Volltext Seite (XML)
anfgeben oder Amerika bricht die diplomatischen Be- Dehlingen ab. Das ist das Entweder-Oder, vor das die deutsche Regierung sich heute gestellt siebt. Welche Antwort u ird'der Reichskanzler geben? .... Wenn Wilson bei seiner Drohung bleibt, dann übt es für uns nur eine Schlußfolgerung: Den Krieg zur See mit allen Mitteln und Folgen! Militärisch würde ein kriegerisches Eingreifen Amerikas wenig zu sagen haben. Es zeigt sich jevt in Mexito, was die Kriegsmacht der Ver einigten Staaten zu bedeuten hat, wo die amerikanische .Irniee zum Spott für ein paar Ränberhauptlente gemacht wird .... Die militärischen Stellen werden bei der Ant wort der deutschen Regierung ans das amerikanische Ulti matum das entscheidende Wort mitsprechen. Mag sie so oder anders fallen: Wir sind in unserer Haltung Amerika gegenüber durch die Ereignisse gerechtfertigt." Graf Reuen t low schreibt in der „Deutschen T ageszeit u n g": Wir halten nach wie vor einen zweck entsprechend geführten Unterseehandelskrieg für ein .Kriegs mittel, welches viel mehr wert ist, als der bisher höchst un- rlsvricßlickie Zustand zwischen dem Deutschen Reiche und den Vereinigten Staaten. Berlin, 22. April. Die „ K r e n z z e i t u,n g " wlweibt: Wir können deshalb nur wünschen, dass wir durch die jetzige Entwickelung eine wirklich uneingeschränkte Be wegungsfreiheit in der Führung des Unterseebootkrieges gewinnen. B e r l i n , 22. April. Die „P ossi s che Zeit u n g" schreibt: In der durch die Note geschaffenen Lage darf nur der kühle Kopf sprechen. Das deutsche Volk darf erwarten, aas', diese Antwort sich aus der Höbe seiner Würde hält, es darf aber auch bofsen, das; das amerikanische Volk, in dessen Händen ja die letzte Entscheidung liegt, die deutsche Ant wort mit jenem Gerechtigkeitssinn prüfen wird, der bisher :ets einen Ruhmestitel der großen freien Nation jenseits des Ozeans gebildet hat. B erlin , 22. bl pril. Das „B e r liner Tage blatt" schreibt: Das deutsche Volk in seiner ungeheueren Mehrheit wünscht keinen .Krieg mit Amerika, aber das deutsche Volk wird auch das Schwerste ertragen, wenn sich dieses Schwerste nicbt abwenden läßt. Frankfurt a. M., 22. April. Tie „Frank- ^ u r l e r Zeit u n g" sagt zu der amerikanischen Note: Die Reichsleituug bedarf aller ihrer Ruhe und Kraft, um, ohne sich herausforderu zu lassen, nicht von dem zurückzuweichen, was notwendig ist, unbeirrt durch Rücksichten zweiten Ranges zu beschließen, was die Ehre und Sicherheit Deutschlands fordern' Die „Berner Tagwacht" hebt die in Wilsons Worten zutage tretende unverhüllte Drohung hervor und irellt den Ton des amerikanischen Protestes gegen Deutsch land und England einander gegenüber, das auf die elemen tarsten Regeln der Humanität pfeife und mit den Neu tralen in einer Weise umspringe, die ein Hohn auf jede n vö 1 k e r r e cb t l i ch e n <R r undsatz sei. Hier sei der Ton immer sanfter. Noch auffälliger sei cs, daß die eng lischen Weigerungen, die amerikanischen Forderungen zu berücksichtigen, stets seelenruhig hingenommen würden. Des halb sei es wohl nicht zu viel gesagt, wenn man Wilsons Drohung weit mehr von der Sorge um das bedrohte ameri kanische Liefernngsgeschäsf an den Vierverband ausgehend bezeichne, denn von der Absicht, dem Völkerrecht Achtung zu verschaffen. Die „N. Zürch. N." schreiben: Die ganze Welt scheint sich gegen die Mittelmächte anfznlehnen, aber das vermag dem gute n N e ch t, für das sie streiten, keinen Ein trag zu tun, auch nicht den Spmpathien für sie. Wenn die Aufgabe so gestellt ist, daß die Mittelmächte nickt bloß Sieger über die Entente, sondern über die Welt werden müssen, dann ofsenbart sich ein noch größerer Zug der Vor sehung für die zukünftige Führung der Menschheit. Alle amerikanischen Zeitungen nehmen Stellung zu der blote Wilsons und dem darin ausge sprochenen Ultimatum. Nahezu alle Blätter meinen, das Land müsse hinter dem Präsidenten stehen, aber wir finden keine Zeitung, die dem Kriege mit Deutschland das Wort redet. Vielmehr glauben namentlich die großen Blätter an die Erzielung einer Einigung, wobei sie auf eine Aendc- rung der deutschen Seekriegführung rechnen. Wilson hat weiter eine Adresse an den Kongreß gerichtet, wo rin er seinen Standpunkt darlegt und verteidigt. Eine Maßnahme verlangt er vom Kongreß nicht. X ^ Der Weltkrieg Der türkische Bericht K o n st a n t i n p e l, 24. April. W. T. B.) Das Hauptguartier meldet: An der Jrnkfront haben wir den in der Schlacht vom 22. April geschlagenen Feind infolge des Steigens des Tigris an gewissen Stellen nicht verfolgen können. Gestern hat der Feind bei Fclahic wirkungslos unsere Stellungen bombardiert. Einige von unseren Mann schaften haben unter dem Befehl eines Offiziers mit Hand granaten ausgerüstete feindliche Soldaten, die sich einem Teil unserer Stellungen bei Beitissa auf dem rechten Ufer batten nähern können, angegriffen. Sie töteten sie und er beuteten 15 Kisten mit Granaten. Bei K»t-eI-Amara hat sich ein Teil der Bevölkerung schwimmend zu uns geflüchtet. An der Kaukasnsfront und an den anderen Frpnten keine wichtige Kampfhandlung. Vom westlichen Kriegsschauplatz Die amtlichen deutschen Tagesberichte von den beiden Feiertagen vermelden keine sogenannten großen Ereignisse. Sie verzeichnen eine ganze Anzahl kleiner Angriffe und Vorstöße an den verschiedensten Stellen der Westfront namentlich aber in dem Gebiet von Verdun. Den Fran- — Sächsische Volkszeitung — Seite 2 — zosen ist es an keiner Stelle gelungen, uns auch nur den allergeringsten Vorteil wieder abzunehmen, sondern unsere Truppen behaupten nach wie vor das ganze gewonnene Ge biet und schlagen die sämtlichen Angriffe der Franzosen unter den schwersten feindlichen Verlusten ab. Was die bisherigen französischen Verluste bei Verdun anbelangt, so werden diese ziemlich zuverlässig seht auf 250 000 Mann angegeben, darunter sind über 40 000 Gefangene. Eine Anzahl kleine Meldungen über Vorgänge an der West front geben wir so wie wir sie finden: Ucbcr die letzten Vorgänge bei Verdun lesen wir in einem neutralen Blatte, dem „Züricher Tagcsanzeiger": Die letzten deutschen Erfolge und die Namhaftmachung der Zahl der (befangenen vor Verdun hat in Frankreich einen ungünstigen Eindruck erzeugt, da daraus auf eine zunehmende Kampfunlust auf französischer Seite geschlossen werden könnte. Die französische Negierung suchte vor eini gen Tagen die deutschen Zahlen anzuzweifeln. Die deutsche Heeresleitung hat aber bisher noch niemals mit erdichteten Gefangenenzahlen operiert, und sie wird es jetzt bei Ver dun um so weniger tun, als sie die Namen der Gefangenen durch die Publikation der Gefangenenlisten der vollen Oeffentlichkeit unterbreitet. Ucbcr die Tätigkeit in der Wocvre-Ebcnc wird dem „Bcrl. Tagebl." zufolge dem Lhoner „Nouvelliste" aus Paris gemeldet, daß die in den letzten Tagen anhaltenden Regengüsse das Gelände anfgeweicht und die Operationen unmöglich gemacht haben. Ucbcr die deutschen Absichten im Westen schreiben Schweizer Blätter: In Frankreich ist man in verschiedenen Kreisen noch immer der Ansicht, daß die Deutschen an der Westfront noch weitere Pläne haben, als nur die Operationen gegen Verdnn. Es wird gemeldet, daß die französische Heeresleitung alle nur irgendwie erreichbaren und anderen Ortes entbehrlichen Kräfte an der französischen Front in der Erwartung des deutschen Stoßes zusammen gezogen haben. Tie Eröffnungssitzung des interparlamentarischen Wirtschaftsausschusses wird in Paris unter dem Vorsitz des Präsidenten Poincarck stattfinden. England wird durch 42, Italien durch 43, Serbien durch 14 und Portugal durch 10 Abgesandte vertreten sein. Rußland wird ebenfalls eine Vertretung haben. In einer Betrachtung zu der Ankunft russischer Trup pen in Marseille äußert „Nieuwe Rotterdam. Courant" die Vermutung, daß der Beschluß, die Truppen aus Wladi wostok nach Frankreich zu senden, schon vor Monaten ge troffen worden sein muß. Daher stehe die Entsendung mit den Unternehmungen bei Verdun wohl nicht im Zu sammenhang. Das Blatt glaubt denn auch, daß mit der Landung in Marseille nur eine theatralische Kundgebung beabsichtigt wird. Die Schnelligkeit, mit der die Ausschif fung sich vollzog, lasse auch darauf schließen, daß es sich nur um eine geringe Zahl von Truppen handeln könne. Vielleicht habe man nur eine Höflichkeit der Russen zu verzeichnen gegenüber der Entsendung von französischen Offizieren zur Leitung des Trommelfeuers am Naroczsee. Tie übrige holländische Presse, soweit sie überhaupt den Vorgang ausführlicher bespricht, legt ihm ebensowenig ernst haftes Gensicht bei. Die Stärke des „Hilsskorps". Lhoner Blättern zu folge übersteigt die Stärke der in Marseille gelandeten rus sischen Truppen nicht den Fassungsraum zweier Trans portdampfer. Die italienischen Blätter fahren fort, die Ankunft der Russen in Marseille in brcitaussponncnen Artikeln enthu siastisch zu begrüßen. Im Anschluß an die englischen und französischen Kommentare wird unter Hinweis auf die an geblich gelungene Lösung der englischen Wehrfrage gesagt, daß nunmehr die a l s b a l d i g e B e s i e g u n g D e u t s ch- lands sicher sei. Deutsche Vergeltungsmaßnahmen. 5 Eisenbahnwagen- ladnngen mit Paketen für Kriegsgefangene aus Frankreich mit 4 000 Sendungen für die Franzosenlagcr Holz- winden und Ohrdrufs sind ans Frankfurt nach hier zurück- gegangen. Die Zurückweisung ist, wie der schweizerischen Oberpostdirektion aus Berlin mitgeteilt wurde, als Re pressalie gegen die Behandlung der deutschen Kriegs gefangenen in Afrika erfolgt, die auch jetzt noch von jeder Postverbindung mit der Heimat abgeschnitten sind. Vom russischen Kriegsschauplatz An der bcßarabischcn Grcnzfront dauert die relative Ruhe an. Zeitweise ist stärkeres Gcschützfeuer hörbar. Die österreichische Artillerie hatte einige glänzende Treffer auf- znweisen, durch die mehrere Male die russischen Truppen bewegungen verhindert wurden. Die Russen versuchen, ihre Stellungen zu befestigen, werden aber durch die öster reichische Artillerie daran gehindert. Mit dem Zarenbesuch in Chotin scheinen die russischen Truppcnverschiebungen an der bcßarabischcn Front zu Ende zu sein. Vom Balkan-Kriegsschauplatz Die griechische Negierung hat den Athener Vertretern des Vierverbandes einen heftigen Einspruch gegen die Sperrung der Sudaibai auf Kreta zugchcn lassen. Der Einspruch ist in einem sehr scharfen Tone gehalten. Tic ersten 2000 Serben sind auf dem Seewege in Salo niki gelandet. Die Ueberfllhrung mit der Bahn wurde wegen des griechischen Widerstandes aufgegebcn. Weiter sind in Saloniki neue französische und englische Truppen gelandet. Auch in Kawalla trifft der Vierver- band Landungsvorbcreitungcn. 40 Mitglieder der serbischen Skupschtina haben den Kronprinzen Alexander ersucht, die Körperschaft zu Frie denszwecken einzuberufen. Sic wollen gern über die Schweiz nach Serbien zurückkchren. Le Drapeur ist der Titel einer Vierverbandszcitung, die jetzt in Athen herauskommt. Einen Schurkenstreich leisteten sich die Italiener in Nordepirus. Sie luden eine griechische Offizierpatrouille ein, über die Grenze zu kommen und verhafteten sie dann. Griechenland erhob dagegen scharfen Einspruch. In Elbassan wurde ein Aufruf des Prinzen zu Wied verlesen, der die Albanier zum Eintritt zur österreichisch ungarischen Armee auffordert. Vom türkischen Kriegsschauplatz Im türkischen Kriegsbericht heißt es: „An der Jrakfront büßte der Feind in der Schlacht von Beitissa, die am 17. April auf dem rechten Ufer des Tigris, nicht auf dem linken, wie irrtümlich im gestrigen Bericht gemeldet war, geliefert wurde, und die mit einer Niederlage des Feindes endete, über 4000 Mann an Toten und Verwundeten ein, sowie 14 Maschinengewehre, einen Major, zwei Offiziere und einige Soldaten, die er in unseren Händen zurückließ." Großfürst Nikolai am Ende seines Vormarsches? Ter Pariser „Tenips" stellt fest, daß die Russen die Garnison von Trapezunt nicht haben gefangennehmen können. Die Türken hätten den Platz freiwillig geräumt. Es sei auch nicht wahrscheinlich, daß die Armee des Großfürsten Nikolai Nikolajewitsch über die Linie Trapezunt—Erzindjan— Diarbekir in westlicher Richtung hinausgehen werde. Sie würde dann in die sehr schwierige Gegend um Sivas ge raten. Man müsse also annehmen, daß sie sich darauf be schränken werde, die Türken auf der anatolischen Hochebene fcstzuhalten, und daß sie ihre Aktion südwärts, dem Laufe des Tigris und des Euphrat folgend, richten werde. Vom Seekrieg 43 dänische Schisse im Werte von IIR/. Millionen Kronen sind im Laufe des Krieges untergegangen. An englischen Schiffen sind in der mit dem 13. April abgeschlossenen Woche 20 000 Tonnen Schiffsraum mehr vernichtet worden, als in 3 Monaten auf allen englischen Werften hergestellt werden können. Der holländische Dampfer „Sabbia" ist in der Nord see durch eine Entladung untergegangen. Der holländische Dampfer „Lvdewijk von Nassau" ist, wie jetzt durch den Kapitän festgestellt wurde, auf eine Mine gestoßen. Der norwegische Dampfer „Znd" ist bei Daunts-Nock gesunken. Die Mannschaft ist hier eingetroffcn. Der norwegische Dampfer „And" ist bei Daunts-Nock gesunken. Tie französische Bark „Ehanaral" (2423 Tonnen) ist am Sonnabend morgen torpediert worden; die Mannschaft wurde gerettet. Ter Kapitän und 10 Mann des Dampfers „Fcliciana" (4277 Tonnen) wurden durch einen Dampfer aufgenommen. Nach dem Nest der Mannschaft wird gesucht. Die „Feli- ciana" ist vollkommen verloren. Ter italienische Dampfer „Jozsrf Agost Föhcrezeg" (?) wurde von einem Unterseeboot versenkt. Die Besatzung ist gerettet. Der Dampfer „Parisiana" ist gesunken. Die Mann schaft ist gerettet. In Lloyds Register findet sich nur ekn Dampfer „Parisian" (5395 Brnttoregistertonnen) vor. Der dänische Dampfer „Svend", der mit Gruben hölzern von Halmstadt nach Westhartlepool unterwegs war, ist gestern mit einem englischen Kriegsschiffe zusammen gestoßen, das einem südwärts gehenden Geschwader ange- hörtc. „Svend" erlitt ein Leck unter der Wasserlinie und ist gestern abend hier angekommcn. Deutsches Reich — Der Kaiser hat an die Witwe des verstorbenen Genc- ralfeldmarschalls v. d. Goltz-Pascha ein herzliches Beileids telegramm gesandt, ebenso der Vize-Generalissimus der tür kischen Streitkräfte zu Wasser und zu Lande, Enver-Pascha. — Der Kaiser bei den evangelischen Feldgeistlichen. In diesen Tagen fand im Großen Hauptquartier unter dem Vorsitz des Feldoberpfarrcrs des Westheeres, Geheimen Konsistorialrates 14. Goens, eine Konferenz der evan gelischen Feldgeistlichen statt. Es waren die Referenten aller Korps der gesamten Westfront von den Vogesen bis zur Nordsee erschienen. Während der Verhandlungen ek- schien der Kaiser und wies in einer längeren An sprache auf die große Bedeutung der religiösen Pflege der im Felde stehenden Krieger hin. Darauf ließ sich der Kaiser einige Feldgeistliche vorstellen, darunter zwei, die mit dem Eisernen Kreuz 1. Klasse ausgezeichnet waren. Feldoberpfarrer 14. Goens dankte dem Kaiser für sein Er scheinen, und die Feldgeistlichen stimmten begeistert in das Hurra auf den obersten Kriegsherrn ein. — Düs Wandergewerbe im Königreich Sachsen hat im Verlaufe des Krieges einen beträchtlichen Rückgang zu ver zeichnen. Während ini Jahre 1914 7442 Wandergewerbe scheine überhaupt erteilt wurden, sank diese Zahl im ver gangenen Jahre auf 6071. Ausgedehnt wurden 1914 1100 Wandergewerbescheine, 1915 nur 250. Auf Grund von Paragraph 55, 1 bis 3 der Gewerbeordnung wurden erteilt an Inländer 1914 8519, 1915 5448 Scheine, an Ausländer 623 bezw. 443 Scheine. — Der Kricgsausschuß für Kaffee, Tee und deren Er satzmittel G. m. b. H. macht bekannt, daß vom Tee dem nächst ein Quantum freigegebcn wird. Es dürfen dann im Kleinverkauf an einzelne Käufer nicht mehr als 125 Gramm verabfolgt werden. Für guten Verbrauchstee darf der Preis für das Pfund (500 Gramm) 4 Mk. 60 Pf. für lose Ware und 6 Mk. für gepackte Ware nicht überschreiten.