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I > —, B,zug«s»ret«i «u»gab« X mit Beilage viprteltühritch 2,1« ^ Dresden und ganz Deutschland frei HauS 2,8» X: in Oesterreich X- ««»gäbe v biertelickhrlich 1.8« In Druden und ganz Deutschland stet HauS 2,2» tn Oesterreich 4,07 X. - Einzel-Nummer 1« 4. NachiutÜ^Ssluiäe«^ ^ llk'Eung regelmäßig tn den ersten —T- Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit «nit Unterhaltungsbeilage Die illustrierte Zeit > «„zeigen, ^ Annahme von SeschltftSanzetgcn dt» 1« Uhr. von FamINen- anzctgen bis 1» Uhr. Prpis für die Peiit-Spaltzeiie 2« tm Rcklamcteil «0 s. gilt undeutlich geschriebene, sowie durch Fernsprecher aul- gegebene Anzeigen können wir die Verantwortlichkeit fm die Richtigkeit de» Textes nicht übernehmen. Redaktions-Sprechstunde: 1« bis 11 Uhr vormittag». Für Rückgabe einaesandter Echrifisl. macht sich die Redaktion nicht verbindlich: Sitickjendung erfolgt, weim Rückporto bet- gesügi ist. Bricsltchcn Anfragen isl Antwort Sport« beizusügen. I Nr. 2L6 1 Mittwoch den 13. Oktober 1915 Fernsprecher 2186« 14, Jahrg. Bulgarien gegen Serbien Bulgarien beginnt den Kampf Kurz und bündig meldet der Telegraph, daß das bul garische Heer die serbische Grenze überschritten und das serbische Heer angegriffen habe. Es geht also los zwischen Bulgarien und Serbien. Ein alter Zwist wird da ausge tragen, bei dem hoffentlich Bulgarien Sieger bleibt. Eine amtliche Meldung über die erfolgte Kriegserklärung liegt im Augenblick noch nicht vor. Es ist daher nicht ausge schlossen, daß die Feindseligkeiten ohne Kriegserklärung iliren Anfang genommen haben. In diesem Weltringen ist eben alles möglich. Jedenfalls haben sich die Dinge zwischen de» beiden Staaten in den letzten Tagen so zugespitzt, daß der blutige Austrng der Fehde nicht zu vermeiden war. Ter Bierverband hat mit dem Eintritt Bulgariens in den Krieg einen Freund weniger. Er war überrascht, als Bulgarien auf das englisch-russische Liebeswcrben nicht anbitz und er wird jetzt noch mehr überrascht und unangenehm berührt «ein von dem Donner der bulgarischen Kanonen. Serbien kommt durch den zweiseitigen Angriff etwas ins Gedränge. Es bat seine Kräfte zu verteilen, und wenn es nun von beiden Seiten Keile bekommt, so wirkt das doppelt folgen schwer. Jedenfalls läßt die aktive Beteiligung Bulgariens uns erkennen, daß die diplomatischen Künste des Vierver- bondes auf dem Balkan keinen Erfolg gehabt haben. Bul garien hat mit klarem Blick erkannt, auf welcher Seite nur leere Versprechungen und auf welcher Seite Vorteile geboten werden. Wenn ein Balkanstaat nicht jede Selbständigkeit anfgeben will, so kann er sich nicht auf die Seite unserer Feinde stellen. Es hieße für einen der dortigen Staaten direkt Selbstmord begehen, wenn er sich in die Arme des Vierverbandes stürzen würde. Das wird Serbien jetzt zur Genüge erfahren. So erfreulich das bulgarische Eingreifen ist, so wichtig ist setzt die Frage, was wird Griechenland tun. Tie Politik Venizelos' ging ans eine direkte Unterstützung des Vierverbandes hinaus. Ter gewesene Ministerpräsident hat nicht nur die Landungen in Saloniki gestattet, son dern er steht auch im Verdacht, sie angeregt zn haben, damit das Fiel der griechischen Kriegsbeteilignng schnell erreicht würde. Venizelos stürzte über den festen Willen des Königs, der gegen die Kriegsbeteilignng, aber für eine be waffnete Neutralität ist. Dabei wird es allem Anschein nach auch bleiben. Die großen Töne, die Venizelos am Montag in der Kammer gegen Bulgarien geredet hat, haben bisher keine Aussicht, Taten im Gefolge zn sehen. Die Politik des Königs hat an Boden gewonnen, und wir wüßten wirklich nicht, warum ein großes Bulgarien eine Gefahr für Griechenland bilden soll. Im Gegenteil, eine Menge Kleinstaaten mit ihren zahllosen Sonderwünschen sind eine stete Quelle für Beunruhigungen aller Art. Größere Staaten, die sich unter dem besonderen Schutze der Mittelmächte befinden, werden sich gegenseitig stützen, aber nicht befehden. Darum steht Griechenland vor der wich tigsten Frage der Zukunft. Soll cs den Durchzug der französisch-englischen Truppen verhindern oder nicht. Wird der Durchzug verhindert, so hat nicht nur Bulgarien eine leichte Arbeit, sondern Griechenland beweist auch die wahre Neutralität. Wird der Durchzug aber gestattet, so ändert das zwar an dem Enderfolg nichts, dagegen stellt cs Griechenland im Gegensatz zn den Siegern und es wird an den Folgen schwer zu tragen haben. Der Eintritt Bul gariens in den Kampf und die Frage der Haltung Griechen lands sind daher nicht voneinander zu trennen. Es sind zwei Vorgänge, die zusammen behandelt werden müssen. Möge Griechenland im jetzigen kritischen Augenblick er kennen, was ihm zum Heile dient, dann wird es Bulgarien leichter, den unangenehmen Störenfried Serbien im Verein mit uns zu Boden zu ringen. X Ausere Unterseeboote Zuverlässige Nachrichten lassen erkennen, daß unsere Unterseeboote in den letzten Wochen im Mittelmeer be sonders erfolgreiche Arbeit geleistet haben. Von Mitte September an sind etwa ein Dutzend große Dampfer versenkt worden. Darunter mehrere große Truppentransportdampfer mit Truppen an Bord. Ein Erfolg, der seine besondere Einwirkung aus die Absichten der Entente nicht verfehlen wird, wurde in den letzten Tagen durch die Versenkung der „Arabia" erzielt. „Arabia" ist ein großes Truppentransportschiff von 8000 Tonnen und 18 Seemeilen Geschwindigkeit. Es fiel beim Cap Matapan an der Südspitze des griechischen Festlandes unseren Untcrsee- booten zum Opfer. Von weiteren Erfolgen sind die folgenden bemerkens wert: M NM » W Dcr crstc Angriff der Bulgaren Ni sch, 12. Oktober. Tic „Agencc Havas" meldet: Tie Bulgaren haben uns ans der Front von Knjazelvac an gegriffen. Tic Kämpfe in der Champagne Berl i n , 13. Oktober. In einem Sonderbericht der „Nordd. Allgem. Ztg." heißt es: Die Tätigkeit der fran zösischen schwersten Artillerie und dcr Flieger an der Cham- pagnefront deute aus weitere O f f e n s i v a b s ich t e n des Feindes hin. Die durch die Kämpfe entstehenden starken Frontausbnchtungen ermöglichen beiderseits heftiges Flankenfeuer. Kriegserklärung von Bulgarien an Serbien Zur Meldung eines Züricher Blattes, daß Bul - garien an Serbien die Kriegserklärung am 11. Oktober habe abgehen lassen, bemerkt die „Voss. Ztg.", daß sie zweifellos verfrüht sei, daß aber die Beziclmngen sich so verschärft hätten, daß der bewaffnete Konflikt als un vermeidlich bevorstehend erscheinen müsse. (Die Kriegs erklärung ist Wohl mittlerweile erfolgt, denn der Kampf hat bereits begonnen.) Tic Nicsenvcrlnstc dcr Serben Nach zuverlässigen Berichten der „Franks. Ztg." haben die Serben bereits nngchenere Verluste erlitten. Ans der Zigenncrinsel allein seien 600 Serben beerdigt worden. Tie Belgrader Spitäler seien überfüllt. Znm 50. Ticnstjnbilüum des Generalobersten v. Kluck heben die Morgenblätter den Ruhm und die Volkstümlich keit des hervorragenden Taktikers hervor. Die „Germania" weist daraus hin, daß Generaloberst v. Kluck von der bei Besichtigung eines vorderen Schützengrabens erhaltenen Verwundung wieder völlig genesen ist. Artillcricducll im Westen Dem „Lokalanzciger" wird von einem lebhaften Artilleriednell zwischen den Höhen 196 und 199 berichtet. Die Kämpfe in Wolhynien In einem Sonderbcricht des „Verl. Tagebl." ans Wol hynien wird zum Ausdruck gebracht, daß die Besprechungen unter den Ententeführern zweifellos das planmäßige Ein halten der feindlichen Unternehmungen gefördert hätten. Nachdem nun die beiden Offensiven in Ost und West ohne Wirkung geblieben seien, flammen die Känrpfe auf 500 Kilo meter Front von der rumänischen Grenze an wieder auf. Die Menge der feindlichen Munition sei bei der letzten Offensive schon ausgefallen, doch seien die Etappen der Ver bündeten in diesem schwierigen Gelände nunmehr sicher ge stellt und die Unterstände ausgezeichnet ausgebaut, sodaß eine Gewähr vorhanden sei für das Scheitern der zweiten Offensive Iwanows. 6000 Granate» auf Belgrad Aus Athen wird gemeldet: 6000 deutsche und öster reichische Granaten fielen auf Belgrad. Mehrere Stadt teile seien zerstört. Die Telegraphen- und Telephonverbin dung Belgrad—Nisch ist abgeschnittcn. Von Nisch werden die Negierungsarchivc bereits nach Pristina geschasst. Bevorstehender Besuch Kaiser Wilhelms in Schönbrunn Wien, 12. Oktober. Wie man dem „Neuen Wiener Tagblatt" mitteilt, dürfte Kaiser Wilhelm demnächst zum Besuch des Kaisers Franz Joseph in Schönbrunn eintreffen. Im Schönbrunner Schlosse werden die Fremdenzimmer zur Aufnahme des kaiserlichen Gastes in Bereitschaft ge halten. , Transporter „Namazan" mit 500 indischen Truppen wurde am 18. September versenkt. Dann die englischen Schiffe: „Patagonia,,, 3000 Brutto ° Registertonnen am 15. September: „Linkmoor", 1000 Brutto - Registertonnen, am 20. September; „Eyrene", 3000 Brntto-Negistertonnen, am 1. Ok tober. Von französischen Schiffen wurden versenkt: Hilfskreuzer „Indien" von 800 Brntto-Negistertonnen: Dampfer „L'Aude" von 3000 Tonnen: Dampfer „Ville de Mostaganem" von 2650 Tonnen: Dampfer „Provincia" von 3000 Tonnen am 1. Oktober; Dampfer „Navittailleur" von 3000 Tonnen und viele andere. Alle Oiegenmaßregeln unserer Feinde haben bisher nicht vermocht, diese Verluste anfzuhalten. Im Gegenteil: Eine aufmerksame Beobachtung zeigt, daß gerade in den letzten Wochen eine sehr erfreuliche Steigerung in der Tätigkeit unserer Unterseeboote im Mittelmeer zu verzeichnen ist. Es steht zu hoffen, daß unter diesen Umständen auch die jüngsten Absichten unserer Gegner in Bezug auf eine Trnppcnlandnng großen Stils in Saloniki ans das Wirk samste bekämpft werden wird. Auf der Rückkehr von einem Aufklärungsflng über den Rigaischen Meerbusen am 12. September vormittags, etwa 20 Seemeilen nordwestlich Dünamünde, sichtete eines unserer Flugzeuge ans 1500 Meter Höhe einen Zweimastschoner, dcr mit Kurs auf Düuamünde von einem kleinen Schlepper geschleppt wurde. Um das anscheinend feindliche Schiff zu versenken, ging der Führer im Gleitflng auf 100 Meter herunter, umkreiste den Schleppzug und ließ von dem Beobachter durch Schüsse die Besatzung des Schleppers so weit cinschüchtern, daß alle Mann an Deck kamen und die Hände hochhielten, sodaß ans diese Weise die Gefahr eines Rammversnches ansgcschaltet wurde. Das Schiff war der russische Schoner „Jla". Die Besatzung des Seglers wurde veranlaßt, ihr Rettungsboot zn besteigen und beim Flug zeug, das inzwischen aufs Wasser niedergegangen war, längSseit zu gehen. Ter Beobachter fuhr mit diesem Boot ans den Schlepper hinüber, übernahm dort das Kommando und ging beim Schoner längsseit zwecks Untersuchung. Tie Ladung be stand aus etwa 80—100 Tonnen Eisen und Kohlen fiir Riga. Nachdem der Besatzung Zeit gegeben war, mit ihren Habseligkeiten auf den Schlepper überzusteigen, schlug der Beobachter den Boden des Fahrzeuges leck und versenkte dadurch das Schiff. Dcr Schlepper W irde freigegcbcn, da cs gefährlich wurde, das Flugzeug noch länger dem See gang anSznsetzen und daher setzte das Flugzeug seinen Rück weg fort. Diese Unternehmung ist Wohl der erste Fall einer Aufbringung eine? Handelsdampfers durch ein Flugzeug. Graf Waldersee über dea Iukunftskrieg Im „Lok.-Anz." erzählt E. A. Graf Kos Poth von einem Besuche des Ehefs des Generalstabes Grafen Walder- see im Herbst Ende der 80er Jahre, der sich damals in der Gegend von Oels auf einer Generalstabsrcise befand. In der Begleitung des Generals waren drei Herren, die heute noch leben, damals Hauptleutc im Generalstabe: Haupt mann Freih. v. Hoiningen gen. Huene, bei Ausbruch des Krieges Kommandierender General des 11. Armeekorps, Hanptmnnn v. Fabeck, bei Ausbruch des Krieges Komman dierender General des 13. (Württembergischen) Armeekorps, und Graf Kaspar Korst gen. Schmising-Kerssenbrock, da mals Hauptmann im Generalstab der 2. Garde-Jnfanterie- Division, jetzt Major a. D. auf Schurgast (Schlesien). „Nach eingenommenem Kaffee, so erzählt Graf Kos- poth, machten die Herren dcr Begleitung einen Spazier gang durch den Garten, und ich blieb mit Waldersee allein in meinem Arbeitszimmer zurück. Ich erzählte ihm, daß in diesenr Zimmer Ende der 20cr Jahre Feldmarschall Moltke sechs Monate als Leutnant gewohnt habe, als er die Meß- platte des Kreises Oels als Topograph anfertigte. In seinen nach seinem Tode erschienenen Briefen erwähnt er diese Zeit mit großer Genugtuung, und in einem Band be findet sich auch eine Zeichnung meines Wohnhauses, von dem großen Strategen selbst gezeichnet. Dadurch kamen wir auf den Krieg 1870 zu sprechen, und schließlich fragte ich Waldersee, wie er wohl glaubte, daß ein späterer Krieg geführt werden würde. Waldersee antwortete mir: Mein lieber Freund, das ist kein freundliches Bild, das ich da vor Ihnen aufrollen soll. Der Zukunstskricg wird dem, den wir gegen Frankreich geführt haben, wenig ähneln.