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Mentag d«n 18. Oktok, 1820 ^ 239. bei'« , '!Ä gegen diese kaltblütige und rücksichtslose Nichtachtung der Bevölkerung Elsaß-LothriiigenS und ihrer Meinung" erheb» r« Blatt, .mit der denkbar größten Energie entrüsteten Prokest" und ahn fort! .Was man aus dem Gebiete unseres Schulwesens erreicht Hot. di« jammer volle Sabotierung unsere« Vollüschule, lie ist di« tränenswerte Frucht diese» Sich-HInwegsetzens über die Reckte und Freiheiten unseres Landes Elsaß-Lothringen." Das Austauchen des neuen Konfliktes hat den Generalkommysur veranlaßt, die Bezirks- unterrichisräte wieder einzusehen. Der Bezirks» nterrichtS» rat für das Nnterelsaß hat nun ken chm durch den Prä- festen vorgelegten Straßburger Gemeinocralsbeschluß in geheimer Ab stimmung abgelehnt (10 Stimmen waren dagegen, eine — offen- bar „iiinersranzösische" — Summe la«ür und ein weißer Zeitel) DaS offizielle Kommunique besagt: „D-r Rat hat n ich einer Diskussion, an welcher nach und nach ein jedes »einer Mitglieder teilnahm, die Meinung bekundet, daß dem Beschluß des Straßburger Gerneinderaties nicht sta »gegeben werden könne. Das Gesetz von' 5. März 1850, das in Elsaß-Lothringen bestehen bleibt, schreibt tatsächlich vir Einhaltung von getrennten Schulen für jeden in der Gemeinde eingssühtten Kul tus vor. Dieses Gesetz läßt nur zeitlich beg-enzte Ausnahmen zu und auf Grund von besonderen Umständen. Nun geht aber weder auS dem Tert noch ans dem Straßburger Gemcu'.derarsbeschluß, noch, aus den Diskussionen, zu denen er Veranlassung gegeben hat, hervor, daß jene Versammlung sich au» Ausnahmezustände hätte berufen wolle», noch auch daß sie di« Absicht geh'dt hätte der verlangten Erlaubnis ein« zeitliche G,*nze z» setzen." Eine K»ttdatbun«i Fehrenbach s In der ersten Numiner der „O b e rs ch I e s i I ch e n Rund schau" erläßt Reichskanzler Fehrenbach solgene Kund gebung über Oberschlesjen: Deutschlands Lage ist ernst und schwer, aber nicht hoff nungslos. Hart lastet auf uns die Faust der Sieger, die uns nicht glauben wollen, daß nur unsere wirtschaftliche Wkedergencsung auch ihnen die erwarteten Vorteile bringen kan». Sie hegen immer noch den Argwohn, daß Deutschland seine wiedergewonnene Kraft nicht in den Dienst des Friedens, sondern zur Befriedigung irgend einer Revanche verwenden würde. Der Glaube an de» ehrlichen Willen des deutschen Volkes, den durch den FriedenSvcrlrag übernom mene» Verpflichtungen nachzukommen und zu seinem Teile an der Wiedererrichtung europäischer Kulturgemeinschaft beizutragen, muß Allgemeingut der Völker und Staate» werden. Nur so kann eine At mosphäre intrrna'ionale» Vertrauens geschaffen werden. Den Glau ben an Deutschlands ehrlichen Willen überall zu heben und das deutsche Volk in den Stand zu setzen, die Leiden des Krieges zu über winden und am Neubau des Deutschen Reiches mitzuwirken, ist die vornehmste und größte Aufgabe, die der dentschen Regierung gestellt ist und zu deren Erfüllung alle initarbeiien und ihre Kraft einsetzcn müssen. Wir verirauen, daß diese groß- und schwere Aufgabe gelöst wird, denn unerschütterlich lebt in uns die Ueberzeugung von der un verwüstlichen Lebenskraft des deutschen Volles und einein unbeugsamen Willen zum Lebe». Unser Volk, das wie kein anderes gemeinsame Not getragen hat und trotz der schwersten Erschütterungen, die ihm der verlorene Krieg gebracht hat, die Ent schlossenheit zum Wiederaufstieg auS dem tiefen wirtschaftlichen und moralischen Elend bewahrt hat, trägt in sich die Bürgschaft eines neuen starken Lebens, die auch die Stürme, die seit den Nevolrrtionsiageu über unser Vaterland dabingebraust sind, bestand. Ich trage die Zu versicht. daß wir auch über alle Schwierigkeiten und Gefahren, die uns noch bevorslehen. hinwegkommen werden. Wir sind gerettet, wenn wir inTreue z» s a m m e n st e h e n und uns bewußt bleiben, daß wir alle ein gemeinsames Schicksal tragen und wir durch unvergeß liche Schich'atsaemeinlchast miteinander verbunden sind. Dieses Bewußtsein muß insbesondere auch im oberschlesi schen Volke stark und lebendig sein, denn gerade von unseren ob.l'chlesischen Brüdern wird das offene Bekenntnis zum deutschen Volke und Vaterlande gefordert. Ganz Deutschland blickt heute auf den Kampf, den das oberschlelisch- Volk um seine Zukunft auSfechten mnsi. Die deutsche Negierung ist sich bewußt, daß der besond»- ren Eigenart des oberschlesische n Landes und Volkes weit mehr als es in der Vergangenheit geschehen Ist, Rechnung getragen werden muß, und ist entschlossen, den Ansprüchen der Obelfchllesier, soweit cs im Rab- nmn der V,n-fassn»g des Deutschen Reiche« möglich ist, nachzukommen, Obers chlesien wird über seine staatliche Zukunft selbst entscheide». Fällt die Entscheidung zugunsten Deutsch lands ans mit dem es eine tausendjährige Geschichte verbindet, dann darf eS gewiß sei», daß ihm die Selbständigkeit gewährt wird, di- es im Nahmen der Verfassung und Im Staatsvcrbande des Deut scheu Reiches erhalten kann. gez. Fehrenbach. Das Dilemma von Genf P«ri», IS. Oktober. HavaS berichtet aus London, daß entgegen in den verschiedensten Kreisen verbreiteten Gerichten keine Meinungsverschiedenheit zwischen der französischen und der englischen Regierung in bezug auf die Konferenz von Senf gemäß den in Spa getroffenen Vereinbarungen bestehen, deren Aufgabe bekanntlich sei, mit den deutschen Delegierten die Frage der Wieder gutmachung zu besprechen. Hava« fügt noch hinzu, die beiden Regierungen, sowie die belgische Regierung seien in diesen Punkten vollständig einig. Augenblicklich würden Verhandlungen gepflogen, um genau den Charakter und die Aufgaben der vorbe reitenden Sachverständigenkonferenz zu prüfen, deren Zusammen- berufnng kür notwendig gehalten werde. London, 17. Oktober. Wie Reuter erklärt, sind die französische, die englische und die belgische Regierung einmütig der Meinung, daß es wünschenswert »st, in Genf eine Konferenz abzuhalten, um mit den deutschen Delegierten über die Lntschädungen zu beraten. Die drei Regierungen sind gegenwärtig mit Beratungen beschäftigt, die bezwecken, den genauen Charakter und die Obliegen heiten ttner Vorkonferenz der Sachverständigen festzusetzen, deren Notwendigkeit anerkannt worden ist. Paris, 17. Oktober. Nach einer Londoner Meldung des Journal sind die Vorschläge der französischen Regierung in der WiedergutmachungSfrage in London nicht günstig ausgenommeru worden. Lin wesentlicher Vorschlag Frankreichs sei gewesen, sich im Augenblick auf Verhandlungen der Sachverständigen zu beschränken und das spätere Vorgehen dem WiedergutmachungsauS- schuß vorzubehalten. Sine gestern abgegangene neue Note Lord TurzonS erklärte, das Abkommen von Spa schließe in sich die vollständige Ausschaltung der WiedergntmachungSkommission. Die englische Regierung sei geneigt, alle technischen Beratungen anzu nehmen, um tue Regelung zu beschlermigeu, aber sie sei der Ansicht, daß ihre Auslegung des Abkommens von Spa als aus Tatsachen beruhend angesehen werden müsse. Die Note se» sehr höflich im Ton, aber sie bringe die Meinungsverschiedenheit klar zum Ausdruck Die Verhandlungen wurden fortgesetzt. So habe gestern nachmittag der sranzöstsche Geschäftsträger mit Lord Curzon eine Unterredung, Ter Verirrter des Journal in London fügt hinzu, man schreibe Lloyd George die Absicht zu, eine neue Konferenz der Mi n i st erpr äsidenten znsammenznberufen, an der nicht nur die alliierten Ministerpräsidenten, sondern auch die von Deutschland, Oesterreich und Bulgarien teilnehmen sollten. Paris, 17, Oktober. In einem Leitar ikel über die Wieder- guimachungsfrage macht däS Journal des DäbatS Frankreich den Borwur», daß cS in dieser Frage seine Methode gehabt haoe und dadurch Zeit verloren Hüne Frankreich dürfe weder in London noch in Berlin die Ansicht ailfkoimneii lassen, daß man die Aoschätzuna der Schäden zu hoch greife und daß man die Aufstellung der Kontr verzögere, um sich Gelegenheit zu diplomatischen oder militärischen Pressionen zu verschaffen. Nur eine loyale und korrekte Politik könne Frankreich den Beistand seiner Alliierten sichcrstellen und seil ein Schuldner den Respekt für Frankreichs Recht auszwingen und die Rückkehr zum normalen Leben vorbereiien. Vereinig e Staaten von Rußland Nrvyork, 17. Ost. Nach Berichten aus Washington be absichtigen Weikrußlond, die Ukraine und das Kosakengeb et ein Bündnis gegen Sowietrußland zu schließen, das in der kommenden Woche als dieVereinigtenStaaten vonRuß- land proklamiert werden soll. Als erster Präsident wird wahr scheinlich Wrangel lungtercn DaS erste Kabinett sei eine Wieder herstellung der Kerenski-Rcgierung. Die einzelnen Hin een der ge nannten Gebiete lolstn eine Stärke von rund 3^0000 Mann Huben. Die Bereinigten Staaten von Amerika haben Admiral Occ lly nach der Krim entsandt, um von General Wrangel weitere Aufklärungen zu erbitten Wilna Lordvn, 16. Oktober. Die .Timi-S" meldet ans Warschau, daß die Vertreter Englands und Frankreichs Marichall Pilsudsky eine gemeinsame Note ihrer Negiernngen bezüglich der Wilna- Frage überreicht haben. Man vermutet, daß die Alliierten dt« polnische Regierung für die Besetzung Wilnas ver antwortlich machen wollen. Ein Erfolg Wrangel» Stonstantinopel, 17. Oktober. Gin Fnnkentelrgramm vom 14. Oktober meldet, daß im Abschnitt von Mariampol Kämpfe gegen die zum Angriff übe» gegangenen russischen Tnrppen stattsanden. An dem rechten Dnjepr-Ufer geht der Angriff erfolgreich weiter. Sie haben Niiopol eingenommen, 8600 Gefanaenene gewacht sechs Automobile und einen Panzrrzug erbeutet. Nördlich von der'tznlb- tnsel Krim haben sie die 0. und 42. Sowjet-Division, owic di« S. Marine-Division geschlagen, 4000 Gefangene gemacht und 12 Geschütze erbeutet. Japan London, 17. Oktober. Ein Radiotclegramm aus Möttau meldet, daß Japan sich der Insel Sachalin bemächtigt habe. Der paralytische Wilson Amsterdam, 17. Okt. Nach eingehender Untersuchung WilsonS hat ein hervorragender amerikanischer Arzt eikläri, daß sich W lson nicht mehr ganz erholen werde. Er leide an aewöm- sicher Paralyse. Der englische Bergarbeiterstreik London 16. Oktober. Die Delegiertender'ammlung d-S natio nalen Berga, bttrerverbandes beschloß, ein« Anzahl Bergarbei ter soll: zur I n sl a n d h a l i n n g de« Bergwerk« in Ar. beit bleibe». Die Regierung ha' alles veranlaßt, um ist Lelttis- mstlelversorgung Englands völlig sicherzustellen Tausende von Kraft wagen sind zur Hocanschasslinz der Lebensmn el brreitgejtellt. Die Zuckerrativn mitt, auf d e Hülste herabgesetzt. Dar Publilum hat die Nachricht von der Veriünbung des Streiks ruhig aulgenommen. London, 17 Osiobe". lNenter.) Die Zahl der am Streit de. stiligten Berqleu-.e übersteigt eine Million. Schon deuten Anzeichen darauf hin, daß >e zwangsweise Feiernden nach vielen Zausenden zählen '.erden, To meldet Müll, daß allein in einem Distritt 21000 Metallarbeiter »vegen der Schließung der großen metallurgischen Betriebe ohne Arbeit sind. Die österreichischen Mahlen Wien, 17. Oktober. Die Wahlbeteiligung iür die National versammlung in den Wiener Bezirken, war in den Bormittagsslundm auffallend schwach, erreichte aber schließlich im Laufe des Tage» 80 bis 66 Prozent. Bisher sind gewählt im 1. Wahlkreis Wien- Jmier-Ost 2 Sozialdemokraten, 8 Christlichsoziale, 1 Großbeullcher und 1 Mitglied der bürgerlichen Arbeitspa,tel. Im Wahlkreis 2 wurden gewählt 2 Sozialdemokraten, 2 Christlichsoziale und 1 Groß, deutscher. Im 8. Wahlkreis wurden gewählt 3 Sozialdemokraten, 2 Chr stltchsozlalc und 1 Großdeutscher. Wien» 18. Oktober. Die Wahlen in Wien sind ruhig ver laufen, nur in der Lcopoldstadt kam cS zu kleineren Schlägereien zwischen Splonisten und jüdischen Sozialdemokraten. Die Feststellung de« Wahlergebnisses ist noch nickt beendet. Bekannt ist jedoch bereits, daß der österreichische Gesandte in Berlin Profissor Hartmann, der an 6. stelle auf der sozialdemokratischen Liste Im Wählerkmst Jnnen-West stand, durchaefallen ist. An se>nc Stelle tritt der groß« deutsche Oberstaatsanwalt Dr- Frank. Die Wahl des fiülieren Minister des Aeußeren Cernin, der im ersten Wiener Wahlkreis iür die bürgerliche Arbeiteipaitei kandidierte, ist gesichert. Im all gemeinen läßt sich ein starker Rückgang der sozialdemokratischen Stimmen stststillen, der in einzelnen Bczirlen bis zu 30 Prozent beträgt. Demgegenüber fleht ein Anwachsen der christlich, sozialen und der großdeutschen Stimmen. Die Wahlbe- teiligung war um 10 bis 12 Prozcnt geringer als !m Vorjahre. Ausschreitungen der Slowaken Klagenfurt, 17. Okt Gestern abend fanden anläßlich des Abstimmungsergebnisses in Kärnten In Marburg schwere slowakische Ausschreitungen und große Plünderungen der deutschen Geschäne- Häuser statt. Die englischen Mitglieder der PlebiSzitkomm! sion erklären den Einmarsch der südslawischen Truppen nach erfolgtcr Abstimmung für einen unerhörten Bruch des Friedensvertrages. Part», l7. Oki Di« Botschafterkonferenz Hot be- schloffen, die Belgrader Regierung aufzufordern, die in Körnten eingedrungenen südslawischen Bataillone sofort zurückzuztchen. Ausweisung Lossorvskis und Sinowjews (Eigener Drahtbericht der „Süchf. VollSzeitung") Berlin, 18. Oktober. A»s Veranlassung der ReichSregierunr hat der preuß sähe Minister de» Innern Severin« heute dtt Ausweisung des Vorsitzenden des Exekutivkomitees der dritten Internationale und de» Präsidenten der all. russischen GewerkichaltSverbünde LossowSki auSgeiprochen. Für die AuSweisunr sind keine besonderen Gründe angegeben. Ter Be- amte des Berliner Polizeipräsidiums überbrachte L oss owSli, als er im Begriff war nach Dresden zu fahren den AuSweisungsbe- fehl. Gemäß der Verfügung de» Polizeipräsidenten wurde über, Musik und Theater Mahlers Symphonie der Tausend und die Dresdener Kr lr Wer sieb die Mühe genommen hat, die Kritiken der Dresdner Zeitungen zu lesen über die twet Oktober-Aufführungen der achten ? um hock- Mah'ers in der Fronenkircke wie Schreiber dieses, der wird mtt dem Kunslbeurte ler ln Nr 286 der -Tächs Dol'Szei'ung die Ausstellungen am Haup dirtgenken und die mc ncherltt .kleinlichen Mäkeleien", wie sie von einigen flüstern an der Aufführung dieses Riesenwerkes geübt worden sind, bedauern. Hier lag für di« Musik- kritik eine große Aufgabe vor, schon vor der Aufführung die knnstliebenden Drcsdmr in Maklers genial-!» Werk, in die darin niederaelegtcn Idc- n »> d wie er sie künstlerisch verwirklicht hat, einzuführen; zugleich aber euch die Schwierigkeiten dar- zulegen, die sich der Nnsfühnirg et,.er solchen M'-sittcköpfung hierorts entgeg-nstellten, DaS ist, oi'gttchen -on einem Anfk änmgS- vo»trag für einen auSgewäUien Kreis und außer dem Lpecht'schen EinführungSschriftchen durch un re Presse nicht zureichend geschehen. Mahler» achte L'ymvhonie ist bi? jetzt erst in vier Großstädten Eurosas anfgrführt worden: 18lO <» ll- uffi' hruna durch Mahler persönlich sodann in Aten. in Leipzig und in Amsterdam. Diese Tatsache ließ v.rmuten doß auch hier in Dretden, dem fünften Aufführung'platze, groß« Schwierigkeiten zu überwinden sein würden 600 Sänger, SbO Knab^stlmmen. 1^0 Orchesier-Musiker, 8 ollsten, Orgel und drei Direktsten — sürwabr ein gewaltige» Aufacbot an Kunstkräften! Daz i die Sänger der Volkssingabadenste meist Natursäng^r. die irrauenst'mm-n gut veranlagt, die Männer- stimmen etwa? schwerfällig, verstärkt durch Kräfte aus 8 ver- schledene« Ve elnen und acht Stimmen auS dem Opernchorl Fünf Mo ate hindurch daue-»en die wöchentlichen Chorproben gegen dreißig on der Zahl. Geradezu ungeheures mußte das Orchester leisten, zumal r» f-st zur Hälfte aus n «verpflichteten Mitgliedern die noch nicht eingespielt waren bestand, nämlich das Werk in vier Orchesterproben vewälstaen während seinerze't in Wien dafür 27 Orchksterproben anqesetzt waren Warum hier n r vier? ES Mußt« dies auS finanziellen S ünden geschehen, die der Dresdner Bewohnerschaft nicht verschwiegen werden sollten: jede Orchester «rode mehr hätte etwa 8000 Mark erfordert und die " Orchrst r». die allein schon gegen 4S000 M gestrige, t. Orchester mit Orgel und Sävmerchor zusammen hatten nur eine slKsige gemeinsame Probe, so daß die Vorführung am b. Oktober Kosten de» ?ark betrugen, roch weiter sozusagen die Gineriimobe war, die erstmalig das Zusammenwirken der ganzen Riesenmasse erweisen sollte. Nicht unerwähnt sei, daß Mister Hoitinger, der die Orgel übernommen batte, fast blind ist. Ein Helfer zählt Ihm kinen Takt vor und drückt ihm bcim Einsatz auf die Schulter. Obwohl Hoitinger die Silbermannorgel beherrscht, kann auch er, weil sie pncuinatijch gespeist wird, nicht verhindern, daß der Orgelklang bei der eigentümlichen Akustik der Frauenkirche, deren Hallc^raum dmch die vielen eingebauten Belstübel verlastelt ist, öfters eine Idee »achisinkt. Den Knabenchor mit 260 Stimmen mußte ein llnterdirioent leiten. Von diese» Schwierigkeiten wenigstens einiges zu erfahren, bat die kunstliebende Zuhörerschaft Dresdens ein Recht, damit sie selbständig beurteile, ob es gerecht se', wenn Kritiker für rythmische Schwankungen mit der Silbcrmann- oxgc! den Hanpidirigenlen veran.wortlich wachen. — Mahler hat sich für sein Werk lxgcistcrn lassen von zwei Dichtungen: von dem PrelSlled ans den Geist der Litt e »Vorn orsator Spiritus", das sich ergießt in die Menschenherzen, und von der Schlußszene in Goethes Faust II- Teil. Beide wmmt er zur Grundlage, um darauf seine großartige Tonschöpfung auszubviicn. Die darin ausgesprochenen künstlerischen Idee» dem Zubörerkreisenahczn führen, gehört ohne Zweifel zu den Aufgaben einer kn nstsördern- den Kritit. Die Muwirkenden sind in glücklicherer Lage; sie dringen durch die Ettiüt nn'' allinäblich in die Ideen de» WeikcS. Dem Zubörcrkreise fchtt dies und e« wird um so schmerzlicher empfun den, wenn es und zwar erstmalig sich um ein solches Riesenwerk handelt wie die Symphonie der Tansend. Hier ist es Pflicht der Kritik, aufbanend und ergänzend zu wirken! Der VolkSfingakademie aber und ihren H fern, sowie ihrem künstlerischen Letter, die das gewaltige Ton-Werk unserer Bevölkerung grboten haben, gebührt für diese ui»»'ikaluche Großtat unauslöschlicher Dank, der durch untrrgeordneie Ncbensachcn nicht sollte getrübt werden- L. Paul Beckiers entfesselt allabendlich al» „Erktantc* in der gleichnamigen Burlrkke des Viktorta-TheaterS Orkane de» Lachens und Beifall«. Und wenn dann im Zwischenakt das Auditorium mtt rtnstimmen darf in Becker» Lied: »I r wenn der Flieder blüht", dann ist der Höhepunkt der Ftd-lit »s erreicht, und was wollt Ihr noch mehr? L. Evi Peter von der Berliner EtaatSoper war der Saft dcS Alberttdcater« bei der Tonntag-Moraenfeter und tanzte — na sagen wir — Erinnerungen au» Mutters oder Großmutter» Jugendtagen, au° «iner Zeit, in der Tan» gleich Ballett war. O',ne Zweifel vecfügt Evt Peter über hohes technische» Können; ihre Fußspitzen- polka, überhaupt die Schulung dieser allzu muskulösen Beine ist prima, aber eben ballerma. Damit ist aber auch alle» gesaut. Heute, wo wir den Tanz als die de - Frau ureigenste Kunst w-ntcn wo die Geschwister Wiesenthal, die Tolles, die Ziegler, v. Deip, Wigmann und and. re zeigten was Beseelung einer Körper» cwegurg heißt, vermag unS auch der korrekteste Fußspitzcntanz nicht mehr al» sportlich zu fesseln. L. Kunst und Wissenschaft Dresden. Ausstellung von Neuerwerbungen im Stadtmuseum. Ten Erwerbungen älterer Kunst schließt sich in der am Sonntag den 10. Oltobcr eröffnet«» Ausstellung de« Sladt- museumS im Neuen Nathans die Sammlung von Künstlern dcr Dresdner „Brücke" an, die Gemälde von Hecke! und Schmidt. Rottluff, Zeichnungen und Graphik von Kirchner, Hecke! und Schmidt-Rottluff enthält. Ein hierzu herausgegebener Führer unter richtet über die Kunst und die kunstgeschich.liche Stellung dieser Wttle in der Malerei unserer Zeit, Die Anordnung von Gemälden, Zeich nungen und Graphit soll prinzipilell auch bei der endgültige» Aus- Stellung einbehaltxn werden Im letzten Bollswohlabend las Clara Viebig ans eigene» Werken, Lie Halle drei Novellen gewählt, von denen tt: erste .Wennende Liebe" künstlerisch am stärksten ist. Die Dichterin, diese in der Be'Dcinigung von Welldame und Mütterlichkeit wunder- voll ausgeglichene Persönlichkeit, war eine treffliche Interpretin ihrcr eigenen Dichtungen und entzückte die dankbaren Hörer des dich! ge füllte'« Scales gleichermaßen durch ihr Werl wie durch das gesprochene Wort Gern hätte man ein Kapitel ans ihrer letzte,, große, Nomen- scköpsiln,! „Das rote Meer" gehört. Wir hoffen auf ihre >.,irlle Wiederkehr. - E. Dcr N euphil ol o g en t a g in Halle, der von ttwa 800 Teilnehmern besucht war (bei 2400 MtKedrn des Verbandes), sah Geschlossenheit der denffchen Neuphilologen in fast allen Fragen. Auch ihr Blick geht trotz des verschlossenen Auslandes, vorwärts in deutsche Zukunft. Da bis zur nächsten in Nürnberg 1922 abzn- halter.den Tagung wichtige Dinge neue Strllnngnahmc ei-sord-tttth macken können, soll vermutlich im August 1921 im Anschluß in die Deutsche Ueberseewoche in Hamburg eine Zwischen'agung ingeftdt werden. Feme, wurde mit geringer Mehrheit beschlossen, daß >.n fkmtkichen höheren Schulen in Anbetracht der vMschastlichen m.d k»I- tlneves! Bedingungen die englische Sprache genau denselbn, Raum im vnten-ickt einnebmen sollte, wie die ßranzösisbe