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L»o doston Lnfn>8Lt>cMA8-6or>i)0r>8 ^4 pfunci 18 unci 20 ^ksriniZs, unontdodrllod aus sioison untt ^usslüxon, orlialton 8!o do!: <äer!i>ig 8< stocßstrost, Dcesäen. dllsclorla^oli In a»on Ltactttollon. ltül Peter Reichensperger. der Begründer des Zentrums. Z'tm 28 Mai, seinem 110. Geburislaze. Ban I. Mauriaux. (Nachdruck verboten.) Peter Reichensperger war am 28. Mai 1810 anl sonnigen Rhein, im „heiteren" Coblenz geboren. Sein Name kann eigentlich von dem des zwei Jahre älteren Bruders August ebensowenig getrennt werden in der Lebensgeschichte des jüngeren wie die Gebrüder Reichens perger im Leben und im öffentlichen Wirken getrennt waren. Peter Reichensperger studierte in Bonn und Heidel berg die Rechte. Seine juristische Karriere führte ihn i s Jahre 1836 als Landgerichtsassessor nach Coblenz, von di nach Elberfeld, im Jahre 1813 als Landgerichtsrat wieder zurück nach Coblenz, 1850 als Appellationsrat nach Köln, 1859 als Obertribunalrat nach Berlin, wo er sich dauernd niederlicß, um erst 1879 nach Aufhebung des Obertribunals und Errichtung des Reichsgerichtes in den Ruhestand zu treten. Daß er ein ganz ausgezeichneter Jurist war, be weist nicht nur das Aufsteigen in seiner Berufslaufbahn, sondern das bezeugen auch seine Schriften und seine ganze öffentliche parlamentarische Tätigkeit, besonders seine stets mit juristischer Schärfe abgefaßten klassischen Reden. Seine politische Tätigkeit begann Peter Reichensperger in dem sturmbewcgten Nevolutionsjahre 1818, da ihn der Wahlkreis Geldern als Abgeordneten in die preußische Nationalversammlung wählte, während sein Bruder August im Frankfurter Parlamente tätig war. In Frank furt hatten sich schon damals die katholischen Mitglieder zu einem Klub vereinigt, dessen Vorsitzende v. Radowitz und August Reichensperger waren. Was diese Männer für das ganze Deutschland im Interesse der Katholiken erstrebten, freilich vergeblich, suchten die wenigen katholischen Abge- ordneten in der preußischen Nationalversammlung auch ihrerseits zu verfechten. An ihrer Spitze stand schon da mals Peter Reichensperger, und als im Jahre 1819 auS den Neuwahlen die katholischen Abgeordneten zahlreicher hervorgingen, da gelang es zwar nicht, sie zu einer Fraktion zu einigen, aber auch so hielten sie in Rat uird Tat und auch zu gemeinsamer Erholung treu zusammen. Sie bildeten nicht selten das Zünglein an der Wage zwischen den beiden damals sich bekämpfenden Parteien, der konservativen und her liberalen, und ihnen gelang es, bei 5cr Abänderung der ersten Verfassung Preußens den Katholiken einen Teil jener Rechte zu sichern, die für ganz Deutschland zu er kämpfen der katholische Klub des Frankfurter Parlamentes sich umsonst bemüht hatte. In jener Zelt galt Peter Reichensperger als ein „Libe- raler" und änch späterhin hat man ihn oft als einen solchen bezeichnet und damit verdächtigen wollen. Allein damals hatte das Wort „liberal" eine ganz andere Bedeutung als in der späteren Kulturkampfszeit und auch in unseren Tagen, damals hatte es einen guten Klang. „Liberal" heißt ja auch wörtlich nichts anderes als freiheitlich gesinnt und Freiheit war das Ideal jener Volksbewegung in den vierziger und fünfziger Jahren. „Liberal" war also da mals jeder, der an die Stelle der absoluten Monarchie und des sogenannten „Polizeistaates" die durch die Verfassung gemäßigte Monarchie, in der auch das Volk Einfluß auf die Gesetzgebung und Verwaltung hat, setzen wollte. In einem solchen Staate hofften auch die Katholiken eher zu ihren kirchlichen Rechten und Freiheiten zu gelangen und darum schloß sich auch ein Peter Reichensperger diesen echt libe ralen Bestrebungen an. Schutz allen Rechtes wünschte er, er war aber weit davon entfernt, ein „Revolutionär" oder ein sogenannter „Radikaler" zu sein, die den Umsturz der bestehenden Ordnung und der zu Recht bestehenden Ver hältnisse erstrebten. In diesem Sinne war und blieb Reichensperger ein echter „Liberaler". Demgemäß schloß er sich auch in dem Erfurter Parlamente mit den 11 „ultra montanen" Genossen derjenigen Partei an, die ein „Groß- Deutschland" ersehnten und verlangten, er trat an die Seite seines Bruders August, eines v. Mallinckrodt, eines Dr. Buß, Rohden nsw. Sein Ziel und Begehren aber war schon damals die Bildung einer eigenen katholischen Fraktion im preußischen Abgcordnetenhanse, zumal als durch die missions- und jesuitenfeindlichcn Erlasse des Kultusministers v. Raumer eine tiefe Erregung in das katholische Volk getragen würde, infolge deren bei den Neuwahlen eine überraschend große Zahl katholischer Männer ins preußische Abgeordnetenhaus entsandt wurde. Er erreichte auch diese seine längstgehegte Absicht. Am 30. November.1852 trat die katholische Frak tion ins Leben, 63 Mann stark, an ihrer Spitze Peter und August Reichensperger. Aus derselben ist bekanntlich das Zentrum hervorgegangen. Peter Reichensperger ist also mit seinem Bruder der eigentliche Begründer des Zen trums. Ihm blieb er treu als Mitglied und Führer bis zu seinem Tode. In ihm und mit ihm nahm er teil an den Leiden wie auch an den großen Erfolgen der Zentrums partei. In der Konfliktszeit, in der die liberale Fort schrittspartei im Kampfe mit der Regierung stand und namentlich die ohne Genehmigung des Budgets durch den Landtag erfolgte Heercsorganisation aufs maßloseste an- griff, suchte Peter Reichensperger einen gerechten Ausgleich zu ermöglichen, obwohl auch er im wesentlichen für die Aufrechterhaltung der verfassungsmäßigen Rechte des Landtages eintrat. Trotzdem hielt ihn sein Wahlkreis Geldern sonderbarerweise nicht für regierungsfreundlich ge nug und wählte sich einen anderen Vertreter. Statt dessen erkoren ihn die westfälischen Kreise Olpe und Meschede zu ihrem Vertreter und blieben ihm treu bis zu seinem Lebensende. Als solcher erwirkte er sowohl im preußischen Abgeord netenhause als auch nach dem Kriege gegen Oesterreich im Jahre 1866 im norddeutschen Reichstage unermüdlich im Kampfe um das gute Recht, wo immer er es fand. Unver gessen sind die begeisterten Worte, mit denen er im nord deutschen Reichstage beim Ausbruche des französischen Krieges die Hoffnung aussprach, daß ans demselben ein geeinigtes deutsches Reich hervorgehen werde. Und als sein Hoffen in Erfüllung gegangen, das neue deutsche Reich erstanden war, da begrüßte er es mit bewegten Worten wahrer Freude. Sofort stellte er sich auf den Boden der neuen Verhältnisse und suchte da dem Volke und namentlich den Katholiken Deutschlands Recht und Freiheit zu sichern. Leider stiegen gleich an der Wiege des neuen deutschen Reiches die Wolken des nahenden Kulturkampfes empor, nachdem schon vorher der Moabiter Klostersturm und die daran sich knüpfende Petitionsbewegung gegen die Klöster gleichsam das Wetterleuchten dargestellt hatten. Da war cs Peter Reichensperger, der den Anstoß zur Bildung des Zentrums im preußischen Landtage gegeben in einem Ar tikel nämlich, den die „Kölnische Volksztg." am 11. Juni 1870 veröffentlichte. In diesem Artikel entwickelte er sozu sagen das erste Programm der Zentrumspartei, das im wesentlichen mit dem späteren maßgebenden Zentrums- Programme übereinstimmte. Auf Grund desselben forderte er zur Wahl gleichgesinnter katholischer Männer auf. Die Gewählten traten bei Eröffnung des Landtages zur neuen preußischen Zentrumsfraktion zusammen. Wiederum war cs Peter Reichensperger, der zu Anfang des Jahres 1871 mit an der Spitze des Aufrufes stand, den die Mitglieder des Landtagszentrums veröffentlichten, um zur Wahl katholischer Männer anzufeuern, welche auch im neuen deutschen Reichstage eine geschlossene Zentrumsfraktion bilden sollten. Der Ausruf hatte einen glänzenden Erfolg und Reichensperger war von da ab stets Vorstandsmitglied, Redner und einer der Führer auch des Zentrums im Reichstage, - > ' - i ; - - " — Peter Reichensperger war ein frommer, Gott liebender und ihn in der Kirche treu dienender Mann. In einer Zeit, in der es der Charaktere, der echt männlichen Cha raktere so wenige gibt, konnte das Zentrum mit gerechten! Stolze auf seinen Peter Reichensperger Hinweisen. Er war ein Charakter, er war ein ganzer Mann. Er besaß in hervorragender Weise jene Tugend, die die Griechen die „einem Manne besonders geziemende Tugend" nannten, die Besonnenheit, er besaß in hervorragender Weise die Tugend, die der Heiland selbst als die einen Christen bc- zeichnende Tugend nennt, die Selbstbeherrschung, die Selbstverleugnung. Daß der Mann von solcher echt christ- lichen Gesinnung auch von Vaterlandsliebe dnrchglüht war, versteht sich von selbst. Die Beweise für seine begeisterte Liebe für Kaiser und Reich sind unvergessen und sollen es auch bleiben. Er verstand eben das Gebot: „Gebet dem Kaiser, was des Kaisers, und Gott, was Gottes ist." Peter Reichensperger aber flößte Achtung ein nicht nur durch die Makellosigkeit und edle Größe seines festen Charakters, sondern auch durch ein reiches Wissen und seine gediegene Durchbildung. Davon legen Zeugnis ab seine ganze Lauf bahn, eine jede seiner Reden, alle seine Schriften, alle Nachrufe nach seinem Tode, die seinen „kenntnisreichen" Geist priesen und auch hinwiesen auf seinen ausgeprägten edlen Kunstsinn. Peter Reichensperger lebte in glücklicher Ehe, mußte aber seine Frau und ebenso seine Kinder bis auf eine Tochter zum Grabe begleiten. Je kleiner dadurch der Kreis seiner Angehörigen wurde, desto enger schlossen sich die Ueberlebenden an ihn an, desto inniger, desto zarter wurde ihre gegenseitige Liebe, als wollten sie dadurch den Verlust, den der Tod herbeigeführt hatte, ersetzen. „Wie gelebt, so gestorben" kann man auch mit vollem Rechte von Peter Reichensperger sagen. Mehrere Monate schon, bevor er hinübcrging ins bessere Jenseits, hatte sein Arzt ein schweres chronisches Leberleidcn bei ihm festge- stellt, was man ihm indes verheimlichte. Als er sich matt und immer matter zu fühlen begann, schrieb er es der Schwäche des Alters zu. Schon mehr denn einen Monat vor seinem Tode sprach er den Wunsch aus, die Heiligerl Sterbesakramente zu empfangen. Dem wurde auch ent sprochen und noch mehrmals stärkte er sich seitdem mit der« Brote des Lebens. Von da ab nahmen seine Kräfte all mählich immer mehr ab, allein sein Geist war klar und frisch bis zum 29. Dezember, zwei Tage vor seinem Hin scheiden. Seine größte, letzte Freude war, daß ihm der Heilige Vater als besonderes Zeichen seiner Liebe und Ver ehrung den Apostolischen Segen spendete. Am Abend deS letzten Tages im Jahre 1892 schlummerte er ohne Todes kampf wie ein Licht, das sanft ausgegangen, hinüber in die Ewigkeit. Am 3. Januar wurde die Leiche des Verewigten in schwerem eichenen Sarge, gefolgt von den Angehörigen, nach der St. Hedwigskirche in Berlin überführt. Dort wurde sie in der Mitte des weiten Rundbaues aufgebahrk und mit den vielen Kränzen und Blumenspenden geschmückt. Am 5. Januar wurde der Trauergottesdienst in dem irn Trauerschinncke prangenden Gotteshause gefeiert. Im Chor knieten links die Hinterbliebenen Angehörigen, rechts der Erzbischof von Gnesen und Posen Dr. v. Stablewski, der Armeebischof Aßmann und die gesamte Geistlichkeit Berlins. Unter der großen Zahl der Teilnehmer an der> kirchlichen Trauerfeier erblickte man Vertreter des Bundes rates, fast das gesamte Staatsministerium, den Ober präsidenten, den Präsidenten des Reichstages und zahlreiche Abgeordnete. Die katholischen Vereine Berlins waren mit ihren in Trauerflor gehüllten Fahnen erschienen, um dett Sarg standen die Vertreter der katholischen Studenten in Wichs. Erzbischof Dr. v. Stablewski nahm die Einsegnung der Leiche vor. Dann wurde sie im Trauerzuge zum kathol. Kirchhofe unter zahlreicher Beteiligung seiner Angehörigen« Verehrer und Freunde geleitet, woselbst ihr der letzte kirch liche Segen erteilt wurde. Hierauf ward der Sarg deü Erde übergeben. Die Trauer im katholischen Deutschland' über den Heimgang dieses verdienstvollen edlen Mannes war eine allgemeine und aufrichtige, denn alle fühlten! tief, was sie verloren hatten an ihm, der heute vor 100 Jahren das Licht der Welt erblickt hatte. Politische Rundschau. Dresden, den 27. Mai 1910. — DeS Kaisers Unterredung mit Pichou. Die Nordd. Allg. Ztg. schreibt: Die ausländische Presse beschäftigt sich mit einem Bericht des Matin. nach welchem der Kaiser in einer Unterredung mit dem Vertreter der französischen Negierung, Minister Pichon, in London von der Gründung einer europäischen Konföderation gesprochen haben soll. Nichtig ist, daß der Kaiser dem französischen Minister gegenüber seine Zuversicht in die Aufrechterhaltung deS europäischen Friedens und seinen festen Willen, alles, was an ihm liegt, dazu beizutragen, ausgesprochen hat. Der Gedanke, einen europäischen Staatenbund zu bilden, ist nicht Gegenstand des Gespräches gewesen und liegt dem Kaiser fern. Das preußische Abgeordnetenhaus erledigte am Mittwoch einige kleinere Vorlagen, wie das Gesetz betr. FeusrversicherungSanstaltei. durch Ueberweisung an eine besondere Kommission von 21 Mitgliedern und die dritte Lesung betr. Bewilligung von Staatsmitteln zur Verbesse rung der Wohnungsverhältnisse der staatlichen Arbeiter. DaS GertchtSkostengesetz, das eine Aendcrung bringt, wurde in zweiter Lesung beraten. — Am Freitag wird die Wahl rechtsvorlage in dritter Lesung beraten. Man kann hierauf sehr gespannt sein. — Beim preußischen Abgcordnetenhanse ging zur Wahlrechtsvorlage ein Zentrumsantrag ein. die Vorlage nach den Beschlüssen des Abgeordnetenhauses in allen Punkten wiederherzustellen. — Eine „Steuer auf Kultur" nennen liberale Blätter die Einführung von Eintrittsgeldern an vier Wochentagen für den Besuch der Münchener Museen. Die „Leipz. Neuest. Nachr." nennen es „neue Zentrumsstreiche"; sie fälschen auch den Bericht, indem sie nicht Mitteilen, daß nur an vier Tagen in der Woche Eintrittsgeld in den Galerien erhoben werden soll. Das Blatt erwähnt nicht, daß in Dresden sowohl als in Berlin eine solche „Steuer aus Kultur" besteht. So werden in Dresden in de.. König!. Gemäldegalerie an drei Tagen und im Grünen Gewölbe täglich Eintrittsgelder erhoben. — Der Regensburger Baucrntag am Monntag war vott 15 000 Bauern besucht. Über lOOParlamcntaricr nahmen an der Riesenversammlung im Regensburger Sternbräukeller teil. Der Gesamtverband der bayerischen Bauernvereine, welcher zum ersten Präsidenten den Abgeordneten Dr. Heim, als zweiten den Rcichsrat Dr. Freih. v. Aretin hat, zählt über 150 000 Mitglieder des Bauernstandes. Die Organi sation der Selbsthilfe, welche ihren Mittelpunkt in der Regensburger Zentralgenossenschaft und Bauernvereins- zentrale hat, befruchtet heute schon Len ganzen bayerischen Bauernstand, von ihr aus strömt die Selbsthilfe und wirt schaftliche Hebung beruflicher und materieller Art durch alle Glieder des großen Körpers des Bauernstandes. Durch diese Sammlung der Kräfte wird der Bauernstand ein ge wichtiger Faktor des öffentlichen Lebens. Die Regens, burger Tagung, die in den Reden der Abgeordneten Graß