. Während der kirchlichen Feier sang der Militärkirchenchor unter der tüchtigen Leitung des Herrn Direktor Walde in ganz vorzüglicher Weise. —* Charakteristisch für die hiesige „Deutsche Wacht" ist die folgende Stelle aus einen: am letzten Sonntag verteilten sozialdemokratischen Flug blatt: Zur Stadtverordnetenwahl. Es heißt da: „Ein Stadiverordneter läßt sich 5000 Mark schriftlich versprechen, wenn er dafür einlritt, daß die Stadt dem Geber dieses „Trinkgeldes" eine Baustelle abkanft. Derselbe Stadt verordnete pumpt einem Fabrikanten 13 000 Mk. ab; der Fabrikant bekommt nachher, natürlich ganz „zufällig", ans Betreiben von vier Stadtverordneten (A hl Helm und Genossen) eine städtische Arbeit zugeschanzt, die die bisher liefernde Firma gut und billiger ausführen wollte. Der Fabrikant und die Stadtverordneten sind stramme Antisemiten und gute Freunde, selbstverständlich wieder ganz „zufällig". Dem pumpenden und trinkgeldnehmenden Stadtvater wird die Geschichte unhaltbar — er erhängt sich. Sein Parteiblatt, die „Deutsche Wacht" widmete ihm aber einen Nachruf, indem cs u. a. hieß: „einer der tatkräftigsten Anhänger und Förderer der Reformpartei" sei „infolge eines. Schlaganfalls (!) ge storben." Der Name des Verstorbenen sei „unlösbar mit der gesamten reformertschen Aufklärungsarbeit ver quickt." Cl. habe seinen Platz als Obinann der Reform- Partei «ehrenvoll" (I) behauptet; er sei „ein lauterer Charakter (!) auch in seinem Privatleben gewesen, das „Muster" (!) eines tapferen Kämpfers." Das ist Vertuschung, Heuchelei und Ver- logenheit in üppigster Blüte. Was sagt die Bürger- und Wählerschaft dazu?" — —* Die hiesige antisemitische „Deutsche Wacht", welche wegen ihrer widerlichen Knlturkän Pferei als Organ der Reformpartei abgesetzt wurde, hat in ihrer Sonntags- nummer einen Leitartikel: „Heerschau des österreichi schen Ultramontanismus." Dieses Elaborat ist nicht ans dem redaktionellen Mistbeet gewachsen, sondern fremdes Produkt. Derselbe Artikel findet sich wortgetreu in der Sonntagsnummer der „Leipziger Neuesten Nachrichten" und anderer Blätter. In dem Leipziger Blatt hat er den Zusatz: „Man schreibt uns aus Oesterreich." Co führt das Blatt alle Zuschriften ein, welche es vom „Evan gelischen Bund", dem Drahtzieher aller solcher Machinationen nnd Hetzereien, enthält. Leipzig. Daß die „Genossen" von Altranstädt nach nach der Musik tanzen, die von politisch und gewerkschaftlich organisierten Musikern gemacht wird, werden die wenigsten unserer Leser wissen. Zur allgemeinen Ergötzung lassen wir den betreffenden Abschnitt aus der „Leipziger Volks- zeituug" von >8. November hier folgen: „Gleichzeitig sei bemerkt, daß zur Kirmes in Altranstädt die Musikkapelle Plato von Großlehna spielt, deren Mitglieder nicht politisch organisiert sind. Wir erinnern unsere Mitglieder und Genossen an den Beschluß unseres Vereins, nur Musiker, die Politisch und geivertschofllich organisiert sind, spielen zu lassen, oder nach deren Musik zu tanzen." L. Leipzig-Plagwitz. Der vierte Familienabend unserer Gemeinde verlief in ungetrübter frischer Fröhlichkeit. Um 8 Uhr unr kein Platz mehr im Lindenfelssaale zu bekommen, selbst in den entlegenen Winkeln nicht, wo man von der Bühne und dem gediegenen Spiel unserer „Mimen" wenig oder gar nichts sehen konnte. Das inhaltsreiche Programm bot dank der treuen Mitwirkung geschätzter Kräfte — ihrer Namen sind zu viele, als daß man sie einzeln anfzählen könnte — ein abwechselnngsvolles, immer schönes Bild. Llald sprudelte ein schier unversiegbarer Onell köstlichen Humors, so in der mit seltener Natürlichkeit wiedergegebe nen Rolle des „Kaspar", bald zeigte sich fein empfundener Ernst, bald temperamentvolles Spiel, wir erinnern nur an Gebrüder „Giitermann", ohne die beiden „alten Jungfern" zu vergessen, die gewiß nicht diesen ehrsamen Beruf für ihr Leben wählen werden — kurz das Programm hielt sich den ganzen Abend in gleicher Höhe, angcfangen bei der von der Firma Gustav Schaarschinidt-Plagwitz uns gütigst gestellten Gramniovhoniniisik, den interessanten Vortrag des „jungen" Schulmanns nnd den mit ganzer Seele erfaßten und deut lich zum Ausdruck gebrachten Sologesängen zweier Mitglie der des Kirchenchors bis zu den wirklich glockenreinen, klang vollen Tönen des ans künstlerischer Höbe stabenden Doppel- gnartetts. Das alles war sehr erfreulich, am erfreulichsten aber war die Tatsache, daß die Damen und Herren, die sich an dem Genieindefeste aktiv beteiligt haben, in selbstloser, opferfreudiger Weise ibre Kräfte zur Verfügung gestellt und sogar die mit erheblicheil Ausgaben verbundenen Auffüh rungen aus eigenen Mitteln bestritten haben. — Bravo! Das ist die rechte Arbeitsweise, das bringt uns vorwärts! Möge das edle Tkispiel zahlreiche Nacheiferung finden. Lichtentanne. In Nr. 200 war geschrieben worden, daß die Antwort des hiesigen Schulvorstandes ans ein Ge such der Lichteiltanner katholischen Familienväter um lieber- lassnng eines Schnlzimmers zur Abhaltung katholischen Religionsunterrichtes direkt ablehnend gelautet. Wenn auch für Mittwoch und Sonnabend ein Schnlzimmcr an geboteil sei, so ändere dies an der Sache nichts, da es dem Herrn Pfarrer an diesen Nachmittagen nnnwglich war, den Lichteiltanner Unterricht zu erteilen; ja, da man dies dem v. Schulvorstand ausdrücklich betont habe, habe man sein Angebot als Absicht auffassen müssen. Tie Zuschrift des katholischen Pfarramtes zu Werdau in Nr. 264. die eine Berichtigung sein sollte, bestätigt mir unsere Aus lassung in Nr. 260. Denn nach ihr wird zu den beiden znnl Religionsunterricht allein möglichen Nachmittagen die Ueberlassiing eines Schulzimmers direkt abgelelmt, nnd zwar „weil der Schulvorstand einerseits die Schnlzimmer bis 4 Uhr nachmittags nicht entbehren kann, andererseits weil er ans Fürsorgepflicht für die Sicherheit der Kinder auf dem Heimwege fürchtet, besonders in den kurzen Wintertageil". Wir können nicht gut emsehen, wie in zwei großen Schulhäusern bei nur etwa 720 Kindern, von denen gewiß nur ein Teil Nachmittagsunterricht hat, kein einziges Zimmer zur Erteilung katholischen Religionsunterrichtes frei sein oder bei etwas Entgegenkommen freigemacht werden kann. Andererseits ist die liebevolle „Fürsorge" des Schulvorstandes für die katholischen Kinder so einzig dastehend, daß sich manch anderer Schulvorstand und selbst kath. Neligionslehrcr ein Beispiel daran nehmen könnten, denn ill über 40 Orten, darunter Crimmitschau und Meerane von Werdau ans, wird laut Bennokalender noch nach 4 Uhr bezw. erst von 4 Uhr und später an Religions unterricht erteilt. — Gewiß ist in all' diesen Fällen eine andere Unterrichtszeit nicht möglich. — Der liebevollen „Fürsorge" des Lichteiltanner Schulvorstandes würde es bester zu Gesicht gestanden haben, wenn er mit dazu bei- geirngen hätte, daß die katholischen Kinder nicht in einer Wirtschaftsstube unterrichtet werden müssen, sondern in einem Schnlzimmer; denn die kurzen Wintertage dauern höchstens 10 Wochen und sind bald dahin, sodaß dann wenigstens in den übrigen 30 Schulwochen die katholischen Kinder sich eines Schnlzimmers und damit wahrer „Für- sorge" ihres Schulvorstandes hätten erfreuen können. Wie die liebevolle „Fürsorge" in Wirklichkeit anssiebt. davon weiß mancher Lichtentanner katholische Familienvater, der seit Jahren vier wohnt und die Verhältnisse besser kennen gelernt hat. ein Liedchen zu singen. Sollen erst noch Namen und genaue Details genannt werden? Deshalb sehe man doch davon ab. uns, die wir die hiesigen Ver hältnisse seit Jahren nur zu gut kennen und am eignen Leibe erfahren haben, eines anderen belehren zu wollen. (Fortsetzung in der Beilage.)