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Nr. S4 LS. Jahrg. Dienstag den 25. April 1916 Sächsische Geschäftsstelle und Redaktion» Dresden-A. 16, Holbeinstraße 4> Fernsprecher 21366 Postscheckkonto Leipzig Nr. 147S7 Bezog-Prkt», rlnSgabe X mit illustr. Beilage vierteljährlich 2 1» In Dresden und ganz Deutsch land srei HauS 2.S2 : i» Oesterreich 4.4» X. rleliadrii» 1.8» In zanz Deuischland frei HauS Su-gab« 8 die Dresden und ganz 2.22 ^ in Oesterreich 4.07 X. Einzel-Nummer I» Die sche BolkSzcitung erscheint an allen ochentagen nachmittags. 2- Dolksreituna iliizrtgen > ! Annahme da» Mesch,islsanzcigen bis I»Nhr, van Zamilienanzeigen bis I 1 Uhr dorm. > Preis sin diePettl-Spallzcile 2V 1. im RcNa> nielcii «» ^. > gürnndenllich geschriebene, sowie durch Fern sprecher autgegebene Anzeigen könne» wir die Beraulwortiichkeil siir die Richtigkeit des Lette» nicht iibcrnchme». Sprechstunde der Redaktion: I l—12 Uhr dorm. j Organ der Zentrumspartei. Einzige Tageszeitung für die katholische Bevölkerung im Königreich Sachsen. Ausgabe ä mit illustrierter Unterhaltungsbeilage und relig. Wochenbeilage Feierabend. Ausgabe k nur mit der Wochenbeilage. Deutschland und Amerika Die amerikanische Note Am Spätnachmittag des Karsonnabends wurde durch das W. T. B. der Presse der Wortlaut der Note übergeben, die der Präsident der Vereinigten Staaten von Nord amerika an die deutsche Regierung in der Unterseeboot- siage gerichtet hat. Man kann die Note wohl die „Snsser- Nore" nennen. Sie besteht ans zwei Teilen, der eigent lichen Noie »nd der Anlage hierzu, die den Tatbestand im Suner-Falt seststellen soll. Ta wobt die weitaus meisten unserer dieser über die Feiertage Gelegenheit gehabt und genommen haben, mit dem Wortlaut der Note bekannt zu werden, so glauben wir uns ans eine kurze Inhaltsangabe beschränken zu können. Nach Anssassnng des Präsidenten der Bereinigte» Staaten wnrde der Passagierdampser „Tuner" am 21. März UU0 um 2 Uhr k>0 Min. ans der Ueberiahrt von Folkestone nach TiePPe torpediert. Ter Dampfer soll nnbewafsnet gewesen sein, bei seinen Fahrten nie Massen an Bord gehabt haben, niemals zu Truppen- vder MnnitionstranSporten gebraischt svorden sein und 32ä Passagiere, darunter eine Anzahl Amerikaner, mitge führt haben, von denen 80 getötet oder verwundet wurden. Tie „Snsser" sei ein Schiss, welches nur zur Passagier- besördernng über den Kanal benutzt >vorden, ivobei es stets eine »ichtmilitärische llloute gefahren sei. Tas Schiff sei ohne Warnung torpediert worden und zwar von einem deutschen Unterseeboot, wie eine sorgfältige, eingehende, ge wissenhafte und unparteiische Untersuchung durch Offiziere der Flotte und der Armee der Vereinigten Staaten ergeben habe. Tas ist der von Amerika festgestellte Tatbestand, der in der Anlage noch näher beleuchtet wird. Wir wollen das hier vorweg nehmen. Ter Kapitän der „Sussex" will die Laufbahn eines Torpedos in Gemeinschaft mit dem ersten Offizier und dem Bootsmann gesehen haben. Ein Drehen des SchisfeS sei nicht mehr möglich gewesen, sodaß der Schuß saß und die genannten Folgen zeitigte. Weiter sollen in dem Wrack Metallstücke gefunden worden sein, die unbedingt von einem deutschen Torpedo herrühren mühten. Tas wird nun in der Anlage des Näheren anSgesührt. Tie Note selbst beschäftigt sich weiter eingehend mit der Art der Führung des deutschen Unterseebootkrieges. Amerika war nie damit einverstanden, insbesondere hat es Einspruch erhoben, als Deutschland die Gewässer um Großbritannien und Irland als Kriegsgebiet erklärte und allgemein die Warnung er geben lieh, dah es Handelsschiffe in feindlichem Eigentum dort versenken würde, und die neutralen Schiffe auf die Ge fahren aufmerksam machte. Tie Vereinigten Staaten stellten sich auf den Standpunkt, dah die deutsche Erklärung gegen das Völkerrecht vcrstohe und dah Personen und Schiffe neu traler Staaten unter keinen Umständen Gefahren ausge- sebt werden dürften. Allerdings habe die kaiserliche Ne gierung dem Einspruch keine Folge gegeben und keinerlei Anordnungen zum Schuhe der Neutralen getroffen. Daher seien bei dem Unterseebootkrieg auch neutrale Schiffe zu grunde gegangen. Tie Zahl der amerikanischen Menschen opfer ginge in die Hunderte. Tie freundschaftlichen Ge fühle , die die Regierung der Vereinigten Staaten für Tentschland hege, habe grohe Geduld üben lassen, aber der neue Fall verlange nun ernste Mahnahmen. Hierfür gebe öS nur den einen Weg: „Sofern die Kaiserliche Negierung nicht seht unverzüglich ein Anfgeben ihrer gegenwärtigen Methoden des Unterseebootkrieges gegen Passagier- und Frachtschiffe erklären oder bewirken sollte, kann die Regie rung der Vereinigten Staaten keine andere Wahl haben, als die diplomatische» Beziehungen zur drntschc» Regierung ganz z» lösen." Und in dem Scbluhsah, der vom 18. April datierten Note heiht es: „Einen solchen Schritt saht die Ne gierung der Vereinigten Staaten mit dem gröhtcn Wider streben ins Auge, sie fühlt sich aber verpflichtet, ihn im Namen der Menschlichkeit und der Rechte neutraler Natio nen zu unternehmen." Was ist nun zu der Note und insbesondere zu der An drohung zu sagen. Tie Blätter, die am Ostersonntag er scheinen konnten und auch die heutigen Morgenblätter sind sich sämtlich darüber einig, das; Tentschland auf den be gonnenen Unterseebootkrieg nicht verzichten kann und dar f. England hat den Beschluh.gefaht, die deutsche Zivilbevölkerung auszuhnngcrn und zur Durchführung eine ganze Anzahl Mahregeln getroffen. Diese englische Kriegs politik hat nun wohl bei uns hier und da Unbequemlich keiten geschaffen, aber sie ist, dank unserer zielbewußten Organisation und der Leistungsfähigkeit unserer Landwirt schaft und chemischen Wissenschaft, nicht in der Lage, den völkerrechtswidrigen und aller Menschlichkeit hohnsprcchen- den Plan zu verwirklichen. Es steht heute mehr denn je fest, daß wir nicht auszu hungern sind, wenn Das Neueste vom Tage N MW tzeilW LWMW. kW. T. B. Amtlich.) Großes Hauptquartier, 2.1. April 1010. Westlicher Kriegsschauplatz "Auf beiden Seiten war die Artillerie- und Flieger- tütigkeit sehr lebhaft. Westlich der Maas kam es nachts nordöstlich von Avocourt zu Handgrauatenkäuipseu. Ein in mehreren Wellen gegen unsere Gräben östlich der Höhe „Toter Manu" vorgetrageuer Angriff scheiterte im Jufauteriefeuer. Unsere Flieger belegten zahlreiche feindliche Unterkuufts- uud Etappenorte ausgiebig mit Bomben. Ein gegnerisches Flugzeug wurde durch Abwehrfeuer bei Tahure abgeschosseu und zerstört, ein anderes östlich der Maas, das sich über- schlageud abstiirzte. Oestlicher Kriegsschauplatz Südöstlich von Garbuuoivka brach abermals ein russi scher Angriff verlustreich zusammen. Ein deutsches Flugzeuggeschwader griff mit beobachte tem guten Erfolge die Bahn- und Magaziuanlageu von Molodeczuo au. Balkan- Kriegsschauplatz Nichts Neues. Oberste Heeresleitung. Nur MIO Russen gelandet B erliu , 2.1. April. Wie die „Voss. Ztg." aus unbe- eiirgt zuverlässiger Onelle erfahren haben will, handele es sich bei den in Marseille gelandeten Russen um höchstens 20llk> Mann. Tie russischen Truppen seien ohne Waffen an- gekommeu. Griechenland und der Vicrvcrband Tie „Voss. Ztg." erfährt aus Athen: Ter Vierverband habe angesichts der entschlossenen Haltung der griechischen Negierung beschlossen, die Angelegenheit des Serbenlrans- pvrtes nach Saloniki über die griechischen Bahnen zum Gegenstand sreundschaftlicber Besprechungen ausschließlich der serbischen und der griechischen Negierung zu machen. Tie griechische Negierung sei im Nahmen der Möglichkeit bereit, den Serben Erleichterung zu schaffen, bestehe aber auf dem Ausschluß der Bahnen als Transportmittel. Nnglückssälle B crlin , 2ä. April. kW. T. B.) Ans dem Müggelsee bei Berlin ereigneten sich während der Osterfeiertage in folge des heftigen Westwindes verschiedene llnglücksfälle. Nicht weniger als sieben Ruderboote, darunter mehrere Toppelskutler und ein Toppelsührer, kenterten, Ivobei ins gesamt fünf Personen den Tod in den Wellen fanden. Flugzeug über Dover London. 21. April. (W. T. B.) Das Kriegsamt gibt bekannt: Heute morgen um 11 llbr PO Min. erschien ein feindliches Flugzeug über Dover und kreiste in einer Höhe von 0000 Fuß über der Stadt. Tie Abwehrgeschütze cröffueten das Feuer und verjagten das Flugzeug, das keine Bomben abwarf. Explosion Paris. 21. April. kW. T. B.) „Temps" meldet: Auf der Reede von Algier ereignete sich an Bord des be- ladencn Pctrolemndampfcrs „Notre Dame d'Afriqne" eine heftige Explosion. Sieben Personen wurden verwundet. Infolge des ausgebrochencn Brandes gelang es nicht, das Schiff zu retten, das in der Nähe des Hafens untcrging. Tie Ursache ist unbekannt. Man vermutet eine Unvor sichtigkeit. - I wir uns auch in manchen Dingen einschränken müssen. Auf der anderen Seite hat aber der englische Plan den deutschen Handel mit zahlreichen Neutralen vollständig lahnigelegt. Amerika ist nicht in der Lage, von uns etwas zu taufen oder uns etwas zu verkaufen. Dadurch sind weite Kreise in den Vereinigten Staaten schwer geschädigt, während andere Be zirke durch ihren schwungbasten Handel mit Munition und >!ano»en Bombengeschäfte machen. Tie englischen Maß nahme» gegenüber Deutschland, die alle Neutralen, also auch Amerika, schwer schädigen und vielfach ibre Rechte in der schärfsten Weise beschneiden, haben Amerika nicht ver anlassen können, England gegenüber den Ton anzuschlagen, den es Tentschland gegenüber gebraucht, und solche Trohuugeu, wie nur sie seht bören müssen, zu machen. Tic ledige Negierung der Vereinigten Staaten ist vollkommen englandfreuudlicb, sie gibt sich auch keine Mülle, daS zu verbergen, wesllalb wir von illr nichts zu erwarten haben. Jedenfalls ist die Lage seich ernst. TaS deutsche Volk aber sieht mit der größte» Ruhe de» kommenden Tinge» ent gegen. ES weiß das Wollt des Vaterlandes sicher geborgen und hat zum Träger der Krone und zu seinen Ratgebern ein unbegrenztes Vertrauen. Augenblicklich weilt der Reichskanzler beim Kaiser im großen Hauptquartier. (Mitt lerweile wird die Rückkehr des Kanzlers nach Berlin gemel det.) Wir geben wolll nicht fehl, wenn wir ineineu, seine An wesenheit dort bängt zweifelsohne mit der amerikanischen Note zusammen. Tie Führer des Heeres und der Flotte wer den ihren sachverständigen Rat abgeben und man wird am Mittelpunkt unserer kriegerischen Unternehmen in diesen Tagen die Beschlüsse fasse», die die Ehre des Vaterlandes und die Zeitlage erfordern. Wir wollen diesen Ent schließungen nicht vorgreifen und keine Vermutungen hegen, aber nur dürfen doch den ernsten Wunsch äußern, daß, trotz der vielen schon vorhandenen Feinde und trotz der amerika nischen Trohuug, von der Waffe der Unterseeboote der Ge brauch gemacht wird, der durch die Kriegslage bedingt ist. Auf keinen Staat darf eine unnötige Rücksicht genommen werden, sonder» wir wolle» nur, daß das deutsche Unter seeboot auch fernerhin ein Mittel zur baldigen Be endigung deS ganzen Krieges bleibt. Man kann heute nicht mit Bestimmtheit sagen, daß Amerika dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen die Kriegserklärung folgen läßt, aber trotzdem kann die deutsche Antwort auf die Note nach der gesamten Voltsauffassung nur von der deutschen Ehre, nicht aber von einer etwaigen Furcht vor einem neuen Feinde diktiert sein. Wir wünschen keinen Krieg mit Amerika, aber das kann uns nicht zu irgendwelchen Rück sichten veranlassen. In den scharfen Ton mancher Blätter gegenüber der Regierung der Vereinigten Staaten ver fallen wir nicht, denn wir sind uns der Größe der Verant wortung der deutschen Presse bewußt, weshalb wir uns lediglich auf die hier gemachten Feststellungen beschränken. Die gen. Regierung hat fraglos unsere Feinde bisher nach jeder Richtung hin indirekt unterstützt, daher würde im ge gebenen Falle aus dein versteckten ein offener Feind. Wie dem auch sei, das deutsche Volk hat in diesem Kriege stets seinen Mann gestanden, das deutsche Heer hat die Feinde bisher erfolgreich bekämpft, es wird auch in Zukunft mit ihnen fertig werden. Ter Sieg unserer Waffen kann durch einen neuen Feind wohl verzögert, aber nicht aufgehalten werden. X Was sagt die Presse zur amerikanischen Note? Wir haben das Urteil der deutschen Presse im allge meinen schon wiedergegebeu, aber Nur wollen doch einige Preßstimmen kurz andeuten. In der „German i a" heißt es: „Es ist nicht zu ver kennen, daß durch diese Note zwischen Deutschland und A merika eine a u ß e r ordentli ch e r n st e Lage ge schaffen worden ist — eine ernste Lage, aber keine ver zweifelte. Was weiter werden wird, hängt davon ab, welche Antwort die deutsche Regierung geben wird. Wir haben das Vertrauen zu ihr, daß sie die r e ch t e A n t in ort finden wird, und sie selbst ist mb augenscheinlich auch dessen sicher. Ter sprechendste Beweis denen ist, daß die amerikanische Note ohne weiteres von ihr der Oesfentlich- keit übergeben worden ist. Bis die deutsche Antwort erfolgt ist, werden freilich noch einige Tage hingehen." Ter „K öluis ch e n Volkszeitun g" entnehmen wird: „Ter ganze Aufbg» der Note und ihr Ton zeigen, daß Wilson den Konflikt >» i t T e u t s ch l a n d will, daß die Note in bester Form ein Ultimatum an Deutschland darstellt: entweder Tentschland muß seinen U-Bootkrieg